Zur Entwicklung der Einheitsschulidee – Konsequenzen ... - Die Linke
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eines Einheitsschulsystems mit entsprechenden Differenzierungen auf <strong>der</strong><br />
historischen Tagesordnung.<br />
In allen Län<strong>der</strong>n, außer <strong>der</strong> BRD, Österreichs und einem Teil <strong>der</strong> Schweiz, wird <strong>der</strong><br />
Übergang von dualistischen bzw. vertikal mehrgliedrigen Schulsystemen mit einer<br />
frühen Auslese und Festlegung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf verschiedene Bildungswege<br />
unterschiedlicher Dauer hin zu einer gemeinsamen Schule vollzogen. Bei aller<br />
europäischen Vielfalt lässt sich in den Konzepten und <strong>–</strong> mit Einschränkungen <strong>–</strong> auch<br />
in den realen Prozessen die Tendenz zu folgenden allgemeinen Wesenszügen<br />
erkennen:<br />
• Es wird eine frühe Selektion in verschiedene Bildungswege ausgeschlossen,<br />
die sich auf die überholte Auffassung stützt, dass diese bestimmten<br />
Begabungstypen entsprächen, die ihrerseits konstant und frühzeitig erkennbar<br />
seien. In den sich entwickelnden Gesamtschulsystemen wird davon<br />
ausgegangen, dass es eine große Vielzahl von Begabungsprofilen gibt, <strong>der</strong>en<br />
<strong>Entwicklung</strong> nicht zuletzt von schulischen Angeboten, Motivierungen und<br />
Einwirkungen abhängig und langzeitig verän<strong>der</strong>lich ist.<br />
• Was angestrebt wird, ist betont keine Schule <strong>der</strong> Gleichförmigkeit, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Mannigfaltigkeit, die sich sowohl gegen die verschiedenen<br />
„Zwangsjacken“ voneinan<strong>der</strong> getrennter Schulformen mit ihren jeweiligen<br />
Einengungen <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung richtet als auch gegen<br />
Gleichmacherei und Uniformität. Es geht ihr um die <strong>Entwicklung</strong> eines jeden<br />
gemäß seinem individuellen <strong>Entwicklung</strong>srhythmus und gemäß den jeweils<br />
geeigneten Zugangsweisen <strong>der</strong> Bildungsgüter und Tätigkeitsfel<strong>der</strong>.<br />
• <strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong> sollen so lange wie möglich in heterogenen Klassen gemeinsam<br />
lernen. <strong>Die</strong> Bildungswegentscheidungen, die auf Neigung und Leistung, auf<br />
Selbsterprobung und Beratung beruhen, bleiben möglichst lange offen.<br />
<strong>Die</strong> internationalen Erfahrungen haben gezeigt, dass die genannten Aufgaben<br />
erst voll gelöst werden können, wenn ein flächendeckendes Gesamtschulsystem<br />
entsteht, welches das vertikal geglie<strong>der</strong>te ablöst. Ihre Erfüllung wird (meist sehr<br />
stark) beeinträchtigt, wenn einzelne Gesamtschulen neben an<strong>der</strong>en vertikal<br />
geglie<strong>der</strong>ten Schulformen bestehen.<br />
• <strong>Die</strong> internationale Tendenz scheint <strong>–</strong> auch angesichts <strong>der</strong> wachsenden<br />
Bedeutung permanenter Bildung und <strong>der</strong> Akzelerationsprozesse in <strong>der</strong> jungen<br />
Generation <strong>–</strong> auf eine kindgemäße integrierte gemeinsame Schule bis zu<br />
einem Alter von etwa 15/16 Jahren hinzugehen, <strong>der</strong> eine jugendgemäße und<br />
mehr additive Stufe folgt, die in verschiedener Weise allgemeine und spezielle<br />
(berufliche) Bildung o<strong>der</strong> Lernen und Arbeiten kombiniert.<br />
• Im Ergebnis dieser neuen Sicht auf die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlichen und auf die Bildungsziele, auf bessere Bildungschancen für<br />
alle, entwickelte sich auch ein an<strong>der</strong>er, neuer pädagogisch-methodischer<br />
Arbeitsstil. Dabei haben die soziale Erziehung und die „Schuldemokratie“<br />
einen hohen Stellenwert erhalten. Deshalb ist die Gesamtschulentwicklung<br />
auch meist mit Bestrebungen zur ganztägigen und mit ihrer Umwelt<br />
verbundenen Schule verknüpft und will Nachbarschafts-. und Gemeindeschule<br />
sein.<br />
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