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Ausarbeitung des Vortrages von Prof. Dr. B. Enders

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auf einem zu ergründenden Regelsystem beruhen: "Musica nihil aliud est quam<br />

ordinem scire." (Musik ist nichts anderes, als die Regel zu kennen.)<br />

Auch die zahlreichen, im 18.Jahrhundert beliebten, auch Haydn und Mozart<br />

zugeschriebenen Würfelmusikstücken zeugen <strong>von</strong> dem Wunsch, Musik<br />

gewissermaßen ohne menschliches Zutun hervorzubringen. Mozart wird ein<br />

„Musikalisches Würfelspiel“ (KV 294 d) zugeschrieben eine "Anleitung, Walzer oder<br />

Schleifer mit zwei Würfeln zu componieren ...". Dort sind in einer Tabelle 3/8-Takte<br />

im Klaviersatz aufgelistet, deren Auswahl durch die Augenzahl der geworfenen<br />

Würfel geschieht und hintereinander notiert, eine fertige Komposition ergeben. Wenn<br />

nun der Computer "würfelt", d. h. Zufallszahlen erzeugt, entsprechen den Zahlen<br />

Noten.<br />

Lejaren A. HILLER und Leonard ISAACSON übertrugen in den 50er Jahre <strong>des</strong> 19.<br />

Jh. die anhand <strong>von</strong> thermodynamisch gewonnenen Zustandsbeschreibungen<br />

chemischer Prozesse mittels informationstheoretischer Umsetzung, u.a. mit sog,.<br />

Markov-Ketten, einfach auf musikalische Strukturen; daneben dienten auch andere<br />

Regeln, die bei der Analyse historischer Stile auf informationstheoretischem Wege<br />

gefunden wurden als Grundlage für die komponierenden Programmroutinen. Als<br />

Resultat der Bemühungen entstand die berühmte 21-minütige ILLIAC-Suite, benannt<br />

nach dem Computersystem der Universität in Illinois. Es handelte sich um eine Suite<br />

für Streichquartett, bestimmt also für die Aufführung mit traditionellen Instrumenten,<br />

nicht etwa für eine elektronische Realisation, wie man meinen könnte.<br />

Natürlich müssen es keine Markov-Ketten sein, die den Kompositionsvorgang regeln,<br />

es wurden auch Versuche unternommen, Anwendungen der mathematischen Logik,<br />

z.B. der Boolschen Algebra (Verknüpfungsregeln <strong>von</strong> Elementen einer Menge) zur<br />

Grundlage eines Musikstücks zu machen.<br />

Eine irgendwie aufgestellte Kompositionsregel ist aber unbedingt notwendig, denn ein<br />

stumpfes Errechnen aller denkbaren Kombinationen der musikalischen Elemente<br />

erweist sich schnell als sinnlos. Manfred Leppig - ein Mathematiklehrer - rechnete in<br />

seinem Beitrag "Wie Computer komponieren" (in: Musik und Bildung, 2/1985, S.<br />

91-95) die Anzahl aller möglicher Themen aus, die mit nur 8 Tonstufen und 7<br />

Notenwerten (incl. Pausen) möglich sind; er kommt auf (mickrige) 79 Trillionen<br />

Melodien, da<strong>von</strong> sind allerdings viele entsetzlich banal, z.B. sind darin auch alle<br />

Tonrepetitionen enthalten. Die Zahl der möglichen Melodien und natürlich auch der<br />

langweiligen Tonwiederholungen steigt weiter sprunghaft an, wenn man z.B. eine<br />

16-stellige Tonfolge errechnen läßt, nämlich auf 40 000 Sextillionen (40 x 10 hoch<br />

40). Ein Computer, der 1000 Melodien pro Sekunde errechnen könnte, müßte dafür<br />

rund eine Quintillion Jahre arbeiten, so daß ein arges Verwertungsproblem ansteht.<br />

Und natürlich würde er 'schöne' Melodien nicht automatisch aussortieren können,<br />

denn dieses Urteilsvermögen besitzt er nicht, so lange man keine objektiv definierten<br />

Kriterien nennen kann.<br />

Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß der Rechner nach einiger Zeit eine Melodie<br />

ausstoßen würde, die durch eine mehrfachen Wiederholung einer Tonstufe<br />

charakterisiert wäre; es ist aber höchst unwahrscheinlich, das zu Lebzeiten <strong>des</strong><br />

geduldig harrenden Musikers daraus so etwas entstünde wie das Anfangsthema <strong>von</strong><br />

Franz Schuberts Lied: "Der Tod und das Mädchen", das ausgerechnet durch eine<br />

derartige Tonrepetition, nämlich durch eine 16fache Wiederholung <strong>des</strong> Tons d

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