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Kinder aus alkoholbelasteten Familien Children from Alcohol ...

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Verhaltenskontrolle per se als ein Risikofaktor erwiesen - gleichgültig ob die betreffenden<br />

Personen eine positive <strong>Familien</strong>geschichte in Bezug auf Suchterkrankungen haben oder nicht.<br />

Emotionalität<br />

Es scheint außerdem eine generelle Tendenz zu bestehen, gehäuft negative affektive Zustände<br />

zu erleben, wenn eine Vulnerabilität für Suchterkrankungen vorliegt (z.B. für KVA als<br />

Risikokinder) und späterhin solche Störungen auftauchen. In persönlichkeitspsychologischen<br />

Untersuchungen ließen sich wiederholt höhere Neurotizismuswerte für KVA im Vergleich zu<br />

Kontrollpersonen feststellen (z.B. Finn & Pihl, 1987). Insbesondere in den Bereichen<br />

Ärgerverarbeitung und Ängstlichkeit unterschieden sich KVA von Non-KVA. Bennett et al.<br />

(1988) untersuchten 64 KVA und 80 Non-KVA im Alter von durchschnittlich 12 Jahren. Die<br />

KVA zeigten signifikant mehr emotionale Störungen, wobei die absoluten Werte in beiden<br />

Gruppen eher gering waren (1.2 vs. 0.6 auf einer vierstufigen Ratingskala). Die Autoren<br />

weisen <strong>aus</strong>drücklich daraufhin, daß diese Unterschiede trotz der statistischen Signifikanz im<br />

klinisch normalen Rahmen liegen und daß die <strong>Kinder</strong> in beiden Gruppen insgesamt keine<br />

starken Auffälligkeiten zeigten. Zu beachten ist dabei jedoch, daß bei der Mehrzahl der KVA<br />

der Vater zwar abhängig war, zum Zeitpunkt der Befragung jedoch abstinent lebte, so daß<br />

sich Symptome auch rückgebildet haben könnten. Ein weiterer Hinweis auf die Heterogenität<br />

der KVA ist die im Gegensatz zu den Non-KVA höhere Standardabweichung der Meßwerte<br />

bei nahezu allen Ratings.<br />

Die Resultate in diesen Bereichen bedürfen weiterer, insbesondere prospektiver<br />

Untersuchungen, um zu klären, ob KVA schon sehr früh in ihrem Leben, z.B.<br />

temperamentsbedingt, negative Emotionen erleben, oder ob diese negativen Emotionen<br />

<strong>aus</strong>schließlich Reaktionen auf ein ungünstiges und stresshaftes <strong>Familien</strong>klima darstellen. Die<br />

weiter oben erwähnten klinischen Studien unterstreichen zumindest die Bedeutung eines<br />

ungünstigen <strong>Familien</strong>klimas mit zahlreichen Stressoren, wie es auch in der<br />

<strong>Familien</strong>streßtheorie (Schneewind, 1991) als prognostisch negativer Duldungsstreß<br />

konzeptualisiert wird.<br />

Kognition, Intelligenz und Schulleistungen<br />

Die Mehrzahl der bisher durchgeführten Untersuchungen fand keine Intelligenzunterschiede<br />

zwischen KVA und Non-KVA. Bei sprachlichen Fähigkeiten zeigen KVA konsistent<br />

schlechtere Werte als <strong>Kinder</strong> <strong>aus</strong> nicht suchtbelasteten <strong>Familien</strong> (Bennett et al., 1988). Eine<br />

Reihe einzelner Studien fand bei einigen Risikosubgruppen (z.B. KVA mit<br />

Alkoholembryopathie) Auffälligkeiten in Hinsicht auf verschiedene kognitive Leistungen<br />

(insbesondere Problemlösen, logisches und abstraktes Denken, Gedächtnis, Lernen,<br />

visumotorische Leistungsgeschwindigkeit, allgemein frontalhirngesteuerte kognitive<br />

Leistungen) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter (Alterman et al., 1986; Tarter et al.,<br />

1984).<br />

Bei der Messung des Schulerfolgs für KVA (23 Mädchen mit einem Durchschnittsalter von<br />

13.7 Jahren und 16 Jungen mit 14.4 Jahren) zeigte sich in einer empirischen Studie (Murphy<br />

et al., 1991), daß Mädchen <strong>aus</strong> suchtbelasteten <strong>Familien</strong> häufiger als Jungen her<strong>aus</strong>ragende<br />

Schulleistungen aufwiesen. Die Autoren kamen daher zu der Annahme, daß dies einen eher<br />

mädchenspezifischen Versuch zur Kompensation des familiären Stresses darstellt. Auch im<br />

Vergleich mit einer randomisierten Kontrollgruppe von Non-KVA zeigten sich die Mädchen<br />

<strong>aus</strong> suchtbelasteten <strong>Familien</strong> den Non-KVA-Mädchen in den Schulleistungen überlegen,<br />

während sich für die Jungen ein umgekehrtes Verhältnis ergab. Ein Vergleich der

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