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Kinder aus alkoholbelasteten Familien Children from Alcohol ...

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Aus einer umfangreichen Überblicksarbeit zu den familiär übertragenen<br />

Vulnerabilitätsfaktoren gehen einzelne Risikobereiche für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko von<br />

<strong>Kinder</strong>n in suchtbelasteten <strong>Familien</strong> deutlich hervor (Lachner & Wittchen, 1995). Im<br />

einzelnen unterscheiden die Autoren entsprechend dem biopsychosozialen Modell zwischen<br />

psychischen Störungen, emotionalen Merkmalen und Persönlichkeitseigenschaften,<br />

kognitiven, sozialpsychologischen und biologischen Variablen in ihren Auswirkungen auf die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>aus</strong> Alkoholikerfamilien. Aus der Vielzahl der berichteten Studien<br />

zeigen folgende Vulnerabilitätsmerkmale die deutlichsten Unterschiede zwischen <strong>Kinder</strong>n in<br />

suchtbelasteten <strong>Familien</strong> und Kontrollkindern:<br />

(1) Lebensgeschichtlich früher Beginn mit Alkohol- und Drogenmißbrauch<br />

(2) Häufigere Diagnosen in den Bereichen Angst, Depression und<br />

Eßstörungen<br />

(3) Stärkere Hyperaktivität, Impulsivität und Aggressivität<br />

(4) Defizite im schulischen Leistungsbereich<br />

(5) Defizite im visuellen Wahrnehmungsbereich<br />

(6) Stärkere intrafamiliäre Konflikte<br />

1. Signifikant verändertes EEG - Muster nach Alkoholchallenges als mögliche<br />

Indikatoren für Aufmerksamkeits- und Anpassungstörungen.<br />

Auch wenn diese Vielzahl von Einzelbereichen zunächst verwirren mag und ein wenig<br />

konsistentes Bild der Spezifität der Vulnerabilitätsmerkmale liefert, wird doch deutlich, auf<br />

wie vielen Ebenen mit differentiellen Effekten zu rechnen ist und wie facettenreich und<br />

multidimensional das zu betrachtende Gesamtphänomen folglich ist. Dieser Tatsache sind die<br />

meisten bisherigen Studien nicht <strong>aus</strong>reichend gerecht geworden. So wären differentielle<br />

Betrachtungsweisen, z.B. bezüglich väterlichem und mütterlichem Alkoholismus (vgl.<br />

Steinh<strong>aus</strong>en, 1984), Söhnen vs. Töchtern <strong>aus</strong> suchtbelasteten <strong>Familien</strong>, der Abhängigkeit<br />

beider Elternteile und mehrerer Generationen ("familial limited vs. extended alcoholism"),<br />

<strong>Kinder</strong>n mit vs. ohne genetischem Risiko usw., dringend notwendig.<br />

Außerdem sind viele Symptome für <strong>Kinder</strong> <strong>aus</strong> Suchtfamilien nicht spezifisch, sondern<br />

kovariieren stark mit anderen Variablen (z.B. in sogenannten Multiproblemfamilien oder<br />

Comorbiditätskontexten), was erhebliche Schwierigkeiten bezüglich der Abgrenzbarkeit der<br />

Symptome für <strong>Kinder</strong> <strong>aus</strong> Suchtfamilien im Vergleich zu <strong>Kinder</strong>n <strong>aus</strong> anderen<br />

dysfunktionalen <strong>Familien</strong> aufwirft. Hier wären prospektive Längsschnittuntersuchungen mit<br />

verschiedenen Risikogruppen und elterlichen Konstellationen von Nöten, um mehr Wissen<br />

über die Spezifität bzw. Unspezifität einzelner Störungen, aber auch über Wege der Resilienz<br />

und Streßresistenz (vgl. Werner, 1986) zu erlangen.<br />

Direkte und indirekte Auswirkungen elterlichen Alkoholmißbrauchs auf die Entwicklung von<br />

<strong>Kinder</strong>n können als Risikovariablen angesehen werden. Diese Risikovariablen sind besonders<br />

bedeutsam, da sie die Vulnerabilität für bestimmte Verhaltensstörungen beeinflussen können.

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