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Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS

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Diese Quellen unterschieden sich deutlich in den Ansatzpunkten, in <strong>der</strong><br />

Weite des Gegenstandes, in den Absichten <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Aussage <strong>von</strong>einan<strong>der</strong>,<br />

<strong>und</strong> das lag vor allem in ihrer Herkunft <strong>und</strong> Zielsetzung begründet. Die eine<br />

war ziviler, die an<strong>der</strong>e militärischer Herkunft. Die erste behandelte die<br />

<strong>marxistisch</strong>-<strong>leninistischen</strong> Auffassungen über <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Frieden, die zweite<br />

die <strong>marxistisch</strong>-leninistische <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Streitkräften. In<br />

<strong>der</strong> einen kam die Verteidigungsproblematik, in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Frieden<br />

nur am Rande vor.<br />

Aber beide übten ihren Einfluß auf die weltanschauliche Haltung im<br />

Offizierskorps aus, erzeugten ein Spannungsverhältnis, nährten Differenzierungsprozesse<br />

<strong>und</strong> schufen in den achtziger Jahren schließlich Fronten<br />

geistiger Auseinan<strong>der</strong>setzung über den militärischen Auftrag, die - aber eben<br />

erst in <strong>der</strong> Phase des Zusammenbruchs <strong>der</strong> DDR - in den Versuch einer<br />

Militärreform mündeten.<br />

Worin bestanden nun die wesentlichen weltanschaulichen Aussagen <strong>der</strong><br />

<strong>marxistisch</strong>-<strong>leninistischen</strong> Auffassungen über <strong>Krieg</strong>, Frieden <strong>und</strong> Streitkräfte,<br />

als diese für die NVA relevant wurden?<br />

Weltanschauliche Fragen sind vor allem die Fragen nach dem Wesen des<br />

<strong>Krieg</strong>es <strong>und</strong> des Friedens, Fragen nach ihrer Herkunft, historischen Bedingtheit<br />

o<strong>der</strong> Ewigkeit, nach ihrer Bedeutung für die menschliche Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ihrer Rolle im Geschichtsprozeß.<br />

Für Marx <strong>und</strong> Engels war das kein selbständiger theoretischer Gegenstand,<br />

dem sie wissenschaftliche Untersuchungen gewidmet hätten. Der kanonisierte<br />

Marxismus-Leninismus aber, eine Schöpfung <strong>der</strong> Stalinzeit, den wir<br />

aufnahmen <strong>und</strong> <strong>von</strong> dem wir uns auch nach Stalin geistig nicht befreit<br />

hatten, machte daraus eine <strong>marxistisch</strong>-leninistische <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> den Streitkräften. Eine solche findet sich we<strong>der</strong> bei Marx, noch bei<br />

Engels. Was sich bei ihnen findet ist eine Gesellschaftstheorie, in <strong>der</strong> die<br />

materielle Produktion <strong>und</strong> die Verhältnisse, die sie hervorbringt, als bestimmend<br />

für die Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> für ihr Verstehen gelten.<br />

Marx <strong>und</strong> Engels wandten sich gegen die zu ihrer Zeit herrschende<br />

Geschichtsauffassung, die „Gewalt, den <strong>Krieg</strong>, Plün<strong>der</strong>ung, Raubmord pp.<br />

zur treibenden Kraft <strong>der</strong> Geschichte“ gemacht hat, <strong>und</strong> setzten dagegen,<br />

daß „Staatszwang, Bajonette, Polizei, Kanonen ... weit entfernt, die Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft zu sein, nur eine Konsequenz ihrer eignen Glie<strong>der</strong>ung“<br />

sind. 5

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