Download - Strahlen des Lichts
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abgestimmt.<br />
„Die Meistersinger“ verkörpern einen<br />
zur Sommer-Sonnenwende gehörenden<br />
Gesang. Die beschriebenen<br />
Ereignisse treten in diesem viertätigen<br />
Intervall, einem jahreszeitlichen<br />
Wendepunkt, in Erscheinung.<br />
Es sind darin die feinsinnigsten<br />
Prüfungen und Versuchungen angezeigt<br />
- Hindernisse auf dem Weg<br />
<strong>des</strong> fortgeschrittenen Jüngers. Diese<br />
Prüfungen vollziehen sich nicht<br />
so sehr auf der gegenständlichen<br />
Ebene, sondern vielmehr auf dem<br />
persönlichem Wahrnehmungsvermögen<br />
<strong>des</strong> Einzuweihenden mit<br />
Blick auf die jeweilige Entwicklung<br />
von Unterscheidungsfähigkeit, Mitgefühl,<br />
Gehorsam und Verständnis.<br />
Der herrliche, wunderbare und triumphierende<br />
„Preisgesang“ verkündet<br />
die Erhöhung <strong>des</strong> siegreich<br />
Strebenden. In Wahrheit handelt es<br />
sich dabei um den Einweihungsgesang<br />
der Sommer-Sonnenwende.<br />
Der Ausdruck „Die Meistersinger“,<br />
den Wagner in seiner Oper gebraucht,<br />
bezeichnet Einen, der die<br />
Meisterschaft in der Einweihung<br />
durch Musik erlangt hat. In „TRIS-<br />
TAN und ISOLDE“ gibt dieser große<br />
musikalische Seher ganz bestimmte<br />
Anweisungen zur Vorbereitung für<br />
den vorgenannten Ritus der „Mystischen<br />
Hochzeit“, wie er dann in<br />
„Die Meistersingern“ geschildert<br />
wird.<br />
In der Ouvertüre zu dieser Oper<br />
werden die drei wichtigsten Themen<br />
eng mit der Sommer-Sonnenwende<br />
verbunden. Es sind dies die MEI-<br />
STER-CHÖRE, das LIEBES- und<br />
das FRÜHLINGSLIED.<br />
URIEL, das herrliche Himmelswesen,<br />
der Hüter der Sommer-Sonnenwende,<br />
ist als der Engel der Liebe<br />
bekannt und das Liebeslied ist seine<br />
musikalisch-mystische Schlüsselnote.<br />
Dieses erzengelhafte Wesen<br />
befindet sich stets in Begleitung von<br />
dem Engel der Schönheit, dem Engel<br />
der Vision und dem Engel der<br />
Wahrheit.<br />
Das Frühlingslied ist die musikalische<br />
Schlüsselnote für das Frühlings-Äquinoktium.<br />
Jetzt übernimmt<br />
RAPHAEL die Schirmherrschaft für<br />
das daran anschließende Jahresviertel.<br />
Doch zur Zeit der Sommer-<br />
Sonnenwende übergibt dieser gesegnete<br />
Erzengel die Obhut über die<br />
Natur an URIEL, jenem erwähnten<br />
Erzengel der Sommermitte. In der<br />
Oper erklingt das Frühlingslied in<br />
RAPHAELS Schlüsselnote und hallt<br />
immer wieder als Echo zurück, bis<br />
es sich schließlich in der Unendlichkeit<br />
<strong>des</strong> kosmischen Alls aufzulösen<br />
scheint und das Liebeslied, das<br />
von URIEL ausströmt, diese Musik<br />
durchdringt. Es ist der kosmische<br />
Pulsschlag, den diese erwähnten<br />
vier mächtigen Wesenheiten (URI-<br />
EL, RAPHAEL, MICHAEL, GABRI-<br />
EL) hervorrufen und so die Natur<br />
in ihrem schöpferischen Wachstum<br />
und Gedeihen mit Leben erfüllen.<br />
Sie sind die verantwortlichen Regenten<br />
der Vier Heiligen Jahreszeiten.<br />
Die Eröffnungsszene in „Die Meistersinger“<br />
spielt in der majestätischen<br />
Kathedrale von St. Katharina.<br />
Der Chor singt die wundervollen<br />
Takte eines Sankt Johannes-Chorals.<br />
Zu Zeiten der ersten Christenheit<br />
waren die Festlichkeiten der<br />
Sommer-Sonnenwende Johannes,<br />
dem Täufer, gewidmet, verherrlicht<br />
durch die Christusworte:<br />
„Unter denen, die von Frauen geboren<br />
wurden, ist kein Größerer erschienen<br />
als Johannes der Täufer“.<br />
Und diese Sankt Johannes-Musik<br />
bildet den geeigneten, ja geradezu<br />
prä<strong>des</strong>tinierten Hintergrund zu<br />
vielen Themen der Oper - von der<br />
Eingangs- bis hin zur Schlussszene.<br />
In der Kathedrale steht der junge<br />
Ritter Walter – ein Symbol <strong>des</strong> für<br />
den Ritus der „Mystischen Hochzeit“<br />
erwählten Strebenden – angezogen<br />
von dem lieblichen jungfräulichen<br />
Mädchen Eva – stellvertretend für<br />
seine Höhere Natur – sein Höheres<br />
Selbst.<br />
Denn nur in Verbindung <strong>des</strong> Menschen<br />
mit seinem geistigen Gegenpart<br />
kann dieser Heilige Ritus<br />
durchgeführt werden.<br />
Walter, der strebende Schüler,<br />
muss ein selbst komponiertes<br />
Preislied singen, ehe er die Hand<br />
von Eva gewinnen kann und zur<br />
Meistergilde zugelassen wird. Als<br />
er sich auf diese hohe Ehre vorbereitet,<br />
wird Hans Sachs*, der<br />
Führer der Meistersinger, sein geistiger<br />
Lehrer. Beckmesser, der Bösewicht<br />
in diesem Drama, steht für<br />
die niedere, noch nicht ausgereifte<br />
menschliche Natur. Sein musikalisches<br />
Thema ist voll <strong>des</strong> Missklanges,<br />
sein Auftritt erzeugt eine<br />
Atmosphäre von Disharmonie und<br />
Konfusion. Und all diese Attribute<br />
kennzeichnen auch die niedere Natur<br />
<strong>des</strong> Menschen, bis sich diese<br />
endgültig emporhebt und durch die<br />
Macht <strong>des</strong> geistigen Verstan<strong>des</strong><br />
umgewandelt wird.<br />
Im Vorgefühl <strong>des</strong> Sängerstreites<br />
unter Aufsicht von Hans Sachs werden<br />
Walter und Eva in das Hochzeitsgewand<br />
gekleidet – eine hellglänze<br />
Lichtaura. Ihre Weihe durch<br />
den Meisterlehrer findet unter der<br />
erhabensten Musik statt, die jemals<br />
in unserer Erdensphäre gehört<br />
wurde – eine wahrhaft himmlische<br />
Musik, die in längst vergangen<br />
Zeiten ausschließlich in den Einweihungstempeln<br />
erklang.<br />
Das Musikdrama erreicht seinen<br />
Höhepunkt während <strong>des</strong> Aktes,<br />
als Walter sein Preislied in der Gegenwart<br />
der von Freude erfüllten<br />
Festversammlung singt. Die ganze<br />
Szene wird noch mehr verherrlicht<br />
durch den Chor der Meistersinger<br />
und dem bezaubernden Liebeslied,<br />
begleitet von der Sankt Johannes-<br />
Musik. Walters Lied ist ein Ausströmen<br />
auf höchstem Niveau, ausgelöst<br />
durch die Erfahrung seiner<br />
Einweihung.<br />
Das in TANNHÄUSER für den As-<br />
2012-2 <strong>Strahlen</strong> <strong>des</strong> <strong>Lichts</strong> 7