Rote Liste - Die Regierung von Niederbayern
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56 W. A. Zahlheimer, <strong>Regierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Niederbayern</strong><br />
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Gefährdung <strong>von</strong> Pflanzen durch Pflanzen<br />
Unduldsame Pflanzen<br />
Auf Brachflächen und herbstmähdigen Wiesen, wie sie heute viele der sogenannten<br />
schutzwürdigen Biotope darstellen, erlaubt es das fehlende oder nur sehr zurückhaltend<br />
eingesetzte Regulativ der Pflege oft einzelnen Arten, sich zu Lasten<br />
der anderen durchzusetzen. Große Brennnessel, Schilf, Rohr-Glanzgras, Fiederzwenke,<br />
Land-Reitgras, Weiches Honiggras, Ausläufer-Rotschwingel, Pfeifengras<br />
und Kratzbeere sind neben anderen urwüchsige Glieder der Flora, die auf<br />
Brachflächen zur Dominanz gelangen, schutzbedürftige Arten erdrücken und die<br />
Florenvielfalt reduzieren – <strong>von</strong> Pionieren der Gehölzsukzession wie Aspe, Schlehe<br />
oder Faulbaum, <strong>von</strong> Weißer Waldrebe, Liguster, Him- und Brombeeren ganz zu<br />
schweigen. Auf Felsen und Mauern kann selbst der Efeu zum Problem werden,<br />
wenn er mit seinem dichten Teppich alles verdrängt.<br />
Wo unduldsame Arten beginnen, schutzwürdige Pflanzengemeinschaften zu erobern,<br />
seltenere Elemente der angestammte Flora zu verdrängen, Böden erosionsanfällig<br />
oder stickstoffreich zu machen oder gar die Gesundheit zu bedrohen – also<br />
stets dann, wenn sie selbst zum Gefährdungsfaktor werden – sind sie zwangsläufig<br />
sehr kritisch zu sehen. Einige Neophyten 34 fallen als besonders aggressiv auf –<br />
speziell die sehr stattlichen, attraktiven Gewächse, an deren Ausbreitung Menschen<br />
ein besonderes Interesse hatten und vereinzelt auch noch haben. Oft ist es angebracht,<br />
sie zu bekämpfen.<br />
Solche "Problemneophyten" sollen daher beobachtet und kontrolliert werden.<br />
Wo sie erstmals auftreten, sollte die Ansiedlung verhindert werden – besonders<br />
wenn es sich um Staudenknöteriche oder den Riesen-Bärenklau handelt. Auf keinen<br />
Fall dürfen sie in die Landschaft ausgebracht werden, und es sollte zumindest<br />
außerhalb der Innenbereiche großer Ortschaften vermieden werden, sie in Gärten<br />
oder Anlagen zu pflanzen oder zu säen, da <strong>von</strong> hier aus oft die Ausbreitung in die<br />
Landschaft erfolgt. Besonders kritisch sind Bestände in der Nähe <strong>von</strong> Fließgewässern;<br />
diese sind meist sehr wirkungsvolle Ausbreitungspfade. – Im Einzelnen handelt<br />
es sich vor allem um die Pflanzen der folgenden Tabelle 1.<br />
34 ) Pflanzensippen, die erst ab ca. 1500 n. Chr. eingeschleppt wurden, d. h. nach der Entdeckung<br />
Amerikas.