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Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS

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4<br />

I. Schuldbewußte Lernhaltung <strong>und</strong> Spagat zwischen Antimilitarismus<br />

<strong>und</strong> Verteidigungsapologetik<br />

In <strong>der</strong> unmittelbaren Nachkriegszeit bis Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre befanden<br />

sich die <strong>von</strong> ihrem Staat zur Fahne Gerufenen in einer geistigen Verfassung,<br />

die <strong>von</strong> den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, <strong>von</strong> <strong>der</strong> tiefen Schuld <strong>der</strong><br />

deutschen Wehrmacht, <strong>der</strong> Entheroisierung <strong>und</strong> Abwertung des<br />

Soldatentums sowie <strong>von</strong> dem Willen zur Wie<strong>der</strong>gutmachung <strong>und</strong> zu einem<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Neuanfang geprägt war.<br />

Zunächst galt in <strong>der</strong> DDR jede Theorie über den <strong>Krieg</strong> als suspekt. Der <strong>Krieg</strong><br />

war nicht als allgemeine Kategorie, son<strong>der</strong>n bloß in seiner konkreten<br />

Erscheinungsform als <strong>der</strong> gerade zu Ende gegangene <strong>Krieg</strong> das Objekt<br />

geistiger Auseinan<strong>der</strong>setzung. Das Trauma <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong>skatastrophe <strong>und</strong> die<br />

deutsche <strong>Krieg</strong>sschuld waren das Thema. Vor allem wurden die Ursachen<br />

analysiert, die Deutschland auf den verhängnisvollen Weg des Militarismus<br />

<strong>und</strong> des <strong>Krieg</strong>es geführt hatten.<br />

Die gr<strong>und</strong>legende Schlußfolgerung lautete: Nie wie<strong>der</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> deshalb<br />

Schaffung <strong>von</strong> gesellschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen für einen dauerhaften Frieden.<br />

Und das hieß damals, jene Gesellschaftsschichten, die Deutschland in die<br />

nationale Katastrophe <strong>und</strong> tiefste Schande geführt hatten, zu entmachten.<br />

Ein Elitewechsel war notwendig <strong>und</strong> gerechtfertigt. Bestimmen sollten nun<br />

die unteren Gesellschaftsklassen, die keinerlei Interesse am <strong>Krieg</strong> haben,<br />

son<strong>der</strong>n immer nur seine Opfer sind. Allein das garantiere - das war die<br />

allgemeine Vorstellung - den Frieden für die Deutschen <strong>und</strong> ihre Nachbarn.<br />

Der geistige Boden für diese Gr<strong>und</strong>anschauungen war seinerzeit nicht allein<br />

<strong>marxistisch</strong>es Gedankengut, son<strong>der</strong>n auch bürgerlich-humanistisches,<br />

liberal-antimilitaristisches <strong>und</strong> pazifistisches. Selbst als die DDR parallel zur<br />

Wie<strong>der</strong>bewaffnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik zum Aufbau bewaffneter Kräfte<br />

überging, löste sich dieser weite antimilitaristische Gr<strong>und</strong>konsens noch nicht<br />

auf, weil auch dieser Übergang unter <strong>der</strong> Hauptidee <strong>der</strong> Verteidigung des<br />

Friedens <strong>und</strong> seiner gesellschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen erfolgte.<br />

Auch nach diesem Übergang Anfang <strong>der</strong> fünfziger Jahre galt es noch als ein<br />

Tabu, den <strong>Krieg</strong> an sich zum Gegenstand theoretischen Denkens zu<br />

machen. Angesagt war <strong>der</strong> vollständige Bruch mit kriegsbezogenem Denken,<br />

<strong>und</strong> jede Beschäftigung mit <strong>Krieg</strong>stheorie erschien als im Wi<strong>der</strong>spruch dazu

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