Zur Entwicklung der Einheitsschulidee – Konsequenzen ... - Die Linke
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Unterschiede zwischen arm und reich und die Unterschiede zwischen Stadt und<br />
Land <strong>–</strong> hohe Bildungsziele und gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle erreichbar und<br />
realisierbar sind.<br />
Es darf allerdings dabei nicht übersehen werden, dass dafür die gemeinsame<br />
ganztägige vorschulische Betreuung, Bildung und Erziehung faktisch aller Kin<strong>der</strong><br />
entscheidende Bedeutung hatte, und auch die Nachmittags- bzw. Frühbetreuung <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klassen 1 <strong>–</strong> 4 in den Schulhorten ein wesentliches för<strong>der</strong>ndes Element<br />
war. <strong>Die</strong> Vielfalt von Möglichkeiten außerunterrichtlicher und außerschulischer<br />
Betätigungen und ein großes Angebot <strong>–</strong> nicht zuletzt auch von den Betrieben <strong>–</strong> zur<br />
Feriengestaltung für die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen gehört zu den notwendigen<br />
Bedingungen, um breite und qualifizierte Bildungs- und <strong>Entwicklung</strong>smöglichkeiten<br />
für alle zu gewährleisten. <strong>Die</strong> Schulen verstanden sich nicht nur als unterrichtende<br />
Schulen, son<strong>der</strong>n als in <strong>der</strong> Kommune, im Wohngebiet sozial verankerte<br />
Einrichtungen, die im Zusammenwirken mit „verbündeten“ Erziehungsträgern im<br />
Territorium das Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen und damit auch die För<strong>der</strong>ung<br />
und <strong>Entwicklung</strong> ihrer Neigungen und Interessen, pädagogisch und in gewissem<br />
Umfang auch organisatorisch mitzugestalten halfen. Ein ganz entscheidendes<br />
Moment war schließlich, dass die Schule <strong>der</strong> DDR in einem sonst kaum<br />
anzutreffenden Maß mit <strong>der</strong> Polytechnik die Welt <strong>der</strong> Arbeit und <strong>der</strong> Technik in ihr<br />
Bildungskonzept eingebunden hatte, wenn auch die praktischen Lösungen in den<br />
80er Jahren nicht mehr in erfor<strong>der</strong>lichem Maße den verän<strong>der</strong>ten Bedingungen <strong>der</strong><br />
wissenschaftlich-technischen Revolution gerecht wurden.<br />
All das sind Faktoren, ohne die ein <strong>der</strong> <strong>Einheitsschulidee</strong> folgendes Bildungswesen<br />
mit seinem längeren gemeinsamen Schulbesuch schwer vorankommt. Deshalb soll<br />
hier als allgemeine Erfahrung aus <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> DDR-Schule mit dem Blick auf<br />
heutige Erfor<strong>der</strong>nisse ausdrücklich betont werden, dass eine organisch differenzierte,<br />
elastische Einheitsschule, eine die Mannigfaltigkeit för<strong>der</strong>nde Schule die Vielfalt <strong>der</strong><br />
Gestaltung des pädagogischen Geschehens an <strong>der</strong> Schule, die Vielfalt <strong>der</strong><br />
didaktisch-methodischen Gestaltung eines auf zunehmend selbständige Aneignung<br />
orientierten Unterrichts, die Aufarbeitung und Nutzung <strong>der</strong> individuellen Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler erfor<strong>der</strong>t und - was ganz beson<strong>der</strong>s wichtig ist <strong>–</strong><br />
<strong>der</strong>en individuelle Verschiedenheit und Originalität als Potenz für die Lösung<br />
allgemeiner Aufgaben und des Erreichens gemeinsamer Ziele versteht.<br />
<strong>Zur</strong> aktuellen <strong>Entwicklung</strong> des Bildungswesens in Deutschland<br />
Das öffentliche Bildungssystem <strong>der</strong> Bundesrepublik befindet sich sei langem in einer<br />
Krise, weil sich in ihm alle ökonomischen, sozialen und kulturellen Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong><br />
Gesellschaft wi<strong>der</strong>spiegeln. <strong>Die</strong> Strategie <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz ist gescheitert,<br />
mit Retuschen am Herkömmlichen, mit Verschärfung <strong>der</strong> Selektion über die Runden<br />
zu kommen. Auch die Verabredung, jegliche Diskussionen über strukturelle<br />
Reformen und Bildungsfinanzierung zu unterbinden, ließ und lässt sich offensichtlich<br />
nicht durchhalten. In dieser Situation nutzt das Kapital die Krise, um die<br />
Privatisierung auch im Bildungswesen zu forcieren.<br />
<strong>Die</strong> Folgen <strong>der</strong> in den vergangenen Jahren mehrfach versäumten Reformen<br />
bewirken, dass die Kritik am Bildungssystem in allen Gesellschaftsschichten enorm<br />
wächst. Internationale Vergleichsuntersuchungen, wie TIMMS, PISA und an<strong>der</strong>e<br />
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