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Lehrstuhl Jagdfliegerkräfte der Luftverteidigung - DSS

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Wolfgang Demmer (Hrsg.)<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

an <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“ – 1960 bis 1990


Oberst a. D. Prof. Dr. sc. Wolfgang Demmer (Hrsg.)<br />

<strong>Lehrstuhl</strong><br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

an <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“<br />

1960 - 1990<br />

Dresden 2006<br />

1


2<br />

Herausgeber: Prof. Dr. Wolfgang Demmer Katzsteinstr. 1 01219 Dresden<br />

Autoren<br />

Oberst a. D. Prof. Dr. Wolfgang Demmer (Leiter und Redaktion)<br />

Generalmajor a. D. Prof. Dr. Rolf Lehmann †<br />

Die Autoren danken den Obersten a. D. Prof. Dr. Friedemann Beer und<br />

Prof. Dr. Heinz Hobiger für ihre aktive Mitwirkung sowie Dr. Joachim<br />

Klopfer für die Formatierung <strong>der</strong> Druckvorlage, den Autoren <strong>der</strong> Beiträge<br />

zu persönlichen Erinnerungen und allen, die bei den Recherchen geholfen<br />

haben.<br />

Redaktionsschluss: 4. Januar 2006 Kostenbeitrag: 10,00 Euro


Inhaltsverzeichnis<br />

3<br />

Seite<br />

Vorwort 5<br />

1. <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV und Militärakademie 9<br />

2. Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> 14<br />

<strong>Luftverteidigung</strong><br />

Anlagen zur Chronik<br />

1 Kurzbiographien <strong>der</strong> Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es 34<br />

2 Entwicklung und Qualifikation des Personalbestandes 40<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

3 Berater und Gastlektoren im <strong>Lehrstuhl</strong> 50<br />

4 Offiziershörergruppen und Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es 54<br />

5 Fachgruppen und Lehrfächer des <strong>Lehrstuhl</strong>es 57<br />

6 Graduierte Wissenschaftler – am <strong>Lehrstuhl</strong> tätig o<strong>der</strong> 62<br />

ausgebildet<br />

7 Wissenschaftliche Ergebnisse und Veranstaltungen 69<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

8 Auszeichnungen von Kollektiven und Wissenschaftlern 75<br />

9 Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es mit Son<strong>der</strong>diplom 79<br />

10 Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es, die zu Kommandeuren von 82<br />

Truppenteilen bzw. zum General ernannt wurden<br />

3. Lehre und Forschung am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV 86<br />

4. Erinnerungen von Angehörigen des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV 115<br />

– <strong>der</strong> Oberste a. D. Harms, Dollwetzel, Klopfer, Hobiger<br />

Nachwort des Herausgebers 139<br />

Anhang 1: Absolventen in den Offiziershörergruppen 141<br />

Anhang 2: Erinnerungsbil<strong>der</strong> zu Wissenschaftlichen Beratungen 175<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es 1979 bis 1989


4<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Abkürzungen<br />

ASK Aufklärung-Schlag-Komplex<br />

BFK Bombenfliegerkräfte<br />

CSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik<br />

FAFS Frühwarn-, Aufklärungs- und Führungssystem<br />

FID Fliegeringenieurdienst<br />

FRT/LV Fla-Raketentruppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

FuTT/LV Funktechnische Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

GAS Graphoanalytische Simulation<br />

GDS Graphodynamische Simulation<br />

GSSD Gruppe <strong>der</strong> sowjetischen Streitkräfte in Deutschland<br />

HAK Höherer Akademischer Kurs<br />

IFTK Integrierter Führungs- und Trainingskomplex<br />

IMAT Institut für Mechanisierung und Automatisierung <strong>der</strong> Truppenführung<br />

IT Informationstechnik<br />

JAS Jagdfliegerausbildungsstaffel<br />

JD Jagdfliegerdivision<br />

JBFK Jagdbombenfliegerkräfte<br />

JFK/LV <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

JG/LV Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

KVP Kasernierte Volkspolizei<br />

LaSK Landstreitkräfte<br />

LGS Lehrgefechtsstand<br />

LS <strong>Lehrstuhl</strong><br />

LSK/LV Luftstreitkräfte und <strong>Luftverteidigung</strong><br />

LV <strong>Luftverteidigung</strong><br />

LVD <strong>Luftverteidigung</strong>sdivision<br />

MA Militärakademie<br />

m.d.F.b. mit <strong>der</strong> Führung beauftragt<br />

MSD Motorisierte Schützendivision<br />

OH Offiziershörer<br />

RD/LV Rückwärtige Dienste <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

RDS Rechnerdynamische Simulation<br />

SSK Seestreitkräfte<br />

SU Sowjetunion<br />

TFK Transportfliegerkräfte<br />

UA Unterabteilung<br />

UdSSR Union <strong>der</strong> Sozialistischen Sowjetrepubliken<br />

VP-Luft Volkspolizei Luft<br />

VRP Volksrepublik Polen<br />

WVO Warschauer Vertragsorganisation<br />

ZA Zivilangestellter


Vorwort<br />

Die Nationale Volksarmee <strong>der</strong> DDR wurde 1956 in <strong>der</strong> Zeit des Kalten<br />

Krieges geschaffen. Die Grenze zwischen den beiden mächtigsten<br />

Militärblöcken NATO und WVO, die sich in Europa gegenüberstanden,<br />

verlief über weiteste Teile entlang <strong>der</strong> Staatsgrenze <strong>der</strong> beiden<br />

deutschen Staaten. Die reale Gefahr eines Krieges zwischen beiden<br />

Blöcken war – international gleichermaßen akzeptiert – nur zu bannen<br />

durch das Gleichgewicht <strong>der</strong> Kräfte bei<strong>der</strong> Lager.<br />

Die DDR hatte als Mitglied des Warschauer Vertrages mit ihren bewaffneten<br />

Kräften einen bedeutenden Anteil an dieser brisanten Situation <strong>der</strong><br />

Friedenssicherung in <strong>der</strong> Welt zu übernehmen.<br />

Die noch junge Nationale Volksarmee brauchte zur Lösung dieser Aufgabe<br />

gut ausgebildete Truppenkommandeure und Stabsoffiziere mit einer<br />

militärakademischen Ausbildung. Folgerichtig wurde am 5. Januar 1959<br />

die Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden mit einem entsprechenden<br />

Bildungsauftrag gegründet.<br />

Die Hauptaufgaben <strong>der</strong> Militärakademie in Ausbildung, Weiterbildung<br />

und Forschung wurden von Lehrstühlen wahrgenommen, die Fakultäten,<br />

später Sektionen <strong>der</strong> Militärakademie zugeordnet waren.<br />

Am 4. Januar 1960 wurde die Sektion Luftstreitkräfte/<strong>Luftverteidigung</strong><br />

(LSK/LV) gebildet und gleichzeitig <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Luftverteidigung</strong> (JFK/LV) gegründet.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> hatte in den ersten Jahren Kommandeure von Fliegerregimentern<br />

– später von Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>n – und Stabsoffiziere<br />

für diese Truppenteile sowie für Flieger- später für <strong>Luftverteidigung</strong>sdivisionen<br />

auszubilden.<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Militärakademie sowie die Gründung und fortschreitend<br />

verän<strong>der</strong>ten Bezeichnungen ihrer Lehrstühle sind Ausdruck eines ständigen<br />

Entwicklungsprozesses.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV werden vorzugsweise<br />

für den <strong>Lehrstuhl</strong> und die Sektion die Namen verwendet, die sie dann entsprechend<br />

ihrer Zweckbestimmung 25 bzw. 20 Jahre – von 1965 bzw. 1970 bis<br />

1990 – unverän<strong>der</strong>t getragen haben.<br />

In Theorie und Praxis gingen beide Militärblöcke davon aus, dass ein<br />

möglicher Krieg mit einem massierten Einsatz von Fliegerkräften beginnt<br />

und massierte Schläge den Verlauf und Ausgang des Krieges entscheidend<br />

bestimmen würden.<br />

5


6<br />

In diesem Falle wäre das Territorium <strong>der</strong> DDR sowohl Zielgebiet für die<br />

Fliegerkräfte <strong>der</strong> NATO als auch Überflugraum nach dem Osten gewesen.<br />

Für die <strong>Luftverteidigung</strong> <strong>der</strong> DDR bedeutete das vorrangig, sich auf<br />

Handlungen im Front- und Küstenstreifen vorzubereiten.<br />

Auf diese Problematik des Gefechtseinsatzes <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Luftverteidigung</strong> war zunehmend die Ausbildung <strong>der</strong> Kommandeure und<br />

Stabsoffiziere sowie die Forschungsarbeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV ausgerichtet.<br />

Diese historische Situation bestimmte den Wirkungsrahmen des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

JFK/LV.<br />

Die Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>es beginnt mit einem Kapitel „<strong>Lehrstuhl</strong><br />

JFK/LV und Militärakademie“, das die Ausgangsbedingungen für die<br />

Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV, seine Einordnung als Element <strong>der</strong><br />

Militärakademie und seine Rolle an dieser und damit seine allgemeine<br />

gesellschaftliche Stellung charakterisiert.<br />

Das zweite Kapitel, „Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV“, bildet mit seinen<br />

umfangreichen Anlagen das Kernstück <strong>der</strong> Geschichte. Es bietet<br />

einen chronologisch geordneten Abriss zur Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

JFK/LV insgesamt und gibt zugleich den Einordnungsrahmen für die<br />

Anlagen, die mit ihren Details den geschichtlichen Abriss hinterlegen.<br />

Diese Anlagen sind nicht einfach nur Statistiken, son<strong>der</strong>n wurden so<br />

erarbeitet, dass jede auch für sich selbst aussagekräftig ist.<br />

Das dritte Kapitel, „Lehre und Forschung am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV“,<br />

vertieft die Darstellung <strong>der</strong> Haupttätigkeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es in seinen wesentlichen<br />

Aspekten und geht auf spezielle Seiten <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>entwicklung<br />

ein.<br />

Im vierten Kapitel, „Erinnerungen ehemaliger Lehroffiziere“, wird <strong>der</strong><br />

bis dahin dokumentarische Charakter <strong>der</strong> Darlegungen verlassen.<br />

Mit diesen individuellen Beiträgen soll die Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

aus persönlichen Sichten unterlegt und erweitert werden.<br />

Die umfassenden Fakten und vor allem die Namen in den Anlagen sind<br />

möglicherweise mehr für den Insi<strong>der</strong> als für einen Außenstehenden interessant<br />

– aber sie zeigen natürlich am Konkreten und am Einzelnen auf,<br />

wie sich <strong>der</strong> Lehrkörper ständig quantitativ und qualitativ entwickelt hat<br />

und welche Führungsfunktionen ausgebildete Absolventen in <strong>der</strong> Truppe<br />

eingenommen haben.<br />

Das Anliegen <strong>der</strong> Chronik besteht diesbezüglich auch darin, dass je<strong>der</strong><br />

Einzelne, <strong>der</strong> am <strong>Lehrstuhl</strong> gelehrt und geforscht hat, promovierte o<strong>der</strong><br />

sich habilitierte, und auch je<strong>der</strong> Offiziershörer, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Militärakade-


mie studierte und im <strong>Lehrstuhl</strong> ausgebildet wurde, sich ganz persönlich<br />

in diesem Umfeld, in das er über einen mehr o<strong>der</strong> weniger langen<br />

Lebensabschnitt integriert war, wie<strong>der</strong>findet.<br />

Dieses Anliegen gibt auch eine <strong>der</strong> Antworten auf die Frage, warum die<br />

Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV eigentlich erst jetzt, über 15 Jahre<br />

nach seiner Auflösung dokumentiert wird.<br />

Die Generation, die, aus welchen Gründen auch immer, ihren aktivsten<br />

Lebensabschnitt in den Dienst des notwendigen Schutzes ihrer Heimat<br />

und <strong>der</strong> Sicherung des Friedens gestellt hat, ist in die Jahre gekommen,<br />

in denen man rückblickend seine Biografie betrachtet und Erinnerungen<br />

nicht einfach <strong>der</strong> Vergessenheit anheim fallen lassen möchte.<br />

Bei vielen Treffen und in vielen Gesprächen mit langjährigen Weggefährten<br />

kommt <strong>der</strong> Gedanke und Wunsch immer öfter zur Sprache, Gelebtes<br />

und Geleistetes festzuhalten, um sich nachhaltig daran erinnern zu können.<br />

Die Herausgabe <strong>der</strong> Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV fällt zeitlich mit<br />

dem 50. Jahrestag <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> NVA am 1. März 2006 zusammen.<br />

Aus diesem Anlass wird am 18. Februar 2006 in Berlin ein Treffen ehemaliger<br />

NVA-Angehöriger stattfinden, zu dem auch <strong>der</strong> Herausgeber<br />

eingeladen wurde.<br />

Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass viele unserer<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> regelmäßig Traditionstreffen abhalten – unter an<strong>der</strong>em<br />

das Treffen von Veteranen des als erstes gegründeten Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s<br />

1 im Jahre 2002 anlässlich des 50. Jahrestages seiner<br />

Aufstellung – und dass auch mehrere unserer Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>,<br />

für die <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV Führungska<strong>der</strong> ausgebildet hat, ihre Chroniken<br />

in verschiedener Form veröffentlichen.<br />

Die Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV zeigt nicht zuletzt durch die<br />

Namenslisten und die Zusammenfassung praxisrelevanter wissenschaftlicher<br />

Ergebnisse in den Anlagen die Verbindung und enge Wechselwirkung<br />

zwischen dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV und <strong>der</strong> Truppe auf.<br />

In <strong>der</strong> Chronik ist das Bemühen aller an ihrer Entstehung Beteiligten erkennbar,<br />

von <strong>der</strong> Gründung des <strong>Lehrstuhl</strong>es bis zu seiner Auflösung,<br />

über 30 Jahre hinweg, Personalia und Arbeitsergebnisse exakt und möglichst<br />

lückenlos zusammen zu tragen. Das geschah durch die letzten drei<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es und die Befragung eines großen Teils ehemaliger<br />

Offiziere, die in dieser Zeit im <strong>Lehrstuhl</strong> lehrten. Insbeson<strong>der</strong>e war die<br />

Sammlung <strong>der</strong> Fakten eine mühevolle Kleinarbeit. Nennenswertes<br />

Archivmaterial stand lei<strong>der</strong> nicht zur Verfügung.<br />

7


8<br />

Die Chronik ist das Ergebnis <strong>der</strong> Erinnerungen, Recherchen und Gedanken<br />

von Zeitzeugen, die für sich nicht in Anspruch nehmen, "Hobby-<br />

Historiker“ zu sein.<br />

In diesem „Gedächtnis-Protokoll“, 15 bzw. 45 Jahre danach, bleiben deshalb<br />

zwangsläufig einige Lücken in den Recherchen, die in <strong>der</strong> Darstellung<br />

dann auch einfach offen gelassen wurden. Mögliche Ungenauigeiten<br />

o<strong>der</strong> Fehler sind den Erinnerungslücken geschuldet.<br />

Sicherlich wird es kaum eine zweite bearbeitete Auflage geben, aber <strong>der</strong><br />

Herausgeber ist für Ergänzungen o<strong>der</strong> Richtigstellungen in jedem Falle<br />

dankbar.<br />

Im Ergebnis ist für alle Interessierten eine gewiss wertvolle Informationssicherung<br />

entstanden, die ein überwiegend positives Bild des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

JFK/LV reproduziert. Natürlich verlief die Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

nicht ohne Konflikte, die auch – wie es bei vielen Erinnerungen <strong>der</strong><br />

Fall ist – nicht vergessen wurden, sie sollen aber in dieser Dokumentation<br />

nicht in den Brennpunkt gerückt werden, ohne dass dabei allerdings<br />

<strong>der</strong> Eindruck <strong>der</strong> Verklärtheit entstehen sollte.<br />

Falls am Ende die Frage bleibt, worin im allgemeinsten Sinne die Leistung<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV besteht, lautet die Antwort:<br />

Er hat in seiner 30-jährigen Arbeit seinen spezifischen Anteil an <strong>der</strong><br />

Sicherung des Friedens in Europa und <strong>der</strong> Welt geleistet!<br />

Die Autoren sind sich bewusst, dass die meisten Lehrstühle <strong>der</strong> Militärakademie<br />

eine ähnliche Entwicklung genommen und sich mit ihrer Ausbildungsleistung<br />

und ihrem Forschungspotenzial die gleiche wissenschaftliche<br />

und gesellschaftliche Anerkennung erarbeitet haben. Ohne<br />

das Zusammenwirken mit ihnen – insbeson<strong>der</strong>e mit den Lehrstühlen <strong>der</strong><br />

Sektion LSK/LV – wäre we<strong>der</strong> Leistung noch Erfolg möglich gewesen.<br />

Die Autoren haben sich aber so eng wie möglich auf die Darstellung des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV eingegrenzt.


1. <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV und Militärakademie<br />

Die Militärakademie „Friedrich Engels“ wurde am 5. Januar 1959 als<br />

Konsequenz aus <strong>der</strong> militärhistorischen Situation und den Aufgaben <strong>der</strong><br />

Nationalen Volksarmee im Bestand <strong>der</strong> Vereinten Streitkräfte <strong>der</strong> Staaten<br />

des Warschauer Vertrages gegründet.<br />

Sie war die höchste militärische Bildungstätte <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee<br />

mit <strong>der</strong> Aufgabe, Kommandeure und Stabsoffiziere mit militärakademischem<br />

Abschluss für die Truppe und Stäbe auszubilden.<br />

Die Militärakademie „Friedrich Engels“ war eine Hochschule <strong>der</strong> DDR mit<br />

allen diesbezüglichen Pflichten und Rechten.<br />

Sie unterschied sich von den zivilen Hochschulen allerdings dadurch,<br />

dass sie dem Minister für Nationale Verteidigung unterstand und dass ihr<br />

Rektor (Chef <strong>der</strong> MA), seine Prorektoren (Stellvertreter des Chefs) und<br />

die Sektionsdirektoren (Kommandeure <strong>der</strong> Sektionen) nicht wählbar<br />

waren.<br />

Die Studierenden waren Offiziere, die bereits eine Fach- bzw. Hochschule<br />

absolviert und Erfahrungen im Truppendienst gesammelt hatten.<br />

Insgesamt haben etwa 6500 Offiziere die Militärakademie absolviert.<br />

Studium, Weiterbildung und Forschung an <strong>der</strong> Militärakademie unterlagen<br />

den gesetzlichen Bestimmungen <strong>der</strong> DDR, die für alle Universitäten<br />

und Hochschulen des Landes galten.<br />

Der Minister für Nationale Verteidigung erließ in Absprache mit dem<br />

Minister für Hoch- und Fachschulwesen Ordnungen zur Durchsetzung<br />

dieser gesetzlichen Bestimmungen, insbeson<strong>der</strong>e:<br />

- die Ordnung akademischer Grade in <strong>der</strong> NVA;<br />

- die Diplomordnung und die Promotionsordnung <strong>der</strong> NVA sowie<br />

- die Forschungsordnung für die NVA.<br />

Die Berufung von Hochschullehrern (Dozenten und Professoren) erfolgte<br />

durch den Minister für Hoch- und Fachschulwesen <strong>der</strong> DDR.<br />

Ebenso galten die gesetzlichen Bestimmungen für die Erteilung des<br />

Diplomrechts, des Promotions- und Habilitationsrechts unverän<strong>der</strong>t auch<br />

für die Militärakademie.<br />

Das Diplomrecht wurde <strong>der</strong> Militärakademie mit ihrer Gründung 1959 erteilt.<br />

Mit wachsen<strong>der</strong> wissenschaftlicher Befähigung des Lehrkörpers<br />

erhielt die Militärakademie schrittweise das Promotions- und das Habilitationsrecht.<br />

9


10<br />

Der Minister für Hoch- und Fachschulwesen erteilte nach Prüfung durch<br />

den Rat für akademische Grade dieses Recht für folgende akademische<br />

Grade (Stand 1990):<br />

Dr. phil., Dr. rer. pol., Dr. rer. mil., Dr. Ing., Dr. sc. phil., Dr. sc. pol.,<br />

Dr. sc. mil., Dr. sc. techn.<br />

Bis 1970 wurden die Promotionsverfahren bis zur Verleihung des akademischen<br />

Grades vom Wissenschaftlichen Rat – in den in <strong>der</strong> Regel<br />

auch alle <strong>Lehrstuhl</strong>leiter berufen waren – unter Vorsitz des Chefs <strong>der</strong><br />

Militärakademie, Generalleutnant Prof. Wiesner, durchgeführt.<br />

Die Fakultäten des Rates – „Gesellschaftswissenschaften“, „Militärwissenschaft“<br />

und „Militärtechnik“ wurden 1970 gegründet und nahmen<br />

künftig das Promotionsrecht wahr.<br />

Das Habilitationsrecht verblieb beim Wissenschaftlichen Rat bzw. beim<br />

später gewählten Senat des Konzils. Im letzten, 1990 erstmalig frei gewählten<br />

Konzil, das 50 Mitglie<strong>der</strong> umfasste, war <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

durch Oberst Doz. Dr. sc. mil. Klopfer vertreten.<br />

Der Führungsapparat <strong>der</strong> Militärakademie war gegenüber den Anfangsjahren<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit bedeutend angewachsen. Der Chef <strong>der</strong> Militärakademie<br />

verfügte zuletzt über fünf Stellvertreter mit entsprechenden<br />

Abteilungen zur Sicherstellung <strong>der</strong> Ausbildung, <strong>der</strong> Forschung und des<br />

allgemeinen Akademiebetriebes. Außerdem waren sieben zentrale Lehrstühle<br />

entstanden, die seinen Stellvertretern unterstanden.<br />

Die Militärakademie umfasste fünf Sektionen:<br />

- Gesellschaftswissenschaften (GEWI) mit sechs Lehrstühlen,<br />

- Landstreitkräfte (LaSK) mit neun Lehrstühlen,<br />

- Luftstreitkräfte und <strong>Luftverteidigung</strong> (LSK/LV) mit acht Lehrstühlen,<br />

- Seestreitkräfte (SSK) mit drei Lehrstühlen,<br />

- Technik/Bewaffnung und Rückwärtige Dienste (TB/RD) mit vier<br />

Lehrstühlen.<br />

Eine analoge Entwicklung hat <strong>der</strong> Führungsapparat <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

genommen.<br />

In den Grün<strong>der</strong>jahren wurde sie geführt vom Kommandeur <strong>der</strong> Sektion,<br />

<strong>der</strong> über einen Stellvertreter, einen Offizier für allgemeine Aufgaben und<br />

eine Sekretärin verfügte.<br />

Dieser Bestand ist vor allem auf Grund <strong>der</strong> gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Sicherstellung <strong>der</strong> Ausbildung und Forschung ständig gewachsen.


Zuletzt unterstanden dem Kommandeur <strong>der</strong> Sektion je ein Stellvertreter<br />

für Ausbildung und für Forschung mit je einem Oberoffizier, eine eigene<br />

VS-Stelle, <strong>der</strong> Lehrgangsleiter mit einem Offizier und eine Sekretärin.<br />

Die Hauptaufgaben <strong>der</strong> Militärakademie in Ausbildung, Weiterbildung<br />

und Forschung wurden innerhalb dieser Rahmenbedingungen von Lehrstühlen<br />

wahrgenommen.<br />

1990 gab es an <strong>der</strong> Sektion LSK/LV acht Lehrstühle:<br />

- <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> LS-301<br />

- Fla-Raketentruppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> LS-302<br />

- Funktechnische Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> LS-303<br />

- Rückwärtige Dienste <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> LS-304<br />

- Stabs- und Operative Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV LS-305<br />

- Armeefliegerkräfte LS-306<br />

- Frontfliegerkräfte LS-307<br />

- Führungssysteme <strong>der</strong> LV LS-308<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV – und alle an<strong>der</strong>en militärischen Lehrstühle –<br />

waren für die DDR Unikate. Gleichartige Lehrstühle gab es nur noch an<br />

den Militärakademien <strong>der</strong> UdSSR, nach <strong>der</strong>en Vorbild auch die Militärakademie<br />

geschaffen wurde, und an denen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong> des<br />

Warschauer Vertrages.<br />

Die meisten Inhalte von Lehre und Forschung des <strong>Lehrstuhl</strong>es unterlagen<br />

<strong>der</strong> militärischen Geheimhaltung. Schon aus diesem Grunde,<br />

insbeson<strong>der</strong>e aber aus <strong>der</strong> Einzelstellung des <strong>Lehrstuhl</strong>es, ergab sich,<br />

dass alle Unterlagen für Lehre und Studium, bis hin zu Hand- und<br />

Lehrbüchern, im <strong>Lehrstuhl</strong> selbst ausgearbeitet o<strong>der</strong> Lehrbücher sowjetischer<br />

Akademien übersetzt und herausgegeben werden mussten.<br />

Demzufolge waren die Lehroffiziere neben <strong>der</strong> Lehre (Vorlesungen,<br />

Seminare, Übungen und an<strong>der</strong>en Ausbildungsformen) mit allen erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Ausarbeitungen befasst. Dazu kamen die Betreuung von Belegen<br />

und Diplomarbeiten, die Abnahme von Prüfungen und Examen, die<br />

Begutachtung von Diplomarbeiten sowie die Arbeit in Prüfungskommissionen<br />

zum Staatsexamen.<br />

Mit <strong>der</strong> Erteilung des Promotionsrechtes hatten die promovierten Lehroffiziere<br />

zusätzlich Aspiranten zu betreuen, Dissertationsschriften zu<br />

begutachten und in Promotionskommissionen zu arbeiten.<br />

Die Offiziershörer unterstanden bis 1970 direkt dem Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

Er war damit Disziplinarvorgesetzter von zeitweilig 60 Hörern und<br />

11


12<br />

15 Lehrern, eine Belastung, die beson<strong>der</strong>s im administrativen Bereich<br />

einen hohen Zeitaufwand erfor<strong>der</strong>te.<br />

Ab 1970 wurden die Offiziershörer <strong>der</strong> Sektion LSK/LV zentral einem<br />

Lehrgangsleiter disziplinarisch unterstellt, was für den <strong>Lehrstuhl</strong> eine<br />

große Entlastung bedeutete.<br />

Bezogen auf die Gestaltung <strong>der</strong> Inhalte von Lehre und Forschung hatte<br />

<strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> eine relativ große Selbständigkeit.<br />

Formell wurden die Ausbildungprogramme vom Minister für Nationale<br />

Verteidigung bestätigt, das entscheidende Wort aber hatten die Chefs<br />

<strong>der</strong> Teilstreitkräfte und die Chefs <strong>der</strong> Waffengattungen. Sie waren die<br />

Fachvorgesetzten. Für den <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV war das <strong>der</strong> Chef <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

im Kommando LSK/LV.<br />

Ein grundsätzliches Problem war – wie an allen Hochschulen und Universitäten,<br />

die richtige Relation zwischen wissenschaftlicher Bildung,<br />

d. h. Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken, und Praxisbezogenheit<br />

<strong>der</strong> Ausbildung zu schaffen. Die Absolventen mussten in <strong>der</strong> Regel nach<br />

dem Diplomabschluss eine Führungsfunktion in <strong>der</strong> Truppe übernehmen.<br />

Das Kommando Landstreitkräfte z. B. legte deshalb den Schwerpunkt<br />

auf die praktische Ausbildung; zwangsläufig musste <strong>der</strong> Kommandeur<br />

eines Truppenteiles etwa im Rahmen des Verteidigungsstreifens einer<br />

MSD denken und handeln können.<br />

Der Entscheidungs- und Handlungsraum eines Fliegerkommandeurs dagegen<br />

war <strong>der</strong> Luftraum <strong>der</strong> DDR und sein Vorfeld mit brisanten Raum-<br />

Zeit-Relationen.<br />

Aus diesen vereinfachten Sachverhalten ergaben sich prinzipielle Unterschiede<br />

in den Relationen von naturwissenschaftlich-technischen,<br />

taktischen, operativen und strategischen Lehrinhalten. Nur die hohe<br />

Eigenverantwortung und Selbständigkeit <strong>der</strong> Lehrstühle konnte im engsten<br />

Zusammenwirken mit den querschnittlich ausbildenden Lehrbereichen<br />

und den Sicherstellungsabschnitten diese notwendigen Relationen<br />

aussteuern und durchsetzen.<br />

Dem Kommandeur, Generalmajor Prof. Dr. Böhme, <strong>der</strong> die Sektion<br />

LSK/LV 20 Jahre lang führte, ist es gelungen, mit Unterstützung <strong>der</strong><br />

Fachvorgesetzten alle Zentralisierungsversuche zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Die Leistungen <strong>der</strong> Lehrstühle in <strong>der</strong> Forschungsarbeit und Heranbildung<br />

promovierter Ka<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>spiegeln schon einige wenige Zahlen. Bis 1990<br />

wurden an <strong>der</strong> Militärakademie 542 Promotions- und 99 Habilitationsverfahren<br />

abgeschlossen.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV – einer <strong>der</strong> insgesamt 44 Lehrstühle <strong>der</strong> Militärakademie<br />

– weist davon 27 Offiziere auf, die am <strong>Lehrstuhl</strong> promovierten


o<strong>der</strong> gelehrt haben, und 14 Offiziere, die sich am <strong>Lehrstuhl</strong> habilitierten<br />

o<strong>der</strong> lehrten.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV hatte – ebenso wie an<strong>der</strong>e Lehrstühle <strong>der</strong> Sektion<br />

– eine gewisse Grundstruktur, die aber über die Jahre flexibel den<br />

sich än<strong>der</strong>nden Bedingungen angepasst wurde.<br />

Der Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es verfügte – nach hartem Ringen, aber erst seit<br />

1965 – ständig über eine Sekretärin. In <strong>der</strong> überwiegenden Zeit glie<strong>der</strong>te<br />

sich <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> in zwei Fachgruppen, die von je einem Fachgruppenleiter<br />

geführt wurden. In den Jahren von 1965 bis 1971 waren zur<br />

organisierten Bewältigung <strong>der</strong> expandierenden Lehrgegenstände zeitweilig<br />

drei Fachgruppen notwendig.<br />

In den Fachgruppen waren den Leitern Hauptfachlehrer und Fachlehrer<br />

unterstellt. Zeitweilig gab es auch selbständige Hauptfachlehrer, die mit<br />

ihrem meist neuen Lehrgegenstand o<strong>der</strong> aus organisatorischen Gründen<br />

nicht gleich in Fachgruppen einordenbar waren.<br />

Die Fachgruppen und einzelne Hauptfachlehrer verfügten über Lehrkabinette,<br />

die jeweils von einem Kabinettleiter betreut wurden; in guten<br />

Zeiten gehörte sogar ein Technischer Zeichner zu diesem Sicherstellungsbestand.<br />

In den Grün<strong>der</strong>jahren waren das immerhin vier Fachkabinette<br />

und ein Raum mit einem eigenen Linktrainer für die Flugzeugführer<br />

unter den Offiziershörern.<br />

In diesen Jahren unterstand auch <strong>der</strong> spätere Lehrgefechtsstand <strong>der</strong><br />

Sektion LSK/LV dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV.<br />

Der Raumbedarf für die Ausdehnung <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Sektion, die<br />

notwendige Zentralisierung <strong>der</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Ausbildung und<br />

Forschung und die sich aus den Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Teilstreitkraft<br />

LSK/LV ergebende stetige Aufgabenteilung durch die Bildung neuer<br />

Lehrstühle führten im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV letztlich zu einer Verringerung<br />

seines Personalbestandes und einiger Strukturelemente.<br />

Bei seiner Auflösung 1990 bestand die Struktur des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

aus dem Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es, seiner Sekretärin, einem Kabinettleiter/-<br />

Technischen Zeichner für ein Kabinett des <strong>Lehrstuhl</strong>es sowie zwei<br />

Fachgruppenleitern die jeweils über sechs bzw. zwei Hauptfachlehrer/-<br />

Fachlehrer verfügten.<br />

13


14<br />

2. Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Luftverteidigung</strong><br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> (JFK/LV) ist einer<br />

<strong>der</strong> ältesten Lehrstühle <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“ und einer<br />

von den ersten Lehrstühlen, die mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Fakultät Luftstreitkräfte/<strong>Luftverteidigung</strong><br />

(LSK/LV) entstanden.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV hat vom 04.01.1960 bis zum 30.09.1990 existiert<br />

und in seiner 30-jährigen Geschichte Kommandeure, Stabsoffiziere<br />

und Ingenieure für die Luftstreitkräfte <strong>der</strong> NVA ausgebildet<br />

und ständig eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs herangebildet.<br />

Seine Gründung, Entwicklung und Wirken waren eingeordnet in die<br />

Struktur und Aufgaben <strong>der</strong> Militärakademie und ihrer Sektionen – insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Sektion LSK/LV.<br />

Die Militärakademie „Friedrich Engels“ <strong>der</strong> NVA wurde am 05.01.1959 in<br />

Dresden gegründet und bildete zunächst nur Führungska<strong>der</strong> <strong>der</strong> Landstreitkräfte<br />

aus.<br />

Die Theorie des Operativen Einsatzes und <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> LSK und <strong>der</strong><br />

Truppen <strong>der</strong> LV wurde lediglich von zwei selbständigen Hauptfachlehrern<br />

– Major Georg Rauer (LSK) und Major Hans Lehmann (LV) –<br />

gelehrt, die dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung Ausbildung <strong>der</strong> Militärakademie unterstellt<br />

waren.<br />

Die Militärakademie war 1959 noch nicht in Fakultäten unterglie<strong>der</strong>t. Im<br />

Juli 1959 nahm jedoch eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Major<br />

Rauer die Vorbereitung <strong>der</strong> Ausbildung in einer zu schaffenden Fakultät<br />

LSK/LV auf.<br />

Die Fakultät Luftstreitkräfte/<strong>Luftverteidigung</strong> und Truppenluftabwehr<br />

(LSK/LV und TLA) begann am 04.01.1960 mit <strong>der</strong> eigenständigen Ausbildung<br />

von Führungska<strong>der</strong>n <strong>der</strong> LSK/LV an <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich<br />

Engels".<br />

Leiter <strong>der</strong> Fakultät wurde Generalmajor Heinz-Bernhard Zorn.<br />

Dieses Datum – 04.01.1960 – wurde später auch als Gründungstag <strong>der</strong><br />

Sektion LSK/LV festgeschrieben.<br />

In <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV wurden – schon 1959 vorbereitet – zunächst fünf<br />

Lehrstühle gebildet.<br />

Dazu gehörten <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Taktik <strong>der</strong> LSK (LS 20), Leiter Major<br />

Hans Martin, und <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Flugzeugtechnik (LS 21), Leiter Haupt-


mann Lothar Bitterlich, sowie die Lehrstühle Taktik <strong>der</strong> LV und TLA<br />

(Major Ullrich Grell), Schießen <strong>der</strong> Flakartillerie (Major Hans Lehmann),<br />

Nachrichtenwesen und Funkortung (Oberstleutnant Kurt Wolk).<br />

Die Ausbildung <strong>der</strong> Offiziershörer erfolgte in drei Fachrichtungen:<br />

Luftstreitkräfte und <strong>Luftverteidigung</strong>/Truppenluftabwehr an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

sowie Flugzeugwartungs-Ingenieure, hauptsächlich an <strong>der</strong><br />

Ingenieurschule für Flugzeugbau in Dresden.<br />

Die Lehrstühle Taktik <strong>der</strong> LSK und Flugzeugtechnik waren profilbestimmend<br />

für die Ausbildung <strong>der</strong> Offiziershörer <strong>der</strong> Fachrichtungen Luftstreitkräfte<br />

und Flugzeugwartungs-Ingenieure.<br />

Bald darauf wurde <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Flugzeugtechnik als Fachgruppe in den<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> Taktik integriert und somit <strong>der</strong> Ursprung des späteren <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

JFK/LV geschaffen.<br />

Der 04.01.1960 gilt deshalb analog auch als Gründungstag des<br />

späteren <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV!<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV wurde in seiner 30-jährigen Geschichte von fünf<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leitern geführt.<br />

(Dienstgrade und Titel am Ende ihrer Amtszeit als <strong>Lehrstuhl</strong>leiter).<br />

Oberstleutnant Hans Martin vom 04.01.1960 bis 31.08.1963<br />

Oberstleutnant Helmut Dörl vom 01.09.1963 bis 31.08.1965<br />

Oberstleutnant Doz. Dr. Rolf Lehmann vom 01.09.1965 bis 31.12.1971<br />

Oberst Doz. Dr. Friedemann Beer vom 02.01.1972 bis 31.08.1978<br />

Oberst Prof. Dr.sc Wolfgang Demmer vom 01.09.1978 bis 30.09.1990.<br />

Siehe dazu Anlage 1: Kurzbiografien <strong>der</strong> Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Der Personalbestand des <strong>Lehrstuhl</strong>es nahm sich am Anfang sowohl vom<br />

Umfang als auch von <strong>der</strong> Qualifikation her noch recht bescheiden aus.<br />

Vor allem fehlten beim Lehrkörper Erfahrungen als Hochschullehrer sowie<br />

ein signifikanter Vorsprung an eigenem Bildungsstand und auch an<br />

Lebenserfahrung gegenüber den zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung zum Teil fast<br />

gleichaltrigen Offiziershörern.<br />

Beson<strong>der</strong>s im Bereich Taktik kamen die älteren Lehroffiziere direkt aus<br />

dem Truppendienst ohne grundlegende taktische o<strong>der</strong> gar akademische<br />

Ausbildung. Die jüngeren Offiziere verfügten dagegen über eine gute<br />

akademische Ausbildung, hatten aber wenig Truppenerfahrung.<br />

Der Personalbestand im Bereich Technik konnte auf einer guten fachlichen<br />

Qualifikation aufbauen. Aber die meisten von ihnen mussten –<br />

15


16<br />

zum Teil in mühevollen Auseinan<strong>der</strong>setzungen – verstehen lernen, dass<br />

sie Kommandeure und Stabsoffiziere auszubilden und ihnen keine<br />

„Schräubchenkunde“, son<strong>der</strong>n ein technisch-wissenschaftliches Fundament<br />

für die Taktik zu vermitteln hatten.<br />

Vor allem aber mussten sich alle erst zum Hochschullehrer profilieren.<br />

Siehe dazu Anlage 2: Entwicklung und Qualifikation<br />

des Personalbestandes in den einzelnen Etappen<br />

Die dort angegebenen Dienststellungen bzw. Qualifikationen belegen die<br />

schwierigen Anfangsbedingungen und lassen ermessen, welchen langwierigen<br />

Prozess <strong>der</strong> Aufbau eines qualifizierten Lehrkörpers erfor<strong>der</strong>te.<br />

Der Nachholebedarf an militärakademischer Ausbildung zeigt sich beson<strong>der</strong>s<br />

drastisch darin, dass sich selbst Lehrer <strong>der</strong> ersten Stunde noch<br />

einmal einer notwendigen Qualifizierung im Direktstudium stellen mussten:<br />

Sie waren plötzlich selbst Hörer.<br />

In den folgenden Jahren wurde neben <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Lehroffiziere<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Qualität sichernden Auffüllung des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

große Bedeutung beigemessen.<br />

Mit diesen Zugängen – insbeson<strong>der</strong>e von Hochschulabsolventen – entwickelte<br />

sich kontinuierlich die Qualifikation des Lehrkörpers, bis schließlich<br />

auch Voraussetzungen für den Beginn <strong>der</strong> Forschungsarbeit im<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> entstanden.<br />

Diese Anfangsperiode „Lernend Lehren“ wurde wirksam unterstützt von<br />

hochqualifizierten sowjetischen Beratern und Gastlektoren, die auch in<br />

<strong>der</strong> Folgezeit dem <strong>Lehrstuhl</strong> immer wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Lösung neuer Aufgaben<br />

und zu ausgewählten Themen zur Seite standen.<br />

Die Unterstützung konzentrierte sich zunächst auf Inhalte, Methoden und<br />

Planung <strong>der</strong> Ausbildung und führte schließlich zur Entwicklung einer<br />

eigenen Forschungsarbeit im <strong>Lehrstuhl</strong>.<br />

Siehe dazu Anlage 3: Berater und Gastlektoren im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

Die erste Offiziershörergruppe begann ihre Ausbildung offiziell am<br />

04.01.1960. Sie befand sich zur Vorbereitung auf ihr vierjähriges Studium<br />

bereits seit August 1959 im Gesamtbestand an <strong>der</strong> Militärakademie.<br />

Gleichzeitig erwarben an <strong>der</strong> Vorstudienfakultät in Naumburg – <strong>der</strong><br />

6. Fakultät <strong>der</strong> Militärakademie – Bewerber weiterer Offiziershörerjahrgänge,<br />

die noch kein Abitur hatten, ihre Hochschulreife. Sie wurden in


den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Russisch und Philosophie auf<br />

das Studium vorbereitet. Diese Vorstudienjahrgänge fanden bis 1966<br />

statt und waren dann nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Außerdem wurden an <strong>der</strong> Vorstudienfakultät in Naumburg Bewerber für<br />

ein Studium an sowjetischen Militärakademien vorbereitet.<br />

Die erste Offiziershörergruppe beendete im September 1963 ihr vierjähriges<br />

Studium mit einem Staatsexamen. Das war zugleich das erste<br />

Staatsexamen, das <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV zu bewältigen hatte – eine <strong>der</strong><br />

ersten Bewährungsproben, mit einer überdimensionierten Prüfungskommission,<br />

in <strong>der</strong> alle Lehrstühle <strong>der</strong> Fakultät und alle Fachgebiete des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es vertreten waren, sowie einer riesigen Vorgesetztenlawine<br />

aus allen Ebenen.<br />

In den folgenden Jahrzehnten erreichten diese Staatsexamen eine beinahe<br />

vollendete Organisation und hohe inhaltliche Qualität. Sie waren<br />

immer wie<strong>der</strong> Höhepunkte in den jeweiligen Ausbildungsjahren. Die<br />

Verteidigungen <strong>der</strong> Diplomarbeiten erlangten immer mehr den Charakter<br />

wissenschaftlicher Veranstaltungen.<br />

Die Offiziershörer schlossen ihr Studium mit dem ersten akademischen<br />

Grad – Diplom-Militärwissenschaftler – ab. (Urkunde, S. 18)<br />

Ab 01.01.1961 begann die zweite Gruppe – vorbereitet an <strong>der</strong> Vorstudienfakultät<br />

in Naumburg – ihr Vierjahresstudium. Mit <strong>der</strong> am 01.01.1962<br />

folgenden dritten Gruppe wurde an <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV wie auch an den<br />

an<strong>der</strong>en Fakultäten <strong>der</strong> Militärakademie zum dreijährigen Studium übergegangen.<br />

Damit schlossen im September 1964 am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

gleichzeitig zwei Offiziershörergruppen ihr Studium mit dem Staatsexamen<br />

ab. Im Jahr 1965 wurde <strong>der</strong> Studienbeginn an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

an den <strong>der</strong> Hochschulen <strong>der</strong> DDR – sprich: den 1. September –<br />

angepasst. Die Staatsexamen fanden dann im Juli statt.<br />

Insgesamt sollten bis 1990 22 Offiziershörer-Gruppen im Vollstudium<br />

über drei Jahre (die ersten beiden Gruppen in vier Jahren) im Profil<br />

Kommandeure und Stabsoffiziere, zwei Gruppen in Zweijahreslehrgängen<br />

für ältere bewährte Tuppenoffiziere, eine Fernstudiengruppe<br />

für Lehroffiziere <strong>der</strong> Offiziershochschule <strong>der</strong> Luftstreitkräfte sowie sechs<br />

höhere akademische Kurse ihre militärakademische Ausbildung im<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV erhalten.<br />

Außerdem absolvierten eine Reihe Extern- und Fernstudenten die Miltärakademie<br />

im Profil des <strong>Lehrstuhl</strong>s.<br />

Siehe dazu Anlage 4 und Anhang 1:<br />

Offiziershörergruppen und Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

17


Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV wurde Anfang 1960 eine Jagdflieger-Ausbildungsstaffel<br />

(JAS) geschaffen. Sie war auf dem Flugplatz<br />

Dresden/Klotzsche stationiert, Kommandeur war Major Erich Thomas.<br />

Die JAS hatte die Aufgabe, den fliegerischen Ausbildungstand <strong>der</strong> sich<br />

im Studium befindenden Flugzeugführer zu erhalten. Etwa 1964 wurde<br />

sie jedoch wegen des zu hohen Aufwandes aufgelöst und die fliegerische<br />

Ausbildung in das Truppenpraktikum verlegt.<br />

Bereits 1958 hatte die Ausbildung von Flugzeugwartungs-Ingenieuren in<br />

einem dreijährigen Studium an <strong>der</strong> Ingenieurschule für Flugzeugbau in<br />

Dresden begonnen. Der letzte Studiengang lief von 1962 bis 1965. Die<br />

Führung und Betreuung dieser Gruppen lag beim <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV, <strong>der</strong><br />

Hauptmann Christian Herrmann als ständigen Gruppenleiter einsetzte.<br />

Die Gruppen wurden in einem etwa vierteljährigen Vorbereitungslehrgang<br />

an <strong>der</strong> Militärakademie auf ihr Studium vorbereitet. Der Lehrgangsabschluss<br />

wurde von <strong>der</strong> Ingenieurschule als Aufnahmeprüfung anerkannt.<br />

Großen Anteil an <strong>der</strong> Vorbereitung und Betreuung <strong>der</strong> Ingenieurhörer<br />

hatte Oberst Dipl.-Ing. Hans Scholz.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> war schließlich mit Lehroffizieren in den Prüfungskommissionen<br />

<strong>der</strong> Ingenieurschule vertreten und stellte Gutachter für die<br />

Ingenieurarbeiten.<br />

Die militärische Ausbildung dieser Gruppen fand an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

statt, hauptsächlich in einem mehrmonatigen Kurs nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Ingenieurschule.<br />

Die Urkunde zum Abschluss des Studiums bestätigte den Absolventen,<br />

dass sie berechtigt sind, die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ in <strong>der</strong><br />

Fachrichtung Flugzeugbau zu führen und damit die Qualifikation eines<br />

„Ingenieur-Offiziers“ <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee erworben haben.<br />

(Urkunde, S. 20)<br />

Über diese Gruppen gibt ebenfalls die Anlage 4 Auskunft.<br />

Mit <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong> Teilstreitkraft im Jahre 1962 – insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit <strong>der</strong> Schaffung von <strong>Luftverteidigung</strong>sdivisionen – wurden auch<br />

die Lehrstühle <strong>der</strong> Fakultät neu profiliert. Die Trennung in technische und<br />

taktische Lehrstühle wurde beseitigt und die beiden Lehrstühle <strong>der</strong> Luftstreitkräfte<br />

zum <strong>Lehrstuhl</strong> Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV<br />

zusammengefasst (LS 13). (Bild 1, S. 21)<br />

(LSK/LV steht hier nicht für LSK und LV, son<strong>der</strong>n für LSK <strong>der</strong> LV! Die an<strong>der</strong>en<br />

beiden Lehrstühle waren: LS Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LA/LV-<br />

TLA und LS Funkortung und Elektronik.)<br />

19


Bild 1: Der <strong>Lehrstuhl</strong> LSK 1962 mit seinem Berater Oberst Tschaplygin<br />

In <strong>der</strong> Folge wurden die Lehrstühle noch effektiver den in <strong>der</strong> Truppe<br />

entstandenen Strukturen angepasst und zu Lehrstühlen <strong>der</strong> Waffengattungen<br />

und Spezialtruppen formiert bzw. neue Lehrstühle gebildet.<br />

Sie wurden damit zunehmend eigenständiger, erlangten bessere Bedingungen<br />

für eine engere Zusammenarbeit mit dem Kommando <strong>der</strong><br />

LSK/LV und <strong>der</strong> Truppe und natürlich eine immer größere Eigenverantwortung<br />

für die Qualität <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Zur For<strong>der</strong>ung nach hoher Qualität und Truppenbezogenheit <strong>der</strong> Ausbildung<br />

kam die For<strong>der</strong>ung zur Entwicklung praxiswirksamer Forschungsarbeit.<br />

Die Lehrstühle erhielten den Auftrag, sich zu wissenschaftlichen<br />

Zentren ihrer Waffengattungen zu entwickeln.<br />

Mit dem 01.09.1965 wurde folgerichtig <strong>der</strong> bisherige <strong>Lehrstuhl</strong> Operativtaktische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV in <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV (LS 301) umbenannt<br />

und gemäß dieser Zielstellung profiliert. Die Leitung übernahm<br />

Major Rolf Lehmann, <strong>der</strong> die weitere Entwicklung dieses <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

entscheidend prägte. Es war <strong>der</strong> Beginn einer neuen Periode in<br />

Lehre und Forschung.<br />

(Die an<strong>der</strong>en Lehrstühle waren: LS FRT/LV, Oberstleutnant Horst<br />

Schmidt; LS FuTT /LV, Oberstleutnant Günter Bielig; LS RD/LV,<br />

Major Günter Keil.)<br />

21


22<br />

Mit dem 1965 in Kraft gesetzten Ausbildungsprogramm erfolgte eine<br />

stärkere Profilierung auf die Waffengattung JFK/LV. Zum Hauptgegenstand<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es wurden die Planung des Gefechtseinsatzes des<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> (JG/LV) sowie seine Führung<br />

im Verlaufe des Gefechts und die Ausrichtung <strong>der</strong> technischen<br />

Ausbildung auf die Lehre <strong>der</strong> Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Jagdflugzeuge<br />

und ihrer Bewaffnung.<br />

Siehe dazu Anlage 5:<br />

Fachgruppen und Lehrfächer des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

Mittlerweile waren im <strong>Lehrstuhl</strong> auch die erfor<strong>der</strong>lichen Voraussetzungen<br />

für eine zielstrebige, auf die zur Lösung spezifischer Probleme <strong>der</strong><br />

Theorie und Praxis des Einsatzes <strong>der</strong> JFK/LV unter den konkreten<br />

Bedingungen des Handlungsraumes über dem Territorium <strong>der</strong> DDR<br />

gerichtete Forschungsarbeit geschaffen.<br />

Im nachfolgenden Kapitel – Lehre und Forschung am <strong>Lehrstuhl</strong> – werden<br />

wesentliche Aspekte <strong>der</strong> militärakademischen Ausbildung für Kommandeure<br />

und Stabsoffiziere <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> sowie <strong>der</strong> Forschung für Lehre und<br />

Praxis in ihrer historischen Entwicklung und nach sich abzeichnenden<br />

charakteristischen Perioden vertieft.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Sektion LSK/LV und die steigenden For<strong>der</strong>ungen an<br />

Ausbildung und Forschung machten die Schaffung eines zentralen <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

in <strong>der</strong> Sektion erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong> alle Voraussetzungen besitzt, die<br />

Operative Kunst und Taktik <strong>der</strong> Teilstreitkraft Luftstreitkräfte und <strong>Luftverteidigung</strong><br />

sowie die Ebene <strong>Luftverteidigung</strong>sdivision kompakt zu lehren<br />

und in <strong>der</strong> Forschung zu bearbeiten.<br />

Dazu mussten die Waffengattungs-Lehrstühle befähigte und ohnehin<br />

schon auf zentralen Fachgebieten – wie Operative Kunst, Taktik <strong>der</strong><br />

LVD, Luftgegner und Luftaufklärung sowie Operationsforschung – lehrende<br />

und forschende Offiziere abgeben.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV hatte bereits beachtliches Lehrerpotenzial bei sich<br />

vereint und herangebildet und konnte zur Bildung dieses neuen <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

beitragen.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> Taktik höherer Verbände <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

(LS 305), Leiter Oberstleutnant Dr. Karl Harms, wurde offiziell 1967<br />

etabliert. Allerdings begann <strong>der</strong> Aufbau des <strong>Lehrstuhl</strong>es bereits 1966<br />

unter Leitung (m.d.F.b.) von Major Heinz Reiche, so dass er zu diesem<br />

Zeitpunkt gemeinsam mit Major Sperling, ZA Dr. Siegel und den Oberstleutnanten<br />

Knorr und Priemer aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV ausschied.


Mit Wirkung vom 01.09.1970 wurden im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

3. Hochschulreform in <strong>der</strong> DDR und einer neuen Organisationsstruktur<br />

an <strong>der</strong> Militärakademie die Fakultäten in Sektionen umgebildet. Fortan<br />

bestand die Bezeichnung Sektion LSK/LV.<br />

In <strong>der</strong> Folge wurden auch Struktur und Inhalt <strong>der</strong> Ausbildung erneut<br />

qualitativ nachhaltig verän<strong>der</strong>t. In einer den ganzen <strong>Lehrstuhl</strong> umfassenden<br />

Gemeinschaftsarbeit wurde unter Leitung von Oberst Lehmann<br />

nach einer neuen Idee und mit einer neuen Methode ein grundlegend<br />

neues Ausbildungsprogramm erarbeitet.<br />

Oberst Dr. Rolf Lehmann verließ den <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV und wurde 1972<br />

zum Stellvertreter des Kommandeurs <strong>der</strong> Sektion für Forschung ernannt.<br />

Den <strong>Lehrstuhl</strong> übernahm mit Wirkung vom 01.01.1972 Oberstleutnant<br />

Dr. Friedemann Beer.<br />

Mit <strong>der</strong> Übernahme durch Friedemann Beer gingen – insbeson<strong>der</strong>e als<br />

Konsequenz des neuen Ausbildungsprogramms 1971 – einige strukturelle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen einher. (Bild 2)<br />

Die Fachgruppen wurden neu organsiert und die neu profilierten Lehrfächer<br />

entsprechend besetzt.<br />

Bild 2: Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV 1975<br />

23


24<br />

Zu den perspektivischen Verän<strong>der</strong>ungen gehörte <strong>der</strong> Wechsel von<br />

Oberstleutnant Demmer in die Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

<strong>der</strong> JFK/LV, die er später als Leiter übernahm, sowie die stärkere<br />

Verknüpfung <strong>der</strong> technischen Lehrfächer – die eigentlich schon so keine<br />

mehr waren – mit <strong>der</strong> gesamten taktischen Ausbildung.<br />

Im Jahre 1975 fand die erste eigenständige Wissenschaftliche Beratung<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV zum Thema „Probleme des Gefechtseinsatzes<br />

des JG/LV im Grenz- (Front-) und Küstenstreifen zur Bekämpfung von<br />

Flugzeuggruppen des Gegners“ statt. (Bild 3)<br />

Bild 3: Wissenschaftliche Beratung des <strong>Lehrstuhl</strong>es mit Generalmajor Dr.<br />

Platow (Monino) und dem Chef JFK, Oberst Klaus Baarß<br />

Das Thema war aus dem <strong>der</strong> Sektion LSK/LV vorgegebenen Forschungsvorhaben<br />

abgeleitet.<br />

Von diesem Zeitpunkt an war auch das übergeordnete Forschungsthema<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV für die folgenden Perioden klar umrissen:<br />

„Einsatz <strong>der</strong> JG/LV im Front- und Küstenstreifen".<br />

Die gestiegene Anerkennung <strong>der</strong> Militärakademie und ihrer Lehrstühle<br />

führte in <strong>der</strong> Folge dazu, dass zunehmend Offiziere von Armeen an<strong>der</strong>er<br />

Staaten zum Studium nach Dresden delegiert wurden. Allein im Lehr-


stuhl <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> schlossen bis 1990 zehn Offiziere <strong>der</strong> Polnischen<br />

Armee, drei Offiziere <strong>der</strong> Tschechoslowakischen Armee und drei Offiziere<br />

<strong>der</strong> Sowjetarmee ihre Ausbildung zum Diplom-Militärwissenschaftler<br />

ab. Außerdem bildete <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> auch Offiziershörergruppen <strong>der</strong><br />

Vietnamesischen Volksarmee in an<strong>der</strong>en Profilen <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

aus.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Truppe – Aufstellung von Front- und später<br />

Armeefliegerkräften – for<strong>der</strong>ten in <strong>der</strong> Folgezeit wie<strong>der</strong>um die Anpassung<br />

<strong>der</strong> Strukturen des Lehrkörpers an die Truppenpraxis.<br />

So wurde ab 01.09.1978 <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Luftstreitkräfte (LS 306) geschaffen.<br />

Sein Personalbestand rekrutierte sich vorrangig aus dem <strong>Lehrstuhl</strong><br />

JFK/LV, und dessen bisheriger Leiter – Oberst Dr. Friedemann Beer –<br />

wurde als Leiter dieses neuen <strong>Lehrstuhl</strong>es eingesetzt. Mit ihm schieden<br />

auch Alfons Schulz, Dieter Roggelin, Manfred Zimmer, Dietmar Sommerfeld<br />

und Franz Spur aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV aus.<br />

Das bedeutete für unseren <strong>Lehrstuhl</strong> erneut eine personelle Verringerung.<br />

Auch wenn damit einzelne Lehrfächer in den neuen <strong>Lehrstuhl</strong><br />

übergingen, mussten wie<strong>der</strong> Umbesetzungen erfolgen und neue Ka<strong>der</strong><br />

herangezogen werden.<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV wurde Oberst Dr. Wolfgang Demmer.<br />

Damit bedurfte es auch wie<strong>der</strong> einer Neubesetzung des Leiters <strong>der</strong><br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV. Die Wahl fiel<br />

auf Oberst Dr. Walter Beck, <strong>der</strong> neben seiner militärwissenschaftlichen<br />

Qualifikation zwei Jahre als Stabschef des JG-1 im Truppendienst eingesetzt<br />

war.<br />

Bei den weiteren Personalverän<strong>der</strong>ungen wurde großer Wert auf die<br />

fachliche Zusammensetzung gelegt. Es ist gelungen, auf <strong>der</strong> Basis des<br />

verbleibenden Bestandes ein optimales Verhältnis von Flugzeugführern,<br />

Stabsoffizieren und Ingenieuren sowie von Absolventen <strong>der</strong> Militärakademie<br />

<strong>der</strong> NVA und von Akademien <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR<br />

zu schaffen. (Bild 4)<br />

Das war eine entscheidende Voraussetzung für die weitere Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

25


26<br />

Bild 4: Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV (etwa 1981)<br />

Die Qualifikation des Personalbestandes wurde durch eine kontinuierliche<br />

Weiterbildung <strong>der</strong> Lehroffiziere des <strong>Lehrstuhl</strong>es immer den ständig<br />

wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen angepasst.<br />

Sie erfolgte – ihre durch Akademie- und bzw. o<strong>der</strong> Ingenieur-Abschlüsse<br />

erworbene Bildung schon vorausgesetzt – hauptsächlich über die Promotionen<br />

A und B, durch Lehrgänge und Kurse verschiedener Art sowie<br />

durch eine Vielzahl Studienreisen an Militärakademien <strong>der</strong> Staaten des<br />

Warschauer Vertrages.<br />

Die gewachsene Anzahl <strong>der</strong> Lehrstühle und die Entwicklung von Informations-<br />

und Rechentechnik, zusammen mit <strong>der</strong> steigenden Dynamik<br />

<strong>der</strong> Gefechtshandlungen erfor<strong>der</strong>ten die Schaffung einer mo<strong>der</strong>nen, in<br />

<strong>der</strong> Sektion zentralisierten Lehrbasis. Der Lehrgefechtsstand <strong>der</strong> Sektion<br />

LSK/LV – bisher schon zentrale Basis für die Kriegsspiele und Gruppenübungen<br />

aller Lehrstühle <strong>der</strong> Sektion – wurde weiter ausgebaut und mit<br />

Rechentechnik ausgestattet.<br />

Es wurde ein „Integrierter Führungs- und Trainingskomplex“ (IFTK) geschaffen,<br />

<strong>der</strong> einen Abschnitt „Führung <strong>der</strong> JFK“ enthielt.<br />

Auf die Bedeutung des IFTK für die Ausbildung und die Forschung wird im<br />

Kapitel 3 speziell eingegangen.


An<strong>der</strong>erseits war durch diese Expansion die „lehrstuhleigene“ Basis nun<br />

endgültig auf ein Kabinett reduziert.<br />

Das „Kabinett des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV“ wurde unter Leitung von Oberstleutnant<br />

George neu und flexibel nutzbar eingerichtet und 1979 anlässlich<br />

einer Veranstaltung vom Stellvertreter des Chefs LSK/LV für LSK als<br />

Musterkabinett bewertet. Es war künftig immer wie<strong>der</strong> ein Besichtigungsobjekt.<br />

(Bil<strong>der</strong> 5 und 6)<br />

Bild 5: Das Kabinett des <strong>Lehrstuhl</strong>es 1979<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV musste 1985 nochmal einen langjährig ausgebildeten<br />

Lehroffizier abgeben, als es wie<strong>der</strong>um notwendig war, einen<br />

weiteren Fliegerlehrstuhl – den <strong>Lehrstuhl</strong> Frontfliegerkräfte (LS 307) – zu<br />

schaffen. Leiter dieses <strong>Lehrstuhl</strong>es wurde Oberst Dr. sc. Jürgen Dienewald,<br />

<strong>der</strong> damit ebenfalls aus unserem <strong>Lehrstuhl</strong> ausschied.<br />

Man darf an dieser Stelle anmerken, dass die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong><br />

Sektion und darüber hinaus immer wie<strong>der</strong> das Nachrücken von qualifiziertem<br />

Personal des <strong>Lehrstuhl</strong>es erfor<strong>der</strong>t haben. Es gehört zur<br />

Tradition des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV, dass er für diesen Prozess ständig gut<br />

ausgebildete Ka<strong>der</strong> stellen konnte.<br />

27


28<br />

Bild 6: Kabinett des <strong>Lehrstuhl</strong>es mit Ehrentafel für den ersten deutschen<br />

Kosmonauten<br />

Dem Generalmajor Prof. Dr. sc. Rolf Lehmann, nun schon Stellvertreter<br />

des Chefs <strong>der</strong> Militärakademie für Wissenschaft und Forschung, folgte<br />

später als Stellvertreter des Kommandeurs <strong>der</strong> Sektion LSK/LV in dieser<br />

Funktion Oberst Dr. sc. Friedemann Beer.<br />

Die Leiter von Lehrstühlen: Karl Harms (305), Friedemann Beer (306),<br />

Heinz Reiche (306), Jörg Knie (305) und Jürgen Dienewald (307) haben<br />

alle ihren Weg über den <strong>Lehrstuhl</strong> 301 genommen.<br />

Überhaupt wurde in <strong>der</strong> langjährigen Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es ein<br />

Wissenschaftspotenzial geschaffen, das den <strong>Lehrstuhl</strong> selbst zu hohen<br />

Leistungen und Ergebnissen befähigte, aber auch nach außen und in<br />

an<strong>der</strong>en Institionen weiter wirkte.<br />

Siehe dazu Anlage 6: Graduierte Wissenschaftler<br />

– am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV tätig o<strong>der</strong> ausgebildet<br />

Diesen Weg galt es auch in <strong>der</strong> folgenden Periode konsequent fortzusetzen<br />

und die geschaffenen Möglichkeiten zielstrebig in praxiswirksame<br />

Ausbildungs- und Forschungsergebnisse umzusetzen.


Durch die über Jahrzehnte erworbene Qualifizierung des Lehrkörpers,<br />

seine Erfahrungen in <strong>der</strong> Hochschulausbildung und die erlangte Befähigung<br />

zur Forschungsarbeit waren im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV Voraussetzungen<br />

herangereift, die eine zielgerichtete Orientierung auf ganz spezifische<br />

Schwerpunkte ermöglichten.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stand die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Praxisbezogenheit<br />

<strong>der</strong> Ausbildung, die sich letztlich auf ein umfangreicheres und qualifiziertes<br />

System aufeinan<strong>der</strong> abgestimmter Kriegsspiele und Gruppenübungen<br />

stützte, durchgeführt auf einem immer besser ausgerüsteten,<br />

rechnergestützten Lehrgefechtsstand <strong>der</strong> Sektion LSK/LV und mit weiterentwickelten<br />

Methoden – z. B. von <strong>der</strong> grafoanalytischen über die<br />

grafodynamische zur rechnerdynamischen Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

– zur Schaffung einer Ersatzpraxis und Modellwirklichkeit.<br />

Schließlich wurden Elemente <strong>der</strong> praktischen Ausbildung in <strong>der</strong> Führung<br />

von Gefechtshandlungen direkt in die Truppe verlagert und auf Gefechtsständen<br />

<strong>der</strong> Truppenteile durchgeführt.<br />

Diese Ausbildung war zum Teil verbunden mit flugtaktischen Übungen,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> fliegerischen Ausbildung in den Truppenteilen zur<br />

Erprobung ausgewählter Ergebnisse für uns geflogen und von Offiziershörern<br />

vor Ort ausgewertet wurden.<br />

Bei <strong>der</strong> weiteren Qualifizierung des Lehrkörpers wurde zielgerichtet auf<br />

die Einheit von Lehr- und Forschungsgegenstand sowie auf praxisorientierte<br />

Ergebnisse aller wissenschaftlichen Arbeiten geachtet.<br />

Im letzten Jahrzehnt des <strong>Lehrstuhl</strong>es war je<strong>der</strong> Offizier eng verbunden<br />

mit seinem Lehrgegenstand an <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> Forschungsaufgaben des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es beteiligt. Damit erhöhte sich die Effektivität <strong>der</strong> Forschungsarbeit<br />

und die Qualität <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Das ging einher mit einer aktiven Promotionstätigkeit im <strong>Lehrstuhl</strong>. Es<br />

wurden auch erfolgreich Wege beschritten, die es z. B. ermöglichten,<br />

eine Dissertation A mit einem zusätzlich gefor<strong>der</strong>ten Ergebnis – wie in<br />

<strong>der</strong> Situation von Oberst Dienewald – direkt weiter zu führen zur Promotion<br />

B.<br />

Ebenso stand die Heranbildung von eigenem wissenschaftlichem<br />

Nachwuchs durch die För<strong>der</strong>ung ausgewählter Offiziershörer bis zu<br />

ihrer wissenschaftlichen Graduierung auf <strong>der</strong> Tagesordnung. Es wurde<br />

angestrebt, befähigte Offiziershörer vom ersten Studienjahr an auf ein<br />

Thema für ihre wissenschaftliche Arbeit zu orientieren und ihnen schon<br />

in den Belegarbeiten <strong>der</strong> jeweiligen Studienjahre Vorleistungen für ihre<br />

Diplomarbeit abzufor<strong>der</strong>n.<br />

29


30<br />

Dadurch waren Voraussetzungen gegeben, zum Beispiel die Diplomarbeit<br />

eines hervorragenden Offiziershörers, Hauptmann Frank Behley,<br />

innerhalb von zwei Jahren zu einer Dissertation weiter zu führen. Auf<br />

Grund ihrer hohen Qualität konnte die ursprünglich geplante Promotion A<br />

bereits im Verfahren zur Promotion B weitergeführt werden.<br />

Für das Ergebnis erhielt er den Wissenschaftspreis des Chefs <strong>der</strong><br />

Militärakademie für hervorragende Forschungsleistungen.<br />

Dr. sc. Frank Behley wurde 1990 als Hauptmann in die Bundeswehr<br />

übernommen. Er hatte ab 1991 den Status eines Angestellten in <strong>der</strong><br />

Territorialen Wehrverwaltung und war später Referatsleiter im Amt für<br />

Datenverarbeitung <strong>der</strong> Bundeswehr, Außenstelle Dresden. Seit 1997 war<br />

er Referatsleiter im Bereich „IT-Grundsatzangelegenheiten <strong>der</strong> Bundeswehr“<br />

im Bundesamt für Wehrverwaltung in Bonn, anschließend Bereichsleiter<br />

im Aufbaustab des Amtes für Informationstechnik (IT-Amt)<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr und ist heute Leiter des Einführungsmanagements im<br />

Projekt SASPF zur Einführung <strong>der</strong> Software SAP R/3 in <strong>der</strong> Bundeswehr.<br />

Von <strong>der</strong> letzten Offiziershörergruppe (31/87) wurden zwei Absolventen –<br />

Hauptmann Mund und Hauptmann Heine – direkt in den <strong>Lehrstuhl</strong><br />

JFK/LV als planmäßige Aspiranten übernommen.<br />

Wesentliche Anstrengungen waren darauf gerichtet, die Überführung<br />

wissenschaftlicher Ergebnisse in die Truppenpraxis zu forcieren und<br />

ebenso wirksam zu machen, wie das bereits in <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Fall war.<br />

Das sollte insbeson<strong>der</strong>e durch truppengerechte, sofort nutzbare<br />

Ergebnisformen und eine stärkere Öffentlichkeit <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>s erreicht werden.<br />

Dazu haben wir vorrangig wissenschaftliche Arbeiten gefor<strong>der</strong>t, die einen<br />

theoretischen und einen praktischen Teil enthalten sollten.<br />

Bei Diplomarbeiten waren für den praktischen Teil Flugtaktische Übungen,<br />

Methodische Anleitungen, Rechnerprogramme zur Lösung des<br />

Problems u. a. geeignet, das in dieser Form aufbereitete Ergebnis direkt<br />

einem Nutzer zu zu führen.<br />

Analog galt das für Dissertationen, die zumindest in <strong>der</strong> Nachbereitung<br />

zu nutzergerechten Formen wie Luftkampf-Handbuch, Handbuch des<br />

Steuermanns, Methodische Anleitung zum Suchen von Luftzielen,<br />

Methodische Anleitung zur Grafodynamischen Simulation, Plan des<br />

Gefechtstarts usw. aufbereitet und so in die Truppe überführt werden<br />

konnten.<br />

Siehe dazu Anlage 7:<br />

Wissenschaftliche Ergebnisse und Veranstaltungen des <strong>Lehrstuhl</strong>s


Die erste grundlegende Möglichkeit für die Öffentlichkeit <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse<br />

bestand natürlich schon immer in den umfangreichen Publikationen,<br />

Studienmaterialien aller Art, <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Diplomarbeiten,<br />

sowie Gutachten zu Diplomarbeiten, Dissertationen und an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen<br />

Arbeiten.<br />

Durch die zunehmenden Vorträge von Lehroffizieren im Kommando<br />

LSK/LV, in <strong>der</strong> Truppe und an <strong>der</strong> Offiziershochschule für Militärflieger<br />

zu aktuellen Themen und Ergebnissen war eine neue Qualität unserer<br />

„Außenwirkung" entstanden.<br />

Die gewachsene Zusammenarbeit mit den jeweiligen Chefs <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

führte dazu, dass bei <strong>der</strong>en jährlichen Schulungen <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>leiter<br />

und Offiziere des <strong>Lehrstuhl</strong>es regelmäßig Vorträge – meist zu<br />

angefor<strong>der</strong>ten Themen – hielten.<br />

Einen hohen Grad unserer Öffentlichkeit und Praxiswirkung erreichten<br />

wir schließlich durch die Wissenschaftlichen Beratungen des <strong>Lehrstuhl</strong>es,<br />

die von 1979 bis 1989 jährlich an <strong>der</strong> Militärakademie stattfanden.<br />

Zu diesen Beratungen waren immer <strong>der</strong> Chef JFK/LV, Kommandeure<br />

von Truppenteilen sowie Sektionskommandeure <strong>der</strong> Offiziershochschule<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Vertreter und Gäste aus dem Hause und von an<strong>der</strong>en<br />

Lehrstühlen anwesend.<br />

Je<strong>der</strong> dieser Tagungen folgte ein Protokoll <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Beratung<br />

mit dem Hauptreferat des <strong>Lehrstuhl</strong>leiters, den Korreferaten und<br />

Beiträgen <strong>der</strong> Gäste, das entsprechend Verteiler <strong>der</strong> Truppe übergeben<br />

wurde.<br />

31<br />

Siehe dazu ebenfalls Anlage 7:<br />

Wissenschaftliche Ergebnisse des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV hat sich in seiner dreißigjährigen Geschichte mit<br />

den Schwierigkeiten seines Anfangs und Aufbaus erfolgreich auseinan<strong>der</strong>gesetzt,<br />

in einem Reifeprozess seine Aufgaben <strong>der</strong> militärakademischen<br />

Ausbildung von Kommandeuren und Stabsoffizieren <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

gemeistert und sich zum wissenschaftlichen Zentrum <strong>der</strong><br />

Waffengattung entwickelt.<br />

Er hat für seine Tätigkeit viele Auszeichnungen erhalten und Ehrungen<br />

erfahren.<br />

Die größte Würdigung wurde dem Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

1986 durch die Auszeichnung mit dem Orden „Banner <strong>der</strong> Arbeit,<br />

Stufe II“ zu teil.


32<br />

Einem Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>es und mehreren einzelnen Lehroffizieren<br />

wurden für ihre wissenschaftlichen Arbeiten <strong>der</strong> „Friedrich-Engels-Preis“<br />

und verschiedene an<strong>der</strong>e Wissenschaftspreise verliehen.<br />

Siehe dazu Anlage 8: Auszeichnungen des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

Das wichtigste Ergebnis aber besteht in den im Verlauf von 30 Jahren<br />

ausgebildeten Kommandeuren, Stabsoffizieren und Ingenieuren für die<br />

Truppe und verschiedene Kommandoebenen sowie Institutionen.<br />

Von den über 350 Offiziershörern des Profiles JFK/LV konnten 24 Absolventen<br />

mit dem Son<strong>der</strong>diplom des Ministers für Nationale Verteidigung<br />

ausgezeichnet werden.<br />

Siehe dazu Anlage 9: Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es mit Son<strong>der</strong>diplom<br />

Es ist heute nicht mehr möglich, den Einsatz aller Absolventen in <strong>der</strong><br />

Truppe und ihre Dienstlaufbahnen zu recherchieren. Aber aus dem Ausbildungsstand<br />

und <strong>der</strong> Gefechtsbereitschaft <strong>der</strong> Jagdfliegertruppenteile<br />

sowie <strong>der</strong> übergeordneten Verbände und Stäbe bis zu ihrer Auflösung<br />

lässt sich schließen, dass sie sich in ihrer Gesamtheit im Truppendienst<br />

bewährt haben.<br />

Ein Abbild dessen zeigt eine Übersicht von Absolventen, die als<br />

Kommandeure von Truppenteilen und in an<strong>der</strong>en ausgewählten Dienststellungen<br />

eingesetzt wurden, sowie eine Auflistung von Absolventen,<br />

die einen Generalsrang erreicht haben.<br />

Anlage 10: Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV,<br />

die als Kommandeure von Truppenteilen<br />

berufen bzw. zum General ernannt wurden.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in<br />

Deutschland – vor allem und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> DDR – haben zur<br />

Auflösung <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee geführt. Das war auch das Ende<br />

<strong>der</strong> Militärakademie und ihrer Einrichtungen.<br />

Der letzte Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>/LV – Oberst Prof.<br />

Dr. sc. Demmer – hat am 27.09.1990 anlässlich eines Abschlusstreffens<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es im Namen und mit Dankesurkunde des Ministers für<br />

Abrüstung und Verteidigung, Rainer Eppelmann, den <strong>Lehrstuhl</strong> aufgelöst<br />

und seine Angehörigen verabschiedet. (Bild 7, S. 33)


Bild 7: Der <strong>Lehrstuhl</strong> 1990 vor seiner Auflösung<br />

33


34<br />

Kurzbiografien <strong>der</strong> Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Anlage 1<br />

In seiner 30-jährigen Geschichte wurde <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV von insgesamt<br />

fünf <strong>Lehrstuhl</strong>leitern geführt, die immer aus dem eigenen Personalbestand<br />

nachgezogen werden konnten. Diese relativ geringe Anzahl von<br />

Leitern und ihre über <strong>der</strong> Zeit immer länger werdenden Amtszeiten sind<br />

Ausdruck einer kontinuierlichen Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es und seiner<br />

Lehroffiziere.<br />

Die Kurzbiografien <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>leiter mit ihren Qualifikationen sind zugleich<br />

ein Zeugnis für die ständige Weiterbildung im Lehrkörper und für<br />

die stetig wachsende Kompetenz des <strong>Lehrstuhl</strong>es und waren Voraussetzung<br />

für seine Leistungsfähigkeit.<br />

Die Angaben über ihre Entwicklung nach <strong>der</strong> Abgabe des <strong>Lehrstuhl</strong>es,<br />

zusammen mit Hinweisen an an<strong>der</strong>en Stellen, welche Aufgaben aus<br />

dem <strong>Lehrstuhl</strong> ausgeschiedene Ka<strong>der</strong> übernommen haben, berechtigen<br />

zu <strong>der</strong> Bewertung des <strong>Lehrstuhl</strong>es als Ausbildungstätte nicht nur für<br />

Kommandeure und Stabsoffiziere <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>, son<strong>der</strong>n auch für<br />

den eigenen Lehrkörper und den an<strong>der</strong>er Lehrstühle <strong>der</strong> Sektion<br />

LSK/LV.<br />

Die angegebenen Dienstgrade und Titel beziehen sich auf ihren jeweiligen<br />

Amtsantritt.<br />

Major Hans Martin, geb. am 04.09.1926<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es Taktik <strong>der</strong> LSK<br />

(ab 1962 Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV)<br />

vom 04.01.1960 bis 31.08.1963<br />

Tätigkeiten vor Dienstbeginn: Oberschule, Militärdienst;<br />

Gefangenschaft bis 1947. Eintritt in die<br />

Volkspolizei: 16.08.1948. Ernennung zum Offizier:<br />

01.11.1949; Kommissar; Offiziersschule Torgau.<br />

Versetzung zu den Luftstreitkräften (KVP-Luft): 01.08.1952; Dienststelle<br />

Cottbus. Studium: Offiziers-Hochschule <strong>der</strong> KVP in Dresden von 1954<br />

bis 1955. Letzte Dienststellung in <strong>der</strong> Truppe: Stabschef <strong>der</strong> 3. Fliegerdivision.<br />

Versetzung zur Militärakademie: 01.12.1959. Dienststellungen<br />

an <strong>der</strong> MA: Soforteinsatz als <strong>Lehrstuhl</strong>leiter. 1961 Beför<strong>der</strong>ung zum<br />

Oberstleutnant.


Qualifikation: 1955 Abschluss Offiziershochschule <strong>der</strong> KVP.<br />

Entwicklung nach Abgabe des <strong>Lehrstuhl</strong>es:<br />

1964 Studium an <strong>der</strong> Miltärakademie „Friedrich Engels“ bis 1966<br />

1966 Diplom-Militärwissenschaftler<br />

1966 Versetzung zum Institut für Mechanisierung und Automatisierung<br />

<strong>der</strong> Truppenführung (IMAT), Leiter <strong>der</strong> Abteilung LSK/LV<br />

1968 Beför<strong>der</strong>ung zum Oberst<br />

30.11.1986 Entlassung aus dem aktiven Wehrdienst<br />

Auszeichnungen:<br />

Kampforden für Verdienste um Volk und Vaterland in Silber u. Bronze<br />

Verdienstmedaille <strong>der</strong> NVA in Gold<br />

Friedrich-Engels-Preis II. Klasse (Wissenschaftspreis, Kollektiv IMAT)<br />

Oberstleutnant Helmut Dörl<br />

geb. am 28.01.1931<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV<br />

vom 01.09.1963 bis 31.08.1965<br />

Erlernter Beruf: Kfz-Schlosser. Eintritt in die<br />

Volkspolizei: 07.12.1948.<br />

Ernennung zum Offizier: 1950 Kommissar.<br />

Versetzung zu den Luftstreitkräften (KVP-Luft): 15.07.1952. Letzte<br />

Dienststellung in <strong>der</strong> Truppe: Kommandeur des JG-9 bis Dez. 1956.<br />

Studium: Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR von 1957 bis<br />

1962. Versetzung zur Militärakademie: 01.09.1963. Dienststellungen an<br />

<strong>der</strong> MA: Soforteinsatz als <strong>Lehrstuhl</strong>leiter.<br />

Qualifikation: 1962 Diplom-Militärwissenschaftler (Militärakademie <strong>der</strong><br />

LSK <strong>der</strong> UdSSR).<br />

Entwicklung nach Abgabe des <strong>Lehrstuhl</strong>es:<br />

1965 Hauptfachlehrer für Seefliegerkräfte an <strong>der</strong> Sektion Seestreitkräfte<br />

1981 Entlassung aus dem aktiven Wehrdienst.<br />

Auszeichnungen: Verdienstmedaille <strong>der</strong> NVA in Gold<br />

35


36<br />

Major Rolf Lehmann, geb. am 05.05.1934<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

vom 01.09.1965 bis 31.12.1971<br />

Erlernter Beruf: Elektromechaniker. Eintritt in die<br />

KVP(Luft): 01.09.1952. Ernennung zum Offizier:<br />

15.06.1954; Unterleutnant; Offiziersschule<br />

Kamenz.<br />

Studium: Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR von 1957 bis<br />

1962. Versetzung zur Militärakademie: 01.09.1962. Dienststellungen im<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>: Fachlehrer, Hauptfachlehrer, Fachgruppenleiter.<br />

Qualifikation:<br />

1962 Diplom-Militärwissenschaftler (Abschluss <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong><br />

LSK <strong>der</strong> UdSSR mit Goldmedaille)<br />

1967 Beför<strong>der</strong>ung zum Oberstleutnant<br />

1968 Dr. rer. mil. (außerplanmäßige Aspirantur an <strong>der</strong> MA)<br />

1969 Berufung zum Hochschuldozenten für Militärwissenschaft.<br />

Entwicklung nach Abgabe des <strong>Lehrstuhl</strong>es:<br />

1972 Stellv. für Forschung des Kommandeurs <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

1972 Beför<strong>der</strong>ung zum Oberst<br />

1977 HAK an <strong>der</strong> Generalstabsakademie <strong>der</strong> UdSSR<br />

1978 Promotion B; Dr. sc. mil.<br />

1978 Berufung zum Ordentlichen Professor für Militärwissenschaft<br />

1980 Stellv. des Chefs <strong>der</strong> Militärakademie für Wissenschaft und<br />

Forschung<br />

1980 Dekan <strong>der</strong> Miltärwissenschaftlichen Fakultät des Wissenschaftlichen<br />

Rates <strong>der</strong> Militärakademie<br />

1980 Mitglied des Rates für akademische Grade beim Minister für<br />

Hoch- und Fachschulwesen <strong>der</strong> DDR<br />

1984 Ernennung zum Generalmajor<br />

1987 Berufung in den Wissenschaftlichen Rat für Friedensforschung an<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> DDR<br />

1990 Mitglied <strong>der</strong> Militärdelegation <strong>der</strong> DDR beim Wiener Doktrin-<br />

Seminar<br />

30.09.1990 Verabschiedung aus <strong>der</strong> NVA, seitdem Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Dresdner Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik


11.07.2005 verstorben an Herzversagen – inmitten <strong>der</strong> Mitarbeit an <strong>der</strong><br />

vorliegenden Chronik seines ehemaligen <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

Auszeichnungen:<br />

Vaterländischer Verdienstorden in Bronze<br />

Kampforden für Verdienste um Volk und Vaterland in Silber u. Bronze<br />

Verdienstmedaille <strong>der</strong> DDR<br />

Verdienstmedaille <strong>der</strong> NVA in Gold<br />

Medaille <strong>der</strong> Waffenbrü<strong>der</strong>schaft in Gold<br />

Friedrich-Engels-Preis II. Kl. (Wissenschaftspreis im Kollektiv)<br />

Oberstleutnant Doz. Dr. Friedemann Beer<br />

geb. am 03.06.1934<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

vom 01.01.1972 bis 31.08.1978<br />

Ausbildung vor Dienstbeginn: Abiturient.<br />

Eintritt in die KVP (Luft): 25.08.1952.<br />

Ernennung zum Offizier: 01.03.1954, Unterleutnant;<br />

Offiziersschule Kamenz.<br />

Studium: Militärakademie für Ingenieure <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR<br />

von 1954 bis 1959.<br />

Versetzung zur Militärakademie: 01.12.1959.<br />

Dienststellungen im <strong>Lehrstuhl</strong>: Hauptfachlehrer, Fachgruppenleiter.<br />

Qualifikation:<br />

1959 Diplom-Ingenieur (Abschluss <strong>der</strong> Shukowski-Akademie, UdSSR)<br />

1967 Dr. rer. mil. (außerplanmäßige Aspirantur an <strong>der</strong> MA)<br />

1970 Berufung zum Hochschuldozenten für Militärwissenschaft<br />

1973 Beför<strong>der</strong>ung zum Oberst<br />

1974 Berufung in den Wissenschaftlichen Rat <strong>der</strong> Militärakademie<br />

1977 HAK an <strong>der</strong> Generalstabsakademie <strong>der</strong> UdSSR<br />

Entwicklung nach Abgabe des <strong>Lehrstuhl</strong>es:<br />

1978 Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es Luftstreitkräfte<br />

1978/79 HAK an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR<br />

1982 Promotion B; Dr. sc. mil.<br />

37


38<br />

1983 Berufung zum Ordentlichen Professor für Militärwissenschaft<br />

1985 Stellvertreter für Forschung des Kommandeur <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

1986 Stellvertreter für LSK des Kommandeurs <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

1986 Berufung in den Wissenschaftlichen Rat <strong>der</strong> Militärakademie<br />

30.09.1990 Verabschiedung aus <strong>der</strong> NVA<br />

Auszeichnungen:<br />

Vaterländischer Verdienstorden in Bronze<br />

Kampforden für Verdienste um Volk und Vaterland in Silber u. Bronze<br />

Verdienstmedaille <strong>der</strong> NVA in Gold<br />

Oberst Dr. Wolfgang Demmer<br />

geb. am 16.12.1931<br />

Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

vom 01.09.1978 bis 30.09.1990<br />

Erlernter Beruf: Bauschlosser. Eintritt in die KVP:<br />

02.04.1951. Ernennung zum Offizier: 25.08.1952;<br />

Unterkommissar; Offiziersschule Pirna.<br />

Versetzung zu den Luftstreitkräften (KVP Luft): 25.08.1952.<br />

Letzte Dienststellung in <strong>der</strong> Truppe: Stellvertreter des Oberingenieurs<br />

<strong>der</strong> 1. Fliegerdivision.<br />

Versetzung zur Militärakademie: 01.02.1961. Dienststellungen im <strong>Lehrstuhl</strong>:<br />

Fachlehrer, Hauptfachlehrer, Fachgruppenleiter.<br />

Qualifikation:<br />

1963 Ingenieur für Kraft- und Arbeitsmaschinen (Abschluss Fernstudium)<br />

1966 Diplom-Militärwissenschaftler (ext. Abschluss <strong>der</strong> Militärakademie<br />

mit Son<strong>der</strong>diplom)<br />

1971 Verleihung Facultas docendi<br />

1972 Dr. rer. mil. (außerpl. Aspirantur an <strong>der</strong> MA)<br />

1978 HAK an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR<br />

1979 Promotion B; Dr. sc. mil.<br />

1979 Berufung in den Wissenschaftlichen Rat <strong>der</strong> Militärakademie<br />

1980 Berufung zum Ordentlichen Professor für Miltärwissenschaft


1985 Akademischer Kurs leiten<strong>der</strong> Offiziere <strong>der</strong> NVA an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

1986 Berufung in den Wissenschaftlichen Rat <strong>der</strong> Militärakademie<br />

30.09.1990 Verabschiedung aus <strong>der</strong> NVA<br />

Auszeichnungen:<br />

Vaterländischer Verdienstorden in Bronze<br />

Kampforden für Verdienste um Volk und Vaterland in Silber u. Bronze<br />

Orden Banner <strong>der</strong> Arbeit Stufe II. (mit dem Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>s)<br />

Verdienstmedaille <strong>der</strong> NVA in Gold<br />

Friedrich-Engels-Preis II. Kl. (Wissenschaftspreis im Kollektiv)<br />

39


40<br />

Anlage 2<br />

Entwicklung und Qualifikation des Personalbestandes<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Die chronologische Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

mit Dienstgraden und Graduierungen, <strong>der</strong> Zugänge mit ihren akademischen<br />

Abschlüssen und letzten Dienststellungen sowie die Zwischentexte<br />

dokumentieren die ständig gewachsene Qualifikation seines<br />

Personalbestandes und die an den praktischen Erfor<strong>der</strong>nissen orientierte<br />

Personalpolitik.<br />

Die Gründung des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV wird in <strong>der</strong> Chronik auf den<br />

04.01.1960 datiert. Seine Elemente bildeten aber zunächst zwei selbständige<br />

Lehrstühle.<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> Taktik <strong>der</strong> LSK (Bestand 1960/61)<br />

Major Hans Martin Stabschef 3. JD<br />

Hauptmann Max Pade Stabschef eines JG<br />

Hauptmann Herbert Hirsch Stabschef eines JG<br />

Hauptmann Erhard Buschmann Flugzeugführer, Steuermann eines JG<br />

Hauptmann Wolfgang Richter Operativoffizier 3. JD<br />

Oberleutnant Karl Harms Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR)<br />

Leiter UA Operativ 1. JD<br />

Oberleutnant Gerhard Dollwetzel Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR)<br />

Leiter UA Operativ JG-7<br />

Oberleutnant Friedemann Beer Dipl.-Ing. (MA für Ingenieure <strong>der</strong> LSK<br />

<strong>der</strong> UdSSR)<br />

Feldwebel Heinz Rockoff Mechaniker für Linktrainer<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> Flugzeugtechnik (Bestand 1960/61)<br />

Hauptmann Lothar Bitterlich Dipl.-Ingenieur (Technische<br />

Universität Dresden)<br />

Hauptmann Christian Herrmann Ingenieur, Ing.-Abtlg. Kommando<br />

LSK/LV<br />

Oberleutnant Walter Beck Ingenieur, Lehrer an <strong>der</strong> OHS <strong>der</strong><br />

LSK/LV<br />

ZA Konrad Bergmann Ingenieur, Held <strong>der</strong> Arbeit<br />

Hauptmann Wolfgang Demmer im Ingenieur-Fernstudium, Stellv.<br />

Ober-Ing. 1. FD<br />

Feldwebel Peter Maiwald Waffenmechaniker


Am 01.09.1962 wurde aus diesen beiden Lehrstühlen <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong><br />

Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV gebildet.<br />

Die bisherigen Lehrstühle bildeten je eine Fachgruppe dieses <strong>Lehrstuhl</strong>es,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tradition des <strong>Lehrstuhl</strong>es Taktik <strong>der</strong> LSK stand.<br />

01.09.1962: <strong>Lehrstuhl</strong> Operativ-taktische Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter: Oberstleutnant Hans Martin<br />

Fachgruppe Taktik: Leiter Hauptmann Karl Harms<br />

Bestand am 01.09.1962:<br />

Rolf Lehmann, Friedemann Beer, Wolfgang Knorr, Max Pade,<br />

Gerhard Dollwetzel, Wolfgang Richter, Erhard Buschmann,<br />

Herbert Höhn, Siegfried Schnabel,<br />

Heinz Rockoff (Mechaniker Linktrainer)<br />

Zugänge:<br />

• Hauptmann Rolf Lehmann, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR)<br />

• Major Wolfgang Knorr, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR)<br />

• Major Herbert Höhn, Stabschef eines JG<br />

• Hauptmann Siegfried Schnabel, Operativoffizier<br />

Major Herbert Hirsch war in die Abteilung Planung <strong>der</strong> Militärakademie<br />

versetzt worden.<br />

Fachgruppe Technik: Leiter Hauptmann Lothar Bitterlich<br />

Bestand am 01.09.1962:<br />

Walter Beck, Christian Herrmann, Wolfgang Demmer,<br />

Helmut Fritzsche (Kabinettleiter Flugzeugtechnik), Peter Maiwald<br />

(Waffenmechaniker)<br />

Am 01.09.1963 wurde <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> von Oberstleutnant Martin an<br />

Oberstleutnant Dörl übergeben.<br />

41


42<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter: Oberstleutnant Helmut Dörl<br />

Fachgruppe Taktik: Leiter Hauptmann Karl Harms<br />

Bestand am 01.09.1963:<br />

Rolf Lehmann, Friedemann Beer, Wolfgang Knorr, Max Pade, Gerhard<br />

Dollwetzel, Wolfgang Richter, Erhard Buschmann, Herbert Höhn,<br />

Siegfried Schnabel, Herbert Priemer, Walter Hübner, Manfred Zimmer,<br />

Klaus Sperling, Hans Siegel,<br />

Heinz Rockoff (Mechaniker Linktrainer)<br />

Zugänge:<br />

• Major Klaus Sperling, Dipl.-Ing. (Lomonossow-Universität Moskau)<br />

• ZA Hans Siegel, Dipl.-Math. (TU Dresden)<br />

• Hauptmann Manfred Zimmer, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR)<br />

• Major Herbert Priemer, Flugzeugführer, Kommandeur eines JG<br />

• Major Walter Hübner, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR), Oberoffizier<br />

im Stab einer LVD<br />

Karl Harms ging von 1964 bis 1967 zur planmäßigen Aspirantur an die<br />

Militärakademie <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> LV <strong>der</strong> UdSSR (Kalinin). Leiter <strong>der</strong><br />

Fachgruppe Taktik wurde Rolf Lehmann.<br />

Manfred Zimmer löste später Erhard Buschmann ab, <strong>der</strong> in die Abteilung<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Militärakademie wechselte.<br />

Hans Martin, Herbert Höhn und Siegfried Schnabel wurden von 1964 bis<br />

1966 Offiziershörer im Profil <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>.<br />

Fachgruppe Technik: Leiter Major Siegfried Meindl<br />

Bestand am 01.09.1963:<br />

Walter Beck, Christian Herrmann, Wolfgang Demmer<br />

Peter Maiwald (Waffenmechaniker), Helmut Fritsche (Kabinettleiter)<br />

Zugang:<br />

• Major Siegfried Meindl, Dipl.-Ing. (MA für Ingenieure <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong><br />

UdSSR), Ingenieur JG<br />

Major Lothar Bitterlich schied 1963 aus <strong>der</strong> NVA aus. Er wurde später<br />

Abteilungsleiter im Kombinat Spezialtechnik in Dresden/Klotzsche.


Mit dem 01.09.1965 wurde <strong>der</strong> bisherige <strong>Lehrstuhl</strong> Operativ-taktische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV zum <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>der</strong> Waffengattung deklariert und<br />

umbenannt in <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV (LS 301).<br />

01.09.1965: <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter: Major Rolf Lehmann<br />

Sekretärin: Lisa Tessmer (1965 - 1967)<br />

Monigunde Schmiedel (ab 1967)<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

Leiter: Oberstleutnant Max Pade<br />

Bestand am 01.09.1965:<br />

Gerhard Dollwetzel, Alfons Schulz, Heinz Reiche, Wolfgang Richter,<br />

Manfred Zimmer, Walter Hübner, Wolfgang Knorr, Herbert Priemer,<br />

Kabinettleiter: Horst Auersbach, Dieter Berka<br />

Zugänge:<br />

• Hauptmann Heinz Reiche, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA)<br />

• Oberstleutnant Alfons Schulz, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA)<br />

Fachgruppe Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

Leiter: Oberstleutnant Friedemann Beer<br />

Bestand am 01.09.1965:<br />

Klaus Sperling, Horst Siegel, Wolfgang Leibiger,<br />

Frau Töpfer<br />

Zugang:<br />

• 1965 Major Wolfgang Leibiger, Flugzeugführer, Leiter LS/LT Kdo.<br />

LSK/LV<br />

In Vorbereitung auf die Schaffung des <strong>Lehrstuhl</strong>es Taktik höherer Verbände<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> (LS 305) schieden 1966 aus<br />

dem <strong>Lehrstuhl</strong> aus: Heinz Reiche, Wolfgang Knorr, Herbert Priemer,<br />

Klaus Sperling, Horst Siegel und Dieter Berka.<br />

43


44<br />

Max Pade verließ den <strong>Lehrstuhl</strong> 1970 und besetzte die neu geschaffene<br />

Planstelle Lehrgangsleiter <strong>der</strong> Sektion LSK/LV.<br />

Walter Hübner wurde zum Lehrgefechtsstand <strong>der</strong> Sekion LSK/LV versetzt.<br />

Ab 01.09.1970 übernahm Oberstleutnant Dr. Friedemann Beer die Fachgruppe<br />

Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV. (Die Fachgruppe<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV wurde aufgelöst.)<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

Leiter: Oberstleutnant Siegfried Meindl<br />

Bestand am 01.09.1965:<br />

Walter Beck, Christian Herrmann, Wolfgang Demmer,<br />

Peter Maiwald, Horst Schnerr (beide Kabinettleiter)<br />

Oberstleutnant Siegfried Meindl ging von 1969 bis 1971 zur planmäßigen<br />

Aspirantur an die Militärakademie für Ingenieure <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong><br />

UdSSR in Moskau. Die Fachgruppe wurde in dieser Zeit von Oberstleutnant<br />

Wolfgang Demmer geführt.<br />

Im Zeitraum von 1966 bis 1971 wurden neu in den <strong>Lehrstuhl</strong> aufgenommen:<br />

• Oberstleutnant Horst Richter, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Kommandeur JG<br />

• Major Lothar Leibiger, im Fernstudium zum Dipl.-Ing., Ingenieur im JG<br />

• Oberstleutnant Dieter George, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), Stabschef JG<br />

• Major Joachim Klopfer, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA).<br />

Oberstleutnant Dr. Rolf Lehmann wurde mit Wirkung vom 01.01.1972<br />

zum Stellvertreter des Kommandeurs <strong>der</strong> Sektion LSK/LV für Forschung<br />

ernannt und übergab den <strong>Lehrstuhl</strong> an Oberstleutnant Dr. Friedemann<br />

Beer.<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter: Oberstleutnant Dr. Friedemann Beer<br />

Sekretärin: Monigunde Schmiedel<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

Leiter: Oberstleutnant Dr. Horst Richter


Bestand am 01.01.1972:<br />

Alfons Schulz, Gerhard Dollwetzel, Wolfgang Richter, Dieter George,<br />

Manfred Zimmer, Wolfgang Leibiger, Dieter Roggelin,<br />

Christian Herrmann<br />

Kabinettleiter: Horst Auersbach<br />

Zugänge:<br />

• 1971 Major Dieter Roggelin, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), Leiter<br />

Aufklärung einer LVD<br />

• 1972 Oberstleutnant Christian Herrmann, vorher Fachgruppe<br />

Flugzeugtechnik<br />

• 1973 Oberstleutnant Günter Eck, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA),<br />

Stabschef JG<br />

• 1973 Major Jürgen Haacke, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Flugzeugführer, Steuermann eines JG<br />

• 1975 Major Franz Spur, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Flugzeugführer<br />

• 1976 Major Jörg Knie, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), Flugzeugführer,<br />

Inspekteur des Kdo LSK/LV<br />

• 1976 Major Dietmar Sommerfeld, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Flugzeugführer.<br />

Gerhard Dollwetzel befand sich 1972 zu einem dreimonatigen Dozentenaustausch<br />

an <strong>der</strong> Generalstabsakademie <strong>der</strong> Polnischen Armee in<br />

Warschau.<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

Leiter: Oberstleutnant Dr. Siegfried Meindl<br />

Bestand am 01.01.1972:<br />

Wolfgang Demmer, Walter Beck, Joachim Klopfer, Lothar Leibiger,<br />

Kabinettleiter: Heinz Schnerr; Technische Zeichnerin: Rosemarie Schiller<br />

Zugang:<br />

• 1974 Major Jürgen Dienewald, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Flugzeugführer<br />

Walter Beck wurde 1974 bis 1976 zu einem zweijährigen Truppenpraktikum<br />

als Stabschef des JG-1 abkommandiert.<br />

45


46<br />

Wolfgang Demmer wechselte 1974 in die Fachgruppe Taktik als Hauptfachlehrer<br />

für Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen und übernahm nach<br />

dem Ausscheiden von Oberst Dr. Horst Richter die Fachgruppe Führung<br />

<strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV.<br />

In Folge <strong>der</strong> Aufstellung von Frontfliegerkräften und später Armeefliegerkräften<br />

wurde wie<strong>der</strong>um die Struktur des Lehrkörpers an die Truppenpraxis<br />

angepasst und ab 01.09.1978 <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Luftstreitkräfte geschaffen.<br />

Als Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es wurde Oberst Dr. Friedemann Beer<br />

eingesetzt. Mit ihm verließen Alfons Schulz, Dieter Roggelin, Manfred<br />

Zimmer, Dietmar Sommerfeld und Franz Spur den <strong>Lehrstuhl</strong>.<br />

Den <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV übernahm ab 01.09.1978 Oberst Dr. Wolfgang<br />

Demmer.<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter: Oberst Dr. Wolfgang Demmer<br />

Sekretärin: Monigunde Schmiedel / Ute Gebler, ab 1986 Waltraud Knoth<br />

Kabinettleiter: Horst Auersbach (bis 1987); ab 1988 Ilona Neugebauer<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

Leiter: Oberst Dr. Walter Beck<br />

Bestand am 01.09.1978:<br />

Gerhard Dollwetzel, Jürgen Haacke, Dieter George, Wolfgang Leibiger,<br />

Günter Eck, Jörg Knie.<br />

Oberstlleutnant Christian Herrmann schied 1978 aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> aus.<br />

Zugänge:<br />

• 1982 Oberstleutnant Rainer Burkhardt, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong><br />

UdSSR), Flugzeugführer<br />

• 1982 Oberstleutnant Johannes Bie<strong>der</strong>mann, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA),<br />

Stabschef eines JG<br />

• 1983 Oberstleutnant Rainer Göpfert, planm. Aspirant von <strong>der</strong> OHS<br />

Bautzen<br />

• 1985 Oberst Bernd Schnei<strong>der</strong>, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA),<br />

Kommandeur JG<br />

• 1987 Hptm. Frank Behley, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), planm. Aspirant<br />

• 1990 Hptm. Hubertus Mund, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), planm. Aspirant<br />

• 1990 Hptm. Steffen Heine, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> NVA), planm. Aspirant.


Der Logik <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>gespiegelten Entwicklung entsprechend, musste<br />

auch in <strong>der</strong> folgenden Zeit <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK wie<strong>der</strong> gut ausgebildete<br />

und befähigte Ka<strong>der</strong> – vorwiegend aus <strong>der</strong> Fachgruppe Taktik – abgeben:<br />

- 1980 Oberst Dr. George an den LS 305 zur Bildung einer<br />

zentralisierten Arbeitsguppe Gefechtsbereitschaft,<br />

- 1981 Oberstleutnant Dr. Knie an den LS 305 als Fachgruppenleiter<br />

und designierter Leiter dieses <strong>Lehrstuhl</strong>es, den er 1986 übernahm,<br />

- 1985 Oberstleutnant Eck in die Gruppe Planung <strong>der</strong> Sektion LSK/LV.<br />

Oberst Dr. Schnei<strong>der</strong> schied 1989 aus persönlichen Gründen aus dem<br />

aktiven Dienst aus.<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

Leiter: Oberst Dr. Siegfried Meindl<br />

Bestand am 01.09.1978:<br />

Joachim Klopfer, Jürgen Dienewald, Heinz Sauerbier, Lothar Leibiger<br />

Zugänge:<br />

• Oberstleutnant Heinz Sauerbier, Dipl.-Mil. (MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR),<br />

Flugzeugführer, L-LS/LT JG<br />

• Major Roland Kupfer, Dipl.-Ing. (MA für Ing. <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR), FID<br />

Kdo. LSK/LV<br />

• Oberstleutnant Joachim Wendler, Dipl.-Ing. (MA für Ing. <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong><br />

UdSRR), Leiter FID JG.<br />

Oberstleutnant Dienewald befand sich von 1977 bis 1981 in einer planmäßigen<br />

Aspirantur, davon die letzten beiden Jahre direkt an <strong>der</strong> MA <strong>der</strong><br />

LSK <strong>der</strong> UdSSR in Monino.<br />

Oberstleutnant Wolfgang Leibiger wurde 1979 Zivilangestellter und<br />

wechselte in die Abteilung Wissenschaft und Forschung <strong>der</strong> MA.<br />

Oberstleutnant Lothar Leibiger wurde 1981 zum <strong>Lehrstuhl</strong> FuTT (LS 303)<br />

umgesetzt.<br />

Major Roland Kupfer wurde 1984 abversetzt.<br />

Oberst Doz. Dr. sc. Dienewald schied 1985 aus und wurde Leiter des<br />

neu gegründeten <strong>Lehrstuhl</strong>es Frontfliegerkräfte (LS 307)<br />

Oberstleutnant Dr. Sauerbier – ab 1981 zwischenzeitlich für Oberst Dr.<br />

Knie in <strong>der</strong> FG Taktik – schied 1989 aus persönlichen Gründen aus dem<br />

aktiven Dienst aus.<br />

47


48<br />

Mit Wirkung vom 30.09.1990 wurde <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV aufgelöst.<br />

Bestand am 30.09.1990<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Wolfgang Demmer<br />

ZA Waltraud Knoth,<br />

ZA Ilona Neugebauer<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

Oberst Doz. Dr. sc. Walter Beck<br />

Oberst Doz. Dr. sc. Gerhard Dollwetzel<br />

Oberst Dr. Jürgen Haacke<br />

Oberstleutnant Dr. Rainer Burkhardt<br />

Major Dr. sc. Frank Behley<br />

Hauptmann Hubertus Mund, planm. Aspirant<br />

Hauptmann Steffen Heine, planm. Aspirant<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Siegfried Meindl<br />

Oberst Doz. Dr. sc. Joachim Klopfer<br />

Oberstleutnant Dipl.-Ing. Joachim Wendler.<br />

*******<br />

Die in <strong>der</strong> Entwicklung und Qualifikation des Personalbestandes wi<strong>der</strong>gespiegelte<br />

kontinuierliche Weiterbildung <strong>der</strong> Lehroffiziere des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

erfolgte – ihre durch Akademie- und bzw. o<strong>der</strong> Ingenieur-Abschlüsse<br />

erworbene Bildung schon vorausgesetzt – hauptsächlich über die<br />

Promotionen A und teilweise B, durch Lehrgänge und Kurse verschiedener<br />

Art sowie durch eine Vielzahl Studienreisen an Militärakademien<br />

<strong>der</strong> Staaten des Warschauer Vertrages.<br />

Die Stätten <strong>der</strong> Weiterbildung und Konsultationen waren folgende<br />

Militärakademien:<br />

• Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR, „Juri Gagarin“, in<br />

Monino (1)<br />

• Miltärakademie <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> <strong>der</strong> UdSSR,<br />

„Marschall G. K. Shukow“, in Kalinin (2)


• Miltärakademie für Ingenieure <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR, „N. E.<br />

Shukowski“, in Moskau (3)<br />

• Militärakademie des Generalstabes <strong>der</strong> Streitkräfte <strong>der</strong> UdSSR, „K. E.<br />

Woroschilow“, in Moskau (4)<br />

• Generalstabsakademie <strong>der</strong> Polnischen Armee in Warschau (5)<br />

• Militärakademie <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee, „Friedrich Engels“, in<br />

Dresden (6)<br />

Zusammenstellung <strong>der</strong> Teilnahme an Lehrgängen<br />

(Promotionen A und B siehe Anlage 6; auf die Angabe <strong>der</strong> Studienreisen<br />

soll wegen <strong>der</strong> unüberschaubaren Anzahl verzichtet werden.)<br />

Jahr Teilnehmer Nr. Dauer Thema, Art<br />

1972 Oberst Dollwetzel (5) 3 Monate Dozentenaustausch<br />

1976 Oberst Dollwetzel (2) 1 Jahr NATO u. Strat. Aufklärung<br />

1977 Oberst Beer (4) 3 Monate HAK<br />

1977 Oberst Lehmann (4) 3 Monate HAK<br />

1978 Oberst Demmer (1) 5 Monate HAK<br />

1978 Oberst Beer (1) 5 Monate HAK<br />

1978 Oberst Haacke (1) 5 Monate HAK<br />

1978 Oberst Sauerbier (2) 2 Monate Op.-takt. u. Stabsausbildg.<br />

1981 Oberst Beck (2) 2 Monate Op.-takt. u. Stabsausbildg.<br />

1985 Oberst Demmer (6) 2 Monate Kurs leit. Offiziere <strong>der</strong> NVA<br />

1985 Oberst Schnei<strong>der</strong> (6) 2 Monate Kurs leit. Offiziere <strong>der</strong> NVA<br />

1986 Oberst Dienewald (1) 3 Monate Op.Kunst u. Taktik <strong>der</strong> JFK<br />

1988 Oberst Haacke (1) 3 Monate Op.Kunst u. Taktik <strong>der</strong> JFK<br />

1989 Oberst Haacke (6) 3 Monate Englische Sprache<br />

49


50<br />

Berater und Gastlektoren im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

Anlage 3<br />

Berater und Gastlektoren sowjetischer Militärakademien haben uns beim<br />

Aufbau des <strong>Lehrstuhl</strong>es vor allem in <strong>der</strong> Anfangsphase wertvolle Unterstützung<br />

zu Inhalt, Methoden und Planung <strong>der</strong> Ausbildung sowie zur<br />

Entwicklung einer eigenen Forschungsarbeit gegeben.<br />

Berater im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

• 1960 Oberst Kudrjaschow, Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es Taktik <strong>der</strong> JFK an<br />

<strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR (Monino), (Jagdflieger,<br />

Divisionskommandeur, Kriegsteilnehmer)<br />

Unter seiner Anleitung entstand das erste Ausbildungsprogramm für das<br />

Profil LSK/LV.<br />

• 1961/62 Oberst Lebedew, Oberst Ewpluchin, Militärakademie <strong>der</strong><br />

LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV mit den Obersten Lebedew und Ewpluchin<br />

Beide leisteten Hilfe bei <strong>der</strong> Profilierung des <strong>Lehrstuhl</strong>s. Sie brachten ein<br />

ausgesprochen taktisches Profil in die Lehrfächer Luftschießen<br />

(Lebedew) und Navigation (Ewpluchin) und nahmen konstruktiven Einfluss<br />

auf die Hinwendung <strong>der</strong> technischen Ausbildung als wissenschaftliches<br />

Fundament für die Taktik.


Insbeson<strong>der</strong>e Oberst Lebedew beeinflusste wesentlich die ersten Versuche<br />

im <strong>Lehrstuhl</strong>, mathematische Verfahren mit <strong>der</strong> taktischen Ausbildung<br />

zu verbinden.<br />

• 1962/64 Oberst Tschaplygin, <strong>Lehrstuhl</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> <strong>der</strong> UdSSR (Kalinin)<br />

Gastlektoren am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

• 1965 Oberst Dr. Bedritzky, Oberst Dr. Malinowsky, Militärspezialisten<br />

von <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Kalinin)<br />

Bedritzky lehrte Taktik <strong>der</strong> LVD und Operative Kunst und för<strong>der</strong>te die<br />

Anwendung mathematischer Methoden bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Truppen<br />

<strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>. Er war Gutachter für die Gemeinschaftsdissertation<br />

Lehmann/Sperling. Malinowsky war Spezialist für Funkelektronischen<br />

Kampf.<br />

• 1970 Oberst Dr. Kostjenko, Oberst Dr. Goworuchin, Militärakademie<br />

<strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR (Monino)<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV mit den Obersten Dr. Kostjenko und Dr. Goworuchin<br />

51


52<br />

Beide legten mit ihren Vorlesungen die Grundlagen zur Anwendung <strong>der</strong><br />

„Graphoanalytischen Modellierung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK“ in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung und wissenschaftlichen Arbeit im <strong>Lehrstuhl</strong> LFK/LV<br />

• 1972 Oberst Dr. Kostjenko, Oberst Dr. Goworuchin, Militärakademie<br />

<strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR (Monino)<br />

Beide nahmen an <strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong> Dissertation von Oberst Horst<br />

Richter und Oberst Manfred Bönsch zum Thema „Die Graphoanalytische<br />

Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen von Verbänden <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>“<br />

teil, die auf ihren Ideen zur Analyse <strong>der</strong> Wirksamkeit des Gefechts<br />

anhand einer Modellwirklichkeit basierte. Oberst Dr. Kostjenko erstattete<br />

eines <strong>der</strong> Gutachten.<br />

• 1972 Generalmajor Dr. Platow, Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR (Monino)<br />

Teilnehmer am Kolloquium <strong>der</strong> Sektion LSK/LV zum Thema „Einsatzvarianten<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>“.<br />

• 1972 Oberst Batschurin, Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Monino)<br />

• 1972 Generalmajor Dr. Platow, Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR (Monino)<br />

Teilnehmer an <strong>der</strong> ersten Wissenschaftlichen Beratung des <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

JFK/LV. Gemeinsam mit GM Platow referierte und beriet Oberstleutnant<br />

Moskwitsch aus dessen <strong>Lehrstuhl</strong> zur Thematik „Planung des Luftkampfes<br />

<strong>der</strong> Jagdflieger“<br />

• 1975 Oberst Dr. Kostjenko, Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Monino)<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Thematik „Modellierung von Gefechtshandlungen“<br />

• 1975 Generalmajor Starakon, Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>s Fliegerische<br />

Ausbildung an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Monino)<br />

• 1977 Oberst Dr. Suslikow, Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Monino)<br />

Vorlesungen zum Luftgefecht <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> über See sowie zum<br />

Einsätz von Fliegerkräften gegen Seeziele.


<strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV mit Oberst Dr. Suslikow<br />

• 1977 Oberstleutnant Krylow, Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

(Monino)<br />

Vorlesungen und Konsultationen zum Thema „Vergleichende Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Kampfflugzeuge“.<br />

Oberstleutnant Krylow bei <strong>der</strong> Vorlesung<br />

53


54<br />

Offiziershörergruppen und Absolventen des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

Anlage 4<br />

Die erste Offiziershörergruppe im Profil <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>/LV begann ihre<br />

Ausbildung offiziell am 04.01.1960. Sie befand sich bereits seit August<br />

1959 an <strong>der</strong> Militärakademie zur Vorbereitung auf ihr vierjähriges<br />

Studium. Ab 01.09.1960 begann die Vorbereitung <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Gruppe auf das Studium an <strong>der</strong> Militärakademie an <strong>der</strong> Vorstudienfakultät<br />

in Naumburg.<br />

Seit 1958 studierte bereits die erste Offiziershörergruppe im Profil<br />

Flugzeugwartungs-Ingenieure an <strong>der</strong> Ingenieurschule für Flugzeugbau in<br />

Dresden.<br />

Insgesamt absolvierten 22 Gruppen im Vollstudium über drei Jahre (die<br />

ersten beiden Gruppen in vier Jahren) im Profil Kommandeure und<br />

Stabsoffiziere, zwei Gruppen in Zweijahreslehrgängen, eine Fernstudiengruppe<br />

und sechs höhere akademische Kurse sowie fünf Gruppen als<br />

Flugzeugwartungs-Ingenieure die Militärakademie im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV.<br />

Außerdem absolvierten eine Reihe Extern- und Fernstudenten die<br />

Militärakademie im Profil des <strong>Lehrstuhl</strong>s.<br />

Offiziershörergruppen im Profil Kommandeure/Stabsoffiziere<br />

(Die Bezeichnung <strong>der</strong> Gruppen wird durchgängig einheitlich – Profil/Jahrgang<br />

– angegeben, obwohl sich über <strong>der</strong> Zeit ihre Form entsprechend<br />

den Entwicklungsetappen geän<strong>der</strong>t hat.)<br />

Gruppe Zeitraum Gruppenleiter Gruppenältester<br />

31/60 1 04.01.60 - 30.09.63 Wolfgang Richter Major Pohling<br />

31/61 03.01.61 - 30.09.64 Wolfgang Richter Major Otto<br />

31/62 2 03.01.62 - 30.09.64 Wolfgang Richter Hauptmann Jung<br />

31/63 03.01.63 - 30.09.65 Wolfgang Richter Major Grimm<br />

31/64 03.01.64 - 30.09.66 Herbert Priemer Oberstltn. Höhn<br />

31/65 3 01.09.65 - 30.07.68 Alfons Schulz Oberstltn. Brand<br />

31/66 4 01.09.66 - 30.07.69 Gerh. Dollwetzel Oberstltn. George<br />

31/67 01.09.67 - 30.07.70 Manfred Zimmer Oberstltn. Neumann<br />

1 Ab August 1959 direkte Vorbereitung an <strong>der</strong> Miltärakademie.<br />

2 Mit <strong>der</strong> Gruppe 31/62 begann <strong>der</strong> Übergang zum dreijährigen Studium.<br />

3 Ab 1965 wurde <strong>der</strong> Studienbeginn den Hochschulen <strong>der</strong> DDR angepasst.<br />

4 Die Gruppe 31/66 war die letzte Gruppe (insoweit die Bewerber kein Abitur hatten),<br />

die an <strong>der</strong> Vorstudienfakultät Naumburg vorbereitet wurde.


31/68 01.09.68 - 30.07.71 Max Pade Oberstltn. Baarß<br />

31/69 01.01.69 - 30.07.72 Max Pade Oberstltn. Smol<br />

Ab 1970 wurde in <strong>der</strong> Sektion eine Planstelle Lehrgangsleiter eingerichtet,<br />

in <strong>der</strong> Folge gab es – zunächst – keine Gruppenleiter mehr.<br />

Gruppe Zeitraum Gruppenleiter Gruppenältester<br />

31/70 01.01.70 - 30.07.73 Oberstltn. Schumann<br />

31/71 01.09.71 - 30.07.74 Major Heinze<br />

31/72 01.09.72 - 30.07.75 Major Schliep<br />

31/73 01.09.73 - 30.07.76 Major Junghans<br />

31/74 01.09.74 - 30.07.77 Major Popela<br />

31/75 01.09.75 - 30.07.78 Major Rehefeld<br />

31/76 01.09.76 - 30.07.79 Major Sachse<br />

31/77 01.09.77 - 30.07.80 Major Müller<br />

31/78 01.09.78 - 30.07.81 Hauptmann Röchow<br />

Auf Grund <strong>der</strong> neu gebildeten und geplanten Lehrstühle für Fliegerkräfte<br />

wurde <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV nur noch im 3-Jahres-Rhythmus<br />

mit einer Profilgruppe beschickt. Zur Unterstützung des Lehrgangsleiters<br />

wurde dafür auch wie<strong>der</strong> ein Gruppenleiter aus dem Profillehrstuhl<br />

eingesetzt.<br />

31/81 01.09.81 - 30.07.84 Joachim Klopfer Major Ruschig<br />

31/84 01.09.84 - 30.07.87 Jürgen Haacke Major Gruhl<br />

31/87 01.09.87 - 30.07.90 Joachim Klopfer Hauptmann Wendland<br />

Zweijahreslehrgänge und höhere akademische Kurse am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

31V/65 5 01.09.65 - 30.07.67 Horst Richter Oberst Dowidat<br />

31V/68 6 01.09.68 - 30.07.70 Christian Herrmann Oberst Kiefel<br />

HAK 31/61 (genaue Angaben konnten nicht mehr recherchiert werden)<br />

HAK 31/63 Max Pade Oberstltn. Boldt<br />

301P/81 02.02.-24.04.81 Oberstltn. Kresse<br />

301P/82 04.05.-25.06.82 Oberstltn. Rehefeld<br />

301P/85 Oberstltn. Haufe<br />

301P/90 03.01.-23.02.90 keine genaueren Angaben recherchiert<br />

5 Erster 2-Jahreslehrgang im Profil JFK/LV.<br />

6 Zweiter 2-Jahreslehrgang im Profil JFK/LV.<br />

55


56<br />

Fernstudiengruppe <strong>der</strong> OHS Kamenz<br />

301F/71 01.09.71 - 30.07.75 Oberstltn. Mayer<br />

Offiziershörergruppen im Profil Flugzeugwartungsingenieure<br />

Gruppenleiter Christian Herrmann<br />

I/10 1958 bis1961 1. Gruppe Gerhard Mayer<br />

II/10 1959 bis1962 2. Gruppe Karlheinz Lange<br />

III/10 1960 bis1963 3. Gruppe Heinz Ratthei<br />

IV/10 1961 bis1964 4.Gruppe<br />

V/10 1962 bis1965 5.Gruppe<br />

Extern- und Fernstudenten<br />

1962 bis 1965 Hauptmann Walter Beck Hauptfachlehrer an <strong>der</strong> MA<br />

1963 bis 1966 Major Wolfgang Demmer Hauptfachlehrer an <strong>der</strong> MA<br />

1965 bis 1968 Oberstltn. Chr. Herrmann Hauptfachlehrer an <strong>der</strong> MA<br />

In diesen Zeitraum sind auch die Studienabschlüsse <strong>der</strong> Hauptfachlehrer<br />

Oberstleutnant Max Pade, Oberstleutnant Erhard Buschmann<br />

und Oberstleutnant Wolfgang Leibiger sowie <strong>der</strong> Fachlehrer Oberstleutnant<br />

Wolfgang Richter und Oberstleutnant Herbert Priemer einzuordnen.<br />

1967 bis 1970 Oberst Henry Richter Kommando LSK/LV<br />

Oberst Theo Dadsitz Kommando LSK/LV<br />

Oberst Hauffe Kommando LSK/LV<br />

Im Anhang 1 sind die Absolventen aller Offiziershörergruppen namentlich<br />

erfasst und – soweit das möglich war – zusammen mit ihren Gruppenbil<strong>der</strong>n<br />

dargestellt.


Fachgruppen und Lehrfächer des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

57<br />

Anlage 5<br />

Der Inhalt <strong>der</strong> Lehre unterlag einer ständigen Entwicklung, einerseits<br />

geför<strong>der</strong>t durch die ständige Qualifizierung <strong>der</strong> Lehre – insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Verlagerung <strong>der</strong> Schwerpunkte von <strong>der</strong> technischen und naturwissenschaftlichen<br />

Ausbildung zur taktischen Ausbildung – und an<strong>der</strong>erseits<br />

durch die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Truppenpraxis. Diesem Prozess wurden<br />

regelmäßig die Strukturen und Lehrfächer angepasst und neue Ausbildungsprogramme<br />

eingeführt.<br />

Da es heute schwierig ist, diese Entwicklung von Ausbildungsprogramm<br />

zu Ausbildungsprogramm im Detail zu rekapitulieren, werden die Lehrfächer<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es für signifikante Zeitpunkte aufgelistet, zu denen<br />

nachhaltige Strukturverän<strong>der</strong>ungen stattfanden o<strong>der</strong> neue Erkenntnisse<br />

über zweckmäßige Lehrinhalte und qualitative Umbrüche in Programmen<br />

festgeschrieben wurden.<br />

Die verän<strong>der</strong>ten Bezeichnungen <strong>der</strong> Lehrfächer und ihre Ansiedlungen in<br />

den Fachgruppen wi<strong>der</strong>spiegeln die jeweils neue Qualität.<br />

Fachgruppen und Lehrfächer werden hier nicht an die im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre wechselnden Personen gebunden.<br />

Nach <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung des <strong>Lehrstuhl</strong>es Flugzeugtechnik in den <strong>Lehrstuhl</strong><br />

Taktik <strong>der</strong> LSK verfügte <strong>der</strong> neu profilierte <strong>Lehrstuhl</strong> Operativtaktische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV ab 01.09.1962 über zwei Fachgruppen<br />

mit folgenden Lehrfächern:<br />

Fachgruppe Taktik<br />

• Operative Kunst <strong>der</strong> Luftstreitkräfte und <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

• Taktik <strong>der</strong> Luftstreitkräfte (gelehrt wurde die Taktik <strong>der</strong> Fliegergattungen<br />

JFK, JBFK, BFK, TFK)<br />

• Taktik <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des Landes<br />

• Luftgegner und Luftaufklärung<br />

• Navigation und Steuermannsdienst<br />

• Luftschießen<br />

• Stabsdienst.


58<br />

Fachgruppe Technik<br />

• Aerodynamik<br />

• Konstruktion Zelle/Triebwerk<br />

• Flugzeugbewaffnung<br />

• Fliegeringenieurdienst.<br />

Die Lehrfächer trugen zu dieser Zeit noch die „klassischen“ Bezeichnungen.<br />

Ihr Inhalt war auch noch nicht straff ausgerichtet auf das eigentliche<br />

und später auch klar formulierte Profil „<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>“,<br />

obwohl in <strong>der</strong> Folgezeit die Lehrinhalte ständig profilbezogen<br />

präzisiert wurden.<br />

In den überarbeiteten späteren Ausbildungsprogrammen spiegelt sich<br />

allmählich die Hinwendung zu theoretischer Fundierung <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong><br />

JFK, zur Orientierung <strong>der</strong> technischen Lehrfächer auf das Schaffen eines<br />

technisch-wissenschaftlichen Fundaments für Kommandeure und Stabsoffiziere<br />

und zu mo<strong>der</strong>nen Methoden in <strong>der</strong> akademischen Ausbildung<br />

bis hin zur Heranführung <strong>der</strong> Offiziershörer an die selbständige wissenschaftliche<br />

Arbeit wi<strong>der</strong>.<br />

In verschiedenen Lehrfächern – z. B. Aerodynamik und Luftschießen –<br />

wurden bereits im ersten Lehrjahr „Kleine Belege“ gefor<strong>der</strong>t, im zweiten<br />

Lehrjahr – vorrangig auf die Taktik orientiert – ein „Großer Beleg“, zum<br />

Teil als Vorleistung für die Diplomarbeit. Damit entwickelte sich bereits in<br />

dieser Zeit ein System wissenschaftlicher Arbeit in <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Gruppenübungen und Kriegsspiele wurden immer besser zu einem<br />

System komplexer praxisnaher Anwendung erworbener Kenntnisse entwickelt<br />

und neue wirksame Methoden eingeführt.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Strukturen in <strong>der</strong> Truppe in den ersten sechziger<br />

Jahren führten in <strong>der</strong> Konsequenz zu einer spezifischen Ausrichtung von<br />

Profil-Lehrstühlen auf ihre Waffen- bzw. Fliegergattungen.<br />

Die Neuorganisation <strong>der</strong> Sektion LSK/LV und ihrer Lehrstühle fand seinen<br />

äußeren Ausdruck in <strong>der</strong> Umbenennung des <strong>Lehrstuhl</strong>es Operativtaktische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> LSK/LV ab 01.09.1965 zu <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>.<br />

Mit dem 1965 in Kraft gesetzten Ausbildungsprogramm erfolgte eine<br />

eindeutige Profilierung auf die Waffengattung JFK/LV. Zum Hauptgegenstand<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es wurde die Planung des Gefechtseinsatzes<br />

des Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> (JG/LV) und seine<br />

Führung im Verlaufe des Gefechts sowie die Ausrichtung <strong>der</strong> techni-


schen Ausbildung auf die Lehre <strong>der</strong> Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Jagdflugzeuge<br />

und ihrer Bewaffnung.<br />

Das wird dokumentiert durch die Struktur und Bezeichnung <strong>der</strong> Fachgruppen<br />

und Lehrfächer:<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Operative Kunst <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des Landes<br />

• Taktik <strong>der</strong> LVD<br />

• Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> LV<br />

• Taktik <strong>der</strong> Frontfliegerkräfte<br />

• Luftgegner und Luftaufklärung<br />

• Navigation und Steuermannsdienst<br />

• Stabsdienst<br />

Fachgruppe Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung<br />

• Operationsforschung<br />

• Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Aerodynamik und Flugdynamik<br />

• Konstruktion <strong>der</strong> Flugzeuge<br />

• Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung<br />

• Ingenieurtechnische Sicherstellung.<br />

Die qualitativen Verän<strong>der</strong>ungen zeigen sich insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Konzentration<br />

auf die Taktik <strong>der</strong> Fliegergattung als selbständiges Lehrfach und<br />

auf die Schaffung einer neuen Fachgruppe „Wirksamkeit“ sowie in neuen<br />

Lehrinhalten in den Lehrfächern.<br />

In den folgenden Jahren – in denen die 3. Hochchulreform in <strong>der</strong> DDR<br />

und mit einer neuen Organisationsstruktur <strong>der</strong> Militärakademie 1970 die<br />

Umbildung <strong>der</strong> Fakultät in Sektion LSK/LV statt fand – wurden Struktur<br />

und Inhalt <strong>der</strong> Ausbildung erneut qualitativ nachhaltig verän<strong>der</strong>t.<br />

In einer den ganzen <strong>Lehrstuhl</strong> erfassenden Gemeinschaftsarbeit wurde<br />

nach einer neuen Idee und mit einer neuen Methode ein grundlegend<br />

neues Ausbildungsprogramm erarbeitet.<br />

59


60<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung des Ausbildungsprogrammes 1971 waren in den<br />

Fachgruppen des <strong>Lehrstuhl</strong>es folgende Lehrfächer integriert:<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Grundlagen <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> LV<br />

• Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Herstellung <strong>der</strong> Stufen <strong>der</strong> Gefechtsbereitschaft im JG/LV<br />

• Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Jagdfliegerstaffel<br />

• Navigatorische Sicherstellung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Ingenieurtechnische Sicherstellung des JG/LV<br />

• Taktik <strong>der</strong> Frontfliegerkräfte.<br />

Die Lehrfächer Operative Kunst, Taktik LVD, Luftgegner und Luftaufklärung<br />

sowie Operationsforschung sind mit dem Programm 71 an den<br />

LS 305 übergegangen.<br />

Bemerkenswert ist die Konzentration auf die Ausbildung für die Ebene<br />

Truppenteil und die Zusammenfassung aller Prozesse des Gefechtseinsatzes<br />

des JG/LV – von <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen bis<br />

zu ihrer spezifischen Sicherstellung – zu einem Ausbildungskomplex, <strong>der</strong><br />

von einem System von Gruppenübungen und Kriegsspielen begleitet<br />

wurde.<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Abfangprozesse von Luftzielen<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung<br />

• Konstruktion <strong>der</strong> Flugzeuge.<br />

Das Ausbildungsprogrammm 1971 blieb in den folgenden Jahren relativ<br />

stabil und wurde lediglich durch einige Verän<strong>der</strong>ungen neuen Sachzwängen<br />

angepasst.<br />

So wurde aufgrund <strong>der</strong> zunehmenden Bedeutung <strong>der</strong> Front- und Armeefliegerkräfte<br />

1977 eine Fachgruppe gleichen Namens zur Vorbereitung<br />

eines neu zu gründenden <strong>Lehrstuhl</strong>es geschaffen. Außerdem wurden die<br />

neuen Lehrfächer „Automatisierte Jägerleitung“ und „Organisation und<br />

Planung <strong>der</strong> Gefechtsausbildung“ eingeführt.


Ab 01.09.1978 wurde dann <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> Luftstreitkräfte gebildet und die<br />

Fachgruppe Front- und Armeefliegerkräfte mit ihren Lehrfächern aus<br />

dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV ausgeglie<strong>der</strong>t.<br />

Damit verblieben zum Zeitpunkt des notwendig gewordenen Wechsels<br />

<strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>leiter ab 01.09.1978 folgende Lehrfächer in den Fachgruppen<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV:<br />

Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JFK/LV<br />

• Grundlagen <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> LV<br />

• Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Herstellung <strong>der</strong> Stufen <strong>der</strong> Gefechtsbereitschaft im JG/LV<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Jagdfliegerstaffel<br />

• Navigatorische Sicherstellung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Automatisierte Jägerleitung<br />

• Organisation und Planung <strong>der</strong> Gefechtsausbildung (Dieses Lehrfach<br />

wurde 1980 zentralisiert und ging somit in den LS 305 über.).<br />

Fachgruppe Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung und Luftkampf<br />

• Abfangprozesse von Luftzielen<br />

• Ingenieurtechnische Sicherstellung des JG/LV.<br />

Diese Fachgruppen mit ihren Lehrfächern blieben bis zur Auflösung des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es am 30.09.1990 im wesentlichen konstant.<br />

61


62<br />

Anlage 6<br />

Graduierte Wissenschaftler – am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV tätig<br />

o<strong>der</strong> ausgebildet<br />

Professoren des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

(aufgeführt sind alle Professoren, die während ihrer Tätigkeit im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

o<strong>der</strong> nach ihrem Ausscheiden berufen wurden; Beispiel einer Berufungsurkunde,<br />

S. 63)<br />

1978 Oberst Dr. sc. Rolf Lehmann<br />

1980 Oberst Dr. sc. Wolfgang Demmer<br />

1983 Oberst Dr. sc. Friedemann Beer<br />

1986 Oberst Dr. sc. Siegfried Meindl<br />

Oberst Dr. Demmer – Berufung zum Professor durch den Minister für<br />

Hoch- und Fachschulwesen <strong>der</strong> DDR


64<br />

Dozenten des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

(aufgeführt sind alle Dozenten, die während ihrer Tätigkeit im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

o<strong>der</strong> nach ihrem Ausscheiden berufen wurden; Beispiel Urkunde S. 66)<br />

1969 Oberstleutnant Dr. Rolf Lehmann<br />

1969 Oberstleutnant Dr. Karl Harms (Berufung im LS 305)<br />

1970 Herr Dr. Hans Siegel (Berufung im LS 305)<br />

1978 Oberst Dr. Siegfried Meindl<br />

1980 Oberst Dr. sc. Gerhard Dollwetzel<br />

1983 Oberst Dr. sc. Wolfgang Knorr (Berufung im LS 305)<br />

1987 Oberst Dr. sc. Walter Beck<br />

1987 Oberst Dr. sc. Jürgen Dienewald<br />

1988 Oberst Dr. sc. Joachim Klopfer<br />

1988 Oberst Dr. sc. Heinz Reiche (Berufung im LS 306)<br />

Promotionen A am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

(Doktoren, die am <strong>Lehrstuhl</strong> promovierten o<strong>der</strong> lehrten; wenn nicht an<strong>der</strong>s<br />

vermerkt, waren es außerplanmäßige Aspiranturen an <strong>der</strong> MA <strong>der</strong> NVA;<br />

Beispiele für Promotionsurkunden: S. 65 und 67)<br />

1967 Oberstltn. Klaus Henkes außerpl. Aspirant, Kdo. LSK/LV<br />

1967 Oberstltn. Günter Voigt außerpl. Aspirant, Kdo. LSK/LV<br />

1967 Major Günter Hiemann außerpl. Aspirant, Kdo. LSK/LV<br />

1967 Major Friedemann Beer<br />

1967 Oberstltn. Karl Harms planm. Aspirant an <strong>der</strong> MA <strong>der</strong><br />

Truppen <strong>der</strong> LV <strong>der</strong> UdSSR<br />

1968 Oberstltn. Rolf Lehmann<br />

1968 Oberstltn. Klaus Sperling<br />

1970 Major Heinz Reiche<br />

1971 Oberstltn. Walter Beck<br />

1971 Oberstltn. Siegfried Meindl planm. Aspirant an <strong>der</strong> MA für<br />

Ingenieure <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

1972 Oberstltn. Horst Richter<br />

1972 Oberstltn. Wolfgang Demmer<br />

1973 Oberstltn. Wolfgang Knorr<br />

1974 Oberstltn. Gerhard Dollwetzel<br />

1978 Oberstltn. Joachim Klopfer<br />

1980 Oberst Dieter George<br />

1980 Oberstltn. Jörg Knie<br />

1981 Oberstltn. Jürgen Dienewald planm. (Teil-)Aspirantur an <strong>der</strong><br />

MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR<br />

1981 Oberstltn. Jürgen Haacke<br />

1984 Oberst Dietmar Sommerfeld<br />

1984 Oberstltn. Mittbauer außerplanm. Asp. OHS am LS<br />

1987 Oberstltn. Heinz Sauerbier


1988 Oberst Bernd Schnei<strong>der</strong> planm. Asp. im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK<br />

1989 Generalmajor Wolfgang Thonke<br />

außerplanm. Asp., Kommandeur <strong>der</strong> OHS für Militärflieger<br />

1989 Oberstltn. Reiner Burkhardt<br />

1990 Major Jürgen Blisse außerpl. Aspirant <strong>der</strong> OHS am<br />

LS JFK<br />

Promotionsurkunde Dr. rer. mil. ( . . ) <strong>der</strong> Militärakademie<br />

<strong>der</strong> LV (UdSSR) für Karl Harms (1967)<br />

Promotionen B am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

(Doktoren, die sich am <strong>Lehrstuhl</strong> habilitierten o<strong>der</strong> lehrten; Urkunde S. 68)<br />

1978 Oberst Dr. Rolf Lehmann<br />

1978 Oberst Dr. Karl Harms<br />

1979 Oberst Dr. Wolfgang Demmer<br />

1979 Oberst Dr. Gerhard Dollwetzel<br />

1982 Oberst Dr. Friedemann Beer<br />

1983 Oberst Dr. Wolfgang Knorr<br />

1984 Oberst Dr. Siegfried Meindl<br />

1984 Oberst Dr. Jürgen Dienewald<br />

1985 Oberst Dr. Walter Beck<br />

1986 Oberst Dr. Heinz Reiche<br />

1986 Oberst Dr. Joachim Klopfer<br />

1989 Oberst Dr. Jörg Knie<br />

1989 Major Dr. Frank Behley<br />

1989 Oberstltn. Dr. Rainer Göpfert.<br />

65


69<br />

Anlage 7<br />

Wissenschaftliche Ergebnisse und Veranstaltungen des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

In <strong>der</strong> 30-jährigen Lehr- und Forschungstätigkeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es wurden<br />

eine nicht benennbare Anzahl von Publikationen veröffentlicht, Studienmaterialien<br />

aller Art erarbeitet, etwa 350 Diplomarbeiten geschrieben<br />

und verteidigt sowie Gutachten zu Diplomarbeiten, Dissertationen und<br />

an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen Arbeiten erstellt, die hier alle nicht aufgeführt<br />

werden sollen.<br />

Die folgende Auswahl beschränkt sich auf Lehrbücher, Handbücher und<br />

an<strong>der</strong>e relevante, direkt in die Truppe eingeführte Ergebnisse und die<br />

Zusammenstellung <strong>der</strong> am <strong>Lehrstuhl</strong> verteidigten Dissertationen.<br />

An die Truppe direkt übergebene und in die Truppenpraxis eingeführte<br />

Ergebnisse<br />

Lehrbuch „Die Methodik <strong>der</strong> operativ-taktischen Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>“<br />

(Übersetzung aus dem Russischen)<br />

Übersetzung und Bearbeitung: Major Lehmann und Major Harms (1964)<br />

Lehrbuch Operationsforschung (Übersetzung aus dem Russischen)<br />

Übersetzung und Bearbeitung: Major Beer und Major Lehmann (1966)<br />

Als Lehrbuch an den Schulen <strong>der</strong> NVA zugelassen<br />

Lehrbuch Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

(Übersetzung eines Lehrbuches <strong>der</strong> Miltärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong><br />

UdSSR)<br />

Endbearbeitung: Oberst Prof. Dr. Demmer (1980/82)<br />

Teile I bis IV; Verteiler: bis Ebene Jagdfliegerstaffel<br />

Handbuch des Steuermanns<br />

Autor: Oberst Dr. Haacke (1982)<br />

Teile I bis III für JFK, JBFK, HSK ; Verteiler: bis Ebene Truppenteil<br />

(Friedrich-Engels-Preis III. Kl.)<br />

Luftkampf – Handbuch<br />

Autor: Oberst Dr. Dienewald (1985)<br />

Teile I bis III (MiG-29); Verteiler: bis Ebene Truppenteil<br />

(Friedrich-Engels-Preis III. Kl.)


70<br />

Forschungsbericht<br />

zum Forschungsthema des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV für den Zeitraum 1976<br />

bis 1980: „Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur Bekämpfung von Flugzeuggruppen<br />

des Gegners“<br />

Autoren: Oberst Prof. Dr. sc. Demmer, Oberst Dr. sc. Dollwetzel (1980)<br />

Forschungsbericht<br />

zum Forschungsthema des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV für den Zeitraum 1981<br />

bis 1985: „Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur Bekämpfung von Flugzeuggruppen<br />

des Gegners“<br />

Autoren: Oberst Prof. Dr. sc. Demmer, Oberst Dr. sc. Dollwetzel, Oberst<br />

Dr. Klopfer (1985)<br />

Musterplan des Einführens des JG/LV in das Gefecht<br />

(Auf Weisung des Chefs LSK/LV als Plan des Gefechts aufgenommen in<br />

die Gefechtsdokumentation <strong>der</strong> JG/LV)<br />

Autoren: Oberst Dr. Demmer, Oberst Dr. Dollwetzel (1978)<br />

(Hauptpreis des Stellvertreters des Ministers und Chef LSK/LV als<br />

„Beste militärwissenschaftliche Arbeit“)<br />

Methodische Anleitung<br />

„Anleitung zur Planung des Gefechtstartes des JG/LV – Musterplan des<br />

Gefechtsstarts“<br />

Autor: Oberstleutnant George (1979)<br />

(Auf Befehl des Chefs LSK/LV eingeführt bis zur Ebene Jagdfliegerstaffel)<br />

Anleitung zum Suchen mit Jagdflugzeugen<br />

(Suchtheorie für Jagdflieger)<br />

Autor: Oberst Dr. Sauerbier (1987)<br />

Verteiler: bis Ebene Truppenteil<br />

Themen von Dissertationen A am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

• Klaus Henkes, Günter Hiemann, Günter Voigt: Die Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> durch die Besatzungen<br />

<strong>der</strong> Gefechtsstände (Gemeinschaftsdissertation, 1967)<br />

• Friedemann Beer: Die Ermittlung <strong>der</strong> Abfangwahrscheinlichkeit eines<br />

Luftzieles bei einer Einwirkung <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> (1967)<br />

• Rolf Lehmann, Klaus Sperling: Die Zielverteilverteilung zwischen FRT<br />

und JFK / Variante zur Optimierung <strong>der</strong> Zielverteilung (Gemeinschaftsdissertation;<br />

1968)<br />

• Heinz Reiche: Theoretische Grundlagen <strong>der</strong> Gefechtsbereitschaft <strong>der</strong><br />

LSK/LV (1970)


• Siegfried Meindl: Die Simulation des Gefechtsfluges eines Jagdflugzeuges<br />

(1971)<br />

• Walter Beck: Die Auswahl optimaler Bewaffnungsvarianten <strong>der</strong> Jagdflugzeuge<br />

(1971)<br />

• Horst Richter: Die Graphoanalytische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

(1972)<br />

• Wolfgang Demmer: Die Bereitschaft <strong>der</strong> Jagdflugzeuge in <strong>der</strong> Luft<br />

(1972)<br />

• Gerhard Dollwetzel: Arten des Gefechtseinsatzes <strong>der</strong> JFK/LV im frontnahen<br />

Raum (1974)<br />

• Joachim Klopfer: Die Planung des Luftkampfes <strong>der</strong> Jagdflieger (1978)<br />

• Dieter George: Der Gefechtsstart des JG/LV (1980)<br />

• Jörg Knie: Taktische Verfahren <strong>der</strong> Jagdflieger im Luftkampf (1980)<br />

• Jürgen Dienewald: Der Luftkampf einer Jagdfliegerstaffel MiG-23 mit<br />

den taktischen Jagdflugzeugen F-15 A (1981)<br />

• Jürgen Haacke: Räumliche und zeitliche Möglichkeiten des JG/LV aus<br />

kraftstoffenergetischer Sicht (1981)<br />

• Rainer Göpfert: Der Einsatz von Jagdfliegerausbildungsgeschwa<strong>der</strong>n<br />

im Kriegsfall (1986)<br />

• Heinz Sauerbier: Die Vorbereitung und Durchführung des Selbständigen<br />

Suchens von Luftzielen durch Jagdlieger (1987)<br />

• Bernd Schnei<strong>der</strong>: Die Bekämpfung luftgestützter Frühwarn-, Aufklärungs-<br />

und Führungsflugzeuge durch <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> (1988)<br />

• Rainer Burkhardt: Das taktische Modell <strong>der</strong> Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

des JG/LV auf dem IFTK (Integrierter Führungs- und Trainingskomplex)<br />

(1989)<br />

• Wolfgang Thonke: Die Aufklärung und Bekämpfung ausgewählter<br />

bodengestützter Elemente komplexer Waffensysteme des Gegners<br />

durch die Luftstreitkräfte (Gemeinschaftsarbeit mit Dr. Rainer Göpfert;<br />

1989)<br />

• Jürgen Blisse: Thema nicht mehr ermittelbar (1990)<br />

Themen von Dissertationen B am <strong>Lehrstuhl</strong><br />

• Wolfgang Demmer, Gerhard Dollwetzel: Gefechtshandlungen <strong>der</strong><br />

JFK/LV zur Bekämpfung von Flugzeuggruppen des Gegners (Gemeinschaftsarbeit/Forschungsbericht;<br />

1979)<br />

• Siegfried Meindl: Vergleichende Beurteilung <strong>der</strong> Gefechtseigenschaften<br />

gegnerischer und eigener Kampfflugzeuge (1984)<br />

• Jürgen Dienewald: Der Luftkampf <strong>der</strong> Jagdflieger mit den taktischen<br />

Kampfflugzeugen F-4, F-15, F-16 und Tornado (1984)<br />

71


72<br />

• Walter Beck: Der Einsatz <strong>der</strong> JFK in Abhängigkeit von ihren räumlichen<br />

und zeitlichen Möglichkeiten unter den Bedingungen des<br />

Zusammenwirkens mit den FRT/LV und <strong>der</strong> TLA (1985)<br />

• Joachim Klopfer: Zur Konkretion und Präzisierung <strong>der</strong> Gesetzesaussage<br />

„Verlauf und Ausgang des bewaffneten Kampfes hängen vom<br />

Verhältnis <strong>der</strong> Kampfkraft <strong>der</strong> Seiten ab“ für das Luftgefecht <strong>der</strong><br />

Jagdflieger (1986)<br />

• Frank Behley: Die rechnergestützte dynamische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

von Fliegerkräften (1989)<br />

• Rainer Göpfert: Die Aufklärung und Bekämpfung ausgewählter bodengestützter<br />

Elemente komplexer Waffensysteme des Gegners<br />

durch die Luftstreitkräfte (Gemeinschaftsarbeit mit Wolfgang Thonke;<br />

1989<br />

Wissenschaftliche Veranstaltungen<br />

1964 Erstes Kolloquium <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV<br />

„Die Anwendung von Methoden <strong>der</strong> Operationsforschung zur<br />

Lösung taktischer Aufgaben“ (Leiter Generalmajor Zorn)<br />

Träger: <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV (Major Harms, Major Lehmann, Major<br />

Knorr, Major Beer, Major Sperling, Herr Siegel.)<br />

Teilnahme: Chef LSK/LV General Kessler und General Latschin<br />

vom Vereinten Oberkommando <strong>der</strong> Staaten des Warschauer<br />

Vertrages<br />

1972 Drittes Kolloquium <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

„Einsatzvarianten <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>“ (Leiter<br />

Generalmajor Böhme)<br />

An diesem Kolloquium nahm ein großer Kreis von Generalen und<br />

Offizieren <strong>der</strong> Sowjetarmee und <strong>der</strong> NVA teil. An <strong>der</strong>en Spitze<br />

standen: Generaloberst Katritsch, Befehlshaber <strong>der</strong> 16. Luftarmee<br />

<strong>der</strong> GSSD; Generaloberst Reinhold, Stellvertreter des<br />

Ministers und Chef <strong>der</strong> LSK/LV; Generalmajor Dr. Platow, Leiter<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong><br />

Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR.<br />

Beteiligung des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV:<br />

Oberst Dr. Lehmann, Oberstleutnant Dr. Demmer, Oberstleutnant<br />

Dr. Richter, H., Oberstleutnant Dr. Beck mit den Beiträgen<br />

„Die Ausgangslage zur Abwehr massierter Luftangriffe“<br />

„Die Bereitschaft <strong>der</strong> Jagdflugzeuge in <strong>der</strong> Luft“<br />

„Die Grafoanalytische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“.


1975 Wissenschaftliche Beratung des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

„Probleme des Gefechtseinsatzes des JG/LV im Grenz- (Front-)<br />

und Küstenstreifen zur Bekämpfung von Flugzeuggruppen des<br />

Gegners“<br />

Teilnehmer: Generalmajor Platow, Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK an<br />

<strong>der</strong> MA <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR und Oberst Baarß, Chef JFK/LV des<br />

Kommandos LSK/LV<br />

Themen Wissenschaftlicher Beratungen des <strong>Lehrstuhl</strong>es (1979 bis<br />

1989)<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Profilierung des <strong>Lehrstuhl</strong>es als wissenschaftliches<br />

Zentrum <strong>der</strong> Waffen-(Flieger-)gattung <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>/LV konzentrierte<br />

sich seine wissenschaftliche Arbeit auf den Einsatz <strong>der</strong> Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong><br />

im Front- und Küstenstreifen. Die Kontinuität <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Arbeit im <strong>Lehrstuhl</strong> zeigt sich darin, dass diese Thematik bis zum<br />

Ende <strong>der</strong> 80er Jahre Schwerpunkt <strong>der</strong> wissenschaftlichen Arbeit und<br />

damit auch <strong>der</strong> wissenschaftlichen Beratungen des <strong>Lehrstuhl</strong>es war.<br />

Diese wissenschaftlichen Beratungen wurden in den letzten 11 Jahren<br />

seiner Tätigkeit zu einem wichtigen Forum, um die Ergebnisse immer<br />

wirksamer <strong>der</strong> Öffentlichkeit anzubieten und zu übergeben.<br />

1979 Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur Bekämpfung von<br />

Flugzeuggruppen des Gegners<br />

1980 Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

1981 Bedingungen <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV im Front- und<br />

Küstenstreifen<br />

1982 Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV im Front- und Küstenstreifen<br />

1983 Probleme <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV im Front- und<br />

Küstenstreifen<br />

1984 Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV im Front- Küstenstreifen<br />

1985 Platz und Probleme <strong>der</strong> Bekämpfung von FAFS und ASK<br />

1986 Neue Aspekte in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

1987 Möglichkeiten und Methoden <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> zur Lösung<br />

neuer Gefechtsaufgaben<br />

1988 Die Taktik <strong>der</strong> JFK zum Gefechteinsatz mo<strong>der</strong>ner Jagdflugzeuge<br />

und die Möglichkeiten zur Simulation ihrer Gefechtshandlungen<br />

1989 Ergebnisse, Methoden und Aufgaben <strong>der</strong> Forschungsarbeit des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es JFK<br />

Je<strong>der</strong> dieser Tagungen folgte ein Protokoll <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Beratung<br />

mit dem Hauptreferat des <strong>Lehrstuhl</strong>leiters, den Korreferaten und<br />

73


74<br />

Beiträgen <strong>der</strong> Gäste, das veröffentlicht und entsprechend Verteiler übergeben<br />

wurde.<br />

Im Anhang 2 sind die Gruppenbil<strong>der</strong> aller Wissenschaftlichen Beratungen<br />

enthalten, die jeweils einen beachtlichen Teilnehmerkreis dokumentieren<br />

und an viele Weggefährten erinnern sollen.


75<br />

Anlage 8<br />

Auszeichnungen von Kollektiven und Wissenschaftlern<br />

1986 Orden „Banner <strong>der</strong> Arbeit“ II. Klasse (Urkunde, S. 77)<br />

Das Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

1973 Friedrich-Engels-Preis II. Klasse<br />

Oberst Doz. Dr. Rolf Lehmann<br />

Oberst Doz. Dr. Karl Harms<br />

1980 Friedrich- Engels-Preis II. Klasse (Urkunde, S. 78)<br />

Ein Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>:<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Wolfgang Demmer<br />

Oberst Doz. Dr. sc. Gerhard Dollwetzel<br />

Oberst Doz. Dr. Siegfried Meindl<br />

Oberst Dr. Joachim Klopfer<br />

1984 Friedrich-Engels-Preis III. Klasse<br />

Oberst Dr. Jürgen Haacke<br />

(Handbuch des Steuermanns)<br />

1986 Friedrich-Engels-Preis III. Klasse<br />

Oberst Dr. sc. Jürgen Dienewald<br />

(Luftkampf-Handbuch)<br />

1978 Hauptpreis des Chefs LSK/LV „Beste militärwissenschaftliche<br />

Arbeit“<br />

Oberst Dr. Wolfgang Demmer, Oberst Dr. Gerhard Dollwetzel<br />

u.a. (Musterplan des Einführens des JG/LV in das Gefecht)<br />

1969 1. Preis im Wissenschaftswettbwerb <strong>der</strong> Militärakademie<br />

Oberstleutnant Joachim Klopfer<br />

(„Die näherungsweise Berechnung von Wi<strong>der</strong>standskurven<br />

als Grundlage für die Ermittlung von Gefechtseigenschaften<br />

<strong>der</strong> Kampfflugzeuge.“ Herausgegeben als Studienmaterial<br />

1970)<br />

1979 bis 1988 „Bester <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>der</strong> Sektion LSK/LV“<br />

Auszeichnung des Kollektivs des <strong>Lehrstuhl</strong>es für hervorragende<br />

Leistungen im Ausbildungsjahr


76<br />

1981 Eintrag in das Ehrenbuch <strong>der</strong> Militärakademie<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Wolfgang Demmer<br />

(Auszeichnung „Für hohe Leistungen“)<br />

1986 „Bester <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>der</strong> Militärakademie“<br />

Das Kollektiv des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV (Bild unten)<br />

1988 Wissenschaftspreis <strong>der</strong> Militärakademie<br />

Hauptmann Dipl.-Mil. Frank Behley<br />

(Diplomarbeit: Die rechnergestützte grafodynamische<br />

Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>)<br />

1986 Bester <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“


Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>s mit Son<strong>der</strong>diplom<br />

79<br />

Anlage 9<br />

Offiziershörer, die im Verlaufe ihres Studiums und im abschließenden<br />

Staatsexamen hervorragende Leistungen gezeigt haben, konnten mit<br />

dem Son<strong>der</strong>diplom des Ministers für Nationale Verteidigung ausgezeichnet<br />

werden.<br />

Bedingungen: In allen Fächern die Note 1 (sehr gut), in den Prüfungsfächern<br />

des Staatsexamens die Note 1 (sehr gut) und für die Diplomarbeit<br />

das Prädikat „Ausgezeichnet“.<br />

Der folgenden Namensliste <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>diplomanden des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

JFK/LV wurden die zuletzt bekleideten Dienststellungen hinzu gefügt.<br />

(Bei einigen späteren Generalen wurden sowohl die letzte hauptsächliche<br />

Dienststellung als auch ihr Einsatz nach <strong>der</strong> Wende 1989/90 angegeben.)<br />

1963<br />

Oberltn. Siegfried Wünsche Chef Operativ im Kommando LSK/LV<br />

1964<br />

Hauptmann Rolf Berger Chef des Stabes des Kdo. LSK/LV<br />

Chef LSK/LV, Generalleutnant<br />

1965<br />

Major Walter Beck FG-Leiter im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

1966<br />

Major Wolfgang Demmer Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV<br />

(Urkunde, S. 80)<br />

Hauptmann Wolfgang Weigl<br />

1967<br />

Oberstltn. Heinz Kruczek Stabschef <strong>der</strong> Mil.-Techn. Schule<br />

LSK/LV<br />

1968<br />

Hauptm. Karl-Heinz Gleitsmann Stellv. des Chef JFK/LV im Kdo.<br />

LSK/LV<br />

Hauptmann Werner Raue Hauptfachlehrer in einem <strong>Lehrstuhl</strong><br />

1969<br />

Major Günter Heinz Chef TFK im Kdo. LSK/LV<br />

Leiter <strong>der</strong> Interflugvertretung in China<br />

Hauptmann Rudolf Patzer Kommandeur eines JG/LV


1970<br />

Oberstltn. Karl-Heinz Deisenroth Leiter eines <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

1971<br />

Oberstleutnant Klaus Baarß Stellv. des Chefs LSK/LV für LSK ;<br />

Hauptinspekteur <strong>der</strong> NVA,<br />

Generalleutnant<br />

1972<br />

Oberstleutnant Georg Smol Stellv. Chef <strong>der</strong> Kosmischen Abteilung<br />

Hauptmann Hans-Jürgen Seifert Mitarbeiter d. Sicherheits-Abtlg. im ZK<br />

1973<br />

Oberstleutnant Wolfgang Thonke Kommandeur <strong>der</strong> Offiziershochschule<br />

für Militärflieger <strong>der</strong> LSK/LV,<br />

Stellv. des Chefs LSK/LV für LSK,<br />

Generalmajor;<br />

Major Dieter Kulitzscher Chef Fliegerkräfte in einem<br />

Militärbezirk<br />

1974<br />

Major Manfred Pippig Kdr. eines JAG <strong>der</strong> OHS für<br />

Militärflieger<br />

1976<br />

Major Norbert Wechsel Kommandeur eines JG/LV<br />

1977<br />

Hauptmann Gerhard Dalsch Kommandeur einer Jagdfliegerstaffel<br />

1979<br />

Hauptmann Roman Baszuk Offz. im Stab <strong>der</strong> Polnischen<br />

Fliegerkräfte<br />

1984<br />

Major Bernd Ruschig<br />

Major Hans-Albert Städler<br />

1987<br />

Oberstltn. Viktor Karpatschow<br />

1990<br />

Hauptmann Hubertus Mund Entlassung 1990<br />

(In den letzten Jahren hatte <strong>der</strong> LS JFK aufgrund <strong>der</strong> erweiterten Anzahl<br />

Fliegerlehrstühle nur alle drei Jahre eine Hörergruppe.)<br />

81


82<br />

Anlage 10<br />

Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV, die zu<br />

Kommandeuren von Truppenteilen bzw. zum General<br />

ernannt wurden<br />

Kommandeure von Truppenteilen<br />

Auf Grund <strong>der</strong> Umbesetzung von Kommandeuren und Beför<strong>der</strong>ungen<br />

während ihrer Dienstlaufbahn werden keine Truppenteile und Dienstgrade<br />

angegeben und auch auf Mehrfachnennungen verzichtet.<br />

Die Kommandeure werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.<br />

Ein großer Teil dieser Kommandeure von Fliegertruppenteilen ist in ihrer<br />

Dienstlaufbahn in höhere und höchste Dienststellungen aufgerückt o<strong>der</strong><br />

zum General ernannt worden. Die Anmerkungen sollen auszugsweise<br />

darauf hinweisen.<br />

Adler, Gottfried<br />

Baarß, Klaus Generalleutnant, Stellv. des Chefs LSLK/LV für<br />

LSK, Hauptinspekteur <strong>der</strong> NVA<br />

Berger, Rolf Generalleutnant, Chef des Stabes des Kdo.<br />

LSK/LV, Chef LSK/LV<br />

Bienek, Klaus<br />

Büttner, Wolfgang Generalmajor, Chef Fliegerkräfte im Kdo. LaSK<br />

Dieckmann, Jürgen<br />

Finke, Robert<br />

Fiß, Gerhard<br />

Fritzsch<br />

Glanz, Klaus-Peter<br />

Gleis, Wolfgang Oberst, Kommandeur <strong>der</strong> Regierungsfliegerstaffel<br />

Grosse, Walter<br />

Gyurkovits, Gerd<br />

Harzbecher, Günter<br />

Hoffmann, Gerhard<br />

Irmscher, Peter Kapitän zur See, Stellv. des Chefs<br />

Marinefliegerkräfte für Ausbildung<br />

Junghans, Günter Oberst, Chef <strong>der</strong> Fliegerkräfte im Kdo. LaSK<br />

Kernchen, Wilfried<br />

Kernchen, Michael<br />

Kiefel, Horst


Kleemann, Dieter Oberst, Chef JFK im Kdo. LSK/LV<br />

Köhler, Johannes<br />

Krautz, Rainer<br />

Kulitzscher, Dieter Oberst, Chef Fliegerkräfte in einem Militärbezirk<br />

Lahmer, Siegfried<br />

Laske, Helmut<br />

Otto, Hans-Peter Oberst, Stellv. Chef JFK im Kdo. LSK/LV<br />

Pätz, Wolfgang<br />

Pampel, Frank<br />

Patzer, Rudolf<br />

Paul, Dieter<br />

Pippig, Manfred<br />

Priese, Herbert<br />

Richter, Henry Oberst, Inspekteur im Kommando LSK/LV<br />

Richter, Johannes<br />

Roske, Jürgen<br />

Schnei<strong>der</strong>, Bernd<br />

Schumann, Gerhard<br />

Spitzenberg, K.-H.<br />

Streisel, Reinhard<br />

Thonke, Wolfgang Generalmajor, Kdr. <strong>der</strong> Offiziershochschule für<br />

Militärflieger <strong>der</strong> LSK/LV,<br />

Stellv. des Chefs LSK/LV für LSK<br />

Tröger, Manfred Generalmajor, Kdr. <strong>der</strong> Militärtechnischen Schule<br />

<strong>der</strong> LSK/LV<br />

Wechsel, Norbert<br />

Wünsche, Siegfried Oberst, Chef Operativ im Kommando LSK/LV<br />

Wukasch, Ralf<br />

Zimmermann, Klaus Generalmajor, Kdr. Führungsorgan <strong>der</strong> Frontund<br />

Transport-Fliegerkräfte<br />

Stabschefs von <strong>Luftverteidigung</strong>sdivisionen<br />

Oberst Lehnigk Stabschef <strong>der</strong> 1. LVD<br />

Oberst Pridal Stabschef <strong>der</strong> 3. LVD<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV pflegte insbeson<strong>der</strong>e mit den jeweiligen Chefs<br />

JFK im Kdo. LSK/LV, die vorrangig Absolventen <strong>der</strong> Militärakademie<br />

waren, eine enge Zusammenarbeit. Von den Kommandeuren waren das<br />

Klaus Baarß und Wolfgang Thonke, und im weiteren Oberst Kleemann<br />

und Oberst Skeries. (Bild S. 80)<br />

83


84<br />

Letzterer überflog am 05.09.1994 als Stellvertreter des Kommo<strong>der</strong>e des<br />

JG-73 (MiG-29) die erste MiG-29 von Preschen auf den Fliegerhorst<br />

Laage.<br />

Generale, die ihre akademische Ausbildung im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

JFK/LV erhalten haben<br />

Bei den meisten Generalen stellen die Angaben in den vorausgehenden<br />

Anlagen Offiziershörergruppen und Absolventen (4) und Son<strong>der</strong>diplomanden<br />

(9) sowie in <strong>der</strong> Anlage 10 selbst einen ausreichenden Bezug<br />

zu ihren letzten Positionen her, ohne alle Dienststellungen ihrer Laufbahn<br />

aufzählen zu müssen.<br />

Generalleutnant Klaus Baarß Stellvertreter des Chefs LSK/LV für<br />

Luftstreitkräfte<br />

Hauptinspekteur <strong>der</strong> NVA im MfNV


Generaleutnant Rolf Berger Chef des Stabes im Kdo. LSK/LV<br />

Chef <strong>der</strong> LSK/LV<br />

Generalmajor Wolfgang Thonke Kommandeur <strong>der</strong> Offiziershochschule<br />

für Militärflieger <strong>der</strong> LSK/LV;<br />

Stellvertreter des Chefs LSK/LV für<br />

Luftstreitkräfte<br />

Generalmajor Klaus Zimmermann Kdr. Führungsorgan <strong>der</strong> Front- und<br />

Transportfliegerkräfte<br />

Generalmajor Wolfgang Büttner Chef Fliegerkräfte im Kdo. LaSK<br />

Generalmajor Manfred Tröger Kdr. <strong>der</strong> Militärtechnischen Schule<br />

<strong>der</strong> LSK/LV<br />

Generalmajor Manfred Nawrot Stv. Chef d. Stabes für Organisation<br />

im Kdo. LSK/LV<br />

85


86<br />

3. Lehre und Forschung am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

Die Ausgangsbedingungen bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Militärakademie, ihrer<br />

Sektionen und Lehrstühle, die Entwicklung <strong>der</strong> Wissenschaft im Allgemeinen<br />

und <strong>der</strong> Militärwissenschaft im Beson<strong>der</strong>en, die fortschreitende<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Kampftechnik und Sicherstellungssysteme, die Facetten<br />

des Kalten Krieges mit ihren notwendigen Konsequenzen für die Streitkräfte<br />

und zwangsläufig politische Restriktionen nahmen entscheidenden<br />

Einfluss auf den Inhalt von Lehre und Forschung.<br />

Bezugnehmend auf die „Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV“ sollen diese<br />

Hauptaspekte <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>tätigkeit vertieft und vervollständigt werden.<br />

Um das Wesentliche <strong>der</strong> Entwicklung von Lehre und Forschung übersichtlich<br />

darzustellen wurden zwei Aspekte gewählt.<br />

Der erste Aspekt dient <strong>der</strong> Heraushebung charakteristischer Entwicklungslinien<br />

o<strong>der</strong> auch Schulen, die sich kontinuierlich durch die 30-jährige<br />

Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>es zogen und die Entwicklung des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

prägten.<br />

Der zweite Aspekt vertieft die in <strong>der</strong> „Chronik des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV“<br />

sich abzeichnende Periodisierung.<br />

Die Themen des ersten Aspekts umfassen:<br />

- die ständige Orientierung <strong>der</strong> taktischen Ausbildung <strong>der</strong> Kommandeure<br />

und Stabsoffiziere an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kampftechnik;<br />

- die kontinuierliche Vervollkommnung des theoretischen Fundaments<br />

<strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK auf philosophischer Grundlage und orientiert an<br />

Gesetzmäßigkeiten des bewaffneten Kampfes;<br />

- die frühzeitige Orientierung auf die Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen,<br />

verbunden mit <strong>der</strong> ständigen Entwicklung <strong>der</strong> Methoden – von<br />

<strong>der</strong> Graphoanalytischen über die Graphodynamische bis zur Rechnerdynamischen<br />

Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen;<br />

- die Entwicklung <strong>der</strong> zentralen (praktischen) Ausbildungsbasis <strong>der</strong><br />

Sektion LSK/LV von einem einfachen Lehrgefechtsstand bis zu einem<br />

hochentwickelten "Integrierten Führungs- und Trainings-Komplex“<br />

(IFTK) mit seinem Teilabschnitt <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>.<br />

Die Periodisierung als zweiter Aspekt wurde aus den sich in <strong>der</strong><br />

Chronik abzeichnenden Etappen und prägnanten Zeitpunkten abgeleitet.<br />

Im Rückblick zeigen sich vier Perioden <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong>entwicklung, die<br />

durch eigene qualitative Fortschritte und Merkmale in Lehre und Forschung<br />

charakterisiert sind.


Die erste Periode beinhaltet die Formierung des <strong>Lehrstuhl</strong>es und reicht<br />

von <strong>der</strong> Gründung des <strong>Lehrstuhl</strong>es 1960 bis zu seiner definitiven Bestimmung<br />

als <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>der</strong> Waffengattung <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

1965. Der <strong>Lehrstuhl</strong> wurde in dieser Zeit geführt von Oberstleutnant<br />

Martin und Oberstleutnant Dörl.<br />

Die zweite Periode beginnt mit <strong>der</strong> zentralen Aufgabenstellung zur Profilierung<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV als wissenschaftliches Zentrum <strong>der</strong> Waffengattung,<br />

verbunden mit den ersten Promotionsverfahren im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

und endet mit <strong>der</strong> Schaffung eines grundlegend neuen Ausbildungsprogramms<br />

Ende 1971. Sie fällt zusammen mit <strong>der</strong> Übernahme und<br />

Führung des <strong>Lehrstuhl</strong>es durch Major Lehmann, <strong>der</strong> diese Prozesse<br />

wesentlich geprägt hat.<br />

Die dritte Periode steht ganz im Zeichen <strong>der</strong> Einführung und Realisierung<br />

des neuen Ausbildungsprogramms und des Überganges zu Fünfjahrplänen<br />

in <strong>der</strong> Forschung. Sie beginnt praktisch mit <strong>der</strong> Übernahme<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es durch Oberstleutnant Dr. Beer 1972 und endet mit <strong>der</strong><br />

Herausnahme <strong>der</strong> Lehre aller an<strong>der</strong>en Fliegergattungen aus dem <strong>Lehrstuhl</strong><br />

JFK/LV im Jahre 1978.<br />

Die vierte Periode präsentiert den <strong>Lehrstuhl</strong> erstmals als einen Fliegerlehrstuhl,<br />

<strong>der</strong> – nach Übernahme <strong>der</strong> Führung durch Oberst Dr. Demmer<br />

– nur noch für die Lehre und Forschung im Profil JFK/LV verantwortlich<br />

ist. Diese Etappe ist gekennzeichnet durch die verwirklichte Einheit von<br />

Lehre und Forschung, die regelmäßige Überführung wissenschaftlicher<br />

Ergebnisse in die Truppenpraxis und einen hohen Stand <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Graduierung seiner Lehroffiziere. Die Etappe endet mit <strong>der</strong><br />

Auflösung des <strong>Lehrstuhl</strong>es 1990.<br />

Zu den periodenübergreifenden Themen<br />

1. Ständige Orientierung <strong>der</strong> taktischen Ausbildung <strong>der</strong> Kommandeure<br />

und Stabsoffiziere an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Kampftechnik<br />

Eine grundlegende Triebkraft <strong>der</strong> Entwicklung von Lehre und Forschung<br />

im <strong>Lehrstuhl</strong> war die ständige Vervollkommnung <strong>der</strong> Kampf-, Führungsund<br />

Sicherstellungstechnik sowie <strong>der</strong> Bewaffnung <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

und <strong>der</strong>en Einfluss auf ihren Gefechtseinsatz.<br />

Die Taktik musste die neuen Gefechtseigenschaften und daraus entstandenen<br />

Gefechtsmöglichkeiten – möglichst mit Vorlauf – in ihrer Theorie<br />

und Praxis umsetzen.<br />

87


88<br />

Die <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> NVA waren bekanntlich mit Jagdflugzeugen <strong>der</strong><br />

MiG-Serie von <strong>der</strong> MiG-15 bis zur MiG-29 ausgerüstet.<br />

Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Schaffung des <strong>Lehrstuhl</strong>s befanden sich in allen<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>n Unterschalljagdflugzeuge MiG-15 und MiG-17<br />

verschiedener Modifikationen, bewaffnet mit Bordkanonen und ungelenkten<br />

Raketen, für <strong>der</strong>en Einsatz im wesentlichen noch die Taktik <strong>der</strong><br />

letzten Phase des zweiten Weltkrieges charakteristisch war, allerdings<br />

mit zwei prinzipiellen Unterschieden:<br />

- die Jagdflugzeuge wurden überwiegend mit Hilfe von Jägerleitstationen<br />

<strong>der</strong> FuTT in die „hintere Halbsphäre“ <strong>der</strong> Luftziele geleitet;<br />

- die Ausrüstung von Jagdflugzeugen (Modifikation MiG-17PF) mit<br />

Bordfunkmessvisieren ermöglichte das Erkennen von Luftzielen<br />

nachts und bei beliebigen Wetterbedingungen.<br />

Dadurch wurde das Einsatzspektrum <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> prinzipiell erweitert.<br />

Ende <strong>der</strong> 50er/Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre wurde ein Geschwa<strong>der</strong> mit Jagdflugzeugen<br />

vom Typ MiG-19 (MiG-19S und MiG-19PM) ausgerüstet. Die<br />

MiG-19S war ein Tagjagdflugzeug mit drei Kanonen (NR-30) und ungelenkten<br />

Luft-Boden-Raketen S-5.<br />

Die MiG-19PM – als Allwetterabfangjagdflugzeug bezeichnet – war erstmalig<br />

mit gelenkten Raketen <strong>der</strong> Klasse „Luft - Luft“ bewaffnet. Damit<br />

begann im <strong>Lehrstuhl</strong> die Ausrichtung <strong>der</strong> Taktik auf den Einsatz von<br />

Lenkwaffen. Allerdings handelte es sich um sogenannte „leitstrahlgelenkte“<br />

Raketen, die mit Hilfe des Bordfunkmessvisiers von hinten an das<br />

Ziel geleitet werden mussten. Es zeigte sich jedoch, dass <strong>der</strong> Einsatz<br />

dieser Raketen keine beson<strong>der</strong>e Perspektive hatte.<br />

Im Verlaufe <strong>der</strong> 60er Jahre (Einsatz ab 1962) wurde das Überschalljagdflugzeug<br />

MiG-21 zur Standardausrüstung <strong>der</strong> JFK/LV – mit all seinen<br />

Versionen von <strong>der</strong> MiG-21-F13 bis zur MiG-21- SPS, M, MF und schließlich<br />

MiG-21bis.<br />

Die meisten Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> hatten die verschiedenen Versionen<br />

bis zu ihrer Auflösung 1990 in ihrem Bestand.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Kanonenbewaffnung (NR-30, später G-Sch-23) und<br />

Ausrüstung mit ungelenkten Raketen verschiedener Typen war die<br />

Bewaffnung je nach Modifikation und auf Entschluss <strong>der</strong> Kommandeure<br />

wählbarer Rüstvarianten sehr variantenreich:<br />

leitstrahlgelenkte Luft-Luft-Raketen (RS-2US), infrarotgelenkte Luft-Luft-<br />

Raketen (R-3S), Manöverluftkampf-Raketen (R-60, R-13M) sowie funkmesszielsuchende<br />

Raketen (R-3R).


Die Funkmessvisiere – wie natürlich die gesamte Ausrüstung, z. B.<br />

LASUR mit Kommandoübertragungslinie – wurden von Modifikation zu<br />

Modifikation ständig verbessert, zunächst bezüglich ihrer Auffassungsentfernung<br />

bis schließlich zu einem neuen Radarvisier für den Einsatz in<br />

geringen Höhen.<br />

Das Jagdflugzeug MiG-21bis verfügte in seiner Ausrüstung bereits über<br />

mehrere Elemente <strong>der</strong> frühen MiG-23.<br />

Mit dem Standardtyp MiG-21 erfolgte <strong>der</strong> Übergang zur Taktik des mo<strong>der</strong>nen<br />

Luftgefechts im Unter- und Überschallbereich. Die Kenntnis <strong>der</strong><br />

Kommandeure über die wachsenden Gefechtseigenschaften ihrer<br />

Kampftechnik und ihre Entschlussfassung zu <strong>der</strong>en optimalen Einsatz<br />

gewann erheblich an Bedeutung.<br />

Ab 1978 wurde ein Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> mit dem mo<strong>der</strong>neren Überschalljagdflugzeug<br />

MiG-23MF und Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre mit dem Mehrzweckjagdflugzeug<br />

MiG-23ML ausgerüstet. Beide waren „Schwenkflügler“,<br />

die über optimale Flugeigenschaften im Unter- und Überschallbereich<br />

verfügten. Sie waren im Wesentlichen mit den bisher bekannten<br />

o<strong>der</strong> teilweise neuen (R-23R bzw. R-23T) funkmesszielsuchenden Raketen<br />

sowie mit Infrarotraketen für den Manöver-Nahluftkampf ausgerüstet.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Navigations- und Feuerleiteinrichtung für alle Wetterbedingungen<br />

und für Raketenstart auf Gegenkurs war es das erste Jagdflugzeug<br />

<strong>der</strong> JFK/LV, das zum Abfangen auf Gegenkurs eingesetzt<br />

werden konnte. Damit wurde die Taktik des Luftgefechts erneut variantenreicher.<br />

Ende <strong>der</strong> 80er Jahre wurde das Überschalljagdflugzeug MiG-29 – ein<br />

reines Abfangjagdflugzeug – eingeführt. Seine flugtaktischen Daten und<br />

seine hochmo<strong>der</strong>ne Ausrüstung machten es in vieler Beziehung zum<br />

damals mo<strong>der</strong>nsten Jagdflugzeug <strong>der</strong> Welt.<br />

Die Bewaffnung war erweitert bzw. spezialisiert worden auf sechs Luft-<br />

Luft-Raketen R-27 und R-60 gleichzeitig, wahlweise kombiniert, dafür<br />

alle Luft-Boden-Bewaffnung weggefallen, und den möglichen Einsatz<br />

einer Infrarot-Rakete R-73 mit Hilfe eines Helmvisiers.<br />

Die extrem hohe Manövrierfähigkeit, die Einsatzmöglichkeiten im Bereich<br />

hoher Überschallgeschwindigkeiten und großer Gefechtsgipfelhöhen, <strong>der</strong><br />

Wegfall aller bisherigen Einschränkungen möglicher Angriffsrichtungen<br />

sowie die durch die hohen Reichweiten <strong>der</strong> Raketen mögliche Bekämpfung<br />

von Luftzielen in großer Tiefe gestatteten einen beinahe universellen<br />

Einsatz, <strong>der</strong> signifikant neue Gefechtsmöglichkeiten schaffte und<br />

zugleich neue Ansprüche an die Theorie und Praxis <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong><br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> stellte.<br />

89


90<br />

Das Abfangjagdflugzeug MiG-29 wurde am 03.10.1990 im Gesamtbestand<br />

von <strong>der</strong> Bundeswehr übernommen.<br />

2. Kontinuierliche Vervollkommnung des theoretischen Fundaments <strong>der</strong><br />

Taktik <strong>der</strong> JFK auf philosophischer Grundlage und orientiert an Gesetzmäßigkeiten<br />

des bewaffneten Kampfes<br />

Eine <strong>der</strong> durchgängigen Wirkungslinien und Leistungen des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

war die kontinuierliche Vervollkommnung des theoretischen Fundaments<br />

<strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK.<br />

Dies konzentrierte sich zunächst auf die Übernahme neuer Aussagen<br />

<strong>der</strong> sowjetischen Militärwissenschaft und die mit zunehmen<strong>der</strong> Erfahrung<br />

erfolgte Konkretisierung <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK für die Bedingungen <strong>der</strong><br />

DDR bis hin zu den spezifischen Handlungen <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> im<br />

Front- und Küstenstreifen.<br />

Für die wissenschaftliche Durchdringung <strong>der</strong> Lehre und Forschung spielten<br />

darüber hinaus zunehmend die Erschließung und Nutzanwendung<br />

philosophischer Kategorien und Denkweisen sowie Gesetzmäßigkeiten<br />

des bewaffneten Kampfes eine wichtige Rolle.<br />

Im Rückblick treten dazu als Grundrichtungen und Hauptakteure hervor:<br />

• die Differenzierung militärwissenschaftlicher Termini und Aussagen<br />

zur Verdeutlichung ihres komplexen, meist wi<strong>der</strong>sprüchlichen Inhalts<br />

sowie das Denken in bestimmten philosophischen Kategorien wie<br />

„Möglichkeit und Wirklichkeit“, im <strong>Lehrstuhl</strong> eingeleitet durch Reiche,<br />

<strong>der</strong> später in seiner Dissertation A (1970) erste Ergebnisse dazu veröffentlichte,<br />

und weitergeführt u.a. durch Demmer (1972 ff.), Haacke<br />

(1981), Meindl (1984) und an<strong>der</strong>e;<br />

• die Orientierung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Theorie „Taktik <strong>der</strong> JFK“ anhand<br />

allgemeiner Gesetze des bewaffneten Kampfes und weiterer, für<br />

die Fliegergattung spezifischer Gesetzeszusammenhänge, vor allem<br />

durch Demmer (1976, 1979, 1980), Klopfer (1978, 1986) und weitere;<br />

• die exemplarische Konkretion und Präzisierung <strong>der</strong> allgemeinen Gesetze<br />

des bewaffneten Kampfes für die Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK<br />

sowie die Begründung einer systematischen Gesetzesstruktur anhand<br />

<strong>der</strong> Grundelemente des Luftgefechts (Klopfer, 1986, Promotion B: Zur<br />

Konkretion und Präzisierung <strong>der</strong> Gesetzesaussage „Verlauf und Ausgang<br />

des bewaffneten Kampfes hängen vom Verhältnis <strong>der</strong> Kampfkraft<br />

<strong>der</strong> Seiten ab“ für das Luftgefecht <strong>der</strong> Jagdflieger);<br />

• die Begründung von Teil-Theorien zu wichtigen Seiten <strong>der</strong> Luftgefechtshandlungen<br />

(Demmer 1972 – Bereitschaft <strong>der</strong> Jagdflugzeuge in<br />

<strong>der</strong> Luft, Demmer/Dollwetzel 1978 – Planung des Einführens <strong>der</strong> JFK


in das Gefecht, Haacke 1981 und Beck 1985 – Räumliche und zeitliche<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> JFK, Meindl 1984 – Vergleichende Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Kampfflugzeuge, Sauerbier 1987 –<br />

Selbständiges Suchen durch JFK u.a.m.).<br />

Neben seinem eigentlichen Erkenntnisgegenstand – dem Luftgefecht<br />

– hat <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> so das theoretische Fundament <strong>der</strong> Taktik<br />

selbst zum Feld wissenschaftlicher Arbeit gemacht, eine grundlegende<br />

disziplinäre Vervollkommnung eingeleitet und kontinuierlich<br />

verfolgt.<br />

Dazu wurden wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen sowjetischer<br />

Partner, aus zivilen Bereichen <strong>der</strong> DDR (Hörz u.a.) sowie analoge<br />

Entwicklungen in <strong>der</strong> Sektion LSK/LV (vor allem Hobiger) beachtet und<br />

verwertet. Man darf durchaus feststellen, dass durch diese Grundlagenforschung<br />

auch im <strong>Lehrstuhl</strong> selbst eigenständige Ergebnisse von<br />

beachtlicher theoretischer Qualität erreicht und wesentliche Voraussetzungen<br />

für wissenschaftlichen Vorlauf gegenüber den sich entwickelnden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Praxis geschaffen wurden.<br />

Diese und weitere Arbeiten ermöglichten es:<br />

• die Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK in ihren wesentlichen Elementen<br />

und Zügen, mit ihren Bedingungen usw. in Lehre, Forschung und<br />

Publikation adäquater wi<strong>der</strong>zuspiegeln;<br />

• das Denken <strong>der</strong> Studierenden, <strong>der</strong> Forschenden und <strong>der</strong> Lehrenden<br />

deutlicher auf Wesentliches auszurichten und dabei die objektiv gegebenen<br />

Zusammenhänge, Wi<strong>der</strong>sprüche, Unschärfen usw. bewusst zu<br />

machen;<br />

• einige mechanistische, deterministische Denkweisen zu überwinden,<br />

anstelle von Rezepten für „Mittelfälle“ („Stabsstrichtaktik“) die Befähigung<br />

zum eigenständigen Erkennen und Beurteilen <strong>der</strong> in <strong>der</strong> konkreten<br />

Lage jeweils spezifischen Hauptwi<strong>der</strong>sprüche und Entschlussvarianten<br />

zu entwickeln u.a.m.<br />

3. Frühzeitige Orientierung auf die Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen,<br />

verbunden mit <strong>der</strong> ständigen Entwicklung <strong>der</strong> Methoden von <strong>der</strong><br />

Graphoanalytischen über die Graphodynamische bis zur Rechnerdynamischen<br />

Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

Die Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen war eine <strong>der</strong> wirksamsten<br />

Methoden <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Offiziershörer, nicht nur in <strong>der</strong> Führung<br />

des Gefechts son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Schulung ihres taktischen Denkens.<br />

Selbst <strong>der</strong> Lehrkörper konnte sich bei <strong>der</strong> Anwendung dieser Methode<br />

91


92<br />

weiter qualifizieren und neue Erkenntnisse bis hin zu Forschungsergebnissen<br />

gewinnen.<br />

Ein erster Anstoß zu diesem Vorgehen kam von den sowjetischen Gastlektoren<br />

Oberst Dr. Kostjenko und Oberst Dr. Gowochurin von <strong>der</strong><br />

Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR. Sie gingen davon aus, dass – wie<br />

bisher angewandt – die Bestimmung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Gefechtshandlungen<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeitsrechnung und <strong>der</strong> Ableitung<br />

<strong>der</strong> mathematischen Erwartung <strong>der</strong> Anzahl vernichteter Luftziele<br />

wichtige Seiten des Gefechtes, wie seine Einmaligkeit, seine Zweiseitigkeit,<br />

die Dynamik und die gegenseitige Abhängigkeit vieler Faktoren,<br />

vernachlässigt.<br />

Sie empfahlen uns, die Wirksamkeit <strong>der</strong> Handlungen über die Analyse<br />

von Modellen des Gefechtes zu bestimmen und stellten uns die Methode<br />

<strong>der</strong> Graphoanalytischen Modellierung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong><br />

Kräfte <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> vor.<br />

Damit wurde eine neue Qualität bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

des Einsatzes <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> und speziell <strong>der</strong> JFK eingeleitet.<br />

Diese Methode war eine grundsätzliche Ausbildungs- und Forschungsmethode<br />

in <strong>der</strong> Sektion LSK/LV. Sie wurde in allen Lehrstühlen <strong>der</strong><br />

Sektion über verschiedene Etappen zur Graphodynamischen Simulation<br />

weiter entwickelt und schließlich zur Rechnerdynamischen Simulation<br />

von Luftangriff und <strong>Luftverteidigung</strong> als Echtzeitprozess in den achtziger<br />

Jahren vervollkommnet.<br />

Im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV haben sich beson<strong>der</strong>s Horst Richter mit seiner<br />

(Gemeinschafts-) Dissertation „Die Graphoanalytische Simulation <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen“ und Gerhard Dollwetzel mit mehreren Publikationen<br />

und praktischen Ideen dabei verdient gemacht. An <strong>der</strong> Entwicklung<br />

zur Rechnerdynamischen Simulation und <strong>der</strong> dazu notwendigen materiellen<br />

Basis hatte schließlich Frank Behley wesentlichen Anteil, <strong>der</strong> mit<br />

einer Dissertationschrift „Die rechnergestützte dynamische Simulation<br />

<strong>der</strong> Gefechtshandlungen von Fliegerkräften“ die Promotion B erwarb.<br />

Erst die Rechnerdynamische Simulation in Echtzeit ermöglichte die Nutzung<br />

des gesamten Instrumentariums zur Ausbildung in <strong>der</strong> Führung des<br />

Gefechts mit den „Sofortergebnissen“ aus <strong>der</strong> Modellwirklichkeit.<br />

Diese ausgereifte Methode wurde vom <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV in den letzten<br />

Jahren zur praktischen Ausbildung auf realen Gefechtsständen <strong>der</strong><br />

Jagdfliegertruppenteile genutzt.


Für die Ausbildung an <strong>der</strong> Militärakademie hatte sich dazu schrittweise<br />

eine äquivalente Basis in Form des „Integrierten Führungs- und<br />

Trainings-Komplexes“ (IFTK) entwickelt.<br />

4. Entwicklung <strong>der</strong> zentralen (praktischen) Ausbildungsbasis <strong>der</strong> Sektion<br />

LSK/LV von einem einfachen Lehrgefechtsstand bis zu einem hochentwickelten<br />

„Integrierten Führungs- und Trainingskomplex“ (IFTK) mit seinem<br />

Teilabschnitt <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

Die Ausbildung <strong>der</strong> Offiziershörer in <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

erfolgte vorwiegend in Gruppenübungen und Kriegsspielen. Neben<br />

<strong>der</strong> Ausbildung im Truppenpraktikum und später auf realen Gefechtsständen<br />

in den Truppenteilen war dazu eine annähernd adäquate Basis<br />

in <strong>der</strong> Sektion LSK/LV erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV hatte bereits in seinen Anfangsjahren selbst einen<br />

Lehrgefechtsstand (LGS) nach dem Vorbild <strong>der</strong> Gefechtsstände in den<br />

Truppenteilen aufgebaut.<br />

Der Ursprung dafür entstand zunächst im Taktikkabinett mit einfachen<br />

Arbeitsplätzen für die Offiziershörer, einem horizontalen Leittisch, wie er<br />

damals noch in <strong>der</strong> Truppe üblich war, sowie Nebenstellen in an<strong>der</strong>en<br />

Räumen. Tafeln <strong>der</strong> Gefechtstätigkeit standen nur in einfachster Form<br />

zur Verfügung und wurden erst nach und nach dem Truppenstandard<br />

angepasst.<br />

Ebenso einfach ausgerüstet waren die Gegenstellen, besetzt mit Lehroffizieren,<br />

die als übergeordnete Ebene Befehle gaben und für sie Meldungen<br />

entgegen nahmen bzw. für die untergeordnete Ebene Befehle<br />

ausführten und Meldungen absetzten und so eine Pseudowirklichkeit<br />

gestalteten. Dazu wurde über die Gegenstelle „Gegner“ o<strong>der</strong> über die<br />

genannten Ebenen <strong>der</strong> Gegner verbal über Telefon eingespielt. Die<br />

Handlung <strong>der</strong> Übenden wurde von Schiedsrichtern beurteilt und bewertet.<br />

Der daraus entstandene erste Lehrgefechtsstand, bereits in eigenen<br />

Räumen, zusammengefasst mit analogen Entwicklungen im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

FRT/LV, wurde dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV unterstellt.<br />

Mit <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Sektion LSK/LV 1970 durch Generalmajor<br />

Böhme, zuvor Kommandeur <strong>der</strong> 3. LVD, gewann <strong>der</strong> LGS eine generelle<br />

Aufwertung. Es wurden ein zentraler LGS <strong>der</strong> Sektion geschaffen, dessen<br />

Leiter, Oberstleutnant Leichsenring, dem Kommandeur <strong>der</strong> Sektion<br />

direkt unterstand, sowie umfangreiche Räumlichkeiten zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

93


94<br />

Das war auch deshalb notwendig, weil in <strong>der</strong> Truppe ein neues automatisiertes<br />

Führungssystem auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Komplexe WOSDUCH (WP-1)<br />

und VEKTOR eingeführt wurde.<br />

Bild 8: Im Lehrgefechtsstand <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

Dieser LGS wurde so weit wie möglich dem weiterentwickelten Standard<br />

<strong>der</strong> Truppenteile und Verbände angepasst. Allerdings konnte im neuen<br />

LGS nur das System WP-1 installiert werden. Die vertikalen Luftlagekarten,<br />

Jägerleitplanchetts, Tafeln <strong>der</strong> Gefechtstätigkeit usw. sowie<br />

Arbeitsplätze mit Telefon und Wechselsprechanlagen wurden mo<strong>der</strong>nisiert.<br />

Dazu kamen entsprechend ausgestattete Nebenräume für die<br />

Arbeitsgruppen des Stabes und <strong>der</strong> Dienste. (Bild 8)<br />

Der Personalbestand des LGS wuchs enorm an – allein schon durch die<br />

benötigten Planzeichner. Übrigens wurde zu diesem Zeitpunkt die auf<br />

den Sichtgeräten des WP erstellte Luftlageentwicklung noch manuell auf<br />

die Luftlage- und Jägerleitkarten übertragen.<br />

Der LGS war nutzbar für die Ebene LVD sowie Truppenteil.<br />

In zunehmendem Maße gelang es, den LGS mit Rechentechnik auszustatten.<br />

Der Fortschritt <strong>der</strong> Rechentechnik war die entscheidende Vor-


aussetzung, für die Auszubildenden eine Ersatzpraxis und eine Modellwirklichkeit<br />

zu schaffen.<br />

Erst auf dieser Basis wurde es möglich, die Methoden zur Simulation <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen in immer ausgereifteren Entwicklungsstufen bei<br />

Gruppenübungen und Kriegsspielen zu nutzen und die Dynamik des<br />

Gefechts, einschließlich seiner wahrscheinlichen Ergebnisse in den einzelnen<br />

Episoden, sowie den Einfluss des Kommandeurs auf seinen<br />

Verlauf zeitnah wi<strong>der</strong>zuspiegeln.<br />

Mit diesen Möglichkeiten entwickelte sich <strong>der</strong> LGS auch zunehmend zu<br />

einer Forschungsbasis.<br />

Das Ziel, den Gefechtsverlauf in Echtzeit unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Wirksamkeit (Ergebnisse) <strong>der</strong> Handlungen nachzubilden, setzte voraus,<br />

die bisher schon wirksam eingesetzten Simulationsmethoden vollends<br />

rechnergestützt zu realisieren.<br />

Hatte <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV für seine Fliegergattung zunächst selbständig<br />

diese Entwicklung begonnen und dieses Ziel angestrebt sowie wichtige<br />

Vorleistungen geschaffen, so wurde im Weiteren klar, dass diese<br />

Aufgabe nur zentralisiert im Rahmen <strong>der</strong> Sektion LSK/LV und im Zusammenwirken<br />

ihrer Lehrstühle lösbar war. Es wurde die Schaffung eines<br />

Komplexes notwendig, <strong>der</strong> alle mitwirkenden Waffengattungen und<br />

Dienste, mehrere Führungsebenen und den Luftgegner integrierte.<br />

Dafür mussten eine Philosophie des Gesamtmodells, umfangreiche Software<br />

für alle elementaren Prozesse und ihre Verknüpfungen sowie eine<br />

anpruchsvolle materielle Basis entwickelt werden.<br />

Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre wurde das Forschungsgroßvorhaben „Integrierter<br />

Führungs- und Trainingskomplex <strong>der</strong> Sektion LSK/LV“ (IFTK) konzipiert.<br />

Der IFTK sollte auf Basis <strong>der</strong> Mikroelektronik geschaffen werden. Fe<strong>der</strong>führend<br />

war Oberst Heinz Hobiger, <strong>der</strong> Kopf <strong>der</strong> gesamten Systementwicklung.<br />

Die Forschungsarbeit in allen Lehrstühlen – unter Einbeziehung<br />

befähigter Offiziershörer – war mit Dissertationen und Diplomarbeiten<br />

wesentlich auf dieses Projekt gerichtet.<br />

Insgesamt waren seit 1983/84 gleichzeitig mehr als 100 Angehörige des<br />

Lehrkörpers, <strong>der</strong> Hörerschaft und des Sicherstellungspersonals aller<br />

Lehrstühle <strong>der</strong> Sektion LSK/LV sowie Diplomanden und Praktikanten <strong>der</strong><br />

Sektion Informatik <strong>der</strong> TU Dresden ständig gleichzeitig beteiligt.<br />

Softwareseitig musste als Kernstück des rechnergestützten Systems<br />

eine allumfassende Wissensbasis geschaffen werden. Das dazu erfor<strong>der</strong>liche,<br />

bislang in wissenschaftlichen Arbeiten aller Art, in Katalogen,<br />

Karteien, Tabellen, Übersichten, Grafiken usw. aufbewahrte Wissen, entstanden<br />

in jahrzehntelanger Forschungsarbeit auf den einzelnen Fach-<br />

95


96<br />

gebieten, erfuhr auf breitester Front eine Umsetzung auf den Rechner.<br />

In diese Wissensbasis war die Gesamtheit <strong>der</strong> Simulationsmodelle integriert,<br />

in denen sich die elementaren Gesetzmäßigkeiten, denen das<br />

Handeln und Verhalten <strong>der</strong> an den Kampf- bzw. Gefechtshandlungen<br />

beteiligten Kräfte des gegnerischen Luftangriffs und <strong>der</strong> eigenen <strong>Luftverteidigung</strong><br />

in <strong>der</strong> Luft und am Boden unterworfen ist, wi<strong>der</strong>spiegelten.<br />

Eine wahrhaft gigantische Arbeit!<br />

Modelle zur Simulation geplanter, befohlener bzw. sich aus <strong>der</strong> Lageentwicklung<br />

ergeben<strong>der</strong> Handlungen und Verhaltensweisen <strong>der</strong> Kräfte <strong>der</strong><br />

Luftverteidung in <strong>der</strong> Luft und am Boden standen – auszugsweise für die<br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> – zur Verfügung für<br />

- taktische Verfahren und Verhaltensweisen <strong>der</strong> JFK in <strong>der</strong> Luft:<br />

Start; Bereitschaft in <strong>der</strong> Luft; Anflug <strong>der</strong> Bereitschaftszonen; Flug in<br />

diesen Zonen; Manöver mit Kräften zwischen diesen Zonen; Heranleiten<br />

an gegnerische Luftziele; Aufklären von gegnerischen Fliegerkräften<br />

und Flugobjekten in <strong>der</strong> Luft, Ortung Luft-Luft, selbständiges<br />

Suchen; Bekämpfung gegnerischer bemannter und unbemannter<br />

Luftangriffsmittel, Aufnahme des Luftkampfes, Lösen aus dem Luftkampf,<br />

Rückflug und Landung, Ressourcenverbrauch; Führung in <strong>der</strong><br />

Luft;<br />

- taktische Verfahren und Verhaltensweisen an <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

und ihrer Sicherstellung beteiligter Kräfte am Boden:<br />

Bereitschaftslagen am Boden, eingenommene und Übergang in<br />

an<strong>der</strong>e; Rollen, Wie<strong>der</strong>holungsstartvorbereitung; Führung; Ressourcenverbrauch;<br />

Wirkungen von Schlägen, Maßnahmen zur Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

nach Ausfällen, Beschädigungen; funktionelle Einschränkungen<br />

in allen Bereichen.<br />

Dazu war ein ganzes System von Kriterien erarbeitet worden, wie: Optimalitätskriterien,<br />

Analysekriterien für das JG/LV, Kriterien zur Bewertung<br />

von Varianten und an<strong>der</strong>e.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Hardwarekonfiguration und <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nisierten Ausstattung<br />

des Lehrgefechtsstandes gelang es schließlich, von <strong>der</strong><br />

Graphodynamischen Simulation – die damit nicht ihre Bedeutung in <strong>der</strong><br />

Ausbildung und Forschung verlor – zur Rechnerdynamischen Simulation<br />

überzugehen. Damit wurde es möglich, die Gefechtshandlungen in quasi<br />

Echtzeit zu simulieren! Effektivität und Wirksamkeit <strong>der</strong> Ausbildung in<br />

Übungen und Kriegsspielen erhöhten sich. Und darüber hinaus war eine<br />

qualitativ hoch leistungsfähige Forschungsbasis entstanden, mit <strong>der</strong>en


Hilfe insbeson<strong>der</strong>e in Forschungs-Kommandostabsübungen wertvolle<br />

Erkenntnisse gewonnen werden konnten.<br />

Der Lehrgefechtsstand hatte sich zu einer neuen Qualität gewandelt –<br />

zum Integrierten Führungs- und Trainingskomplex (IFTK)!<br />

Da die Prozesse seiner Entwicklung und <strong>der</strong> Umfang dieses Lehrgefechtsstandes/IFTK<br />

aus <strong>der</strong> direkten Unterstellung beim Kommandeur<br />

<strong>der</strong> Sektion LSK/LV herausgewachsen war, wurde ein neuer <strong>Lehrstuhl</strong><br />

(LS 308) geschaffen, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e für die materielle Basis verantwortlich<br />

war und dem <strong>der</strong> Lehrgefechtsstand schließlich unterstellt<br />

wurde.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV leistete seinen wesentlichen Anteil an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des IFTK mit <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> Software zur Sicherstellung <strong>der</strong><br />

rechnerdynamischen Simulation sowie vielen an<strong>der</strong>en konkreten wissenschaftlichen<br />

Beiträgen zur Lösung <strong>der</strong> anstehenden Probleme.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e steht dafür die Dissertation von Major Dr. Frank Behley<br />

„Die rechnergestützte dynamische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

<strong>der</strong> Fliegerkräfte“.<br />

Der Autor, <strong>der</strong> sich mit seiner Dissertation sofort habilitieren konnte, hat<br />

in seiner Arbeit auf die im <strong>Lehrstuhl</strong> ausgearbeitete Theorie des Gefechtseinsatzes<br />

von <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>n aufgebaut, die u. a. den zyklischen<br />

Verlauf von<br />

- Bereitschaft zum Gefecht;<br />

- Einführen in das Gefecht;<br />

- Luftgefechten <strong>der</strong> Jagdfliegereinheiten;<br />

- Ausführen aus dem Gefecht sowie<br />

- Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Gefechtsfähigkeit<br />

erfasst.<br />

Das Modellsystem musste es gestatten, die grundlegenden Formen taktischer<br />

Handlungen von Jagdfliegern, wie<br />

- Luftgefechte;<br />

- Fliegerschläge;<br />

- Spezialgefechtsflüge<br />

nachzubilden.<br />

In <strong>der</strong> Aufgabenstellung für die Dissertation spiegelte sich ein Trend<br />

wi<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich bereits in den vergangenen Jahren auch an <strong>der</strong> Sektion<br />

LSK/LV herauskristallisiert hatte und einem Wechsel in <strong>der</strong> Strategie bei<br />

<strong>der</strong> Schaffung des IFTK gleich kam:<br />

97


98<br />

Durch die Verfügbarkeit dezentraler Datenverarbeitungstechnik mit hohem<br />

Leistungsvermögen wurde zunehmend auch <strong>der</strong> Militärwissenschaftler<br />

individuell in die zeitaufwendigen Prozesse von Implementierung<br />

und Test von speziell auf das zu lösende Problem zugeschnittener<br />

Software (Anwen<strong>der</strong>software) integriert. Diese Personalunion von Entwickler<br />

und potenziellem Nutzer beseitigte Probleme, die in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

bei <strong>der</strong> Nutzung von Rechentechnik aufgetreten waren. Der<br />

Anwen<strong>der</strong> erlangt in diesem Prozess das Gefühl für das Realisierbare<br />

und kann damit unmittelbar aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> eigenen Zielstellung auf die<br />

Art und Weise ihrer Erfüllung Einfluss nehmen.<br />

Die Rechentechnik sowie die verfügbare System- und Standardsoftware<br />

erlangten für den Militärwissenschaftler den Status von individuellen<br />

Werkzeugen – letztlich für die Ausbildung und die Forschung.<br />

Für die Lehroffiziere entstanden somit neue Herausfor<strong>der</strong>ungen und folglich<br />

neue For<strong>der</strong>ungen an ihre diesbezügliche Qualifikation.<br />

Auch für einen Teil <strong>der</strong> Offiziershörer – einer von ihnen war schon 1984<br />

Frank Behley im ersten Lehrjahr – wurde ausgehend von <strong>der</strong> Softwarekonzeption<br />

des Teilprojektes <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> im IFTK ein System von<br />

Leitthemen erarbeitet, welches eine kontinuierliche Erstellung von dringend<br />

benötigten Teillösungen ermöglichte. Bereits im zweiten Lehrjahr<br />

beginnend, wurden im Rahmen des wissenschaftlich-produktiven Studiums<br />

wertvolle Zwischenergebnisse zum Forschungsthema erbracht<br />

und schließlich in Diplomarbeiten abgeschlossen. Mit diesen Beiträgen<br />

zum Teilprojekt JFK im IFTK wurden auch die Diplomanden Hauptmann<br />

Mund und Hauptmann Heine als planmäßige Aspiranten in den <strong>Lehrstuhl</strong><br />

übernommen, um mit jungen Ka<strong>der</strong>n diesem Entwicklungsprozess Rechnung<br />

zu tragen.<br />

Je<strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> musste als Forschungsteilaufgabe seinen eigenen Teilabschnitt<br />

im IFTK gestalten. Auf <strong>der</strong> Basis des im <strong>Lehrstuhl</strong> entstandenen<br />

Fundus wurde dazu ein wesentlicher Beitrag mit <strong>der</strong> Dissertation<br />

von Oberstleutnant Dr. Rainer Burkhardt „Das taktische Modell <strong>der</strong><br />

Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV auf dem IFTK“ geleistet.<br />

Das Forschungsvorhaben <strong>der</strong> Sektion LSK/LV war bis zum Jahre 1991<br />

konzipiert, so dass zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> NVA noch nicht alle<br />

Entwicklungsstufen abgeschlossen waren. Auch war das komplexe<br />

Rechnerprojekt so gestaltet, dass es darüber hinaus je<strong>der</strong>zeit erweiterungsfähig<br />

war.<br />

Der erreichte Stand <strong>der</strong> Entwicklung des IFTK <strong>der</strong> Sektion LSK/LV, das<br />

Niveau des seiner Nutzung zugrundeliegenden taktischen und methodischen<br />

Fundus sowie die ihn tragende Hard-, System- und Anwen<strong>der</strong>software<br />

zeugen aber davon, dass schon mit den seinerzeit vorhan-


denen Mitteln Wissensverarbeitung im wahrsten Sinne des Wortes<br />

durchaus geistig, technisch und technologisch beherrscht werden kann<br />

und, sofern sie auf konkrete Zwecke ausgerichtet ist, auch tatsächlich<br />

beherrscht wird.<br />

Das Programmsystem <strong>der</strong> ersten Ausbaustufe gestattete zu diesem Zeitpunkt<br />

auch bereits, die praktische taktische Ausbildung von Offiziershörern<br />

- in Gruppenübungen, Kriegsspielen und Kommandostabsübungen im<br />

Profil <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> und<br />

- unter Nutzung von Teilelementen <strong>der</strong> rechnergestützten graphodynamischen<br />

Simulation auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Waffengattungen <strong>der</strong> Truppen<br />

<strong>der</strong> LV,<br />

- in einer o<strong>der</strong> auf zwei Führungsebenen<br />

sicherzustellen.<br />

Der entscheidende qualitative Umschlag von <strong>der</strong> rechnergestützten<br />

Graphodynamischen Simulation zur Rechnerdynamischen Simulation<br />

vollzog sich mit <strong>der</strong> völligen Ablösung des grafischen Makromodells <strong>der</strong><br />

GDS durch ein rechnergestütztes elektronisches Gefechtsfeld und dessen<br />

direkter Kopplung mit den in <strong>der</strong> Truppe vorhandenen hier imitierten<br />

Arbeitsplätzen.<br />

Das Teilprojekt JFK des IFTK war natürlich selbständig nutzbar für die<br />

Ausbildung im Profil <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> auf <strong>der</strong> Ebene Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong><br />

mit den Gegenstellen LVD sowie Jagdfliegerstaffel.<br />

Die Ergebnisse des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV wurden in den Jahren 1988 und<br />

1989 dem Chef JFK/LV vorgestellt und eine Nachnutzung zunächst <strong>der</strong><br />

Minimalvariante für die Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> angestrebt. Lei<strong>der</strong> scheiterten<br />

damals die Bestrebungen zum einen daran, dass die für diese<br />

elememtare Lösung notwendige Hardware auf <strong>der</strong> Basis kommerzieller<br />

Rechentechnik nicht ausreichend verfügbar war, und zum an<strong>der</strong>en daran,<br />

dass es am nötigen Personal mangelte. Wo es das gab, wurde auch<br />

an unterschiedlichsten Lösungen gearbeitet.<br />

Obwohl das IFTK nach Abschluss des Forschungsvorhabens ein gewisser<br />

Prototyp für die Truppe sein sollte o<strong>der</strong> hätte werden können, war<br />

klar, dass das vorläufig nicht zuletzt aus diesen Gründen scheitern würde.<br />

Es entstand deshalb die Idee, die Sektion LSK/LV <strong>der</strong> Militärakademie<br />

zu einem leistungsfähigen Zentrum <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> zukünftigen Anwen<strong>der</strong> eines zu schaffenden Führungs- und<br />

99


100<br />

Simulationssystems zu profilieren. Mehr noch: Die Sektion wäre über<br />

kurz o<strong>der</strong> lang in <strong>der</strong> Lage gewesen, Zentrum simulierter Übungen zu<br />

sein, an denen die Truppen mit ihren Gefechtsständen in ihren Standorten<br />

über Fernverbindungen hätten beteiligt werden können. Für die<br />

Truppenteile <strong>der</strong> 3. LVD bahnten sich bereits mögliche Lösungswege an.<br />

Alle diese Vorhaben endeten jedoch mit <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> NVA 1990<br />

Zu den einzelnen Perioden<br />

Periode 1960 bis 1965<br />

Probleme und Inhalt <strong>der</strong> Lehre<br />

In dieser ersten Periode bestand in <strong>der</strong> Lehre entwicklungsbedingt ein<br />

Übergewicht <strong>der</strong> Technik gegenüber <strong>der</strong> Taktik. In den naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagenfächern spielten die Grundlagen <strong>der</strong> E- und HF-<br />

Technik eine überdimensionierte Rolle. Man ging davon aus, dass die<br />

wachsende Rolle <strong>der</strong> Elektronik auch für den Kommandeur solche<br />

Kenntnisse voraussetzte.<br />

Im Lehrfach Konstruktion Zelle/Triebwerk wurden Aufbau und Wirkungsweise<br />

für die Flugzeugtypen MiG-17, MiG-19 und MiG-21 gelehrt. Im<br />

Lehrfach Flugzeugbewaffnung wurden die Kanonen sowie die gelenkten<br />

und ungelenkten Raketen für das Jagdflugzeug MiG-21 an Hand von<br />

Schnittmodellen sehr detailliert, als „Schräubchenkunde“ umstritten, behandelt.<br />

In <strong>der</strong> Taktik dagegen war die Arbeit von Kommandeur und Stab nach<br />

Erhalt einer Gefechtsaufgabe noch auf den Inhalt von Entschlüssen und<br />

Befehlen als wichtigsten Lehrinhalt begrenzt. Fragen des Gefechtseinsatzes<br />

und <strong>der</strong> Gefechtsmöglichkeiten spielten eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Bis etwa 1963 wurden Fragen des Einsatzes <strong>der</strong> Fliegerstaffeln, Geschwa<strong>der</strong><br />

und Divisionen aller Fliegergattungen gelehrt, davon JFK und<br />

JBFK ungefähr im gleichen Umfang, BFK sowie TFK in etwas geringerem<br />

Umfang. Im Lehrfach Luftschießen stand im Zentrum <strong>der</strong> Lehre das<br />

Schießen auf Luftziele mit Kanonen und Raketen bei Einsatz optischer<br />

und Funkmessvisiere. Inhalt war außerdem das Schießen auf Erdziele<br />

und <strong>der</strong> Bombenwurf. Im Lehrfach Navigation und Steuermannsdienst<br />

erfolgten die navigatorischen Berechnungen für den Flug von Einzelflugzeugen<br />

und Gruppen vom Start bis zur Landung sowie die Navigatorische<br />

Sicherstellung des Gefechtseinsatzes für alle Fliegergattungen.<br />

Für das fliegende Personal wurden zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Qualifikation<br />

Flugtage bei <strong>der</strong> JAS in Dresden-Klotsche geplant, am <strong>Lehrstuhl</strong>


101<br />

stand außerdem ein Flugsimulator (Linktrainer) für den Flugzeugtyp<br />

MIG-17 zur Verfügung. Ab 1964 fand die fliegerische Ausbildung während<br />

des jährlichen mehrwöchigen Flugpraktikums in den Stammtruppenteilen<br />

statt.<br />

Forschungsarbeit und Bedingungen<br />

Vor 1962 gab es im <strong>Lehrstuhl</strong> noch nicht die erfor<strong>der</strong>lichen Bedingungen<br />

für eine planmäßige Forschungsarbeit. Die wissenschaftliche Arbeit bestand<br />

in diesen Jahren darin, die vielen neuen Fragen <strong>der</strong> militärischen<br />

Theorie und Praxis für die Lehre aufzuarbeiten.<br />

Von 14 Lehroffizieren hatten nur drei eine Hochschulbildung, erst ab<br />

1962/63 standen weitere Absolventen sowjetischer Militärakademien zur<br />

Verfügung.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> hatte natürlich Kontakt zu den Akademien in Kalinin<br />

(Militärakademie <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> LV des Landes „Marschall Shukow“)<br />

und Monino (Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte „Juri Gagarin“), die sich<br />

aber beide nicht mit den Bedingungen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> in <strong>der</strong> DDR<br />

beschäftigten. In Kalinin stand die <strong>Luftverteidigung</strong> des Territoriums <strong>der</strong><br />

UdSSR im Mittelpunkt, in Monino <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Frontfliegerkräfte.<br />

Erschwerend kam hinzu, dass<br />

- die <strong>Luftverteidigung</strong>sdivisionen <strong>der</strong> NVA eben erst entstanden waren<br />

und es noch keine ausgereifte Theorie ihres Gefechtseinsatzes gab,<br />

- zu Beginn <strong>der</strong> 60er Jahre die Theorie und Praxis <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong><br />

<strong>Luftverteidigung</strong> vor einer Vielzahl ungelöster Probleme standen.<br />

Die JFK und Flak-Art. wurden durch FRT und FuTT ergänzt. Die Kampftechnik<br />

unterlag einem ständigen Prozess <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung und Komplizierung.<br />

Verschiedene Modifikationen des Überschalljagdflugzeuges<br />

MIG-21, Fla-Raketen-Komplexe verschiedener Typen und neue Funkmess-Stationen<br />

wurden in die Truppe eingeführt und sollten für gemeinsame<br />

Gefechtshandlungen zur Abwehr von Luftangriffen vorbereitet<br />

werden.<br />

Für die Führungsstellen (Gefechtsstände) stand die Einführung erster<br />

automatisierter Führungssysteme bevor. Immer stärker wurden Einschätzungen<br />

über die Wirksamkeit <strong>der</strong> Handlungen von Waffensystemen,<br />

Einheiten, Truppenteilen und Verbänden gefor<strong>der</strong>t. Qualitative Führungsmethoden<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage von Feldherrnverstand, Erfahrungen vergangener<br />

Luftkriege und Intuition <strong>der</strong> Kommandeure reichten nicht mehr<br />

aus. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Handlungen <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> LV des Landes<br />

im Front- und Küstenstreifen waren ungenügend untersucht.


102<br />

Zu Beginn des Jahres 1963 schuf <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV,<br />

Generalmajor Zorn, aus einer kleinen Gruppe von Lehroffizieren das<br />

erste Forschungskollektiv. Mitglie<strong>der</strong> dieses Kollektives waren Oberstleutnant<br />

Knorr, die Majore Lehmann, Harms, Beer, Sperling und <strong>der</strong><br />

zivile Dozent Dr. Siegel, alle aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV, sowie Oberstleutnant<br />

Schmidt aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> FRT/LV. (Bild 9)<br />

Die Aufgabe lautete: Unter Nutzung quantitativer Verfahren ist die Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Handlungen von JFK und FRT bei <strong>der</strong> Abwehr des ersten<br />

massierten Luftangriffes zu Beginn eines möglichen Krieges unter den<br />

Bedingungen <strong>der</strong> DDR zu bestimmen.<br />

Für verschiedene Kräfteverhältnisse zwischen Luftangriffsmitteln und<br />

Luftabwehrmitteln wurden zu diesem Zweck die Vernichtungswahrscheinlichkeiten<br />

ermittelt und Handlungsvarianten für den Plan <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen ausgewählt. Als Optimierungsverfahren wurde die<br />

„Lineare Optimierung“ angewendet.<br />

Bild 9: Vorbereitung auf das Kolloquium <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV 1964<br />

Es wurde dabei immer zwischen den beiden entscheidenden Führungsaufgaben<br />

„Organisation (Planung) <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“ und „Führung<br />

<strong>der</strong> Abwehr“ unterschieden.


Wir haben uns in den ersten Jahren bewusst auf die Führungsaufgabe<br />

Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen konzentriert, weil (sie)<br />

103<br />

- die Voraussetzung für einen rechtzeitigen, geordneten und zweckmäßigen<br />

Gefechtseinsatz war,<br />

- in den Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des frontnahen Raumes ihre<br />

Spezifik hatte, die noch ungenügend untersucht war, und<br />

- eine effektive Führung <strong>der</strong> Abwehr nur auf dem Weg <strong>der</strong> Automatisierung<br />

erreichbar war, wozu uns zunächst die wissenschaftlichen,<br />

technischen, materiellen und personellen Voraussetzungen fehlten.<br />

Eine mechanische Rechenmaschine für Handbetrieb war unser ganzer<br />

Reichtum. Ende 1963 / Anfang 1964 ergab sich die Möglichkeit, das<br />

erste Labormuster des an <strong>der</strong> TU Dresden entwickelten Kleinrechners<br />

D-4A zeitweilig für unsere Forschungsaufgabe zu nutzen. Damit erhöhte<br />

sich schlagartig die Anzahl möglicher Berechnungsvarianten.<br />

Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Forschungsgruppe mussten ihre Aufgaben im Lehrbetrieb<br />

ohne Einschränkungen weiterführen; Nachtarbeit und Anwesenheit<br />

an vielen Wochenenden waren <strong>der</strong> Normalzustand. Im Frühjahr<br />

1964 war es soweit, die Ergebnisse lagen vor, die Vorträge wurden<br />

untereinan<strong>der</strong> abgestimmt. Als beson<strong>der</strong>s aufwändig und zeitraubend<br />

erwies sich die grafische Darstellung. Das in den Stäben übliche Verfahren,<br />

zeichnerische Darstellung auf großen Plakaten, war mangels Zeichner<br />

an <strong>der</strong> Akademie nicht realisierbar. Es ging nur mit Großbild-<br />

Diapositiven. Diese Technik wurde an <strong>der</strong> Militärakademie beherrscht:<br />

die Projektion auf eine bzw. gleichzeitig zwei Großbildleinwände erfor<strong>der</strong>te<br />

allerdings über Tage gehende Versuche. General Zorn gab seine<br />

Zustimmung erst dann, wenn auch von <strong>der</strong> letzten Reihe im AUDIMAX<br />

(A-234) noch alles zu lesen war.<br />

Im März 1964 fand das erste Kolloquium <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV statt. Dem<br />

Fakultätsleiter war es gelungen, dazu den Stellvertreter des Ministers für<br />

Nationale Verteidigung und Chef <strong>der</strong> LSK/LV, Generalleutnant Keßler,<br />

und weitere führende Generale und Offiziere des Kommandos, <strong>der</strong> Verbände<br />

und an<strong>der</strong>er wissenschaftlicher Einrichtungen einzuladen.<br />

Das Kolloquium verlief sehr erfolgreich, alle Vorträge und das Schlusswort<br />

von General Keßler wurden in einem GVS-Son<strong>der</strong>heft „<strong>Luftverteidigung</strong>"<br />

Nr. 2/64 publiziert.<br />

Das kleine „Potemkinsche Dorf“, zu dem wir uns gezwungen sahen, ist<br />

niemandem aufgefallen: Während <strong>der</strong> Vorträge hatten wir den Eindruck<br />

vermittelt, dass die Daten <strong>der</strong> berechneten Varianten vom Rechner D-4A<br />

in Echtzeit von <strong>der</strong> TU zur Militärakademie mit Datenfernübertragung


104<br />

kamen. In Wahrheit gab es nur eine Fernschreibverbindung zum Rechner,<br />

die Daten lagen den Vortragenden frühzeitig vor.<br />

Die Erfahrungen, die bei <strong>der</strong> Organisation des ersten Kolloquiums gesammelt<br />

wurden, entwickelten sich zu einem Standard, <strong>der</strong> in den folgenden<br />

Jahren Gültigkeit behielt.<br />

Periode 1965 bis 1971<br />

Probleme und Inhalt <strong>der</strong> Lehre<br />

In allen Perioden waren an <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Hörer des Profils JFK/LV<br />

eine Vielzahl von Lehrstühlen <strong>der</strong> Militärakademie beteiligt. Das nachfolgend<br />

wie<strong>der</strong>gegebene Ausbildungsprogramm zeigt dazu als Beispiel die<br />

Lehrfächer mit ihrem Stundenumfang für die OH-Gruppe des Profiles<br />

JFK/LV 31/65.<br />

(Die Lehrfachbezeichnungen sind einem Abschlusszeugnis entnommen.)<br />

Lehrfächer im Profil JFK/LV ab 1965<br />

Politikwissenschaften:<br />

Dialektischer und historischer Materialismus 90 Std.<br />

Politische Ökonomie 90 Std.<br />

Geschichte Deutsche Arbeiterbewegung 90 Std.<br />

Geschichte Internationale Arbeiterbewegung 95 Std.<br />

Politische Führung und Erziehung 145 Std.<br />

Gesamt: 510 Std.<br />

Taktik:<br />

Taktik <strong>der</strong> JFK/LV 360 Std.<br />

Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung 260 Std.<br />

Taktik LVD 60 Std.<br />

Luftgegner und Luftaufklärung 100 Std.<br />

Gesamt: 780 Std.<br />

Waffentechnik:<br />

Konstruktion <strong>der</strong> Flugzeuge 110 Std.<br />

Navigation und Steuermannsdienst 80 Std.<br />

Aerodynamik und Flugdynamik 110 Std.<br />

Gesamt: 300 Std.<br />

Operationsforschung 80 Std.<br />

Russisch 128 Std.<br />

MKE 120 Std,


105<br />

In diesen 15 Lehrfächern mussten Hauptprüfungen (Examen) abgelegt<br />

werden, außerdem waren zwei Kleine Belege und ein Großer Beleg zu<br />

erarbeiten.<br />

Das Staatsexamen bestand aus zwei mündlichen Prüfungen – „Politische<br />

Führung“ und „Taktik“ – und <strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong> Diplomarbeit.<br />

In den folgenden 13 Lehrfächern mit insgesamt 1003 Std. erfolgte <strong>der</strong><br />

Abschluss mit Überprüfungen:<br />

- Ingenieurtechnische Sicherstellung;<br />

- Grundlagen <strong>der</strong> Kern-und Chemischen Waffen;<br />

- Taktik <strong>der</strong> RD/LV;<br />

- Nachrichten und Flugsicherung;<br />

- Automatisierte Führungs- und Leitsysteme;<br />

- Funkortung;<br />

- Wahrscheinlichkeitstheorie;<br />

- Mathematik;Hochfrequenztechnik;<br />

- Elektrotechnik;<br />

- Elektronik und Impulstechnik;<br />

- Regeltechnik;<br />

- Rechentechnik.<br />

Bezogen auf den Stundenumfang erbrachte <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> ca. 45 % <strong>der</strong><br />

Gesamtausbildungszeit.<br />

Mit dem 1965 in Kraft gesetzten Ausbildungsprogramm erfolgte in <strong>der</strong><br />

Taktik eine stärkere Profilierung auf die Waffengattung JFK/LV. Zum<br />

Hauptgegenstand des <strong>Lehrstuhl</strong>s wurde die Planung des Gefechtseinsatzes<br />

des Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> (JG/LV) und<br />

seine Führung im Verlauf des Gefechtes. Schrittweise wurde in <strong>der</strong><br />

Technischen Ausbildung die Lehre auf die Gefechtseigenschaften <strong>der</strong><br />

Jagdflugzeuge und ihrer Bewaffnung umprofiliert. Der Umfang <strong>der</strong><br />

mathematischen Ausbildung wurde erhöht, das Lehrfach Wahrscheinlichkeitstheorie<br />

ausgebaut und durch Major Sperling und Dr. Siegel vom<br />

eigenen <strong>Lehrstuhl</strong> getragen.<br />

Bis 1966/1967 trug <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> neben <strong>der</strong> Konzentration auf die<br />

JFK/LV noch die Verantwortung für die Lehrfächer Operative Kunst <strong>der</strong><br />

Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des Landes, Taktik <strong>der</strong> LVD, Luftgegner<br />

und Luftaufklärung.<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> hatte damit auch noch Lehraufgaben für alle an<strong>der</strong>en<br />

Lehrstühle <strong>der</strong> Waffengattungen (FRT, FuTT und RD) zu erfüllen.


106<br />

Die Fachgruppe „Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV“ konzentrierte<br />

ihre Anstrengungen u. a. auf solche Themenkomplexe, wie die<br />

Arten des Gefechtseinsatzes zum Abfangen von Luftzielen in geringen<br />

Höhen, die Gefechtsmöglichkeiten des JG/LV, <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> JFK im<br />

Diensthabenden System und die graphoanalytische Modellierung <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen. Außerdem wurde <strong>der</strong> Anteil an Gruppenübungen,<br />

Kriegsspielen und Kommando-Stabsübungen erhöht.<br />

Die Fachgruppe „Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“ stellte eine engere<br />

Verbindung zwischen Wahrscheinlichkeitstheorie, Operationsforschung<br />

und Wirksamkeit des Waffeneinsatzes <strong>der</strong> Jagdflugzeuge her.<br />

In <strong>der</strong> Fachgruppe „Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik“ erfolgten<br />

weitere Schritte auf dem Weg, anstelle auf die Konstruktion stärker<br />

auf die Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeuge und ihrer Bewaffnung zu<br />

orientieren. Das war angesichts des im Lehrkabinett vorhandenen kompletten<br />

Funktionsmodells von Zelle und Triebwerk einer MIG-21 ein nicht<br />

immer leichter Weg.<br />

Forschungsarbeit und Bedingungen<br />

Ab 1965 wurde in <strong>der</strong> NVA die Fünfjahr-Planung für Forschungsaufgaben<br />

eingeführt. Die Fakultät (ab 1970 Sektion) LSK/LV hatte mit ihren<br />

Lehrstühlen bis einschließlich zum Plan 1985 bis 1990 ein Thema aus<br />

dem zentralen Forschungsplan <strong>der</strong> NVA zu bearbeiten.<br />

Das daraus abgeleitete Forschungsvorhaben <strong>der</strong> Fakultät LSK/LV für<br />

den Zeitraum 1965 - 1970 lautete: „Die Optimierung <strong>der</strong> Zielverteilung<br />

zwischen Fla-Raketentruppen und <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>n“.<br />

Die Forschungsergebnisse wurden auf Veranstaltungen <strong>der</strong> Fakultät<br />

und/o<strong>der</strong> auf wissenschaftlichen Beratungen <strong>der</strong> Lehrstühle vorgestellt<br />

und verteidigt.<br />

Die Formen <strong>der</strong> Überführung von Forschungsergebnissen in die Truppenpraxis<br />

haben sich im Verlauf <strong>der</strong> Jahre entwickelt; eine wichtige o<strong>der</strong><br />

gar Hauptmethode war die Übernahme <strong>der</strong> Erkenntnisse aus Forschungsvorhaben<br />

in die Lehrtätigkeit. Die Absolventen des <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

wurden auf diesem Weg zu „Trägern“ <strong>der</strong> Forschungsergebnisse.<br />

In dieser Periode begann auch die Einbeziehung <strong>der</strong> Hörer in die Forschungsarbeit.<br />

Die Themen <strong>der</strong> Diplomarbeiten waren zum Teil aus den<br />

Forschungsaufgaben abgeleitet. Mit dem Ziel <strong>der</strong> schnellen Überführung<br />

von Ergebnissen in die Truppenpraxis erfolgte in mehreren Fällen die<br />

Verteidigung <strong>der</strong> Diplomarbeiten direkt in den Truppenteilen.


Beiträge des <strong>Lehrstuhl</strong>s zum Forschungsvorhaben <strong>der</strong> Fakultät, <strong>der</strong>en<br />

Verteidigung teilweise zur Promotion führte, waren:<br />

- Die Vernichtungswahrscheinlichkeit von Luftzielen (Beer, 1966)<br />

- Die Führung eines Verbandes <strong>der</strong> LV im Grenz- bzw. frontnahen<br />

Raum (Harms, 1967)<br />

- Die Zielverteilung zwischen Fla-Raketentruppen und <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>n.<br />

Variante zur "Optimierung <strong>der</strong> Zielverteilung“ (Lehmann, Sperling,1968).<br />

107<br />

Eine neue Qualität bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Wirksamkeit des Einsatzes<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> und speziell <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> wurde<br />

mit einem vierwöchigen Vorlesungszyklus <strong>der</strong> sowjetischen Gastlektoren<br />

Oberst Dr. Kostenko und Oberst Dr. Gowochurin von <strong>der</strong> Militärakademie<br />

<strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR, Monino, im April 1970 eingeleitet.<br />

Sie stellten uns die schon bei den „periodenübergreifenden Entwicklungslinien“<br />

genannte Methode <strong>der</strong> Graphoanalytischen Modellierung<br />

<strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> Kräfte <strong>der</strong> LV vor.<br />

Damit war ein Anfang gemacht, die Wirksamkeit <strong>der</strong> Handlungen über<br />

die Analyse von Modellen des Gefechtes zu bestimmen. Diese Methode<br />

wurde über verschiedene Etappen bis zur rechnergestüzten Simulation<br />

von Luftangriff und <strong>Luftverteidigung</strong> als Echtzeitprozess in den achtziger<br />

Jahren vervollkommnet. Wir hatten für uns den elektronischen „Sandkasten“<br />

entwickelt.<br />

Periode 1972 bis 1978<br />

Probleme und Inhalt <strong>der</strong> Lehre<br />

Für die folgende dritte Periode hatte sich <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> – beginnend<br />

schon 1971 – etwas völlig Neues vorgenommen. Ausgehend von einer<br />

Ideenkonferenz im <strong>Lehrstuhl</strong> wollten wir – nach dem Vorbild von Prof.<br />

Gilde aus dem Zentralinstitut für Schweißtechnik in Halle – ein grundlegend<br />

neues Programm erarbeiten, das von konventionellen Mustern<br />

abgeht und alte Zöpfe abschneidet.<br />

Als ersten Schritt haben wir alle Vorgehensweisen, nach denen bisher<br />

Programme gemacht wurden, einfach vergessen.<br />

Wir wagten diesen Neuanfang mit <strong>der</strong> Fragestellung: „Was muss <strong>der</strong><br />

Kommandeur eines Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s im Front- und Küstenstreifen<br />

wissen und können, um für eine vorhersehbare Zukunft gerüstet zu<br />

sein. Wie muss das Wissen und Können strukturiert sein?“


108<br />

Je<strong>der</strong> einzelne Offizier erhielt die Aufgabe, für sein Fachgebiet die Tätigkeiten<br />

des Kommandeurs und seines Stabes auf einem leeren Blatt<br />

Papier – d. h. neu und von Grund auf – zu erfassen.<br />

Die Ergebnisse wurden in zwei „aufsteigenden“ Runden diskutiert,<br />

strukturiert, Verknüpfungen erfasst und ein Entschluss erarbeitet.<br />

Mit dieser Generalüberarbeitung des Programms sollte uns eine kleine<br />

Revolution gelingen. Am Ende standen folgende Lehrfächer:<br />

• Grundlagen <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Herstellung <strong>der</strong> Stufen <strong>der</strong> Gefechtsbereitschaft im JG/LV<br />

• Wirksamkeit <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Jagdfliegerstaffel<br />

• Navigatorische Sicherstellung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des JG/LV<br />

• Ingenieurtechnische Sicherstellung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen des<br />

JG/LV<br />

• Taktik <strong>der</strong> Frontfliegerkräfte<br />

(strukturell als Fachgruppe „Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong><br />

JFK/LV") sowie<br />

• Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik<br />

• Abfangprozesse von Luftzielen<br />

• Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Flugzeugbewaffnung<br />

• Konstruktion <strong>der</strong> Flugzeuge<br />

(strukturell als Fachgruppe "Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeugtechnik“).<br />

Mit <strong>der</strong> Aufnahme des Lehrfaches Grundlagen <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> JFK/LV<br />

wurden Erkenntnisse aus den Grundlagen <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Kriegskunst<br />

auf die speziellen Probleme <strong>der</strong> Taktik von <strong>Jagdfliegerkräfte</strong>n übertragen.<br />

Das waren zum Teil allgemeinhin bekannte Dinge, die aber in <strong>der</strong><br />

bisherigen Stofffülle in den Hintergrund geraten waren, wie z. B. die<br />

Zweiseitigkeit des Gefechtes und die wachsende Dynamik <strong>der</strong> Handlungen.<br />

Damit sollte eine Orientierung für alle weiteren Lehrfächer erfolgen.<br />

Das Lehrfach wurde Lehrgegenstand des <strong>Lehrstuhl</strong>leiters.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Fächer in <strong>der</strong> Fachgruppe Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

<strong>der</strong> JFK/LV entsprach den entscheidenden Führungsfunktionen<br />

des Kommandeurs eines JG/LV und seines Stabes von <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Gefechtshandlungen, mit dem Ergebnis <strong>der</strong> Pläne zur Führung des


109<br />

Gefechtes und seiner Sicherstellung, bis zur Führung im Verlaufe des<br />

Gefechtes.<br />

Das Lehrfach Gefechtseinsatz <strong>der</strong> Staffel wurde aufgenommen um <strong>der</strong><br />

wachsenden Bedeutung des Kampfes mit Flugzeuggruppen gerecht zu<br />

werden.<br />

Das Lehrfach Abfangprozesse von Luftzielen stellte den notwendigen<br />

Zusammenhang zwischen taktischen Verfahren des Gefechtseinsatzes<br />

und den Gefechtseigenschaften <strong>der</strong> Flugzeuge und ihrer Bewaffnung<br />

her.<br />

Dieses Ausbildungsprogramm blieb in den folgenden Jahren relativ<br />

stabil. Es war eine <strong>der</strong> wesentlichsten Aufgaben dieser Periode, Idee<br />

und Inhalt dieses Ausbildungsprogrammes wirksam in <strong>der</strong> Lehre umzusetzen.<br />

Die Umsetzung erfolgte im Wesentlichen in zwei Richtungen:<br />

- Weiterentwicklung <strong>der</strong> Theorie des Gefechtseinsatzes <strong>der</strong> JFK/LV im<br />

Front- und Küstenstreifen sowie <strong>der</strong> Methoden <strong>der</strong> Simulation ihres<br />

Einsatzes, worauf die Forschungsarbeit <strong>der</strong> Lehroffiziere ausgerichtet<br />

war;<br />

- Neuausarbeitung aller Gruppenübungen, Kommandostabsübungen<br />

und Kriegsspiele des Übungssystems dieses neuen Ausbildungsprogramms<br />

und <strong>der</strong>en systematische Verteidigung vor dem Kollektiv <strong>der</strong><br />

Lehroffiziere des <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

Forschungsarbeit und Bedingungen<br />

Das Thema des Forschungsvorhabens <strong>der</strong> Sektion für die Periode bis<br />

1975 lautete: „Die Bestimmung optimaler Einsatzvarianten von Verbänden<br />

<strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des Landes“.<br />

Für die Zeit bis 1980 sollten diese Untersuchungen fortgesetzt und mit<br />

einem Forschungsbericht zum Thema: „Der Charakter <strong>der</strong> Kampfhandlungen<br />

<strong>der</strong> Kräfte und Mittel <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> auf dem Territorium <strong>der</strong><br />

DDR in den achtziger Jahren“ abgeschlossen werden.<br />

Im Oktober 1972 verteidigten H. Richter und M. Bönsch ihre Dissertation<br />

zum Thema „Die graphoanalytische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

von Verbänden <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>“. Eines <strong>der</strong> Gutachten erstattete<br />

Oberst Dr. Kostenko, dessen Anteil an diesem Entwicklungsprozess bereits<br />

gewürdigt wurde. Gemeinsam mit Oberst Dr. Gowochurin nahm er<br />

am Promotionsverfahren teil.


110<br />

Der Zeitaufwand zur Analyse von Gefechten war noch sehr hoch, aber<br />

im Gegensatz zur Bestimmung über Mittelwerte gelang es, tiefer in das<br />

Wesen <strong>der</strong> Sache vorzudringen<br />

Erste Forschungsergebnisse dieses Zeitraumes wurden auf dem Kolloquium<br />

<strong>der</strong> Sektion im Dezember 1972 verteidigt. Dem Kommandeur <strong>der</strong><br />

Sektion, Generalmajor Böhme, war es gelungen dazu einzuladen: den<br />

Stellvertreter des Ministers und Chef LSK/LV, Generalmajor Reinhold,<br />

mit weiteren Generalen und Offizieren <strong>der</strong> LSK/LV, den Kommandierenden<br />

<strong>der</strong> 16. Luftarmee <strong>der</strong> GSSD, Generaloberst Kadritsch, den <strong>Lehrstuhl</strong>leiter<br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> LSK <strong>der</strong> UdSSR,<br />

Generalmajor Dr. Platow, und weitere hohe deutsche und sowjetische<br />

Militärs. (Bild 10, unten)<br />

Der <strong>Lehrstuhl</strong> stellte auf dem Kolloquium folgende Teilergebnisse vor:<br />

- Die Simulation des Gefechtsfluges eines Jagdflugzeuges;<br />

- Die Auswahl optimaler Bewaffnungsvarianten <strong>der</strong> Jagdflugzeuge;<br />

- Die Bereitschaft <strong>der</strong> Jagdflugzeuge in <strong>der</strong> Luft;<br />

- Die Graphoanalytische Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen.<br />

Bild 10: Kolloquium <strong>der</strong> Sektion LSK/LV 1972


111<br />

Durch seinen Diskussionsbeitrag erfuhren wir von Generalmajor Dr.<br />

Platow eine hohe Wertschätzung: „Der Samen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Militärwissenschaft,<br />

welcher durch unsere sowjetischen Spezialisten an <strong>der</strong><br />

Militärakademie „Friedrich Engels“ in den Boden gebracht wurde, hat<br />

sich gut entwickelt. Mit Befriedigung stellen wir fest, dass die Sektion<br />

LSK/LV völlig selbständig zur weiteren Entwicklung <strong>der</strong> Taktik und<br />

Militärwissenschaft beigetragen hat.“<br />

Die Graphoanalytische Simulation wurde in den Folgejahren zur Graphodynamischen<br />

Simulation weiterentwickelt. Dabei wurden nicht nur<br />

einzelne Situationen analysiert, son<strong>der</strong>n in Modellform <strong>der</strong> Verlauf des<br />

Gefechts in bestimmten Zeitschritten untersucht.<br />

Eine ausführliche Beschreibung <strong>der</strong> Graphodynamischen Simulation befindet<br />

sich in dem Buch „Beurteilen – Entscheiden – Handeln“ (Beitrag<br />

zur Theorie, Methodik und Anwendung <strong>der</strong> Operationsforschung), Berlin<br />

(Militärverlag <strong>der</strong> DDR) 1985, von Dr. sc. mil. Dipl.-Math. Heinz Hobiger<br />

und Doz. Dr. sc. mil. Werner Lutze – beide Lehroffiziere des <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

305.<br />

Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde erstmalig an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

ein zweiseitiges Kriegsspiel mit Forschungscharakter vorbereitet<br />

und durchgeführt. Die Handlungen bei<strong>der</strong> Seiten (Seite „BLAU“<br />

Luftangriff, Seite „ROT“ <strong>Luftverteidigung</strong> und Luftangriff) wurden in Übereinstimmung<br />

mit den gefassten Entschlüssen simuliert. Die Simulation<br />

erfolgte in Schritten von einer Minute. Es wurden alle taktischen Elemente<br />

wie Ortung, Erkennen, Start, Schießen, Bombenwurf, Luftkampf<br />

usw. erfasst. Die Ergebnisse jedes Elementes wurden mit Hilfe eines<br />

Zufallszahlengenerator bestimmt, registriert und im weiteren ausgewertet.<br />

Damals erfolgte die Simulation noch graphodynamisch. Reale Handlungen<br />

mit Dauer von ca. zwei Stunden erfor<strong>der</strong>ten einen Simulationsaufwand<br />

von ca. 240 Stunden. Die Ergebnisse waren für alle Beteiligten<br />

überzeugend. Der <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV war am Gesamtprozess bis zur<br />

Simulation beteiligt.<br />

Für den Forschungsbericht zum Gesamtvorhaben hat <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> folgende<br />

Teilergebnisse erbracht:<br />

Musterplan des Einführens des JG/LV in das Gefecht<br />

(Auf Weisung des Chefs LSK/LV als Plan des Gefechts aufgenommen<br />

in die Gefechtsdokumentation <strong>der</strong> JG/LV)<br />

Oberst Dr. Demmer, Oberst Dr. Dollwetzel (1978)


112<br />

Forschungsbericht zum Forschungsthema des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV für<br />

den Zeitraum 1976 bis1980: „Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur<br />

Bekämpfung von Flugzeuggruppen des Gegners“<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Demmer, Oberst Dr. sc. Dollwetzel (1980)<br />

Forschungsbericht zum Forschungsthema des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV für<br />

den Zeitraum 1981 bis1985: „Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur<br />

Bekämpfung von Flugzeuggruppen des Gegners“<br />

Oberst Prof. Dr. sc. Demmer, Oberst Dr. sc. Dollwetzel,<br />

Oberst Dr. Klopfer (1985).<br />

Nach <strong>der</strong> Verteidigung eines Teiles <strong>der</strong> Forschungsergebnisse im Jahre<br />

1978 vor dem Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und<br />

Chef <strong>der</strong> LSK/LV, Generaloberst Reinhold, begann ihre Überführung in<br />

die Truppenpraxis und in die militärakademische Ausbildung.<br />

Auf einer militärwissenschaftlichen Konferenz <strong>der</strong> Sektion wurden im<br />

Januar 1979 die Gesamtergebnisse vorfristig verteidigt. In seinem<br />

Schlusswort schätzte Generaloberst Reinhold ein: „Die Ergebnisse dieses<br />

Vorhabens haben nicht nur grundlegende theoretische Kenntnisse<br />

vermittelt, son<strong>der</strong>n auch weitreichende praktische Konsequenzen für die<br />

Tätigkeit <strong>der</strong> Führungsorgane, Truppen und Lehreinrichtungen <strong>der</strong><br />

LSK/LV in den nächsten Jahren. Es wurde spürbar zur weiteren Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft <strong>der</strong> Teilstreitkraft beigetragen.“<br />

Nicht alle Forschungsthemen konnten zum Abschluss gebracht und in<br />

die Truppenpraxis überführt werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das<br />

bisher unbefriedigend gelöste Problem des Abfangens von Luftzielen in<br />

geringen Höhen hatte einen hochrangigen sowjetischen <strong>Luftverteidigung</strong>sspezialisten<br />

zu folgen<strong>der</strong> Aussage veranlasst: „Große Fische fängt<br />

man mit <strong>der</strong> Angel, viele kleine Fische muss man mit dem Netz fangen“.<br />

Oberst Dr. Dollwetzel veranlasste, dazu ein altes Thema – „Der Einsatz<br />

von Sperrballons im System <strong>der</strong> LV“ – wie<strong>der</strong> aufzunehmen. Aus verschiedenen<br />

Gründen wurde das Thema eingestellt.<br />

Periode 1978 bis 1990<br />

Probleme und Inhalt <strong>der</strong> Lehre<br />

Diese letzte Periode war durch eine immer engere Verbindung von Lehre<br />

und Forschung gekennzeichnet. Die Qualifikation des Lehrkörpers hatte<br />

ein gutes Niveau erreicht, das jedem Vergleich mit den Universitäten und<br />

Hochschulen <strong>der</strong> DDR standhielt.


113<br />

In dieser Periode wurden in <strong>der</strong> Sektion drei neue Lehrstühle geschaffen.<br />

1978 <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> „Luftstreitkräfte“, 1986 <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> „Frontfliegerkräfte“<br />

und kurze Zeit später <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> „Führungsorgane“. Der Lehrgegenstand<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV war damit ausschließlich auf die<br />

eigene Fliegergattung konzentriert.<br />

Die weitere Entwicklung des Inhaltes <strong>der</strong> Lehre wurde charakterisiert<br />

durch den immer stärkeren Einsatz Automatisierter Führungs- und Leitsysteme<br />

(ALMAS, WP), die umfassende Einbeziehung <strong>der</strong> Erfahrungen<br />

von Kampfhandlungen in lokalen Kriegen, den Einsatz einer neuen<br />

Generation von Jagdflugzeugen (MiG-29), die wachsende Bedeutung<br />

des manöverreichen Luftkampfes und weiterer Faktoren.<br />

Die Lehrfächer und damit die Struktur des <strong>Lehrstuhl</strong>s blieben im wesentlichen<br />

erhalten. Das Lehrfach „Wirksamkeit“ wurde durch den Einsatz<br />

<strong>der</strong> Rechnerdynamischen Simulation aufgelöst. Die Themen wurden zu<br />

Bestandteilen <strong>der</strong> Lehrfächer „Organisation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“,<br />

„Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“ und des neuen Lehrfaches „Automatisierte<br />

Jägerleitung“. Neu aufgenommen wurde das Lehrfach „Organisation<br />

und Planung <strong>der</strong> Gefechtsausbildung“. Hauptinhalt waren die Planung<br />

<strong>der</strong> fliegerischen Ausbildung im JG/LV und in <strong>der</strong> Jagdfliegerstaffel.<br />

Große Teile <strong>der</strong> Praktischen Ausbildung (Übungen), erfolgten unter Einsatz<br />

des neu geschaffenen „Integrierten Trainings und Führungskomplexes“<br />

(IFTK). Teile des Lehrfaches „Führung <strong>der</strong> Gefechtshandlungen“<br />

wurden in die Truppe verlagert und auf Gefechtsständen <strong>der</strong> JG/LV<br />

durchgeführt.<br />

Forschungsarbeit und Bedingungen<br />

Charakteristisch für diese Periode war die immer stärkere Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Hörer in die Lösung <strong>der</strong> Forschungsaufgaben des <strong>Lehrstuhl</strong>es und<br />

die Einführung des Forschungsstudiums. Dadurch konnten ausgewählte<br />

Absolventen sofort in eine planmäßige Aspirantur am <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV<br />

übernommen und im Einzelfall sogar Diplomverfahren zur Promotion<br />

weitergeführt werden.<br />

Die wissenschaftliche Arbeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es konzentrierte sich entsprechend<br />

den konkreten Handlungsbedingungen <strong>der</strong> Waffengattung auf den<br />

Einsatz <strong>der</strong> Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> im Front- und Küstenstreifen.<br />

Das übergeordnete, aus dem Forschungsvorhaben <strong>der</strong> Sektion abgeleitete<br />

Forschungsthema des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV lautete deshalb folgerichtig:<br />

„Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV im Front- und Küstenstreifen“.


114<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Forschungsergebnisse für die Truppenpraxis wurde<br />

zum dominierenden Kriterium für <strong>der</strong>en Einschätzung.<br />

Wichtige Forschungsthemen des <strong>Lehrstuhl</strong>s in dieser Periode waren:<br />

- Die Gefechtshandlungen <strong>der</strong> JFK/LV zur Bekämpfung von Flugzeuggruppen<br />

des Gegners<br />

- Die Ausgangslage <strong>der</strong> JFK/LV zur Abwehr massierter Luftangriffe zu<br />

Beginn eines Krieges<br />

- Die Planung des Gefechtsstartes des JG/LV<br />

- Vergleichscharakteristiken <strong>der</strong> Flugzeuge MiG-21, MiG-23 und<br />

MiG-29 mit Kampfflugzeugen <strong>der</strong> NATO<br />

- Der manöverreiche Luftkampf<br />

- Die Suchtheorie <strong>der</strong> Jagdflieger<br />

- Der Teilabschnitt JFK im Integrierten Führungs- und Trainingskomplex<br />

<strong>der</strong> Sektion LSK/LV.<br />

Die für das Forschungsvorhaben <strong>der</strong> Sektion relevanten Ergebnisse wurden<br />

periodisch – so im Juni 1982 und im März 1987 – auf Konferenzen<br />

<strong>der</strong> Sektion vor dem Chef <strong>der</strong> LSK/LV verteidigt.<br />

Für den Lehrsuhl JFK/LV waren in dieser Periode die „Wissenschaftlichen<br />

Beratungen“ des <strong>Lehrstuhl</strong>es zum wichtigsten Forum <strong>der</strong> Publikation<br />

und Überführung seiner Ergebnisse in die Truppe geworden.<br />

Sie fanden von 1979 bis 1989 jährlich an <strong>der</strong> Militärakademie statt, und<br />

die Ergebnisse wurden dem Chef JFK/LV, den Kommandeuren <strong>der</strong> Truppenteile<br />

und weiteren Vertretern aus Verbänden und Lehreinrichtungen<br />

vorgestellt.


4. Erinnerungen von Angehörigen des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

115<br />

Die Chronik wurde in den ersten drei Kapiteln vorrangig als Dokumentation<br />

gestaltet. In diesem Kapitel folgen nun einige Beiträge von Lehroffizieren<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>s, die sich aus ganz persönlicher Sicht an die<br />

Jahre seines Aufbaus o<strong>der</strong> Eindrücke aus an<strong>der</strong>en Zeiten ihrer Zugehörigkeit<br />

erinnern.<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

Erinnerungen 46 Jahre danach<br />

Oberst a. D. Doz. Dr. sc. Karl Harms war schon<br />

vor <strong>der</strong> offiziellen Gründung des <strong>Lehrstuhl</strong>es mit<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung und dessen Aufbau befasst und<br />

bis zu seinem Einsatz als Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

Taktik höherer Verbände <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

1967 im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV tätig.<br />

Er war Absolvent <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> Luftstreitkräfte<br />

<strong>der</strong> UdSSR und bis zu seiner Versetzung<br />

an die Miltärakademie Leiter <strong>der</strong> UA Operativ<br />

<strong>der</strong> 1. Jagdfliegerdivision. Er schil<strong>der</strong>t im folgenden<br />

Beitrag seine Eindrücke aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit<br />

Kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres 1960, etwa im Oktober 1959,<br />

wurde ich an die Militärakademie nach Dresden versetzt. Nach meinem<br />

damaligen Eindruck, den ich aber auch aus heutiger Sicht bestätige,<br />

hatte die Militärakademie von Anfang an eine sinnvolle Struktur, die<br />

einen effektiven Lehrbetrieb bei einem Minimum an Planstellen sicherstellte<br />

(Führung <strong>der</strong> Akademie, Ausbildungsabteilung mit beachtenswerter<br />

Planungstechnologie, Struktur <strong>der</strong> Fakultäten, Bibliothek, administrative<br />

und sicherstellende Bereiche).<br />

Die Ausbildungsdauer und <strong>der</strong> Ausbildungsablauf waren zweckmäßig.<br />

Die grundsätzliche Herangehensweise an die Erarbeitung <strong>der</strong> Ausbildungsprogramme<br />

war vorbildlich.<br />

Erinnern wir uns: Ausgangspunkt aller Überlegungen war die auszubildende<br />

Kommandoebene und Dienststellung. Daraus abgeleitet wurde<br />

entschieden: Was müssen die Absolventen beherrschen, was müssen<br />

sie kennen, worüber müssen sie informiert sein? Erst dann wurden die<br />

dazu erfor<strong>der</strong>lichen Lehrfächer, die Stundenaufteilung auf die Lehrfächer<br />

sowie die inhaltliche und methodische Strukturierung jedes Lehrfaches<br />

festgeschrieben. Es existierte (zunächst nur in den Programmen) eine


116<br />

für alle Fachbereiche <strong>der</strong> Militärakademie einheitliche Methodik <strong>der</strong> taktischen<br />

Ausbildung. Einige Jahre später wurde an <strong>der</strong> Militärakademie ein<br />

eigenes Verfahren zur Bestimmung <strong>der</strong> Abfolge verschiedener, sich<br />

gegenseitig bedingen<strong>der</strong> Lehrfächer entwickelt und praktisch angewandt.<br />

Die Grundidee dazu kam aus dem <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV (von mir). Zu<br />

erwähnen wäre auch die Unterrichtsplanung in <strong>der</strong> Ausbildungsabteilung,<br />

bei <strong>der</strong> sogar die Hauptfachlehrerbereiche und natürlich die <strong>Lehrstuhl</strong>leiter<br />

ihre Wünsche zum konkreten Ausbildungsablauf äußern<br />

konnten. All das sind Dinge von denen die heutigen deutschen Hochschulen,<br />

vor allem aber die Studenten, nur träumen können. Ich meine,<br />

dass die wesentlichsten organisatorischen und methodischen Fundamente<br />

<strong>der</strong> Militärakademie in Anlehnung an die Erfahrungen <strong>der</strong><br />

sowjetischen Militärakademien gelegt wurden. In den ersten Jahren vor<br />

allem auch durch die Ratschläge <strong>der</strong> sowjetischen Militärspezialisten.<br />

Die Fakultät für LSK/LV befand sich Ende 1959 im Embryonalzustand.<br />

Es existierten schwache Arbeitsgruppen als Vorgänger <strong>der</strong> späteren<br />

Lehrstühle und eine unerfahrene Fakultätsleitung (Generalmajor Zorn,<br />

Oberstleutnant Boldt, Major Krumnow, Zivilangestellte Frau Schmiedel).<br />

Ich wurde als Lehrer in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Taktik <strong>der</strong> LSK eingesetzt.<br />

Dort arbeiteten an <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> taktischen Ausbildung bereits<br />

längerfristig Oberstleutnant Rauer (im Krieg beim fliegenden Personal,<br />

mein Vorgänger als Leiter <strong>der</strong> UA Operativ <strong>der</strong> 1. JD) und Herbert Hirsch<br />

(Flugzeugführer im Krieg, zum Ende des Krieges Deserteur, dann Stabschef<br />

eines Geschwa<strong>der</strong>s <strong>der</strong> NVA) sowie Erhard Buschmann (Flugzeugführer,<br />

Steuermann eines JG) als Lehrer für Steuermannsdienst und<br />

- kurzfristig - Major Martin (zuletzt Stabschef <strong>der</strong> 3. JD) als künftiger<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>leiter. Unter Anleitung des sowjetischen Militärspezialisten –<br />

Oberst Kudrjaschow (Jagdflieger, Divisionskommandeur, Kriegsteilnehmer,<br />

Leiter <strong>Lehrstuhl</strong> Taktik JFK in Monino) – hatten sie ein solides Ausbildungsprogramm<br />

erarbeitet (genauer: das aufgeschrieben, was<br />

Kudrjaschow ihnen diktiert hatte).<br />

Aber! Es gab – zwei Monate vor Beginn <strong>der</strong> akademischen Ausbildung –<br />

nicht eine einzige(!) brauchbare taktische Ausbildungsunterlage und nur<br />

einen einzigen, viel zu spät eingesetzten, taktisch einigermaßen gebildeten<br />

Offizier, d. h. mich.<br />

Bis zum Beginn <strong>der</strong> Ausbildung im Januar 1960 gelang es mir, einige<br />

Unterrichte nach dem Gedächtnis eher schlecht als recht vorzubereiten<br />

(meine Aufzeichnungshefte vom Studium bekam ich erst an<strong>der</strong>thalb<br />

Jahre später). Die Vorbereitung <strong>der</strong> Ausbildung wurde für mich zu einem<br />

hoffnungslosen Wettlauf mit <strong>der</strong> Zeit und zu einer fortlaufenden Improvisation<br />

– mit einem Arbeitstag, <strong>der</strong> oft bis in die Nacht dauerte. Ein ganz<br />

großes zusätzliches Manko war die Tatsache, dass das Lehrfach „Taktik


117<br />

<strong>der</strong> Jagdflieger“ während meiner Studienzeit ausgesprochen oberflächlich<br />

gelehrt wurde („Stabstrichtaktik“), in Dresden aber den Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Ausbildung bilden sollte. Die Ausbildung im Lehrfach „Takik <strong>der</strong><br />

Bombenflieger“ war in Monino sehr gut, sollte hier aber nur informativ,<br />

mit minimaler Stundenzahl, gelehrt werden. An eine theoretische Ausbildung<br />

im Lehrfach „Taktik <strong>der</strong> Schlacht- bzw. Jagdbombenflieger“ erinnere<br />

ich mich heute nur noch schemenhaft. Wahrscheinlich deshalb, weil<br />

die Schlachtfliegerkräfte damals abgeschafft wurden und echte Jagdbombenkräfte<br />

nicht existierten. Eine Ausbildung zur Taktik <strong>der</strong> Truppen<br />

<strong>der</strong> LV konnte es in Monino damals noch nicht geben, da mit dem<br />

Aufbau dieser Teilstreitkraft, d. h. <strong>der</strong> „Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> des<br />

Landes“, erst Ende <strong>der</strong> 50er Jahre begonnen wurde.<br />

Aus den o.g. Gründen stand ich bei <strong>der</strong> Vorbereitung und Durchführung<br />

des Unterrichts immer wie<strong>der</strong> vor schier unlösbaren Aufgaben. Drei<br />

Beispiele, die mir beson<strong>der</strong>s in Erinnerung geblieben sind:<br />

- Eine Vorlesung über die Grundlagen <strong>der</strong> Taktik <strong>der</strong> Transportfliegerkräfte,<br />

<strong>der</strong>en Ausarbeitung Herbert Hirsch mehrere Monate<br />

vor sich herschob, musste ich wenige Tage vor dem Vorlesungstermin<br />

übernehmen (Hirsch wurde „krank“). Aber auch mir fiel<br />

kaum etwas ein. Denn: Es gab dazu in Monino überhaupt keine<br />

Ausbildung, ich hatte von den Transportfliegerkräften keine Ahnung,<br />

und es stand keinerlei Literatur zur Verfügung. Die Rettung<br />

war Oberst Kudrjaschow, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> VS-Stelle <strong>der</strong> Panzerarmee ein<br />

dünnes Material fand, es fragmentarisch abschrieb und mir zur<br />

Verfügung stellte. Mit viel Phantasie und anstrengen<strong>der</strong> Nachtarbeit<br />

gelang es mir, diesen Stoff auf mehrere Stunden Ausbildungsinhalt<br />

künstlich auszudehnen. Ich glaube mit Erfolg.<br />

- Für eine zu erarbeitende Vorlesung über die Technik <strong>der</strong> NATO-<br />

LSK gab es als Grundlage lediglich ein paar Fotografien und die<br />

taktisch-technischen Daten <strong>der</strong> wichtigsten Flugzeugtypen. Das<br />

Schlimmste aber war, dass mir nur ein paar Tage Zeit für die<br />

Vorbereitung auf den Unterricht zur Verfügung standen. En<strong>der</strong>gebnis<br />

dieser Vorlesung: Kritik auf <strong>der</strong> Parteiversammlung durch die<br />

Offiziershörer und eine schwere Zurechtweisung durch General<br />

Zorn.<br />

- Der spätere <strong>Lehrstuhl</strong>leiter, Oberstleutnant Dörl, stellte mir die Aufgabe<br />

binnen einer(!) Woche eine vierstündige Vorlesung zum<br />

Thema „Grundlagen des Gefechtseinsatzes <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> LV“<br />

zu erarbeiten. Vorhandene Literatur – keine. Das Ergebnis meiner<br />

angestrengten Arbeit war dementsprechend. Die sowjetische Ausarbeitungsnorm<br />

für eine solche Aufgabe betrug übrigens 2 bis 3<br />

Monate.


118<br />

Die einzige Unterrichtsform, in <strong>der</strong> ich auf Grund <strong>der</strong> soliden Moninoer<br />

Ausbildung, eigener Phantasie und einer guten Zusammenarbeit mit<br />

Friedemann Beer etwas effektives (Aufwand/Nutzen) zu Wege brachte,<br />

waren Gruppenübungen. Anbei verlor ich hier allerdings völlig sinnlose<br />

Zeit und etliche Nerven, um den <strong>Lehrstuhl</strong>leiter von <strong>der</strong> Bedeutung dieser<br />

Ausbildungsform zu überzeugen. Meine wie<strong>der</strong>holten Versuche ihn<br />

(und damit, wie ich hoffte, den <strong>Lehrstuhl</strong>) mit <strong>der</strong> Methodik von taktischen<br />

Gruppenübungen vertraut zu machen, wurden mit hämischen<br />

Bemerkungen strikt abgewiesen.<br />

Eine ganz große Hilfe bei <strong>der</strong> Profilierung des <strong>Lehrstuhl</strong>s leisteten die<br />

1961 für einige Monate als Berater tätigen sowjetischen Oberste Lebedew<br />

und Ewpluchin. Sie brachten ein ausgesprochen taktisches Profil in<br />

die Lehrfächer Navigation und Luftschießen hinein. Und sie versuchten,<br />

konstruktiven Einfluss auf eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> technischen Ausbildung<br />

auszuüben: weg von <strong>der</strong> Schräubchenkunde, hin zu einem wissenschaftlichen<br />

Fundament für die Taktik. Ihre Bemühungen scheiterten zwar zunächst<br />

an <strong>der</strong> uneinsichtigen Haltung <strong>der</strong> Fachgruppe Technik, halfen<br />

aber, meine Positionen in dieser Frage zu stärken und General Zorn auf<br />

den Ernst dieses Problems aufmerksam zu machen. Schließlich war er<br />

überzeugt, die Lehrstühle Technik und Taktik (auf mein Anraten hin) zu<br />

einem taktischen <strong>Lehrstuhl</strong> zu vereinen, was später auch geschah.<br />

Eine wirklich taktische Profilierung des nun vereinten <strong>Lehrstuhl</strong>s gelang<br />

erst später, nachdem<br />

1. eine ausreichende Zahl von Absolventen sowjetischer Akademien sich<br />

mit Nachdruck dafür einsetzten (Beer, Harms, Lehmann, Knorr, Dörl,<br />

Dollwetzel und Zorn);<br />

2. wir die Möglichkeit zu Konsultationen an sowjetischen Militärakademien<br />

erhielten und einige Studienunterlagen von dort bekamen;<br />

3. mehrere sowjetische Gastlektoren an <strong>der</strong> Fakultät tätig waren;<br />

4. <strong>der</strong> Lehrkörper durch Fleiß, regelmäßige Teilnahme an Truppenübungen<br />

und eine immer besser werdende Forschungsarbeit an eigenem methodischem<br />

und wissenschaftlichem Profil gewann.<br />

Einen langwierigen, konfliktreichen und lei<strong>der</strong> zu schwerfälligen Prozess<br />

stellte <strong>der</strong> Aufbau eines qualifizierten Lehrkörpers dar. Dazu ist festzustellen:<br />

Wir begannen auf einem sehr niedrigen taktischem und allgemeinem<br />

Bildungsniveau.<br />

Zum Beispiel verfügte Major Hirsch – <strong>der</strong> Älteste unter uns, kriegs- und<br />

truppenerfahren – über keinerlei taktische Grundausbildung und auch<br />

keine hilfreiche Fachliteratur. Er war dadurch auf Dauer den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

einfach nicht gewachsen und musste schließlich, eigentlich ohne<br />

direkten Vorwurf an seine Adresse, den <strong>Lehrstuhl</strong> verlassen.


Die Gewinnung neuer Lehroffiziere ging zum Teil abenteuerliche Wege.<br />

Beispiele:<br />

119<br />

- Ich hatte mich bei Generalmajor Zorn für Max Pade eingesetzt, nachdem<br />

Max bei mir nachgefragt hatte, ob eine Möglichkeit für ihn als<br />

Lehrer vorhanden wäre. Kurze Zeit später wurde Max an die Militärakademie<br />

versetzt.<br />

- Walter Beck hatte bei seinem Praktikum in <strong>der</strong> Flugzeugwerft<br />

Wladimir Besajew kennen gelernt und General Zorn empfohlen, ihn<br />

an die MA als Lehroffizier zu holen. Zorn gelang das – für die damalige<br />

Zeit sehr zum Vorteil des <strong>Lehrstuhl</strong>s FuTT.<br />

- Ich hatte auch Höhn und Schnabel als mögliche Kandidaten für den<br />

Lehrkörper vorgeschlagen, nachdem uns General Zorn um Vorschläge<br />

gebeten hatte. Eigentlich ein weiteres Kuriosum: Höhn und<br />

Schnabel – natürlich erfahrene Truppenoffiziere – begannen als<br />

Lehrer an einer Hochschule, ohne selbst Hochschulbildung zu haben.<br />

Erst später erhielten sie die Möglichkeit, sich im Direktstudium gründlich<br />

ausbilden zu lassen.<br />

Eine spürbare Verbesserung des taktischen Niveaus des <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

zeigte sich erst nach <strong>der</strong> Ankunft von Rolf Lehmann und Wolfgang Knorr<br />

(teilweise auch von Helmut Dörl), die frisch von <strong>der</strong> Moninoer Akademie<br />

zu uns kamen. Subjektive Feststellung von mir (Karl Harms): von da an<br />

fühlte ich mich nicht mehr allein. Endlich hatte ich durchsetzungsfähige<br />

Partner, die mich verstanden und die ich verstand.<br />

Weitere Gedankensplitter:<br />

Mit <strong>der</strong> Versetzung von Klaus Sperling zum <strong>Lehrstuhl</strong> begannen wir mit<br />

den ersten Versuchen, mathematische Verfahren mit <strong>der</strong> taktischen Ausbildung<br />

zu verbinden. Wie schon erwähnt wurden diese Versuche zunächst<br />

ganz wesentlich von Oberst Lebedew beeinflusst.<br />

Den ersten großen Erfolg verbuchten wir dann mit dem ersten wissenschaftlichen<br />

Kolloquium <strong>der</strong> Fakultät, über das bereits in den Kapiteln 2<br />

und 3 geschrieben wurde und das alle späteren Veranstaltungen positiv<br />

beeinflusst hat.<br />

Ebenfalls erwähnenswert: 1963 borgten wir uns von Heinz Pogrzeba das<br />

Moninoer Lehrbuch „Methodik <strong>der</strong> taktischen Ausbildung“ aus, das er in<br />

Monino „hochgezogen“ hatte. Mit Rolf Lehman haben wir Teile übersetzt,<br />

dem Lehrkörper <strong>der</strong> Sektion vorgetragen und diese Teile als Studienmaterial<br />

drucken lassen. Darauf aufbauend gelang es – allerdings mit<br />

jahrelanger Kraftanstrengung – einheitliche Ansichten zu den wichtigsten<br />

methodischen Grundsätzen <strong>der</strong> taktischen Ausbildung durchzusetzen.


120<br />

Erst nach 1965 wurden die Gruppenübungen effektiver, taktisch anspruchsvoller<br />

und erzieherisch wirksamer. Ich musste mich selbst nach<br />

1967 noch sehr anstrengen, um die Taktiker des von mir übernommenen<br />

neuen <strong>Lehrstuhl</strong>s 305 auf diese methodischen Grundsätze auszurichten.<br />

Um den Mangel an Fachliteratur auszubügeln, wählten wir von Anfang<br />

an den Weg, alle Vorlesungen zu drucken und den Offiziershörern als<br />

Studienmaterial zur Verfügung zu stellen. Erst wesentlich später gelang<br />

es, spezielle Studienmaterialien und Lehrbücher in Angriff zu nehmen.<br />

Insgesamt dauerte – nach meiner Einschätzung – die Aufbauphase des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>s, bis seine Qualität auf allen Gebieten mit dem internationalen<br />

Niveau vergleichbar wurde, bis zum Ende <strong>der</strong> sechziger Jahre.<br />

Oberst a. D. Doz. Dr. sc. Gerhard Dollwetzel<br />

gehörte dem <strong>Lehrstuhl</strong> seit seiner Gründung bis zu<br />

seiner Auflösung 1990 an. Nach einer Ausbildung<br />

als Flugzeugführer absolvierte er die Militärakademie<br />

<strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR und wurde<br />

danach als Operativleiter in einem Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong><br />

eingesetzt. Sein Aufenthalt während<br />

des Zweiten Weltkrieges in <strong>der</strong> Sowjetunion und<br />

sein Studium dort prägten seine Entwicklung und<br />

Ansichten als Lehroffizier an <strong>der</strong> Militärakademie,<br />

über die er im Folgenden berichtet.<br />

Sammlung und Auswertung von Kriegserfahrungen – Voraussetzung<br />

für praxisnahe Ausbildung an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

Die Luftstreitkräfte <strong>der</strong> DDR wurden vorwiegend – im Gegensatz zur<br />

Bundesluftwaffe, die im großen Umfang auf kampferfahrenes Personal<br />

<strong>der</strong> ehemaligen deutschen Luftwaffe zurückgreifen konnte – aus jungen,<br />

militärisch unerfahrenen, aber begeisterten Freiwilligen aufgebaut. Im<br />

Jahre 1952 meldeteten sich viele Jugendliche, die zum Teil ihre Lehre<br />

o<strong>der</strong> ihr Studium unterbrachen, zum Aufbau <strong>der</strong> Volkspolizei Luft, um mit<br />

<strong>der</strong> Waffe in <strong>der</strong> Hand den Frieden zu verteidigen. Zu diesem Aufgebot<br />

gehörte auch ich.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Volkspolizei Luft wurde unterstützt von sowjetischen<br />

Spezialisten, außerdem wurde Fachliteratur in russischer Sprache zur


121<br />

Verfügung gestellt. Der Aufbaustab benötigte dringend Dolmetscher und<br />

Übersetzer. Da mein Aufenthalt mit einer Emigrantenfamilie in <strong>der</strong><br />

Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges bekannt war, wurde ich<br />

für diese Tätigkeit geworben. Ich brach daraufhin mit 16 Jahren meine<br />

Ausbildung ab und trat meinen Dienst in <strong>der</strong> VP-Luft an.<br />

Natürlich wollte ich – wenn schon, denn schon – Flugzeugführer werden.<br />

Zunächst aber waren erstmal meine Russischkenntnisse gefragt, und ich<br />

arbeitete als Dolmetscher im Bereich <strong>der</strong> entstehenden Verwaltung <strong>der</strong><br />

Aeroklubs in Berlin-Johannisthal. Erst später wurde ich auf den Typen<br />

Jak-18, Jak-11 und An-2 durch sowjetische Fluglehrer zum Flugzeugführer<br />

ausgebildet.<br />

Von 1955 bis 1959 absolvierte ich die Miltärakademie „Juri Gagarin“<br />

<strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR in Monino (damals noch „Rotbanner-<br />

Luftkriegsakademie“).<br />

Nach dem Studium arbeitete ich ein Jahr als Operativleiter in einem<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> und wurde anschließend an die Militärakademie<br />

„Friedrich Engels“ in den gerade erst geschaffenen <strong>Lehrstuhl</strong><br />

Taktik <strong>der</strong> Luftstreitkräfte versetzt.<br />

Meine Lehrtätigkeit begann unter sehr schwierigen Bedingungen. Alle<br />

Lehroffiziere mussten in kurzer Zeit Vorlesungen, Gruppenunterrichte,<br />

Gruppenübungen und Kriegsspiele ausarbeiten und durchführen. Von<br />

Beginn an beschäftigten mich im beson<strong>der</strong>en zwei Probleme:<br />

- Es fehlten praktische Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg und<br />

aus den mittlerweile stattgefundenen lokalen Kriegen;<br />

- in den Gruppenübungen und Kriegsspielen wurde anfangs die konkrete<br />

Lage <strong>der</strong> DDR kaum berücksichtigt, zumindest stark vernachlässigt.<br />

Bereits beim Studium hatte ich mich schon beson<strong>der</strong>s für die Kampfhandlungen<br />

<strong>der</strong> Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg interessiert. Aus<br />

Erlebnisberichten von chinesischen Freiwilligen, die in Korea am Luftkrieg<br />

teilgenommen hatten und mit mir gemeinsam studierten, konnte<br />

ich auch erste praktische Erfahrungen aus lokalen Kriegen ableiten.<br />

An <strong>der</strong> Militärakademie wurden uns später von den sowjetischen<br />

Akademien Unterlagen zur Auswertung <strong>der</strong> Kampfhandlungen <strong>der</strong> Fliegerkräfte<br />

in Vietnam und im Nahen Osten zur Verfügung gestellt. Es<br />

gehörte schließlich zu unseren permanenten Forschungsaufgaben, diese<br />

und alle weiteren Erfahrungen sorgfältig auszuwerten und geeignete<br />

Methoden zu schaffen, mit denen man sie in Kriegsspielen verwerten<br />

und in Modellversuchen sowie in flugtaktischen Übungen in <strong>der</strong> Truppe<br />

daraus neue Erkenntnisse gewinnen kann.


122<br />

In den Übungen wurden die strategische und operative Lage sowie die<br />

Bedingungen <strong>der</strong> Gefechtshandlungen <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> im Handlungsraum<br />

DDR immer konkreter berücksichtigt. Unsere Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong><br />

waren im wesentlichen entlang <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-Neiße-Linie<br />

basiert. Sie sollten die Luftarmee <strong>der</strong> GSSD verstärken. Im Norden und<br />

über <strong>der</strong> Ostsee handelten sie praktisch in <strong>der</strong> ersten Staffel <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>.<br />

Außerdem mussten wir bei Handlungen in Friedenszeiten<br />

immer die Lage Westberlins und <strong>der</strong> drei Luftkorridore und die daraus<br />

resultierenden Möglichkeiten des Luftgegners berücksichtigen.<br />

Nach <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong>sdivisionen und den zunehmend<br />

besser abgrenzbaren eigenen Aufgaben und Gefechtsbedingungen<br />

haben wir unsere Lehre und Forschung im <strong>Lehrstuhl</strong> auf die Ebene<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong> und den Gefechtseinsatz <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

im Front- und Küstenstreifen konzentriert.<br />

Meine persönliche Quintessenz aus den Kriegen <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

und den Forschungen möchte ich in den folgenden Aussagen zusammenfassen.<br />

Das ursprüngliche Konzept des massenhaften Einsatzes einzelner<br />

taktischer Jagdflugzeuge im Überschallbereich in mittleren und großen<br />

Höhen wird im herkömmlichen Krieg ohne Kernwaffen kaum zum<br />

Tragen kommen. Die taktischen Fliegerkräfte handelten vorwiegend im<br />

Unterschallbereich in geringen und extrem geringen Höhen in Gruppen<br />

verschiedener taktischer Bestimmung. Die <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> müssen<br />

auf die Abwehr massierter Luftangriffe in diesem Höhen- und Geschwindigkeitsbereich<br />

vorbereitet sein.<br />

Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre wurde immer klarer, dass Kernwaffen weniger<br />

durch Überschallflugzeuge, die einzeln o<strong>der</strong> in kleinen Gruppen in<br />

mittleren und großen Höhen anfliegen, eingesetzt werden, son<strong>der</strong>n<br />

hauptsächlich durch Raketen und Marschflugkörper, die von Jagdflugzeugen<br />

kaum bekämpft werden können. Damit würde in einem<br />

Kernwaffenkrieg die Rolle <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> nahezu bedeutungslos.<br />

An<strong>der</strong>erseits wurde durch die detaillierte Nachbildung von Kernwaffenschlägen<br />

in Europa – und überhaupt – klar, dass beide deutsche<br />

Staaten einen Kernwaffenkrieg nicht überleben würden. Diese Erkenntnis,<br />

dass ein Kernwaffenkrieg weltweit für beide Seiten den Untergang<br />

bedeuten würde, hatte schließlich in <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> friedlichen<br />

Koexistenz und in den Militärdoktrinen ihren Nie<strong>der</strong>schlag gefunden.<br />

Für unsere Übungen und Kriegsspiele gab es deshalb zuletzt nur eine<br />

grundlegende Option: Begrenzter Krieg ohne Einsatz von Kernwaffen!


Es war für uns wichtig, die fehlende Kriegserfahrung durch die Nutzung<br />

verschiedener Methoden <strong>der</strong> Operationsforschung zu kompensieren.<br />

Für die Ausbildung und Forschung war es notwendig, eine Modellwirklichkeit<br />

zu schaffen, die den Ablauf <strong>der</strong> Gefechte möglichst realistisch<br />

und vor allem zeitlich nachzubilden gestattete – ein Gebiet, dem<br />

ich mich in meiner Lehr- und Forschungstätigkeit beson<strong>der</strong>s verschrieben<br />

hatte.<br />

Bei den taktischen Übungen und Kriegsspielen bestand das Dilemma<br />

darin, das Gefecht entwe<strong>der</strong> zeitecht, aber ohne exakte Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> Handlungen ablaufen zu lassen o<strong>der</strong> die<br />

Zeit zu dehnen und in groben Schritten die Wirksamkeit zu beurteilen.<br />

Beide Methoden hatten ihre Daseinsberechtigung. Im ersten Fall konnte<br />

man die Führungseigenschaften <strong>der</strong> Kommandeure in <strong>der</strong> Dynamik<br />

entwickeln, im zweiten Fall konnte man bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen die Qualität <strong>der</strong> Entschlüsse beurteilen.<br />

Anstreben wollten wir die komplexe Lösung: Simulation <strong>der</strong> Gefechts in<br />

Echtzeit unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Wirksamkeit (Ergebnisse) <strong>der</strong><br />

Handlungen.<br />

Die Idee und eine erste Methode zur Simulation <strong>der</strong> Gefechtshandlungen<br />

wurde uns von sowjetischen Spezialisten vorgestellt. Zunächst<br />

sammelten wir mit <strong>der</strong>en „Grafoanalytischer Simulation“ Erfahrungen.<br />

Hierbei wurden die Gefechtshandlungen in Minutenschritten analysiert.<br />

Zur manuellen Auswertung und Dokumentation <strong>der</strong> Handlungen und<br />

Ergebnisse je<strong>der</strong> Minute benötigte man jedoch sehr viel Zeit. Im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Jahre haben wir daraus die „Grafodynamische Simulation“<br />

entwickelt, mit <strong>der</strong> bereits eine zeitnahe Abwicklung des Gefechts in<br />

Kriegsspielen möglich war.<br />

Erst nachdem es gelang, diese Methode rechnergestützt zu realisieren,<br />

konnte man die Gefechtshandlungen fast in Echtzeit simulieren.<br />

Die mit diesen Methoden in <strong>der</strong> Forschungarbeit erzielten Ergebnisse<br />

zeigten mir eine relativ geringe Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Abwehr massierter Luftangriffe, insbeson<strong>der</strong>e aber die komplizierten<br />

Probleme des Zusammenwirkens mit den Fla-Raketentruppen und<br />

<strong>der</strong> Truppenluftabwehr bei <strong>der</strong> Abwehr massierter Luftangriffe im Frontund<br />

Küstenstreifen.<br />

Wir haben bei <strong>der</strong> Erfüllung unserer Aufgaben immer in <strong>der</strong> Hoffnung<br />

gehandelt, dass es niemals zu einem Krieg und einem einem realen<br />

Einsatz unter diesen Bedingungen kommt.<br />

123


124<br />

Insgesamt zeigten uns die Erfahrungen <strong>der</strong> lokalen Kriege und unsere<br />

Forschungsergebnisse, dass es nur zu einem wirksamen Einsatz <strong>der</strong><br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> kommen kann, wenn folgende Probleme gelöst werden<br />

können:<br />

• die <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> müssen so basiert werden, dass ihre Vernichtung<br />

am Boden durch einen Überraschungsschlag weitgehend ausgeschlossen<br />

wird;<br />

• <strong>der</strong> Start <strong>der</strong> <strong>Jagdfliegerkräfte</strong> zur Abwehr massierter Luftangriffe<br />

muss rechtzeitig und in extrem kurzer Zeit erfolgen;<br />

• die Ausgangslage zur Abwehr eines massierten Schlages muss<br />

über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden können;<br />

• die Jagdfliegerkäfte müssen organisiert in taktischen Gruppen in die<br />

Gefechte eingeführt werden;<br />

• die Luftziele, die das Funkmessfeld unterfliegen bzw. es durch Störungen<br />

ausschalten, müssen durch die Jagdflugzeuge selbst gesucht<br />

und vernichtet werden;<br />

• die Jagdflieger müssen in <strong>der</strong> Lage sein, Luftkämpfe in mittlerer und<br />

großer Entfernung sowie Manövertuftkämpfe durchzuführen;<br />

• <strong>der</strong> Rückflug, die Landung und die Wie<strong>der</strong>holugsstartvorbereitung<br />

müssen einen raschen erneuten Einsatz ermöglichen.<br />

Diese Probleme wurden in einer Vielzahl Diplomarbeiten, Dissertationen<br />

und auch in taktischen Übungen erforscht. Die Ergebnisse wurden<br />

teilweise in praktischen Erprobungen überprüft und schließlich unsere<br />

Ausbildung darauf ausgerichtet.<br />

Mir persönlich waren die guten Beziehungen zu sowjetischen Militärakademien,<br />

insbeson<strong>der</strong>e das gute Verhältnis unseres <strong>Lehrstuhl</strong>es zur<br />

Miltärakademie „Juri Gagarin“ <strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong> UdSSR von großem<br />

Nutzen für meine eigene Arbeit.<br />

Durch regelmäßige Konsultationen dort und die Besuche von Gastlektoren<br />

bei uns hat sich auch ein kollegiales Verhältnis zu den<br />

Lehroffizieren dieser Akademie entwickelt. Bei meiner letzten Konsultationsreise<br />

kurz vor <strong>der</strong> Wende wurde ich von sowjetischer Seite gefragt,<br />

ob die DDR nach Anschluss an die BRD auch Mitglied <strong>der</strong> NATO<br />

werden würde. Entsprechend meiner Ansicht und meines Wissensstandes<br />

antwortete ich, dass das Territorium <strong>der</strong> DDR weiterhin NATOfrei<br />

bleiben würde. Das löste bei meinen Gesprächspartnern ungläubige<br />

Heiterkeit aus. Hinter vorgehaltener Hand machte man mir klar,<br />

dass die Würfel längst gefallen seien: die GSSD wird aus <strong>der</strong> DDR<br />

abgezogen, das Territorium <strong>der</strong> DDR wird von <strong>der</strong> NATO übernommen,<br />

die US-Armee bleibt in Deutschland und garantiert damit, dass die<br />

Sowjetunion nie wie<strong>der</strong> von deutschem Boden aus angegriffen wird.


Ganz an<strong>der</strong>s überraschte mich nach <strong>der</strong> Wende <strong>der</strong> Inhalt eines Fachgesprächs<br />

mit einem Brigadegeneral, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Hamburger Führungsakadmie<br />

ähnliche Probleme untersucht hatte wie wir. Auf seine Frage<br />

„Wieso hatten Sie vor uns solche Angst, Sie waren uns doch eigentlich<br />

überlegen?“ fragte ich zurück „Von welchem Handlungsmodell sind Sie<br />

denn da in Hamburg ausgegangen?“ Seine Antwort: „Die Luftstreitkräfte<br />

<strong>der</strong> Warschauer Vertragsstaaten griffen uns stets überraschend<br />

mit allen verfügbaren Kräften an.“<br />

Das war praktisch umgekehrt das gleiche Modell, von dem wir in unserem<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> ausgegangen sind!<br />

Dieses im Wettrüsten angestrebte Gleichgewicht <strong>der</strong> Kräfte hat uns im<br />

Kalten Krieg den Frieden gesichert. Das entstandene Ungleichgewicht<br />

<strong>der</strong> Kräfte nach <strong>der</strong> Wende hat allerdings Kriege wie<strong>der</strong> zum Mittel <strong>der</strong><br />

Politik werden lassen.<br />

125<br />

Oberst a. D. Doz. Dr. sc. Joachim Klopfer<br />

absolvierte 1957 die Fliegertechnische<br />

(Offiziers-)Schule Kamenz in <strong>der</strong> Fachrichtung<br />

Operativ-/Stabsoffiziere. Anschließend war er bis<br />

1959 als Stabschef einer Jagdfliegerstaffel und<br />

danach als Steuermann, Diensthaben<strong>der</strong> sowie<br />

seit 1963 als Leiter des Gefechtsstandes eines<br />

Jagdfliegergeschwa<strong>der</strong>s tätig. 1968 begann er in<br />

<strong>der</strong> Fachrichtung Kommandeure und Stabsoffiziere<br />

<strong>der</strong> JFK/LV das Studium an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

„Friedrich Engels“. Mit Studienabschluss<br />

erfolgte sein Einsatz im <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV, wo er bis 1990 zu verschiedenen<br />

Gegenständen lehrte, sich fortbildete und forschte.<br />

Er ist aktives Mitglied <strong>der</strong> Dresdener Studiengemeinschaft SICHERHEITS-<br />

POLITIK e.V., die 1990 aus dem Interdisziplinären Wissenschaftsbereich<br />

SICHERHEIT <strong>der</strong> Militärakademie entstand und bis heute überlebte.<br />

Studieren<strong>der</strong> und Lehren<strong>der</strong> – 1968/1971 bis 1990<br />

Als ich im September 1968 in das militärakademische Studium in Dresden<br />

startete, schien wenigstens eines klar zu sein: Es wird sich um ein<br />

Intermezzo von drei Jahren handeln, und hinsichtlich des anschließenden<br />

Einsatzes (Dienststellung, Dienstort) sind Prognosen überflüssig,<br />

weil ohne jede Basis. Am ehesten konnte ich davon ausgehen, nach<br />

dem Studienabschluss erneut im Bereich Gefechtsstände zu arbeiten,


126<br />

und das wäre durchaus willkommen gewesen - in Erinnerung an die<br />

durch die Nähe zum Kerngeschehen <strong>der</strong> Fliegerkräfte interessanten und<br />

erlebnisreichen Jahre bis 1968. Dass sich dem Studium dann eine fast<br />

zwanzigjährige Lehr-, Forschungs- und Fortbildungszeit anschließen<br />

würde, war jedenfalls vollkommen außerhalb aller meiner damaligen Vorstellungen.<br />

Aber zunächst zur Zeit als Offiziers„hörer“. Im ersten <strong>der</strong> drei Studienjahre<br />

standen technische und taktische Grundlagenthemen im Mittelpunkt.<br />

Einiges davon schloss sich – vertiefend und auf die zugeführten<br />

neuen Muster <strong>der</strong> Jagdflugzeuge bezogen – <strong>der</strong> Ausbildung an <strong>der</strong><br />

Offiziersschule an, die ich 1957 absolviert hatte. Auch einige Lehrer von<br />

damals waren inzwischen nach Dresden gewechselt – Walter Beck und<br />

Alfons Schulz unter an<strong>der</strong>em.<br />

Im Rückblick war es vor allem Wolfgang Demmer, damals noch Major<br />

und Fachlehrer für Aerodynamik und Flugdynamik, <strong>der</strong> meine spätere<br />

Entwicklung prägend beeinflusste: Er aktivierte durch For<strong>der</strong>ung und<br />

För<strong>der</strong>ung meine Neigung zu wissenschaftlicher Recherche, Aufbereitung<br />

und Darstellung – zunächst, lehrfachgemäß, zu eher profiluntypischen<br />

Themen, aber jedenfalls mit Gewinn für meine Arbeitsmethodik.<br />

(Für Kommandeure/Stabsoffiziere <strong>der</strong> JFK gehörte „Die näherungsweise<br />

Berechnung von Wi<strong>der</strong>standskurven <strong>der</strong> Kampfflugzeuge“ kaum zum<br />

Rüstzeug für ihre späteren Aufgaben.) Wolfgang Demmer ermutigte<br />

mich zur Fortführung meiner für einen Kleinen Beleg angestellten Arbeiten<br />

und schuf die Bedingungen dafür, dass daraus ein Studienmaterial<br />

des <strong>Lehrstuhl</strong>es werden konnte.<br />

Auch wenn im weiteren erst einmal 'die Mühen <strong>der</strong> Ebenen' des Studiums<br />

– Vorlesungen, Übungen, schriftliche Arbeiten, Prüfungen, Praktika<br />

u. a. (gemäß Programm 1965) – das Geschehen dominierten, blieben<br />

doch die zuvor erschlossenen Quellen, Arbeits- und Darstellungsansätze<br />

verfügbar. Sie wurden weiter genutzt und entwickelt und waren hilfreich<br />

– bei Belegen, bei <strong>der</strong> Diplomarbeit und darüber hinaus.<br />

1971 wurde dann offiziell, dass ich nach dem Staatsexamen im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

als Fachlehrer verbleiben würde. Meine Freude darüber und <strong>der</strong> Respekt<br />

vor den zu erwartenden Anfor<strong>der</strong>ungen hielten sich etwa die Waage. Die<br />

Übergangsfrist bis zu den ersten eigenen Lehrveranstaltungen war<br />

denkbar knapp. Überdies waren durch die gerade geschehene Programmrevolutionierung<br />

die Aufzeichnungen des eigenen Studiums nach<br />

Inhalt und Struktur nicht ohne weiteres für Lehrunterlagen zum neuen<br />

Programm verwendbar. Ich erhielt daher noch während <strong>der</strong> letzten<br />

Studienmonate die Möglichkeit, mich im <strong>Lehrstuhl</strong> auf die neue Aufgabe<br />

vorzubereiten. Eine gewisse Einarbeitung boten außerdem Vorträge bei


profilfremden Gruppen, die Mitwirkung an einem Seminarkurs für Studienbewerber<br />

1972 u. a.<br />

127<br />

Anfang 1972 kam <strong>der</strong> Start in die Profilausbildung <strong>der</strong> Offiziershörergruppe<br />

31/71 mit <strong>der</strong> Lehre zum Abfangprozess <strong>der</strong> Jagdflieger. Die Erfahrungen<br />

aus <strong>der</strong> eigenen Truppentätigkeit im Bereich <strong>der</strong> Jägerleitung<br />

und Führung bis 1968 bescherten mir AHA-Erlebnisse und Motivation für<br />

intensive Vorbereitung auf jede Lehrstunde, und sie sicherten mir –<br />

neben den erarbeiteten Lehrinhalten – eine gewisse praktische Kompetenz<br />

und Glaubwürdigkeit, auch vor den überwiegend praxiserfahrenen<br />

Offiziershörern. Trotzdem blieb immer auch die Sorge, gestandenen<br />

Jagdfliegern erklären zu wollen, wie sie fliegen und schießen. Das war<br />

oft zusätzlich motivierend, mitunter aber auch lähmend. Freilich war dies<br />

nicht nur ein persönliches, son<strong>der</strong>n auch ein strukturelles Problem <strong>der</strong><br />

Beschickung <strong>der</strong> Gruppen: Sie bestanden in aller Regel zu etwa gleichen<br />

Teilen aus Flugzeugführern und „Nicht-Flugzeugführern“ (Stabsoffiziere<br />

verschiedener Ebenen, einzelne Politoffiziere, einzelne Offiziere <strong>der</strong> Abwehr<br />

u.a.). Zwangsläufig waren da die Vorkenntnisse und die praktischen<br />

Erfahrungen bei<strong>der</strong> Teilgruppen recht unterschiedlich. An<strong>der</strong>erseits<br />

bestand eine <strong>der</strong> Aufgaben des ersten Studienjahres gerade darin,<br />

bei allen Offizieren die für die taktische Profilausbildung <strong>der</strong> beiden folgenden<br />

Jahre notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu entwickeln.<br />

So war immer wie<strong>der</strong> ein Spagat zwischen Über- und Unterfor<strong>der</strong>ung zu<br />

balancieren. In den ersten Lehrerjahren wird dies kaum überzeugend<br />

gelungen sein, da fehlte die einschlägige lehrmethodische Erfahrung.<br />

Später war vor allem die differenzierte aktive Einbeziehung <strong>der</strong> Studierenden<br />

(Kurzvorträge, Erfahrungsberichte, unterschiedliche Aufgaben<br />

bei Gruppenübungen u.a.) ein Weg zur diesem Ziel.<br />

Allerdings geriet dann vieles noch einmal an den Ausgangspunkt zurück:<br />

Als 1979 auch an<strong>der</strong>e Fliegerprofile in eigenen Gruppen militärakademische<br />

Ausbildung starteten, wurde <strong>der</strong> Fachgruppe kurzerhand aufgetragen,<br />

auch bei denen zu den Gefechtseigenschaften und zum<br />

Gefechtseinsatz – nun <strong>der</strong> Jagdbombenflugzeuge und <strong>der</strong> Kampfhubschrauber<br />

– zu lehren, nicht ohne zu for<strong>der</strong>n, dass dies selbstverständlich<br />

auch auf die Taktik dieser Fliegergattungen auszurichten sei. Ob den<br />

Vorgesetzten wohl bewusst war, dass dazu für ziemlich neue Lehrinhalte<br />

„mal eben“ Kenntnisse, und zwar tiefergehende, sowohl zur Kampftechnik<br />

(Jagdbombenflugzeuge, Kampfhubschrauber mit ihrer Bewaffnung<br />

und Ausrüstung) wie auch zu den Grundfragen ihres Gefechtseinsatzes<br />

erarbeitet und lehrmethodisch aufbereitet werden mussten? Auch wenn<br />

man einräumt, dass einzelne Themen nicht völlig unterschiedlich gegenüber<br />

den JFK waren, so erweiterte sich doch <strong>der</strong> Erschließungs- und<br />

Lehrgegenstand <strong>der</strong> Fachgruppe etwa auf das Doppelte. Und sie hatte


128<br />

ihre Lehrfächer weiterhin jährlich zu realisieren, nun in drei wechselnden<br />

Profilen.<br />

Trotz dieser im Vergleich zur an<strong>der</strong>en Fachgruppe des <strong>Lehrstuhl</strong>es also<br />

ab 1979 zusätzlichen Aufgabe konnten weitere substanzielle Fortschritte<br />

bei <strong>der</strong> taktischen Orientierung <strong>der</strong> Lehre zu den Gefechtseigenschaften<br />

erarbeitet werden: die Methodik ihrer vergleichenden Beurteilung für den<br />

Luftkampf (Meindl), taktische Verfahren und Planung des Luftkampfes<br />

sowie <strong>der</strong>en rechnergestützte Berechnung und Darstellung (Dienewald,<br />

Klopfer). Das fand zwar weniger öffentliche Beachtung, brachte aber für<br />

Lehre und Forschung in <strong>der</strong> Fachgruppe (und über diese für den <strong>Lehrstuhl</strong><br />

insgesamt) wertvolle Möglichkeiten zu variantenreicher Berechnung<br />

und Analyse sowie zur Verallgemeinerung von Aussagen (Tendenzen,<br />

Regelmäßigkeiten, Muster) und Empfehlungen – nicht zuletzt mit Nutzen<br />

für den Datenfundus des IFTK.<br />

Übrigens waren hier bereits auch Offiziershörer in die Forschungsarbeit<br />

einbezogen, zuerst durch Belege, und 1976/1977 im Rahmen eines<br />

„militärwissenschaftlichen Zirkels LUFTKAMPF“ unter Regie <strong>der</strong> Fachgruppe.<br />

Das alles stützte sich immer wie<strong>der</strong> auf Kooperation mit <strong>der</strong> Partnerakademie<br />

in Monino (UdSSR) – auf Gastvorlesungen, Studienreisen, Aspiranturen,<br />

Nutzung von Lehr- und Studienunterlagen. Letzteres wurde<br />

freilich durch bürokratische Hürden gebremst, zumindest verzögert: Voraussetzung<br />

für den Austausch war, dass eine förmliche Anfor<strong>der</strong>ung,<br />

nicht ohne Angabe von Autor, Titel und Inventarnummer, über das Ministerium<br />

erfolgte. Diese Angaben zu beschaffen gehörte daher zu den<br />

Standardaufgaben bei Studienreisen nach Monino, denn eine aktuelle<br />

Angebotsliste existierte nicht o<strong>der</strong> blieb unzugänglich.<br />

(Ganz nebenbei musste für diese wichtigen geistigen Anleihen beim<br />

„großen Bru<strong>der</strong>“ mein schlichtes Oberschul-Russisch wie<strong>der</strong>belebt und<br />

für das Verstehen spezieller Fachtexte immer neu vervollständigt werden.)<br />

Bereits in den ersten Lehrerjahren waren, ohne „Kunstpause“, sofort<br />

auch Belege und Diplomarbeiten zu betreuen. Es gab Interesse an<br />

Publikationen über lehrfachnahe Themen in Fachzeitschriften des Kommandos<br />

bzw. des Ministeriums. Durch Schiedsrichtereinsätze bei Gruppenübungen<br />

und Kommandostabsübungen im Hause und in <strong>der</strong> Truppe,<br />

Vorträge bei Schulungen des Chefs <strong>der</strong> JFK sowie Truppenpraktika<br />

entstanden weitere Anfor<strong>der</strong>ungen, boten sich aber vor allem auch Möglichkeiten<br />

zur Aktualisierung und Vertiefung praktischer Erfahrungen.


129<br />

Bald folgte auch die Auffor<strong>der</strong>ung, über eine außerplanmäßige (will heißen:<br />

nebenamtliche) Aspirantur nachzudenken, Begleitqualifizierungen<br />

(Fremdsprache, Facultas docendi, Philosophie u.a.) zu beginnen und<br />

Themen für eine Dissertationsschrift vorzuschlagen. Derartige Themen<br />

mussten nicht nur graduierungsgemäße Ansprüche erfüllen, son<strong>der</strong>n immer<br />

unbedingt auch praxisrelevant sein und neueste Erkenntnisse<br />

(Fragestellungen) <strong>der</strong> sowjetischen Militärwissenschaft einbeziehen. Als<br />

Thema für die Dissertation wurde schließlich „Die Planung des Luftkampfes<br />

<strong>der</strong> Jagdflieger“ bestätigt. So musste ich ab 1974 ein neues<br />

Zeitregime finden, in dem neben <strong>der</strong> planmäßigen Lehre und Fortbildung<br />

eine intensive Arbeit am Dissertationsthema Platz finden konnte. Da<br />

ohnehin in meinen ersten Jahren am <strong>Lehrstuhl</strong> die Zeitsituation schon<br />

angespannt war, konnte die nun zusätzliche Aufgabe nicht ohne<br />

Abstriche am Familien- und Freizeitzeitfonds gelöst werden. Breites<br />

Erschließen <strong>der</strong> zu bearbeitenden Materie schien mir aber unabdingbar,<br />

und so befasste ich mich ausführlich mit generellen Planungsvoraussetzungen,<br />

mit Luftkampferfahrungen (Memoiren) aus dem 2. Weltkrieg<br />

ebenso wie mit den jüngsten Erkenntnissen <strong>der</strong> sowjetischen Militärwissenschaft,<br />

beson<strong>der</strong>s auch mit Lehren aus den lokalen Kriegen nach<br />

1945. Es sollte schließlich etwas Neues verallgemeinert werden, das<br />

wissenschaftlichen Maßstäben standhielt und praktisch nutzbar sein<br />

würde. 1978 konnte ich die Ergebnisse dieser Arbeit mit Erfolg verteidigen.<br />

Im Rückblick offenbart sich, dass ich schon damals einem Streben nach<br />

Tiefgründigkeit und Ergebnisperfektionismus anhing, das mir wie<strong>der</strong>holt<br />

Terminprobleme, Abmahnungen durch Vorgesetzte und Kritik in <strong>der</strong><br />

Familie einbrachte. (Das hat sich bis heute nicht geän<strong>der</strong>t, wobei ich mir<br />

nun - an<strong>der</strong>s als damals - die Devise leisten kann: Qualität ist allemal<br />

wichtiger als Tempo und Termin.)<br />

Es waren vor allem zwei wissenschaftlich übergreifende Gebiete, für die<br />

ich viel Zeit verwendete,<br />

- die philosophisch/erkenntnistheoretischen Kategorien des Allgemeinen<br />

und Beson<strong>der</strong>en, des Wesentlichen, von Notwendigkeit und Zufall, von<br />

Gesetzeszusammenhängen und -aussagen, Regelmäßigkeiten, Mustern<br />

u.a.m. sowie <strong>der</strong>en Anwendung auf den speziellen Sachbereich;<br />

- eine Technologie (Strategie, Programmierung) <strong>der</strong> rechnergestützten<br />

Ermittlung, Bewertung und praktikablen Darstellung von flugtaktischen<br />

Daten und Bereichen, mit <strong>der</strong>en Hilfe das breite Einsatzspektrum <strong>der</strong><br />

Jagdflieger in hinreichen<strong>der</strong> Dichte erfasst und begründete Verallgemeinerungen<br />

und Empfehlungen gewonnen werden konnten.


130<br />

Die Investition erwies sich als ergiebig, diese Arbeit brachte Erkenntnisund<br />

Erfolgserlebnisse. Ihre Früchte kamen später vor allem <strong>der</strong><br />

B-Promotion (1986) zugute: Sie ermöglichten mir haltbare Denkansätze,<br />

variantenreiche Untersuchungen, begründete Verallgemeinerungen und<br />

unabhängige Wertungen. Und sie blieben auch darüber hinaus ein solides,<br />

ausbaufähiges Fundament für wissenschaftliches Arbeiten.<br />

Rückblicke dieser Art sind naturgemäß selektiv, bruchstückhaft, und sie<br />

reflektieren nicht mehr als die subjektive Sicht eines Einzelnen. Das gilt<br />

auch für den Versuch eines zusammenfassenden Resümees.<br />

Wenn auch nach meiner Erinnerung nicht alles so wi<strong>der</strong>spruchsfrei verlief,<br />

wie das die Darstellung in den vor<strong>der</strong>en Kapiteln ausweist, so halte<br />

ich doch eine sehr positive Gesamtbilanz für zutreffend. Und ich betrachte<br />

es als Glück, dass ich fast zwei Jahrzehnte an dieser Entwicklung teilhaben<br />

und dabei an interessanten, anspruchsvollen Aufgaben wissenschaftlich<br />

arbeiten und mich entwickeln konnte – in einer ganz überwiegend<br />

sachlich-zivilisierten Atmosphäre, in <strong>der</strong> anregenden und anspornenden<br />

Umgebung eines leistungsorientierten <strong>Lehrstuhl</strong>s, <strong>der</strong> sich selbst<br />

hohe Maßstäbe setzte und deshalb im Hause, in <strong>der</strong> Truppe und bei<br />

an<strong>der</strong>en Lehreinrichtungen respektiert wurde.<br />

Daher wird, über fünfzehn Jahre danach, mein Rückblick auf diese Zeit<br />

vor allem von Dankbarkeit für diese Chance, Verbundenheit mit den<br />

Weggefährten von damals und Genugtuung über einen bescheidenen<br />

eigenständigen Beitrag innerhalb <strong>der</strong> militärakademischen Lehre und<br />

Forschung bestimmt. Das bleibt!<br />

Oberst a. D. Prof. Dr. sc. mil. Dipl.-Math. Heinz Hobiger kam 1970 als<br />

Soldat (Flieger) in den <strong>Lehrstuhl</strong> 305 <strong>der</strong> Sektion LSK/LV.<br />

Er war Absolvent <strong>der</strong> Technischen Hochschule in<br />

Karl-Marx-Stadt und wurde – nachdem er ein<br />

halbes Jahr in einem Rechenzentrum tätig war –<br />

zur NVA einberufen. Aufgrund seines Hochschulabschlusses<br />

wurde er unmittelbar danach an die<br />

Militärakademie „Friedrich Engels“ versetzt und<br />

im Hauptfachlehrerbereich Operationsforschung/-<br />

Elektronische Datenverarbeitung eingesetzt.<br />

Seine fundierte Ausbildung und ungewöhnliche<br />

Begabung, gepaart mit intensiver Arbeitsleistung<br />

befähigten ihn, auf diesen Gebieten lehrstuhlübergreifend<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Sektion LSK/LV erfolgreich zu för<strong>der</strong>n.


131<br />

Heinz Hobiger gehörte nicht zum <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV, aber die enge<br />

wissenschaftliche Zusammenarbeit mit ihm über zwanzig Jahre hinweg<br />

an dem zentralen Forschungsthema, Modellierung und Simulation <strong>der</strong><br />

Gefechtshandlungen, sowie an <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> einheitlichen materiellen<br />

Basis dafür, die <strong>der</strong> <strong>Lehrstuhl</strong> JFK/LV für seine praktische Ausbildung<br />

vorrangig genutzt hat, reiht ihn in den Kreis <strong>der</strong> Angehörigen des <strong>Lehrstuhl</strong>es<br />

ein, die hier über ihre perönlichen Erinnerungen aus dieser Zeit<br />

berichten.<br />

Die vom Autor gewählte autobiografische Sicht, aus <strong>der</strong> das Zusammenwirken<br />

innerhalb <strong>der</strong> Sektion LSK/LV betrachtet wird, wi<strong>der</strong>spiegelt zugleich<br />

spezifische Entwicklungslinien und typische Gepflogenheiten in<br />

<strong>der</strong> Sektion, die auch für die Arbeit des <strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV charakteristisch<br />

waren.<br />

Mein Weg vom Arbeitersohn und Soldat zum Professor und<br />

Oberst <strong>der</strong> NVA<br />

Nach Beendigung meines Studiums <strong>der</strong> Mathematik in <strong>der</strong> völlig unklassischen<br />

Verbindung mit Ökonomie (Volkswirtschaftslehre, nicht Betriebsökonomie)<br />

an <strong>der</strong> Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt wurde ich<br />

im Sommer 1969 an das Rechenzentrum des VEB Kernkraftwerksbau<br />

nach Berlin-Pankow vermittelt, hatte aber nicht die Absicht, länger als die<br />

vorgegebenen zwei Jahre dort zu bleiben, son<strong>der</strong>n wollte an die Hochschule<br />

für Ökonomie nach Berlin-Karlshorst.<br />

Ich wurde aber Anfang Mai 1970 im letzten noch möglichen Moment zur<br />

NVA einberufen, im Herbst hätte ich nicht mehr zu einem Einberufungsjahrgang<br />

gehört. Das machte mich „stinkesauer“, konnte ich doch damals<br />

noch nicht ahnen, dass dieses die Grundlage für die künftigen<br />

Glücksfälle meines Lebens sein würde.<br />

Wenige Tage nach Beginn meines Grundwehrdienstes in <strong>der</strong> Ausbildungskompanie<br />

des damaligen FuTR 3 in Altwarp wurde mir angeboten,<br />

nach meiner Vereidigung an die Militärakademie „Friedrich Engels“ nach<br />

Dresden versetzt zu werden. Ich wusste zwar nicht, worum es sich dabei<br />

handeln würde, aber Akademie klang erst einmal nicht schlecht, und ich<br />

stimmte zu.<br />

Ich wurde dort dem Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es 305, Oberstleutnant Dr. Karl<br />

Harms, vorgestellt. In einem ersten Gespräch teilte dieser mir mit, dass<br />

ich im Hauptfachlehrerbereich Operationsforschung/Elektronische Datenverarbeitung<br />

(HFLB OF/EDV) eingesetzt werde.


132<br />

Meine Aufgaben bestanden zunächst darin, am Erstellen von Ausbildungsunterlagen<br />

mitzuwirken, auf dem unter <strong>der</strong> Ägide des Herrn<br />

Minkwitz und Oberstleutnant Dr. Rainer Urban stehenden Hausrechner<br />

C 8205/06 ein Programm zur Transportoptimierung zu erstellen (als<br />

Neuererarbeit akzeptiert, was mir zu einer für einen 80-Mark-Soldaten<br />

nicht zu verachtenden Salärverbesserung verhalf) sowie auf dem gleichen<br />

Gerät ein weiteres Programm zur Berechnung von Netzplänen zu<br />

erarbeiten (ebenfalls als Neuererleistung gewürdigt).<br />

Später kamen hinzu:<br />

- die mathematische Unterstützung beim Erstellen des Programms<br />

(genutzt wurde <strong>der</strong> West-Rechner National Elliot, später das sowjetische<br />

Produkt Minsk-32) zur Berechnung <strong>der</strong> Führungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Verbände und Truppenteile <strong>der</strong> LSK/LV des Landes in Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> Promotion von Klaus Bergmann sowie<br />

- die mathematische und DV-technische Unterstützung bei <strong>der</strong> Ermittlung<br />

<strong>der</strong> Anstrengungsverteilung/Bestimmung <strong>der</strong> Hauptanstrengungen<br />

in Vorbereitung <strong>der</strong> Promotionen von Major Siegmund Seifert<br />

und Major Richard Drewes. Hier kamen zunächst <strong>der</strong> Hausrechner<br />

C 8205/06 unter Nutzung meines Transportoptimierungsprogamms,<br />

dann eine amerikanische IBM-365 und später die sowjetische<br />

BESM-6 zum Einsatz.<br />

Die außerordentlich kameradschaftliche Atmosphäre, die mich umgab,<br />

erinnerte mich an die, welche ich an <strong>der</strong> ABF und an <strong>der</strong> Hochschule<br />

erlebt und genossen hatte. So wurde ich gleich in den ersten Tagen in<br />

den Kreis einer sehr illustren Kaffeerunde aufgenommen, zu <strong>der</strong> u.a.<br />

solche Leute gehörten, wie Oberst Prof. Dr. Günter Oppermann, Oberst<br />

Prof. Dr. Rippa, Oberst Dr. Bielig, OSL Klaus Bergmann, Major Dr.<br />

Altenburger und OSL Dr. Rainer Urban. Hinzu kam, dass in allen<br />

Beratungen - egal auf welcher Ebene und mit welcher Beteiligung - ein<br />

sehr offener Ton herrschte.<br />

Diese ganze Atmosphäre führte dazu, dass ich etwa zur Hälfte meiner<br />

Wehrdienstzeit zum Kommandeur <strong>der</strong> Sektion, Generalmajor Heinz<br />

Böhme, ging und ihn fragte, ob ich denn nicht nach meinem Wehrdienst<br />

als Zivilbeschäftigter an <strong>der</strong> Sektion bleiben dürfe. Er schaute mich einen<br />

Moment an und fragte: „Warum eigentlich nicht als Offizier?“ Ich dachte<br />

einen Augenblick nach und sagte. „Ja warum denn eigentlich nicht als<br />

Offizier?“<br />

Und also geschah es. Nach den Ka<strong>der</strong>richtlinien musste, wer zwei Jahre<br />

als Akademiker tätig war - und das war ich - als Oberleutnant eingestellt<br />

werden. Nun begann meiner „steilen Karriere“ nichts mehr im Wege zu


stehen. Ich war Oberleutnant und zunächst als Fachlehrer für OF/EDV<br />

im HFLB tätig.<br />

133<br />

Obwohl ich in <strong>der</strong> Optimierung und in <strong>der</strong> Netzplantechnik absolut fit war,<br />

hatte ich doch beides programmiert und außerdem während meiner<br />

Berliner Zeit eine halbjährige Vorlesung über Optimierung an <strong>der</strong><br />

Humboldt-Uni gehalten, hatte ich Probleme mit dem Nachlass meines<br />

Vorgängers, <strong>der</strong> die Optimierung ausschließlich an sachfremden Beispielen<br />

behandelte. Also versuchte ich, mir Beispiele aus dem Militärwesen<br />

auszudenken. Ich hatte zwar durch die enge Zusammenarbeit mit<br />

Klaus Bergmann, Siegmund Seifert und Richard Drewes schon vieles<br />

lernen können, aber im Prinzip von militärischer Praxis im Unterschied<br />

zu meinen Hörern, die alle wesentlich älter waren als ich, keinen blassen<br />

Schimmer. Und so sahen meine Beispiele dann auch aus. Zum Glück<br />

trugen mir die Hörer, darunter z. B. <strong>der</strong> Stabschef meines ehemaligen<br />

FuTR und <strong>der</strong> Kompaniechef meiner Ausbildungskompanie, dies nicht<br />

nach, son<strong>der</strong>n halfen mir, mich besser mit den Realitäten vertraut zu<br />

machen.<br />

Ich wusste allerdings auch von vorn herein, dass ich meine Mathematik<br />

nur auf einen Gegenstand anwenden kann, wenn ich diesen umfassend<br />

beherrsche. Für mich bedeutete das Ganze, dass ich mich neben meiner<br />

Tätigkeit einem zweiten Studium, nun des Militärwesens, zu stellen<br />

hatte.<br />

Die eigentliche Gelegenheit, diesem Studium genügend Stoff zu hinterlegen,<br />

bot sich mir, als ich 1972 zum Oberoffizier für Forschung<br />

avancierte.<br />

Als Oberst Dr. Lehmann zum Stellvertreter <strong>der</strong> Sektion LSK/LV für Forschung<br />

ernannt wurde, gab mich Karl Harms mit <strong>der</strong> Maßgabe frei,<br />

weiterhin meiner Lehrtätigkeit nachgehen zu können. Das war meinem<br />

neuen Chef mehr als Recht, denn er stand immer auf dem Standpunkt,<br />

dass neben <strong>der</strong> Forschung die Lehre an einer Akademie das einzig<br />

Wesentliche ist und Beides untrennbar zusammen gehört.<br />

Das bot mir die Möglichkeit, ohne Schwierigkeiten an alle militärische<br />

und militärwissenschaftliche Literatur heran zu kommen. Diese nutzte<br />

ich, indem ich alle bis dato vorliegenden und im weiteren erscheinenden<br />

deutschsprachigen Dissertationen und Diplomarbeiten zu Fragen <strong>der</strong><br />

Theorie und Praxis in den Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> studierte.<br />

Mehr und mehr versetzte ich mich im Laufe von etwa fünf Jahren in die<br />

Lage, Offziershörer beim Schreiben ihrer Beleg- und Diplomarbeiten<br />

sowie Aspiranten beim Anfertigen ihrer Dissertation als Betreuer helfend<br />

zu begleiten. Und was am wichtigsten für mich war: Ich konnte mich<br />

allmählich selbst aktiv in die wissenschaftliche und Forschungsarbeit


134<br />

einbringen. Und ich begann auch, auf vielfältigste Weise zu publizieren<br />

bzw. mich mit Vorträgen bekannt zu machen.<br />

Die tollste und bis dahin allerdings auch anspruchvollste Aufgabe kam<br />

auf mich zu, als ich in eine Arbeitsgruppe berufen wurde, die eine<br />

Methode entwickeln und dann im weiteren anwenden sollte, mit <strong>der</strong> es<br />

möglich sei, den Charakter <strong>der</strong> Kampfhandlungen <strong>der</strong> Truppen <strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong><br />

in den 80er Jahren auf dem Westlichen Kriegsschauplatz zu<br />

bestimmen. In dieser Arbeitsgruppe, die unter <strong>der</strong> Leitung von Rolf<br />

Lehmann stand, waren weiterhin Karl Harms und Werner Lutze vertreten.<br />

Wir konnten uns in dieser Arbeitsgruppe auf alles stützen, was im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahre in <strong>der</strong> Sektion erarbeitet wurde. Unter allen Modellen und Vorgehensweisen,<br />

auf die wir zurückgreifen konnten, bot sich vor allem die<br />

Grapho-Dynamische Simulation (GDS), in langen Jahren entstanden aus<br />

<strong>der</strong> Grapho-Analytische Simulation (GAS), an, die Ende <strong>der</strong> 60er/Anfang<br />

<strong>der</strong> 70er Jahre unter maßgeblicher Fe<strong>der</strong>führung des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV<br />

entwickelt worden war.<br />

Dass es unserer Arbeitsgruppe überhaupt gelang, schließlich ein solch<br />

respektables Ergebnis zu erreichen, hat seine Ursachen eben darin,<br />

dass wir das geballte Wissen und Können unserer gesamten Sektion<br />

nutzen konnten.<br />

Die einmalige Konstellation unserer Sektion, die Symbiose aus Militärspezialisten<br />

(Theoretikern und Praktikern – Kommandeuren und Stabsoffizieren),<br />

Mathematikern / Naturwissenschaftlern, Technikern, Informatikern<br />

und – nicht zu vergessen – Amateurphilosphen und -psychologen,<br />

die sich, zumindest was das gemeinsame Ziel betrifft, untereinan<strong>der</strong> verstehen.<br />

Dazu die faszinierende Verbindung von Lehre, Lernen und<br />

Forschen – effektivstes Lernen durch forschendes Arbeiten, echte, von<br />

gegenseitiger Achtung geprägte Partnerschaft zwischen Ausbil<strong>der</strong> und<br />

Auszubildenden – all das war die Basis dafür, den erfor<strong>der</strong>lichen ganzheitlichen<br />

Ansatz zu finden und ihn umzusetzen.<br />

Die Feuertaufe unserer Methode, die nun schon von <strong>der</strong> GDS zur rechnergestützten<br />

GDS, später auch zutreffen<strong>der</strong> Rechner-Dynamische<br />

Simulation (RDS) bezeichnet, weiterentwickelt worden war, wurde in<br />

einem sich über einige Tage hinziehenden Forschungskriegsspiel, unter<br />

aktiver Einbeziehung/Beteiligung von Vertretern aller Lehrstühle <strong>der</strong> Sektion,<br />

erfolgreich vollzogen. Die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse dieses<br />

Kriegsspiels, das eigentliche, ursprüngliche Ziel <strong>der</strong> Entwicklung dieser<br />

Methode machte deutlich, dass die Aussagen <strong>der</strong> Philosophen unseres<br />

Hauses voll zutrafen, dass auch ein lediglich mit konventionellen Mitteln


geführter Krieg für keine <strong>der</strong> Seiten zu gewinnen ist und mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit für beide Seiten tödlich enden würde.<br />

135<br />

Unsere Nachbildungsmethode basierte auf den Grundprämissen, dass<br />

jedes Gefecht, jede Schlacht und je<strong>der</strong> Krieg nur in ihrer Zweiseitigkeit,<br />

(Eigen-)Dynamik, Stochastik und Einmaligkeit als objektiv sich vollziehende<br />

Prozesse <strong>der</strong> bewaffneten Auseinan<strong>der</strong>setzung gesehen werden<br />

können.<br />

Mir brachte diese Phase meiner Tätigkeit 1978 den Grad eines Dr. rer.<br />

mil. ein, und ich wurde Hauptfachlehrer für OF/EDV, zunächst im <strong>Lehrstuhl</strong><br />

305, dann 308. Zwischendurch hatte ich 1982 meine B-Promotion<br />

erfolgreich verteidigt. Während meiner gesamten Armeezeit hatte ich<br />

immer den erfor<strong>der</strong>lichen Dienstposten inne und wurde daher jeweils<br />

nach <strong>der</strong> Regelzeit 1978 zum Major, dann 1982 zum Oberstleutnant und<br />

schließlich 1987 zum Oberst beför<strong>der</strong>t. Ich erwarb 1981 die Lehrbefähigung<br />

facultas docendi, wurde 1984 zum Hochschuldozenten und letztlich<br />

1989 zum Professor berufen.<br />

Das Lehrfach OF/EDV war von Anbeginn ein integrierendes Lehrfach,<br />

weil es sich über alle Offiziershörer <strong>der</strong> Sektion gleichermaßen erstreckte,<br />

in ihnen Wissensbedarf weckte und Kreativität entwickelte, den<br />

Gegenstand ihrer Fachrichtung dahin gehend abzuklopfen, wie er<br />

mathematisch durchdrungen werden könne, um ihn besser kennen und<br />

beherrschen zu lernen.<br />

Die Ausbildung im Lehrfach OF/EDV erfuhr Ende <strong>der</strong> 70er / Anfang <strong>der</strong><br />

80er Jahre einen gravierenden Wandel. Der Anteil des Frontalunterrichts<br />

reduzierte sich auf ein Minimum. Selbständige Arbeit unter Anleitung<br />

rückte absolut in den Vor<strong>der</strong>grund. Ziel war stets <strong>der</strong> Große Beleg, <strong>der</strong><br />

zur Diplomarbeit weiter zu führen war. Das bedeutete, dass spätestens<br />

am Ende des ersten Ausbildungsjahres für jeden Hörer ein Diplomthema<br />

fest zu stehen hatte. Diese Themen wurden in engster Abstimmung<br />

zwischen dem Profillehrstuhl und unserem Hauptfachlehrerbereich festgelegt.<br />

Um zu geeigneten (notwendig im Detail zu bearbeitenden) Themen zu<br />

gelangen, mussten wir mit jedem einzelnen Betreuer eine gemeinsame<br />

Sprache finden. Das gelang aus heutiger Sicht mit am ehesten und<br />

schnellsten bei den Lehrern des <strong>Lehrstuhl</strong>s JFK/LV, da hier sehr viel<br />

mathematischer Sachverstand gepaart mit solidem taktischen Wissen<br />

und Können vorlag. So nimmt es nicht Wun<strong>der</strong>, dass von Anbeginn alle<br />

Dissertationen, die in <strong>der</strong> langen Geschichte dieses <strong>Lehrstuhl</strong>s geschrieben<br />

wurden, und seit Jahren auch nahezu alle Diplomarbeiten in irgend<br />

einer, zumeist bestimmenden Weise die Mathematik tangierten.


136<br />

Die Überzeugungskraft <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> GDS entstandenen und sich ständig<br />

weiter entwickelnden Modelle und Vorgehensweisen wuchs in dem<br />

Maße, in dem es uns immer besser gelang, sie auch direkt in <strong>der</strong> Ausbildung<br />

in zweiseitigen Kriegsspielen und Übungen zum Training von<br />

Führungstätigkeit einzusetzen. 1981/82 gelang es uns erstmalig, eine<br />

Zeitrelation zwischen Real- und „Spiel“-Zeit von 1:2 auf noch fast nur<br />

manuelle Weise herzustellen. Rainer Wendorff und ich hatten dazu ein<br />

spezielles Kriegsspiel auf Divisionsebene erarbeitet. Bei unserem früheren<br />

Forschungskriegsspiel lag die Relation noch bei 1:60 bis 1:180, im<br />

Extremfall bis zu 1:300.<br />

Mit <strong>der</strong> Ausstattung an Rechnern in einer Mindestanzahl, die es endlich<br />

vertretbar machte, jeden Hörer zu befähigen, an einem Rechner zu<br />

arbeiten, Programmieren zu erlernen und selbst Programme zu erstellen,<br />

haben wir, <strong>der</strong> Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>s 301, Wolfgang Demmer, und ich,<br />

mit tatkräftiger Unterstützung seitens Rolf Lehmann, an <strong>der</strong> Akademie<br />

fast eine Palastrevolution ausgelöst, indem wir darauf drangen, die Hörer<br />

an den Rechnern auch in Nachtschichten arbeiten zu lassen.<br />

Für viele Leute unserer Führungsriege in den höheren Etagen brach<br />

schließlich beinahe eine Welt zusammen, als wir, wie<strong>der</strong>um Wolfgang<br />

Demmer und ich, den Vorstoß wagten, meinem späteren und bis heute<br />

guten und engen Freund, den Hauptmann Frank Behley – <strong>der</strong> Praxis im<br />

zivilen Hochschulbereich folgend – zum Forschungsstudenten zu machen.<br />

Ohne die tatkräftige Unterstützung durch Rolf Lehmann wäre uns<br />

auch das wahrscheinlich nie gelungen. Das hätte aber unweigerlich eine<br />

Verzögerung für das Erreichen des Ergebnisses, ein funktionsfähiger<br />

IFTK, um möglicherweise zwei Jahre zur Folge gehabt.<br />

Ein Fazit aus meinen in diesem Beitrag nur sehr verdichtet möglichen<br />

Reflexionen besteht abschließend darin: Ich bedauere es aus heutiger<br />

Sicht absolut nicht, meine Soldatenzeit in <strong>der</strong> Sektion LSK/LV <strong>der</strong><br />

Militärakademie „Friedrich Engels“ im „Kostüm“ des Fliegers und Gefreiten<br />

begonnen zu haben und fast zwanzig Jahre an <strong>der</strong> Sektion LSK/LV<br />

dieser Militärakademie tätig gewesen zu sein.<br />

Ich habe unter teils schwierigen Bedingungen, aber in einem hervorragenden<br />

gesellschaftlichen Umfeld, Chancen für meine wissenschaftliche<br />

Entwicklung erhalten und auch nutzen können und mir in diesem<br />

für mich wichtigen Lebensabschnitt berufliche Voraussetzungen für eine<br />

Zukunft – aus den Umständen entstanden in <strong>der</strong> gesamtdeutschen<br />

Armee, <strong>der</strong> Bundeswehr – schaffen können.<br />

Deshalb noch einige Gedanken zu den letzten Monaten <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong><br />

Militärakademie und damit unserer Sektion LSK/LV und seiner Lehrstühle<br />

sowie zu meinem Übergang in diese für mich neue Armee:


137<br />

Ich konnte zum Ende hin gar nicht so schnell gucken, wie ich vom<br />

Hauptfachlehrer zum Fachgruppenleiter, <strong>Lehrstuhl</strong>leiter und schließlich<br />

zum letzten Kommandeur <strong>der</strong> Sektion avancierte. Letzteres, und das<br />

ganz bitter, mit dem Ziel ihrer Abwicklung.<br />

Es ist mir in dieser Zeit als letzter übriggebliebener frei gewählter Senator<br />

des gewesenen Wissenschaftlichen Rates mit voller Zustimmung seitens<br />

Oberst Achmann gelungen, <strong>der</strong> mit einer Gruppe <strong>der</strong> Führungsakademie<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr in Hamburg den Abwicklungsprozess an <strong>der</strong><br />

Militärakademie begleitete, noch sechs Dissertationen über die Bühne zu<br />

bringen mit dem Ergebnis, dass einige unserer Mitstreiter, darunter auch<br />

die Herren Norbert Wojahn und Armin Ru<strong>der</strong>t, jetzt mit einer historisch<br />

wahrscheinlich einmaligen Promotionsurkunde aufwarten können, bei<br />

<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> linken Seite das Wappen <strong>der</strong> Militärakademie und auf <strong>der</strong><br />

rechten Seite <strong>der</strong> Bundesadler prangt.<br />

Unter den Besitzern einer solchen Urkunde befindet sich sogar ein Philosoph<br />

aus <strong>der</strong> ersten Sektion, <strong>der</strong> über Engels promovierte. Die Promotion<br />

fand unter Beteiligung eines Professors von <strong>der</strong> Bundeswehr-<br />

Universität „Helmut Schmidt", Hamburg, statt, ein Engels-Fan, <strong>der</strong> sowohl<br />

von <strong>der</strong> Arbeit als auch von <strong>der</strong> Verteidigung begeistert war.<br />

Zur Militärakademie kamen allerdings zuerst die Politiker, bar jeden<br />

Sachverstands und nur mit einem Ziel vor Augen: Das muss alles weg.<br />

Unsere gesamte technische Einrichtung sollte nach <strong>der</strong>en Willen auf den<br />

Container. Das hat die Gruppe Achmann, soweit es ihr noch möglich<br />

war, dadurch in Teilen verhin<strong>der</strong>n können, dass sie einiges nach Hamburg<br />

rettete. Sie wusste auch, warum. Die für Informationstechnik (IT) an<br />

<strong>der</strong> Führungsakademie Verantwortlichen hätten es nicht einmal gewagt,<br />

an eine solche Ausstattung bloß zu denken, wie wir sie hatten. Davon<br />

konnten wir uns wenige Wochen später vor Ort überzeugen.<br />

Das Institut für Automatisierung <strong>der</strong> Truppenführung (IAT) hatte – im<br />

Unterschied zur Akademie – das große Glück, dass zu ihnen vor den<br />

Politikern „Arbeiter“ mit Sachverstand kamen, die sofort sahen, dass sie<br />

selbst nichts Dergleichen aufzuweisen hatten. Daher konnten das Institut<br />

samt Ausstattung erhalten und ein großer Teil des Personals übernommen<br />

werden – letztlich auch zu meinem Vorteil.<br />

Dank meiner 20-jährigen guten Bekanntschaft zum Oberst Dr. Klaus<br />

Beyer, nach dem 30.09.90 amtieren<strong>der</strong> Chef des IAT, fragte er mich, ob<br />

ich nicht mit noch ein paar mir bekannten befähigten Leuten zusammen<br />

zu ihm kommen würde. Wir waren dann zunächst sechs, davon hatten<br />

allerdings – wie sich später herausstellte – zwei irgend etwas unter-


138<br />

schrieben, so dass Werner Lutze, Frank Behley, Norbert Wojahn und ich<br />

übrigblieben.<br />

Nach einem spannenden Lebenslauf, davon zwanzig Jahre zusammen<br />

mit den Angehörigen <strong>der</strong> Sektion LSK/LV und vielen an<strong>der</strong>en, mir in<br />

Erinnerung gebliebenen Angehörigen <strong>der</strong> NVA, Jahre, zumeist intensivsten<br />

gemeinsamen Arbeitens, Jahre, die mich geprägt haben und an<br />

die ich oft und sehr gern zurück denke, bin ich nun als Zivilangestellter<br />

bei <strong>der</strong> Bundeswehr zum Diener zweier Armeen geworden.


Nachwort des Herausgebers<br />

139<br />

Die Geschichte des <strong>Lehrstuhl</strong>es bricht mit dem 30. September 1990 ab.<br />

Die Auflösung <strong>der</strong> NVA und die Abwicklung <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich<br />

Engels", ihrer Sektionen und aller Lehrstühle begann unmittelbar vor<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten.<br />

Am 27.09.1990 habe ich als letzter Leiter des <strong>Lehrstuhl</strong>es <strong>Jagdfliegerkräfte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Luftverteidigung</strong> im Rahmen eines Abschlusstreffens den<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> aufgelöst und seine Angehörigen verabschiedet – auch im<br />

Namen und mit Dankesurkunde des damaligen Ministers für Abrüstung<br />

und Verteidigung <strong>der</strong> DDR, Herrn Rainer Eppelmann. Damit wurde die<br />

erfolgreiche Entwicklung einer über drei Jahrzehnte wirkenden wissenschaftlichen<br />

Lehr- und Forschungseinrichtung beendet.<br />

Heute, mehr als 15 Jahre später, am 46. Jahrestag <strong>der</strong> Gründung des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es, sind die letzten Gedanken dieser Schrift bei den Gefährten,<br />

mit denen ich diesen Weg von Beginn an bis zum Ende o<strong>der</strong> auch nur in<br />

bestimmten Zeitabschnitten gemeinsam durchschritten habe.<br />

Alle sind wir älter geworden, und nicht wenige von uns sehen sich schon<br />

auf einer „Zielgeraden". Der gegenwärtig wohl Älteste, Max Pade, hat am<br />

2. Januar 2006 seinen 80. Geburtstag gefeiert.<br />

Die Zeit hat auch bereits schmerzliche Lücken in unseren Kreis gerissen.<br />

Ich möchte das Nachwort zum Anlass nehmen, an verstorbene Genossen<br />

zu erinnern – soweit mir ihr Ableben bekannt geworden ist:<br />

Konrad Bergmann, Herbert Hirsch, Wolfgang Richter, Horst Richter,<br />

Wolfgang Leibiger, Herbert Höhn, Klaus Sperling, Manfred Zimmer,<br />

Walter Beck, Dieter Roggelin und Rolf Lehmann.<br />

Tief erschüttert hat nicht nur mich <strong>der</strong> plötzliche<br />

frühe Tod des Mitautors dieser Chronik,<br />

Generalmajor a. D. Prof. Dr. Rolf Lehmann,<br />

am 11.07.2005 – mitten in <strong>der</strong> Arbeit an <strong>der</strong><br />

Geschichte seines ehemaligen <strong>Lehrstuhl</strong>es.<br />

Er hatte den <strong>Lehrstuhl</strong> 1965, zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Neuprofilierung für die Fliegergattung<br />

<strong>Jagdfliegerkräfte</strong> übernommen und einen entscheidenden<br />

und nachhaltigen Beitrag für<br />

dessen Entwicklung geleistet. Auf seine<br />

Kameradschaft und Unterstützung konnten<br />

alle seine Partner und Unterstellten rechnen.<br />

Ich selbst bin mit ihm weit über 40 Jahre einen


140<br />

gemeinsamen Weg gegangen und habe ihm in meiner persönlichen<br />

Entwicklung – er war auch mein Mentor auf dem Weg zu den Promotionen<br />

A und B – viel zu verdanken.<br />

Wir alle waren stolz, dass einer aus unserer Mitte zum General ernannt<br />

wurde und bis zuletzt als "unser General" immer mit dem <strong>Lehrstuhl</strong> verbunden<br />

blieb. Wir werden ihn in guter, dankbarer Erinnerung behalten!<br />

*****<br />

Die Autoren haben sich bemüht, für die ehemaligen Angehörigen des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>es JFK/LV und weitere Interessenten möglichst umfassend<br />

Informationen über die <strong>Lehrstuhl</strong>geschichte zu sichern, bevor sie endgültig<br />

verloren gehen. Vielleicht vermag dieser Rückblick Erinnerungen<br />

an einen für uns – je nach Tätigkeitsdauer mehr o<strong>der</strong> weniger – wichtigen<br />

Lebensabschnitt zu wecken und wach zu halten.<br />

Dresden, am 4. Januar 2006<br />

Oberst a. D. Prof. Dr. Wolfgang Demmer

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