Erfahrungen japanischer Entwicklungszusammenarbeit ... - Peter Lang
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Einleitung<br />
2) Rechtliche, politische, wirtschaftliche und kulturelle Grundlagen bilden einen<br />
festen Bezugsrahmen internationaler <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong>.<br />
Welche Fragen, Hindernisse und Probleme treten damit in der Projektarbeit<br />
konkret auf und welche Lösungen bieten sich an?<br />
3) Ist dabei eine neue japanische <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong> Teil einer westlich<br />
inspirierten Moderne oder bilden sich spezifische Formen, Motivationen<br />
oder Praktiken heraus?<br />
4) Bildet eine solche internationale Zusammenarbeit wirklich einen übernationalen<br />
Aktionsraum, der sich über ökonomische Gefälle und staatliche und<br />
strukturelle Einschränkungen hinwegzusetzen vermag?<br />
Die hier angesprochene westlich inspirierte "Moderne" meint insbesondere den<br />
technisch-materialistisch und individualistisch orientierten Lebensstil des neuen<br />
Bürgertums seit seinem Urspung in der englischen industriellen und französichen<br />
politischen Revolution unter Einbeziehung der ökonomischen und imperialistischen<br />
Folgen. 15<br />
In Japan lassen sich die Auswirkungen der Umbruchphase der Meiji-Zeit<br />
(1868-1912) besonders detailreich illustrieren, da sie vielfach mit der Einführung<br />
eines westlichen Lebensstils gleichzusetzen sind, der nicht nur von staatlichen<br />
sondern auch nicht-staatlichen Eliten befördert wurde.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg ergriff eine zweite Welle westlichen Einflusses<br />
Japan und ab den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Begriff modanizumu<br />
zum Schlagwort des kulturell-gesellschaftlichen Phänomens.<br />
Obwohl dieser neue Einfluss oft mit den Veränderungen der frühen Meiji-Zeit<br />
verglichen worden ist, war er weniger staatlich gelenkt und umfasste vielmehr<br />
eine neu differenzierte kulturelle Koproduktion, die weder allein vom Staate<br />
ausging, noch ausschließlich auf die propagierte politische Zielsetzung hin gerichtet<br />
war.<br />
So grundlegend und bestimmend die Veränderungen der Meiji-Zeit in Politik<br />
und Gesellschaft in Japan auch waren, die folgenden sich verselbstständigen<br />
kulturellen Fusionsphänomene verdienen die gleiche Aufmerksamkeit der Modernisierungsforschung<br />
in Japan. (Vgl. Tripton 2000: 7f)<br />
ANGEWANDTE GEISTESWISSENSCHAFT<br />
Der hier vertretene Standpunkt steht einer für die Gegenwart charakteristischen<br />
Entwicklungseuphorie grundsätzlich kritisch gegenüber. Der evolutionäre Begriff<br />
„Entwicklung“ ist bereits auf eine meist recht fest verankerte Zielvorstel-<br />
<br />
15 Zur genaueren Definition und Kritik des Modernisierungsbegriffs vgl. Kruth 2008: 11<br />
und zur Begrifflichkeit einer „Moderne“ vgl. die Darstellung nach dem Gedankengangs<br />
Foucaults zu Beginn des zweiten Kapitels.