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In der rS<br />
Im Zwölferschlag: Tagsüber herrscht hier perfekteOrdnung.<br />
kurs seine Führungskultur kennenlernen. «Das Dienstreglement<br />
beschreibt die Führungskultur der Schweizer Armee,» sagt er,«und<br />
die stelle ich ins Zentrum! Wir setzen auf den Bürger in Uniform,<br />
wirverlangen Mitdenken, Engagement, Initiative.Wir führen durch<br />
Zielvorgaben.» Dann folgt eine Kaskade vonkernigen Sätzen, eine<br />
Einführung in die Welt der Infanterie im Powerpoint-Modus:<br />
Wirsind Kämpfer.Punkt. Das ist unser Kerngeschäft!<br />
Die sechs Grundfertigkeiten des Infanteristen: Bereit sein. Sich<br />
schützen. Savoir-être. Kommunizieren. Bewegen. Schiessen!<br />
Kein Bullshit während der Übungen!<br />
Informiert ist motiviert!<br />
Das Motto jedes Infanteristen: Ich bin verantwortlich!<br />
Das Credo der Kader: Die vier H. Hingabe. Härte. Herz. Und<br />
Humor.(«Einmal täglich muss Ihr Zug etwas zum Lachen haben.<br />
Das ist ein Auftrag!»)<br />
«Es gibt Dinge im Militär», sagt Oberst Baumgartner,«die nicht<br />
auf den ersten Blick verständlich sind. Es gibt jedoch für alles eine<br />
Begründung. Warum muss die Zimmerordnung einheitlich sein?<br />
Weil das zur Präzision erzieht und wichtig ist für den Einsatz: Ich<br />
muss im Notfall reflexartig nach der Ausrüstung greifen können.»<br />
Während im Dachstock zum Schluss die Nationalhymne gesungen<br />
wird,übendie Kaderanwärter in der Kaserne noch das Führen.<br />
Die zukünftigen Unteroffiziere, zum Beispiel die frischgebackenen<br />
Obergefreiten Brasch und Iseli aus dem Zug Bivio, werden hier<br />
nach gut vier Wochen als Gruppenführer vorihren Rekruten stehen.<br />
Die Ausbildung der Offiziersanwärter hingegen dauert noch lang.<br />
Man dürfe, sagt Zehnder,einfach nicht so weit denken, man müsse<br />
aufAutopilot schalten.Nach der Unteroffziersschule wird Zehnder<br />
vier Wochen den Offizierslehrgang in der Kaserne Bern besuchen.<br />
Dann folgen zehn Wochen Offiziersschule in Liestal und Birmensdorf,bis<br />
er Ende Oktober als Zugführer in die Kaserne Neuchlen<br />
zurückkehrt. Natürlich wird er auch autoritär sein, sagt er; im Buch<br />
«Das 1×1 der Persönlichkeit» war er eine Mischung aus Gund D,<br />
aus gewissenhaft und dominant. Aber sinnloses Herumschreien ist<br />
nichts für ihn, er will seine Rekruten überzeugen. Ein bisschen, so<br />
scheint es, freut sich Zehnder inzwischen sogar auf den 29.Oktober,<br />
jenen Montag, an dem er seinen eigenen Zug übernehmen wird.<br />
Derzweite Anwärter,Obergefreiter Sanchez, hat seinen Offizierstraum<br />
nach zwei Wochen in der Unteroffiziersschule mit einem<br />
«Sechseinhalber»begraben.Mit einem Formular 6.5 teilte er seinem<br />
Vorgesetzten mit, er wolle lieber Unteroffizier sein. All die Theorie,<br />
die ein Zugführer beherrschen muss –das ist ihm zu abstrakt, das<br />
liegt ihm einfach nicht. Als Obergefreiter wird er näher bei den<br />
Soldaten sein.Der Gedankeanden bevorstehenden ersten Tagmit<br />
den neuen Rekruten macht ihn ein bisschen nervös. «Der Anfang<br />
ist entscheidend, da muss alles sitzen.» Am liebsten wäre er eine<br />
Mischung aus Guci und Zumbach, nicht zu lieb, aber auch nicht<br />
zu grob im Umgang.<br />
Besuchstag –herzig, wie der Kleine rennt (W 16)<br />
Die meisten Besucher drängen sich auf dem Dach des Bunkers in<br />
der prallen Sonne. Ein paar quetschen sich in den Schatten daneben:<br />
Mädchen, die mehr auf die Displays ihrer glitzernden Handys<br />
achten als auf die Heldentaten ihrer Geliebten in Tarnfarben. Und<br />
Grosseltern, zum Beispiel jene, die in die Kaserne Walenstadt gekommen<br />
sind, um zu sehen, wie der Michi sich macht. Und um<br />
FolIo 3/2013