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Stammeschronik - Stamm Voortrekker

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<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig<br />

1947 – 2007<br />

Der heutige <strong>Stamm</strong> fragt<br />

- Einige der alten Pfadfinder antworten -<br />

Ein Querschnitt aus dem<br />

pfadfinderischen Leben in Braunschweig<br />

Angefragt von:<br />

Alberto (Philipp Rother), Tom Rosenthal, Max Hierse<br />

<strong>Stamm</strong>esleitung <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> 2005<br />

Zusammengetragen und Hrsgb.:<br />

Schniebel (Dr. Horst Stukenberg)<br />

Braunschweig/Bündheim - Bad Harzburg, August 2007<br />

Bild und Grafik der Titelseite, Pedder (Peter Köster)<br />

Inhaltsverzeichnis muß neu eingefügt werden


Inhalt<br />

Wie kam es zum Fragen und Sammeln? ........................................................................ 5<br />

Volkhards Bemühungen .................................................................................................. 5<br />

Was es heißt, ein <strong>Voortrekker</strong> zu sein – Ein Brief zum Neuen Jahr 2006. ................. 7<br />

Dank für die Einladung zum <strong>Stamm</strong>esrat – Pfadfinderei pur im Jahr 2005 ............. 9<br />

Eine kleine Geschichte und Fragen ................................................................................ 9<br />

Anlage: Fragen der <strong>Voortrekker</strong> – Ein Brief an die alten Säcke............................... 10<br />

Hier einige Adressen der alter <strong>Voortrekker</strong> aus meiner Adressdatei ....................... 12<br />

Kwaggs - ein Reingeschmeckter oder ein "Wikinger" aus dem Süden .................... 16<br />

Vier Stämme und ein Horst – Wolfgangs Erzählungen.............................................. 16<br />

Lothars Telefongespräch ............................................................................................... 18<br />

Gesammelte Werke von Crabbe ................................................................................... 19<br />

<strong>Stamm</strong>eslied ................................................................................................................. 20<br />

Griechenland – Tagebuchauszug der Jamboreesippe unseres <strong>Stamm</strong>es ...................... 20<br />

Knut Gabel - Ein Brückenschlag zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und Pfadfindern in<br />

Paraguay ......................................................................................................................... 21<br />

Gert Dahms – Syrien - Die Fahrt der Fahrten ........................................................... 26<br />

Udo Wallis – Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder .................................................. 26<br />

Klaus Börker – Einer der ersten Stunden – Erinnerungen und Bilder .................... 28<br />

Lieber Philipp Rother, liebe Pfadfinderkameraden, .................................................. 32<br />

Pedder – Zeitungsbericht der BZ – Erinnerungen und Bilder .................................. 33<br />

Der Totempfahl in der Wölflingsmeute ....................................................................... 34<br />

Großes F und kleine Ladung – Menne Fladung - 1949 .............................................. 38<br />

Effi Briest ........................................................................................................................ 40<br />

Jochen Sperber oder der Jungroverkreis .................................................................... 42<br />

Die Jungrover ............................................................................................................... 44<br />

Jungrover: Fester Kern mit Peripherie ......................................................................... 45<br />

Ali aus der Lincolnsiedlung ........................................................................................... 46<br />

Kampf um einen Säbel ................................................................................................. 47<br />

der jungroverkreis - Ein zeitgenössisches Dokument .................................................. 48<br />

Erstes internationales Rover-Moot in Neheim-Hüsten 1961 ...................................... 49<br />

Hamburg – Ostern 1962 ............................................................................................... 50<br />

Louis, der Letzte ........................................................................................................... 52<br />

Der Roverbus ................................................................................................................ 52<br />

Der Krise das Jungroverkreises .................................................................................... 53<br />

Einladung zum Roverball ............................................................................................. 54<br />

Nachschlag oder Dateiprobleme .................................................................................. 56<br />

Klaus Schumacher – <strong>Stamm</strong>esleiter (1957 – 1960) - „<strong>Stamm</strong> der Greifen“,<br />

Wolfenbüttel – schreibt: ............................................................................................... 57<br />

Befreundete Stämme: ................................................................................................... 58<br />

Stummel – Er war der Letzte, dem ich die Pfadfinderprüfung und das Versprechen<br />

abnahm ............................................................................................................................ 59<br />

Ebbi (Eberhard Volk) – Ein Anruf ............................................................................... 62<br />

Helmut Hörnig – Ein erstes Telefongespräch nach langer Zeit ................................. 62<br />

Fidschi (Gert Friedrichs) – Immer noch im Stress - ................................................... 62<br />

Reno – Erster Kontakt wieder nach 30 Jahren ........................................................... 63<br />

Abschrift – Liebe Freunde aus der neuen Pfadfinderzeit ............................................. 63<br />

Koffer – (Dieter Frühauf) .............................................................................................. 64<br />

schrieb: ........................................................................... 65<br />

10 Jahre <strong>Voortrekker</strong> - eine Zeit, die ich nicht missen möchte! ................................ 65<br />

2


Jürgen Stieghan – Auch einer der ersten aus dem Jahr 1948 .................................... 68<br />

Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel? ...................... 69<br />

Kurzfassung der Truppgeschichte 1948 – 1950 ........................................................... 70<br />

Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im Roverkreis? Mit wem stehst Du heute<br />

noch in Verbindung? .................................................................................................... 71<br />

Von wann bis wann wart Du Pfadfinder? Was war Dir damals wichtig? .................... 71<br />

Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg?<br />

Wohin gingen die Großfahrten? Wie war das damals? ................................................ 71<br />

Was habt Ihr damals auf Sippen, und Truppabenden so gemacht? .............................. 72<br />

Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten? .......................................................... 72<br />

Pit – Peter Schaper ......................................................................................................... 73<br />

Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi .............................................................. 75<br />

Hada................................................................................................................................. 77<br />

Dr. Dieter Kiehne . Unternehmensberatung . Freiburg – genannt Diki ................... 78<br />

„Landesschrieb NIEDERSACHSEN - Frühjahr 1954“ ............................................... 79<br />

Besinnung ..................................................................................................................... 79<br />

STAMM ....................................................................................................................... 79<br />

Zwei Männer saßen in einer Bar .................................................................................. 81<br />

UTZ .............................................................................................................................. 82<br />

TRUPP ......................................................................................................................... 82<br />

GROSSTADTGRUPPE ............................................................................................... 82<br />

HAJK ............................................................................................................................ 82<br />

ZWEIMAL WINTERLAGER ..................................................................................... 82<br />

Ein fingierter Brief ....................................................................................................... 82<br />

Heinz Kallenbach – Vom ersten Schriftwechsel bis zum plötzlichen Ende .............. 82<br />

Karl Heinz aus Kanada ................................................................................................. 85<br />

Abschrift seines Briefes aus Benmiller ........................................................................ 85<br />

Retrospektiven von den großen Seen. .......................................................................... 86<br />

Ein Nachsatz sei erlaubt: ............................................................................................... 87<br />

Redaktionsschluss .......................................................................................................... 88<br />

Provence – Eine Großfahrt durch die Camarqe und Südfrankreich ........................ 90<br />

Fuad - Mitschrift eines Gesprächs vom 5. Juli 2007 – In Fuads Wohnung in<br />

Braunschweig .................................................................................................................. 91<br />

Trupp Wehrwolf – Jahresrückblick in der zukünftigen <strong>Stamm</strong>eszeitung ............... 93<br />

Klaus Ziech – Einer der eifrigsten Rover..................................................................... 95<br />

Peter Salfeld – Ein Telefongespräch ............................................................................. 96<br />

Wölfling, Pfadfinder und Rover im <strong>Stamm</strong> VOORTREKKER von 1952 bis 1966 . 97<br />

Peter Krafczyk ................................................................................................................ 98<br />

Pfadfinderheime der <strong>Voortrekker</strong> ................................................................................ 99<br />

Notiz – Pfadfinder - BdP – vom Conny ........................................................................ 99<br />

Fahrten bei den Pfadfindern: ...................................................................................... 100<br />

13.8.2007 - Achim Bernd – Ein tüchtiger Truppführer ............................................ 101<br />

„Mit uns zieht die neue Zeit...“ - Erinnerungen über die Zeit von 1984 bis<br />

1992 ................................................................................................................................ 102<br />

<strong>Stamm</strong>esführer der Neuen Zeit ................................................................................... 109<br />

Scholle vom Trupp Wehrwolf ..................................................................................... 109<br />

Pfadfindertreffen .......................................................................................................... 109<br />

Schniebels Zeitreise zu den Wurzeln seiner Pfadfinderei ........................................ 109<br />

Mai 2006 – Besuch der <strong>Stamm</strong>esleitung der <strong>Voortrekker</strong> ....................................... 111<br />

„Ein Weg zu uns“ – 16 mm Film des Roverkreises Braunschweig ......................... 111<br />

Sichtung der alten <strong>Stamm</strong>esakten .............................................................................. 112<br />

3


Grober Überblick über die hier noch lagernden <strong>Stamm</strong>esakten ............................. 113<br />

1907 Gründung der Pfadfinder – 1913 Pfadfinder in Braunschweig<br />

– Unterlagen des Stadtarchivs - .................................................................................. 115<br />

Das Archiv der Stadt Braunschweig hilft den <strong>Voortrekker</strong>n bei der Vorbereitung<br />

der Ausstellung ............................................................................................................. 116<br />

Halbzeit oder Zwischenfazit – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig ... 117<br />

Über die Pfadfinder im Jahr ihres 100 jährigen Bestehens – ein fünfseitiger Artikel<br />

in der Zeitschrift die Zeit mit Video ........................................................................... 119<br />

Fähnlein Unverzagt ...................................................................................................... 119<br />

Ein Waldläuferzeichen ................................................................................................. 129<br />

Vermißte ........................................................................................................................ 130<br />

Vorschlag – Entwurf eines Zeitungsartikels zur Mobilmachung ............................ 131<br />

Einladung zum Jubiläum – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> ...................................... 131<br />

4


Wie kam es zum Fragen und Sammeln?<br />

Nach dem die Bundesführung des Bund Deutscher Pfadfinder sich von der ursprünglichen<br />

Pfadfinderidee und -tradition trennte 1 (Jugendzentrumsbewegung, Kinderladen, Ablehnen der<br />

Kluft, der Pfadfindergesetze, des Pfadfinderversprechens etc.) und nach der Spaltung sich der<br />

Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen gründete, fanden sich irgendwann in den 80er<br />

Jahren zunächst einige alte Pfadfinder in Braunschweig zusammen, um – möglicherweise für<br />

die eigenen Kinder – wieder eine Pfadfindergruppe zu beleben, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />

Braunschweig.<br />

Einer dieser alten Pfadfinder war Volkhard Beins, der seinen Landsitz in Suderwittingen den<br />

heutigen <strong>Voortrekker</strong>n für ihre <strong>Stamm</strong>esunternehmungen zur Verfügung stellte. Volkhard<br />

wußte, daß einige der alten <strong>Stamm</strong>esunterlagen sich bei mir in Bündheim befinden. Er war es<br />

auch, der immer wieder anregte, daß die heutigen <strong>Voortrekker</strong> sich um ihre Geschichte bemühen<br />

und damit auseinandersetzen sollten.<br />

Volkhards Bemühungen<br />

Über Volkhards Bemühen luden die <strong>Voortrekker</strong> Marlis und mich zum <strong>Stamm</strong>esrat auf seinen<br />

Landsitz in Suderwittingen ein. Nachfolgend Volkhards Mail an seinen alten <strong>Stamm</strong>esfürsten<br />

Klaus Schumacher vom <strong>Stamm</strong> der Greifen Wolfenbüttel.<br />

"Volkhard Beins" schrieb:<br />

Sonnabend, 1. Oktober 2005 – Suderwittingen<br />

Lieber Klaus,<br />

du scheinst verreist zu sein, deshalb ein Zwischenbericht aus Suderwittingen. Der<br />

<strong>Stamm</strong>esrat der <strong>Voortrekker</strong> tagt hier seit gestern und wird morgen wieder abreisen.<br />

Erfreulicherweise hatten Schniebel und seine Frau Zeit, gestern am Kamin aus alten<br />

<strong>Voortrekker</strong>tagen zu berichten. Er hatte auch einige interessante Unterlagen aus<br />

dieser Zeit dabei, Die Jungs und Mädchen bekamen lange Ohren, stellten Fragen<br />

und waren sehr interessiert. Ein echtes Interesse wird aber wohl erst kommen, wenn<br />

die mal in unserem Alter sind.<br />

Ich habe den Eindruck, wir sind für sie so etwas wie Dinosaurier, und wir könnten<br />

ebenso vom 30jährigen Krieg berichten. Zumindest waren sie sehr beeindruckt und<br />

der Anfang ist gemacht. Zumindest haben sie endlich mal Schniebel kennengelernt<br />

1<br />

Vgl. beispielsweise aus der traditionellen pfadfinderischen Sicht: Reinhard Schmöckel; Strategie einer Unterwanderung<br />

– Vom Pfadfinderbund zur Revolutionären Zelle – Die Unterwanderung des Bund Deutscher Pfadfinder<br />

oder von der Gegenseite: Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda; Straßen sind wie Flüsse zu überqueren<br />

– Ein Lesebuch zur Geschichte des Bunde Deutscher Pfadfinder (BDP). Hansdieter Wittke geht in seinem<br />

Buch „Freiheit in Bindung – Der Deutsche Pfadfinderverband“ auf den Prozeß des Auseinanderstrebens in<br />

den einzelnen Bundesthings ein. In diesem Zusammenhang gibt die Magisterarbeit von Michael Schmidt aus der<br />

Sicht eines Nichtpfadfinders die Entwicklung des Bundes Deutscher Pfadfinder in Niedersachsen bis zum politischen<br />

BDP unter Moritz von Engelhardt (1966 bis 1971) einen guten Überblick. Vgl. Michael Schmidt; Jugend<br />

und Demokratie – Die Pfadfinderbewegung in Niedersachsen nach 1945.<br />

5


und werden ganz sicher Kontakt halten, um das bei ihm vorhandene Material zu<br />

sichten und zu sichern.<br />

Meine Idee ist, das Material mit dem Scanner zu computerisieren, auf CD zu brennen<br />

und ggf. die Originale ins Bundesarchiv zu geben, wo es wohl am besten aufgehoben<br />

ist.<br />

Schniebel und Marlies wollten ursprünglich über Nacht bleiben, mußten aber wieder<br />

zu einer Beerdigung zurück. Die Einschläge kommen schon sehr nah!<br />

Rühr dich mal, wenn zurück,<br />

herzliche Grüße<br />

Volkhard<br />

Lieber Volkhard, lieber Klaus,<br />

für einen kurzen Moment zu Hause, gebe ich Laut. Hab Dank für<br />

die lieben Zeilen. Für mich jedenfalls war das Zusammenkommen<br />

ein Erlebnis. Die Pfadfinder bewegten sich in Deinem Haus so<br />

unbekümmert, so wie zu Hause. Auch das ist eine Deiner großen<br />

Leistungen. Mich/uns hat das alles enorm beeindruckt (übrigens<br />

war das früher in meinem Zuhause in Braunschweig genau so).<br />

Vielleicht können wir dem <strong>Stamm</strong> helfen, z.B. bei der Suche<br />

nach einem geeigneten eigenen Heim. Geschichte ist gut, Informationen<br />

verknüpfen und wenn dann die eine oder andere Tat dazu<br />

kommt, kann Beziehung entstehen.<br />

Mit einem kurzen und schnellen Gruß<br />

Dein/Euer<br />

Schniebel<br />

6


Winterfahrt der Wölflinge vom <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> nach Stade 2006<br />

Was es heißt, ein <strong>Voortrekker</strong> zu sein – Ein Brief zum Neuen Jahr 2006.<br />

(siehe folgende Seite)<br />

7


Dank für die Einladung zum <strong>Stamm</strong>esrat – Pfadfinderei pur im Jahr 2005<br />

Horst Stukenberg (Schniebel) Bad Harzburg, den 14.2.06<br />

Ihr Lieben Drei,<br />

über Euren Brief habe ich mich natürlich sehr gefreut – das Zusammensein mit Euch beim<br />

Volkhard war auch für Marlis und mich ein Erlebnis – erlebte ich doch Pfadfinderei heimatlich<br />

pur - Euch wünsche ich nun ein fahrten- und erlebnisreiches Jahr.<br />

Vor ein paar Tagen habt Ihr mich zumindest soweit bewegt, daß ich einigen alten Pfadfinderfreunden<br />

per Mail und per Post geschrieben habe (Kopie siehe anbei). Einige Antworten habe<br />

ich schon erhalten und bekam auch Bilder zugeschickt, die ich noch gar nicht kannte. Mal<br />

sehen, was sich noch entwickelt?<br />

Im Mai habe ich noch ein wenig Luft, z. B. das Wochenende vom 19. – 21. Mai. Ihr könnt mit<br />

einer begrenzten Zahl auch bei uns im Haus in der sogenannten Jugendherberge (Matratzenlager)<br />

pennen oder im Garten eine Kothe aufschlagen. Wir könnten uns dann an einem Abend<br />

zusammensetzen und schmökern.<br />

Eben habe ich mit meinem Schwiegersohn telefoniert und mich mit ihm beraten. Jeannette,<br />

seine Frau, sie hatte einmal den <strong>Stamm</strong> der Goten in Bad Harzburg neu gegründet und war<br />

auch mit Daddy bei der Neugründung der <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig damals mit dabei.<br />

Die wohnen nun am Ende von Braulage in einem Forsthaus und haben dazugehörig auch ein<br />

Stückchen Land mit Bäumen. Auch dort könnte man eine Kothe aufbauen.<br />

Wie wäre es für Euch, wenn Ihr den Besuch bei uns mit einer kleinen Harzfahrt verbindet?<br />

Alberto, Dir wünsche ich, daß Du Dein Abi zufriedenstellend hinbaust und Dir Tom, daß Du<br />

Deine Prüfungen so absolvierst, daß Du damit zufrieden bist.<br />

Wer ist für den Bahnhof in Braunschweig die zuständige Person?<br />

Für heute verbleibe ich mit Dank, mit einem lieben Gruß und Gut Pfad<br />

Dein/Euer<br />

Eine kleine Geschichte und Fragen<br />

> ----- Original Message -----<br />

> From: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

> To: "Hamster Fichtner" ; "Dirk Bode"<br />

> ; "Wolfgang Bode" ; "Effi Briest"<br />

> ; "Adib Chammah" ; "Gert Dahms"<br />

> ; "Dieter Fruehauf" ; "Knut<br />

> Gabel" ; "Ingrid und Ruediger Immig"<br />

> ; "Pedder Koester" ;<br />

> "Heinz-Juergen Lohmann" ; "Wendy u. Karl<br />

Heinz > Mongol Hoernig" ; "Hape Pfadf Gringel" ><br />

; "Jochen Pfadf Sperber"<br />

9


Ihr lieben alten Pfadfinderfreunde,<br />

von den Braunschweiger Pfadfindern <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> - Marlis und ich wurden zu einem<br />

<strong>Stamm</strong>esrat eingeladen - anbei einige Zeilen dazu - bitte, seid so lieb und lest den Anhang und<br />

antwortet so gut es geht.<br />

Mit ganz lieben Grüßen<br />

Dein/Euer<br />

Schniebel<br />

Anlage: Fragen der <strong>Voortrekker</strong> – Ein Brief an die alten Säcke<br />

Horst Stukenberg (Schniebel) 38667 Bad Harzburg, den 9.2.06<br />

Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de Elfenweg 5 – Tel. 05322-1834<br />

Liebe Freunde aus unserer alten Pfadfinderzeit,<br />

nachfolgend soll eine kleine Geschichte erzählt und eine Bitte der jetzigen Pfadfinder vom<br />

<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig auch an Euch weitergegeben werden.<br />

Volkhard Beins (ehemaliger Pfadfinder vom <strong>Stamm</strong> der Greifen Wolfenbüttel und Neugründungsmitglied<br />

des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig) bat mich, Kontakt zu den jetzigen<br />

<strong>Voortrekker</strong>n aufzunehmen. Sie wollten etwas vom alten <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> erfahren.<br />

Vielleicht könnte ich auch alte <strong>Stamm</strong>esakten übergeben. Kurz vor seinem Tod bat mich<br />

Hasso, auch die Unterlagen, die er hatte, mit zu mir zu nehmen.<br />

Irgendwann in 2005 erreichte mich eine Einladung. Mit Marlis sollte ich am Treffen der<br />

<strong>Stamm</strong>essippe teilnehmen. Wir fuhren nach Suderwittingen (in die Heide), fanden Volkhards<br />

Bauernhof und warteten. Gegen Abend kam die <strong>Stamm</strong>essippe in Kluft, mit ordentlich gepackten<br />

Rucksäcken, Jungen und Mädel, ein oder zwei Klampfen waren dabei. Sie belegten<br />

den inzwischen aufs Modernste ausgebautem Bauernhof (die Pfadfinder sind öfters dort zu<br />

Gast und kennen sich aus), bezogen Quartier, formierten sich zum Kreis, forderten uns auf,<br />

hineinzutreten und begannen, mit einem Lied das <strong>Stamm</strong>estreffen zu eröffnen.<br />

Ich war ganz schön verblüfft. Es war in etwa wie zu unserer Zeit, und diese Jungen und Mädel<br />

boten einen prächtigen Anblick.<br />

Dann waren wir ausgespart. Sie veranstalteten ihren <strong>Stamm</strong>esrat, besprachen ihre Punkte und<br />

spätabends kamen wir alle wieder zusammen. Lichterloh brannte im Dielenbereich ein Feuer.<br />

Wir saßen im Kreis, es wurde gesungen, erzählt, von heute und früher. Fragen gingen hin und<br />

her. Der <strong>Stamm</strong> war kürzlich auch auf dem Bundeslager des BdP bei Wolfsburg, wo in über<br />

1.000 Kothen und Jurten rund 6.000 Pfadfinder und ca. 300 Pfadfinder aus 23 Nationen zusammenkamen.<br />

Ich konnte es gar nicht so recht fassen, daß der <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> nach all den Wirren<br />

und dem großen Zusammenbruch in den 70er Jahren weiterexistiert. Hadda hat mir einmal<br />

vor Jahren die Texte seines Liederbuches kopiert. So kam mir plötzlich das alte – glaube von<br />

Dieter Kiehne gedichtete - <strong>Stamm</strong>eslied in den Sinn. So gut ich es vermochte, stimmte ich den<br />

zweiten Vers an:<br />

10


<strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> werden wir genannt,<br />

fühlen den Männern aus dem Süden uns verwandt,<br />

wollen wie sie in Freiheit sein,<br />

setzen alle Kraft darein,<br />

wenn es gilt vom Haß die Menschen zu befreien.<br />

Glaubt ihr denn, daß aller Neid,<br />

Missgunst und Hartherzigkeit<br />

schwinden nur allein vom Bessersein?<br />

Nein, helfen und gut handeln ist die Pflicht,<br />

nur der Hilfreiche harte Herzen bricht,<br />

wir wollen durch die gute Tat, säen eine gute Saat,<br />

diesen Weg zu weisen wollen wir erste sein....<br />

Hier nun einige der Fragen der Jungen und Mädel, die heute ein Stück unserer Pfadfindergeschichte<br />

weiterführen. Vielleicht kann sich der eine oder andere „alte Sack“ erinnern und bequemen,<br />

was so einfällt, einfach in ein paar Stichworten aufzuschreiben. Schickt es einfach an<br />

mich – möglichst bald. Ich leite dann weiter.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Was habt Ihr denn damals auf den Sippen- und Truppabenden (heute Gilde) so gemacht?<br />

Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg? Wohin<br />

gingen die Großfahrten? Wie war das damals?<br />

Wo fanden die Heimabende statt, wie bist Du zu den Pfadfindern gekommen (von<br />

wem möglicherweise gekeilt)?<br />

Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig und Umgebung? Können wir<br />

die einmal kennenlernen?<br />

Von wann bis wann warst Du Pfadfinder? Was war für Dich damals wichtig?<br />

Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im <strong>Stamm</strong>, im Roverkreis? Mit wem stehst<br />

Du heute möglicherweise noch in Verbindung?<br />

Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein, zwei Titel?<br />

Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten?<br />

Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Pläne, Zelte, Kothen usw.?<br />

Ihr Lieben, viele Fragen. Vielleicht wird es möglich, sich zu erinnern und die eine oder andere<br />

Frage zu beantworten. Ich glaube, die Jungen und Mädel würden sich sehr freuen, etwas von<br />

ihren Wurzeln zu erfahren.<br />

Mit einem ganz lieben Gruß<br />

Dein/Euer<br />

PS: Hast Du eine e-mail Adresse? –<br />

mir fehlen Adressen von Pula, Achim Fritsche, Stephan Berking, von Morchen, und, stehst<br />

Du noch mit jemandem in Verbindung?<br />

11


Appel<br />

Hier einige Adressen der alter <strong>Voortrekker</strong> aus meiner Adressdatei<br />

Nicht alle Adressen sind vollständig oder auf dem aktuellem Stand<br />

Marlies und Hans<br />

Dieter<br />

von-Are-Straße 17 53489 Sinzig/Rhein 02642-42843<br />

Beese Hermann (Menne)<br />

Fallersleber Str. 20 38 100 Braunschweig 0531-860086/87<br />

Beins Eva und Volkhard Am Windmühlenberg 6 38 100 Braunschweig 0531-1 47 66<br />

Suderwittingen<br />

05831-99 33 85<br />

-<br />

Berking Stephan Prof.<br />

Dr.<br />

In der Unteren Rombach 69118 Heidelberg 06221-<br />

803130/Uni<br />

562697<br />

Bode Irene und Lothar Am Spitzen Hey 28 38 126 Braunschweig-<br />

Mascherode<br />

0531-6 33 83<br />

Bode Waltraud und<br />

Wolfgang<br />

Rosenkamp 18<br />

38 110 Braunschweig-<br />

Wenden<br />

05307-2821<br />

Handy 0173<br />

8066 348<br />

Schwiegereltern<br />

3260<br />

Breuer Sabine und Peter Goethestraße 37 38122 Braunschweig-<br />

Rüningen<br />

0531-87 39 30/<br />

873926<br />

Sabine Schule<br />

89 23 92<br />

Briest Effi/Jochen und<br />

Bommel<br />

An der Kapelle 2 38527 Abbesbüttel-<br />

Meine<br />

05304-33 92<br />

Burger-<br />

Scheidlin<br />

Lotte und Helmut Groß Sachsener Str. 16<br />

helmut@burgerscheidlin.com<br />

www.burgerscheidlin.com<br />

68 642 Heddesheim 06203-40 62 90<br />

Fax 06227-73<br />

199 1931 Handy<br />

0171 30 80<br />

783 e-<br />

Chammah Adib Hermann-Rautmann-Straße<br />

15<br />

38 116 Braunschweig 0531-512879<br />

0175 96 7575 6<br />

Cornell Raimund Am Heckenkamp 24 38 302 Wolfenbüttel<br />

Dahms Gert Am Osterfeld 9 21714 Hammah 04144-1230<br />

Fladung Manfred Springkamp 3 38 104 Braunschweig 0531-37 3330<br />

Friederichs Gerd Fidschi Bundesalllee 100 38 116 Braunschweig 0531-592-(0)<br />

9213 privat 49<br />

90 0531-/ 8009 /<br />

8003<br />

Fritsche Achim Folwiese 67 51069 Köln 0221-683905<br />

Frühauf Dieter Lupinenweg 7 38 110 Braunschweig 05307-40 21<br />

Gabel Knut Hotel Paramanta Paramanta@paraguay-Hotel.de<br />

Paraguay-<br />

Hotel.de/(cont.htmz<br />

Paraguay<br />

Asuncion 0059521-6070<br />

53/4//Fax - 607<br />

052<br />

Gringel<br />

Anke und Hans<br />

Peter HaPe<br />

Schubertstraße 25 A 28209 Bremen 0421-34 59 40<br />

12


Haubold Hans - Pula 38 ?? Braunschweig<br />

Hille Inge und Arno An der Laute 56 38685 Langelsheim-<br />

Lautenthal<br />

Immig<br />

Ingrid und Rüdiger<br />

05325-46 51<br />

Händelweg 3 74 357 Bönnigheim 07143-40 76 86<br />

Fax 40 37 70<br />

Jahn Helga und Hans Kasernenstraße 37 38102 Braunschweig 0531-33 34 06<br />

Kiehne Dieter und Ursula Dr Kappelnweg 24 79100 Freiburg/Brsg. 0761-402661<br />

Kleffel Peter Ali Lüneburger Str. 410 10 557 Berlin 030-39 32 345<br />

/?? 8228361<br />

Knocke Jutta, Burkhard –<br />

Crabbe und Riko<br />

05302-36 41<br />

0531-74293 /<br />

0531-340 592<br />

Köster Peter und Wisje Borsigstraße 6 53840 Troisdorf 02241-8 13 38<br />

Kufka Bernd Bam Gothastr. 3 38159 Vechelde 05302-4455<br />

Kuthada Wassek Feigentalweg 4 88662 Überlingen 07561-62238<br />

Buschklapp 2 38 159 Vechelde- Köchingen<br />

Langelüdecke<br />

Leyendecker<br />

Lohmann<br />

Jochen und Renate<br />

Struppi<br />

Jagsstr. 3 38 122 Braunschweig 0531-84 50 24<br />

Büro 84 50 23<br />

Volker Leye Leipziger Straße 42 38124 Braunschweig-<br />

Melverode<br />

Heinz-Jürgen und<br />

Ina<br />

0531-60 24 77<br />

Dr. Erftstraße 10 38 120 Braunscheig 0531-84 20 10<br />

Bodo Kuckelter Weg 48 40 885 Ratingen 02102-7038 83<br />

Rahn Wolfgang Neue Schulstr. 41 38 528 Adenbüttel 05304-3095<br />

Richi Fuad und Renate Dr. Leipziger Str. 228<br />

Calmi De Illja Dragonera<br />

14<br />

38108<br />

Papendorf -<br />

Baumgarten<br />

Spanien<br />

Mallorca<br />

07184<br />

Braunschweig<br />

Calvia – Son-<br />

Font<br />

Rohr Hermann Im Winkel 6 38 110 Brausnchweig-<br />

Wenden<br />

0034-97 11 380<br />

38 Büro 0531-<br />

590 09 0 privat<br />

60 080 /350077<br />

Büro 0034-971-<br />

13 80 38 / Fax<br />

39<br />

05307-25 72<br />

HuG.Rohr@tonline.de<br />

Salfeld Christel und Peter Hannerhof 26 67 308 Albesheim 06355-22 18<br />

Fax 965582<br />

Schneider Fritz und Ursula Dr. Wedelstr. 25 47 807 Krefeld 02151-300 278<br />

Schön Hans-Martin Nani Pfingstweg 17 34 ?? Kassel 0561—81 73 70<br />

Schön Lutze und Eddi Prof.<br />

Dr.<br />

Knesebeckstr. 71<br />

10 623 Berlin-<br />

Charlottenburg<br />

030-88 60050<br />

Handy 0171<br />

1960 841<br />

Sperber Jochen Dr. Rabenberg 8 30 900 Wedemark 05130-7121<br />

Steinwachs Barbara<br />

Manfred<br />

und<br />

Boothstr. 12 A 12 207 Berlin 030-77 12 892<br />

Stieghan Jürgen Am Tafelacker 7 38 104 Braunschweig 0531-37 35 02<br />

13


Marlis und Horst Elfenweg 5 38 667 Bad Harzburg 05322-1834 Fax<br />

780788 geheim<br />

780740 Wille<br />

3189<br />

Volk Bente und Ebbi Hasenwinkel 1 38 114 Braunschweig 0531-33 20 94/<br />

0172-541 43 84<br />

Vos Henk Rua Marschal Deodoro<br />

Benficia 370<br />

Stukenberg<br />

BRA-<br />

SI-<br />

LIEN –<br />

60<br />

020-<br />

060<br />

Wallis Brigitte und Udo Alte Str. 15 38 229 Salzgitter-<br />

Salder<br />

Wendebourg<br />

Falke + Marie-<br />

Luise<br />

Wöhlbier Helmuth Prof.<br />

Dr.<br />

Am Birkenbusch 26<br />

Fortaleza/CE 0055-85-323 10<br />

517<br />

51 469 Bergisch-<br />

Gladbach 2<br />

05341-16 390<br />

02202-51 469<br />

Am Weinberg 23 38 118 Braunschweig 0531-762 50<br />

Ziech Bärbel und Klaus OT. Groß Ellenberg 6 29562 Suhlendorf 05820-666<br />

Pfadfinder<br />

Archiv<br />

Burg Ludwigsstein<br />

Lt. Rappe Weber<br />

Arciv Frau Herberger<br />

Dr. Burg Ludwigsstein Bad Soden-<br />

Allendorf<br />

Archiv 05542-<br />

50 17 20, Lt. 50<br />

17 21.<br />

Unser BDP war ein reiner Jungenbund, trotzdem luchsten wir hin und wieder zum Weiblichen<br />

und haben uns auch stürmisch drängend angenähert. So kam es zum Anbändeln und zur Verbindung.<br />

Die holden Damen gehörten dann einfach dazu.<br />

,<br />

14


Pula (Hans Haubold) arbeitete jahrelang beim Arbeitsamt in BS, Nani (Hans Martin Schön<br />

zog es nach Kassel, dort ist er irgendwo Schulleiter geworden. Menne, die Hauptfigur in dem<br />

von den Rovern damals gedrehten <strong>Stamm</strong>esfilm „Ein Weg zu uns“, hat diesen Film auf eine<br />

Videokassette gebracht, Stefan Berking wurde Prof. für Zoologie in Heidelberg und ist wie<br />

Achim Fritsche und Pit (Peter Schaper) verschollen (bei Pit läuft zur Zeit eine Suchanfrage). 2<br />

Alis Adresse will Jochen Sperber herauskramen. Heinz Kallenbach war einstmals Horstführer.<br />

Er soll als Prof. an einer Uni in Berlin gesichtet worden sein. Hans Peter Grötzner wäre<br />

zuletzt Prof. für Geologie an der Uni Hannover gewesen und sei vermutlich verstorben.<br />

Es war damals üblich, wenn ein Pfadfinder in eine andere Stadt zog, sich beim <strong>Stamm</strong>esführer<br />

zu melden und je nach Interesse und Eignung im jeweiligen <strong>Stamm</strong> mitzuwirken.<br />

So kam Ikki aus Seigen zu uns. Er wohnte in der Rankestraße und machte sein Praktikum bei<br />

Schimmel-Piano (Ikki ist heute immer noch aktiv in Siegen).<br />

Fuad kam aus Aleppo, studierte Maschinenbau und Architektur und war wie Adib Shamar<br />

jahrlang im Roverkreis dabei (er wie Adib nahmen an der „Unternehmung Heideröslein“, am<br />

Bundesroverlager in Nehein Hüsten, an einer Schwedenfahrt und ganz vielen Roverunternehmen<br />

teil. 1966 plante er ein erstes Haus vom Schniebel in Bad Harzburg, jetzt baut er gerade<br />

das Schloß in Braunschweig.<br />

Kwags kam zur Bernward-Buchhandlung in BS, nahm am <strong>Stamm</strong>esleben teil, war 1967 mit<br />

auf der zweiten großen Polenfahrt mit dabei, wurde sogar Gaufeldmeister des Gaues Braunschweig.<br />

Fiddi kam aus Walsrode, studierte in BS, wurde von hier aus Landesbeauftragter für die Roverstufe<br />

und hatte zu einigen Führern des <strong>Stamm</strong>es engen Kontakt. Er zog später nach Erlangen,<br />

in das Gartenhaus vom Diki (Dieter Kiehne), der dort auch studierte.<br />

Spatz (Jürgen Sperlich) hatte einen <strong>Stamm</strong> in Berlin geführt, kam zum Studium nach Braunschweig<br />

und war besonders als Klampfenspieler eine eigene Größe. Spatz starb im selben Jahr<br />

wie Hasso (Jochen von der Straten). Sie alle haben je unterschiedlich unseren <strong>Stamm</strong> mit ihren<br />

Erfahrungen aus den anderen Stämmen befruchtet, haben aber auch das Gedankengut der<br />

<strong>Voortrekker</strong> aufnehmen und weitergeben können.<br />

2<br />

Dieter Kiehne berichtete, daß er einen Peter Schaper, Verlagsdirektor eines großen Verlages einmal in München<br />

kennengelernt, ihn aber nicht nach einer möglichen pfadfinderischen Vergangenheit befragt hätte. Der<br />

Verlagsdirektor Peter Schaper wurde in den Vereinigten Staaten ermittelt, und er schrieb lieb zurück, er sei leider<br />

nicht Pfadfinder gewesen. Eine Bekannte von uns wohnt in der Rosenstr., sie erkundigte sich bei den heutigen<br />

Hausbewohnern in der Husarenstr. und gab an, die Familie sei 1958 nach Frankfurt/M. verzogen. In Frankfurt/M<br />

war kein Peter Schaper bekannt. Das Meldeamt der Stadt Braunschweig wird befragt und teilt mit: Familie<br />

Schaper ist von BS nach München in die Ungerer Str. 70 verzogen – Die jetzigen Hausbewohner der Ungerer<br />

Str. sagen, seit 1980 sei keine Familie Schaper dort bekannt – Das Einwohnermeldeamt schreibt am 13.3.2006,<br />

eine Familie Schaper ist im Melderegister nicht zu ermitteln – erneute Anfrage und die erweiterte Meldeauskunft<br />

(Mikrofilm) ergibt, SCHAPER, Peter Paul Karl Wilhelm, ist nach 86 163 Augsburg, Nesselwangstr. 5 verzogen.<br />

Auch dort wissen die Hausbewohner nichts von einen Herrn Schaper. Die erweiterte Meldeauskunft in Augsburg<br />

findet heraus, Herr Schaper ist 1972 von Augsburg nach 83 064 Raubling/OT Frauendorf, Moosbachweg 1 verzogen.<br />

Das Meldeamt Pfrauendorf bestätigt schließlich: Ja, ein Herr Schaper wohnt noch in Raubling und hat die<br />

Telefonnummer 08035 2292. Jetzt kann endlich dem Pit mitgeteilt werden, daß unser alter <strong>Stamm</strong>esführer Willi<br />

Carius Stunden vor seinem Tod den Schniebel bat, Pit noch einmal lieb zu grüßen.<br />

15


Kwaggs - ein Reingeschmeckter oder ein "Wikinger" aus dem Süden<br />

Absender: "Rüdiger Immig" <br />

Empfänger: "Dr. Stukenberg" <br />

Datum: 07. Jan 2007 11:10<br />

Betreff: Vortrekker<br />

Zur <strong>Stamm</strong>esarbeit kann ich nicht viel beitragen. Ich kam im Sommer 1965 als Fremdling aus<br />

dem Süden, arbeitete in der ehemaligen Herderschen Buchhandlung in der Stobenstr. und<br />

hatte dort auch ein bescheidenes Zimmer. Zuhause war ich seit einigen Jahren schon in der<br />

Wölflingsarbeit tätig, zuletzt als Landesmarkbeauftragter für Wölflinge. In dieser Funktion<br />

lernte ich auf den Führungstreffen des Bundes die Wölflingsnordlichter um Moritz herum<br />

kennen, so auch Arnchen. Zu ihm nahm ich Kontakt auf, und er brachte mich umgehend zum<br />

Kreis um Schniebel herum, den Rovern, so fühlte ich mich in der Fremde sogleich gut aufgehoben,<br />

beteiligte mich an der Wölflingsarbeit bei Lehrgängen und Lagern im Harz, in Hannover<br />

und der Lüneburger Heide. Lernte die Gau-Hütte in Clausthal-Zellerfeld, das Heim in<br />

Hannover und das Haus in Fallingbostel kennen.<br />

Da unser lieber Schniebel ja nie lange zuschauen kann, wenn einer keine konkrete Aufgabe<br />

hat, sah ich mich im Jahr 1967 plötzlich vor der Aufgabe, das Amt des Gaufeldmeisters im<br />

Gau Braunschweig zu übernehmen. Es war die Zeit des beginnenden Umbruchs, in der Wölflingsarbeit<br />

begann es mit der Aufarbeitung und Umsetzung der Summerhill-<br />

Erziehungsleitlinien, der gemischten Wölflingsgruppen und die Umsetzung von Spielideen<br />

wie den "Hobbits" von Tolkien, wie sie bei den Göttingern entwickelt wurden. Setzte sich<br />

dann in der übrigen Pfadfinderarbeit fort. Aus beruflichen Gründen zog es mich im Herbst<br />

1968 wieder in den Süden nach Stuttgart, wo ich bis 1973/74 noch in der Landesmarkarbeit<br />

tätig war, ehe ich dann aus Zeitmangel und der Überzeugung, über 30 sollte man aktiv aufhören,<br />

aus der aktiven Pfadfinderei ausschied. Außerdem fühlte ich mich weder dem konservativem<br />

Lager noch dem ganz linken Lager zugehörig. Die schönsten Erlebnisse waren Wölflingstaufe<br />

an Silvester im hochverschneiten Schwarzwald, Bundeslager, große Wölflingslager<br />

Hobitt, das große Bundestreffen in Berlin und die Ausbildungslehrgänge zum "Wolfsmeister"<br />

Bis mich Schniebel in den 80-er Jahren ausgegraben und aktiviert hat, ein wahrer Könner seines<br />

Faches und wenn man mich nach Vorbildern fragen würde, für mich zweifelsohne ein real<br />

existierendes Vorbild,<br />

Danke.<br />

Rüdiger Immig (Kwaggs)<br />

Händelweg 3<br />

74357 Bönnigheim<br />

irimmig@t-online.de<br />

Vier Stämme und ein Horst – Wolfgangs Erzählungen<br />

(18. Mai 2006) Vor einer Stunde rief Wolfgang Bode an und erzählt: Damals gab es vier aktive<br />

Stämme in Braunschweig und eben einen Horst.<br />

1. Die <strong>Voortrekker</strong> – gegründet von Bodo Papendorf und Dieter Kiehne<br />

2. Die Schwertbrüder – gegründet von einem Werner Meyer, Vertreter für Feuerlöscher<br />

3. <strong>Stamm</strong> Graf Folke Bernadotte – gegründet von Jochen Burckhardt und Jürgen Koch<br />

4. Ein <strong>Stamm</strong> Wölfe in Lehndorf unter Jürgen Lieseberg<br />

16


Alle zusammen bildeten den Horst Braunschweig, wo zeitweise Heinz Kallenbach und später<br />

Werner Meyer Horstführer waren. Willi Carius sollte aus Rotenkamp kommend Horstführer<br />

werden, er entschied sich jedoch, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> zu leiten. Willi war dann bis in die<br />

Anfang der 60er Jahre einer der erfolgreichsten und prägendsten <strong>Stamm</strong>esführer der<br />

<strong>Voortrekker</strong>.<br />

Wolfgang kam in den Anfang der 50eer Jahre zu den Pfadfindern, war dann im <strong>Stamm</strong> Graf-<br />

Folke-Bernadotte, später der letzte Schatzmeister bei den <strong>Voortrekker</strong>n und viele Jahre im<br />

Roverkreis aktiv. Er baute den Roverbus mit zusammen, drehte den Film über die Braunschweiger<br />

mit, bahnte vor allem die Kontakte zum Henk Vos, dem holländischen Pfadfinderführer<br />

an. So wurde es über Wolfgang und Henk möglich, daß die Braunschweiger über 11<br />

Jahre am holländischen Pfadfinderführertreffen, dem Kompulan in Ommen, teilnehmen konnten.<br />

Pedder (Peter Köster) hat von dort übrigens seine Wiesje mitgenommen, aber auch andere<br />

haben ernsthafte Begegnungen mit dem weiblichen Geschlecht gewagt.<br />

unterwegs mit dem selbstgebauten Roverbus<br />

Wolfgang sagte, ach Schniebel, was wir gemacht haben, das weißt du ja selbst. Lager und<br />

Fahrten nach und in Stüde, an die Aller, Pawelsches Holz, Buchhorst, die Rovertour mit Henk<br />

und Gerold Homberger zu Fuß über Abbenrode und nach Neudorf Platendorf, immer wieder<br />

im Harz, das <strong>Stamm</strong>eslager in der Jugendherberge, wo wir nachts die SOS Morsezeichen einer<br />

Taschenlampe gesehen haben, alle aufbrachen und einen Verletzten am Rammelsberg<br />

fanden, das Bein schienten, ihn abtransportieren und er dann vor der Jugendherberge von der<br />

Trage aufstand, sich bedankte und entfernte. Dies war eine mit Pfadfindern von der CP abgekartete<br />

Sache. Die Schwedenfahrt mit Fuad und die vielen Unternehmungen wie Sonntagsmorgens<br />

das Singen in den Altenheimen usw..<br />

Als Karl Heinz damals aus Kanada auf Besuch kam, er den alten Lagerplatz in Stüde noch<br />

mal sehen wollte, da zogen wir doch mit Hasso in den Harz, ließen uns von unseren Frauen<br />

bis zum Torfhaus bringen – am Rehberger Graben vorbei bis zum Forstamt Braunlage. Als<br />

17


der Förster Reiner Hackelberg nach 30 Jahren die Haustür aufmachte und den Karl Heinz sah,<br />

lachte er und sagte, du bist doch der, der damals im Winterlager in der Köthe am Rehberger<br />

Graben Salz anstatt Zucker in den Tschai geschüttet hat. Er stellte uns seine Jagdhütte zur<br />

Verfügung, und wir hatten ein tolles Wochenende.<br />

Wolfgangs Sohn Dirk gehörte mit zu den ersten Pfadfindern, die in den 80er Jahren wieder in<br />

BS angefangen hatten. Wir haben uns unsere Freundschaft bis auf den heutigen Tag bewahrt,<br />

sehen uns regelmäßig und waren so gesehen 2000 und 2005 auch mit unseren Damen auf<br />

Großfahrt in Brasilien. Da haben wir unseren alten Pfadfinderfreund Henk Vos anläßlich seiner<br />

Geburtstages besucht. Du setzt die Pfadfinderei im Campingwesen fort, wir zockeln von<br />

Zeit zu Zeit in den Jugendherbergen herum.<br />

Waltraud, die Ehefrau vom Wolfgang sagte nach dem Telefongespräch, Wolfgangs Leben ist<br />

entscheidend durch die Pfadfinderei geprägt.<br />

Lothars Telefongespräch<br />

Ich wohnte mit meiner Familie damals am Hopfengarten – gespielt haben wir immer am Leonhardtsplatz,<br />

da wo in der alten Holzbaracke vom Jugendamt die Jugendgruppen ihre Heimabende<br />

hatten - heute steht da die Stadthalle – abends saßen die Pfadfinder draußen und haben<br />

gesungen – da wollte ich mitmachen und bin so zu den Pfadfindern gekommen – ich bekam<br />

mein Halstuch, das habe ich heute noch und auch einige Logbücher – Bodo Papendorf<br />

führte den einen Trupp, Diki (Dieter Kiehne) den anderen – Hajo Loos war auch dabei, den<br />

habe ich kürzlich angesprochen, er wollte sich bei Dir melden – wir waren die Sippe Berglöwen,<br />

du warst doch auch dabei – ich wurde dann Sippenführer der Biber und habe dann einen<br />

eigenen Trupp gehabt – Peter Fischer von der Comeniusstraße war auch dabei, er war der gute<br />

Klampfenspieler und ist dann zur Marine gegangen und mit der Pamir untergegangen – die<br />

Pfadfinder waren meine zweite Heimat, sie gaben mit Halt – mit Karl Heinz wollte ich nach<br />

Kanada auswandern – da gab es aus der Südstadt noch den Falke Wendebourg, ein feiner<br />

Charakter, bloß immer etwas schusselig – sein Bruder Nat war auch dabei – die Eltern haben<br />

18


uns sehr unterstützt – auch Hasso war ein wenig unbeholfen, wenn er einen Stein in die Hand<br />

nahm, war gleich eine Fensterscheibe kaputt – die Schwedenfahrt 1952 und die Jugoslawienfahrt<br />

1955 3 waren für mich von großer Bedeutung, vor zwei Jahren bin ich mit meiner Frau<br />

fast die ganze Fahrt von 1952 noch einmal abgefahren, damals waren wir an den Plitwischer<br />

Seen alleine, heute ist da ein Touristenrummel – ich werde mich hinsetzen, in den Logbüchern<br />

nachschauen und noch einmal ein paar Stichworte aufschreiben - .....<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

Gesammelte Werke von Crabbe<br />

Absender: "Erben Ass" <br />

Empfänger: "Schniebel" <br />

Betreff: Aus der Schatztruhe eines Oldie-Pfadfinders ausgekramt.<br />

Hallo Schniebel,<br />

wie versprochen sende ich dir einige Unterlagen, die vielleicht für andere interessant sein könnten.<br />

Auszüge aus dem Tagebuch meiner 14 monatigen Südamerikareise würden allerdings die E-mail<br />

Seite sprengen. So etwas kann man nur mündlich weitergeben. Ich hätte zwar auch noch Liedertexte,<br />

aber auch diese wurden wie so oft, mündlich - ohne Noten-überliefert.<br />

Ich hoffe die Datenübertragung klappt.<br />

Herzliche Grüße auch an Marlies<br />

bleibt gesund und bis bald<br />

Crabbe<br />

Betreff: Übertragungsdaten<br />

Absender: "Erben Ass" <br />

Empfänger: "Schniebel" <br />

Datum: 06. Mar 2006 11:14<br />

Hallo Schniebel,<br />

ich bin es schon wieder. Bei der Kontrolle meiner Sendung musste ich feststellen, dass einige Seiten<br />

nur teilweise übertragen wurden. Die Schrift ist wesentlich größer als das<br />

Original. Warum kann ich auch nicht sagen.<br />

Ich werde dir deshalb die Faxoriginale per Post zusenden.<br />

Tschüß<br />

Crabbe<br />

3<br />

Knut Bode; Unsere Großfahrt durch Jugoslawien im Sommer 1955; Eigendruck, 7 Seiten anläßlich des 70.<br />

Geburtstages vom Vater Lothar. Fünf Jungen, fünf Wochen zu Fuß mit Kothe, Affen und Hordenpott quer durch<br />

das Land, zu Gast bei deutschen Kriegsgefangenen in Sarajewo usw.<br />

19


Die Unterlagen vom Crabbe: Insgesamt 18 Seiten – <strong>Voortrekker</strong>symbol - auf der ersten Seite<br />

Wagenrad mit Tierkopf, Verfasser vom Bild und Grafik Pedder (Peter Köster)<br />

<strong>Stamm</strong>eslied<br />

Kommt alle herbei und hört das Lied,<br />

das uns weit in die Ferne zieht,<br />

frei im hellen Sonnenschein,<br />

ziehen wir in das Land,<br />

ziehn wir in die wunderschöne Welt hinein.<br />

Warum treibt es uns hinaus?<br />

Warum sind wir nie zu Haus?<br />

Selbst wenn der Nordwind geht,<br />

wenn Nebel gehen;<br />

weil wir deutsche Pfadfinder sind,<br />

die vor Regen sich nicht fürchten<br />

und vor Wind,<br />

die zu jeder Jahreszeit<br />

sind mit Freud allzeit bereit<br />

für das Gute einzutreten<br />

auf der Welt.<br />

<strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> werden wir genannt ...<br />

(Erste Strophe siehe weiter vorn)<br />

Ein Schild mit Speersymbol kennzeichnet die 2. Seite seines Briefes.<br />

Griechenland – Tagebuchauszug der Jamboreesippe unseres <strong>Stamm</strong>es<br />

„Am 23.7.63 treffen sich Scholle, Meise, Zeitung, Ludi und Crabbe in Braunschweig<br />

vor dem Hauptbahnhof. ..... 24.7. Um 6.00 h werden wir geweckt. Schnell<br />

wird das Gepäck zusammengepackt, und ab geht es zum Hauptbahnhof. Dort sind<br />

auch schon viele DPSG und CP Pfadfinder versammelt .... 25.7. Der langersehnte<br />

Morgen ist da ....usw. bis 3.8. Heute ist Sonntag ....“<br />

Tehe Boy Scouts of Germany will be glad to see You at their NATIONAL<br />

DSPLAY The Valley of the Demons ….<br />

“Sie tragen Eulen nach Athen“ Zeitungsartikel der BZ ....<br />

20


Auszug aus „Kornett“ – Sippenprogramme – Die Pfadfinderei ist, wie wir ja wissen,<br />

ein großes Spiel. ... Seite 25 – 31, Seite 5657 Knotentechniken ... Seite 56 –<br />

57 anderer Jahrgang Tischgebete und Tischsprüche<br />

Jungenleben, 12. Jahrgang April 1961, Briefe an die Jungenschaft im Bund Deutscher<br />

Pfadfinder mit dem Artikel „Werde nie ein Spießer!“<br />

Diese Unterlagen sind an die jungen Pfadfinder des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> direkt übersandt<br />

worden, eine Kopie kann bei Schniebel eingesehen werden.<br />

Knut Gabel - Ein Brückenschlag zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und Pfadfindern<br />

in Paraguay<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

From: Dr. Horst F. W. Stukenberg<br />

To: Paramanta Hotel Asunción<br />

Sent: Saturday, April 29, 2006 5:21 AM Subject: Re: Wetten, dass...?<br />

Lieber Knut,<br />

meine Post häuft sich - gerade habe ich eine Woche lang ein Seminar in Tossens an der Nordseeküste<br />

gehabt und davor war ich zwei Wochen in Israel und es geht lustig so weiter.<br />

Zunächst habe Dank für Deine Zeilen - sobald ich mehr Luft habe, werde ich mich blicken<br />

lassen und unbesehen davon bietet sich Dir Bad Harzburg jederzeit an - der Schlüssel zum<br />

Haus liegt im runden Fenster auf der Terrasse (viele der alten Freunde wissen um den Zugang).<br />

Danke auch für den konkreten Hinweis, wie man etwas günstiger zu Euch kommen<br />

kann.<br />

Zwei Menschen vom letzten Seminar interessieren sich für Paraguay und Südamerika. Hans<br />

war Seemann und treibt sich oft in Südamerika herum, Frau Wedelstaedt hat ein Hotel gleich<br />

hinter dem Deich in Tossens. Ihr hat man einmal in Brasilien das Messer an den Hals gesetzt,<br />

man wollte ihr Bestes. Hier handelt es sich um zahlende Gäste, Deine Adresse mail ich ihnen<br />

anschließend zu.<br />

Sag an, Du alter Fuchs. Du warst doch einmal Pfadfinder, zudem noch Rover. Wer hat Dich<br />

gekeilt, was habt Ihr so getrieben. Das wollen die Pfadfinder vom heutigen <strong>Stamm</strong> der<br />

<strong>Voortrekker</strong> wissen. Magst Du nicht ein paar Sätze aus Deiner Erinnerung kramen? Anbei an<br />

Dich noch einmal das Schreiben, welches Du vor Wochen bekommen haben mußt.<br />

Etwas in Eile grüße ich Dich ganz lieb<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.<br />

"Paramanta Hotel Asunción" schrieb:<br />

21


Lieber Schniebel,<br />

danke für Dein mail. Das mail in der Anlage hatte ich nicht bekommen. Aber jetzt habe<br />

ich es ja, somit habe ich auch ein paar Erinnerungen hervorgekramt. Ich schick'<br />

das mal so ab, um mich nicht in Einzelheiten zu verlieren.<br />

Auch hier gibt es Pfadfinder und vielleicht kann man ja mal einen Brückenschlag wagen,<br />

eine Partnerschaft zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und den hiesigen Pfadfindern...<br />

wenn da nicht die Sprachprobleme wären, denn mit englisch ist hier nicht viel. Allen<br />

Pfadfindern des neuen <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> also herzliche Grüsse aus Paraguay...<br />

wo die Zeit in weiten Teilen des Landes stehen geblieben ist...<br />

<br />

Was habt Ihr denn damals auf den Sippen- und Truppabend (heute Gilde) so gemacht?<br />

Ich denke, wir haben das Gleiche gemacht, wie alle Pfadfinder heute auch noch: Nämlich<br />

in erster Linie mal die Klampfe mitgebracht, gesungen, gesungen und gesungen!<br />

Neue Lieder einstudiert, nahe und ferne Fahrten vorbereitet. Knoten... daran erinnere<br />

ich mich noch. Und unser Grundstück und Haus (s.u.) in Schuss gehalten... Unkraut<br />

zupfen, pinseln... und den Rost vom Roverbus kratzen.<br />

Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg? Wohin gingen<br />

die Großfahrten? Wie war das damals?<br />

In den Elm und in den Harz, das lag ja nun mal vor der Tür. Auch ins Weserbergland.<br />

Und davon haben wir auch reichlich Gebrauch gemacht: Jedes Wochenende. Wenn<br />

22


nicht die ganze Sippe, so doch oft auch zu zweit oder zu dritt. Manche durften ja auch<br />

nicht mit, z.B. wenn sie eine Mathe-Arbeit verhauen hatten! Torfhaus, oberer und unterer<br />

Grabenweg (?) z.B. Wir hatten jeder einen "Affen", und da war das Nötigste<br />

drin. Gepennt wurde in der "Lokomotive", das war eine Kotenbahn, und die war<br />

schnell aufgebaut. Unsere Sippe hieß "Schwarzer Panther", und wir waren alle (etwa<br />

12 Jungen) sehr stolz. Natürlich hatten wir auch Fahrtenbücher und Liederbücher. Die<br />

Klampfe war immer dabei. In die Nähe mit dem Fahrrad - Osterlager, Pfingstlager -<br />

und weiter weg "per Anhalter". Die ganz großen Fahrten gingen durch Frankreich<br />

nach Spanien bis runter nach Gibraltar, wo wir in Cadiz im Obdachlosenheim pennten.<br />

Nach Schweden bis über den Polarkreis hinauf nach Luleo und Narvik in Norwegen.<br />

Dort sind wir im Kebnekaise-Gebiet gewandert, auf unwegsamen Pfaden, durch<br />

eisige, reissende Flüsse und Schnee. Das Nordkap haben wir leider nicht erreicht. Mit<br />

der Rovergruppe war ich in Holland und hätte mich dort beinahe in eine hübsche Holländerin<br />

verliebt.<br />

Wo fanden die Heimabende statt, wie Du zu den Pfadfindern gekommen (von wem möglicherweise<br />

gekeilt)?<br />

Von den Rovern selbst ausgebautes Heim im Gartengrundstück Friedrich-Voigtlämnder-Straße<br />

Ich hab mich selber "beworben" und wurde halbwegs für gut befunden. Na denn! Wir<br />

hatten ein tolles leeres Grundstück, so um die 1000 qm, mit einem kleinen Haus<br />

drauf an der Querumer Straße fast Gliesmaroderstrasse. Da hatten wir unsere Heimabende<br />

und natürlich mussten wir auch das Grundstück sauber halten von Unkraut<br />

usw. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mir mal beim Arbeiten an einem Stacheldrahtzaun<br />

fast den ganzen Unterschenkel aufgerissen habe. Die Narbe habe ich heute<br />

noch als Erinnerung.<br />

Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig und Umgebung? Können wir die<br />

einmal kennenlernen?<br />

Das weiss ich leider nicht, da hat wohl in erster Linie mal Schniebel die besten Kontakte.<br />

Von wann bis wann warst Du Pfadfinder? Was war für Dich damals wichtig?<br />

23


Ich war etwa vom 13. Lebensjahr an dabei und mit dem Eintreten in die Bundeswehr<br />

war dann definitiv Schluss. Die Pfadfinderei wurde von einer "anderen" Art Abenteuer<br />

abgelösst. Aber wie sich das für einen echten Pfadfinder gehört natürlich nicht bei<br />

Muttern in Braunschweig, sondern etwas weiter weg, in diesem Fall in Berchtesgaden<br />

bei den Gebirgsjägern. Hier habe ich eine sehr schöne Zeit verbracht, zwei Jahre.<br />

Was war für mich wichtig? In erster Linie die Kameradschaft, das Zusammensein mit<br />

Gleichgesinnten (Mädchen waren zu dieser Zeit noch nicht bei uns, das kam dann erst<br />

später, aber nicht mehr zu meiner Zeit), unsere Fahrten natürlich und auf diesen die<br />

damit verbundene Selbständigkeit und natürlich eine gewisse "Freiheit". Apropos<br />

Freiheit: da sind wir auch mal zu zweit nach Hamburg getrampt und haben unter dem<br />

Bismarck-Denkmal unsere Kluft gewechselt, um mal auf der Reeperbahn "so richtig<br />

was zu erleben". Am nächsten Morgen waren unsere unter Bismarck's Aufsicht versteckten<br />

Affen verschwunden. Wir konnten sie uns bei der Polizei wieder abholen.<br />

Natürlich wussten unsere Eltern von nichts, sie dachten wir seien im Harz gewesen.<br />

Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im <strong>Stamm</strong>, im Roverkreis? Mit wem stehst Du<br />

heute möglicherweise noch in Verbindung?<br />

Neuerdings hat mich Schniebel in Südamerika ausgegraben, weiss der Himmel wie,<br />

nach all den Irrungen und Wirrungen in meinem Leben, siehe weiter unten.<br />

Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel?<br />

Dämmert von fern über Hügel der Morgen..., Trampen wir durch's Land... und hundert<br />

andere<br />

Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten<br />

Das physikalische Universum ist nichts anderes als das Selbst, das sich als Seele,<br />

Verstand und physische Materie empfindet. Mit anderen Worten: alle Schöpfungsprozesse<br />

sind Prozesse, durch die das Selbst oder die Seele (oder die Göttlichkeit)<br />

sich selbst ausdrückt. Bewußtsein in Bewegung drückt sich aus als Objekt des Universums<br />

im ewigen Tanz des Lebens. Also: seid Euch Eures Lebens bewußt, in jedem<br />

Augenblick, auch und gerade als Pfadfinder. Seid Vorbild ...und tanzt, tanzt, tanzt<br />

diesen Tanz. Das Leben ist viel zu schön, um es zu versäumen!<br />

Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Pläne, Zelte, Kothen usw.?<br />

Bis vor zwei, drei Jahren hatte ich alle meine selbst geschriebenen Liederbücher mit<br />

Gitarrengriffen, Anmerkungen, Zeichnungen, Fotos und Bildern aufgehoben. Ebenso<br />

meine Fahrtenbücher, mein Sippenbuch "Schwarzer Panther": ...unglaublich sanft ist<br />

sein Tritt, bestechend scharf sein Auge, mächtig sein Sprung...; Alles schon leicht<br />

zerfleddert und irgendwann ist es einem grossen Aufräumen zum Opfer gefallen.<br />

Nun noch was zu meiner Person:<br />

In meinem Buch "REISE NACH NEU-MEXIKO, SZENEN VERGANGENER LEBEN"<br />

(Eigenverlag; vergriffen) steht im Klappentext über mich geschrieben<br />

24


Knut Gabel wurde 1941 in Berlin geboren. Nach Schulzeit und Lehre<br />

als Ernährungsberater im Reform- und Diäthaus mit Ausbildung an<br />

der Reformhaus-Fachakademie schlägt er sich durch als Selfmademan,<br />

unter anderem als Bürogehilfe, Versicherungsvertreter, Taxifahrer,<br />

Bezirksdirektor sowie Verkäufer von Investmentzertifikaten. Immer<br />

erfolgreich, aber nie zufrieden, versucht er sein Glück mit einem<br />

eigenen Reformwaren - Einzelhandelsgeschäft in Braunschweig,<br />

studiert Astrologie und Heilpraktiker, landet nach dem mit totalem<br />

finanziellen Ruin verbundenen Crash seiner Ehe unversehens in der<br />

Modebranche im grossen Geschäft der Blue-Jeans und findet aufs<br />

Neue eine ganz andere Liebhaberei im Import und der Verarbeitung<br />

von künstlichen Blumen und Pflanzen, eine Bestimmung, die ihn in<br />

vielen Reisen nach Asien führt, insbesondere nach Hongkong und<br />

Bangkok. Mit seiner zweiten Frau Katharina lockt ihn der Ruf nach<br />

Australien in eine alternative Siedlung in den Snowy Mountains und<br />

nach Mittel- und Südamerika. Heute betreibt er sein eigenes Vier-<br />

Sterne-Tropen-Hotel in Asunción / Paraguay und genießt es, mit seinem<br />

individuellen Stallgeruch einem internationalen Kreis von anspruchsvollen<br />

Gästen den professionellen Rahmen zu bieten.<br />

Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

Empfänger: "Paramanta Hotel Asunción" <br />

Betreff: Re: ...im runden Fenster auf der Terrasse<br />

Lieber alter Socken,<br />

Montagmorgen - blauer Himmel und doch etwas kalt - 13 Mails werden abgeholt - eine<br />

schnelle Antwort in vielen Fällen - Lesen Deiner Antwort benötigt Zeit und Muße - ich nehme<br />

mir Zeit und Muße, obwohl vieles heute morgen noch bearbeitet werden will - ja, warm wird<br />

mir`s ums Herz - auch Du zeigst Spuren der Vergangenheit und Zeichen, wie Du geworden<br />

bist, der Du bist - zum Selbst, da sollten wir anknüpfen - In meinem Buch "Theorie und Forschung<br />

der Erwachsenenbildung - Selbstgestaltete Bildungsarbeit in der Erwachsenenbildung";<br />

Roderer Verlag Regensburg steht u. a. ein eigenes Kapitel zur doppelten Bedeutung<br />

des SELBST - Gesternabend waren wir für eine Stunde in BS den Wolfgang besuchend - da<br />

sprachen wir auch über Südamerika - das Land rückt nach Deinem letzten Brief unweigerlich<br />

näher, Du Rattenfänger.<br />

Mit liebem Gruß und herzlichem Dank<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

25


Gert Dahms – Syrien - Die Fahrt der Fahrten<br />

schrieb:<br />

‣ Schniebel,<br />

‣ ich denke du machst das schon.<br />

‣ Gut Pfad! von einem 1-j <strong>Stamm</strong>esführer, der bei der Bepo (Friedrich-Voigtländer-<br />

Straße) Dienst machte und Schniebel bei Mot. Land kennerlernte. - Syrien: Na das<br />

war ja überhaupt "die Fahrt der Fahrten".<br />

‣ Gruß Gert<br />

Auch Gert gehörte zu den Einwanderern – als <strong>Stamm</strong>esführer in Stade kam er zur Bereitschaftspolizei<br />

nach Braunschweig – meldete sich sogleich bei den Pfadfindern – wirkte mit<br />

und ging auch hier mit in die <strong>Stamm</strong>esführung – 1962 folgten wir einer Einladung der syrischen<br />

Pfadfinder und unternahmen eine „Weltreise“ in den Orient des 20. Jahrhunderts -.<br />

1967 war Gert auch mit von der Partie, als die Pfadfinderführer aus Braunschweig die ersten<br />

Polenkontakte zu knüpfen begannen - Später an die Küste zurückgekehrt wurde er der Storchenvater<br />

vom Stader Land und war neben dem Polizeiberuf hauptsächlich als Vogelkundler<br />

in aller Welt auf Reisen und tätig. Seine Frau Heinke half ganz tüchtig mit beim Bau in<br />

Bündheim und war wohl eine der ersten Freundinnen, die sehr früh sterben mußte.<br />

Von den zwei Söhnen war es der Falk, der mit dem Grafen Bismarck in Südamerika im Urwald<br />

Entwicklungshilfeaufgaben erledigte – eines abends erfolgte eine Einladung in ein vornehmes<br />

Hotel – der Besitzer legte das Gästebuch vor und schaute beim Eintragen über die<br />

Schulter – in Deutschland gibt es einen Gert Dahms, kennen Sie den zufällig – die Antwort:<br />

Das ist mein Vater – so erzählte man sich im fernen Südamerika Nähe des Urwalds von dem<br />

gemeinsamen Leben bei den Pfadfindern, speziell bei den Rovern in Braunschweig – der Hotelbesitzer<br />

war Knut Gabel – so kamen wir wieder zusammen.<br />

Udo Wallis – Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder<br />

<br />

•<br />

•<br />

•••<br />

<br />

<br />

Hallo Schniebel,<br />

offensichtlich, einmal Pfadfinder - immer Pfadfinder. Diese Organisation in sich ist ja<br />

schon fast eine Institution die keinen aus ihrem Bann entlässt.<br />

Auch ich hatte 2005 eine Begegnung die für mich eine große Überraschung war. Es<br />

existiert eine Freimaurerloge mit dem Namen „ Weiße Lilie“ und zeigt in ihrem Bijou<br />

eine Lilie die identisch der des BDP ist und hat sich auch weitgehendst aus ehemaligen<br />

Pfadfindern rekrutiert. Als Krönung ist noch anzusehen, zumindest für einen<br />

Ehemaligen, dass diese Loge durch Deutschland „ nomadisiert“. Das heißt, sie besuchen<br />

fremde Logen um ihre Tempelarbeiten zu zelebrieren. Abschließend wurde auch<br />

das uns allen bekannte Lied „Nehmt Abschied Brüder……“ gesungen. Ich muss allerdings<br />

anmerken, dass dieses auch bei uns Freimaurern bekannt und bei entspre-<br />

26


chenden Anlässen gemeinsam vorgetragen wird. Dadurch, dass diese Brüder mehr<br />

oder weniger nur auf der Durchreise waren, gab es wenig Gelegenheit, sich über den<br />

eigentlichen Hintergrund kundig zu machen.<br />

<br />

So, nun aber zu deinem Fragenkomplex, ich versuche es chronologisch:<br />

<br />

Ich wurde durch Arno Hille (Arnchen) 1958 gekeilt. Der Sippenname ist mir<br />

entfallen. Der Sippenführer war Achim Bernd; der <strong>Stamm</strong>esführer Willy<br />

Carius. Ich glaube einen Trupp „Geusen“ gab es auch.<br />

<br />

<br />

Die Heimabende haben im <strong>Stamm</strong>esheim Voigtländer Str., später als ich meine<br />

eigene Sippe „Kreuzspinne“ hatte bei Volker Laiendecker (Laie) im Keller in<br />

Melverode abgehalten. Die Schnitzeljagdmentalität hatte sich durch das Ausklingen<br />

der Pubertät als nicht mehr sinnvoll erwiesen, und die Sippe wurde<br />

aufgelöst. Ob irgendwelche „Reliquien“ aufgehoben, gelagert oder weitergereicht<br />

wurden, vermag ich nicht zu beantworten. Ich habe nur noch einen Abdruck<br />

des Sippenstempels den ich selbst entworfen und herstellen ließ (Stempel-Düwel<br />

in BS).<br />

Die Aktivitäten bezogen sich vorrangig auf pfadfinder-spezifische Techniken,<br />

die bei gemeinsamen Wochenend - Fahrten, vorwiegend Rieseberg ( Moor-<br />

Wald- Gegend bei Königslutter ) oder Leiferde bei Gifhorn praxisgerecht umgesetzt<br />

wurden. Tierfütterung im Winter war auch angesagt. Kulturell, soziale<br />

oder politische Interessen waren nicht angezeigt. Zu einer so genannten >Inneren<br />

Führung< wurden wir nicht angehalten.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Großfahrten sind mir nur noch erinnerlich: Ommen- Jamboree, Hindelang/Oberstdorf<br />

in den Alpen im Winter .Teilnehmer u.a. Krabbe, Scholle<br />

Schnabel, Arnchen,? ? ?.<br />

Einen selbst angefertigten Reisebericht, der auch nett illustriert war, wurde<br />

von mir vor ca. 5 Jahren im Zuge einer Aufräumaktion beseitigt. Ich meine,<br />

daß unter anderen auch Crabbe in Griechenland, Finnland und des Öfteren in<br />

den Niederlanden war. Arnchen und ich waren auch einmal in der Schweiz, bin<br />

mir aber nicht sicher, ob es sich um eine offizielle Fahrt handelte.<br />

Die verbliebenen Voortrecker in dieser Region sind Dir mit Sicherheit bekannter<br />

als mir. Kontakte habe ich eigentlich nur zu Arnchen. Achim Bernd und Peter<br />

Breuer habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen, auch Verbindungen<br />

zu meinen alten „Kreuzspinnen“ sind nicht mehr vorhanden. Fuad kann sich<br />

gar nicht mehr an mich erinnern.<br />

Nach den Wirren, bedingt durch den Tod meiner Mutter und mangelnder Nähe<br />

zum Vater suchte ich einen Mittelpunkt, der außerhalb der Familie lag. Die sozialen<br />

Umstände in Verbindung von immerwährenden Pflichten engten meinen<br />

schon damals stark ausgeprägten Freiheitsdrang ein. Die Sippe gab mir Freiheit<br />

und zeigte mir Räume und Erkennen der eigenen Identität.<br />

27


Was den Pfadfindern unbedingt mit auf den Weg gegeben werden sollte, sind<br />

neutrale staatspolitische Strukturen, Disziplin und Toleranz mit Stärkung der<br />

eigenen Identität.<br />

1963 hatte ich Braunschweig Richtung Stuttgart verlassen, um mich anschließend<br />

weiter in Spanien und Marokko herumzutreiben. Die Verbindungen zur<br />

Pfadfinderei verblassten und es bestand auch keinerlei Verlangen zu einer<br />

Neuaktivierung.<br />

Ja Schniebel, wahrscheinlich würde das Eine oder das Andere nach längerem Graben<br />

zu den verschütteten Schubladen auftauchen, aber mein Manko ist, dass ich - egal<br />

um welche Thematik es sich handelt - es als abgehandelt betrachte, um Platz für<br />

Neues zu bekommen.<br />

Es ist ja nicht viel, womit ich Dir zu helfen versuche, aber mit Kombinationen der anderen<br />

Infos könnten die Mosaiksteinchen vielleicht doch noch eine schemenhaft erscheinende<br />

Rekonstruktion projizieren.<br />

Liebe Grüße , auch an Marlies, viel Erfolg auf den historischen Spuren der <strong>Voortrekker</strong><br />

wünscht<br />

Udo<br />

Klaus Börker – Einer der ersten Stunden – Erinnerungen und Bilder<br />

Absender: "Klaus Boerker" <br />

Empfänger: <br />

Datum: 23. Mai 2005 13:49<br />

Betreff: Grüße aus Kornwestheim<br />

Es war mir eine große Freude, als die Stimme meines Pfadfinder-Kameraden " Schniebel"<br />

(mit bürgerlichen Namen Horst Stukenberg), an mein Ohr drang, eine Stimme, die überaus<br />

jugendlich klang und keineswegs mit dem tatsächlichen Jahrgang dieses einstigen Draufgängers<br />

in Zusammenhang zu bringen war. Inzwischen sind über fünfzig Jahre vergangen, in<br />

denen wir uns aus dem Auge verloren haben.<br />

Die prächtigen Menschen, die die Pfadfinderei im Sinne Sir Baden-Powells auf den Schild<br />

hoben und die sich unter den argwöhnischen Blicken unserer Erziehungsberechtigten nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg zu etablieren versuchten, mussten erst einmal Überzeugungsarbeit<br />

leisten, um das Image, das die Erfahrung mit der Hitlerjugend und ihren Führern in den Köpfen<br />

unserer Eltern angerichtet hatte, glaubwürdig auszuräumen. Bei mir begann es, als wir<br />

auf der Straße mit selbstgefertigten Bällen aus Lumpen, die mit Gummibändern von Ein-<br />

28


weckgläsern zusammengehalten wurden, Fußball spielten. Ein Mann sprach uns an, begeisterte<br />

uns mit den Inhalten seiner Ausführungen über Pfadfinder, über die Gemeinschaft, die<br />

tägliche gute Tat, die gemeinsamen Heimabende, die mit Spielen und Lernen angefüllt sein<br />

würden, mit gemeinsamen Fahrten, Zeltlagern und Welt-Pfadfinder-Treffen, so genannten<br />

Jamborees. Und falls wir Interesse hätten, läge es nur noch an der Beschaffung einer Glühbirne,<br />

den Raum für die Heimabende habe er bereits in der Comenius Schule besorgt.<br />

So kam ich zur Pfadfinderei und lernte dort unter<br />

vielen anderen Gleichgesinnten Schniebel kennen,<br />

der mit seiner Mutter ganz in unserer Nähe wohnte.<br />

1952 waren wir zusammen in Schweden. In meinem<br />

Leben das erste große Event. 1954, ich war in der<br />

Schuhmacherlehre bei meinem Vater tätig, stand<br />

eines Tages Schniebel in unserer Werkstatt und erzählte<br />

mir, er habe ein Motorrad gekauft, und sei im<br />

Begriff eine dreiwöchendliche Reise nach Italien zu<br />

unternehmen und ob ich nicht Lust hätte mitzukommen.<br />

Die Zustimmung meines Vaters und Lehrherrn<br />

habe ich bekommen und das war der Beginn<br />

einer eindrucksvollen Reise, die meine Liebe zu<br />

Italien geprägt und bis heute nicht verlassen hat.<br />

Warum schreibe ich das? Weil eine gemeinsame<br />

Reise mit vielen Unbekannten, vielen kleinen und<br />

größeren Begebenheiten, die Stärken und die<br />

Schwächen des Einzelnen aufdeckt (wenn man es<br />

denn erkennen will). An der Seite Schniebels habe ich mich in keiner Zeit unsicher gefühlt.<br />

Durch seine Größe und kräftige Figur, sein selbstsicheres Auftreten fühlte ich mich beschützt,<br />

sein Optimismus schien unbegrenzt. Seine fahrerische Leistung beachtlich ebenso meine beifahrerische<br />

Leistung. Hatte ich doch nie vorher ähnliches vollzogen. Koordination und Harmonie<br />

waren hier gefragt und nach einer erheblichen Brandblase meines rechten Beines vom<br />

heißen Auspuff und ein paar Umfallern hatten wir das im Griff.<br />

In der Blüte seiner Jahre verstand er mit seinem jungenhaften Grinsen und seiner ausgesprochenen<br />

italienischen Sprachbegabung (mit Händen und Gesten), die italienische Weiblichkeit<br />

für sich einzunehmen (Belegfoto Milano). Ob am Lido von Milano oder in den Hafenkneipen<br />

Genuas verstand er es immer - auf Grund unserer Finanzkraft - zu organisieren, so kam es zu<br />

meiner denkwürdigsten Situation dieser<br />

Reise und zu der Möglichkeit, Kenntnis<br />

davon zu erhalten, dass er ganz schön<br />

wütend werden - und fluchen konnte.<br />

Und das kam so: Vor der Grenze<br />

Chiasso haben wir uns beim Bäcker ein<br />

süßes Stück Gebäck gekauft und gegessen<br />

und fortan an diesem Tage nichts<br />

mehr. Die neuen Eindrücke von der<br />

Stadt Mailand, die Besichtigungen und<br />

so wurde es schon dunkel, als wir auf<br />

den Campingplatz kamen. Unsere<br />

Nachbarn hatten sich zusammengefunden,<br />

scherzten, tranken Vino und san-<br />

29


gen zur Gitarre. Schniebel machte ihnen klar, dass auch ich des Instrumentes mächtig sei und<br />

nach: "Spaghetti, Ravioli, Tomato"... - ein Song aus dem Anfang der fünfziger Jahre - floss<br />

der Wein in die Becher. Als wir aus dem Zelt, in welchem das ganze stattfand, ins Freie traten,<br />

bekam ich einen Schlag, wie mit einer Keule, flog über das nächste Spannseil eines benachbarten<br />

Zeltes und nahm im Unterbewusstsein wahr, dass ich besoffen sei. Kein Wunder,<br />

nichts im Magen außer vino rosso.<br />

Als ich in unser aus Dreiecksbahnen geköpftes Zelt kroch, hatte sich mein Freund Schniebel<br />

bereits in den Bereich der Träume begeben. Da wurde mir schlecht, so schlecht! Ich versuchte<br />

mit aller Kraft die Knöpfe des Zeltes zu öffnen, um wieder ins Freie zu gelangen, bemerkte<br />

aber nicht, das ich am Fensterschlitz versuchte ins Freie zu gelangen. Als es mir dann gelang,<br />

zwei Knöpfe der richtigen Öffnung aufzumachen, reichte die Zeit nicht mehr, als nur den<br />

Kopf hinauszustrecken. Und dann brach alles aus mir heraus......! Danach wurde mir besser,<br />

ich legte mich hin und schlief ein.<br />

Aufgewacht bin ich am anderen Morgen durch ein Schimpfen und Fluchen: "Wenn ich die<br />

Sau erwische die uns hier aufs Zelt gekotzt hat....! Na, der kann was erleben"! In Genua habe<br />

ich ihm dann gebeichtet, dass ich es gewesen sei.<br />

Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

Empfänger: "Klaus Boerker" <br />

Datum: 01. Jun 2005 19:07<br />

Betreff: <strong>Voortrekker</strong> (fwd)<br />

Lieber Klaus,<br />

nun erst komme ich dazu, Deine Mail aufmerksam zu lesen und vor allem, auch zu beantworten.<br />

Zu viel liegt auf dem Schreibtisch, zu viel habe ich um die Ohren.<br />

Ja, es stimmt sicherlich, daß ich in der Pfadfinderhierarchie weitergekommen bin und weitergeben<br />

durfte, was ich empfangen hab. Die einen waren länger dabei, die anderen kürzer.<br />

Aber ich kenne kaum einen Menschen, der mit uns war und nicht eine gewisse Formung für<br />

sein ganzes Leben erfuhr. Das bestätigte vor Tagen auch der Lothar Bode. Einige brauchen<br />

eben weniger Zeit, um die gleiche Wirkung zu erleben, als andere, die Langsameren. Ich gehöre<br />

zu den Langsamen.<br />

Natürlich habe ich auch im Beruf gestanden und mußte danach mich tüchtig lang machen.<br />

Keine Mittlere Reife, kein Abi, alles wollte erst nachgeholt werden. Dann die Familie, drei<br />

Kinder und wenig Geld. Darüber könnten wir uns ja einmal austauschen, wenn wir mit unseren<br />

Frauen zusammen sind. Backt eine Kirschtorte, und morgen stehen wir vor der Tür.<br />

Einen großen Freundeskreis, ja, der ist herangewachsen. Aber nicht nur die alten Socken, die<br />

geblieben sind, sondern aus allen Bereichen sind immer wieder neue dazugekommen, so auch<br />

aus dem Universitätsbereich.<br />

Jeder geht seinen Weg, der eine bequemer, der andere etwas mühseliger. Sei gewiß, es war<br />

und ist nicht immer leicht für mich und meine Frau gewesen. Auch heute bin ich noch ziemlich<br />

involviert und meine Marlis, die 26 Jahre ehrenamtlich für das Weltkinderhilfswerk -<br />

UNICEF eine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut und geleitet hat, der geht es ähnlich.<br />

Aber, "das Leben ist ein großes Spiel, und wer es recht zu spielen weiß, der kommt ans große<br />

Ziel", so oder ähnlich hat es unser BiPi einmal formuliert. Bin ich auch nicht ans große Ziel<br />

30


gelangt, so habe ich jedoch versucht, gut zu spielen und spiele auch - so hoffe ich - noch eine<br />

Weile weiter.<br />

Du bist ein feiner Kerl und hast mir mit Deinen Zeilen ganz viel Mut gemacht, dafür danke<br />

ich Dir. Wenn Du damals auf der Italienfahrt nicht so toll gewesen wärst und auch fotografiert<br />

hättest, wären viele Spuren verwischt, wäre meine Erinnerungsbasis recht schmal. Auch dafür<br />

habe ich Dir oft - allerdings nur im Stillen - gedankt.<br />

Noch zur Technik. Damit tue ich mich recht schwer, das erste Bild war nicht zu öffnen, das<br />

zweite zeigt einen tüchtigen Sportler. Nun ist das erste Bild gar aus der Weiterleitung verschwunden.<br />

Bist Du ein Zauberer?<br />

Mit einem lieben Gruß auch an Dein Weib<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

From: "Klaus Boerker" <br />

To: "Horst Stukenberg" <br />

Subject: Voortrecker<br />

Lieber Schniebel,<br />

nach ein paar Anfangsschwierigkeiten, mir die Niederschrift Deines imponierenden Werkes<br />

für meinen iMac zugänglich zu machen, musste ich feststellen, dass Du eine geradezu atemberaubend<br />

lange Zeit in den Hierarchien der Pfadfinderzunft gelebt, vorgelebt und geführt<br />

hast. Respekt. Selbstverständlich kann ich mit der Vielzahl der apostrophierten Namen keinen<br />

Bezug finden, dazu ist das Zeitmaß meines Aufenthaltes in der Scout-Bewegung zu kurz gewesen,<br />

waren meine Ziele eindeutig auf den Beruf mit all seiner Vielseitigkeit fokussiert. In<br />

jedem Fall konnte ich feststellen, dass Du auf ein riesiges Potential von Bekannten und<br />

Freunden blicken kannst mit denen Dich Gemeinsamkeiten verbinden, die einen unschätzbaren<br />

Wert darstellen.<br />

Es ist schön zu wissen, dass junge Menschen auch gegenwärtig - so sie wollen - die Gelegenheit<br />

haben, sich dieses fantastischen Bundes zu bedienen und praktische Erfahrungen zu<br />

sammeln, die zu allen Zeiten Gültigkeit besitzen. Noch einmal Kompliment und ein schönes<br />

Wochenende<br />

Dein Klaus<br />

Lieber Schniebel,<br />

Deine gelungene Überraschung aus der Heimat (Zeitungsnotiz) habe dankend<br />

erhalten und mit großer Freude gelesen. Es kommt selten vor, dass in einer<br />

Zeitung auf der Vorder- und Rückseite gleich interessante Reportagen zu<br />

lesen sind. Nachdem ich dankenswerter Weise in Deinem großen Verteiler aufgenommen<br />

wurde, stelle ich immer wieder fest, dass Du immer noch als Globetrotter<br />

in den entferntesten Ländern unterwegs bist! Meiner lieben Christel<br />

musste ich die Antwort bezüglich Deines Jahrgangs schuldig bleiben. Ich<br />

vermute aber, dass Du die siebzig auch überschritten haben wirst? Kannst<br />

mich ja mal aufklären. Ich bin im November siebzig geworden. Bist Du noch<br />

in Zeltlagern zu finden oder ziehst Du heute eine gemütliche Pension oder<br />

vier Sterne Hotels vor? Im Mai haben wir Klassentreffen in Berlin. Da werde<br />

31


ich den Norden mal wieder touchieren. Wir werden von Stuttgart rüberfliegen,<br />

denn zwei Tage darauf hat unsere Enkelin Svenja Konfirmation. Unser<br />

Sohn Axel ist als Produktgestalter am Bodensee tätig und unsere Dagmar hat<br />

zwei Töchter Svenja (14) und Annika (12). So jetzt bist Du informiert.<br />

Bleib fit und mobil und sei gegrüßt von Deinem Klaus.<br />

An meinem "Siebzigsten"<br />

Lieber Philipp Rother, liebe Pfadfinderkameraden,<br />

Kornwestheim, 21.07.07<br />

wenn ihr dieses Jahr 60 Jahre alt werdet, dann bin ich mit 11 Jahren Pfadfinder geworden und<br />

das kam so: Wir spielten nachmittags auf der Bergstraße/ Steige regelmäßig Fußball mit einem<br />

Ball, der aus Lumpen bestand und mit Konservenglas-Gummis zusammengehalten wurde.<br />

Das fiel einen Herrn auf, der uns mehrfach beobachtet hatte, uns ansprach und über die<br />

Geschichte der Pfadfinderei/ Lord Baden Powell/ Buren/ Kim-Spiele etc. spannend zu berichten<br />

wusste und uns fragte, ob wir nicht Lust hätten an solch einer Gemeinschaft mit guten<br />

Zielen, teilzunehmen. Wir waren natürlich Feuer und Flamme und hatten nur noch die Hürde<br />

der elterlichen Autorität zu überwinden. Und das war direkt nach dem 2. Weltkrieg gar nicht<br />

so einfach, weil die Erwachsenen noch zu gut die Begeisterungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen<br />

und das schamlose Ausnutzen der Potentaten im Hinterkopf hatten. Auf unsere<br />

Frage wann und wo diese wöchentlichen Treffen nun stattfinden würden, entgegnete der Herr,<br />

dass das schon in der nächsten Woche sein könne, wenn es uns gelänge eine intakte Glühbirne<br />

und ein paar Briketts zu organisieren. Er habe in der Comenius-Schule einen Raum zur Verfügung,<br />

der allerdings dunkel und kalt sei.<br />

Wir überzeugten unsere Eltern, organisierten ein Glühbirne und einige Briketts und von diesem<br />

Zeitpunkt an waren wir eingebunden in eine Gemeinschaft, die ständig größer wurde, und<br />

die uns - nicht nur aus heutiger Sicht - unglaublich bereichert, gebildet und für das Leben fit<br />

gemacht hat. Unserem täglichen Handeln liegt auch heute nach wie vor die gute Tat zugrunde,<br />

die Nächstenliebe, das Bedürfnis zu Reisen auch mit wenigen Mitteln, die Welt zu sehen, das<br />

Interesse an neuen Menschen, gleich welcher Hautfarbe Bildung und Glauben, kennen zu<br />

lernen, sich auszutauschen.<br />

Schniebel und ich kennen uns seit dieser Zeit und wir haben einige große Fahrten und Reisen<br />

zusammen gemacht und viele Sippen-Wettkämpfe bestritten.<br />

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Dann kam der Beruf, die weitere Lebensplanung, Familie, Kinder und der aktive Sport, das<br />

Leben in einem anderen Raum, nämlich Süddeutschland und so verflachten die Kontakte zu<br />

Braunschweig.<br />

Die Einladung zu Eurem großen Event hat mich sehr gefreut und wäre ich näher dran, hätte<br />

ich an diesem großen Ereignis gerne partizipiert.<br />

So bleibt es mir nur, Euch, allen Kameraden früherer Zeiten, Freunden und Gästen ein erfolgreiches<br />

Meeting zu wünschen in der Hoffnung, dass die Pfadfinder weiterhin gute Zeiten haben<br />

mögen.<br />

Gut Pfad<br />

Klaus Börker<br />

PS: In einem Telefongespräch kündigte Klaus an, vielleicht doch kommen zu können<br />

Pedder – Zeitungsbericht der BZ – Erinnerungen und Bilder<br />

"Peter Köster" schrieb:<br />

> Hallo Schniebel, ich habe mal in meinen Unterlagen , bei meinen Dias und<br />

im Keller so etwas gekramt und bin pfündig geworden. Der Totempfahl von der<br />

" Meute der Welfen " ist noch da (Ein mannshoher Stab mit einem modelliertem<br />

Wolfskopf , an dem von jedem Wölfling ein persönlicher Gegenstand gehängt<br />

wurde) Dann natürlich Dias. Schwarz/weiß Fotos von der Hollandfahrt<br />

(1958 )mit Arnchen und Leini nach Texel. - Von der Verabschiedung von<br />

Willi Carius im Pfadfinderheim Gliesmaroder Str.-<br />

Thingkuhle vor dem Heim Friedrich-Voigtländer-Straße<br />

33


Vom Pfadfinderheim Glesma-roder<br />

Straße – Pfingstlager 1961<br />

Bruchhusen-Vilsen – <strong>Stamm</strong>eslager<br />

Frühjahr 1960 – Sommer 1961<br />

Trampen mit Henner, Fiedel, Anchen<br />

und ich, durch Holland –<br />

Bundeslager 1962 an der Ostsee<br />

(Noer?) mit Fotos von Jochen<br />

Senft und seinem Nachfolger –<br />

Dias von Ommen (Holländisches<br />

Pfadfinderführerlager) 1962 –<br />

Bundeslager 1962 an der Ostsee –<br />

Pfingstlager in Söder, Foto von<br />

Hasso – <strong>Stamm</strong>esfahrt Winter<br />

1962/63 nach Zorge mit Foto Reiner<br />

Hackelberg – Wintersonnenwende<br />

mit CP, DPSG und BDP (Wille,<br />

Stefan Berking usw.<br />

Ich hoffe Dir geholfen zu haben<br />

Herzlichen Gruß, bitte auch an<br />

Marlis,<br />

Pedder<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

Absender: "Peter Köster" <br />

Empfänger: "Horst Stukenberg" <br />

Betreff: E-Mail schreiben an: Pfadfinder<br />

Hallo Schniebel,<br />

anbei ein Zeitungsbericht aus der Braunschweiger Zeitung Von meinem Bruder Fritz.<br />

Herzlichen Gruß<br />

Pedder<br />

Der Totempfahl in der Wölflingsmeute<br />

Er ist das Gegenstück zum Wimpel, in der Pfadfindersippe und symbolisiert das Gruppengefühl<br />

der Meute. Zusätzlich sind unter dem Wolfskopf noch die charakteristischen Totems der<br />

einzelnen Wölflinge angehängt. Sie zeigen an, welche Vorlieben , Fähigkeiten oder Eigenarten<br />

der einzelne Wölfling hat, oder was er gerne mag. Er bringt sein Totem mit und befestigt<br />

es an der Stange.<br />

Der beste Wölfling, der Leitwolf, verwahrt den Totempfahl und bringt ihn zu jedem Treffen<br />

mit<br />

Es hängen jetzt bereits 4 Totems an der Stange.<br />

34


1. Jorrit König ( 11 )Jahre , er hat den Totempfahl beschnitzt, er angelt gern mit seinem<br />

Opa, darum hat er als Totem einen Blinker an einem Stahlvorfach ausgesucht.<br />

2. Jule König , sie ist 8 Jahre und fährt gern an die See, dort sucht sie am Strand nach<br />

Gegenständen, die angeschwemmt werden. Ihr Totem ist die Muschel<br />

3. Wiesje ist die Oma von beiden und war früher in Holland bei den Pfadfindern. Sie arbeitet<br />

gern mit Hunden, also ist ihr Totem ein Stück vom Hundehalsband.<br />

4. Pedder war früher Meutenführer in Braunschweig . Die Meute hieß :“ Meute Heinrich<br />

des Löwen.„ Er ist im Ruhestand und leidenschaftlicher Jäger, darum ist sein Totem<br />

eine Rehbockstange.<br />

Pedder (Peter Köster)<br />

Anzumerken ist: Pedder hat, als er die erste Kunde von den heutigen <strong>Voortrekker</strong>n bekam<br />

angekündigt, den alten Totempfahl seiner ehemaligen Meute den heutigen Wölflingen in<br />

Braunschweig zu übergeben. Da er lange nichts gehört hat, verschenkte er den Totempfahl<br />

vor einem Jahr an eine Meute in seiner Nähe. Ermahnt, sein Versprechen einzuhalten, erarbeitete<br />

er mit seinen Enkelkindern zusammen im Gedenken an die heutige Meute der <strong>Voortrekker</strong><br />

einen neuen Totempfahl. Er wird diesen zum 60 jährigen Jubiläum des <strong>Stamm</strong>es<br />

<strong>Voortrekker</strong> am 15. September 2007 mit nach Braunschweig bringen und der heutigen Meute<br />

übergeben. (Schniebel).<br />

35


Mein lieber Pedder,<br />

neulich waren wir bei Crabbe zum Geburtstag - er hat sich riesig gefreut und hat ebenfalls<br />

"gekramt".<br />

Deine Bilder rufen vielfältige Erinnerungen wach. Vor 14 Tagen rief Falk Wendebourg an,<br />

kannst Du Dich an ihn erinnern? Auch er erzählte, fast die halbe Nacht.<br />

Erstaunlich, was da alles so zusammenkommt. Wie gesagt, vom 19. - 21.5.06 kommen einige<br />

der neuen <strong>Voortrekker</strong> zu uns zu Besuch - Crabbe möchte auch vorbeikommen. Na?<br />

Hab herzlichen Dank - ich werde weiter sammeln. Bloß, was machen wir dann damit? Kennst<br />

Du niemanden, der gestalterische Fähigkeiten hat und bei der Zusammenstellung hilft????<br />

Jetzt muß ich gleich wieder weiterreisen und grüße Dich und die Wiesje ganz lieb<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

Großes F und kleine Ladung – Menne Fladung - 1949<br />

Telefonanruf am 15. Februar 2006<br />

hier ist Manfred – erst mußte ich warten, welcher Manfred da sich aus Braunschweig meldet –<br />

dann wird es klar: Du bist der mit dem großen F und kleine ladung, so sagtest Du immer,<br />

wenn Du Fladung meintest. Ja, aber Menne bin ich nicht mehr, denn Menne stammt von<br />

Herrmann ab.<br />

<br />

<br />

Danke für den Brief, es ist interessant an die alte Zeit sich zurück zu erinnern<br />

gibt es den Dieter Kiehne noch? Der wohnte doch im Siegfriedviertel. Er war doch unser<br />

Zugführer, nein Truppführer<br />

38


Bodo Papendorf, aus der Ritterstraße, der stand über alles –<br />

Mohrchen heißt heute nicht mehr Molle, sondern Schnelle, wohnt in der Hedwigstraße<br />

in BS – er hatte doch die Pferdewurst mitgebracht - werde ihn anrufen oder eine Kopie<br />

geben – er hat jetzt eine Wohnung oder Haus in Spanien – hatte er nicht die schweren<br />

Transporte gefahren – früher Frankfurter Str. – das war so eine anrüchige Ecke – na ja<br />

Auf den Heimabenden haben wir doch vor allem gesungen – „Wir sind durch<br />

Deutschland gefahren ...“ und das alte <strong>Stamm</strong>eslied kenne ich auch noch – dann haben<br />

wir unsere Lager und Fahrten vorbereitet –<br />

Herzogsberge beim Schöppenstedter Turm – da wird heute die Autobahn durchgebaut<br />

- eine Fahrt in die Heide zum großen See – immer per Fahrrad, ich hatte doch immer<br />

den Anhänger zu ziehen gehabt – einmal haben wir uns ein Flakzelt aus dem II. Weltkrieg<br />

ausgeliehen, wir hatten doch nichts – oh, das war vielleicht schwer -<br />

Ich habe noch Bilder von damals, da bist Du drauf, die hat meine Frau gemacht - die<br />

werde ich mal vorbeibringen in Harzburg<br />

In Schweden war ich nicht mehr - 1951 bin ich zum Grenzschutz gegangen –<br />

Du warst doch unser Sippenführer - ja, die Berglöwen waren wir – Lothar Bode, den<br />

Namen kenne ich auch noch – da war noch eine andere Sippe, aber darum habe ich<br />

mich nicht gekümmert – wir waren doch immer so oft zusammen – jede Woche zwei<br />

dreimal<br />

Von der Weserberglandfahrt hat Menne nicht gesprochen – per Fahrrad, vier Wochen<br />

– bergauf, bergrunter – auf der Rückfahrt in Seesen haben wir dann zwei nette Mädels<br />

kennengelernt – hatten denen Platz in unserem Zelt eingeräumt – Zelt, weißt du, die<br />

amerikanischen gelben Bahnen mit so einem Zipfel an einem Ende – wir kamen<br />

nachts an, bauten das Zelt auf einem Weg im Wald auf, dann fing es an zu gießen und<br />

goß, alles überflutete und war naß – dann gingen wir zur Polizei und bekamen eine<br />

Zelle zum Schlafen –<br />

Vielleicht schreibe ich mal ein paar Stichworte auf, ja ja ja ........wir kommen vorbei<br />

39


Ich glaube Menne war mein erster Sippenführer und er gehört zu den ersten aus den<br />

Anfangszeit 1948 - wir trafen uns zum Heimabend alle zusammen zuerst noch im<br />

Klassenzimmer der Comenius Schule – ach, was hatte der Menne für einen Witz, Humor,<br />

er strahlte über alle Backen und Probleme gab es wohl für ihn nie.<br />

Abwarten, was kommt, auf jeden Fall habe ich eben schnell ein paar Stichworte festgehalten.<br />

Schniebel<br />

Effi Briest<br />

Lieber Effi,<br />

Ihr seid wahrscheinlich schon on Tour - hab Dank für Deine Zeilen -<br />

an dem Bild mit Koffer wäre auch ich interessiert - neulich haben<br />

wir (Dieter Frühauf also Koffer) und ich ein sehr angenehmes Gespräch<br />

gehabt.<br />

So rief auch der Knut Gabel aus Paraguay an. Und dann, kannst Du den<br />

Henk in Fortaleza/Brasilien nicht einmal kontaktieren?<br />

Euch eine Gute Reise und mit lieben Grüßen bis bald einmal<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

schrieb:<br />

> Hallo Schniebel , vielen Dank für Deine Unterlage "Lesung NDR" sowie<br />

auch die Nachricht über das Bundeslager .<br />

> In Deiner Mail hörte ich erstmals wieder etwas über "Koffer" , der<br />

im richtigen Leben Dieter Frühauf heißt .<br />

> Es gibt da noch ein tolles Foto , auf dem eine Gruppe Pfadfinder<br />

in der Nähe des Elm verkleidet mit umgehängten Kothenplanen Pause<br />

macht . Auf diesem Foto ist u.a. auch Koffer zu sehen.<br />

> Nachdem ich meinen Einsatz in unserer neuen Firma nach 3 Monaten<br />

beendet habe , befinde ich mich wieder im Rentnerleben und es geht<br />

diese Nacht mit noch 2 Ehepaaren ab nach Brasilien .<br />

> Viele Grüße Effi<br />

><br />

Hallo Schniebel , back to the roots .<br />

Es ist schon toll , wie die Vergangenheit wieder zum Vorschein kommt<br />

!<br />

Als eindrucksvollste Touren sind mir die Lager in einem Steinbruch<br />

in den Bodensteiner Klippen mit Klettern im roten Sandstein sowie<br />

die Übernachtungen in der Köthe am Rehberger Graben in Erinnerung<br />

geblieben , dazu als Anlage einige Fotos von ca. 1957 .<br />

Bild 2 zeigt mich und Pit Schaper , der auf der letzten Fahrt der<br />

Pamir ums Leben gekommen ist , beim Gras sammeln im Harz für die<br />

Übernachtung in der Köthe und Bild 4 innerhalb dieser Behausung Dieter<br />

Kiene .<br />

Zu den Liedern fällt mir nur der Turm B aus dem Voggenreiter Verlag<br />

ein , indem ich ca. 50 Lieder gefunden habe , die wir "damals" sangen<br />

.<br />

Einige davon begleite ich inzwischen auf der Klampfe .<br />

Viele Grüße Effi<br />

"<br />

40


Jochen Sperber oder der Jungroverkreis<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

From: "Anke Schröder" <br />

To: <br />

Subject: Anfrage<br />

Lieber Schniebel,<br />

ich habe Deine Anfrage nach den "alten" Geschichten nicht vergessen und bin auch gern bereit<br />

die eine oder andere Geschichte zu schreiben. Im Augeblick ist jedoch mein Kopf ein<br />

wenig voll, da ich meine Zelte in Burgwedel abbaue. Am 1.8. bin ich in Pension und dann<br />

habe ich mehr Luft. Ich melde mich in dieser Angelegenheit wieder. Versprochen! Ich habe<br />

sogar noch ein paar Fotos aus dieser Zeit gefunden.<br />

Viele Grüße, Jochen<br />

42


-----Ursprüngliche Nachricht Dr. Horst F. W. Stukenberg schrieb:<br />

-----<br />

Von: Dr. Horst F. W. Stukenberg [mailto:Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de] Gesendet:<br />

Mittwoch, 21. März 2007 21:18 An: Pedder Koester Cc: Udo Wallis; Udo Wallis; Volkhard<br />

Beins; Dirk Bode; Wolfgang Bode; Uwe und Sybille Bode Bode - Schumann; Klaus Boerker;<br />

Effi Briest; Helmut Burger-Scheidlin; Gert Dahms; Fidschi Gert Friedrichs; Dieter Fruehauf;<br />

Knut Gabel; Burger-Scheidlin, Helmut; Horst Volker Henschel; Heinz Hoernig; Karl Heinz<br />

Hoernig; Wendy Hoernig; Ingrid und Ruediger Immig; Burckhard Crabbe Knocke; Jochen<br />

Langelluedecke; Jochen Struppi Langeluedecke; Heinz-Juergen Lohmann; Hape Pfadf<br />

Gringel; Jochen Pfadf Sperber; Fuad Richi; Fuad Richi; Fuad Rischi; Hermann Rohr; "Lutz<br />

Schön"; "Jürgen Stieghan"; Henk Vos; Tom Rosenthal<br />

Betreff: <strong>Stamm</strong>esabzeichen (fwd)<br />

> Ihr lieben alten "Socken",<br />

> es klingt wie im Märchen oder ein Lied aus alten Zeiten - die <strong>Stamm</strong>esführung der<br />

<strong>Voortrekker</strong> hat mich vor ein paar Tagen angerufen und verlauten lassen, daß der <strong>Stamm</strong><br />

<strong>Voortrekker</strong> einer der ältesten in Niedersachsen sei - man möchte am Wochenende vom 15. -<br />

16. September 2007 (die Pfadfinder allgemein haben dann das 100jährige) eine pfadfinderische<br />

Feier und ein gemütliches Beisammensein anläßlich der 60 Jahre des <strong>Stamm</strong>es in Braunschweig<br />

veranstalten - die ehemaligen Pfadfinder sollen vom heutigen <strong>Stamm</strong> dazu eingeladen<br />

werden - man möchte das Buch (siehe die Anfrage anbei Anlage 1, inzwischen rund 90<br />

Seiten mit vielen Rückmeldungen und Bildern), an dem Ihr mitgewirkt habt (mehr oder minder<br />

oder wo Ihr noch einen Beitrag zu beisteuern könnt) vorstellen - der vom Roverkreis damals<br />

gedrehte Film "Ein Weg zu uns" soll u. a. gezeigt werden usw.<br />

><br />

Der heutige <strong>Stamm</strong> lebt und ist für die heutige Zeit recht aktiv - nun haben sie ein <strong>Stamm</strong>esabzeichen<br />

entworfen (na Pedder, kannst Du etwas entdecken?)<br />

> Ich möchte Euch Mailadressaten (die anderen bekommen einen Brief per Post) nur kurz<br />

vorinformieren und hoffe, daß diejenigen, die noch nicht zu Potte gekommen sind - sich einmal<br />

bei mir melden oder noch etwas zustande bringen.<br />

> Genug der Worte<br />

><br />

> Dein/Euer<br />

> Schniebel<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

From: "Jochen Sperber" <br />

To: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

Subject: Jungroverkreis<br />

Lieber alter "Socke",<br />

es wird Zeit, dass ich Dir endlich schreibe. Im letzten Jahr bin ich pensioniert worden. Ich bin<br />

dem Strukturbetrieb Schule endlich entronnen. Meine Frau und ich sind inzwischen nach<br />

Hitzacker gezogen.<br />

Ich habe nun nicht beschlossen, mich ruhig zu stellen. Vielmehr habe ich angefangen, meine<br />

"Karriere" als Autor und Schriftsteller wieder aufzunehmen und auszubauen. Ich werde keine<br />

Romane schreiben, sondern z.B. Lehrbücher zum Englischunterricht. Mein größtes Projekt ist<br />

derzeit allerdings auf Comics ausgerichtet, die ich zusammen mit einer kleinen Firma entwi-<br />

43


ckelte: Comics fürs Buch, aber auch Comics für das Handy. (WWW.see-mobile.de). Ob aus<br />

der Sache etwa wird und damit viel Geld verdient werden kann, wird sich noch herausstellen<br />

müssen.<br />

Ich habe in längst vergessenen häuslichen Archiven noch ein paar Dokumente aus der Zeit<br />

des Jungroverkreises gefunden. Ich habe mein Wissen und das Gelesene zu einigen Texten<br />

verarbeitet, die ich angehängt habe. Ich denke, es kommt nichts zu spät, da die <strong>Voortrekker</strong><br />

sicher noch in den Vorbereitungen für ein Buch sind. Ich kann sicher auch noch ein paar Bilder<br />

aus vergangenen Zeit aufstöbern. Wie groß ist denn das Interesse und an wen muss ich<br />

diese denn gegebenenfalls schicken?<br />

Ich wünsche Dir und anderen Lesern einigen Spaß beim Nachlesen der Texte.<br />

Viele Grüße aus dem Wendland,<br />

Jochen Sperber<br />

Die Jungrover<br />

Der Jungroverkreis in Braunschweig war in der ersten Hälfte der 60er Jahre keine Besonderheit.<br />

Trotzdem gibt es noch einige Leute, etwa „Schniebel“ Horst Stukenberg, die der Meinung<br />

sind, es sei etwas Besonderes an ihm dran gewesen. Vielleicht war ja was an ihm dran.<br />

Aber was an den Jungrovern eigentlich dran war, konnte auch Jahre später nicht genauer festgestellt<br />

werden.<br />

Fest steht zumindest, dass die Beteiligten alle schon etwas älter waren, d.h. 18 bis 23. Sie trugen<br />

keine Lederhosen mehr, gingen gleichwohl gelegentlich auf Fahrt, jedoch nicht immer,<br />

um sich in Busch und Wald herumzutreiben. Mit 18 und älter warf auch ein Jungrover den<br />

Blick auf das eine oder andere weibliche Wesen, trank ein Bier oder auch eins mehr, liebte<br />

Partys und lief nicht so gern auf eigenen Füßen, sondern träumte vom motorisierten Unterbau.<br />

Irgend jemand soll auf die Idee gekommen sein, dass ein Rover die Welt erkundet, d.h. auf<br />

Kundschaft geht. Irgendeine geistige Tätigkeit mit Herausforderung sollte es schon sein. Was<br />

jedoch eine Kundschaft war, das konnte ganz unterschiedlich interpretiert werden. Ein wieder<br />

gefundener alter Zettel vom 18.11.1963 verrät, dass am 19.11. um 20 Uhr ein Literaturabend<br />

bei Rolf Kappler in der Hohlbeinstr. 4 in Wolfenbüttel vorgesehen war. Welche Literatur damals<br />

im Mittelpunkt des Sofa- und Fußboden-Sit-ins war, konnte Jahre später niemand erinnern.<br />

So toll kann es ja nicht gewesen sein.<br />

Offenbar hatten Andreas Jensen und Detlev Michaelsen mal die Idee geäußert, doch ins Theater<br />

zu gehen. Der Zettel besagt, dass am 18.11. 1963 noch nicht bekannt war, ob sie sich den<br />

Theaterplan angesehen und ein Stück ausgesucht hatten. Da war der Zettel-Vorschlag, doch<br />

das Wochenende vom 30.11. auf den 1.12. im Harz in einer Köte zu verbringen, schon etwas<br />

konkreter. .<br />

Tatsächlich fand diese Fahrt auch statt, aber nicht mit dem ganzen Jungroverkreis. Nicht alle<br />

hatten den Top-Wunsch, bergauf, bergab durch den Harz zu latschen und dann am rauchigen<br />

Feuer zu sitzen und im Schlafsack zu schlafen. Irgendwo im finsteren Walde gab es diese<br />

Köte, leider ein ganzes Stück entfernt von Sankt Andreasberg. Es war wohl Hans Haubold,<br />

Spitzname Puler, gewesen, der in der Nähe noch ein schnelles Bier trinken wollte. Der Waldweg<br />

dorthin zum Bier war ja noch lustvoll, aber der Weg zurück war so fürchterlich mühselig.<br />

44


Der Zettel verrät auch, dass die Kommunikation damals nicht per Mail und Internet erfolgte,<br />

sondern per Post. Das weist darauf hin, dass die Treffen nicht regelmäßig stattfanden. Den<br />

Jungrovern lag nicht so sehr viel an Planung und Terminen. Deshalb war der Nachrichtenversand<br />

per Briefpost gelegentlich notwendig.<br />

Häufig trafen sich einige Jungrover auch ganz spontan, etwa um zu dritt oder viert eine Portion<br />

Fritten zu essen oder ein Bier zu trinken. Die Zahlenangaben sind wörtlich zu nehmen. An<br />

Geld mangelte es allen. Eine der Grundideen bestand darin, in eine Kneipe zu gehen, alle<br />

Münzen auf den Tisch zu werfen und zu sehen, was an Bier dabei heraus kam. Einige Münzen<br />

mussten übrig bleiben, damit Hans Haubold an einem Groschenautomaten vom Typ Rotamint<br />

mit drei drehenden Scheiben spielen konnte. Kamen die erste beiden Scheiben ohne Chance<br />

auf einen Gewinn zum Stillstand, konnte Hans mit seinem schnellen Auge und seinem schnellen<br />

Finger zumindest den Einsatz-Groschen wieder fixieren, so dass der Einsatz für das nächste<br />

Spiel „gerettet“ war. Bis Hans schließlich die nächste Runde Bier oder Fritten erspielt hatte,<br />

konnten ein, zwei Stunden vergehen.<br />

Jungrover: Fester Kern mit Peripherie<br />

Es war gar nichts so ganz klar, wer eigentlich alles zu den Jungrovern gehörte. Es gab einen<br />

relativ festen Kern: Jochen Sperber als den hauptsächlichen Organisator, der 1963 20 Jahre alt<br />

war. Dann gab es noch Hans „Puler“<br />

Haubold, Hans „Pinkepank“ Jahn, Peter<br />

0„Ali“ Kleffel, Andreas Jensen, Peter<br />

Besgen, Rolf Kappler, Detlev Michaelsen,<br />

Peter „Hasko“ Wolf. Offenbar gab<br />

es noch eine Hans-Jürgen Herzie oder so.<br />

Aber wer war das eigentlich? 1963 war er<br />

irgendwie dabei, aber dann verlieren sich<br />

seine Spuren.<br />

Peter „HaPe“ Gringel stieß auch gelegentlich<br />

dazu. Er wollte kein reguläres<br />

Mitglied sein, kein reguläres Treffen besuchen<br />

und überhaupt nichts Reguläres<br />

tun. Diese Einstellung ist ihm wohl bis heute geblieben, aber in seinem Leben hat sicher sehr<br />

viel regelmäßig machen müssen. Er besaß einen Motorroller, eine Maicoletta, 115 km/h<br />

schnell in der Spitze, und konnte gelegentlich den Rover-Bus oder das Auto seines Vaters<br />

benutzen. Er wohnte ebenso wie Jochen Sperber in demselben Haus in der Mühlenpfordtstraße.<br />

Gelegentlich war auch Doris Meyer dabei, die bei den Pfadfindern eine Gruppe Wölflinge<br />

leitete. Helmut Woehlbier, ein Freund und Schulkamerad von Jochen Sperber, tauchte immer<br />

dann auf, wenn für eine Riesenparty die Technik für die Musik installiert werden musste. Er<br />

besaß ein Tonbandgerät und eine mobile Lautsprecheranlage.<br />

Einige Jungrover gingen zum Gymnasium aber keineswegs alle, und nicht alle hatten es immer<br />

so ganz leicht. Die schulische oder berufliche Ausbildung spielte für den Zusammenhalt<br />

keine Rolle. Drei Personen seien hier aufgeführt:<br />

Andreas Jensen war 1956 im Alter von 12 Jahren als Auslandsdeutscher aus Polen gekommen<br />

und hatte anfangs erhebliche Anpassungsprobleme, wie man sich denken kann. Bei den Pfad-<br />

45


findern fühlte er sich schließlich sehr wohl und auch schulisch kam er gut voran und machte<br />

sein Abitur. Er studierte anschließend in Marburg/Lahn.<br />

Rolf Kappler war niemals zuvor Pfadfinder gewesen. Die Jungrover haben ihm wohl in einer<br />

Kneipe aufgegabelt und ihn sozusagen adoptiert. Er war Goldschmied, beheimatet in Pforzheim,<br />

arbeitete in Wolfenbüttel und war der Älteste überhaupt. Mit 23 Jahren erhielt er noch<br />

sein Pfadfinderhalstuch. Er heiratete sein „Bienchen“ in Wolfenbüttel und zog dann wieder<br />

nach Pforzheim.<br />

Peter „Ali“<br />

Kleffel wohnte im Norden Braunschweigs. Er absolvierte die<br />

Volksschule und begann eine Lehre als Autoelektriker. Nach dieser Lehre arbeitete er zwei<br />

oder sogar drei Jahren gleichzeitig, um sich einen Traum zu erfüllen: einen Porsche. Die anderen<br />

Jungrover haben diesen Wunsch nie ganz verstanden. Eines Tages kam er auf Idee,<br />

wieder zur Schule zu gehen. Er wohnte sehr beengt mit seinem Bruder in einem Zimmer. Er<br />

kaufte einen Schreibtisch für 20 DM. Die Betten der beiden Brüder wurden übereinander gestellt,<br />

so dass Platz für die Schreibtisch war. Jungrover und Freunde sollten ihm beibringen,<br />

was er sprachlich, mathematisch oder zeichnerisch so brauchte. Er ging in Braunschweig wieder<br />

zur Schule, jedoch zunächst ohne Erfolg. In Berlin lief es für ihn weit besser, nicht zuletzt,<br />

weil ihn ein weibliches Wesen unterstützte: seine Frau. Er wurde Ingenieur und hat heute eine<br />

Autowerkstatt in Berlin. Seinen Traum von einem Porsche hat er verwirklicht.<br />

Ali aus der Lincolnsiedlung<br />

Ich war vielleicht zehn Jahre alt, als ich zu den Pfadfindern kam. Ein gewisser Junge namens<br />

Erdmann keilte mich. Da begann meine Zeit im Trupp der Geusen , Truppführer war Helmut<br />

Hörnig, unser Heim hatten wir in dem ehemaligen Trafohäuschen in Veltenhof. Das Haus gibt<br />

es immer noch, das war ziemlich kalt, einen Ofen durften wir wohl nicht hineinbauen.<br />

Und dann, ja und dann. Es gab zwei Sippen, ein Sippenführer war Ole und ich war in dieser<br />

Sippe. Das muß Mitte der 50er Jahre gewesen sein.<br />

Großfahrt in der Rhön, in die Nähe des Dorfes Steinwand, Peter Kraftczyk hat sich den Arm<br />

gebrochen, so ist aus der Wanderung durch die Rhön nichts geworden, da mußten wir drei<br />

vier Wochen Lager machen. Ich erinnere mich an das Winterlager im Odertal in Harz. Drei<br />

oder vier Wochen hausten wir in einer Waldarbeiterköthe, jeden Morgen waschen war Pflicht,<br />

Zähneputzen mit der aus Holz selbstangefertigten Zahnbürste, Tag und Nacht brannte das<br />

Feuer, Nachtwanderung zum Wurmberg, nach St. Andreasberg zum Einkaufen – morgens<br />

losgehen und abends wiederkommen - und was man so im Winterlager machte. Holz holen,<br />

hacken usw. Ich stand das erste mal auf Skiern.<br />

Wie das bei Pfadfindern so ist, erst bekommt man etwas und muß dann später Verantwortung<br />

übernehmen. Ich gründete die Sippe Steinadler. Peter hatte die Sippe Roter Milan. Eine Großfahrt<br />

ging mit dem Fahrrad in Richtung Ost- und Nordsee. Wir kamen auch nach Kiel und<br />

durften und das Segelschulschiff die Georg Fock ansehen, die lag an der Tirpitzmole. Das war<br />

noch die Alte. Dann durften wir von der Bundesmarine eines der zwei U-Boote ansehen. Es<br />

gab zu der Zeit in ganz Deutschland nur zwei, Alliiertes Kontrollrecht. Anschließend wurden<br />

46


wir von einem Kapitänleutnant Ehrhardt auf sein Schnellboot eingeladen (Storch). Dabei aßen<br />

wir erstmals Labskaus, das kannten wir Landratten doch gar nicht. Und der Erdmann, der<br />

mich zu den Pfadfindern brachtet, mußte auf Anregung seines Truppführers Helmut eine<br />

Mutprobe machen. Er sollte vom Hochstand springen, bracht sich den Fuß und mußte auf<br />

Geheiß seiner Mutter sofort die Pfadfindern verlassen.<br />

Dann drehten die Rover eine Werbefilm für die Pfadfinder. Ich spielte als Filmschauspieler<br />

mit.<br />

Menne Beese war auch dabei. Wir sind Mütterlicherseits über die uralte Harzer Familie<br />

Kamphenkel verwandt. Menne hatte damals auch seine Sippe. Zum Winterlager bekamen wir<br />

eine Jagdhütte im Harz, Mennes und meine Sippe waren zusammen. Er reiste mit seiner Sippe<br />

zwei Tage eher ab, und wir mußten auch deren Dreck mit wegmachen. Das war alles andere<br />

als Pfadfinderkameradschaft. Danach kannte ich Beese nicht mehr. Die Holzdielen in der<br />

Jagdhütte, wollten gescheuert werden, das war eine Sauarbeit.<br />

Später gründeten wir Älteren den Jungroverkreis, wir fanden irgendwie zusammen. Da gehört<br />

Jochen Sperber dazu, Hape Gringel, Andreas Jensen, der Wohlbier gehörte auch dazu, war<br />

aber kein richtiger Pfadfinder. Ach, da gab es doch den Roverball im Schloß Salve Hospes.<br />

Wir mußten alle auch ein Mädchen mitbringen. Ich lernt darüber meine Margitta kennen, die<br />

ich später heiratete. Wir haben auf Holztafeln Intarsienarbeit angebracht, das war eine Arbeit,<br />

wo wir wochenlang dran arbeiteten. Mit der selbstgefertigten Einladung aus Holz ging ich zur<br />

Margitta, die Mutter ist „tot umgefallen“. Einladungen dieser Art kannte sie nicht, übrigens<br />

auch kein anderer.<br />

Die Freundschaften zu den alten Rovern wie Jochen Sperber, Hape, Wohlbier usw. bestehen<br />

bis heute. Zuletzt haben wir uns getroffen auf der Hochzeit vom Jochen in Hitzacker.<br />

Nachsatz: Mein Werdegang verlief doch ein wenig anders als zuvor aufgeschrieben. In<br />

Braunschweig besuchte ich die Technikerschule, die mußte ich abbrechen, da Vater Staat<br />

auch Ansprüche an mich stellte (Bundeswehr). Danach heirate ich die Margitta und wir gingen<br />

nach Berlin. In Berlin holte ich mein Fachabitur nach, studierte an der Technischen Fachhochschule<br />

mit Abschluß um dann an der Technischen Universität Maschinenbau zu studieren<br />

(Landverkerhsmittel). Der Abschluß an der TU fiel zusammen mit der ersten Ölkrise – keiner<br />

brauchte Ingenieure. Aus der Not eine Tugend machen hängte ich noch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />

dran.<br />

Die Pfadfinder haben meine ganze Erziehung geprägt und ohne die zeitweise Hilfe einiger<br />

anderer Pfadfinder wie Ludi Schön, Helmut Wöhlbier, Jochen Sperber wäre mir der Einstieg<br />

in diese Weiterbildung gar nicht gelungen. Das war schon so. Und wenn ich heute eine eigene<br />

Firma in Berlin habe, dann hängt vieles auch damit zusammen.<br />

Kampf um einen Säbel<br />

Horst „Schniebel“ Stukenberg weiß es genauer, wo dieses Pfingstlager stattfand. Ich habe den<br />

Namen des Ortes nie im Gedächtnis behalten können. Irgendwo zwischen Braunschweig und<br />

Celle links(?) ab. Es war Pfingsten 1963, ein Lager im Wald. Etliche Rover waren avisiert;<br />

auch die Jungrover aus Braunschweig wollten sich sehen lassen und Eindruck machen: Peter<br />

47


Besgen, Hans-Jürgen Herzie, Peter Wolf, Delef Michaelsen, Hans Haubold, Jochen Sperber.<br />

Die Kosten betrugen 7 DM pro Person. Es sollte einen Wettkampf geben und ein Thing- oder<br />

Versammlungsplatz eingerichtet werden.<br />

Der Wettkampf war ein Zehnkampf - nicht so ganz das, was man sich darunter vorstellt. Ein<br />

Geländelauf gehörte dazu, das Werfen eines Baumstamm und manches andere mehr. Wir<br />

Jungrover drängelten uns keineswegs nach vorn, sondern sahen uns bei anderen zunächst die<br />

eine oder andere Disziplin genauer an. Die Beobachtungen wurden ausgewertet und in taktisches<br />

Verhalten umgesetzt.<br />

Beim Baumstammwerfen stellte sich etwa die Frage, ob der <strong>Stamm</strong> besser hochkant oder breit<br />

zu fassen und zu werfen sei. Hochkant schien die bessere Lösung zu sein, aber letztlich kam<br />

es auch hier auf die Flugkurve an. Eine weitere Disziplin bestand darin, lange Nägel in einen<br />

Balken mit möglichst wenigen Schlägen zu klopfen. Wer ungeübt war und es hochkant versuche,<br />

schlug häufig daneben. Also schlugen wir mit der Breitseite des Hammers auf die Nägel<br />

– mit sehr guten Erfolg. In Sachen Lautstärke waren die Jungrover besonders gut. Bedingung<br />

war, bis zu einer Linie vorzutreten und zu Brüllen. Die Lautstärke wurde gemessen. Um den<br />

Effekt zu verbessern, stellten sich die Jungrover nicht mit der Spitze des Schuhs an die Linie,<br />

sondern mit der Breitseite. So waren sie einige Zentimeter näher am Messgerät.<br />

Das taktisch kluge Verhalten führte zum Erfolg. Ich gewann, Hans Haubold wurde zweiter.<br />

Viel wichtiger als der Sieg waren jedoch einige Erkenntnisse. Es war wichtig, nicht sofort<br />

drauf los zu spurten, sondern vorweg Beobachtungen zu machen, diese auszuwerten und in<br />

taktisches Verhalten umzusetzen. Was wir hier lernten, habe wir später in ganz anderen Zusammenhängen<br />

unseres Lebens wieder abrufen können.<br />

Der Preis war nun nicht das Roverschwert von Niedersachsen, wie angekündigt, sondern ein<br />

sehr einfacher handgefertigter Säbel mit einem Holzgriff. Dieser Säbel existiert heute noch.<br />

Ich habe ihn viele Jahr als Schmuckstück am Kamin hängen gehabt. Aber jetzt wird es an der<br />

Zeit, dass eine neuer Preisträger diesen Säbel bekommt. Ich habe auch keinen Kamin mehr.<br />

Der <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> könnte sich überlegen, wie die Geschichte weiter gehen könnte.<br />

Horst „Schniebel“ Stukenberg soll auch eine Idee haben. Vielleicht verrät er sie.<br />

der jungroverkreis - Ein zeitgenössisches Dokument<br />

seit 11/2 Jahren besteht nun schon unser jungroverkreis und es ist an der zeit einen kleinen<br />

rückblick zu machen. - im herbst 61 trafen wir uns zum ersten male unter der obhut von jochen.<br />

wir waren damals sechs und alle mit dem, was uns in der sippe geboten wurde nicht<br />

mehr zufrieden. wir wollten etwas anderes, etwas mehr als nur fahrt und pfadfindertechnik.<br />

damals machten wir noch regelmäßige treffen. diese abende waren meistens abende mit problemen<br />

und diskussionen. aber schon damals zeigte sich, dass es nicht einfach war alle für das<br />

gleiche zu begeistern. die interessen waren zu verschieden. – wir dachten daran, innerhalb des<br />

roverkreises kleine interessengruppen zu bilden, die sich jeweils zu dritt oder viert treffen und<br />

den abend nach ihren interessen gestalten sollten. aber das ist uns nicht richtig gelungen.<br />

eine gemeinsame fahrt hatten wir schon lange vor. dass aus berlin hamburg wurde und sich<br />

die teilnehmerzahl auf die hälfte reduzierte, war nicht so wichtig. es wurde aber nicht das erwartete.<br />

wir hatten uns mehr zugemutet als wir schaffen konnten. jedenfalls kam jochen eines<br />

nachts auf den gedanken, den jungroverkreis aufzulösen, da er keinen weg mehr sah unsere<br />

verschiedenen interessen auf einen nenner zu bringen.<br />

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aber wie man sieht, sind wir nicht unterzukriegen. wir legt zwar eine größere pause ein, jedoch<br />

nur eine. danach trafen wir uns zwar nicht mehr regelmäßig, waren auch etwas weniger,<br />

aber wir halten untereinander auch weiterhin zusammen. – unsere abende wurden etwas freier;<br />

man fühlte sich nicht zu irgendetwas verpflichtet. nachdem die wichtigsten angelegenheiten<br />

besprochen waren, gingen wir meistens zum gemütliche teil, sprich: skat oder pokern,<br />

über.<br />

seit einigen wochen sind wir nun statt fünf wieder sieben. unser programm war die Vorbereitung<br />

zum roverball. wir setzten uns alle begeistert ein. so war es auch natürlich, dass innerhalb<br />

von fünf wochen mehr als zehn treffen stattfanden. es waren fast nur lage- und arbeitsbesprechungen,<br />

doch der gemütliche teil des abends wurde weiterhin beibehalten.<br />

sicher wird sich auch in Zukunft noch viel bei uns ändern, wir werden wieder hoch- aber auch<br />

tiefpunkte erleben. Aber ich möchte sagen: die, die wir jetzt schon so lange dabei sind, werden<br />

auch dabei bleiben.<br />

detlev michaelsen<br />

(Aus der Festschrift zum Roverball, 16. Februar 1963, Kleinschreibung im Original.)<br />

Erstes internationales Rover-Moot in Neheim-Hüsten 1961<br />

Bundesroverlager, Bund Deutscher Pfadfinder<br />

Persönlicher Bericht<br />

Ich war gelegentlich auch ganz gern allein unterwegs, meistens als Tramper. Meine Mutter<br />

fragte mich vor einer solchen Trampreise stets, wohin ich denn eigentlich wollte. „Weg“, war<br />

die Antwort, und sie ließ mich ziehen. Vor der Haustür entschied sich die Richtung. Links<br />

rum ging es zur Hamburger Straße und von dort in Richtung Ruhrgebiet. Rechts herum ging<br />

es – zunächst per Straßenbahn – zur Frankfurter Straße, von dort zur Autobahn hinter Salzgitter<br />

und weiter in den Süden zum Frankfurter Kreuz bis München oder Basel.<br />

Ostern 1961 war es etwas anders. In Neheim-Hüsten im Sauerland sollte eine großes Roverlager<br />

mit internationaler Beteiligung stattfinden. Ich hatte am 19. April meine Führerscheine<br />

gemacht, Klasse 3 für PKW und Klasse 1 für Motorräder. 230,- D-Mark hatte die Fahrausbildung<br />

mit Nebenkosten gekostet, die PKW-Stunde für 13 D-Mark für 60 Minuten und die Motorradstunde<br />

für 12 D-Mark. Damals war das sehr viel Geld. Nur einen Tag später wollte ich<br />

zu diesem Roverlager und borgte mir eine DKW 250 ccm. Mit dieser düste ich die Autobahn<br />

entlang, ohne einen Unfall zu haben.<br />

Das Lager war gewaltig, wohl 300 Teilnehmer. Rover aus dem ganzen Bundesgebiet waren<br />

angereist. Etliche Gruppen kamen aus dem Ausland. Selbst aus dem Kongo gab es eine Gruppe,<br />

die mit ihren Trommeln gekommen war und so rhythmisch spielte und ihre Lieder sang,<br />

dass im ganzen Lager kongolesisch gesungen wurde. Es gab nicht nur christliche Pfadfinder,<br />

sondern auch muslimische. Für sie musste darauf geachtet werden, dass kein Schweinefleisch<br />

in das Essen kam.<br />

Kernstück war eine Kundschaft. Das war damals wohl noch ein ziemlich neuer Gedanke. Die<br />

Verantwortlichen – wer auch immer das war - wollten wohl auch ausprobieren, was dabei<br />

herauskommen konnte. Erkundet werden sollten Unternehmen in Dortmund. Ich war in einer<br />

Vierergruppe, die den Stahlkonzern Hoesch genauer unter die Lupe nehmen sollte. Aber es<br />

war die Osterwoche und so viel ließ sich in Wirklichkeit nicht machen. Wir hatten außerdem<br />

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nur zwei Tage Zeit. So kamen wir immerhin auf die Idee, uns telefonisch mit Hoesch vertraut<br />

zu machen. Es gelang uns, den Vorsitzenden des Betriebsrat und ein Mitglied des Unternehmensvorstands<br />

telefonisch zu erreichen. Was wir für Fragen stellten, ist mir heute nicht mehr<br />

erinnerlich. Heraus kam unter anderem, dass die Hoesch AG 44 % an der Westfalenhalle<br />

hielt, in der damals große Veranstaltungen, etwa Handball, durchgeführt wurden. Ich kann<br />

mich aber immer noch daran erinnern, dass uns die „hohen Tiere“ sehr bereitwillig Auskunft<br />

gaben. Ohne ihre Antworten hätten wir den Bericht nicht schreiben können. Was allerdings<br />

aus diesem Bericht und denen der anderen Gruppen geworden ist, blieb schon damals unklar.<br />

Den Abschluss des Lagers bildete ein Fest mit großem Lagerfeuer, Gesang mit mancherlei<br />

Aufführungen. An einem Spieß wurde ein Schwein gebraten, an einem anderen ein Hammel.<br />

Zur Freude fast aller wurde ein Fass mit 300 Litern Rotwein herangerollt. Im Ermangelung<br />

von Gläsern wurde der Rotwein aus dem Kochgeschirr getrunken. Aus einem völlig unklaren<br />

Grund kam ich zusammen mit einigen anderen auf die Idee, den Lagerturm zu besteigen, um<br />

aus etwa 10 Metern Höhe die beste Aussicht auf die Vorführungen zu haben. Wie wir auf<br />

diesen Turm unversehrt in der Dunkelheit gelangt waren, konnten wir uns später selbst nicht<br />

erklärten. Die Stockstufen führten diagonal auf den Stützstämmen lang und waren so wacklig,<br />

dass wir sie bei Helligkeit und Nüchternheit nicht zu betreten wagten.<br />

Jochen<br />

Hamburg – Ostern 1962<br />

Mit Hamburg wird sich wohl für jeden ein bestimmtes Bild verbinden: die Reeperbahn. Nun,<br />

wir gingen nicht gerade auf die Reeperbahn, nicht danach stand uns der Sinn, nein, aber es<br />

wäre nahezu sträflich zu nennen, wenn wir nicht ein für die Hamburger Jugend typisches Lokal<br />

aufgesucht hätten. Bekannte hatten uns den Klub O.K. empfohlen und so taten wir diesem<br />

die Ehre unseres Besuches an.<br />

Klub O.K. – schreiend grelle Leuchtreklame, flackerndes An und Aus der Neonröhren, so bot<br />

er sich von außen. Zur Kasse! Eine D.M. steckte ein sympathisches junges Mädchen von jedem<br />

von uns ein. Wehmütig lauschten wir dem Klang der in einer Zigarrenkiste verschwindenden<br />

Geldstücke. Entsprach der gebotene Gegenwert an Vergnügen unseren Erwartungen?<br />

Weiter tasteten wir uns einen Gang entlang; nur zwei farbig fluoreszierende Stufen durchbrachen<br />

das Dunkel.. – Schon hier schlug uns heiße Musik entgegen. Noch einige Schritte und<br />

wir traten aus dem schützenden Dunkel des Ganges hinein in den Brennpunkt eines Orkans.<br />

Vereinzelte Töne tobten durch den Raum, Hot-Passagen brachen über uns zusammen, Tänzer<br />

rankten sich an einer Tonleiter des Pianisten empor, dann wurden wir von dem alles vernichtenden<br />

Solo des Schlagzeugers erschlagen.<br />

Nach gut einer viertel Stunde – wir hatten uns allmählich von dem ersten Knock Out erholt<br />

und uns langsam akklimatisiert – waren wir wieder aufnahmebereit. Wir blickten uns um und<br />

fanden uns wieder in einem riesigen Raum mit etwa kubischen Ausmaßen. Inzwischen saßen<br />

wir an einem Tisch bei Bier. Gläser nur auf Bestellung. – Das eine Viertel des Raums füllte<br />

der Ursprung des Lärmes, eine Vier-Mann-Band mit enormer Verstärkeranlage. Zwei Viertel<br />

Tanzfläche, Rest, etwas erhöht, Sitzplätze und Bar.<br />

Stakkato<br />

Superblond, engen Pullover, hautenge Hosen, alles dunkel, klein – wie am Tage der ersten<br />

Einschulung, jedoch graziös und beweglich, und einen Twist produzierend, dass man hier<br />

selbst diese Tanzart als schön ansprechen konnte. Vollendete Bewegung, rhythmisch, ineinander<br />

überfließend auf unbegreifliche Arte vereinigt.<br />

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Groß, grobschlächtig und einen Twist herunterhackend, dass man sich schüttelt, ein Seemann,<br />

der in seinem Schlips und Anzug eine recht komische Figur machten. – Kuh im Neligé.-<br />

Aber auch andere Typen waren anzutreffen. Natürlich auch H2O2 beeinflußt, dazu aber etwas<br />

gemäßigter Pullover und Rock. Gesichtsausdruck: leer.<br />

Brille, kurzer Haarschnitt, teilweise Bart, Rollkragenpulli, enge Hosen, jedoch intelligenter<br />

Gesichtsausdruck, durchaus sympathisches Benehmen, so trat das Gros der Jungen auf. –<br />

Zwei Seeleute spannen Seemannsgarn (Verständigung nur mittels Zeichensprache oder Zuruf<br />

möglich), Gruppen standen gelangweilt herum, Mädchen warteten auf passende Tänzer, ab<br />

und zu Körbe verteilend. –<br />

Das Ganze lebte nur von dem Eindruck des Augenblicks. Subtrahiert man die Musik, blieb<br />

gähnende Leere. Aus – ich hoffe, dass es nur Freizeit ist – Vergessen – Traum – Nichts – -<br />

H.P.<br />

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Louis, der Letzte<br />

Daß er Louis hieß, hat er mir erst später erzählt. Er fiel mir auf, als er, genau wie ich auf der<br />

Landungsbrücke von Finkenwerder auf und ab ging. Wartete er vielleicht auch? Ich selbst<br />

stand mir die Beine in den Bauch nach Ali und Jochen, die ich – wie verabredet – in Finkenwerder<br />

treffen sollte. Jedoch, Organisation ist alles, und deshalb traf ich sie auch nicht.<br />

Gelangweilt ging er auf und ab, zündete sich eine Zigarette nach der anderen an, schnippte sie<br />

aber schon nach wenigen Zügen in hohem Bogen ins Wasser. Durch die gelbe Gesichtsfarbe<br />

und die dunklen Augen machte er einen fremdländischen Eindruck. Seine schwarzen Haare<br />

wuchsen kreuz und quer durcheinander und hatten sicher schon lange keine Schere mehr verspürt,<br />

dafür aber um so mehr Fett. Sein Jacket war nicht mehr das Neueste, und sein Hemd<br />

bestimmt nicht mit Suwa gewaschen. Ob die Hose jemals eine Bügelfalte gesehen hatte,<br />

konnte ich nicht feststellen.<br />

Nach einer Weile wurde ihm die Warterei wohl zu dumm, denn immer auffälliger wanderte er<br />

vor mir herum. Als er wieder einmal an mir vorüberging, sprach er mich an. Während des<br />

Gesprächs stellte sich heraus, dass er Bayer war. Wahrscheinlich froh, eine unerfahrene Landratte<br />

gefunden zu haben, band er mit allerhand Seemannslatein auf. Von Beruf aus war er<br />

nämlich Seemann, sprich Decksjunge auf einem Kümo. Langsam wurde uns beiden die<br />

Steherei zu bunt und gemeinsam fuhren wir nach Hamburg. Dort spielte er den großzügigen<br />

Seemann und bemerkte immer nur: „Laß deine Dollars stecken.“<br />

Da er darauf brannte, mir sein Schiff zu zeigen, fuhr ich mit ihm bis an das Ende der Welt, um<br />

den Pott zu besichtigen. An Bord aßen wir erst einmal so ordentlich, dass ich anschließend zu<br />

spät die Jugendherberge erreichte. So mußte ich auf dem Pott schlafen und ... verschlafen. So<br />

traf ich Jochen und Ali erst nach anderthalb Tagen wieder und erfuhr, dass sie schon fast den<br />

gesamten Polizeiapparat nach mir in Bewegung gesetzt hatten.<br />

Detlev<br />

Der Roverbus<br />

Unterbau aus dem Jahre 1952, Karosse von etwas später, Motor von einem anderen Modell,<br />

Rost von 52 bis jetzt, Farbe von mehreren Anstrichen, Beulen von diversen Unfällen und die<br />

Sorge und Mühe eines Dutzend Rover zieren den Roverbus.<br />

Es ist schon mehr als ein Jahr her, (seit dieser Zeit hat sich viel geändert; der Motor ist neuerdings<br />

vollkommen im Eimer), dass H.P. sich bereit erklärte, mit dem nichtsynchronisierten<br />

Rover-VW-Bus einige Typen zu transportieren. Der Wagen stand vor der Tür. Sein etwas<br />

zerknittertes Aussehen machte auf mich schon den besten Eindruck. H.P. öffnete die hintere<br />

Tür auf der rechten Seite, griff nach der vorderen Tür (von innen, versteht sich), öffnete sie,<br />

schloß die hintere Tür, stieg vorne ein, rutschte durch auf den Fahrersitz (Die Fahrertür war<br />

mit Bindfaden zugebunden. Deshalb!) und fuhr los, im dritten Gang natürlich, da der erste<br />

und zweite nicht einsatzfähig waren.<br />

Auf ging’s zur Tankstelle. Wie sich herausstellte, war es unbedingt notwendig, obwohl sich<br />

herausstellte, daß der Tank fast voll war, denn Tachonadel und Kilometeranzeiger hatten ihren<br />

Geist aufgegeben, und wie soll man das feststellen wie viel der Roll’s Royce an Sprit verbraucht.<br />

Jedoch, vor der Fahrt voll tanken und nach der Fahrt voll tanken. Die Differenz ---<br />

aha! Das ist der Gedanke. –<br />

52


Nun, an der Tankstelle war es etwas abschüssig und der MG rollte leicht nach vorne. Ich zog<br />

die Handbremse, d.h. ich wollte sie ziehen, denn sie war schon gezogen. Der reingeschmissene<br />

Gang brachte das Oldsmobile glücklich zum Stehen.<br />

Auf ging’s, mit Vollgas. Wenn der Ofen erst einmal richtig fuhr, zeigte er, was in ihm an Roste<br />

drinsteckte. Nur eines wunderte mich. Warum klopfte H.P. nach jeder Linkskurve so kräftig<br />

an die Wagenwand. Schließlich kam ich dahinter. Der Winker bekam jedes Mal eine Aufmunterung<br />

zum Rückzug. Ich hoffte, nun alle Stärken des Jets kennen gelernt zu haben, denn<br />

während der Fahrt zeigte sich nichts Überraschendes mehr. Einmal lachte ich jedoch noch auf<br />

als H.P. sich nämlich niederbeugte und mit der Hand das Gas wegnahm.<br />

Über die beschriebenen Kinderkrankheiten ist der Roverbus jedoch längst heraus. Er hat heute<br />

andere.<br />

(Jochen)<br />

(Aus der namenlosen Zeitung des Jungrover-Kreises, 16 Seiten stark. Die Auflage betrug 40<br />

Stück. Die Bögen wurden einzeln von Matrizen abgezogen, auf DIN-A-5 geschnitten und mit<br />

drei Heftklammern zusammengehalten.)<br />

Der Krise das Jungroverkreises<br />

Im Herbst 1961 trafen wir uns zum ersten Mal unter der Obhut von Jochen. Wir waren damals<br />

sechs und alle mit dem, was uns in der Sippe geboten wurde, nicht mehr zufrieden. Wir wollten<br />

etwas anderes als nur Fahrt und Pfadfindertechnik.<br />

Damals machten wir noch regelmäßige Treffen. Diese Abende waren meistens ernste Abende<br />

mit Problemen und Diskussionen. Aber schon damals zeigte sich, dass es nicht einfach war,<br />

alle für das Gleiche zu begeistern. Die Interessen waren zu verschieden. ...<br />

Eine gemeinsame Fahrt hatten wir schon lange vor. Dass aus Berlin Hamburg (Ostern 1962)<br />

wurde und sich die Teilnehmerzahl auf die Hälfte reduzierte, war nicht so wichtig. Es wurde<br />

aber nicht das Erwartete. Wir hatten uns mehr zugemutet als wir schaffen konnten. Jedenfalls<br />

kam Jochen eines Nachts auf den Gedanken, den Jungroverkreis aufzulösen, da er keinen<br />

Weg mehr sah unsere verschiedenen Interessen auf einen Nenner zu bringen. Aber wie man<br />

sieht, sind wir nicht unterzukriegen. (Detlev Michaelsen, Februar 1963)<br />

Als wir, d.h. alle Jungrover, eines Nachts auf dem Wege zu unseren Kojen waren, teilte uns<br />

Jochen mit, dass er den Jungroverkreis aufgeben wolle.<br />

Eine kurze Zeit gingen wir schweigend nebeneinander. Ich weiß nicht, was sich in jedem von<br />

uns während dieser Zeit abspielte und welche Gedanken ihn hegten. Für die einen kam dies<br />

ziemlich überraschend, und die anderen dachten sofort an die Hamburgfahrt und die Schwierigkeiten,<br />

sie überhaupt starten zu lassen. Schwierigkeiten insofern, da der sonst so optimistische<br />

Jochen bei manchen Eltern auf äußerst harten Widerstand geraten ist. ...<br />

Die dann folgende Debatte zielte darauf hinaus, dass wir alle doch nicht so einfach auseinander<br />

gehen sollten, weil dadurch ein Bestehen der geschlossenen Freundschaften vereitelt würde.<br />

Wir sollten vielmehr einen Weg finden, der uns auf längere oder kürzere Sicht wieder zusammenführen<br />

würde. ...<br />

53


Ich glaube, eine echte Freundschaft und mehr, eine Gemeinschaft, wird sich durch derartige<br />

Geschehnisse nicht zersprengen lassen, sondern sie wird dadurch noch mehr gefestigt.<br />

(Hans „Puler“ Haubold, Juni 1962)<br />

Wir legten zwar eine größere Pause ein, jedoch nur eine. Danach trafen wir uns zwar nicht<br />

mehr regelmäßig, waren auch etwas weniger, aber wir halten untereinander auch weiterhin<br />

zusammen. – Unsere Abende wurden etwas freier; man fühlte sich nicht zu irgendetwas verpflichtet.<br />

Nachdem die wichtigsten Angelegenheiten besprochen waren, gingen wir meistens<br />

zum gemütlichen Teil über: sprich: Skat spielen order pokern.<br />

Natürlich kann ein Jungroverkreis nicht nur vom Skatspielen existieren, aber so ist es ja bei<br />

uns wieder nicht. Wir haben unser gemeinsames Programm wie gemeinsame Fahrten, Theater,<br />

Kino, Photographie, Zeitungsdruck. ... (Detlev Michaelsen, Februar 1963)<br />

Einladung zum Roverball<br />

In die Disco ging damals niemand. Eine Disco gab es nämlich nicht. Anfang der 60er Jahre<br />

konnte man am Sonntagnachmittag zum Tanztee einer Tanzschule gehen, eine Klassenféte in<br />

der Schule oder einem Lokal organisieren oder einen „Hausball“ veranstalten. Eine solcher<br />

„Hausball“ fand gewöhnlich im Keller eines Privathauses statt. Die Musik war heiß bis kuschelig,<br />

die körperliche Nähe eng bis küss mich. Es wurde auch Alkohol getrunken, gewöhnlich<br />

Bier, aber Komasaufen war nicht angesagt.<br />

Auch bei H.P.Gringel und bei mir, Jochen Sperber, fanden mitunter solche Hausféten statt.<br />

Gewöhnlich war es ein überschaubarer Kreis von Eingeladenen. Fremde waren nicht zugelassen.<br />

Der erlesene Kreis der Gäste erhielt eine Einladung. Es sollte nicht irgendein Wisch Papier<br />

sein, sondern etwas Stilvolles, vielleicht sogar Ungewöhnliches. Vor allem weibliche<br />

Wesen sollten beeindruckt werden. Da gab schon mal eine Einladung in der Aufmachung<br />

einer Cocktail-Karte (und später auf der Féte Cocktails), oder ein täuschend echtes Telegramm.<br />

H.P. Gringel kam eines Tages sogar auf die Idee, Einladungen in Messing zu hauen.<br />

Als der Jungroverkreis auf die Idee kam, einen Roverball zu veranstalten, ging es auch hier<br />

darum, den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Schließlich sollte der Ball kein Flop werden.<br />

Die selbstgesteckten Ansprüche waren hoch. Die Gäste sollten im Anzug und Schlips<br />

bzw. im Ballkleid erscheinen. Als Örtlichkeit wurde ein Seitengebäude des historischen Gebäudes<br />

Salve Hospes mit Hilfe der Volkshochschule aufgetan. Zum Ball gab es eine Zeitung,<br />

die von Peter Besgen „schwarz“ bei seinem Arbeitgeber im exklusiven Rotaprint-Verfahren<br />

gedruckt wurde. (Kopierer gab es damals noch nicht.) Die Überstunden ließ er sich bezahlen.<br />

Für den Ball wurde das Motto „kriese der kunnst“ gewählt. Es gab Gedichte und eine Gemäldeproduktion<br />

mit einer großen Farbschmiererei. Helmut Woehlbier, kein Jungrover, aber gelegentlich<br />

assoziiert, sorgte mit Supertechnik und Musik für die Stimmung.<br />

54


Eine besondere Einladung<br />

sollte es werden. Und sie<br />

wurde es auch. Sie bestand<br />

aus zwei hölzernen Tafeln,<br />

die rechteckig und ein wenig<br />

größer und länger als<br />

eine Handfläche waren. Die<br />

Tafeln wurden mit einem<br />

Scharnier zusammen gehalten,<br />

so dass man sie auf- und<br />

zuklappen konnte. Die<br />

Decktafel jeder Einladung<br />

war eine speziell angefertigte<br />

Intarsia-Arbeit, jede Einladung<br />

mit einem anderen<br />

Motiv. Im Innenteil gab es<br />

den geschriebenen Einladungstext,<br />

hinterlegt mit<br />

farbigem Photokarton. Mit den Einlegearbeiten, der Lackierung, dem Text etc. dauerte die<br />

Anfertigung einer Einladung mindestens zwei Stunden.<br />

Insgesamt wurden 25 Einladungen hergestellt und persönlich zugestellt. Viele Rover lasen die<br />

Einladung und wollten nach dem Lesen die Tafeln wieder zurück geben. Sie glaubten nicht,<br />

dass sie diese behalten könnten. Vergleichbares hatten sie zuvor nicht in den Händen gehabt.<br />

Einige dieser Einladungen existieren noch heute. So hat etwa Schniebel seine noch. Der Ball<br />

und die Einladungen erwiesen sich für das Image des Jungroverkreises als sehr wirksam. Er<br />

wurde plötzlich in Roverkreisen sehr bekannt und beinahe eine Legende.<br />

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(Mitglieder des Jungroverkreises im Februar 1963: Hans „Puler“ Haubold, Detlev Michaelsen,<br />

Peter „Ali“ Kleffel, Andreas Jensen, Rolf Kappler, Peter Besgen, Peter „Hasko“ Wolf,<br />

Jochen Sperber)<br />

Nachschlag oder Dateiprobleme<br />

Absender: "Jochen Sperber" <br />

Empfänger: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

Datum: 25. Jul 2007 18:04<br />

Betreff: Dateiprobleme<br />

Lieber Schniebel,<br />

es sind wohl nicht alle Dateien richtig gesendet<br />

worden. Hier kommt noch eine. Die drei auf der<br />

Bank sind von links Peter Besgen, Pinkepank und<br />

ich. Die Datei mit dem Motorroller zeigt Puler. Von<br />

Puler gibt es noch ein 2. Foto. Das Auto, ein Ford<br />

12M wurde von Hape, Puler, Peter Hasko Wolf und<br />

mir für 250 Mark gekauft, in monatelanger Arbeit<br />

wieder auf neu getrimmt. Wir sind damit im Sommer<br />

1963 nach Spanien gefahren. Hape müsste von<br />

dieser Fahrt weitere Fotos haben.<br />

Viele Grüße, Jochen<br />

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Klaus Schumacher – <strong>Stamm</strong>esleiter (1957 – 1960) - „<strong>Stamm</strong> der Greifen“, Wolfenbüttel<br />

– schreibt:<br />

Liebe Marlis (die ich einfach mal so persönlich anreden<br />

darf),lieber Schniebel,<br />

ja hat denn das Jahr für Euch mehr als 365 Tage, wie für uns<br />

normal Sterbliche? Eben habe ich Euren Jahrsbrief empfangen<br />

und gleich gelesen. Herzlichen Dank dafür! Da stimmt der Satz:<br />

Die Welt - ein Dorf für Euch hyper-aktive Weltenbummler!<br />

Und wie hängt doch vieles damit zusammen, dass Dir irgendwann<br />

mal die Eingebung kam, Pfadfinder zu werden. Dass dann Ehefrau<br />

und wohl auch die Kinder, sich Deiner Passion anpassten, ließen<br />

es zu, dass Du der Pfadfinderei ein Leben lang die Treue<br />

halten konntest. Auch Deine - wie auch meine - Berufsentscheidung<br />

waren dadurch vorgegeben.<br />

Bei mir gab es pfadfindermäßig einige Brüche und Abstinenzen.<br />

Aber nun freue ich mich über die Kontakte mit Freunden von damals,<br />

zu denen ja nun auch wieder Ihr und Volkhard zählt. Dafür<br />

nutze ich vornehmlich dieses Medium.<br />

In Sichtweise von meinem Arbeitsplatz, an dem ich diese Zeilen<br />

schreibe, stehen im Regal<br />

22 Ordner - mehr oder weniger gefüllt - mit Dokumenten über<br />

den Greifenstamm der Jahre 1945 bis Anfang der 70er Jahre. Immer<br />

mal wieder flattert mir von irgendwo her ein Mosaiksteinchen<br />

zu. Beim Einsortieren schweifen dann die Gedanken in die<br />

Vergangenheit, natürlich auch zu denen, die nicht mehr sind.<br />

Natürlich gibt es für mich noch Aktivitäten abseits von der<br />

Pfadfinderei, aber für unseren Kontakt bildet sie nun mal die<br />

Grundlage und wird immer wieder breiten Raum einnehmen.<br />

Ich hatte gerade wieder ein vorweihnachtliches Treffen mit 11<br />

alten Greifen aus WF. Wir trafen uns sehr stimmungsvoll bei<br />

meinem Wölfling Immo Grisebach im Sternhaus am Kamin. Immo ist<br />

der Besitzer und hat es ja mit viel Liebe und in Eigenarbeit<br />

restauriert. Leider hat Volkhard auf meine Einladung gar nicht<br />

reagiert. Vielleicht sonnt er sich ja gerade wieder mal bei<br />

einem Scheich!? Seine Frau hat leider auch immer wieder gesundheitliche<br />

Probleme, ist aber eine bewundernswert starke<br />

Frau.<br />

Wir feiern traditionsgemäß am Heiligen Abend mit unseren Kindern<br />

und einer 5,2 Kilo-Gans, die mir hoffentlich wieder gelingen<br />

wird.<br />

Euch wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und Gesundheit für<br />

2006 und darüber hinaus - möge uns auch weiterhin ein guter<br />

Pfad leiten!<br />

Herzliche Grüße -<br />

Euer Klaus<br />

Klaus Schumacher<br />

Leopoldstraße 6<br />

38302 Wolfenbüttel<br />

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Befreundete Stämme:<br />

„<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>“ (Braunschweig) und „<strong>Stamm</strong> der Greifen“ (Wolfenbüttel)<br />

Als Schniebel mich vor ein paar Tagen bat, diese Dokumentensammlung zu „lektorieren“,<br />

war ich zunächst zwar geehrt, aber doch auch erstaunt: Was verbindet mich mit den<br />

<strong>Voortrekker</strong>n?<br />

Doch beim Stöbern in den Dokumenten kamen mir Namen und gemeinsame Unternehmungen<br />

schemenhaft in Erinnerung, die uns verbinden, bei denen wir uns begegneten und die auch in<br />

der von mir erstellten Dokumentation zur Geschichte des „Greifen“-<strong>Stamm</strong>es genannt werden.<br />

Da sind vor allem zu nennen die jährlichen Gau- und Landesmarklager (Lml.) zu Pfingsten:<br />

Lml. Morlberg im Harz (1948, noch als „Bund Freier Pfadfinder Deutschlands“), Einweihungsfeier<br />

„Kreuz des Deutschen Ostens“ im Harz (1949), Winterlager der Landesmark in der<br />

JH Goslar (Ltg. H. Stettner 1950), Bezirkstreffen im<br />

Fischbachtal/Harz (1950), Bezirksjugendtag in Braunschweig (1951), Lml. Hameln (1951),<br />

Lml. Bad Gandersheim (1952), Si.-Fü. Lehrgang in Bündheim (Ostern 1953),<br />

Lml. Winzenburg (1953), Wölflingsleiterlehrgang in Bündheim (1954), Wölflingslager in<br />

Springe/Deister (1955), Pfadfindertag in Wolfenbüttel (200 Teilnehmer aus dem Gau Braunschweig),<br />

Lml. Walsrode (1955), Landesthing in Soltau (1956), Gaulager in Clausthal-<br />

Zellerfeld (1957), Gaulager(?) Bodensteiner Klippen (1959)<br />

Walter Gatermann schrieb ein Weihnachtsstück, das 1951(?) auch von den <strong>Voortrekker</strong>n in<br />

ihrem Heim (Baracke?) vor Eltern und Gästen aufgeführt wurde.<br />

Zur Erinnerung nenne ich die Namen der „Greifen“-<strong>Stamm</strong>esführer:<br />

Arthur Gutsmann (1946 – 1948), Günther Henke (1949), Jost Heiman-Trosien (1950 – 1951),<br />

Walter Gatermann (1951 – 1952), Friedrich Geisler-Knickmann (1952 – 1953),<br />

Wofgang Wesche (1953 – 1957), Klaus Schumacher (1957 – 1960),<br />

Hasso Lies (1960 – 1961),<br />

1962 – 1974 (vermutl. Auflösung des <strong>Stamm</strong>es): Hans-Joachim Schulz, Albrecht Dünsch,<br />

Thomas Siegner, Ulrich Franz, Stefan Siegner<br />

Nicht zuletzt sei auch Volkhard Beins genannt, der ja ein „altes“ Greifen-Gewächs ist.<br />

Die Dokumente wurden in Inhalt, Form und Stil nicht verändert. Nur auffällige Fehler wurden<br />

korrigiert. Die „Neue Deutsche Rechtschreibung“ fand nicht in jedem Dokument Anwendung.<br />

Verbliebene Fehler möge man verzeihen!<br />

(Klaus Schumacher)<br />

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Stummel – Er war der Letzte,<br />

dem ich die Pfadfinderprüfung und das Versprechen abnahm<br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

Absender: "Burger-Scheidlin, Helmut" <br />

Empfänger: <br />

Betreff: Antwort auf Deinen Brief vom 9.2.06<br />

Hallo Schniebel, hallo Marlis,<br />

aufgrund der schnellen Reaktionszeit von mir, siehst Du, dass ich wenig Zeit für Briefe<br />

bzw. Post habe. Aber mal eine E-Mail schreiben (auch wenn es im Büro ist) geht<br />

immer.<br />

Im Moment schreibe ich von meiner dienstlichen Adresse. Meine private steht unten.<br />

Der Brief war sehr interessant. Mein Bruder Gerhard war (mit seiner Frau, die er dort<br />

kennen gelernt hat) auch bei den <strong>Voortrekker</strong>n. (Mäuschen, Gerhard ist Ende 2006<br />

plötzlich verstorben). Ich hatte mir vorgestellt ein Mal (wann auch immer) meine alten<br />

Kalender aufzuarbeiten und dann auf den Brief zu antworten. Aber, ich glaube, das<br />

wird nichts.<br />

Ich habe dienstlich eine Menge zu tun, wobei sich die Aufgaben immer ein bisschen<br />

wandeln. Privat geht es gut. Meine Buben haben noch 1 bzw. 2 Jahre bis zum Abitur.<br />

Im Moment sind Lilo und ich durch das Singen sehr engagiert. Beide sind wir in einem<br />

Gospelchor, wo jetzt fast jedes Wochenende das Singen bei einer Hochzeit ansteht.<br />

Lilo ist noch im Kirchenchor. Dort läuft gerade ein Projekt in den letzten Zügen,<br />

wo ich auch als Gastsänger dabei bin. Wir singen am Samstag (das letzte Mal) von<br />

Händel die "Schöpfung". Dieses Projekt ging auch über fast 1 1/2 Jahre.<br />

Der Besitz in Österreich ruft auch immer, sodass wir in 14 Tagen wieder hinfahren<br />

(für eine Woche) und Anfang August für 3 Wochen.<br />

In der Zwischenzeit versuche ich meine Hobbies noch unterzubringen: Familien-<br />

(Ahnen-) Forschung und der Versuch alte Langspielplatten auf CD zu wandeln. Also<br />

im Moment ein bewegtes, fast unruhiges Leben. Aber ich hoffe ab Pfingsten wieder<br />

Ruhe hineinzubringen.<br />

Grüße bitte alle<br />

Dein / Euer<br />

Helmut<br />

___________________________________________<br />

Helmut Burger-Scheidlin<br />

Großsachsener Straße 16<br />

D-68642 Heddesheim<br />

Phone +49 6203 40 62 90<br />

Fax +49 6227 73 199 1931<br />

Mobile +49 171 30 80 783<br />

e-mail:helmut@burger-scheidlin.com<br />

INTERNET <br />

___________________________________________<br />

Absender: "Helmut Burger-Scheidlin" <br />

Empfänger: "'Dr. Horst F. W. Stukenberg'" <br />

Datum: 25. Mär 2007 20:56<br />

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Betreff: AW: <strong>Stamm</strong>esabzeichen (fwd)<br />

Hallo Schniebel,<br />

Ich habe jetzt den ersten Teil meiner<br />

<strong>Voortrekker</strong>-Forschung hinter mir und folgende<br />

(sinnvolle) Bilder gefunden. Dokumentation<br />

dazu: 1963_Osterfahrt_Stüde: Wir hatten<br />

in Stüde (Lündeburger Heide) einen festen<br />

Lagerplatz. 1963_Osterfahrt_Stüde_Nani-<br />

Ente-Mücke-Dur-Tutu: Beginn dieser Fahrt<br />

1963 im April war der Flughafen Braunschweig<br />

1965_Ommen_Stummel-Andreas<br />

Scholz (Scholle) -Rest unbek: erste Fahrt nach<br />

Ommen (Holland) zu einem internationalen<br />

Pfadfindertreffen. Dort sind wir auch aufgetreten.<br />

Ich weiß nicht ob Andreas Scholz den<br />

Spitznamen "Scholle" hatte oder ob es da einen<br />

Bruder gab. Vermutlich ist Ludi der Gitarrenspieler.<br />

Von den anderen weiß ich den<br />

Namen nicht mehr.<br />

1963 Osterfahrt Stüde Nani/Ente/Mücke/Dur-Tutu<br />

1969_Ommenfahrt_unbek-Mäuschen-Stummel-Conni-unbek-Andreas Scholz<br />

Wir drei Hermann Conradt, Klaus ? Und<br />

ich fuhren im Sommer 1967 oder 1968<br />

für drei Wochen durch Südfrankreich.<br />

1969 fuhren wir zu letzten (von 3 Fahrten)<br />

nach Ommen. Bei der Abfahrt an<br />

der Paulikirche waren es: (von links nach<br />

rechts ein unbekannter Name, war aber<br />

vorher Wölfling, mein Bruder Mäuschen<br />

(Gerhard), ich, ein unbekannter Name (in<br />

Zivil), Conni, ein unbekannter Name und<br />

Andreas Scholz (Scholle?).<br />

Allgemein: Ich war in der Sippe Iltis und<br />

dort auch Sippenführer. Wir hatten unser<br />

Sippenheim in der Gliesmaroder Str. Ich<br />

habe noch Kontakt mit Conni. Adresse:<br />

Hermann Conradt, Brandenburgerstr.<br />

11A 38110 Braunschweig, hermann.conradt@t-online.de,<br />

05307/2291.<br />

Im nächsten Schub werde ich meine übrig gebliebenen Kalender durchwühlen und den Rest<br />

davon wegwerfen.<br />

Gruß auch an Marlies<br />

Euer Stummel<br />

1967 o 1968_Südfrankreich_Conni-Klaus-Stummel<br />

60


1965 Ommen – Stummel/Andreas Scholz (Scholle)/Rest unbekannt<br />

1967 o 1968 Südfrankreich – Conni/Klaus/Stummel<br />

61


Ebbi (Eberhard Volk) – Ein Anruf<br />

Grüß Dich – der Hasso stolperte beim <strong>Stamm</strong>eslager immer über die Kochgeschirre – Fuad<br />

und Renate kauften bei uns jahrelang Pflanzen – haben mich auch eingeladen in ihr Haus in<br />

Querum – zu meiner Zeit gab es drei Trupps – wir haben gegeneinander in der Stadt gekämpft<br />

einmal verkleideten wir uns alle in Veltenhof – da war auch der Helmut, ein toller Typ – vielleicht<br />

finde ich mehr Zeit .....<br />

Helmut Hörnig – Ein erstes Telefongespräch nach langer Zeit<br />

In den letzten Tagen fragten vermehrt wieder einige der alten Säcke nach Helmut. Als nach<br />

unserer Großfahrt durch Jugoslawien 1955 Karl Heinz nach Kanada auswanderte, sagte er:<br />

„Schniebel, kümmere dich um meine Eltern“! Das ist geschehen. Erst starb der Vater Karl,<br />

dann die Mutter mit 102 Jahren. So hatte meine Familie einen regen Kontakt zur Familie, fast<br />

zu allen Familienangehörigen. Bei allen Familienfeiern waren wir zusammen, auch waren die<br />

Eltern öfters bei uns in Bündheim.<br />

Helmut war einer der tüchtigsten und aktivsten Truppführer und residierte mit seinen Sippen<br />

vor allem in dem Heim Veltenhof. Als Ende der 50er Jahre der Pfadfinderfilm „Ein Weg zu<br />

uns“ gedreht wurde, war Helmut als Sippenführer die Hauptfigur im Film.<br />

Später ging Helmut für drei Jahre zur Marine und wanderte ebenfalls nach Kanada aus. Danach<br />

gab es für ihn eine ganz schwere Zeit – er arbeitete als Werkzeugmacher, hielt sich von<br />

der eigenen Familie und von allen anderen Leuten fern und lebte sein eigenes Leben. Unser<br />

Kontakt riss Ende oder Mitte der 70er Jahre ab.<br />

Als Ali kürzlich anrief und konkret fragte, rief ich beim Helmut in Braunschweig an und wir<br />

führten ein längeres recht angenehmes Gespräch. Mit der alten Zeit habe er abgeschlossen, es<br />

ginge ihm gut, er sei viel allein, gehe von Zeit zu Zeit zum Schwimmen. Lesen und das Segeln<br />

interessiere. Gern läse er Bücher, wenn er welche hat, vor allem wenn sie das Thema<br />

Segeln und Technik zum Inhalt haben.<br />

Hallo Horst,<br />

Fidschi (Gert Friedrichs) – Immer noch im Stress -<br />

bin wie immer noch im Stress und hatte noch keine Zeit für Dich (uns) – Muß erst noch meine<br />

Nachfolge und eine große Übung vorbereiten – Am Sonnabend hat Ulle Kuba Geburtstag,<br />

habe ich soeben erfahren und er feiert im Heim Entenfang – Falls ich es schaffe, werde ich<br />

einmal vorbeischauen – Nächste Woche bin ich in Berlin und im März geht’s nach Norden<br />

Berlin – Talinn/Ghelsinki/Stockholm/Trotheim/Oslo/Kopenhagen/BS in 9 Tagen rund mit<br />

Fähre und Bahn<br />

Bis bald vom BBD<br />

Fidschi, ja Fidschi, er war es, der 1967 mit seiner Sippe die gesamte Elektroinstallation in<br />

unserem selbsterbauten Haus verlegte, Bam und Ise gehörten auch dazu – als Truppführer war<br />

Fidschi sehr aktiv und erfolgreich – nun arbeitet er als Manager bei der PTB in Braunschweig,<br />

62


ist nicht weniger erfolgreich, ist Allzeit Bereit, wenn ihn jemand anspricht – aber: „Keine<br />

Zeit“, das ist sein Motto. Zwei Jahre sind seit der Anfrage der <strong>Voortrekker</strong> an die Alten Säcke<br />

vergangen, nun, kur vor Toresschluss, vor Redaktionsschluss hat Fidschi seine längst fertige<br />

Datei geschickt. 28.8.2007, – Prima.<br />

Sippenabende<br />

Truppabende Trupp Fritjoff Nansen 2 Sippen schwarzer Adler und schwarzer Panther<br />

Sippenführer vom schwarzer Adler war Berndt Vie(h)t. wohnte zum Schluß Nähe Bankplatz<br />

danach G.Friedrichs<br />

Fahrten<br />

Steinkirche im Harz, Pixhaier Teich, Barnbruch, Bodensteiner Klippen, Asse Elm Essehof<br />

Eltze Neudorf-Platendorf<br />

Fernfahrten Fichtelgebirge, Lenste, Noer, Plön, Ommen (NL)<br />

Heimabende<br />

Nicht geklappt hat , wir wollten nach Afrika fahren und auf den Spuren der <strong>Voortrekker</strong> zu<br />

wandern. Hat vorgeplant der „NAME ist weg“ , er wohnte aber in Lehndorf und war auch<br />

<strong>Stamm</strong>esführer in der Zeit von Raimund Cornell<br />

Heime<br />

Gliesmarode Gartenhaus, Veltenhof abgerissen, Broitzemer Str Jugendherberge<br />

und HdJ Mühle bei der alten Berufsschule, Entenfang /Ende/<br />

Namen<br />

Bernd Vieht, Ludi und Nani Schön, Ullrich Kuba, Hans Isedor, Bernd Warmbier, Bernd Kufka<br />

Lieder Mundorgel und kleines Buch habe ich noch<br />

Alte Fotos, wenig Negative sind noch da<br />

Handfestes: Halstuch, Hemd, Späherkordel, Messer, Feldflasche, Reserveknöpfe mit Lilie,<br />

Schallplatte mir Pf-Lieder, Pf-Ausweise sind noch vorhanden<br />

Reno – Erster Kontakt wieder nach 30 Jahren<br />

Reno gehörte zum Trupp von Fidschi – da gab es Verwicklungen und Verbindungen untereinander<br />

– auf unserem Bau 1967 war Reno aktiv als Strippenleger tätig – dann wieder eine<br />

Zeit der Verwicklungen und vor ein paar Tagen der Anruf auf dem Anrufbeantworter – ein<br />

Besuch in Wolfenbüttel und schon eine Rückmeldung zum Fragenkatalog der heutigen<br />

<strong>Voortrekker</strong>.<br />

Abschrift – Liebe Freunde aus der neuen Pfadfinderzeit<br />

63


In der Zeit von 1961 bis zum Tag an dem sich der BDP auflöste, habe ich aktiv an der<br />

Pfadfinderschaft teilgenommen. Noch heute kann ich sagen, daß die Zeit bei den Pfadfindern<br />

in der Gemeinschaft mir sehr viel gegeben hat. Die Kameradschaft, Freundschaft<br />

und Hilfsbereitschaft, diese Vorsätze sind ein wichtiger Teil meiner Einstellung<br />

des alltäglichen Lebens geworden. Was heute nicht mehr alltäglich und selbstverständlich<br />

in unserer Gesellschaft ist.<br />

1. Unsere Sippenabende haben wir abwechselungsreich gestaltet. Der Abend bestand<br />

aus Theorie, Kartenkunde, Sternkunde, Landschaftskunde, Naturkunde<br />

allgemein.<br />

2. Planung, Einteilung der nächsten Wochenendfahrten, Aufteilung von Aufgaben<br />

und Organisation der Fahrt.<br />

3. Zum Abschluß des Sippenabends haben wir uns immer am Lagerfeuer zusammen<br />

gesetzt, haben uns über alte Fahrten unterhalten und haben den Abend mit<br />

Liedern ausklingen lassen.<br />

Was auch immer schön war, das waren unsere Wochenendfahrten. Wir haben sehr<br />

gute Kontakte zu den Forstämtern in Braunschweig und Umgebung gehabt. Da wir<br />

Wald- und Nistkastenreinigung den Forstämtern angeboten haben, dadurch hatten wir<br />

die Möglichkeit, an den Wochenenden als Gegenleistung in den Wäldern zu zelten o-<br />

der Waldarbeiterhütten zu nutzen. Calbala, Essehof, dort haben wir viele Wochenenden<br />

verbracht.<br />

Worauf wohl heute bei der Pfadfinderschaft geachtet werden sollte, was ich im Nachhinein<br />

in früheren Jahren als negativ empfinde, daß die Pfadfinderschaft zu 90 % nur<br />

aus männlichen Mitgliedern bestand und dadurch viele Pfadfinderbrüder später Kontaktschwierigkeiten<br />

zu weiblichen Personen hatten.<br />

Reno<br />

Koffer – (Dieter Frühauf)<br />

Lieber Dieter,<br />

kling mir ein bißchen fremd, aber wenn ich Koffer schreibe, magst Du das möglicherweise<br />

gar nicht mehr hören, also mein Guter,<br />

hab für Deine Zeilen recht herzlichen Dank - wenn ich erst jetzt antworte dann wisse, ich bin<br />

noch voll im Job und es gilt zu arbeiten - gestern rief Hadda aus Sinzig/Rhein an und bat um<br />

einen Termin - anschließend sprach ich mit Dieter Kiehne/Diki in Freiburg, der 27.28. Juni ist<br />

bei mir frei und so haben wir diesen Tag avisiert - Fein, daß Du in Erinnerungen einsteigst -<br />

wird es Dir möglich sein, für die jungen <strong>Voortrekker</strong> (sie wollen vom 19. - 21. Mai zu uns<br />

kommen) noch einmal tiefer bei Dir zu graben - gerade eben bekomme ich nach langer Zeit<br />

etwas vom Knut aus Südamerika - da sind die Fragen auch noch einmal aufgelistet - darf ich<br />

Dir das einfach so zuschicken? - all das, was Du angedeutet hast, interessiert natürlich auch<br />

mich - bin gespannt und grüße Dich und Dein Weib vorerst ganz lieb<br />

Dein<br />

Schniebel<br />

PS: Knut Mail schicke ich einfach gesondert<br />

64


schrieb:<br />

Lieber Horst,<br />

für Deine Telefonate, e-mails und Briefe in den letzten Monaten möchte ich mich herzlich<br />

bedanken. Ich habe richtig ein schlechtes Gewissen, dass ich Dir noch nicht geantwortet<br />

habe. Aber das will ich jetzt mit meinen Ostergrüßen wieder gut machen. Ich habe in Deinen<br />

Rundschreiben viele Namen gelesen, an die ich mich gern erinnere. So finde ich zum Beispiel<br />

den kurzen Bericht von Deinem Besuch bei Dieter Kiehne toll. Ich habe bestimmt ein<br />

halbes Jahrhundert nichts von ihm gehört. Das ist eine sehr lange Zeit. Auch Deine Bitte,<br />

aus der alten <strong>Voortrekker</strong> Zeit etwas zu berichten, ist bei mir auf fruchtbaren Boden gestoßen.<br />

Kennst Du noch das Lied "Ein jeder trägt mit Stolz den neuen Hut"? Ich meine, der<br />

Text ist auch von Dieter Kiehne. Ich würde ihn vielleicht noch zusammenbekommen.<br />

10 Jahre <strong>Voortrekker</strong> - eine Zeit, die ich nicht missen möchte!<br />

Im Herbst 1948 wurde ich auf dem Schulhof der Gauß-Schule angesprochen, ob ich nicht<br />

einmal zu einem Gruppenabend der Pfadfinder mitkommen möchte. Ich sagte zu, mir gefiel es<br />

und ich war „gekeilt“. Die Gruppe traf sich damals noch in der Jugendbaracke auf dem Leonhardplatz,<br />

dort wo heute die Einfahrt zur Stadthalle ist.<br />

Uns Pfadfindern stand dort ein Raum zur Verfügung, den wir uns selbst gestalten konnten.<br />

Manchmal wurde er aber auch von anderen Gruppen mitbenutzt, so dass es häufig zu kleinen<br />

Streitereien kam. Diese wurden aber schnell und friedlich geschlichtet.<br />

Auf unseren Sippen- und Truppabenden ging es eigentlich recht lebhaft und fröhlich zu. Ich<br />

erinnere mich noch an die vielen Knoten, die wir aus mir unverständlichen Gründen mit verbundenen<br />

Augen auf dem Rücken knüpfen konnten. Das war aber Pfadfindertradition, nach<br />

dem Sinn wurde nicht gefragt. Und dann wurde gesungen –laut, mehrstimmig und nicht immer<br />

richtig. Bei der Auswahl der Lieder waren wir sehr vorsichtig. Der Krieg war gerade zu<br />

ende, und jeder von uns hatte irgendwelche schlimmen Erinnerungen daran. Deshalb wurde<br />

auf Soldatenlieder verzichtet.<br />

Unser Liedgut bestand entweder aus Volksliedern oder aus der Zeit der bündischen Jugend<br />

vor 1933. Natürlich versuchten wir uns auch international. Russische Lieder wurden genauso<br />

gern gesungen wie amerikanische, englische oder französische. Die Klampfe war stets dabei.<br />

Und auch ich habe mich mit ihr angefreundet. Für meine Enkelkinder hole ich das arg lädierte<br />

Instrument manchmal noch aus dem Keller und singe dann aus vergangenen Tagen – Lagerfeuerromantik,<br />

Volkslieder, Seemannslieder…….<br />

In bester Erinnerung sind bei mir immer noch die „Fahrten“, die wir häufig gemacht haben.<br />

Es war natürlich alles anders und zum Teil auch schwieriger als heute. Als ich im Frühjahr<br />

1949 die ersten kleinen Fahrten (meistens mit dem Fahrrad) mitgemacht habe, gab es noch<br />

Lebensmittelmarken. Das bedeutete, dass Muttern uns nur mit Naturalien auf die Reise schicken<br />

konnte. Alles Essbare wurde zusammengelegt und gemeinsam verspeist. Es gab immer<br />

ausreichend Brot, Aufstrich war dagegen häufig sehr knapp. Ab Sommer 1950 war die Zeit<br />

der Lebensmittelmarken aber vorbei, und wir schoben auf unseren Fahrten keinen Kohldampf<br />

mehr.<br />

65


Aber es gab dabei auch Ausnahmen. In den Sommerferien 1950 hatte meine Sippe (ich habe<br />

den Namen leider vergessen) eine Fahrt „Rund um Trizonesien“ – das waren die drei westlichen<br />

Besatzungszonen – geplant, ausnahmsweise nicht mit dem Fahrrad, sonder per Trampen.<br />

Kurz vor dem Start brach die Korea-Krise aus. Zwischen Nordkorea mit China und Südkorea<br />

mit den USA gab es heftige und andauernde Kämpfe. Dieser Krieg führte bei uns zu Hamsterkäufen.<br />

Die Läden waren plötzlich leer. Das hatte für uns die Konsequenz, dass wir unterwegs<br />

ganz schön hungern mussten.. In den Lebensmittelgeschäften waren wir unbekannt und<br />

wurden deshalb nur widerwillig und nicht ausreichend versorgt. Es gab eigentlich nur Reis in<br />

allen Variationen. Trotzdem wurde die Fahrt zu einem großartigen Erlebnis.<br />

An eine kleine Wochenendfahrt kann ich mich auch noch recht gut erinnern. Da samstags<br />

immer noch bis Mittag Schule war, traf sich der Trupp „Kleiner Bär“ um 14 Uhr auf dem<br />

Burgplatz mit kleinem Marschgepäck, einer Stricknadel, drei Korken und einer frankierten<br />

Postkarte. Alle waren gespannt, was das wohl werden sollte.<br />

Es wurde ein tolles Wochenende, denn der Auftrag lautete: Wer bis zum Sonntagabend die<br />

weiteste Entfernung zurückgelegt hat, ist Sieger. Erlaubt ist jedes Beförderungsmittel, das<br />

nichts kostet. Was die Stricknadel und die Korken dabei sollten, ist noch immer ungeklärt.<br />

Hartwig Krug und ich haben es wie die meisten mit Trampen versucht. Wir sind bis Fulda und<br />

zurück gekommen, waren unheimlich stolz und wurden nur unter „ferner liefen“ placiert. Der<br />

Sieger hat es bis Mannheim geschafft. Eine Gruppe war sogar am Alpenrand. Sie wurde aber<br />

disqualifiziert, da sie erst am Montag zurückgekommen ist. Was sie dem Lehrer erzählt haben,<br />

ist nicht überliefert.<br />

Irgendwann mussten wir aus der Baracke ausziehen. Sie musste wohl der Planung für die<br />

Stadthalle weichen. Dafür konnten wir die Neustadtmühle benutzen. Aber das hat uns damals<br />

nicht gefallen, und der „Kleine Bär“ mietete über Willi Carius einen Garten an der Gliemaroder<br />

Straße. Der machte zwar Arbeit, bot aber viele Vorteile. Bis zu meinem Ausscheiden 1958<br />

haben wir dann eine Art Vagabundenleben geführt. Mal ging es zur Jugendherberge auf der<br />

Broitzemer Straße, mal ins Torhaus am Kloster Riddagshausen, mal in das Wasserwerk im<br />

Bürgerpark.<br />

An meine letzte Großfahrt kann ich mich noch gut erinnern. !957 machten wir eine Fahrt<br />

“Rund um das Ijsselmeer“ per Fahrrad. Unsere Fahrräder waren keine Luxusschlitten mit<br />

21Gang-Schaltung, sonder einfache Räder. Einige hatten bereits eine Dreigangschaltung. Es<br />

gab viele Pannen.<br />

Wir starteten an einem glutheißen Sommertag in Braunschweig und sind eigentlich nur nachts<br />

gefahren. Tagsüber haben wir geschlafen und die Zeit vertrödelt. Während des ganzen Unternehmens<br />

war es so heiß, dass wir die Nacht zum Tage machten mussten. Nur als wir eine<br />

Woche bei unseren holländischen Pfadfinderfreunden in einem großen Sommerlager waren,<br />

haben wir wieder ein normales Leben geführt. Das Sommerlager endete mit einer großen<br />

Show, an der sogar ein Vertreter der Deutschen Botschaft teilnahm. Wir haben einige Lieder<br />

vorgetragen und sind mit unserem <strong>Stamm</strong>eslied gut angekommen.<br />

Ich habe versucht, einige Höhepunkte aus meinen zehn Pfadfinderjahren zusammenzutragen.<br />

Leider sind viele meiner Erlebnisse schon bei mir in Vergessenheit geraten. (Man sollte ein<br />

Tagebuch führen.) Ich habe Erfahrungen als Sippen-, Trupp- und <strong>Stamm</strong>esführer gesammelt.<br />

Für eine Übergangszeit habe ich mich sogar in die Gauführerarbeit eingebracht. Ich habe am<br />

Hausmannsturm in Helmstedt, an der Neustadtmühle in Braunschweig, an der Kaiserpfalz in<br />

Werlaburgdorf mitgewerkelt, habe Jugendwaldeinsätze gemacht und an mehreren Pfingstla-<br />

66


gern teilgenommen. Wir haben zwischen Weihnachten und Neujahr im Harz in Köhlerhütten<br />

überwintert und furchtbar gefroren. Wir haben am Pixhaier Teich mit Jochen Sander den ersten<br />

Rotwein getrunken. Wir haben………..<br />

Es war eine schöner Lebensabschnitt, ich möchte ihn nicht missen.<br />

Gut Pfad!<br />

Dieter Frühauf<br />

Dieter Kiehne – genannt Diki<br />

Wir sind seit Jahren wieder einmal Ostern in Braunschweig. Meine Frau hat sich Anfang des<br />

Jahres einem Bänderriss zugezogen. Da hat sich dann noch eine schwere Thrombose zugesellt,<br />

so dass wir Ostern nur die Kinder, die in der Nähe wohnen, besuchen werden.<br />

Euch herzliche Ostergrüße und ein genauso herzliches "Gut Pfad"<br />

Brigitte und Dieter Frühauf<br />

67


Jürgen Stieghan – Auch einer der ersten aus dem Jahr 1948<br />

68


Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel?<br />

Engojama – Lied<br />

<strong>Stamm</strong>eslied, <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> werden wir ...<br />

Die Kokosnuß<br />

Zelte sah ich, Pferde, Fahnen<br />

Ich kenne Europas Zonen<br />

Avatyre<br />

69


Colorado Trail<br />

Die Straße ist wie ein graues Band<br />

There is one more river to cross<br />

In Hamburg stand ich einst am Kai<br />

Le viegneron<br />

Island Fischer<br />

What shall we do with ....<br />

Die Steppe zittert<br />

In Gaston bin ich geboren<br />

Oh du stille Zeit<br />

Schlaf mein Bub ich will dich loben<br />

Die bunten Fahnen brennen im Wind<br />

Deutsches Land<br />

Lappland, du Land der Elche<br />

Trampen wir durchs Land<br />

Abends ziehen Elche<br />

In einen Harung<br />

Gute Nacht Kameraden<br />

Kameraden, wir marschieren<br />

Wir waren schon hier und dort<br />

Ging gang gulli ...<br />

Salem aleikum ...<br />

I was a little Foxy<br />

Stehst Du mal auf einem Berg<br />

Die Sterne funkeln kalt<br />

Olka treibt mit schweren Schlägen<br />

Jenseits des Tales<br />

Hohe Tannen<br />

Wenn wir erklimmen<br />

Nun lasst uns scheiden<br />

Hohe Nacht der klaren Sterne<br />

<br />

Kurzfassung der Truppgeschichte 1948 – 1950<br />

- Schniebel ergänzt um ein paar Kleinigkeiten -<br />

Gründung: 6. Februar 1948, Name Jugendlandbund (In der englischen Zone waren<br />

die Pfadfinder noch verboten), Bundesführer Sepp Zensinger, (Dieter Kiehne sagt,<br />

1947 hätte Horst Schneider in Verbindung mir dem Headquarters der Engländer bereits<br />

mit der Pfadfinderei begonnen, er sei dann aber verschwunden – ein Östereicher<br />

war mit dabei und Heinz Kallenbach)<br />

Truppführer: Lasso<br />

Erste Heimabende in einem Klassenzimmer der Comeniusschule<br />

<br />

<br />

Sippen: Berglöwen, Panther, Lüchse, Füchse<br />

Erster Sippenführerlehrgang in der DJH Örlinghausen – unter Sepp Zenzinger –<br />

Schniebel bekommt seinen Spitznamen<br />

Fahrt nach Goslar 1. Mai 1948<br />

Bund freier Pfadfinder: 3. Mai 1948, St. Georgstag,<br />

70


Truppführer Bodo Papendorf,<br />

Die Lüchse unter Teddy trennen sich ab – vorwiegend Wölflingsarbeit – Schniebel<br />

geht mit – Heimabende in der Leutnant-Müller-Kaserne Salzdahlumerstraße<br />

Pfingstlager auf dem Morlberg der Landesmark Niedersachsen – Leitung Arthur<br />

Gutsmann -<br />

Sommerlager der Landesmark Niedersachsen in Braunlage Brunnenbachsmühle –<br />

Leitung u.a. Heinz Heyder, Jochen Schulze, Jürgen Paul,<br />

Bund Deutscher Pfadfinder: 5. Dezember 1948<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Truppführer Bodo Papendorf<br />

Sippen: Berglöwen, Mustangs, Hirsche,<br />

Pfingstlager in Barsinghausen<br />

Sommerfahrt zur Nordsee und nach Hessen<br />

1. April 1950 Truppführer Dieter Kiehne (Diki) – u.a. bilden Hadda und Rovi Rahn<br />

den ersten Roverkreis<br />

Sippen Mustangs, Berglöwen, Heimabende in der Baracke am Leonhardsplatz,<br />

Die Hirsche bilden unter Bodo einen neuen Trupp<br />

Im Sommer Fahrt zur Weser<br />

Im Herbst Auslandsfahrt nach Frankreich, Winterlager in Goslar,<br />

1951, Winterlager an der Spitze am Oderteich bei 1 m Schnee in Kothen<br />

1952, 7 Pfadfinder + 5 Pfadfinder starten zur Großfahrt nach Schweden – Treffen im<br />

Somenlagret der Schwedischen Pfadfinder bei Tranos<br />

Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im Roverkreis? Mit wem stehst Du heute noch<br />

in Verbindung?<br />

<br />

Dieter Kiehne (Diki), Wolfgang Rahn, Hans-Dieter Appel (Hada), Jürgen Liesegang,<br />

Hans-Peter Grötzner, Heinz Kalms, Lothaer Bode, Karl Heinz Hörnig, Jürgen Droste<br />

(Korea), Manfred F-ladung (Palermo), Dieter Frühauf, Eberhard Börker, Klaus Börker,<br />

Jochen von der Straten (Hasswo), „Sissus“, Horst Stukenberg (Schniebel), Peter<br />

Käther, Horst Hodemacher, Jochen Briest (Effi), >Klaus Mokros,<br />

Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig:<br />

Jürgen _Stieghan, Am Tafelacker 7, 38 114 Braunschweig,<br />

Von wann bis wann wart Du Pfadfinder? Was war Dir damals wichtig?<br />

Ab 1949<br />

Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg?<br />

Wohin gingen die Großfahrten? Wie war das damals?<br />

<br />

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<br />

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<br />

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<br />

Buchhorst<br />

Herzogsberge<br />

Sender Geitelde<br />

Burg Neuhaus<br />

Eschershausen<br />

Gandersheim<br />

Knesebeck<br />

71


Bodensteiner Klippen<br />

Schöningen, Übernachtung, zu Fuß nach Braunschweig<br />

Brenneckenbrück, Heide<br />

Weserfahrt, Hann.-Münden, Hameln<br />

Wo fanden die Heimabende statt, wie bist Du zu den Pfadfindern gekommen (von wem gekeilt)?<br />

Baracke auf dem Leonhardplatz<br />

In der Neustadtmühle<br />

<br />

Von allein<br />

Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Zelte, Kothen usw?<br />

1 alte Klampfe<br />

1 Logbuch 1953, Sippe Dachse<br />

1 Fahrtenmesser<br />

Was habt Ihr damals auf Sippen, und Truppabenden so gemacht?<br />

<br />

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<br />

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<br />

<br />

Die Gesetze des Pfadfinders<br />

Pfadfinderzeichen<br />

Verkehrszeichen, Kurbuch (DB) lesen, Zugverbindungen aufstellen<br />

Knoten<br />

Wildspuren<br />

Vogelflugbilder<br />

Sternbilder<br />

Lebensgeschichte von Baden Powell<br />

Morsen, Winken,<br />

Singvogelgestalten, Schattenriss<br />

Baustile<br />

Kurzgeschichte der Jugendbewegung<br />

Pfadfindergruß<br />

Lilie<br />

Truppgeschichte<br />

Erste Hilfe geübt<br />

Geschichten erzählen<br />

Kim-Spiele<br />

Löffel geschnitzt<br />

Karten lesen<br />

Lieder eingeübt<br />

Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten?<br />

Handle so, daß die Maxime Deines Handelns zu einer allgemeinen gültigen Gesetzgebung<br />

gemacht werden können.<br />

72


Pit – Peter Schaper<br />

Frühlingsstr. 5, 83 093 Bad Endorf, Tel. 08053 – 7965 30<br />

Lieber Schniebel,<br />

Ich war und bin freudig überrascht über Deine Initiative zur Reaktivierung der grauen Zellen<br />

betr. der alten Pfadfinderzeit. Da ich zur Zeit große persönliche Probleme habe, will ich nur in<br />

Kürze auf die Fragen zur Pfadfinderzeit eingehen. Ich würde mich aber über ein Wiedersehen<br />

mit Dir (mit anderen von früher) sehr freuen. Ich melde mich, sobald bei mir Klarheit<br />

herrscht.<br />

Herzlich<br />

Pit<br />

„Von Pit über Pit (in Kürze)“<br />

Ich war Pfadfinder von 1951 bis 1960, und zwar Sippenführer, Truppführer, kurzfristig<br />

<strong>Stamm</strong>esführer. Durch das Studium und den Umzug nach München habe ich die Pfadfinderei<br />

als Aktiver völlig aufgegeben, ohne mich von den erlernten und gelebten Idealen zu trennen.<br />

Die Heimabende fanden in der Baracke am Leonhardsplatz statt (ein Sippenabend und ein<br />

Truppabend pro Woche); später in der alten Mühle am Inselwall. Das paßte nicht ganz zu uns,<br />

da es ein offener Jugendtreff war (mit Rauchen, Trinken, „schräger Musik“ (Rock ,n Rol“).<br />

Wir versuchten den Bunker gegenüber dem Haus unten im Wall herzurichten, dann ein eigenes<br />

Haus (Gartenhaus) in einer Schrebergartenkolonie im Osten der Stadt (Friedrich-<br />

Voigtländer-Straße, schräg gegenüber von der Polizeikaserne). Dabei ging fast die Gruppe<br />

kaputt.<br />

Wichtig war für mich das Leben in der Gemeinschaft, die Kameradschaft, die gemeinsamen<br />

Abenteuer, Spiele. Das Erleben und die genaue Kenntnis der Natur, die Fahrten (große und<br />

kleine, nah und fern), und der hohe ethische Anspruch, eine Art Religiosität, ohne aber kirchlich<br />

gebunden zu sein.<br />

Von den ehemaligen Kameraden stehe ich mit keinem in Verbindung. An die vielen Kameraden,<br />

die man so im Laufe der Zeit kennengelernt hatte, erinnere ich mich namentlich nicht<br />

mehr, außer einigen der Älteren, Willi Carius, Wolfgang, Karl Heinz und sein Bruder, Lothar,<br />

Hada, Schniebel. Ferner Koffer (Dieter Frühauf), Hasso und sein Bruder Ehrhardt, Henk Vos<br />

(der Holländer). Besonders Struppi (zu zweit eine Frankreichfahrt), Ekki (der ging dann), Jochen<br />

Briest. Aus der eigenen Sippe noch Knut Gabel, Reinhard und Falke Wendebourg.<br />

Die Fahrten führten uns (meistens die Wochenenden) in die umgebenden Wälder (war damals<br />

noch gut möglich), Sickter Forst, Rieseberger Moor, Elm, Oderwald, Harz (Winterlager in der<br />

Köthe/in Zorge) Hainberge, Ambergau, Südliche Heide um Gifhorn: Aller, Allerkanal, Neudorf<br />

Platendorf, Müden, Fallersleben – so in etwa.<br />

Großfahrten ins Sauerland (gemeinsam mit den Holländern), nach Holland, Jugoslawien,<br />

Schweden (habe ich nicht mitgemacht). Persönlich noch Frankreich und Spanien.<br />

Was haben wir auf den Gruppenabenden gemacht? Das führt inhaltlich zu weit, würde Seiten<br />

füllen. Grundlage war das Erlernen der Pfadfindergesetze, das Versprechen, Singen. Alle Arten<br />

von lustigen und ernsten Spielen, Scharaden. Erlernen von praktischen Fertigkeiten für die<br />

Fahrten und das Leben in der Natur (im Freien) – aber auch fürs Leben. Ich verweise auch auf<br />

73


das Buch von Baden Powell, das Grundlage war und Anweisungen und Anregungen vielfältigster<br />

Art gibt. Weitere Hilfen waren Sportbücher, Spielbücher. Viel besprochen und geplant:<br />

Die Fahrten, etc. Gesungen haben wir oft. Ich habe stets die Klampfe gespielt, meist nur Akkorde<br />

nach der Grifftabelle (jetzt gar nichts mehr). Bücher: Volksliedsammlungen, der Turm<br />

(fünf Bände), Seemannslieder und Shantys, Grünschnabel, und andere.<br />

Persönliche Souvenirs habe ich wenig. Ein Fahrtenbuch (Holland und Jugoslawienfahrt), zwei<br />

Fotoalben, ein Logbuch (unvollständig) der Sippe Schwarzer Panther, vier Exemplare „Die<br />

Trommel“, eine von mir initiierte <strong>Stamm</strong>eszeitung, Anstecknadeln, ein grünes Stoffabzeichen<br />

BDP.<br />

Voila, fini, c’st tout<br />

Manfred Steinwachs - Die <strong>Voortrekker</strong> aus einiger Entfernung erlebt<br />

Es wird bei einem Landesmarklager (Fallingbostel?) gewesen sein und/oder während eines<br />

Treffens des Landesjugendringes (Braunschweig), dass ich die <strong>Voortrekker</strong> als <strong>Stamm</strong> kennenlernte.<br />

1951/52 wahrscheinlich. Ich gehörte zu einer Jugendgruppe aus dem 500-Seelen-<br />

Dorf Rotenkamp (siehe Autobahndreieck Lehre-Wolfsburg), geführt von Alt-Wandervogel<br />

und dann Neu-Pfadfinder W i l l y C a r i u s . Er hatte uns seit 1947 begeistert, ja bezaubert,<br />

als geborener Pädagoge mit Multikunsttalent, südwestdeutscher Lockerheit (Koblenzer), mit<br />

viel Humor, viel Erfahrung aus seiner Vor-HJ-Zeit im Bannkreis der Nerother. Für uns war er<br />

in der verdammt dürftigen Nachkriegszeit ein von Mädchen und Jungen gleichermaßen geliebter<br />

Übermensch, der uns für’s moralische und kultivierte Leben Maßstäbe vorlebte wie<br />

lange Zeit kein anderer. Aber er musste uns 1951/52 verlassen, weil er bei Voigtländer Architekt<br />

werden konnte und nach Braunschweig mit Familie umzog. Uns Jungen koppelte er an<br />

den Helmstedter BDP-<strong>Stamm</strong> „Grenzwald“ an, zu dessen Guru Willy Oertel („Hetmann“) wir<br />

bereits Vertrauen gefasst hatten (spannende Erzählungen von der Wlassow-Armee hoch oben<br />

im Hausmannsturm, Wolgalieder u.a. – alles sehr an- und aufregend). Ich kann mich erinnern<br />

an Zelt- und Lagerfreundschaften mit Klaus (?) Schäfter, Uhrmachersohn, glaube ich, und<br />

Hartmut Oertel. Als Pfadfinder gingen wir Rotenkämper auf eine Nordseefahrt (per Rad) und<br />

auf Tramptour nach Italien. Gleich wichtig waren mir die diversen Lager und Delegiertentreffen<br />

zwischen Harz und Heide mit immer neuen Namen wie etwa Hajo Heske, Heinz Heider,<br />

Jürgen Paul, Arthur Gutsmann, Graf Kalkreuth. Mein Vater, Kurt Steinwachs, brachte sich<br />

damals ebenfalls in die BDP-Arbeit ein . Nicht zu Unrecht, denn er gehörte bis 1933 zum<br />

DPB in Hannover, und sein Sippenführer wurde mein Patenonkel (Heinz Kutscher). Wir grünen<br />

Burschen hatten diesen Alten viel zu verdanken. Per Fahrrad oder Motorrad („Imme“)<br />

zum Sowiesothing rattern, eine Feuerrede halten, im Zelt oder bei Freunden auf schmalem<br />

Gästebett pennen, die Ehefrau j.w.d. ungetröstet auf dem Abstellgleis zurückgelassen. Das<br />

war nicht selbstverständlich, auch nicht für diejenigen, die ihre Jugendbewegtheit der 20er<br />

oder auch der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch einmal nachkosten wollten. Die Motive<br />

dieser Kriegsübrigbleibsel – ein weites Feld!<br />

Die beiden Namen, die mir damals viel bedeuteten, waren J o c h e n S a n d e r und<br />

H a n s R a h l f s , Pfadfinder aus christlicher Verantwortung, gute Demokraten und Pädagogen.<br />

Hans auch ein geduldiger Gastgeber in seinem Untermieterzimmer, wenn ich Gymnasiast<br />

(NO) und Fahrschüler (Linie Velpke) zur Überbrückung irgendeiner leeren Zeit zwischen<br />

Schulschluss und Filmclub oder Staatstheater bei ihm geklingelt hatte. Durch Willy<br />

Carius und die beiden Genannten erhielt ich auch eine Vorstellung von den <strong>Voortrekker</strong>n. Mit<br />

einzelnen Jungmannen kam ich, wer weiß wo wie und wann, in näheren Kontakt: mit Hans-<br />

Peter (Grötzner?), Hasso van der Straaten (und Bruder?), wohl auch mit Dieter Kiehne und<br />

74


und ... Hans-Peter hatte eine schöne Schwester, die wiederum meinem Freund Peter Prause<br />

großen Eindruck machte. Unter anderem bei einer Festivität am Rande eines Schüler-Events<br />

im Umkreis der LVA Braunschweig-Querum oder eines der Gymnasien am Franckschen<br />

Feld.<br />

Meine pfadfinderischen Höhepunkte hatten leider wenig bis gar nichts mit dem Braunschweiger<br />

<strong>Stamm</strong> zu tun, sondern mit Bündheim und Göttingen. Ich hatte in Rotenkamp eine<br />

Wölflingsmeute aufgebaut, die von 1953 bis 1955 (mein Abitur) funktionierte. Hilfestellung<br />

hatte Jochen Sander gegeben. Deshalb auch seine Einladung zum Wölflingsführerlehrgang bei<br />

Wulff und ihm in Bündheim Januar 1954. Seitdem Freundschaften und z.T. auch größere Unternehmungen<br />

(Weser-Marschier-Tour und „das Wunder von Bern“ am Kneipenradio, Jamboree<br />

1956 im regenreichen England u.a.) mit Gerold Mertens, Gottfried Stephan, Moritz von<br />

Engelhard u.a.. In Göttingen hatten wir dann von 1957 bis 1961 eine wunderbare Roverrunde<br />

Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi<br />

An Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de<br />

Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi<br />

Knesebeckstr. 71<br />

10623 Berlin<br />

Hallo ihr Lieben,<br />

da kommen fast verschüttete Erinnerungen hoch, wenn ich so an den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> erinnert<br />

werde, eine Zeit, die ich nicht missen möchte!<br />

Wie hat es angefangen?<br />

Mein Klassenkamerad Ebi (Eberhard) Volk hat mich gekeilt, im Sommer 1958 als ich in die<br />

siebte Klasse der HvF kam; mit Ebi, der die Gärtnerei am Hasenwinkel hat, bin ich noch heute<br />

befreundet! Volker (Voller) Ludwig war damals unser Sippenführer und die ersten Fahrten<br />

gingen in den Elm, in die Asse und die Heide, im Winter in den Harz: die Kothe stand im tiefen<br />

Schnee!<br />

An die Halstuchprobe kann ich mich noch gut erinnern: Es ging im Frühherbst abends los in<br />

Richtung Elm, zu Fuß und mit einigen gruseligen Aufgaben, die ganz schön aufregend waren,<br />

so ganz allein und im Dunklen und jederzeit konnte jemand hinter dem Baum stehen, um mir<br />

einen Schrecken einzujagen ….<br />

Die Sippenabende fanden damals im Heim am Bültenweg statt: Lieder Singen, Lagerfeuer im<br />

Garten, kurze Wanderungen Richtung Riddagshausen und Versteckspiele; im Winter: Bollerofen<br />

an – es wurde aber nie richtig warm und wir haben gefroren - und bei Kerzenschein Geschichten<br />

lesen ..??..<br />

Es gab gelegentlich Trupp- und <strong>Stamm</strong>esabende, aber was wir da eigentlich gemacht haben,<br />

außer Lagerfeuer und Planung der nächsten Fahrten …???<br />

Voller hat bald die Sippe aufgelöst und Ebi und ich sind in die Sippe von Stefan Berking gegangen.<br />

Dort wurde viel und sehr gut gesungen (und das tue ich heute noch!!), wir waren auf<br />

Singefahrten und -wettstreiten, z. B. auch auf der Burg Waldeck im Hunsrück.<br />

75


Seit etwa 1960 hatte ich – anfangs parallel zu den Singeabenden mit Stefan - mir eine eigene<br />

Sippe (Sippe eule sprich e-ule) aufgebaut, mit der ich auf vielen kleineren Fahrten immer<br />

wieder auch in Stüde (Heidedorf nördlich von Gifhorn) war. Zu den Besonderheiten dort gehörte<br />

das nächtliche Fahren mit den offenen Pritschen der Moorbahn, eine schmalspurige Lorenbahn,<br />

die durch die Torfabbaugebiete fuhr: Leise musste die Bahn vom Stellplatz entwendet<br />

werden, dann saßen einige auf dem Fahrgestell und einer musste schieben, bis die Abfahrten<br />

erreicht waren, dann ging es mit Hallo bergab. Die Sache war nicht ungefährlich, denn<br />

der Schieber musste ja auf den Schwellen laufen und es gab viele Gräben, über die die Bahn<br />

führte. Und in der Kurve kippte die kleine Lore schon mal aus den Schienen.<br />

Meine einzige Großfahrt als junger Sippenführer ging ins Weserbergland, Ith, Hüls, Solling.<br />

Schlimmstes Erlebnis: Gummi (Andreas Scholz) hat sich mit der Axt (fast) den Kopf gespalten:<br />

Er hat versucht, mit der Rückseite der Axt einen Hering einzuschlagen …<br />

1963 war ich mit einigen meiner Sippe und weiteren niedersächsischen Pfadfindern auf dem<br />

11. Welt-Jamboree in Griechenland in der Ebene von Marathon.<br />

Wann ich <strong>Stamm</strong>esführer wurde weiß ich nicht mehr genau, etwa 1965 oder 1966 (die alten<br />

Unterlagen habe ich hier nicht zur Verfügung).<br />

1968 ging es auch bei uns hoch her auf Landes- und Bundesebene, nach sehr streitbaren Diskussionen<br />

auf verschiedenen Bundesversammlungen kam es 1971 schließlich in Frankfurt<br />

zum Bruch: Die „rechte“ Fraktion trat aus dem BDP aus und gründete den BdP, „das kleine<br />

d“. In meiner Zeit gehörte der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> zu den „Linken“, zum „großen D“. Aber<br />

darüber gibt es ja ein ganzes Buch.<br />

In diese Zeit fallen hoch engagierte Arbeits- und Theatertreffen auf dem Dörnberg, nahe bei<br />

Kassel, auf denen Kinder- und Jugendlager vorbereitet wurden. Wir haben 1968 ein solches<br />

Lager in Mönkeberg durchgeführt, mit jungen Pfadfindern und Kindern im Wölflingsalter aus<br />

Braunschweig, Celle und anderen Städten; typische Pfadfinderaktivitäten: Abenteuerspiele,<br />

Lagerfeuer, Singen, … Damals war meine spätere Frau, genannt Eddi, die für einige Zeit<br />

Akela auch im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> war, immer mit dabei!<br />

Im Frühjahr 1972 ging ich aus beruflichen Gründen nach Kassel und habe noch ein oder zwei<br />

Jahre in der Landesführung mitgearbeitet; sehr linke Diskussionen, wie das damals so war,<br />

impulsiv und ehrlich, aber im Rückblick doch recht idealistisch und naiv. Winston Churchill<br />

hat eben recht, „wer mit 20 Jahren kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 30 noch ist,<br />

hat keinen Verstand.“).<br />

Aus meiner Kasseler Perspektive, sind die <strong>Voortrekker</strong> nach meinem Weggang in einen Dornröschenschlaf<br />

gefallen; vermutlich sehen das die Braunschweiger aber anders.<br />

Es freut mich sehr, dass der alte <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> wieder zum Leben erwacht ist!! Ich<br />

wünsche euch viel Erfolg! Knüpft an die alten Traditionen an und schaut genau, was die Zeit<br />

heute erfordert für die Jungen und Mädchen. Und wenn ihr zufällig mal ein Lager auf dem<br />

Bundeslagerplatz des VCP in Kleinzerlang (Brandenburg) machen solltet, dann meldet euch<br />

bei mir!!<br />

Mit lieben Grüßen<br />

Lutz Schön<br />

76


Hans-Dieter Appel<br />

von-Are-Straße 17<br />

Hada<br />

5485 Slnzlg-RheIn<br />

Tel. (O2642) 42843<br />

1 2.11 .2006<br />

Herrn<br />

Dr. Horst Stukenberg Elfenweg 5<br />

38667 Bad Harzburg<br />

Hallo Schniebel,<br />

endlich komme ich dazu, Dir auf Deinen Brief zu antworten.<br />

Wie Du ja weißt, habe ich gesundheitliche Probleme<br />

und bin nicht<br />

immer so in Form, wie ich es mir wünsche.<br />

Nun zu Deinem Anliegen.<br />

Ich bin durch Diki zu den Pfadfindern gekommen. Der<br />

<strong>Stamm</strong><br />

der <strong>Voortrekker</strong> bestand bereits. Ich bin sogar der<br />

Meinung,<br />

daß die Vortrekker sich mit doppel K schreiben. (Anmerkung:<br />

und mit doppel o).<br />

Bei Deinem Besuch vor einigen Jahren bei mir, haben<br />

wir ja gemeinsam meine Unterlagen gesichtet und uns<br />

ausführlich unterhalten. (ja, Dein Liederbuch und<br />

die Aufzeichnungen von unserer Schwedenfahrt sind<br />

noch vorhanden).<br />

Gern denke ich an diesen Tag zurück.<br />

77


Leider kann ich keine weiteren Erkenntnisse beisteuern.<br />

Für Deine weitere Arbeit wünsche ich Dir viel<br />

Erfolg.<br />

Für das bevorstehende Weihnachtsfest und den Jahreswechsel<br />

wünschen wir Deiner Marlies und Dir alles<br />

Gute.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Hada<br />

Dr. Dieter Kiehne . Unternehmensberatung . Freiburg – genannt Diki<br />

Abschrift<br />

Freiburg, am 8. Juni 06<br />

Lieber Schniebel,<br />

anbei die versprochenen Antworten und ein Rundschreiben – Beitrag,<br />

der mit noch in die Hände gefallen ist und authentisch als ich jetzt<br />

nach ca. 50 Jahren noch kaum einen Eindruck über unsere damalige<br />

Gedankenwelt geben kann.<br />

Ich suche weiter nach dem Logbuch, daß noch vor ca. 5 Jahren in meinem<br />

Besitz war. Wenn ich es finde, bekommst Du es.<br />

Euch alles Gute, auch von Ursula<br />

Herzlich Dieter<br />

1. Gesungen, Geschichten erzählt und erfundenen, Märchen gelesen, Dichterlesungen<br />

abgehalten, Pläne geschmiedet, Anregungen aus „Scouting for Boys“ gelesen und umgesetzt,<br />

neue Fahrtenziele bestimmt, uns mit Bundesfragen beschäftigt (selten!)<br />

2. In die Heide, durch den Elm, auch den Oderwald südlich von Wolfenbüttel, zur Burg<br />

Werla, in den Harz, ins Weserbergland, von Garmisch über die Zugspitze zum Bodensee,<br />

in die Provence (Marseille, Vaissan-la-Romaine), nach Schweden. Wie war das?<br />

Alles zu Fuß oder per Anhalter, mit Sack und Pack, Hotels und Gasthäuser waren tabu<br />

3. In einer Baracke neben dem heutigen Hauptbahnhof, oft im Freien, unter der Kuppel<br />

der Braunschweiger Schlossruine.<br />

4. Keine Ahnung.<br />

5. Von 1946 bis ca. 1956. Freundschaft, Gleichgesinnte, am selbstbestimmten Leben<br />

teilzunehmen, alte (vor allem politische) Verkrampfungen und Gewohnheiten abstreifen.<br />

6. z.B. Heinz Kallenbach, Hans-Peter Groetzner (Hape), Hans-Dieter Appel (Hada),<br />

Wolfgang Rahn, Bodo Papendorf, Horst Stukenberg (Schniebel), Jürgen Stiefhan, Bubi<br />

Richter – nur noch mit Schniebel und Hada.<br />

78


7. Und wie! Zur damaligen Zeit habe ich mal die von uns aktiv beherrschten Lieder -<br />

überschlagen und bin auf ca. 200 (in Worten; Zweihundert) gekommen. Sie gingen<br />

von Seeräuberliedern über französischen Liebesslieder bis zu „Wir sind die Moorsoldaten<br />

und ziehen mit dem Spaten ...“<br />

8. Eigenständig bleiben und sich nicht von wem auch immer vereinnahmen lassen (Insofern<br />

ist dieser Ratschlag schon zu viel!)<br />

9. Zwei alte Gitarren und eine Balalaika.<br />

„Landesschrieb NIEDERSACHSEN - Frühjahr 1954“<br />

Dieter schickt ein Exemplar eines Landesschriebs aus dem Jahr 1954 mit. Im Winterhalbjahr<br />

1953/54 veranstaltete die Landesmark Niedersachsen einen Wettbewerb der Stämme, der ausgewertet<br />

und an die Stämme wieder verteilt wurde. Der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> erstellte eine<br />

15seitige Broschüre, versehen mit selbst angefertigten schönen Holzschnitten und Bildern:<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Besinnung<br />

willst du, o herz, ein gutes ziel erreichen,<br />

mußt du in einer angel schwebend ruhn.<br />

ein tor versucht zu gehen in fremden schuhn.<br />

nur mit sich selbst soll sich der mann vergleichen.<br />

ein tor, der aus des nachbarn kinderstreichen<br />

sich trost nimmt für das eigne schwache tun,<br />

der um sich späht und lauscht und nun<br />

sich seinen wert bestimmt nach falschen zeichen.<br />

tu frei und offen, was du nicht willst lassen,<br />

doch wandle streng auf selbstbeschränkten wegen<br />

und lerne früh, nur deine fehler hassen.<br />

und ruhig geh den anderen entgegen –<br />

kannst du dein ich nur fest zusammenfassen,<br />

wird deine kraft die fremde kraft erregen.<br />

friedrich hebbel<br />

STAMM<br />

nicht immer führt ein gerader weg zu einer<br />

echten gruppe. zu einer gruppe, die<br />

dein ganzes leben bestimmt, für die du<br />

jedes opfer auf dich nimmst.<br />

unser stamm entstand 1946. kennst du den<br />

unterschied von kamreradschaft und freundschaft?<br />

die eine ist dort, wo man gemeinsam<br />

ein ziel verfolgt, die andere kann<br />

79


nur entstehen, wenn man voneinander weiß,<br />

wenn man sich versteht. damals waren wir<br />

kameraden.<br />

wir standen fast allein. wir brauchten<br />

kontakt – und fanden ihn. wir trafen<br />

andere gruppen. wir waren jungland-bund 4 ,<br />

bündische freischar – wir wurden bund<br />

freier pfadfinder. wißt ihr noch, wie<br />

wir ins erste pfingstlager auf den morlberg<br />

zogen? wir kannten noch keine routine.<br />

unser leben nahm formen an. wir wurden<br />

bund deutscher pfadfinder. der reiz des<br />

neuen wurde abgelöst vom begreifen einer<br />

aufgabe. aus dem haufen wurde ein stamm.<br />

wir freuten uns, daß wir viele wurden im<br />

bund. das system half uns weiter. wir<br />

wurden pfadfinder, trieben scouting for<br />

boys. sag nicht, es sei eine schlechte<br />

zeit gewesen. die großfahrten begannen,<br />

durch ganz deutschland, nach österreich,<br />

der schweiz – nach frankreich. wir bekamen<br />

ein eigenes gesicht, sangen – wurden<br />

bekannt in der landesmark, wir nannten<br />

uns „voortrekker“ und wollten es<br />

sein.<br />

und doch waren wir noch keine gruppe!<br />

es gibt viele möglichkeiten. wir haben<br />

viele wege erprobt. alles ist gut, was<br />

aus eigenem geboren wird, das keine<br />

schablone kennt. es hilft nichts, wenn<br />

du einfach hinnimmst, was dir vorgesetzt<br />

wird. nicht im bund und nicht im leben.<br />

selbst wahrheiten verlieren ihre kraft,<br />

wenn du sie gedankenlos übernimmst.<br />

es kommt die zeit, wo dich zweifel bedrängen<br />

an der richtigkeit überlieferter<br />

weisheit. wo du endlich versuchst, eigenes<br />

zu schaffen. erst hier entsteht die<br />

gruppe – im gemeinsamen bemühen. jetzt<br />

erst kann auch eine größere gemeinschaft<br />

wachsen: der bund – bisher war es ein<br />

verein.<br />

4<br />

Braunschweig gehörte zur englischen Besatzungszone – die Gründung von Pfadfindergruppen war wohl aus<br />

Angst vor „getarnten“ Nachfolgegruppen der Hitlerjungend lange verboten – siehe Geschichtswerkstatt des<br />

BDP, Jugendarchiv Burg Ludwigstein.<br />

80


in einem unserer trupps begann die<br />

neue richtung, eigentlich erst mit der<br />

schwedenfahrt, daß wir die äußere formen<br />

der jungenschaft wählten, war einerseits<br />

zugeständnis, andererseits bewusste<br />

herausforderung. es mußte aber wohl so<br />

sein. wenn du mich fragst, worin nun das<br />

„neue“ besteht, so sage ich dir:<br />

wir wollten uns nichts vordenken lassen.<br />

wir lehnen jedes dogma ab. wir wollen<br />

ein freundeskreis sein.<br />

vielleicht sagst du, das sei nicht viel.<br />

es ist aber wesentlich. und wenn du das<br />

genau durchdenkst, wirst du auch verstehen,<br />

daß wir in manchem neben der<br />

bundeslinie marschieren.<br />

und jetzt muß ich dir sagen, daß wir der<br />

ketzerischen ansicht sind, der bund sei<br />

gar nicht so wichtig. nicht in seiner<br />

jetzigen form! gegenseitiges verstehen<br />

läßt sich nicht zwingen. so etwas wächst<br />

von alleine oder überhaupt nicht. seien<br />

wir doch ehrlich. wir glauben nicht, daß<br />

wir schon ein bund sind. trotz all der<br />

hochtönenden phrasen. vielleicht werden<br />

wir es nie. sicher aber nicht durch<br />

vieles reden.<br />

uns hält der optimismus. wir hoffen<br />

auf eine innere erneuerung des bundes.<br />

das andere wollen wir dazu beitragen.<br />

Dieter<br />

Zwei Männer saßen in einer Bar<br />

zwei männer saßen in einer bar. der eine sagte zum anderen:<br />

magst du eigentlich die amerikaner? der andere antwortete:<br />

nein. – und wie ist es mit den franzosen? fragte der erste.<br />

- nein, war wieder die antwort.<br />

und die engländer? – nein.<br />

- und die russen? – nein.<br />

- die deutschen? – nein.<br />

es entstand eine pause. dann sagte der andere wieder, indem<br />

er sein glas hob: - na schön, wen magst du dann überhaupt?<br />

ohne zögern antwortete der fremde - ich mag meine freunde!<br />

aus: der große regen, von louis bromfield<br />

Es folgen weitere Artikel, so zum Beispiel:<br />

81


UTZ<br />

- ich möchte doch mal wissen, wie so eine klampfe überhaupt funktioniert .....<br />

TRUPP<br />

wenn du mit hellem kopf unseren führerbestand betrachtest, .....<br />

von hape<br />

GROSSTADTGRUPPE<br />

ja nun – was soll ich hierüber schon schreiben? auf den ersten blick ....<br />

günter<br />

HAJK<br />

„was ist eigentlich ein hajk?“ fragte ich iwan ......<br />

pedo<br />

ZWEIMAL WINTERLAGER<br />

... man kann im harz noch flecken finden, an dem keine Skitouristen vorbeikommen .....<br />

(Es ist die Geschichte, wo unserer Trupp an der Spitze des Oderteiches bei einem Meter hoch<br />

Schnee und klirrendem Frost den Schnee wegschaufelte, Äste und Zweige auf dem Boden<br />

ausbreitete, darüber die Kothen errichtete und das Feuer bereitete – ein Winterlager, zwei<br />

Wochen im Schnee – Holz hacken – Eis aufhacken und von Zeit zu Zeit sich mal mit Wasser<br />

beträufeln (Die große Wachung) und doch von vorbeiziehenden Skifahrern wir Affen im Zoo<br />

bestaunen zu lassen).<br />

„ ... wohnkultur ist selbst im winter wichtig. an unserem doppelt verhangenden eingang<br />

prangte eine gar schröckliche ausgeburt des chinesichen drachens, von dem uns dieter am<br />

abend aus chinesischen märchen vorgelesen hatte. .... erst an solchen Abenden lernt man richtig<br />

singen ....vor dem sylvesterabend zogen wir alle nach st.andreasberg in ein badehaus. das<br />

machte uns wieder zu menschen. ... ins neue jahr sind wir auch gekommen. aber das will ich<br />

dir lieber nicht erzählen. zu hause aber nahm unser logbuch beträchtlich zu ...“ pit<br />

Ein fingierter Brief<br />

Vom BUND DEUTSCHER PFADFINDER - Landesmark Niedersachen – <strong>Stamm</strong> Hottentotten<br />

– Trupp Kuli – Sippe Orang-Utan – Sippenführer – Groß Mahner, den 1.4.54 – an den<br />

Sifü.-Stellv. im BDP Willibald Gläubig<br />

Heinz Kallenbach – Vom ersten Schriftwechsel bis zum plötzlichen Ende<br />

> From: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

> To: "Heinz Heinrich Kallenbach" <br />

> Sent: Friday, October 13, 2006 12:32 PM<br />

> Subject: Geschichten aus grauer Vor-Zeit<br />

><br />

> > ----- Original Message -----<br />

> Lieber Heinz oder Heinrich,<br />

> zunächst erst mal gute Gesundung. Endlich konnte ich Deine Adresse bekommen - die Suche<br />

per Telefonbuch, per Internet sowie die Abfrage der Unis in Berlin blieb ergebnislos. Du<br />

82


wohntest in der Heinrichstraße, ich Ecke Heinrichstr. Steinbrecherstraße. Erinnerst Du Dich?<br />

Vom Heimabend gingen wir manchmal zusammen nach Hause, es gab interessante Gespräche,<br />

Du warst einer der Großen, ich 1948, als mich der Günther Wulfes keilte, war 14 Jahre<br />

alt.<br />

Mit einigen der alten Pfadfinderfreunden stehen meine Frau und ich noch immer im mehr<br />

oder weniger in Verbindung. So kam es, daß ich von den heutigen <strong>Voortrekker</strong>n in Braunschweig<br />

gefragt wurde, was wir Alten denn damals so alles gemacht haben? Die gesammelten<br />

Fragen gab ich an die mir bekannten Adressen weiter. Viele haben geantwortet, über 60 Seiten<br />

sind zusammengekommen, aber Dich gab es nur noch in der Phantasie.<br />

Von Fiddi Schneider aus Krefeld bekam ich Eure Adresse, rief an und sprach auf den Anrufbeantworter.<br />

Deine Frau rief gestern Abend zurück, wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch,<br />

allerdings eine unangenehme Nachricht: Dich hat "es" getroffen. Wenn es Dir ein wenig besser<br />

geht, magst Du Dich dann noch einmal besinnen und vielleicht zum Gesamtwerk etwas<br />

beitragen? Keiner weiß so recht, wie es in Braunschweig mit den Pfadfindern nach 1946 angefangen<br />

hat und wie es in der ersten Zeit weiterging. Du warst meine große Hoffnung.<br />

><br />

> In der Anlage eine kleine Geschichte, wie es dazu kam und die Fragen der Jungen von heute.<br />

><br />

> Dir wünsche ich eine gute Genesung und mir, daß wir uns bald einmal wieder sehen und<br />

austauschen können.<br />

><br />

> Mit ganz liebem Gruß<br />

> Dein<br />

> Schniebel<br />

"Kallenbach" schrieb:<br />

> Lieber Herr Stukenberg,<br />

vielen Dank für die email, sie kam gut an. Ich habe Heinz von Ihrer "Suche" etc erzählt und<br />

nehme ihm heute den ausgedruckten Brief mit. Wahrscheinlich wird er schon Mitte nächster<br />

Woche in eine Früh-Reha hier in Berlin verlegt, so dann man mit Übungen, Gymnastik etc.<br />

gut beginnen kann. Ab und an kommen wir noch nach Braunschweig, meist als Station auf<br />

der Durchreise.<br />

> Sollten Sie mal in Berlin sein, so rufen Sie an - wir wohnen allerdings in Wannsee, ca 30<br />

Min. S-Bahn-Fahrt von Zoo aus, und noch 10 Min. laufen ab S-&Fernbahnhof Wannsee, Tel.<br />

030-8032535.<br />

> Mit besten Grüßen von Haus zu Haus<br />

> Ihre Helga Kallenbach<br />

Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />

Empfänger: "Kallenbach" <br />

Datum: 14. Okt 2006 11:53<br />

Betreff: Re: Geschichten aus grauer Vor-Zeit - Antwort<br />

Liebe Frau Kallenbach,<br />

zunächst bleibt es bei dem Wunsch einer guten Genesung - ganz herzlichen Dank für Ihre<br />

Antwort - in Braunschweig sind wir nur hin und wieder - unser Sohn lebt in Berlin - aber: Wir<br />

83


wohnen am Rand des Harzes, an einem kleinen Gebirgsbach in Bündheim, also unweit von<br />

Braunschweig. Na, wie wäre es?<br />

Mit einem lieben Gruß und hoffentlich bis bald<br />

Ihr<br />

Horst Stukenberg oder einfacher<br />

Schniebel<br />

Betreff: Heinz<br />

Absender: "Kallenbach" <br />

Empfänger: "Stukenberg, Horst" <br />

Datum: 04. Dec 2006 12:01<br />

Liebe Fam. Stukenberg,<br />

ich hoffe, die email-Adresse habe ich so richtig übernommen, bitte bestätigen<br />

Sie mir den Empfang. Als Anlage sende ich<br />

a) ein Bild von Heinz vom Juli 2006<br />

b) eine Kurzfassung seines Lebenslaufes<br />

c) die digitale Traueranzeige, die ich für unsere außereuropäischen Freunde<br />

zusammengestellt habe - die richtige an Sie ist unterwegs. Leider gab<br />

es mit dem Versand einige Verzögerungen.<br />

Mit besten Grüße Ihre<br />

Helga Kallenbach<br />

84


In Dankbarkeit und Liebe nehmen<br />

wir Abschied von<br />

Prof. Dr. Heinrich Kallenbach<br />

genannt Heinz<br />

* 9.2.1930 + 25.11.2006<br />

Braunschweig<br />

Berlin<br />

Berlin, Jena<br />

München<br />

im Namen der Familien<br />

Dr. Helga Kallenbach<br />

Trauerfeier am Dienstag 5.12.2006, 12.30 Uhr<br />

in der Kirche Nikolskoe, Berlin-Wannsee<br />

Wir bitten statt Blumen und Kränzen um eine<br />

Spende an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Stichwort:<br />

Prof. Dr. H. Kallenbach, Dresdner Bank Köln, BLZ 37080040,<br />

Kto 263 667 004, Kennziffer 100 17 12.<br />

Karl Heinz aus Kanada<br />

Karl Heinz letzte Großfahrt mit Pit, Struppi, Lothar und Schniebel führte 1955 zu Fuß quer<br />

durch das damalige Jugoslawien. Kurze Zeit später wollte er mit Lothar nach Kanada auswandern.<br />

Lothar fand seine Irene, Karl Heinz blieb seinem Grundsatz treu und lebt seit 1956<br />

in Kanada. Wie das so von Einwanderern oft erzählt wurde, Tellerwäscher, Holzfäller usw.<br />

hat Karl Heinz sich hochgearbeitet in die oberen Etagen der Akademikerwelt, hat er wie so<br />

viele andere Pfadfinder bis heute nicht aufgehört, weiter zu studieren oder zu lernen. Zum<br />

Rovermoot in den 60er Jahren kam er u.a. mit seiner Frau Wendy, er wie der Schniebel hielten<br />

den Kontakt, über die Entfernung und Jahre hinweg. Unsere letzte große Fahrt führte uns<br />

mit 14 alten Säcken 2004 in die Mongolei. Etwas verspätet hier die seine Rückmeldung:<br />

Abschrift seines Briefes aus Benmiller<br />

Benmiller 03.10.06<br />

Lieber Schniebel,<br />

hier ist mein Beitrag. Hoffentlich ist es, was gewünscht war. Der Name <strong>Voortrekker</strong> macht<br />

mir Schwierigkeiten seit Jahren. Als unerfahrender Bengel, 1947, habe ich drei Bände von<br />

der Geschichte der Buren - <strong>Voortrekker</strong> in Südafrika gelesen. Rassismen der Buren hängt<br />

noch immer in meinen Gedanken. Apartheid und die (dutch) Christian Reform Church in<br />

Südafrika sind damit verbunden. Das habe ich hier in Canada gelernt. So ich bin nicht sicher,<br />

dass der Aufbau der Pfadfinder in Braunschweig würde dem Banner „<strong>Voortrekker</strong>“ vorangehen.<br />

Ich hoffe, ich bin im Irrtum.<br />

Bei uns geht’s gut, haben wie immer viele Eisen im Feuer. Deshalb keine Schreibmaschine<br />

repariert. Mein rechter Arm macht mir Schwierigkeiten, konnte nicht einmal die jährliche<br />

Kanufahrt machen. Der Alte wird älter. Heidi arbeitet noch an ihrer Revision in Montreal.<br />

85


Außer Sarah alle Kinder und Anhang werden nach Benmiller zum Erntedankfest kommen. Es<br />

regnet viel bei uns und die Trailarbeit nimmt ab.<br />

Hoffe Ihr Bad Harzburger seid alle gesund und munter.<br />

Herzliche Grüße von uns in Benmiller<br />

Dein Heinz<br />

Benmiller, RR 4 Goderich, ON im September 06<br />

Retrospektiven von den großen Seen.<br />

Korea, Jürgen Droste, der brachte mich in die <strong>Voortrekker</strong>.<br />

Unser Trupp: der großer Bär, war unter der langjährigen Leitung von Dieter Kiehne. Ich habe<br />

viele gute Erinnerungen von unseren Truppabenden und Truppfahrten. Wir sangen viel, aber<br />

im Besonderen Dieter hat immer versucht unseren Horizont auszubreiten. Das war in den Jahren<br />

1950 – 1956 und ich kann mich nicht so genau an all die Details erinnern.<br />

Für einen jungen Burschen, neulich von Dresden, es war ein großer Erfolg bei den Pfadfindern<br />

zu sein. Freunde zu finden, im zertrümmerten Braunschweig, war nicht leicht. Wir waren<br />

Tischlerlehrlinge; an der Berufsschule am Wallring kamen wir wöchentlich zusammen. Korea<br />

war sehr fasziniert mit dem conflict in dem fernen Land. Öfters skizzierte er die Landmasse<br />

der Halbinsel an die Wandtafel und informierte uns über die Vorgänge des Krieges. Es ist<br />

merkwürdig das Korea, das Land, so häufig in den Nachrichten erwähnt wurde. Hasso, Koffer<br />

und Schniebel sind die anderen Spitznamen, die mir einfallen.<br />

Für uns, die Pfadfinderei war eine großartige Sache. „Die Pfadfinder haben uns geprägt“, so<br />

sagt good old Schniebel gerne und es ist nicht so lange her! Ich stimme völlig überein, aber<br />

ich wundere mich, was die Einstellung der heutigen Generation ist?<br />

Auf Fahrt waren wir an vielen Wochenenden und Feiertagen: Mit dem Trupp, der Sippe und<br />

dem <strong>Stamm</strong>. Von unseren Großfahrten hat Ihr sicherlich schon viel gehört, auch von unseren<br />

Winterlagern am Odersee und Wurmberg.<br />

Eine meiner ersten Truppfahrten war eine nächtliche Fahrradfahrt durch den Elm. Es war berauschend<br />

in der lauen Herbst-Nacht-Luft durch die „Bergstraßen“ des Elms zu radeln – besonders<br />

die Abfahrten in die Täler. Am frühen Morgen fanden wir uns im Stroh einer Scheune<br />

außerhalb von Braunschweig. Eine andere Elm Fahrt – a hike – war im Winter. Unser Vorhaben<br />

war, ohne Vorbereitung (Anmeldung) in der Scheune eines gelegentlichen Bauernhofes<br />

zu quartieren. Es war eisig kalt, es war spät, als wir an dem Hoftor klopften – kein Glück: Die<br />

deutsche Bauerngehöfte sind wie kleine Festungen, und wer nimmt unbekannte Jungen am<br />

Spätabend ein? Die Bürgermeisterin im nächsten Dorf war freundlicher Weise bereit uns vier<br />

im Dorfgefängnis für die Nacht einzusperren – vorausgesetzt das wir unsere Ausweise überreichten.<br />

Im Allergebiet zwischen Gifhorn und Wolfsburg auf Herbstfahrten verbanden wir öfters Radfahren<br />

und Wandern. Einmal, als Experiment übersetzten wir den Allerkanal mit einem Reisig-Schlauchboot<br />

-- umiak. Man nehme: / / us army pouncho, viele dünne trockene Birkenzweige,<br />

3 (oder mehr ) starke Bindfäden und ein leichtes Seil. Formiere und binde Birkenzweige<br />

in einen „O“ Ring, Falte und binde Poncho zum Ring, presto; ein umiak. Es ging ganz<br />

gut, aber da war einer, der hat das Boot überladen!<br />

86


Eine andere Wochenendfahrt war eine Trampfahrt – wer kommt am weitesten von Braunschweig<br />

und wieder zurück zur richtigen Zeit. In Paaren versuchten wir unser Glück. Der Sieger<br />

war bis nach Frankfurt gelangt (richtig, aber am Weitesten kamen Diki und Hada, bis<br />

Würzburg. Doch sie waren nicht pünktlich in der Schule. Deswegen konnten sie nicht siegen).<br />

Wir kamen bis nach Minden. Sahen etwas vom Teutoburger Wald und nahmen die Chance<br />

die Weser mit Schwimmen zu überqueren.<br />

Hier in Ontario und Canada, in den ganzen Pfadfindergruppen sind gewöhnlich, bei Kirchengemeinden<br />

gefördert und unterstützt, besonders mit den Räumlichkeiten und Land für Standlager.<br />

Besonders auf dem Land Kirchen haben Camps an Seen und Flüssen. Trotzdem die<br />

Zahlen der Pfadfinder sind im „free fall“. Die Gruppen werden kleiner oder existieren überhaupt<br />

nicht. Auch finde ich viele der Führer sind ziemlich alt. An der positiven Seite sagt man<br />

mir, Eltern sind interessiert an Wölflingsgruppen.<br />

Von Zeit zu Zeit die hiesigen Pfadfinderführer mit ihren Gruppen helfen mir bei meinen Job,<br />

Wanderwege in unserer Gegend zu entwickeln oder auszubauen.<br />

Vor einem Jahr hatten wir 10 französische Pfadfinder von Nizza für eine Woche. Sie haben<br />

tüchtig gearbeitet an dem Ausbau des Wanderpfads. Am letzten Abend hatten sie uns in ihrem<br />

Lager bewirtet. Und unterhalten. „A good expires all around“.<br />

Abgesehen von meiner Volontier Arbeit als trail-coordinator, ich und meine Frau sind aktive<br />

Kanufahrer – flat and white water, Skilanglauf und natürlich Wandern, besonders wenn wir<br />

auf der Reise sind in N. A.<br />

So das sind einige Beobachtungen von meiner Warte.<br />

Gut Pfad und Good luck<br />

Heinz Hörnig<br />

Ein Nachsatz sei erlaubt:<br />

So durchlebte der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>, die Trupps, Meuten, Sippen und Roverkreise je unterschiedlich<br />

die Zeiten, die da gekommen sind – es war ein Leben voller Abenteuer, kaum ein<br />

Wochenende verbrachten wir zu Hause, wir waren unterwegs, auf Großfahrt, auf kleineren<br />

Fahrten in der näheren Umgebung, in Landes- und Bundeslagern - in der Woche traf man sich<br />

nicht nur zum Heimabend – freundschaftliche Bande entstanden und noch immer sind kleine<br />

Grüppchen untereinander im Kontakt, bis auf den heutigen Tag gibt es Querverbindungen zu<br />

den Menschen aus den verschiedensten Jahrzehnten – einige der Adressen von Leuten, mit<br />

denen ich noch in engerer oder loserer Verbindung stehe, finden sich weiter vorn.<br />

Es kann „nachgeliefert“ werden. Wenn Ihr diese Zeilen gelesen habt und die grauen Zellen in<br />

Bewegung gekommen sind, bitte, laßt Euch ermuntern, gebt Laut. Schick ein paar Stichworte<br />

aus Deiner Zeit, die sicherlich auch Dich bewegt haben wird.<br />

Schniebel<br />

87


Redaktionsschluss<br />

Morgen, m 29.8.07 möchte ich nach Braunschweig fahren und mit Struppi zur Druckerei gehen.<br />

Wenn wir am 15. September zum Jubiläum die Bücher haben wollen, müssen die die<br />

Unterlagen auch rechtzeitig erhalten. Noch immer stehen angekündigte und versprochene<br />

Beiträge aus. Peter Breuer und Henner, sie hätten sicherlich auch über die Großfahrt mit dem<br />

Roverbus 1960 durch die Provence berichtet. Desgleichen wollte Leye und Ali über ihre Zeit,<br />

ihre Erfahrungen mit der Pfadfinderei berichten. Auch von Struppi fehlt noch ein interessanter<br />

Beitrag. Da wäre sicherlich auch über die großartige Jugoslawienfahrt 1955 berichte worden.<br />

Fünf Wochen zu Fuß auf den steinigen Landstraßen und über den Pren. Wie es auch sei, ganz<br />

viel muß einfach außen vor bleiben, denn die vielen Sippen, Trupps und der <strong>Stamm</strong> als Ganzes<br />

haben eine Unmenge an Fahrten und Großfahrten gemacht. Ich versuche jetzt, wenigstens<br />

ein paar Stichworte noch zur Fahrt nach Südfrankreich anzufügen.<br />

Hier ist der Beitrag vom Struppi – In der Druckerei eingefügt<br />

Struppi - Joachim Langelüddecke<br />

Voller Sehnsucht verfolgte ich, es war 1952, aus dem Rückfenster unseres Ford Taunus, in dem<br />

mein Vater die Familie, Sonntags stolz zum Kaffeetrinken und zum Spazieren gehen fuhr, die<br />

von uns überholten Jugendgruppen. Mit Klampfe und Affen bestückt, verkörperten sie für mich<br />

Abenteuer und Romantik. Natürlich nicht wissend, ob es sich gerade um Rote Falken, Wandervögel<br />

oder sogar um Pfadfinder handelte. Egal, ich wollte dabei sein.<br />

Nach längerem zögern machte ich mich auf die Suche nach den „Pfadfindern“, von deren Existenz<br />

ich inzwischen gehört hatte. In der „Holzbaracke“, auf dem Leonardplatz wurde ich dann<br />

fündig. Zu meiner Überraschung wurde ich kurzfristig, natürlich nur zur Probe, in der Sippe Biber,<br />

im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>, aufgenommen. Voller Stolz und Glücksgefühl fuhr ich an diesem<br />

Abend nach Hause. Jetzt gehörte auch ich dazu.<br />

Der erste Eindruck vom Pfadfindersein folgte unmittelbar. Ein Geländespiel im Querumer Forst<br />

ließ mich doch nachdenklich werden, ob die Pfadfinderei denn wohl die richtige Spielwiese für<br />

mich sei. Überhaupt nicht sanft gingen zwei verfeindete Gruppen aufeinander los. Es wurde gefesselt<br />

und geknebelt. Was mich damals sehr beeindruckt hat und ich bis heute nicht vergessen<br />

habe, war, dass mein „Knebel“ aus einem Taschentuch bestand, nicht gerade frisch aus der<br />

Waschtrommel kommend, sondern direkt aus der Hosentasche des „Feindes“.<br />

Welch ein Glück, dass ich mich von diesen Ereignissen nicht habe irritieren lassen. Was wäre mir<br />

da entgangen! Es folgten erlebnisreiche Wochenendfahrten in die nähere Umgebung. In den Harz<br />

ging es im Spätherbst. Selbst mein Dackel Waldi durfte mit. Geschlafen wurde in der Kothe, natürlich<br />

mit dem offenen Feuer in der Mitte. Es gab Brandlöcher in den Schlafsäcken von dem<br />

gerade noch rechtzeitig gelöschten Feuer, die Nachtwachen waren wie immer eingeschlafen.<br />

Morgens wurde sich, nicht so ganz gründlich, bei Neuschnee im Bach gewaschen.<br />

In der Zwischenzeit verpassten mir meine Sippenmitglieder während der Freisprechung in der<br />

Asse den Spitznamen Struppi. Völlig klar, der Grund für diesen Namen konnte nur mein damals<br />

noch intakter Haarschopf sein. Weit gefehlt, mein aus irgendeinem „struppigen“ Fell bestehender<br />

Halstuchknoten, war Anlass, dass mein eigentlicher Vorname ab sofort gegenstandlos war.<br />

88


Schritt für Schritt näherten wir uns jetzt größeren Aufgaben. Der Schwarzwald, das Sauerland<br />

waren unter anderem die Ziele in Deutschland, die wir teils mit dem Fahrrad oder trampender<br />

Weise erreichten. Dann folgte die erste wirkliche Großfahrt; mit dem Fahrrad nach Holland.<br />

Nicht allzu lange nach Kriegsende, eine ereignisreiche Reise. Nicht alle Holländer waren uns<br />

gegenüber so aufgeschlossen wie unsere Gastgeber, die Pfadfinder mit Ihren Eltern.<br />

Jugoslawien! Das war dann 1955, das alles in den Schatten stellende Ziel für Lothar, Heinz,<br />

Schniebel, Pit und mich. Mein Vater fuhr, nachdem wir gemeinsam noch schnell einen Kurzsprachkurs<br />

bei einem mir bekannten Jugoslawen absolvierten, einen Teil der Truppe mit dem<br />

Auto an die Grenze nach Villach. Der Rest folgte mit Schniebel auf dessen Motorrad. Dubrovnik,<br />

Zagreb, Sarajevo, Splitt waren nur einige unserer Ziele. Eine fremde, beinahe märchenhaft<br />

anmutende Welt tat sich uns auf. Nicht nur wir staunten, wenn der Muezzin sein Gebet<br />

von dem Minarett verkündete, auch wir wurden von allen Seiten bestaunt. In dieser Zeit war<br />

unser Erscheinen noch eine wahre Sensation.<br />

Bei den erfolgreichen Versuchen, in den Gassen von Sarajewo, unsere Reisekasse durch den<br />

Verkauf von uns importierten Nähnadeln Made in Germany aufzubessern, wir wussten diese<br />

waren heiß begehrt, mussten wir ständig auf der Hut sein, nicht von der Polizei, die sich in<br />

unserer Nähe befand, erwischt zu werden.<br />

Auf Schmalspurbahnen, LKWs, auf Küstenschiffen unter freiem Himmel schlafend und natürlich<br />

in sengender Sonne auf staubigen und steinigen Wegen gehend, haben wir uns einen<br />

Teil Jugoslawiens „erobert“. Überaus freundliche und aufgeschlossene Menschen sind uns<br />

erstaunlicher Weise nach den gar nicht so lange zurückliegenden Kriegsjahren begegnet.<br />

Nicht nur Sliwowitz in Feldflaschen oder Lebensmittel wurden uns angeboten. Ganze Häuser<br />

standen uns zum Übernachten zur Verfügung. Bei einer dieser Einladungen durften wir unser<br />

Zelt im Garten aufschlagen. Schniebel „heilte“ die Kopfschmerzen der jüngsten Tochter unserer<br />

Gastgeber mittels einer Kopfschmerztablette. Aufgrund seiner „magischen“ Kräfte überreichte<br />

ihm der Vater am nächsten Morgen eine Kneifzange, mit der er doch die Zahnschmerzen<br />

seiner älteren Tochter beseitigen möge. Auch in anderen Lebensbereichen musste Schniebel<br />

ein gutes Stück, nicht nur aufgrund seines Alters, erfahrener als wir gewesen sein. Warum<br />

sonst bemühte er sich mit großer Ausdauer am Strand von Dubrovnik mit 2 Bikinischönheiten<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Sicher war das damalige Jugoslawien für uns ein Erlebnis mit überragenden Eindrücken. Besonders<br />

für einen 15 jährigen Jungpfadfinder, der ich damals war. Genauso haben sich Heimabende,<br />

feierliche Freisprechungen, gemeinsames Singen mit Klampfenbegleitung an stillen<br />

Abenden, weit ab von Lärm und Hektik, umgeben von der Natur und das sich geborgen fühlen<br />

in einer Gemeinschaft, tief in meinen Erinnerungen verwurzelt.<br />

Wie gesagt, was hätte ich versäumt ohne die „Pfadfinderei“?<br />

89


Provence – Eine Großfahrt durch die Camarqe und Südfrankreich<br />

Das war der erste Vortrag in Braunschweig, gedacht zur nachträglichen Information für Eltern<br />

und Interessiert aus unserem Kreis. Daß das nur der Beginn einer erfolgreichen Vortragsserie 5<br />

im Lande Braunschweig werden sollte, ahnten wir damals noch nicht. Hiermit begann auch<br />

meine regelmäßige Vortragstätigkeit zunächst auf Elternabenden, dann in Volkshochschulen<br />

und Stätten der Jugend- und Erwachsenenbildung. Vom Willi Carius haben wir in dieser Hinsicht<br />

viel lernen können. Er ist Willi sicherlich nicht ganz unschuldig an meinem späteren<br />

Beruf.<br />

1960 – noch rechtzeitig ist der vom Roverkreis selbst zusammengebastelte VW Bus fertig<br />

geworden – Henner, Willi, Gerd Dahms, Peter Breuer und ich bewegten uns in Richtung<br />

Frankreich – die Cevennen mit der Schlucht des Canons der Ardeche, Carmarqu, Privence<br />

war unser Ziel – ich erinnere mich noch genau, abends in Ages Mortes, wir hatten Tunfischsteaks<br />

gekauft und wollten sie zum herrlichen Kartoffelsalat als Carius braten –auf dem<br />

Marktplatz streckte eine Sinti/Zigeunerin bettelnd ihre Hand aus – wir hielten ihr ebenso eine<br />

Hand hin, da wurde sie wütend, stampfte mit dem Fuß auf und begann ein Lied zu singen –<br />

wieder die bettelnde Hand - wir nicht faul, kramten die Gitarre hervor und sangen ebenfalls<br />

ein Lied – noch wütender schrie sie etwas und eine Gruppe von Sintis/Zigeunern erschien –<br />

sie sangen, wir sangen – Hunderte von Einheimischen füllten den Marktplatz um uns herum –<br />

längst war es ein freundschaftlicher Wettkampf geworden – die Nacht brach herein – nun muß<br />

ich etwas zu unseren Geflogenheiten sagen: Gingen wir auf Großfahrt, so bemühten wir uns<br />

stets, einige Brocken der Landessprache zu erlernen und ebenso ein Lied des Gastlandes. -<br />

immer wieder Applaus – dann, es war spät geworden, stimmte Willi ein Lied in Languedoc,<br />

der Muttersprache der Menschen in der Provence an – brausender Jubel und die Sinti reichten<br />

uns freudestrahlend die Hand – es muß nach Mitternacht gewesen sein, als wir vor unserer<br />

Kothe den Tunfisch braten und den herrlichen Kartoffelsalat essen konnten.<br />

5<br />

Siehe die 29seitige Broschüre der Fahrtengruppe über diese Fahrt; „Provence“. Außerdem Wilhelm Carius,<br />

Ungewöhnliche Reise durch Südfrankreich; In: Voigtländer Post – Werkszeitschrift der Voigtländer AG, Oktober<br />

1961<br />

90


Fuad - Mitschrift eines Gesprächs vom 5. Juli 2007 – In Fuads Wohnung<br />

in Braunschweig<br />

Ein Wort vorweg:<br />

Fuad kann schreiben, sogar sehr gut – aber wieder einmal ist seine Zeit eng begrenzt – das<br />

Büchlein über die <strong>Voortrekker</strong> muß fertig werden –2007 besteht der <strong>Stamm</strong> 60 Jahre - am 15.<br />

September wollen die heutigen Pfadfinder ein Fest feiern und die alten Säcke dazu einladen –<br />

wir einigen uns,: Fuad erzählt, Schniebel schreibt mit und schickt Fuad die Mitschrift zur<br />

Korrektur, Ergänzung, oder Veränderung.<br />

Abends nach 18.00 h: - Fuad: spricht zum Schniebel::<br />

„ ... weißt Du noch, als wir drei, Wolfgang, du und ich auf Großfahrt in Schweden waren? –<br />

In Hamburg mußten wir zum Konsulat, ich brauchte als Syrer ein Visum, einen Tag mußten<br />

wir warten und als wir dann einen Tag später über die Grenze fuhren, hat man uns noch nicht<br />

einmal angesehen, und was noch schlimmer war, wir bekamen keinen Stempel in den Reisepaß<br />

– In Kopenhagen lernten wir zwei Mädchen kennen, sie bereiteten Abendbrot und dann<br />

gingen sie mit uns ins Tivoli (Der Park wurde 1843 schon eröffnet), sie haben sogar für uns<br />

bezahlt, so etwas kannte ich überhaupt nicht, Mädchen bezahlen für Jungen. In Schweden<br />

hatte ich eine Adresse, rief dort an und wir wurden zu der Familie eingeladen, es gab gutes<br />

Essen und später zum See, zum Blockhaus, in die Sauna und dann hinein in den schönen See,<br />

alle ohne Badehose, das war das erste Mal in meinem Leben ohne Badehose. Im Sommerhaus<br />

sollten wir viel länger bleiben, aber, wir wollten weiter– Stieg Ljung haben wir in Jönköping<br />

besucht und viele andere –– ach, dann auf dem Campingplatz, da habe ich einen syrischen<br />

Salat gemacht, so wie immer, wir luden die Nachbarn ein, sie nannten uns dann Feuerfresser,<br />

ihr Bier löschte auch unseren Durst – Dann waren wir am Vätternsee, abends sollte gegrillt<br />

werden, kauften jede Menge Pferdefleisch (Muslims sollen kein Schweinefleisch essen und<br />

vom Rind gab es nichts) –<br />

Ergänzung vom Schniebel:<br />

Frei nach dem Motto, „lieber sich den Bauch verrenken, als dem edlen Wirt was schenken“<br />

haben wir uns so richtig „vollgefressen“, danach ließen wir uns da, wo wir gerade saßen, ganz<br />

langsam auf die Hände nach hinten stützend auf den Rücken hinunter – der Blick schweifte<br />

noch über den See – Segelboote zogen vorbei – ein glutroter Abendhimmel leuchtete. Dieses<br />

Erlebnis hat der Fuad später in einem Bild festgehalten).<br />

91


1957 - da kam ich nach Braunschweig:<br />

... die ersten 6 Wochen habe ich in der Jugendherberge gelebt, damals war es noch sehr<br />

schwer, als Ausländer ein Zimmer zu bekommen – man klingelte, die Tür ging auf, nein, an<br />

Ausländer vermieten wir nicht – zuerst wohnte ich im Dorf Mascherode, ein Zimmer über den<br />

Kuhstall, mußte 20 Minuten durch den Wald gehen, der Bus fuhr erst vom Marktplatz in der<br />

Siedlung Mascherode ab – damals fragte ich meine Wirtsleute, ob es in Braunschweig Pfadfinder<br />

gäbe? - ja, aber die haben einen schlechten Ruf, wegen der Hitlerjugend und so – ich<br />

ging dann doch zum Heimabend der Rover in die Altstadtmühle am Inselwall.<br />

Heimabend der Rover in der Altstadtmühle:<br />

Ja Fuad, da kann ich mich (Schniebel) noch ganz genau erinnern: Es klopfte an der Tür, du<br />

kamst herein und sagtest: „good evening boys, my name is Fuad Rischi, I am a boyscout from<br />

Aleppo, Syria“ – Du setztest dich mitten in den Stuhlkreis und gehörtest ab da als eines der<br />

aktivsten Mitglieder bis Ende der 60er Jahre zum Roverkreis des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong>.<br />

Fuad: Und ihr fragtet: Aleppo, wo liegt denn das? – gibt es denn dort Pfadfinder und was<br />

macht ihr denn so? – ich erzählte von meinem Land, von Aleppo, von den Pfadfindern, jeder<br />

Pfadfinder hatte 7 Sipplinge und wir waren bemüht, die Mannschaft ständig zu erweitern –<br />

wir haben geworben und dann hatten wir sogar eine eigene Musikkapelle – Syrien sei ein armes<br />

Land und Deutschland reich - ihr sagtet, nein, nach dem verlorenen Krieg läge alles am<br />

Boden ... .<br />

... Es war, als ob ich meine Heimat gefunden habe – andere ausländische Studenten hockten<br />

meist zusammen, sie waren oft sehr einsam – ich hatte es nicht nötig, an den anderen Landsleuten<br />

zu kleben – ich war ein gleiches Mitglied in der Gruppe – es gab für mich keine bessere<br />

Integration – Willi Carius mit der Klampfe, er hat uns viele Lieder beigebracht, wir haben<br />

immer gesungen (auch in Altenheimen, auf Festveranstaltungen anderer, im Lager und auf<br />

Fahrt) – auf der Friedrich-Voigtländer-Straße haben wir einen Schrebergarten bekommen,<br />

vom Roverkreis das Gartenhaus als Heim für den <strong>Stamm</strong> ausgebaut – das war die erste handfeste<br />

Aufgabe – es gab wohl immer einen Führer, Willi war zwar älter, das machte jedoch<br />

keinen Unterschied, wir waren alle gleich und wir haben immer alles geteilt ...<br />

... Erinnerst du dich noch an das „Unternehmen Heideröschen“?<br />

... da habe ich mein erstes Interview im Radio gegeben – wir kamen alle im Camp in der Heide<br />

an, schliefen dort eine Nacht und wurden dann in Dreier- oder Vierergruppen aufgeteilt –<br />

jeder kam von einem anderen <strong>Stamm</strong>, von einer anderen Stadt, Kurt aus Frankfurt – Heinz aus<br />

Siegen – ich aus Braunschweig – eigentlich alles Fremde - jede Gruppe bekam vier Briefe und<br />

los ging es, in irgendeine Richtung – in zwei Tagen durfte der erste Brief auf dem Postamt, da<br />

wo wir gerade waren, geöffnet werden – Stempel hinein und dann stand da: Sucht die alte<br />

Mühle in ?? auf, das lag vielleicht in einer ganz anderen Richtung als da, wo wir bisher gewandert<br />

sind, hoch im Norden – also wieder zurück zu Fuß quer durch die Heide – bei Bauern<br />

fragten wir, dürfen wir etwas arbeiten und dann in der Scheuen schlafen? – der jeweilige Bürgermeister<br />

mußte uns wieder einen Stempel geben und weiter ging es – erst im vierten Brief<br />

erfuhren wir, wo das große Zeltlager zum Sammeln aller Gruppen sich befindet – also nun<br />

dorthin - war das ein großes Hallo beim Wiedersehen – vorher waren wir noch bei einem<br />

Bauern, kauften eine Ente, die er für uns schlachtete – vier Jungen trugen zwei lange Stangen<br />

auf der Schulter, in der Mitte hing das kleine Entlein mit jedem Bein an einer Stange – so zogen<br />

wir singend in das große Lager ein, „Sum galli, sum galli, sum galigali“ ... – das Volk<br />

sammelte sich und stand staunend am Rande – bloß, als wir dann einen großen Pott Suppe<br />

kochten und die Ente noch einmal grillten, dann kamen immer mehr hinzu, schließlich haben<br />

wir die kleine Ente mit 11 Mann gegessen – die restlichen Knochen dann begraben, ein Holz-<br />

92


kreuz darauf gestellt und alle bitterlich geweint – nicht nur weil sie tot war, sondern weil sie<br />

alle war ... .<br />

Dann habe ich meine Kochkünste entdeckt<br />

und für 60 Leute Gulasch gekocht - meine Mutter in Syrien sagte damals, du bist verrückt, so<br />

viel Verantwortung – das war für mich ein rhythmisches Atmen in Deutschland - es gab<br />

ernsthafte Diskussionen und Austausch – ich habe Schulbücher aus Syrien mitgebracht und<br />

vorgelesen – in vielen Wohnungen wurde ich eingeladen – ich war in den Familien voll integriert<br />

– diese Freundschaft, dieser Kontakt, das war keine Affenliebe, das war ungehemmt,<br />

ganz natürlich, alles mitmachen, ohne Übertreibung, das gibt es so nur bei Pfadfindern – es<br />

entstanden viele Kontakte, Hasso, Knut Gabel, Effi Briest, Wolfgang, bei deiner Mutter war<br />

ich oft, ich klingelte, Schniebel ist nicht da, da ging ich ins Zimmer und war zu Hause – das<br />

Roversein war eine Herausforderung für alle Beteiligten, etwas aufzubauen, etwas vorleben –<br />

wir haben sogar einen Film gedreht, erst das Drehbuch selbst geschrieben, wir wollten für die<br />

Pfadfinder werben und zeigen, was wir auf den Heimabenden machen, daß wir keine Rüpel<br />

sind, wie das so bei den Pfadfindern wirklich ist ...<br />

Das mit der Integration,<br />

das habe ich als junger Mann nicht so gedacht, das kam mir jetzt erst ins Bewußtsein, als ich<br />

über die Integrationsprobleme der Ausländer nachdachte – auch die zweite Generation von<br />

Ausländern hat es heute schwer, sich zu integrieren – welche Chancen haben denn ausländische<br />

Kinder in Deutschland? – Herr Schäuble ordnet an, aber es passiert nichts - man müßte<br />

sie in Jugendgruppen integrieren, in Sportvereinen, bei den Pfadfindern und so – ich lebe<br />

schon lange in Deutschland und bin auch noch Syrier, ich bin sehr dankbar, daß ich jetzt das<br />

alte Schloß in Braunschweig wieder aufbauen durfte, das verdanke ich alles den Pfadfindern.<br />

Das ist der Geist der Pfadfinder,<br />

aktiv, findig, kreativ, phantasievoll, immer neue Spielideen im Kopf, der Pfadfinder kennt<br />

keine Fremdheit, man wird erzogen zur Toleranz, zum freundlichen Miteinander, zum Helfen.<br />

Dr. Fuad Rischi, Braunschweig und Calvia-Son-Font/Mallorca<br />

Trupp Wehrwolf – Jahresrückblick in der zukünftigen <strong>Stamm</strong>eszeitung<br />

Scholle schickte in letzter Minute ein dickes Fotoalbum mit vielen Bildern auch vom Jambore<br />

und sein Exemplar „Jahresrückblick“ von 1962 – ein beeindruckendes Heft. Auf der ersten<br />

Innenseite steht:<br />

Vier Dinge kehren nie zurück<br />

Das gesprochene Wort<br />

Der abgeschossene Pfeil<br />

Die versäumte Gelegenheit<br />

Das Vergangene Leben<br />

93


Liebe Pfadfinder,<br />

vor Euch liegt nun ein Heft, das Euch einen Jahresrückblick Eurer Tätigkeit in der Sippe, im<br />

Trupp und im <strong>Stamm</strong> geben soll.<br />

Weiter soll es dazu dienen, einen Ansporn für das neue Jahr zu geben. In diesem müssen wir<br />

alle zeigen, ob wir den Namen „Trupp Wehrwolf“ zu Recht tragen. Denn die geleistete Arbeit<br />

ist nur ein kleines Stück von dem, was noch vor uns liegt. Deshalb möchte ich die vergangenen<br />

Fahrten noch einmal in Eure Erinnerung zurückrufen und hoffen, daß die vor uns<br />

liegenden genauso gut, wenn nicht besser werden.<br />

Ihr werdet nun vielleicht auch erkennen, wo noch Mängel sind. An Euch liegt es, diese zu<br />

beseitigen, an Euch liegt es auch, in den Sippen Ordnung zu schaffen, und sie auf die nötige<br />

Mitgliederzahl zu bringen. Es wird sich herausstellen, auf welchen Jungen man sich verlassen<br />

kann. Denn auf dem gegenseitigen Vertrauen beruht doch unsere Gemeinschaft! Ohne diese<br />

Gemeinschaft kommen wir nicht weiter. Darum rufe ich Euch für das kommende Jahr zu:<br />

SEID BEREIT<br />

Das Versprechen und das Pfadfindergesetzt zu erfüllen.<br />

Herzlich G u t P f a d<br />

Arnchen<br />

Es folgen wunderbare Artikel oder Berichte mit Zeichnungen der Gruppen:<br />

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<br />

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Pfingstfahrt per Fahrrad nach Söder – Pfingstlager - nach dem die Sippen ihre Briefe<br />

bekommen haben der Pfadfinderlauf – Flugbilder von Vögeln malen – bewältigen von<br />

Sonderaufgaben wie Holzlöffel schnitzen usw. – die Neuline bekommen nach der Siegerehrung<br />

noch ihre Spitznamen ...<br />

NATIONALE KOEMPOELAN; Ommen, 23. – 24 Juni – Das nationale Führertreffen<br />

der Holländer, wo die <strong>Voortrekker</strong> jedes Jahr die Einladung erhalten und stets neue<br />

Impulse für die kommende Jahresarbeit mit nach Hause nehmen durften – übrigens<br />

nahm der Pedder auch seine Wisje mit – die deutschen mußten in der Thingkuhle jedes<br />

Mal ein zwei drei Lieder vor den rund 100 Pfadfindern singen.<br />

Finnland – Sauwetter – Arnchen – Crabbe, Scholle und Schalle – Gäste in finnischen<br />

Pfadfinderfamilien – Sauna durch die Wälder - Schlüssel vergessen: Essen hinter Gitter<br />

– ist für hungrige Pfadfinder bitter – gefährliche Fahrt über den See ...<br />

Eine Nacht in Finnland<br />

Eine feucht - fröhliche Überfahrt – kurz vorm Absaufen<br />

Herbstfahrt – sieben sollten es sein, einer fehlt ohne Entschuldigung – drei aufregende<br />

Seiten ...<br />

... und dann unser Elternabend – eine richtige kleine Schau – Sketch Großfahrtvorbereitung<br />

– vom Wassermann und der Zauberflöte – Singen – die Wölflinge sangen und<br />

spielten vor den Eltern ...<br />

Winder Sonnen Wende – neue Pfadfinderbrüder in den <strong>Stamm</strong> aufgenommen – Gründung<br />

des Horstes „Heinrich der Löwe“ (Zusammenschluss <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> mit<br />

den Greifen aus Wolfenbüttel) ...<br />

Winterlager 62/63 der Truppsippe „Wehrwolf“ – im Bundeslager lernte man den<br />

<strong>Stamm</strong> „Florian Geyer“ aus Stuttgart kennen – sie haben die Braunschweiger eingeladen<br />

ins Kleine Walsertal/Willers Alpe – Ludi, Scholle, Nani, Crabbe, Anrchen, Udo,<br />

94


Schnabel – Notizen aus dem Tagebuch – mühevoller Aufstieg – Skiesalat – Abstieg<br />

im Dunklen hinunter ins Dorf ...<br />

Klaus Ziech – Einer der eifrigsten Rover<br />

Ich bin Klaus Ziech, geb. 1938 in Stettin und mit Unterbrechung in Hannover aufgewachsen.<br />

Mit 13 Jahren bin ich in Hannover in die Christliche Pfadfinderschaft (CP) eingetreten. 1958<br />

kam ich aus beruflichen Gründen nach Braunschweig. (Strammer Beamte des Bundesgrenzschutz<br />

auf dem Bienroder Weg). Wegen der Bindung zur Pfadfinderschaft, aber auch zur<br />

sinnvollen Gestaltung der freien Zeit nahm ich Verbindung zu Willi Carius auf, damaliger<br />

<strong>Stamm</strong>ensführer der <strong>Voortrekker</strong>. Dieser empfahl mir, mich mit Horst Stukenberg (Schniebel)<br />

in Verbindung zu setzen.<br />

So kam ich in den Freundeskreis der Rover. Hier lernte ich u.a. Gerd Dahms, Rüdiger Pohlreich,<br />

Hasso von der Straten, Wolfgang Bode, Peter Breuer, Hermann Rohr, Knut Gabel, Peter<br />

Salfeld, Effi Briest, Fuad, Wassek, Henk Vos, Fiti und natürlich auch Schniebel nicht nur<br />

kennen sondern auch schätzen. Sicher waren es noch mehr Pfadfinder, die ich kennen lernte,<br />

aber die Erinnerung bleibt manchmal auf der Strecke.<br />

Die Gauhütte in CLZ – Herrmann Rohr/Wassek Kuthada/Peter Salfeld/Klaus Ziech<br />

Von den vielen Aktivitäten sind mir jedoch einige noch gut in Erinnerung . Da waren die vielen<br />

Diskussionsabende die bei Schniebel in der Steinbrecherstraße, oder auch an anderer Stelle,<br />

z.B. bei Fuad im Studentenwohnheim stattfanden. Bei fröhlichem Gesang und gutem Tee<br />

vergaßen wir die Zeit. Ich erinnere mich auch gut an ein etwas feuchtes Wochenende im Harz<br />

an dem u.a. auch Wassek und Bärbel teilnahmen. Nach der Rückkehr wurden wir dann zum<br />

Abendessen bei Schniebel eingeladen, welches allerdings wegen verquasselter Zeit bei Hermann<br />

Rohr später begann, sehr zum Ärger von Schniebels Vater.<br />

Nach der Geburt unserer Tochter Vera fanden dann auch etliche Besuche bei uns in Hannover<br />

statt. Der Roverkreis und in Stellvertretung dafür wurde Schniebel Veras Patenonkel, da Vera<br />

das erste Baby im Roverkreis, überhaupt bei den Pfadfindern damals war. (Ich glaube, mit 8<br />

Personen kamen wir nach Hannover zur Tauffeier und Bärbels Mutter hatte 12 Torten oder<br />

Kuchen gebacken, eine der größten Kuchenschlachten in der Geschichte der Roverrei).<br />

95


Den Jahreswechsel 1960/61 verbrachten Bärbel, Vera und ich zusammen mit anderen Rovermitgliedern<br />

aus anderen Stämmen bei einer musischen Freizeit in der Jugendherberge Bad<br />

Salzdetfurth. (Anmerkung Schniebel: Braunschweiger Rover nahmen an einigen der Musischen<br />

Winterlager in der Hasenheide und Bad Salzdetfurth teil. Wir standen manchmal etwas<br />

in Opposition. Als an einem der Abende Fidis Freundin Ursula das Zepter übernahm, sie mit<br />

einer „Ringgeschichte“ begann (jemand beginnt mit einem Märchen oder einer Geschichte,<br />

bricht an einer spannenden Stelle ab, der Nächste im Kreis hat dann fortzufahren usw.. Oh,<br />

was hat uns der friedfertige Rüdiger einmal in Verruf gebracht. Ganz ernst ließ er Wachsoldaten<br />

mit ihren Schnellfeuergewehren aufmarschieren, machte aus der Geschichte eine Persiflage<br />

und zog alles in den Kakao, Ursula wäre fast an die Decke gegangen. Die Runde war geplatzt,<br />

aber der Lacherfolg war auf Rüdigers Seite).<br />

Wir erinnern uns noch gern an das von Rüdiger Pohlreich vorgetragene Märchen, an die Musikstücke<br />

von Fiti auf dem Dudelsack und an die Schalmeienklänge von Billa. Zur Belustigung<br />

aller trug unsere Tochter Vera, noch ein Kleinstkind, bei: Nach dem Auftragen des großen<br />

Kochtopfs und dem Öffnen des Deckels kam statt des erwarteten Eintopfs die zufrieden<br />

grinsende Vera zum Vorschein.<br />

Auch ist uns das Pfingstlager 1961 in Bruchhausen-Vilsen noch gut in Erinnerung. Da wurde<br />

Schniebel zum Landesfürsten der Rover gekürt und an einem Abend haben die Rovereinen<br />

großen Ochsen am Spieß gebraten.<br />

Im Dezember 1961 bezogen wir eine Wohnung in der Gliesmaroder Str. Auch hier haben die<br />

Rover, insbesondere Gerd Dahms, bei den vorbereitenden Arbeiten, z.B. Spänen des Fußbodens<br />

kräftig geholfen. Der Umzug von Hannover nach Braunschweig wurde mit Hilfe des<br />

Roverbusses durchgeführt. Dieser Bus war eigentlich nur für den Sommerbetrieb geeignet, da<br />

Heizung und verschließbare Türen einfach nicht vorhanden waren. So wurde Vera in Decken<br />

gehüllt und die Türen mit Bindfaden zugebunden. Der Transport ist aber trotzdem sicher in<br />

Braunschweig angekommen.<br />

Nun begann eine Zeit des gemeinsamen Erlebens durch diese Familienzusammenführung.<br />

Allerdings war es nur eine kurze Zeit, da mein Arbeitsbereich nach Uelzen verlegt wurde und<br />

wir 1963 nach Uelzen zogen, diesmal mit einem ordentlichen Möbelwagen!<br />

Die Bindung zu den Pfadfindern in Braunschweig blieb aber dennoch bestehen, insbesondere<br />

zu Schniebel, der nach Fertigstellung seines Hauses nach Bündheim zog.<br />

Peter Salfeld – Ein Telefongespräch<br />

Der Götz Klinko, der war in Braunschweig mein Nachbar – ich war 14 Jahre alt und meine<br />

Mutter wollte mich bei den Pfadfindern haben – wie das genau gekommen ist, das weiß ich<br />

nicht mehr – zuerst war ich in der Sippe beim Karl Heinz – er ging doch nach Kanada –<br />

vielleicht waren wir auch beim Hasso – er hatte die Meute geführt - später haben wir dann<br />

irgendwann alleine weitergemacht – zusammen waren wir vier – Effi, ich der Peter, Götz –<br />

wir haben in der Zeitung Annoncen aufgegeben um Affen, Dreieckszeltplanen zu bekommen<br />

– losgezogen sind wir oft in Richtung Aller – in dem kalten Heim in Veltenhof waren wir<br />

untergebracht – das war ungemütlich – mit den Fahrrädern wollten wir in die Eifel fahren –<br />

abgesoffen am Ederstausee – getrampt – die Schule hab ich abgebrochen – überhaupt keinen<br />

Abschluß bekommen – habe nie kapiert, warum ich Latein lernen sollte - bei Siemens eine<br />

Lehre begonnen – die Mittlere Reife nachgeholt – dann zur Fachhochschule nach Wolfenbüttel<br />

– studiert – ah, das Winterlager am Rehberg in der Hölzfällerköthe – dann mußten wir vom<br />

96


Rehberg durch den Wald jeder allein zum Achtermann, mit vollem Gepäck zum Achtermann<br />

– das war ganz schön happig – schlecht geschlafen – meine Schuhe am Feuer verbrannt –<br />

habe dann 27 Jahre im Großbüro gearbeitet – es kann Krach um mich herum geben, ich kann<br />

einfach abschalten – (Anmerkung vom Schniebel: Na ja, dann hast Du geforscht, großen Sachen<br />

entwickelt – Deine Schwester erzählte von den Dingen, die für die Raumfahrt von Dir<br />

entwickelt wurden – Du hast es ganz schön weit in Deinem Leben gebracht und bist nun<br />

Rentner – Cristel und Du, Ihr habt kürzlich mit dem eigenen Wohnmobil Südamerika bis Feuerland<br />

durchforscht du vieles mehr). Du willst schreiben, ich warte.<br />

Wölfling, Pfadfinder und Rover im <strong>Stamm</strong> VOORTREKKER von 1952 bis<br />

1966<br />

Durch einen 2.Umzug 1952 - diesmal innerhalb von Braunschweig - verlor ich wieder<br />

einige Spielkameraden, was meine Mutter veranlasste mich in einer Jugendgruppe anzumelden.<br />

Hierdurch kam ich zum <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> als Wölfling. Die Gruppe wurde von Hasso<br />

von der Straaten geführt, der leider aus persönlichen Gründen (Abitur /Studium) später die<br />

Führung niederlegte. Da sich kein Pfadfinder fand der diese Aufgabe übernahm, machten wir<br />

- Effi, Helmut , Götz und ich – uns selbständig. Mit einem Inserat in der Zeitung suchten wir<br />

vier Dreieckzeltplanen und Affen der Wehrmacht und fuhren fast jedes Wochenende meist in<br />

Richtung Heide/Aller zum Zelten mit dem Fahrrad.<br />

Wieder eingefangen vom <strong>Stamm</strong> wurden wir von Helmut Hörning, der eine neue<br />

Pfadfindergruppe aufbaute und hierzu mit uns einen Jugendraum in Veltenhof renovierte. Wir<br />

unternahmen viele Fahrten, von denen einige stark in meinem Gedächtnis haften blieben:<br />

Unsere längste Fahrradtour führte zu einem <strong>Stamm</strong>eslager am Plöner See in die Holsteinische<br />

Schweiz.(Hier sitzen wir am Plöner See und angeln mit dem großen Zeh nach Kaugummi…….).<br />

Zu dritt verlängerten wir diese Tour anschließend weiter nach Kiel. Hier besaß<br />

eine Bekannte meiner Mutter eine Bäckerei. Somit war die Verpflegung gut gesichert, aber<br />

auf dem Zeltplatz am Timmendorfer Strand hat es eine Woche lang geregnet, was uns dann<br />

zurück nach Hause trieb.<br />

Zum Abhärten fand ein Winterlager in einem Tipi – Holzstangen schräg zusammengestellt,<br />

mit Teerpappe bedeckt, die von weiteren Holzstangen gehalten wurden – der Holzfäller<br />

im Harz statt. Die Morgenwäsche mit freiem Oberkörper erfolgte am vereisten Bach. Über<br />

Tag wurden Unmengen von Holz geschlagen, denn das Feuer brannte 24 Stunden mit Nachtwache.<br />

Wir beendeten das Winterlager gesund und unverletzt, aber wir müssen fürchterlich<br />

nach Rauch gestunken haben, was uns ein eigenes Zugabteil auf der Rückfahrt bescherte.<br />

Hilfsbereite, freundliche Menschen fanden wir auf einer Sommerfahrt in die Eifel und<br />

Mosel. In der Eifel hatten wir einen wunderschönen Zeltplatz an einem Maar etwas unterhalb<br />

einer Autostraße gefunden. Wir bauten die Kohte für mehrere Tage auf. Gegen Mitternacht<br />

ging ein Wolkenbruch runter. Der Platz stand innerhalb kürzester Zeit komplett unter Wasser<br />

durch die Wasserfluten die von der Straße durch die Kohte den Weg ins Maar fanden. Auf der<br />

Suche nach einem trockenen Quartier in der Nacht wurden wir von einem Gasthof abgewiesen,<br />

aber sofort von einer Kölner Familie in ihrem Wochenendhaus aufgenommen. Die Jüngsten<br />

wurden quer ins Ehebett nebeneinander gelegt, sämtliche Sachen wurden von der Kölnerin<br />

noch nachts gewaschen. Strahlender Sonnenschein am nächsten Tag. Wir bekamen das beste<br />

97


Frühstück dieser Fahrt, alle Sachen wurden wieder trocken und ein Nachbar lud uns auch<br />

noch zum Saunagang in seine finnische Sauna ein.<br />

Der Zusammenhalt im Roverkreis später war etwas lockerer. Das lag am Beruf, Studium<br />

oder Freundin / Frau. Wir gingen ab und an ins Theater, hörten Jazz und diskutierten, einige<br />

gingen öfters tanzen in ein Tanzlokal in dem die Mittel- und Abschlussbälle fast aller<br />

Tanzschulen stattfanden, wir waren Statisten in einem Film über Vogtländer, der auf dem<br />

Burgplatz gedreht wurde und wir pflegten eine Freundschaft mit den Seepfadfindern in<br />

Rotterdam.<br />

Wir besuchten sie regelmäßig über Ostern. An eine Fahrt erinnere ich mich besonders.<br />

Die Autos warteten beladen vor dem Musterungsbüro auf mich. Den Wehrpass in der Tasche<br />

starteten wir nach Rotterdam und hatten abends eine sehr heftige Party bei Henk. Henk arbeitete<br />

damals bei der Holland-Amerika-Linie und hatte Unmengen von Schnaps und Zigaretten<br />

daheim. Am nächsten morgen überreichte mir der Vater von Henk zwischen spitzen Fingern<br />

meinen Wehrpass den er aus der Toilette gezogen hatte.<br />

Das erste Auto des <strong>Stamm</strong>es war ein VW-Bus den die Rover in einer gemeinsamen<br />

Aktion herrichteten. Er hatte 27PS, ein unsynchronisiertes 4-Gang Getriebe mit einer langen<br />

Schaltstange die des öfteren in den Führungen ausgeschlagen war und beim Fahren einen<br />

Mordsradau veranstaltete. Er hat uns brav mehrmals nach Holland gebracht. Auch unsere<br />

Freundinnen waren begeistert über dieses Fahrzeug, denn wir konnten es für private Fahrten<br />

ausleihen.<br />

Was habe ich durch die Pfadfinderei gelernt?<br />

1. Selbständiges Handeln und den Umgang mit Menschen.<br />

2. Ein sehr gutes Kartenverständnis und Orientierungssinn.<br />

3. Leben in und mit Rücksicht auf die Natur.<br />

4. Das Interesse an Reisen auch in neue Länder und Kulturen.<br />

Dafür bin ich meiner Mutter dankbar.<br />

Albisheim, den 26.8.2007, E. – Peter Salfeld<br />

Peter Krafczyk<br />

... und was macht Peter Krafczyk, so wurde gefragt? Auf Anfrage teilt das Einwohnermeldeamt<br />

in Wolfenbüttel teilt: Peter Krafczyk, geb. am 21.6.1944, ist vom Atzumer Busch 1984<br />

verzogen nach Ratzeburg, Große Kreuzstraße 19. Die schriftliche Anfrage bei der Stadt Ratzeburg<br />

ergab: Dr. Peter Karl Hans, ist von Ratzeburg in die Gemeinde 19 217 Nesow in<br />

Mecklenburg-Vorpommern verzogen. Erneut wurde eine schriftliche Anfrage an das Amt<br />

Rena/Nesow gestellt.<br />

Inzwischen erfuhr man über die Telefonauskunft im Internet die Telefonnummer: 038872-51<br />

34 7. Kein Anschluß unter dieser Nummer.<br />

Alsbald kam ein Telefonanruf von Frau Abraham, Amt Rena: Dr. phil. Peter Krafczyk, Naturheilpraktiker,<br />

ist 2004 verstorben, es gäbe keine Angehörige, Näheres dürfe sie mir nicht<br />

mitteilen.<br />

98


Pfadfinderheime der <strong>Voortrekker</strong><br />

Erinnern kann man sich an die ersten Heimabende 1948 in einem Klassenraum der<br />

Comeniusschule – ein Stück Holz mitbringen oder ein Brikett<br />

Die Wölflinge trafen sich 1949 in der Leutnant-Müller-Kaserne auf der Salzdahlumerstraße<br />

Dann kam für lange Zeit die Baracke Leonardstraße Ecke Gerstäckerstraße in Sicht –<br />

Heimwart Herr Warnecke – aber unsere Materialien oder Sachen konnten nur für die<br />

zwei drei Stunden im Heim verbleiben – mit der Planung der Stadthalle wurde diese<br />

abgerissen<br />

In der Neustadtmühle am Inselwall stand uns ein Raum für die Heimabende zeitweise<br />

zur Verfügung<br />

Der Turm der Neustadtmühle wurde vom <strong>Stamm</strong> (u.a. Jürgen Stieghan) renoviert,<br />

Putz abgekratzt usw. - dann gestalteten sich dort Heimabende – aber bald wurden die<br />

Pfadfinder verscheucht<br />

Heimbande sollen auch in der Bugenhagengemeinde, im Gemeindesaal stattgefunden<br />

haben<br />

In der Jugendherberge in der Broitzumerstraße stand uns ebenfalls zeitweise ein Raum<br />

für Heimabende zur Verfügung bei größeren Veranstaltungen wie zum Beispiel das<br />

Landesthing bekamen wir kostenlos einen größeren Raum zur Verfügung gestellt<br />

Dann kam das eigene Heim in der Friedrich-Voigtländer-Straße, ein Gartengrundstück<br />

mit einem Gartenhaus, welches für Heimabende von den Rovern ausgebaut wurde –<br />

im Garten wurde eine große Thingkuhle angelegt<br />

Eine Baracke am Petritorwall 11 soll ab 1966 für einige Sippen als Heim genutzt worden<br />

sein<br />

Im Waisenhaus in der Salzdahlumer Straße soll für eine Gruppe ein Raum bestanden<br />

haben, eine Frau Walkemeyer vom Waisenhaus hat sich sehr für die Pfadfinder eingesetzt<br />

In Veltenhof bekamen die Pfadfinder ein älteres Gebäude der Stadt zur Verfügung –<br />

hier traf sich vor allem der Trupp von Helmut<br />

Der Entenfang am Rande der Buchhorst wurde Heim für die <strong>Voortrekker</strong> – ein kleiner<br />

Raum und in den anderen sollen andere Pfadfindergruppen zu Hause sein<br />

In der Goslarschen Straße gibt es zwei Räume, wohl mehr zur Aufbewahrung von<br />

Marterial<br />

Klaas muß nach der „Wende“ ein Heim für die <strong>Voortrekker</strong> in der Mühlenpfortstraße<br />

geschaffen haben, Flachbau, großer Raum, Küche Bad mit WC, wurde abgerissen,<br />

weil die Straßenbahn da fahren sollte, ist allerdings nicht passiert, umsonst abgerissen.<br />

Sippenheime gab es darüber hinaus in Kellern, auf Dachböden oder in nicht genutzten<br />

Privaträumen u. a. in Wenden bei Conny, in Melverode bei Leye, und so weiter<br />

Wer kann ergänzen oder Daten hinzufügen??<br />

Notiz – Pfadfinder - BdP – vom Conny<br />

(aktive Zeit 1964-1966/67 von Hermann Conradt –Conni-)<br />

99


Als Neuling und Jungpfadfinder in der Sippe Adler- Neugründung der Sippe Eisbär in Wenden<br />

mit Heim im Keller-<br />

Ende 1965 neues Heim Petritorwall 11-<strong>Stamm</strong>esheim-vorher Heim Gliemarode<br />

Was waren die damaligen Gründe zu den Pfadfindern zu gehen?<br />

-Gemeinschaft zu leben und zu erleben<br />

- Ein damaliger Freund war auch dabei, und erzählte von Gruppenabenden und Fahrten<br />

-Interesse zur Natur<br />

Was haben mir im nachhinein die Pfadfinder gebracht.?<br />

- Teamgeist- Gruppendenken<br />

- Verständnis für Andere.( Der soziale Querschnitt war sehr groß)<br />

- Heranführen bis an die körperliche Leistungsgrenze<br />

- Einfache Lebensart-<br />

- Selbstständigkeit- Eigenversorgung<br />

Grundkenntnisse :<br />

Lehrgang Sippenführer:<br />

Feuermachen ohne Streichhölzer<br />

Sicherheitsregeln beim offenen Feuer<br />

Orientierungssinn gefördert<br />

Führung von Gleichgesinnten<br />

Unterordnung<br />

vorausdenkend planen<br />

Kochen<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Vorteile bei der Bundeswehr:<br />

Grundkenntnisse im Kartenlesen<br />

Kenntnisse im Umgang mit dem Kompass<br />

Verhalten und bewegen im Gelände( Übernachten)<br />

Kenntnis der Sternenbilder<br />

Es gab noch keine Feldbetten oder ISO-Matte<br />

Nachhaltige Verhaltensregeln: Nach einem Lager musste es aussehen wie vorher –keine Veränderung<br />

oder Zerstörung der Natur - Achtung von Pflanzen und Tieren in der freien Natur -<br />

Im Wald ruhig verhalten, kein Schreien oder lautes Rufen-<br />

Fahrten bei den Pfadfindern:<br />

Wochenendfahrten- Fahrten mit 1 Übernachtung Sonnabend auf Sonntag-<br />

- Dibbesdorfer Holz: - in der Nähe des Soldatengrabes<br />

- Gliesmarode: Übernachtung im Vereinsheim<br />

- Waldhütte bei Elze ( Peine) mit dem Fahrrad<br />

- Fahrt in die Asse<br />

- Klettern in den Bergen bei Othfresen, Bodensteiner Klippen ( Anfahrt mit dem Zug)<br />

- Mehrtagesfahrten: Sylvester mit CP – Gruppe aus Sickte in Bad Lauterberg-Jugendherberge:<br />

- Pfingstfahrt: Hemkenrode –Steinbruch<br />

- Pfingstjugendtreffen auf dem Franzschen Feld<br />

- Pfingst-Landesgruppenlager in Bückeburg ( Anfahrt mit dem Zug)<br />

- Jahresfahrt: 1964 Fichtelgebirge - bis Kulmbach mit dem Zug- Rest zu Fuß –<br />

100


- mit Trampabstecher nach Regensburg (3 Tage)<br />

- Jahresfahrt- 1965 Lenste - bis Ratzeburg mit dem Zug ( Rest zu Fuß .z.T. trampen) -<br />

Lager neben dem städtischen Lager<br />

- Wochenendfahrt zum Bundeslager nach Forchheim 1966 ( mit Auto)<br />

- Wochenendfahrt 1967?nach Holland –Ommen ( mit Auto)<br />

- Sommerfahrt 1966 zu dritt nach Südfrankreich- bis Lyon mit dem Zug- dann mit dem<br />

Fahrrad – Conni<br />

13.8.2007 - Achim Bernd – Ein tüchtiger Truppführer<br />

Hallo und Gut Pfad Schniebel. Ich hab mich riesig gefreut, als ich von Dir nach langer, langer<br />

Zeit eine Nachricht bekommen habe.<br />

Oft denke ich an unsere Pfadfinder-Zeit zurück. Es gibt so viele schöne Erinnerungen. Eine<br />

davon kann ich kurz beschreiben: Ich glaube es war 1955 (oder 56), wir planten für die großen<br />

Ferien eine große Fahrt und entschlossen uns mit dem Fahrrad nach Trier zu fahren. Die<br />

ganze Sippe konnte leider nicht teilnehmen, dennoch starteten wir zu sechst.<br />

Am ersten Tag ging es bei strömenden Regen bis nach Göttingen. Der nächste Tag wurde erst<br />

mal genutzt, um unsere Klamotten zu trocknen. Am Edersee ging das schlechte Wetter weiter.<br />

Ganze Bäche strömten durch unsere Kothe. Bei einem machte das Fahrrad schlapp und zwei<br />

andere hatten die Lust verloren, also fuhren wir zu dritt weiter.<br />

In Koblenz genossen wir den herrlichen Ausblick von der Jugendherberge oben in der Burg<br />

auf das Deutsche Eck. Dann ging es immer an der Mosel entlang bis Trier. Wir warendrei<br />

Wochen unterwegs. Wir hatten unseren Eltern eine Flasche Moselwein mitgebracht, die ich in<br />

meinem Gepäck hatte.<br />

In Braunschweig angekommen hat jeder seine Flasche bekommen und in sein Gepäck verstaut.<br />

Olly schob seine Flasche nur so dazwischen. Wir trennten uns und jeder wollte in seine<br />

Richtung, doch als wir zehn Meter auseinander waren, schepperte es. Ollys Flasche war herausgerutscht<br />

und zerscheppert. Von der Mosel bis Braunschweig hatten wir sie umsonst mitgeschleppt.<br />

Es gäbe viel zu erzählen, vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit jetzt öfter. Jetzt<br />

freue ich mich erst einmal auf den 15. September.<br />

In diesem Sinne grüße ich Dich mit<br />

Gut Pfad Achim<br />

PS: Per Post, da mein Rechner streikt!<br />

101


Fanö, 10.08.2007<br />

Lieber Schniebel,<br />

hier ist meine Geschichte der <strong>Voortrekker</strong> von 1984 bis 1992. Ich habe sie in dem Stil geschrieben,<br />

wie sie zu den anderen Beiträgen der Ehemaligen passt. Es ist vermutlich ohnehin<br />

die beste Form, eine stark subjektive Erinnerung wiederzugeben, bei der man selbst noch die<br />

Hauptrolle spielt. Mein Vorhaben, eine richtige Chronik zu schreiben, musste den Gegebenheiten<br />

weichen, aber mit dem Vorliegenden ist sie ja noch nicht obsolet geworden.<br />

Ich weiß, dass meine Geschichte viel zu lang geworden ist, um mit Interesse gelesen zu werden<br />

und auch die chronologische Anordnung ist nicht Ideal. Aber vielleicht findet sie doch der<br />

ein oder andere spannend.<br />

Ich wollte vor allem den Umbruch herausstellen, den Beginn des Neuen, der richtigen Pfadfinderarbeit.<br />

Die Oldies kommen dabei nicht immer ganz so gut weg, aber es ist ja meine Erinnerung.<br />

Wenn Dir etwas zu heftig oder unangemessen erscheint, dann streiche es bitte. Viele<br />

der schönen Dinge mit den Oldies, wie die Lager in der Alten Schmiede oder in Erkerode<br />

fallen leider unter den Tisch. Viele der Personen, die in der Anfangszeit aktiv waren, nenne<br />

ich auch nicht, manchmal aus Schutz (Oldies), manchmal, weil es dann einfach zu viel werden<br />

würde.<br />

Ich möchte Dich bitten Korrektur zu lesen, vor allem Rechtschreibung und Zeichensetzung<br />

aber auch der ein oder andere Satzbau ist nicht ganz problemfrei. Da ich hier keinen Ausdruck<br />

machen kann, ist es mit dem Korrekturlesen schwierig. Am Bildschirm gelingt es mir nicht so<br />

gut.<br />

Meinen Vater habe ich gebeten noch drei Bilder aus der frühen Zeit heraus zu suchen. Er wird<br />

sie einscannen und dir dann per Email zuschicken. Außerdem habe ich noch den Brief von<br />

Volkhard an uns, die „Vorladung“ zu dem denkwürdigen <strong>Stamm</strong>esrat angefügt. Ich finde, er<br />

sollte mit abgedruckt werden. Ich werde versuchen, dass Dich dieses Dokument noch irgendwie<br />

erreicht während wir in Dänemark sind.<br />

Dein Engagement für das Jubiläum finde ich klasse. Es tut mir leid, das mein Kommunikationsverhalten<br />

in den letzten Wochen nicht gerade vorbildlich war. Ich freue mich aber auf die<br />

weiteren Projekte,<br />

viele liebe Grüße<br />

Knut<br />

P.S.: Diese Dokumente gelangen zu Dir über meinen Freund Maik, der uns hier in Dänemark<br />

besucht hat und heute wieder nach Oldenburg fährt, um seine angehende Selbständigkeit als<br />

Architekt weiter voran zu treiben. Kein Pfadfinder, aber trotzdem ein prima Kerl.<br />

„Mit uns zieht die neue Zeit...“ - Erinnerungen über die Zeit von<br />

1984 bis 1992<br />

„Mit uns zieht die neue Zeit...“. Dieser bei Arno Klönne entliehene Ausspruch mit jugendbewegter<br />

Tradition, trifft auch auf die Phase der <strong>Voortrekker</strong> zu, von der ich hier berichten möchte. Es<br />

ist die Zeit von 1984 bis 1992.<br />

102


Irgendwann 1983 machte sich Volkhard Beins daran, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> wieder zu beleben.<br />

Volkhard selbst gehörte früher zum <strong>Stamm</strong> Greifen in Wolfenbüttel. Er machte sich auf die Suche<br />

nach alten BDPern und knüpfte Kontakte zum Landesvorstand des Bundes der Pfadfinderinnen<br />

und Pfadfinder in Niedersachsen, dem Nachfolger des BDP und des Bundes Deutscher<br />

Pfadfinderinnen. Daddy, der Landesvorsitzende, kam mit seinem fliegenden Gründungskommando<br />

aus Wolfsburger Pfadfindern vorbei und auch die Goten aus Bad Harzburg schickten<br />

Unterstützung.<br />

1984 kam ich durch eine Zeitungsanzeige zum <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>. Ich war zwölf Jahre alt,<br />

hatte zwei Jahre Fahrten- und Lagererfahrung bei den „Fahrenden Gesellen“ gesammelt und<br />

war auf der Suche nach einer neuen bündischen Heimat.<br />

Mit meiner Mutter ging es zum Elternabend in den Entenfang. In der muffigen, dunklen Enge<br />

waren fast alle „Oldies“ versammelt, die für die nächsten Jahre die Geschicke des <strong>Stamm</strong>es<br />

und auch meine eigene Entwicklung stark bestimmen sollten. Ihr Wortführer, Reiner Klapproth<br />

oder Comanache oder auch Ceyenne, wie er gerne genannt werden wollte, sprach in markigen<br />

Tönen und<br />

vermittelte mir das<br />

starke Gefühl alle<br />

anderen außer sich<br />

nicht für ganz voll<br />

zu nehmen. Schon<br />

an diesem ersten<br />

Abend gerieten wir<br />

in Streit, denn natürlich<br />

fand ich es<br />

völlig verwerflich,<br />

mit einer Isomatte<br />

los zu ziehen.<br />

Trotzdem, das Lager<br />

des <strong>Stamm</strong>es<br />

Parzival war eine<br />

Wucht.<br />

Es ist die Zeit der Koedukation –<br />

„AliBaba und die dreihundert Räuber“ war das Motto und es ging richtig hoch her auf dem<br />

Truppenübungsplatz bei Oldenburg. Die Parzivalisten fanden meine Gnade. Geschockt war<br />

ich aber von der Truppe, mit der ich unterwegs war: In der einen Kohte lag ein Plastikboden<br />

und am Kohtenkreuz baumelte eine batteriebetriebenen Neonleuchte. In der anderen Kohte<br />

war es zwar auch nicht gemütlich, vor allem weil das Feuer fehlte, aber immerhin war sie frei<br />

von anderen Freveleien. Die Oldies, die mitgekommen waren, standen mit ihren Campinghauszelten<br />

neben unseren beiden Kohten und hatten sich auch ein Tischchen und passende<br />

Stühle mitgebracht. Verpflegt wurden wir aus der Lagerküche. Welches Glück eine solche<br />

Gemeinschaftsverpflegung sein konnte, erfuhr ich im Jahr darauf.<br />

Mein Sippenführer hieß Balu. Er war in meinem Alter und machte seine Sache ganz gut. Es dauerte<br />

allerdings nicht lange, da wurde ich selber Sippenführer. Kurz vorher gab es noch ganz unspektakulär<br />

das Halstuch umgehängt. Ostern 1985 erfuhr ich kurzfristig, dass ich auf ein Sippenführertraining<br />

des Landesverbandes fahren sollte. Hatte ich vorher immer gedacht, ich sammle<br />

noch pfadfinderische Praxis, um dann, wenn ich alt genug bin, meine eigene Horde bei den Fahrenden<br />

Gesellen aufzubauen, so war ich nach dem SFT davon überzeugt, dass der BdP auf Dauer<br />

103


meine bündische Heimat sein sollte. Vor allem, weil ich gesehen hatte, dass es noch andere<br />

Stämme im BdP gab, die Pfadfinderarbeit machten, wie es meinen Vorstellungen nahe kam. Außerdem<br />

war der BdP ein großer Bund mit vielen interessanten Leuten und großen Aktionen.<br />

Eine davon ist das Bundeslager,<br />

das alle vier Jahre stattfindet.<br />

1985 kamen die Pfadfinder des<br />

BdP und ihre internationalen<br />

Gäste in Haselünne zusammen.<br />

Wir machten Pfingsten ein Vorbereitungslager<br />

im Steinbruch in<br />

Erkerode, dem damals von uns<br />

am häufigsten genutzten Platz.<br />

Auf dem Bula sollten wir als<br />

Gäste des <strong>Stamm</strong>es Goten aus<br />

Bad Harzburg teilnehmen, allerdings<br />

mit eigener Programmverantwortung<br />

und eigener Verpflegung.<br />

Ich glaube heute, dass<br />

diese Konstruktion gewählt<br />

wurde, weil keiner von den Oldies die gesamte Zeit mitfahren konnte. Obwohl alles gut und ganz<br />

nach meinem Geschmack anfing, nämlich mit einer Fahrradtour von Osnabrück zum Lagerplatz,<br />

ging danach so ziemlich alles gründlich schief. Nach wenigen Tagen bereits lagen die meisten<br />

<strong>Stamm</strong>esmitglieder mit verdorbenem Magen im Sani-Zelt. Unsere Programm floppte, die Ernährung<br />

mit warm gemachten EPA-Hauptmahlzeiten war ein Graus und der einzige Oldie, der die<br />

ganze Zeit mit dabei war, hing in irgendwelchen Pinten herum und war nie aufzufinden. Dazu<br />

war das Wetter mies und in der Jurte der Goten waren wir nur geduldet, so dass wir eigentlich<br />

froh sein konnten über den hohen Krankenstand.<br />

Aber das Jahr hatte auch ganz andere Dinge zu bieten. So waren wir viel mit Ulle Kuba im<br />

Auto unterwegs. Wir erkundeten den Lagerplatz des Bundeslagers, waren auf dem Singetreffen<br />

in Arnsburg und im Herbst war das große Geländespiel des Wandervogelhofs in Reinstorf.<br />

Ganz nebenbei lernten wir, wie man mit einem Campinggaskocher und einer Dose Ravioli<br />

eine Mahlzeit bereitet ohne Feuerholz zu sammeln oder ein Kochgeschirr schmutzig zu machen.<br />

Ulle Kuba hatte unser Herz gewonnen und so machten wir Jüngeren ihn mit vereinten<br />

Kräften zum <strong>Stamm</strong>esführer. Wir erwarteten von ihm mehr bündische Arbeit als wir es bisher<br />

gewohnt waren. Seine große Präsenz machte ihn in unseren Augen ohnehin zum besseren<br />

<strong>Stamm</strong>esführer. Das Jahr 1985 brachte noch eine besondere Neuerung. Klaas stand eines Tages<br />

im Garten des Entenfangs. Er hatte Lust auf Pfadfinderei, machte mit und blieb trotz aller<br />

Widrigkeiten dabei, ein Glücksfall für mich und den <strong>Stamm</strong>.<br />

Bald gesellte sich zu unserem Nerotherverschnitt Kuba noch eine weitere denkwürdige Erscheinung:<br />

Baby. Aus welchem Bund dieser zitronenpressenbewehrte, Kette rauchende und vulgäre<br />

Sprüche klopfende Pfadfinder entsprungen war, erfuhren wir nie. Fakt war aber, dass sich Kuba<br />

und Baby prächtig verstanden und dass Baby in atemberaubend kurzer Zeit eine ansehnliche<br />

Meute aufbaute, etwas, was uns bisher noch gefehlt hatte.<br />

Trotzdem war das Sommerlager unter ihrer gemeinsamen Regie im Siebertal 1986 eine ganz große<br />

Pleite. Wieder waren die Oldies nur dort anzutreffen, wo es auch Kümmerling und Bier gab<br />

und wieder hatten wir eigentlich kein Programm für zwei Wochen Lager. Außerdem hatten nach<br />

kurzer Zeit wieder zahlreiche Teilnehmer eine Magenverstimmung.<br />

104


Allerdings hatten Klaas, Goofy, Onko und ich einen Plan. Wir wollten nach dem Lager vom Siebertal<br />

aus zum Hohen Meißner wandern. Die wohl erste Sommer(groß)fahrt im <strong>Stamm</strong><br />

<strong>Voortrekker</strong> nach der Wiederbelebung. Wir hatten uns vorher als Ranger-Rover-Runde „Sturmvaganten“<br />

zusammengefunden, ganz ohne Einwilligung der Oldies. Wie sich später zeigen sollte,<br />

war dieser Schritt der Anfang für den Bruch, denn diese von dem Einfluss der Oldies freien Zone<br />

wurde von ihnen ganz offenbar als Bedrohung empfunden. Anders kann ich mir die Geschehnisse<br />

der folgenden Zeit nur schwer erklären.<br />

Diese Fahrt war einfach nur klasse und stärkte unser Selbstvertrauen. Soviel Selbstvertrauen, dass<br />

wir danach daran gingen, die <strong>Stamm</strong>esführung aus dem Amt zu heben. Wir versicherten uns der<br />

Unterstützung des Landesvorstandes und auch ein Nachfolger stand schon in den Startlöchern:<br />

Reiner! Die Ablösung gelang und es hätte gut weitergehen können, wenn nur die Vorstellungen<br />

von pfadfinderischer Arbeit nicht so unterschiedlich und die Fähigkeit zur Toleranz nicht so gering<br />

gewesen wären. Wir machten jedenfalls so weiter, wie wir es für richtig hielten. Unsere Arbeit<br />

als Sippenführer mit Sippenstunden, Wochenendfahrten und der Teilnahme an <strong>Stamm</strong>eslagern<br />

erledigten wir weiterhin tadellos. Daneben aber schufen wir uns mit unseren „Sturmvaganten“,<br />

die wir mit handverlesenen Ranger/Rovern allmählich vergrößerten, eine eigenen, von Erwachsenen<br />

und deren Bevormundung freie Welt. Zum Bruch kam es Pfingsten 1987. Unsere<br />

<strong>Stamm</strong>esführung hatte tatsächlich ein <strong>Stamm</strong>espfingstlager am Tankumsee, dem Badesee mit<br />

großem Campingplatz zwischen Wolfsburg und Braunschweig, angesetzt. Dies ging nun wirklich<br />

nicht. Wir erklärten, dass diese Art von Freizeitgestaltung wohl für Jugendfahrten der Arbeiterwohlfahrt<br />

oder der Sportjugend angemessen wäre, aber eben nicht unseren Vorstellungen von<br />

Pfadfinderarbeit entspräche. Ohnehin waren wir es leid, dass wir zwar die Sippenstunden mit<br />

festen Gruppen machten, zu jedem Lager aber neu aufgeteilt wurden. Dieses Pfingstlager auf<br />

dem Campingplatz am Tankumsee fand daher ohne uns statt. Stattdessen planten wir eine dreiwöchige<br />

Sommergroßfahrt in den Bayerischen Wald. Wir versorgten uns mit Vorräten als wollten<br />

wir die gesamte Zeit abseits der Zivilisation durch die schwedische Wildnis wandern. Die Fahrt<br />

dauerte letztlich nur zwei Wochen. Ein Sturz auf den ersten Kilometern zwang uns in eine Jugendherberge,<br />

ein Sonnenstich kam dazu, so dass wir eine Woche in der JH blieben. Danach verbrachten<br />

wir noch eine Woche in Immenhausen, um unsere Vorräte aufzubrauchen. Im Herbst<br />

lud uns Hanjo dann zu einer Fahrt in den Pfälzer Wald ein. Dort genossen wir zehn Tage unbeschwertes<br />

und echtes Fahrtenleben.<br />

Die <strong>Stamm</strong>esführung hatte indes längst entschlossen, uns loszuwerden. Wir wurden schriftlich zu<br />

einem <strong>Stamm</strong>esrat vorgeladen und es sah ganz so aus, als würde man uns aus dem <strong>Stamm</strong> werfen.<br />

So saßen Klaas, Onko und ich stellvertretend für die „Sturmvaganten“ einer Übermacht von<br />

Oldies und ihren Günstlingen gegenüber. Wir waren allerdings gut vorbereitet, hatten klare Vorstellungen<br />

und auch Vorschläge wie es weitergehen könnte. Mit soviel Entschlossenheit hatte die<br />

<strong>Stamm</strong>esführung nicht gerechnet. Und so kam es anders als es offensichtlich geplant gewesen<br />

war. Wir erläuterten unsere Position, machten unsere Kritik an konkreten Fällen fest, aber die<br />

anwesenden Oldies sagten wieder einmal nur, dass sie „keine schmutzige Wäsche waschen“ wollten.<br />

So war es bisher immer gegangen, eine Diskussion um Formen und Inhalte, um Fehler und<br />

wie man sie vermeiden könnte, gab es nie. Und wenn einmal Beschlüsse gefasst wurden, dann<br />

waren sie selten von Bestand. So ging es einige Zeit hin und her, bis Reiner theatralisch sein Amt<br />

niederlegte und meinte, wir könnten es ja selber machen. Reiners Plan ging allerdings nicht auf.<br />

Denn statt den Schwanz einzukneifen ergriffen wir die Chance und übernahmen die Geschäfte,<br />

schließlich lautete eine unserer Pfadfinderregeln „Ich will Schwierigkeiten nicht ausweichen“. Die<br />

Übernahme war zwar nicht unser Ziel gewesen, aber auch darauf hatten wir uns vorbereitet. Wir<br />

stellten unseren Plan vor und man ließ uns gewähren. Volkhard war bereit, die Kasse weiter zu<br />

führen und so hatten wir ein volljähriges Mitglied in der <strong>Stamm</strong>esführung, wie es die Satzung<br />

vorschrieb. Die <strong>Stamm</strong>esführung übernahmen Klaas, Onko und ich gemeinsam, wobei ich das<br />

Amt des Sprechers in diesem Gremium übernahm. Als Schriftführer und als Zeichen des guten<br />

105


Willens an die Gegenseite nahmen wir noch Stefan Hoda auf, den älteren Bruder einer unserer<br />

Meutenführerinnen, der zuvor bei den Christlichen engagiert war und von Reiner als designierter<br />

Nachfolger in den <strong>Stamm</strong> geholt worden war.<br />

Mit vollem Elan starten wir durch und bereits nach wenigen Wochen war die Aufgabenteilung<br />

klar und die zukünftige <strong>Stamm</strong>esführung, wie sie im darauf folgenden Jahr in Suderwittingen gewählt<br />

werden sollte, hatte sich gefunden. Unsere wohlwollenden Unterstützer aus dem Kreis der<br />

Oldies waren Volkhard und Hanjo. Beide standen immer mit Rat und Tat zur Verfügung und<br />

legten großes Vertrauen in uns, was einfach<br />

gut tat.<br />

Von nun an führte Jugend Jugend, ganz wie es<br />

dem Ideal der Jugendbewegung entspricht.<br />

Die Cliquenwirtschaft war beendet, der<br />

<strong>Stamm</strong>esrat bestand fortan nur noch aus den<br />

gewählten Mitgliedern und die Beschlüsse<br />

wurden vorher gemeinsam diskutiert und<br />

dann entschieden. Ohne darin große Übung<br />

zu haben, machten wir unsere Sache ganz gut.<br />

Der Preis für den Wechsel war das Schrumpfen<br />

auf ca. zwanzig zahlenden Mitglieder, vor<br />

allem, weil viele der Oldies und ihre Kinder<br />

den <strong>Stamm</strong> bald verließen. Die meisten interessanterweise<br />

ohne Austrittserklärung, sondern<br />

einfach dadurch, dass sie keinen Beitrag<br />

mehr zahlten.<br />

Gleich nach dem Wechsel informierten wir die Eltern auf einem großen Elternnachmittag, denn<br />

Transparenz durch Information war eines unserer Ziele. Zudem versuchten wir erfolglos die<br />

Ehemaligen zu reaktivieren, die die Geduld und Lust im <strong>Stamm</strong> verloren hatten und wir streckten<br />

unsere Fühler zu unseren Nachbarn im Bezirk aus.<br />

Unsere Richtung war klar: Ein gesunder <strong>Stamm</strong> mit allen drei Stufen, starke und stabile Sippen,<br />

Ausbildung und Unterstützung für die Sippenführer, viele Lager und vor allem endlich Fahrten!<br />

Zahlreiche Traditionen wurden in dieser Zeit begründet, zum Beispiel die Winterlager, die Sonnenwendfeiern,<br />

das Wochenendlager mit Hanjo auf der Insel, die regelmäßige Präsenz auf Bundes-<br />

und Landesaktionen und eine sehr aktive Teilnahme am Bezirksleben. Eine Tradition wurde<br />

nie in Frage gestellt: Die <strong>Stamm</strong>esfahrt nach Suderwittingen im Februar jeden Jahres. Hier wurden<br />

nicht nur die Wahlen durchgeführt, sondern auch die Fahrten und Lager des <strong>Stamm</strong>es für<br />

das laufenden Jahr beschlossen. Wir hielten auch an der Tradition fest, jedes Jahr ein Pfingstlager<br />

zu veranstalten. Der Herbst gehörte hingegen den Sippen für Fahrten und Ostern ging es für die<br />

Pfadfinder auf Lehrgänge und die Meute bekam ein regelmäßiges Osterlager.<br />

Dass ohne Meute kein gesunder <strong>Stamm</strong> wachsen kann, war uns klar. Als die alten Meutenführerinnen<br />

nach ewigen Streit die Meutenführung abgaben, übernahm ich 1988 die Reste der alten<br />

Meute und versuchte mein Glück als Meutenführer. Schon bald darauf bekam ich Unterstützung<br />

von Lucky, einem „Neuzugang“ im Ranger-Rover-Alter, der mit Feuer und Flamme dabei war.<br />

Auch Tanja, ebenfalls eine „Neue“ im R/R-Alter entschloss sich nach kurzer Zugehörigkeit zum<br />

<strong>Stamm</strong>, in der Meutenführung aktiv zu werden. Es gelang uns, dem <strong>Stamm</strong> eine gesunde Basis zu<br />

geben und schon bald konnten die ersten Sippen aus der Meute entstehen. Erstmalig zelebrierten<br />

wir einen Stufenübergang und eine Versprechensfeier mit großem Pathos, viel Feuer, Fackeln<br />

und Singen während eins Bezirkspfingstlagers im Harzvorland bei Herzberg.<br />

106


Auf dem Bundeslager 1989 in Furth im Wald waren wir schon mit drei Sippen vertreten. Außerdem<br />

waren die beiden<br />

letzten Sipplinge des<br />

<strong>Stamm</strong>es Goten bei uns<br />

zu Gast, die wir vollständig<br />

integrierten. Auf dem<br />

Lager bastelten wir mit<br />

Funzel, einem ehemaligen<br />

Parzivalisten, an einer<br />

Konstruktion zur Gewinnung<br />

von fließend<br />

Warmwasser, die er in<br />

den folgenden Jahren zur<br />

Perfektion in Form diverser<br />

Kaffeemaschinen<br />

bringen sollte. Hatten wir<br />

noch gegen die Oldies<br />

den oft hemmungslosen<br />

Alkohlkonsum ins Felde<br />

geführt, hatten wir auf diesem Lager leider auch die ersten alkoholbedingten Ausfälle zu verzeichnen.<br />

Im Gegensatz zu Früher lief das Programm aber trotzdem.<br />

Das für mich bedeutendste Ereignis meiner <strong>Stamm</strong>esführerzeit war die erste <strong>Stamm</strong>esgroßfahrt.<br />

Wie es sich für Pfadfinder gehört, war das Fahrtenziel Schweden. Drei Wochen wanderten zwei<br />

Sippen und eine RR-Runde um den Siljansee aufeinander zu. Wir trafen uns allerdings erst im<br />

Zug nach Stockholm wieder, wo wir gemeinsam die letzten drei Tage verbrachten. Mit der gleichen<br />

Teilnehmerzahl ging es zwei Jahre später nach England in die Yorkshire Dales. Klaas, Onko<br />

und ich hatten diese Gegend schon einmal erkundet und obwohl wir hier keine Kohtenstangen<br />

finden würden und mangels Holz auch nicht auf offenem Feuer hätten kochen können, überzeugten<br />

wir die anderen von den Dales, so sehr waren wir von dieser kargen Landschaft begeistert.<br />

Auch hier wanderten wir von unterschiedlichen Orten los, verbrachten aber vorher und<br />

nachher ein paar gemeinsamen Tagen. Zunächst in London, um unsere selbst gebauten Alu-<br />

Kohtenkreuze samt Teleskopmittelstange zu testen und zum Abschluss in York.<br />

Der <strong>Stamm</strong> hatte mittlerweile die stattliche Größe von rund siebzig Mitgliedern erreicht, von<br />

denen fast alle aktive waren. Diese verteilten sich auf eine gesunde Meute, vier Sippen, eine lockere<br />

Ranger-Rover-Runde und einige Oldies. Wir waren im Land aktiv und hatten uns mit solider<br />

Pfadfinderarbeit, Liberalität und einigen Persönlichkeiten einen recht guten Namen gemacht. Vor<br />

allem die kurzen Lederhosen, die einige auch im Winter nicht ablegten, sorgte immer wieder dafür,<br />

dass wir in Erinnerung blieben. Aber auch Affen waren im Landesverband nicht unbedingt<br />

oft zu sehen. Trotzdem, wir waren immer tolerant, zumindest innerhalb des <strong>Stamm</strong>es. Eine<br />

Kluftordnung oder anderen Unsinn gab es bei uns nicht. Obwohl wir niemanden in unseren Reihen<br />

zählten, der über ein nennenswertes musikalisches Talent verfügte und es auch bei uns einsetzen<br />

wollte, sangen wir mit großer Begeisterung. Unsere <strong>Stamm</strong>esleben wurde immer reichhaltiger:<br />

Fahrten, Lager, Seminare, <strong>Stamm</strong>esräte und Gruppenstunden bestimmten unseren pfadfinderischen<br />

Alltag, dazu kamen die überbündischen Lager, Stadtspiele und gemeinsame <strong>Stamm</strong>esräte<br />

in Braunschweig, die maßgeblich von uns <strong>Voortrekker</strong>n angeregt wurden. An fünf Tagen die<br />

Woche für „die Firma“ aktiv sein, war zumindest für die <strong>Stamm</strong>esführung bald keine Ausnahme<br />

mehr. So wurde die Pfadfinderarbeit gelegentlich zu Belastung und wir stellten Überlegungen an,<br />

wie wir die Terminflut reduzieren könnten, um auch selbst mal wieder als „Sturmvaganten“ auf<br />

107


Fahrt zu gehen. Das Ende der Schulzeit hat hier für viele, und mit Verzögerung auch für mich,<br />

einen natürlichen Schlussstrich gezogen.<br />

Dank der wohlwollenden Unterstützung des Jugendamtes der Stadt Braunschweig hatten wird ein<br />

ordentliches Sortiment von Fahrten- und Lagermaterialen aufgebaut und standen in Verhandlungen,<br />

um ein neues Heim zu beziehen, da unser Raum im Entenfang für uns zu klein geworden<br />

war. So konnte ich 1992 kurz vor meinem Weggang aus Braunschweig die Geschicke des <strong>Stamm</strong>es<br />

an meinen langjährigen Weggefährten und Stellvertreter Klaas abgeben, dem mit dem Projekt<br />

Heim allerdings auch eine schwere Bürde auferlegt war.<br />

108


Rainer Klapproth<br />

Vlkhardt Beins<br />

Knut Engeler<br />

Klaus Pietsch<br />

Niclas Bruhn 1997<br />

Christiane Wegener 2000<br />

Frederik Wegener 2001<br />

Albert Philipp Rother 2004 - 2007<br />

<strong>Stamm</strong>esführer der Neuen Zeit<br />

Scholle vom Trupp Wehrwolf<br />

Scholle, mit bürgerlichen Namen Norbert Scholz arbeite als Urologe in Bremen und hat sich<br />

nicht nur gemeldet, sondern auch seinen Bericht und Materialien für die Ausstellung angemeldet.<br />

Lieber Schniebel,<br />

Pfadfindertreffen<br />

es hat mich gefreut, von Aktivitäten der Braunschweiger Pfadfinder zu erfahren. Leider kann<br />

ich zum Jubiläumstreffen im September diesen Jahres nicht kommen, die Terminplanung<br />

lässt es nicht zu. Aber von den alten Zeiten zu hören, hat mich doch noch einmal aktiviert, in<br />

den alten Unterlagen aus der Pfadfinderzeit zu stöbern. Ich habe einen Jahresbericht aus<br />

dem Jahre 1962 gefunden, den unser Trupp damals mit viel Arbeit zusammengestellt hat.<br />

Es ist wirklich sehr interessant, sich an die alten Pfadfindererlebnisse zu erinnern, mit Wanderungen<br />

und Radtouren und auch an das Wintertreffen mit Stuttgarter Pfadfindern auf einer<br />

Skihütte in den Alpen.<br />

Besondere Erinnerungen wurden aber auch durch mein Fotoalbum wieder geweckt. Insbesondere<br />

die Sommerfahrt nach Finnland 1962 ist hier zu erwähnen, bei der wir von finnischen<br />

Pfadfindern und ihren Eltern und Familien sehr herzlich aufgenommen wurden.<br />

Auch fand ich viele Bilder von dem größten Ereignis meiner Pfadfinderzeit; der Teilnahme an<br />

Welt-Jambore in Griechenland 1963, wieder.<br />

Sich an die alten Zeiten zu erinnern ist sicherlich auch, wenn man jetzt schon etwas älter<br />

geworden ist, eine großartige Sache.<br />

Norbert<br />

Schniebels Zeitreise zu den Wurzeln seiner Pfadfinderei<br />

– Stichworte aus Vergangenheit und Gegenwart -<br />

109


Anläßlich eines Wiedersehentreffens mit meinem ersten Truppführer und anderen Pfadfindern<br />

aus der Vergangenheit drängte es mich, die aufgekommenen Erinnerungen aus der Vergangenheit<br />

mit aktuellen Geschehnissen der Gegenwart zu verknüpfen und schriftlich festzuhalten.<br />

Die heutigen <strong>Voortrekker</strong> bekamen eine Kopie dieser Zusammenfassung. Wer von Euch<br />

ein Exemplar haben möchte, lasse es mich nur wissen.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Nun, hin und wieder hab ich es mit dem Träumen , Traum vom 15.3.05 ....Seite ....3<br />

Dieter Kiehne, genannt Diki – Mein erster Truppführer .......................................... 4<br />

Die alten Weggefährten – Diki und Hada .................................................................. 4<br />

Freitag, der 4. März 2005 ....................................................................................... 5<br />

<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> .................................................................................................. 6<br />

Ostern 1948 – Sippenführerlehrgang mit Sepp Zenzinger ....................................... 8<br />

Heimabend und die Planung der Großfahrt nach Schweden ...................................... 5<br />

Meine erste Großfahrt – Schweden 1952 ................................................................... 9<br />

Der heilsame Hajk ..................................................................................................... 10<br />

Reiner Hackelberg ..................................................................................................... 10<br />

Dieter ........................................................................................................................ .11<br />

Ein genüssliches Abendessen .................................................................................... 12<br />

Erzählend durch das Marktgräfler Land nach Colmar .............................................. 12<br />

Trampen wir durchs Land .......................................................................................... 12<br />

Samstag – Colmar und die Vogesen .......................................................................... 13<br />

Sonntag der 6. März - Der Weg nach Rütte .......................................................... 14<br />

110


Herr Maier und die Wasserkraft ................................................................................ 15<br />

Lernen und Sich-Verändern ....................................................................................... 15<br />

Das Wiedersehen mit alten Pfadfinderfreunden im Raum Stuttgart .......................... 15<br />

M’ama Mia ................................................................................................................. 16<br />

Stiftung Pfadfinden ……........................................................................................…. 17<br />

Fazit ................................................................................................………….…..… 18<br />

Mai 2006 – Besuch der <strong>Stamm</strong>esleitung der <strong>Voortrekker</strong><br />

Ihr lieben Weggefährten aus alter Pfadfinderzeit,<br />

Bad Harzburg, den 20. Mai 2006<br />

gestern hatten wir angemeldeten Besuch – die <strong>Stamm</strong>esleitung der heutigen <strong>Voortrekker</strong> war<br />

übers Wochenende zu Gast bei uns in Bündheim – vor einem Jahr (2005) waren Marlis und<br />

ich zu einem <strong>Stamm</strong>esrat der <strong>Voortrekker</strong> auf dem Landsitz von Volkhard Beins in Suderwittingen<br />

eingeladen - Uns wurden Fragen gestellt, die ich an Euch weiterleitete – eine ganze<br />

Anzahl von Rückmeldungen waren zu verzeichnen – einige Zusagen stehen allerdings noch<br />

aus – bis jetzt sind 60 eng beschriebene Seiten mit Berichten und Bildern aus der Vergangenheit<br />

zusammengekommen – In letzter Minute gelang es mir, diese Datenmenge von 74 MB<br />

mit Hilfe von Andrei zu reduzieren, wenigstens zunächst auf eine CD zu abzuspeichern. In<br />

den nächsten Tagen wird Klaus aus Wolfenbüttel noch einmal als Lektor tätig und dann,<br />

wenn die letzten Beiträge zusammen gekommen sind, soll mit Struppis Hilfe ein Buch daraus<br />

entstehen. Abwarten und Teetrinken. – Wer sich mit dann mit einigen Euros beteiligen möchte,<br />

kann die gebundene Ausgabe bekommen.<br />

Gestern nun waren die drei Männer (<strong>Stamm</strong>esführer Alberto, sein Stellvertreter ehemaliger<br />

LB Wölfling Tom und Conny, ein angehender Gildenführer) da. Drei tüchtige Kerle in Kluft<br />

und was vor allem zu spüren war, inspirierte und inspirierende Pfadfinderführer. Ja, und das<br />

im Jahr 2006.<br />

Nach dem Kaffeetrinken ging’s in den Harz auf Zelt- und Lagerplatzsuche. Zunächst zum<br />

Arendsberger Jugendwaldheim, zum Zeltplatz Brunnenbachsmühle und nach Braunlage zu<br />

Thomas und Jeannette. Thomas zeigte diverse Lagerplätze auf dem Grundstück, sowie in der<br />

Nachbarschaft. Eine Runde Tee mit Kuchen im Bauwagen, dann zum Abendbrot zur Marlis.<br />

Eine halbe Stunde Geschichte zur Spaltung des BDP und zur Neugründung des BdP – dann<br />

das Anschauen eines Filmes vom holländischen Pfadfinderführertreffen Kumpulan in Holland<br />

und dann:<br />

„Ein Weg zu uns“ – 16 mm Film des Roverkreises Braunschweig<br />

Inhalt: Nach dem Schreiben des Drehbuches auf den Heimabenden der Rover<br />

wurde der Film an verschiedenen Orten gedreht. Menne (Hermann Beese) ein<br />

Neuling wird gekeilt, kommt zur ersten Sippenstunde einer zusammengestellten<br />

Sippe (Helmut Hörnig, Ali, Peter Kraftzcyk, Hasko und noch ein paar andere). Zu<br />

sehen sind einige der damals aktuellen Spiele – Geschichten werden vorgelesen,<br />

111


Spiele gespielt und natürlich gesungen. Es kommt zur ersten Fahrt. Die Sippe<br />

trifft sich unter dem Löwen auf dem Burgplatz - der Neuling wird begrüßt - mit<br />

der Straßenbahnlinie 8 geht es ab nach Riddagshausen. Bilder aus dem Leben der<br />

50er Jahre flitzen vorbei, alte Autos sind zu sehen, Bilder vom alten Braunschweig.<br />

Der Klotz mit gepackten Affen, Lageraufbau, Schlammschlacht, Essenszubereitung,<br />

Spiele spielen und zeichnen. Ein paar Tage später kommt der <strong>Stamm</strong><br />

mit wehendem <strong>Stamm</strong>esbanner anmarschiert, abends ist eine Versprechensfeier<br />

am großen Lagerfeuer, dem Neuling wird das Pfadfinderversprechen abgenommen<br />

und das Halstuch verliehen.<br />

Am runden Tisch in der Stube plaudern wir noch ein Weilchen. Auf einem Laptop der heutigen<br />

<strong>Voortrekker</strong> sehen wir Bilder von den Fahrten und Aktivitäten der letzten Jahre. Einfach<br />

toll, welches Spielideen umgesetzt werden und wie sich pfadfinderisches Leben heute gestaltet.<br />

Auch das große Bundeslager 2005 in Wolfsburg ist zu sehen. Ein kleines F Geschlecht,<br />

trotzdem haben wir uns oft mehrmals vorsichtig anschließend ein Fläschchen Pilsener Urquell,<br />

dann gehen die Alten ins Bett, die Jungen hocken noch um den „Runden Tisch“ weiter<br />

zusammen – man trifft sich morgen früh zum Frühstück.<br />

Sichtung der alten <strong>Stamm</strong>esakten<br />

Die Jungen wollen mehr über die Geschichte und Anfänge ihres <strong>Stamm</strong>es erfahren. Nun geht<br />

die eigentliche Arbeit los - Sichten der vielen Akten aus alter <strong>Voortrekker</strong>zeit. Sie lagern hier<br />

im Haus seit Jahrzehnten. Kurz vor seinem Tod gab mir Hasso noch eine Kiste mit Unterlagen<br />

vom Horst Braunschweig. Wie und wann die anderen Akten zu mir gekommen sind, ist<br />

mir noch immer schleierhaft. Jedenfalls sitzen wir oben in unserer Jugendherberge, lesen,<br />

staunen, erzählen, tauschen uns aus und versuchen Fragen zur Vergangenheit nachzuspüren.<br />

So manch Schreiben erweckt Aufmerksamkeit, so manches wird wieder lebendig. In Braunschweig<br />

gab es vier Stämme und einen Horst. Die Feldmeisterbriefe erregen besonders meine<br />

Aufmerksamkeit. Wie da um Grundsätze und Formen gerungen wurde, unglaublich aber<br />

wahr. Zwei interessante und spannende Stunden.<br />

Vielleicht wäre es auch für den einen oder anderen von Euch einmal interessant zu schnüffeln<br />

und einen Blick in die „objektive“ eigene <strong>Stamm</strong>esvergangenheit zu werfen? Kommt<br />

und schnüffelt. Alle Akten wandern eines Tages in das Archiv der Deutschen Jugendbewegung<br />

zum Ludwigsstein.<br />

Nachdem alle fort sind, gehe ich noch einmal in unsere Jugendherberge – Ihr wißt schon, der<br />

Raum oberhalb der Küche, der noch nicht in der Zeichnung vom Fuad enthalten war und erst<br />

beim Hochmauern mit Nani sichtbar wurde. Gut, die Akten sollen wieder an die Seite gelegt<br />

werden, doch zuvor wird kurz und grob notiert, was in den Akten enthalten ist: Noch kann<br />

jeder - den es interessiert - Einsicht nehmen oder sich beliebig viele Seiten kopieren. In naher<br />

Zukunft werden diese Unterlagen ins Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf die Burg<br />

Ludwigsstein wandern. Von den deutschen Pfadfindern soll dort tonnenweise an Material<br />

liegen, welches professionell von Hauptamtlichen gesichtet und eingeordnet wird.<br />

112


Grober Überblick über die hier noch lagernden <strong>Stamm</strong>esakten<br />

1950<br />

–<br />

1954<br />

Horst Braunschweig, Roverrundbriefe, Schriftverkehr an<br />

Willi Carius von de Nederlandse Padfinders, Führerausweise<br />

(Appel, Stieghan, Hans Peter Groetzner, Karl<br />

Heinz Hörnig, Dieter Frühauf, Joachim Burghardt, ein<br />

Blankoausweis), Schwedenheim Hugo-Luther-Str.,<br />

Fahrt nach St. Andreasberg (Rolle, Briest, Mohros,<br />

Wieprecht, Krug, Hoppe, Pioch, Meier, Thamm, Lohr,<br />

Frühauf, Arendt, Tasko), Adressen vom <strong>Stamm</strong> Lehndorf,<br />

Adressen, Kassenbuch, Horstausgaben 1950,<br />

Wolfsmeute Bieber, 3.4.1954 Willi zum Horstführer<br />

ernannt, Abschiedsbrief des <strong>Stamm</strong>esführer Jürgen Lieseberg,<br />

15.3.1953 Jochen Burghardt als Horstführer gewählt,<br />

Bericht an Stadtjugendpfleger über Winterlager<br />

(1953 Am Oderteich in Kothen) ...<br />

1951<br />

–<br />

1954<br />

und<br />

1960-<br />

Rundschreiben, Roverrundschau, BDP <strong>Voortrekker</strong>,<br />

<strong>Stamm</strong> Heinrich der Löwe, Protokolle Bundesthing,<br />

Elternabend, Die Lanze, Stromtid, ...<br />

1952 Hans Peter Groetzner, Einverständniserklärung an<br />

Sommerfahrt teilnehmen zu dürfen, Bericht Trampfahrt,<br />

Tagebuchauszüge einer Gruppe, Briefe, Landeschrieb,<br />

Briefe an Hans Peter von Werner Meyer, ...<br />

1952 Kopfbogen <strong>Voortrekker</strong><br />

1952<br />

–<br />

1956<br />

Sippe Dachs, Belege der Truppkasse Graf Folke Bernadotte,<br />

13.5.1955, 8 Postkarten an Wolfgang Bode,<br />

Post 1952 – 1954, Belege <strong>Stamm</strong>eskasse vom<br />

13.5.1955, Rundschreiben an Jochen Burghardt, ...<br />

1953 Horst Braunschweig um 1953 ...<br />

1953 Kassenbelege, Abrechnung Schwedenfahrt, Heinz Kallenbach,<br />

½ Deutsch Mark 1948, Post an Dieter Kiehne,<br />

Adressen Roverkreis Braunschweig, ...<br />

1954<br />

–<br />

1959<br />

Rundschreiben der Landesführung, Stromtid, Jungenleben,<br />

...<br />

1956 Landesschriebe, Fahrtenankündigungen, Die Weiße<br />

113


Hand Gauspiel Klaus Schütte, ...<br />

1957<br />

–<br />

1958<br />

1957<br />

–<br />

1965<br />

Schriftverkehr im <strong>Stamm</strong>, Hasso, Falke und Nat, Landesmarklager<br />

Süd, ...<br />

„Briefe an die Führerschaft“ – später nur „Briefe“ genannt<br />

...<br />

–<br />

1959 Rover Nord, Gau Hannover, Der Weckruf, Landesjugendring<br />

Niedersachsen, ...<br />

1960 Die Originalfilmspule 16 mm „Ein Weg zu uns“ Das<br />

Drehbuch vom Roverfilm ...“<br />

1960 Ein 8 mm Film über den Besuch der Braunschweiger<br />

Pfadfinder beim Koumpoulan in Holland ...<br />

1961 Akte von Hasso (Jochen von der Straten), Eisbrecher,<br />

andere Hefte, ...<br />

1961<br />

–<br />

1963<br />

<strong>Stamm</strong>eskasse, Schniebel, Truppprotokolle, <strong>Stamm</strong>esprotokoll<br />

vom 20.10.1962, Adressen von Sippen- und<br />

Meutenführern, es gab zwei Meuten, 6 Sippen, 2<br />

Trupps, der Roverball im Haus Salve Hospes, Landesthing,<br />

Schniebel und soll Feldmeister werden ..<br />

1962<br />

–<br />

1967.<br />

Großer Aktenordner <strong>Stamm</strong>esratsprotokolle, Einladungen,<br />

Trupprat, Wahl, Crabbe, Schalle, Scholle ...<br />

1964<br />

–<br />

1965<br />

1965<br />

–<br />

1967<br />

Kassenprotokolle, Arno Hille,<br />

Lageplan Bundeslager Forschheim, Schriftverkehr,<br />

Rechnungen, Anträge, Stromtid, Hille, Immig ...<br />

1966 Kundschaftsberichte, Pressedienst BDP,<br />

-<br />

1967<br />

1968 Große Aktenordner <strong>Stamm</strong>esratsprotokolle – Arno Hil-<br />

114


– le, Klaus Dieter Teschke, BDP Briefe, Stromtid, Einladungen<br />

...<br />

1969<br />

1976 Akte Handbuch für Jugendgruppenleiter, Lehrgang in<br />

der HVHS Barendorf, Spiele, Aktionen etc., ...<br />

1907 Gründung der Pfadfinder – 1913 Pfadfinder in Braunschweig<br />

– Unterlagen des Stadtarchivs -<br />

Conni, Jürgen Stieghan und Olaf Piontek kommen nach Bündheim und helfen, die Unterlagen<br />

der <strong>Voortrekker</strong> zu sichten, zu ordnen und für die Ausstellung zum 60.jährigen Jubiläum des<br />

<strong>Stamm</strong>es in der Waldorfschule aufzubereiten. Aber auch das Stadtarchiv war nicht faul und<br />

suchte in ihren Akten für den heutigen <strong>Stamm</strong>.<br />

Absender: "Piontek Olaf 41.4" <br />

Empfänger: <br />

Datum: 13. Aug 2007 17:53<br />

Betreff: Unterlagen der Braunschweiger Pfadfinder<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Stukenberg,<br />

Im Vorfeld unseres morgigen Treffens möchte ich Sie noch kurz über die im Stadtarchiv vorhandenen<br />

Unterlagen zu den Pfadfindern informieren.<br />

Im Magistratsarchiv (unter dem Gliederungspunkt Gemeinnützige Anstalten und Einrichtungen)<br />

befindet sich unter der Signatur D IV: 5226 eine Akte zum Braunschweiger Pfadfinderkorps<br />

(Laufzeit 1913-1915), das sich danach am 1. Mai 1913 gründete. Als Vorläuferorganisation<br />

existierte zuvor offensichtlich bereits eine Pfadfinderabteilung im Christlichen Verein<br />

junger Männer.<br />

Möglicherweise befinden sich in einem weiteren Aktenkonvolut unter dem Titel 'Jugendpflege'<br />

(Signatur D VIII: 56, Vol. I und Vol. II, Laufzeit 1911-1915 und 1922-1925) weitere diesbezügliche<br />

Hinweise auf die noch älteren Pfadfinderorganisationen.<br />

Am Telefon erwähnte ich bereits Zeitungsartikel aus dem Jahre 1915 zur Übergabe der von<br />

Herzog Ernst August gestifteten Fahne. Hierzu erschienen am 22. November 1915 in der<br />

Braunschweigischen Landeszeitung, sowie am 23. November 1915 in den Neuesten Nachrichten<br />

jeweils ein Artikel. Eine Kopie dieser beiden Artikel bringe ich morgen mit.<br />

Über unsere Stadtchronik (online einsehbar unter www.braunschweig.de/stadtarchiv), die sich<br />

für die Nachkriegszeit hauptsächlich auf Zeitungsartikel stützt, ist sicher ein Eintrag vom Januar<br />

1951 interessant, der den Zusammenschluss der Braunschweiger Pfadfinder im Ortspfadfinderring<br />

betrifft. Dieser Artikel war am 12. Januar 1951 in der Braunschweiger Zeitung erschienen.<br />

Die neuere Zeitungsausschnittsammlung (ab etwa 1960) enthält unter der Signatur H XV A: B<br />

III 21a eine Mappe zu den Pfadfindern. Zu den '<strong>Voortrekker</strong>n' ist allerdings dort nur ein Artikel<br />

aus dem Jahre 1994 enthalten, die meisten Artikel beziehen sich auf andere Stämme.<br />

115


In unserem Bestand des Ordnungsamtes / Vereinsregister liegt unter der Signatur E 32.1:<br />

341.7 eine Akte zur Führung des Bundes Deutscher Pfadfinder, Landesmark Niedersachsen<br />

im Vereinsregister (Laufzeit 1961 - 1964) vor.<br />

Möglicherweise befindet sich im Jugendamt der Stadt Braunschweig noch Aktenmaterial, da<br />

eine Aktenübernahme aus dessen Altregistratur in das Stadtarchiv nach meinen Informationen<br />

noch aussteht. Hier müsste ich aber noch einmal mit meinem am 20.8. aus dem Urlaub zurückkehrenden<br />

Kollegen Herrn Opalka Rücksprache halten.<br />

Verweisen darf ich auch auf eine Akte des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel, die<br />

in der Onlineabfrage unter http://aidaonline.niedersachsen.de ermittelt wurde und sich ebenfalls<br />

auf das schon oben erwähnte Braunschweiger Pfadfinderkorps bezieht. Darin ist u.a.<br />

auch ein Mitgliederverzeichnis vorhanden.<br />

Ich bin gespannt, was die von Ihnen avisierten Ordner der Braunschweiger Pfadfinder an interessantem<br />

Material enthalten. Da die Pfadfinder in unseren Beständen noch nicht mit eigenen<br />

Unterlagen vertreten ist, wäre es gerade im Hinblick auf die Bedeutung der außerstädtischen<br />

gesellschaftlichen Organisationen für die Stadtgeschichte schön, eine Überlieferung dieser<br />

Jugendorganisation im Stadtarchiv zu haben.<br />

Wie bereits telefonisch erwähnt, ist das Stadtarchiv gerne bereit, Sie bei Ihrem Ausstellungsvorhaben<br />

zum Jubiläum der <strong>Voortrekker</strong> im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Im Auftrag<br />

Olaf Piontek<br />

Stadtarchiv Braunschweig<br />

Schlossplatz 1<br />

38100 Braunschweig<br />

Tel. 0531/ 470 - 4727<br />

Fax 0531/ 470 - 4725<br />

E-mail: Olaf.Piontek@braunschweig.de<br />

www.braunschweig.de/stadtarchiv<br />

Öffnungszeiten: Mo., Fr. 10-13 Uhr / Di., Mi., Do. 10-18 Uhr<br />

Das Archiv der Stadt Braunschweig hilft den <strong>Voortrekker</strong>n bei der Vorbereitung<br />

der Ausstellung<br />

Jürgen Stieghan, Conny, Herr Piontek, der alsbald zum Olaf wird, treffen sich in Bad Harzburg<br />

und sondieren den ganzen Nachmittag die alten <strong>Stamm</strong>esakten – dann werden fast 11<br />

dicke Aktenordner mit nach Braunschweig ins Schloß genommen – dort treffen sich die drei<br />

und Crabbe kommt dazu, die Unterlagen werden gesichtet, im Ansatz schon ausgewertet und<br />

Erstaunliches soll dabei zu Tage gekommen sein. Olaf wird zwischenzeitlich sich weiter um<br />

die Aufarbeitung der ganzen Unterlagen kümmern. Die Pfadfinder haben nun jederzeit die<br />

Möglichkeit, im Stadtarchiv alleine oder mit anderen zusammen, ihre Unterlagen einzusehen,<br />

zu kopieren, usw.<br />

116


So sind die Unterlagen der <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig in Braunschweig verblieben und dem<br />

Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf dem Ludwigsstein wird Kenntnis gegeben, so daß<br />

auch sie, wenn sie interessiert sind, jederzeit einen Zugriff auf unsere Unterlagen haben.<br />

Halbzeit oder Zwischenfazit – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig<br />

Im Jahr 2007 feiern die Pfadfinder in aller Welt ihr einhundertjähriges Bestehen – die<br />

<strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig könnten dann – nimmt man 1947 als Gründungsjahr - auf eine<br />

sechzigjährige Geschichte zurückblicken. Wenn man bedenkt, daß bis zur Spaltung des BDP<br />

mindestens neun bis zehn <strong>Stamm</strong>esfürsten regierten und danach bis zum Jahr 2007 noch einmal<br />

ebenso viele <strong>Stamm</strong>esführer den <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> bewegten, wäre es da nicht gerechtfertigt,<br />

bei den zurückliegenden Erinnerungen von einer gewissen ersten Halbzeit zu<br />

sprechen?<br />

Schweden, ja Schweden. Regen (Dr. Heinz Stettner) wurde nach dem Weltkrieg 1949 von<br />

Graf Folke Bernadotte zu den Pfadfindern nach Schweden eingeladen, absolvierte seinen ersten<br />

inoffiziellen Gillwellkurs, erlebte die „Methode“ des Hajks, die danach bis Ende der 60er<br />

Jahre auf den Sippenführerkursen in der Pfadfinderbildungsstätte Fallingbostel vermittelt<br />

wurde. 6 1952 waren auch die <strong>Voortrekker</strong> erstmals einer Einladung in das große Pfadfinderlager<br />

nach Tranos in Schweden gefolgt. Kräftige Impulse für die Pfadfinderarbeit in Braunschweig<br />

sowie für die persönliche Entwicklung Einzelner konnten davon ausgehen.<br />

Schweden 2006. Wieder sind <strong>Voortrekker</strong> in Schweden und kommen mit Fahrtenerlebnissen<br />

gespickt zurück. Die Farben Blau–Gelb verbinden uns nicht nur mit den Schweden – sie verbindet<br />

auch den BDP mit dem BdP, die erste Hälfte mit der Zweiten.. Mögen in der weiteren<br />

Zeit noch viele junge Menschen im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> von den Möglichkeiten und Ideen der<br />

Pfadfinderidee geprägt werden können. Übrigens, sind die Farben Blau Gelb nicht auch die<br />

Farben der Stadt Braunschweig? Ja, immer wieder Blau Gelb!<br />

6<br />

Siehe Heinrich Stettner, Unternehmen Waldeslust; In: Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda; Straßen<br />

sind wie Flüsse zu überqueren – Ein Lesebuch zur Geschichte des Bunde Deutscher Pfadfinder (BDP).<br />

117


Euch Dreien, die Ihr eben den <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> führt, Ihr, die Ihr uns mit Euren Fragen<br />

zum Nachspüren unserer eigenen Vergangenheit bewegtet, Euch sage ich herzlichen Dank.<br />

Dank natürlich auch Euch, den alten Säcken, die Ihr einen Rückblickt wagtet und Kunde von<br />

Euren Erfahrungen gegeben habt.<br />

118


Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich erinnern und gewissermaßen auch bei denen bedanken,<br />

die nicht mehr unter uns sind, denen ich aber ganz viel zu verdanken habe. Da ist zum<br />

Beispiel mein alter Freund Hasso, den ich und der mich in meinem Leben bis zu seinem Tod<br />

begleitete, Willi Carius, der „großartige <strong>Stamm</strong>esführer aller Zeiten“, den ich in Böblingen in<br />

den letzten Tagen seines Lebens begleiten durfte, Spatz, der die Statik für mein Leben und<br />

unserem Haus herstellte. Reiner Hackelberg, erster <strong>Stamm</strong>esführer 1948 in Braunlage und<br />

Leiter des Jugendwaldheimes. Hasko und Peter, waren sie nicht die ersten, die von uns gingen?<br />

Hasko der engagierte Sippenführer aus Veltenhof und Peter Fischer, der mit dem Segelschulschiff<br />

Pamir 1957 unterging. Da ist Mäuschen und so manch einer, der noch sehr jung<br />

war und vor uns gehen mußte. Sie alle waren mit dem Leben des <strong>Stamm</strong>es eng verbunden.<br />

Mit einem lieben Gruß und Gut Pfad<br />

Dein/Euer<br />

Über die Pfadfinder im Jahr ihres 100 jährigen Bestehens – ein fünfseitiger<br />

Artikel in der Zeitschrift die Zeit mit Video<br />

Fähnlein Unverzagt<br />

Von Markus Wolff<br />

Hundert Jahre Pfadfinder: Harald Schmidt gehörte zu ihnen, Hillary Clinton auch. Weil sie<br />

das klassische Abenteuer in der Gruppe bieten und dennoch mit der Zeit gehen, sind sie immer<br />

noch attraktiv<br />

Am Fahrradständer an der Turnhalle findet der Wettkampf meist montags statt - nach einfachen<br />

Regeln: Das Pausenläuten ist der Start. Dann treffen sich dort die Schüler mit den Bürstenschnitten<br />

und auch die mit den Gelfrisuren, rauchen die Zigaretten bis zum Filter herunter<br />

und versuchen, mit Erlebnissen vom Wochenende zu punkten. Frederiks Gartenparty. Oder<br />

der Sprung von der Brücke in den Kanal, mit Arschbombe. Seltsam wirkt es, wenn dann der<br />

einzige Pfadfinder in der Runde erzählt, weil zwischen »Party« und »Arschbombe« das Wort<br />

»Pfadfinder« so verloren klingt wie Pfeifen im Wald.<br />

Es sind Schüler der Hauptschule Westerfilde, und Westerfilde im Norden Dortmunds ist zwar<br />

kein sozialer Brennpunkt, aber auch nicht gerade der Stadtteil, in dem man Pfadfinder vermuten<br />

würde. Aus Mehrfamilienhäusern fällt der Blick auf Mehrfamilienhäuser, dazwischen<br />

liegen leere Straßen. Ein Ort, an dem Erlebnisse nicht selten zweidimensional sind und mit<br />

»Highscore« enden und die Welt auf Plateausohlen steht. Wo »nach draußen gehen« ein Synonym<br />

für »Trinkhalle« sein kann und im Schaukasten an der Endhaltestelle der U-Bahn ein<br />

Zeitungsausschnitt hängt, demzufolge »ein Ausflug ins Grüne viele positive Effekte auf den<br />

Körper hat«. So ist Westerfilde.<br />

119


Sebastian Ebendorff ist hier aufgewachsen, ein 15-Jähriger mit federndem Gang, bei dem<br />

Größe und Gewicht schon immer ein wenig miteinander im Clinch lagen. Pfadfinder ist er,<br />

seit Mitglieder des <strong>Stamm</strong>es Vagabunden des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder<br />

(BdP) zur Werbung in seine ehemalige Grundschule kamen und er nachher dachte: »Krass,<br />

Feuermachen und Zelten, das ist genau was für mich!«<br />

Acht Jahre ist das her. Seitdem tauscht er regelmäßig das Polo-Shirt gegen die »Kluft« genannte<br />

Kombination aus blauem Hemd und Halstuch, die er anfangs oft unter der Jacke versteckt<br />

hielt. Weil es ein bisschen peinlich war, Pfadfinder zu sein. An die Kluft und selbst an<br />

den Spitznamen »Klößchen« hat er sich inzwischen gewöhnt, genau wie an die Kommentare<br />

der Mitschüler: »Pfadfinder knutschen Bäume« oder: »Iiiih, eklig, anderes Thema!« Was wissen<br />

die schon?<br />

Und wer weiß überhaupt was?<br />

Eine eigentümliche Welt scheint die der Pfadfinder für Uneingeweihte zu sein, mutmaßlich<br />

bevölkert von pummeligen Außenseitern oder kauzigen Jugend-forscht-Typen, die sekundenschnell<br />

ein Feuer entzünden und aus zwei Kaffeetassen ein Nachtsichtgerät basteln können.<br />

Ein Geheimbund mit codierter Sprache, in dem Ortsgruppen »Stämme« heißen und Kleingruppen<br />

»Sippen«. Ein altmodischer Jugendkosmos aus ewigem Lagerfeuer, Volksliedern und<br />

kalten Nudeln.<br />

Der »Scout« war ursprünglich ein Nebenprodukt des Krieges<br />

Etwa 300 Millionen Menschen sollen in ihrem Leben dieser Organisation angehört haben.<br />

Auch John F. Kennedy, Hillary Clinton, Harald Schmidt. Und Neil Armstrong trug bei seinem<br />

Mondgang, das wird von den Mitgliedern der Bewegung gern erzählt, unter seinem Anzug<br />

das Abzeichen des Weltpfadfinderverbandes WOSM.<br />

Eine globale Marke ist das Unternehmen Pfadfinder geworden, nur noch ohne Filialen in Andorra,<br />

China, Kuba, Laos, Myanmar und Nordkorea. 38 Millionen Mitglieder auf fünf Kontinenten,<br />

rund 220000 in Deutschland, verteilt auf über 100 große christliche und interkonfessionelle<br />

Verbände, kleine Organisationen und »VW-Bus-Bünde« - das sind die, die zum Transport<br />

ihrer Mitglieder nicht mehr als einen Bulli benötigen.<br />

Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, der Gründer der Bewegung, war zunächst Soldat.<br />

Schon während seiner Dienstzeit in Indien war er für die Ausbildung junger Rekruten verantwortlich.<br />

Auch bei der Verteidigung der südafrikanischen Stadt Mafeking Ende des 19. Jahrhunderts<br />

gegen die Buren praktizierte er Jugendarbeit eher zwischen Stacheldrahtverhauen<br />

120


und Schützengräben. Drei sechsköpfige Gruppen waren es dort, die Nachrichten überbringen,<br />

Verletzte bergen, Munition schleppen mussten.<br />

So entstand die Idee der Pfadfinderei - als Nebenprodukt des Krieges. Zurück in England,<br />

stellte Baden-Powell fest, dass Jugendliche ihre Freizeit hier längst mit seinem Militärhandbuch<br />

Aids to Scouting verbrachten.<br />

Damals begann der Brite mit der Arbeit an einem Konzept, das über ein Jahrhundert aktuell<br />

bleiben würde: Erziehung, verbunden mit Erleben. Baden-Powells Buch Scouting for Boys<br />

wurde zum Bestseller und eines seiner Grundprinzipien weltweit zur Parole ambitionierter<br />

Laien (und zur Entschuldigung für Fehlschläge jeder Art): Learning by Doing, wie längst<br />

nicht mehr nur der Engländer sagt.<br />

Was aber sind das für Menschen, die sich noch 100 Jahre später von dieser Idee begeistern<br />

lassen? Wie sieht eigentlich der Musterpfadfinder aus? Professor Klaus Hurrelmann, Leiter<br />

der Shell-Jugendstudie 2006, stellt ihn sich so vor: zehn bis elf Jahre alt, männlich, eher unauffällig,<br />

leistungsfähig, bereit, sich anzupassen, halbwegs guter Schüler, will etwas in einer<br />

Organisation erleben, weil er selbst nicht genügend Anregungen bekommt, Selbstbewusstsein<br />

auf der Kippe, »kein großer Konsumfreak«.<br />

Der Hang zum Wandern scheint ein spezieller deutscher Zug zu sein<br />

Dieser Musterpfadfinder kommt nicht immer aus der Metropole, ebenso gut kann er auf dem<br />

Land wohnen, weil das Leben auch dort längst nicht mehr Ursprünglichkeit und Naturerlebnis<br />

bedeutet. Fünf bis sechs Jahre später klingt sein Entwicklungsstand dann wie das Anforderungsprofil<br />

einer Stellenausschreibung. Er hat Ämter übernommen und ist in der Organisation<br />

aufgestiegen. Ein leistungsbereiter junger Mann mit gefestigtem Selbstbewusstsein ist nach<br />

Hurrelmanns Einschätzung aus ihm geworden, sozial verantwortlich, mit Ausstrahlung und<br />

Kompetenz.<br />

Vielleicht ein Typ wie Albert Sonnabend, obwohl der schon 19 ist. Groß gewachsen, dunkles<br />

Haar, dunkle Stimme, Pfadfinder seit acht Jahren, Lehrling seit einigen Monaten in einer<br />

Werkstatt in Erkrath bei Düsseldorf, ruhig gelegen zwischen einer Sackgasse und dem Friedhof.<br />

»Steinbildhauermeister Martin Hahn« steht an der Tür.<br />

»Na ja, was heißt Steinbildhauer«, sagt der Meister und lehnt sich mit verschränkten Armen<br />

an einen Granitblock, »das klingt wie: Ich bin jetzt mal Jörg Immendorff.« Dabei gehe es weniger<br />

um Kunst, vielmehr ums Zupacken. Lehrlinge brauche er, die sich auch mal dreckig<br />

machen wollten. Zwei hat er entlassen, die wollten das nicht. »Ein Doktorssöhnchen war dabei«,<br />

sagt Hahn, »der hat hier nur in Aids-Handschuhen gearbeitet, damit er keine Schwielen<br />

kriegt.«<br />

Davor hat sein neuer Auszubildender keine Angst. In den Lagern könne er sich ja auch nicht<br />

vor der Arbeit drücken, sagt der Meister. Da muss der Lehrling grinsen. Ja, und dass dieser<br />

selbstständig seine Fahrten organisiere, »eher low budget« reise und es immer noch im Regen<br />

aushalte, wenn er selber längst den nächsten Campingplatz aufsuchen würde - »doch, das imponiert<br />

mir«, sagt Hahn und blickt auf den jungen Mann, der nicht wie er Flip-Flops und Cargohose<br />

trägt, sondern staubige Zunftkleidung.<br />

Fahrt und Form bedeuten viel für Albert Sonnabend. Seit Jahren ist er mindestens ein- bis<br />

zweimal im Monat unterwegs, am Wochenende mit seiner Sippe oder auch nur mit zwei Mit-<br />

121


gliedern seines <strong>Stamm</strong>es - »Ritterschaft von Berg« nennen sich die drei. Mit kurzer Lederhose,<br />

Gitarre und Barett ziehen sie dann als wandernder Anachronismus vorbei an Spielhallen,<br />

Multiplex-Kinos und Jugendlichen, die auf Parkbänken sitzen und denken, irgendwo in der<br />

Nähe sei Mittelaltermarkt. Geschlafen wird in der Kote, einem schwarzen Zelt mit Feuerstelle.<br />

Darin sitzen sie abends und singen ihre Lieder, in denen das Leben immer etwas abenteuerlicher<br />

und man selbst immer etwas verwegener ist als in Düsseldorf-Mitte.<br />

Albert Sonnabend gehört zum »bündisch« genannten Teil der Pfadfinder, der seine Wurzeln<br />

in der Jugendbewegung sieht: bei den Wandervögeln, fast ausnahmslos national denkenden<br />

Bürgerkindern, die Ende des 19. Jahrhunderts keine erzieherische Idee wie bei den Pfadfindern,<br />

sondern Flucht vor der Gängelung durch Staat und Eltern in die Natur treibt. Die tagsüber<br />

wandern und abends singend am Feuer sitzen. Nach dem Ersten Weltkrieg formiert sich<br />

diese Bewegung neu, sie wird jetzt »Bündische Jugend« genannt und trifft auf die weitaus<br />

straffer organisierten Pfadfinder. Letztere entdecken gerade neben dem Lager auch die Fahrt<br />

und vor allem die Zeltästhetik jenseits des Militärstils - was die deutschen Pfadfinder bis heute<br />

von fast allen ausländischen Verbänden unterscheidet. Dieser Hang zum Nomadischen,<br />

zum Wandern und Unterwegssein, er scheint ein deutscher Zug zu sein.<br />

Durchs Siebengebirge ist Albert Sonnabend mit seinen Freunden schon gewandert und innerhalb<br />

von zwei Wochen 2000 Kilometer durch Frankreich getrampt. Sie sind im Herbst an der<br />

Loreley gewesen, und als ihnen die Irlandreise des <strong>Stamm</strong>es nicht reichte, sind sie nach der<br />

Rückkehr noch für ein paar Tage an die Lahn gefahren. »Es hat schon Leute gegeben«, sagt<br />

er, als sei ihm das selbst nicht ganz geheuer, »die sind davon nicht mehr runtergekommen.«<br />

Zurück kommen sie dann mit Geschichten wie der von der Winterfahrt ins Sauerland. 13 Jahre<br />

alt waren sie und sind in kurzer Lederhose und statt Schlafsack nur mit Decke gereist, weil<br />

sie »cool und kernig« sein wollten. Schon am zweiten Abend waren Kleidung und Wechselwäsche<br />

nass, und trockenes Feuerholz gab es nicht. Da haben sie sich zwei Scheite von einem<br />

Bauern besorgt und Nudeln gekocht. Dann begann es zu schneien. Bei sechs Grad minus rollten<br />

sie am anderen Morgen die Isoliermatten samt Zelt zu einer einzigen dicken Wurst, weil<br />

die Finger steif waren.<br />

Vor allem diese Verbindung von Körperlichkeit und Gruppenerlebnis, sagt Jugendforscher<br />

Hurrelmann, mache den Reiz der Pfadfinder aus. Selbst in Sportvereinen lasse sich das in<br />

dieser Form nicht finden, wo Wettbewerb und Leistung der Ansporn seien und die Konkurrenzsituation<br />

die Gruppe zusammenschweiße. Auch sei der Einzelne - sofern es sich nicht um<br />

Leistungssportler handele - meist entbehrlich. Aufeinander angewiesen zu sein, gegenseitige<br />

Anerkennung zu finden und das Gefühl, gebraucht zu werden, und eine klar definierte Verantwortung<br />

seien dagegen der Kitt, der eine Pfadfindergruppe zusammenhalte.<br />

Eine Sippe zum Beispiel. Sie ist die kleinste Einheit eines <strong>Stamm</strong>es, im Idealfall zwischen<br />

sechs und acht Personen groß und nicht nach Stärken oder Geschlecht gebildet, sondern nach<br />

ähnlichem Alter. Eine Schicksalsgemeinschaft en miniature, deren Mitglieder sich selbst erziehen<br />

und unterwegs mit den Stärken des einen die Schwächen des anderen ausgleichen.<br />

Heimweh, Erschöpfung, Schludrigkeit, Übermut. Das Sippensystem, hat Baden-Powell geschrieben,<br />

sei das »wesentliche Merkmal, in der sich die Pfadfindererziehung von der aller<br />

anderen Organisationen unterscheidet«.<br />

Sippen, Stämme, Fahrten. Über Jahre hin hat sich die Pfadfinderei im Leben des Albert Sonnabend<br />

immer mehr ausgedehnt. Selbst im eigenen Zimmer ist er noch auf Fahrt. Wie in einem<br />

etwas wirren Themenraum hängen darin Fotos von Lagerfeuern an der Wand, ein aus einer<br />

122


Gitarre gebasteltes Bücherregal, und auf dem Laminatboden liegt eine seiner ersten Steinmetzarbeiten<br />

wie ein großer Türstopper. »<strong>Stamm</strong> Roter Löwe« ist darin eingemeißelt. Und<br />

vier »Affen« stapeln sich im Schrank, fellüberzogene, an vielen Lagerfeuern geräucherte<br />

Rucksäcke. Mit zwei weiteren Freunden hat Sonnabend vor wenigen Monaten die Wohngemeinschaft<br />

gegründet. Ein Student ist mit eingezogen und Felix Niehoff, ein 18-jähriger<br />

Schüler, für den Pfadfinderei längst aufgehört hat, Hobby zu sein. Seine Gruppe sei vielmehr<br />

eine »Lebensgemeinschaft über den Tag hinaus«.<br />

Diese könnte allerdings früher enden als erträumt. Schon im nächsten Jahr wird Felix Jazzgitarre<br />

in Berkeley studieren. Bis dahin allerdings werden sie sich auf der Terrasse noch häufig<br />

Geschichten erzählen wie die, als sie vom letzten Geld eine Packung Tiefkühlspinat für einen<br />

verstauchten Knöchel gekauft haben. Und sollte Albert Sonnabends ehemalige Mitschülerin<br />

Daniela zu Besuch sein, wird sie wieder die Augen rollen, weil diese Geschichten »Geschlossene<br />

Gesellschaft!« heißen und den Schlüssel zur Pointe offenbar nur besitzt, wer dabei gewesen<br />

ist.<br />

Das war sie nie, weil sie Pfadfinder erst in der Oberstufe kennenlernte. Zu spät, wie sie<br />

glaubt. »Da hat man doch meist Hobbys, die man lieber alleine macht.« Nein, kauzig oder<br />

sonst besonders auffällig habe sie die mit den Halstüchern nie gefunden, sagt sie. Während<br />

Felix vermutet, dass Pfadfinder insgeheim doch Eindruck machen. Erst kürzlich habe ihn ein<br />

Mädchen angesprochen: »Bist du nicht derjenige, der am Rhein Feuer machen konnte?«<br />

Feuer, es ist immer das Feuer, das in Erinnerung bleibt. Zum Brandzeichen der Organisation<br />

ist es geworden, das je nach Perspektive für eine romantisch versponnene Weltsicht steht oder<br />

auch für einen Ort, an dem etwas Ruhe herrscht vor Noten, Marken, Privatfernsehen. Ein Ort,<br />

der in den Medien nicht stattfindet, weil ihm das Spektakuläre fehlt, und der kaum Streit- oder<br />

Skandalpotenzial besitzt.<br />

Und wie mit dem Feuer ist es mit der Pfadfinderei überhaupt. Über Pfadfinder lässt sich reden,<br />

aber nicht kontrovers diskutieren wie über die Jugendbewegungen der Moderne, die fast<br />

immer mit einer Provokation auf die öffentliche Bühne gesprungen sind. Pfadfinder nicht.<br />

Sie geben keinen Anstoß zu Debatten über Drogen wie die Love-Parade oder über Gewalt an<br />

Schulen, wie es Computerspiele getan haben. Über Pfadfinder mag man Vorurteile haben,<br />

aber selten eine Meinung - das Höchstmaß der Kritik ist, dass sie einem egal sind. Welcher<br />

Werbekunde würde sich für eine solche Gruppe interessieren? Und wer wittert ein Geschäft<br />

mit einer Szene, die in der Zeit des Leichtbauzeltes auf Konstruktionen aus Stoff und Holz<br />

vertraut, die statt Goretex lieber Schlupfjacken aus Wolltuch trägt und selber singt, statt iPod<br />

zu hören?<br />

Das Zeltlager als attraktiver Gegenentwurf zur Designwelt<br />

Die äußere Form möge über Jahrzehnte gleich geblieben sein, die Idee sei aber hochaktuell,<br />

sagt Christian Lüders vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) über Pfadfinderei. Ein Gegenentwurf<br />

zur Designwelt, »wo man sich auch mal die Hände schmutzig machen darf«. Ein hohes<br />

Maß an Autonomie biete sie, um die eigene Lebenswelt zu gestalten. Wo könnten Jugendliche<br />

das noch finden? Natürlich ließen sich Rücksichtnahme oder Verantwortung auch in anderen<br />

Vereinen lernen. Allerdings besäßen diese immer einen speziellen Zuschnitt, während Pfadfinderei<br />

alle Bereiche von musisch bis technisch abdecke, ohne rückwärtsgewandt zu sein.<br />

123


Ähnlich wie die Kirchen, sagt Lüders, stellten sich auch die Pfadfinder die Frage, wie sie sich<br />

modernisieren könnten, ohne dabei ihren Kern zu verletzen. Bislang sei das gelungen. Einen<br />

»extrem dynamischen Haufen« nennt er sie, bereit, Ideen und Techniken wie GPS oder Internet<br />

in seine Arbeit zu integrieren. »Das sind aufgeweckte Leute und nah dran am Leben.«<br />

Ein extremer Gegenpol zur Designwelt ist Exploris, das Lager des Deutschen Pfadfinderverbandes<br />

(DPV), eine Zeltstadt mit 5000 Einwohnern, ein Wald aus entasteten Stangen und<br />

Rauchsäulen, auf denen der Himmel wie ein graues Zeltdach hängt. Fahnen wehen an Masten,<br />

und über braun getretene Graswege gehen Jungen in Jeans und Kniebundhosen und Mädchen<br />

in akkurater Kluft oder in Trainingsjacken, auf denen Halstücher baumeln. Auch etwas<br />

schratige Typen sind darunter, mit gewaltigen Messern am Hosenbund wie unterwegs zur<br />

Grizzlyjagd oder mit Koppel und jenem breitkrempigen Hut aus Wollfilz, den man bis dahin<br />

nur vom Enten-Oberst aus Walt Disneys »Fähnlein Fieselschweif« kannte.<br />

Um einen großen Platz liegen imposante Jurtenkonstruktionen, mit Feuer geheizte Badetröge<br />

und einige Zeltcafés. Entfernt am Waldrand stehen Batterien von Chemieklos als Zugeständnis,<br />

dass auch der Reiz des Ursprünglichen seine Grenzen kennt, und an den Waschstellen<br />

hängen lange Listen mit einem Programm, in das in großen Wellen die Außenwelt schwappt:<br />

japanisches Schwertfechten, Schwitzhütte bauen, Besuch beim Kölner Stadt-Anzeiger, Bewerbungstraining.<br />

Etwas verunsichert betrachten Spaziergänger, was für ein seltsamer Wanderzirkus vier Tage<br />

lang auf ihren Äckern gastiert. Herr und Frau Draeger aus Schwalmtal zum Beispiel, die Pfadfinderei<br />

für eine gute Sache halten, auch wenn sie sich nicht recht einigen können, ob deren<br />

Aufgabe nun Nächstenhilfe oder Nächstenliebe sei. Aber von der Straße seien die Jugendlichen<br />

schon mal weg, sagt Herr Draeger, und schön singen könnten sie auch.<br />

Da kann er nicht alle Beiträge des Singewettstreits am Baldachin aus schwarzem Zeltstoff<br />

gehört haben. Nicht die Coverversion von Reinhard Meys Über den Wolken und auch nicht<br />

das Lied, in dem den Indianern die Jagdgründe schrumpfen. Vielleicht meint Herr Draeger die<br />

pathoslastigen deutschen Lieder, wie sie in diesem Moment Mitglieder des <strong>Stamm</strong>es Roter<br />

Löwe vortragen. Mädchen in Röcken, und Albert Sonnabend mit seinen Freunden wieder mit<br />

Barett und Lederhose, in der Hand ein Banner. Mehrstimmig singen sie und so ernsthaft, dass<br />

die Mitarbeiterin eines Radiosenders leise ihren Nachbarn fragt, ob das nicht etwas unheimlich<br />

sei.<br />

Es ist der ewige, diffuse Verdacht, der den Pfadfindern anhängt: Könnte es nicht doch eine<br />

rechtsextreme Organisation sein? Selten wird die Vermutung ausgesprochen, eher wabert sie<br />

beim Anblick junger Menschen in Kluft und Lederhosen im Kopf umher. Ein Affekt, der sich<br />

nicht aus programmatischen Inhalten ableitet, sondern aus der irgendwie verstörenden Tatsache,<br />

dass diese Jugendlichen eben diese Kluft tragen ? also eine Art von Uniform.<br />

Belege für solche Mutmaßungen finden sich allerdings weder in der Gegenwart noch in der<br />

Vergangenheit. Bereits 1933 wurden die Pfadfinderverbände in Deutschland verboten, den<br />

Nationalsozialisten missfiel vor allem die internationale Ausrichtung. Wer weiterhin eine<br />

Gruppe führte, kam ins Zuchthaus oder Konzentrationslager, das waren nicht wenige. Nur die<br />

Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) rettete zunächst ein Staatsvertrag zwischen<br />

Deutschem Reich und Vatikan, 1938 musste auch sie ihre Arbeit einstellen.<br />

Wenn rechtsextreme Gruppen heute von den Pfadfindern Elemente übernähmen, sagt Christian<br />

Lüders, könne man das nicht den Pfadfindern vorwerfen. Hemd und Halstuch seien schon<br />

124


unter Baden-Powell internationales Erkennungszeichen gewesen und sollten ursprünglich<br />

soziale Unterschiede überdecken. »Das Dilemma ist, dass weder der Name Pfadfinder noch<br />

die Symbole geschützt sind.«<br />

Viele Ortsgruppen haben einen hohen Gymnasiastenanteil<br />

Obwohl sich Pfadfindergruppen gegen Neonazis engagierten, müssten sich die Verbände noch<br />

schärfer gegen Rechtsextreme abgrenzen. Im Zweifelsfall könne der Laie schließlich nicht<br />

wissen, was Original und was Fälschung sei. Und warum, fragt Lüders, sollten sie auf die<br />

Kluft verzichten?<br />

»Wir leben doch in Wahrheit nicht in der individualisierten, sondern in der pluralisierten Gesellschaft.<br />

Jede Gruppe praktiziert ihre nach außen getragene Zugehörigkeit: Ob Grufties im<br />

Konzert oder Fußballfans. An denen stößt sich aber niemand.« Hemd und Halstuch seien das<br />

Zeichen eines Verbandes, der sich immer zu demokratischen Strukturen bekannt habe. »Hier<br />

gehöre ich dazu!«, bedeute die Kluft. »Und wo sie hingehören«, sagt Lüders, »das wissen<br />

heute leider viel zu wenige.«<br />

Ja, natürlich sei ihm bewusst, dass Nichtpfadfinder sie mitunter für Nazis hielten, sagt Steinmetzlehrling<br />

Sonnabend, auf die Gitarre gestützt wie auf einen Spaten. Deutsche Lieder, Lederhose<br />

und Barett, das sei offenbar eine Gleichung, die leicht »rechtsextrem« ergebe. So oft<br />

scheint er die Frage danach schon gehört zu haben, dass seine Antworten routiniert-rhetorisch<br />

klingen. Wieso nicht Sippen- oder <strong>Stamm</strong>esführer sagen, wenn es auch Lokführer gebe? Warum<br />

nicht Halstuch tragen, nur weil es die HJ entliehen hat?<br />

Für Sebastian »Klößchen« Ebendorff vom <strong>Stamm</strong> Vagabunden aus Westerfilde, dessen Zelte<br />

nur wenige Meter entfernt stehen, ist die Kluft weniger eine politische als eine modische Frage.<br />

»Andere tragen ihre Hosen hier«, sagt er und sackt mit den Händen auf Kniehöhe. »Da<br />

finde ich unseren Style viel besser.«<br />

Mit knapp 15 Mitgliedern sind die Vagabunden ins Exploris-Lager angereist, zu Fuß hat Sebastians<br />

Sippe rund 25 Kilometer der Strecke zurückgelegt. So zügig seien sie marschiert,<br />

erzählt er und zieht an der ewig rutschenden Jeans, dass sie viel zu früh am Lagergrund angekommen<br />

wären - da haben sie die halbe Nacht an einer Tankstelle verbracht, gemeinsam mit<br />

anderen vom Regen überraschten Pfadfindern, die dort saßen, in aufgeschnittene Müllsäcke<br />

gehüllt.<br />

Am Nachmittag haben sie dann auf einer Lichtung Sketche für den Jurtenabend geprobt, und<br />

als der Förster kam, wurde den Dortmundern plötzlich wieder klar, dass ein Wald mehr ist als<br />

eine Ansammlung von Bäumen. Sie sollten vor einer trächtigen Bache auf der Hut sein. Da<br />

sind sie schnell durchs Dickicht zurückgegangen.<br />

Das ist der Reiz an der Natur, dass nichts vorhersehbar ist und sie sich jeder Planbarkeit entzieht.<br />

Ein Vollprogramm, das keine Anfangszeiten kennt und keine Werbeblöcke zum Umschalten.<br />

Das geheimnisvoll bleibt und still und spannend, selbst wenn nichts geschieht. Wo<br />

sich mit jedem knackenden Ast und jeder auf die Zeltplane fallenden Eichel Großes anzukündigen<br />

scheint und die Luft nicht nach U-Bahn-Schacht und Videothek riecht, sondern nach<br />

Laub und Farnen. Sich in ihr zu behaupten, das heißt Natur. Selbst zurechtzukommen, egal<br />

wie es kommt. Für einen Nachmittag, einen Tag oder eine Nacht.<br />

125


Pascal Elf ist mit 18 Jahren inzwischen fast der Senior des <strong>Stamm</strong>es Vagabunden und offenbar<br />

der Einzige ohne Spitznamen, bis jemand vorübergeht und sagt: »Hallo, Schlampe!«, und<br />

Pascal ruft: »Klappe!« Schon als Wölfling - im Pfadfinderjargon die Jüngsten - war er dabei.<br />

Durchgängig bis heute, mit Ausnahme einer achtmonatigen Auszeit, verursacht durch seine<br />

Exfreundin. Das, schwört er, passiere ihm nicht wieder. »Wenn ich noch mal eine nehme,<br />

dann nur eine mit Halstuch.«<br />

Mittlerweile ist er <strong>Stamm</strong>esführer von rund 30 durchschnittlich 16,4 Jahre alten Mitgliedern,<br />

wie er kürzlich berechnet hat. Mehr als zwei Jahre bereits, weil sein Vorgänger überraschend<br />

aufhörte. Aber Führungsprobleme haben bei den Vagabunden Tradition wie bei anderen<br />

Stämmen Singerunden. Sie setzen hier immer einige Jahre früher ein als in den vielen bürgerlich<br />

geprägten Ortsgruppen mit hohem Gymnasiastenanteil, wo Pfadfinderlaufbahnen frühestens<br />

nach dem Abitur und manchmal auch erst nach dem Studium enden - aber selten im<br />

Lehrlingsalter.<br />

Ein Haufen statistischer Sonderfälle sind die Westerfilder. Hauptschüler sind darunter, Realschüler,<br />

Kinder aus Projekten wie Betreutes Wohnen. Nicht die Art von sozial privilegierten<br />

Jugendlichen, auf die der Begriff »kreative Freizeitelite« aus der Shell-Jugendstudie zutrifft -<br />

als solche würde der Jugendforscher Hurrelmann die Pfadfinder grundsätzlich bezeichnen.<br />

Knapp 15 Jahre alt war Pascal, als er das Amt des <strong>Stamm</strong>esführers übernahm. Heute, sagt er,<br />

stelle er Zuschussanträge mit links und gestalte die Homepage seiner Gruppe. Er kalkuliert<br />

vor Wochenendfahrten das Essen wie in einer Großküche und kümmert sich um Farbe und<br />

Holzplatten für die Renovierung des Heimes - drei Zimmer und ein Kabuff, wie man in Westerfilde<br />

sagt, in einem tristen Wohnblock. Wie Pascal über sich spricht, das klingt, als habe er<br />

in den vergangenen Jahren in einem Entwicklungsbeschleuniger gesteckt, der nicht schneller<br />

alt, aber früher reif macht.<br />

Zu reif allerdings auch nicht. Sonst hätte er die Ausbildung zum Informationstechniker nicht<br />

wegen zu vieler Fehlstunden abbrechen müssen: über 20 in einem Monat. War nicht sein<br />

Ding, täglich sechs Stunden lang Lehrern zuzuhören, die von Technik weniger Ahnung hatten<br />

als er und wo es statt Verantwortung Hausaufgaben gab. Etwas mehr vom Einsatz ihres Sohnes<br />

für die Pfadfinder hätten sie sich schon für die Schule gewünscht, sagen die Eltern, die ihn<br />

in seiner Freizeit unterstützen, wie es andere Eltern in Vereinen tun.<br />

Fliegt der <strong>Stamm</strong> mit einer Billig-Airline nach Italien, dann verteilt Corinna Elf an ihren<br />

Mann Dieter und ihren Sohn Pascal eine Runde Zigaretten, und in einer Wolke aus Innennebel<br />

geht es im Auto mit einem Berg von Rucksäcken zum Düsseldorfer Flughafen. Herr Elf<br />

am Steuer, Frau Elf daneben, Pascal hinten. »In der Schule«, sagt Herr Elf, während die Zigarette<br />

zwischen Schnauz und Unterlippe wippt, »konnte er natürlich nicht wie bei den Pfadfindern<br />

sagen: Komm, das mache ich morgen!« - »Aber das macht er bei den Pfadfindern ja gar<br />

nicht, seltsamerweise«, korrigiert seine Frau und schaut nach hinten zu ihrem Sohn. Und der<br />

schaut nach draußen.<br />

Umgeben von lauter Jungen, verlieren manche Mädchen an Selbstsicherheit<br />

Weil er selbst Vorsitzender im Karnevalsverein sei, erzählt Herr Elf kurz vor Gelsenkirchen,<br />

wisse er es zu schätzen, wenn sich Jugendliche engagierten. »Kaum treffen die Jungs bei uns<br />

das erste Mädchen, da hören die doch auf. Oder kommen nur noch, tanzen und gehen.« In so<br />

einem <strong>Stamm</strong> gebe es mehr Verbindlichkeit. Ob denn Pfadfinder die besseren Jugendlichen<br />

126


seien? Da lacht Frau Elf. »Das sind ganz normale Jugendliche. Selbstständiger vielleicht, aber<br />

Mist bauen die genauso viel.«<br />

Vielleicht etwas weniger Selbstständigkeit hätten sich Madlen Wiesners Eltern von ihrer<br />

Tochter gewünscht, die jetzt gerade auf einem Strohballen in einer Jurte sitzt und sich beim<br />

Sprechen einen Halm um ihren Finger wickelt wie um eine Spule. Nicht an einen einzigen<br />

Familienurlaub kann sich die 26-Jährige in ihrer Jugend erinnern - immer zog sie Fahrten mit<br />

den Pfadfindern vor. Seit 16 Jahren ist die Vorsitzende des BdP-Landesverbandes Nordrhein-<br />

Westfalen Pfadfinderin. Das erzähle sie Fremden gern und meist mit dem Zusatz: »Auch<br />

wenn man's mir nicht ansieht.«<br />

Pfadfinder, soll das heißen, können auch blonde Frauen mit Wimperntusche und Tätowierung<br />

auf dem Steißbein sein. Das scheint nicht selbstverständlich, für Außenstehende nicht und<br />

manchmal auch nicht für die Pfadfinderinnen selbst. Sonst hätten sie mit einigen Frauen im<br />

Landesverband kürzlich nicht die Frage diskutiert: »Sind wir eigentlich alle Mannweiber?«<br />

Etwa 80.000 weibliche Mitglieder zählen die Verbände in Deutschland. In den meisten ist<br />

Koedukation - gemeinsame Erziehung beider Geschlechter - seit Jahrzehnten Prinzip. Jeder<br />

soll alles machen. Holz hacken, kochen, Zelt aufbauen. Und doch ist das Pfadfinderleben offenbar<br />

männlich geprägt geblieben. Aber weshalb hätte sie in einen reinen Frauenbund gehen<br />

sollen, fragt die Vorsitzende zurück. »In der Gesellschaft sind wir doch auch alle zusammen.«<br />

Vielleicht sei der Umgang von Mädchen und Jungen in ihrem Bund so selbstverständlich geworden,<br />

dass man manchmal nicht mehr sensibel genug für die verschiedenen Bedürfnisse<br />

sei. Darüber habe sie sich früher wenig Gedanken gemacht, weil sie selbst immer durchsetzungsstark<br />

gewesen sei. Sie denke aber inzwischen, dass es nicht wenige Mädchen gebe, die,<br />

umgeben von Jungen, an Selbstsicherheit verlören. Sie findet Veranstaltungen gut, wie sie ihr<br />

Landesverband gelegentlich nur für Mädchen anbietet. Ein Kurs in Motorsägen etwa, »ohne<br />

dass gleich ein Typ danebensteht und sagt: 'Wie machst du das denn?'«<br />

Wie lange sie selbst noch Pfadfinderin bleiben wird, kann sie nicht sagen. Wenn alles klappt,<br />

arbeitet sie bald als Assistentin eines EU-Abgeordneten in Brüssel.<br />

Wann ist man eigentlich zu alt als Pfadfinder? Das kann auch Roland Baetzel nicht beantworten,<br />

der seit über 30 Jahren auf den Namen Mose« hört. Mit 40 Jahren ist er der mit Abstand<br />

jüngste Vorsitzende, den sein Bund, der BdP, je hatte. Aber aus der Sicht der Zielgruppe, sagt<br />

er, sei ein 40-Jähriger »natürlich schon ein alter Sack«. In der Mittagssonne steht Baetzel vor<br />

einem der schwarzen Zelte, das seinen Schatten schluckt.<br />

Ein schönes Gelände im nordhessischen Immenhausen ist es, auf dem sein Bund ein Wochenende<br />

lang das Jubiläum der Bewegung feiert. Viel hessischer Wald und von einem Bach<br />

durchzogene Wiesen. Auch Ehemalige sind gekommen, die an den Jurten ihrer früheren<br />

Stämme stehen bleiben wie vor einem Haus, in dem man einst gewohnt hat und nun kaum<br />

noch einen Mieter kennt. Hin und wieder unterhalten sich dann die Jungen mit den grauhaarigen<br />

Jugendarbeitsveteranen, die für sich die Frage, wann es aufhört mit der Pfadfinderei,<br />

längst mit »Nie« beantwortet haben.<br />

Der klassische Fall von Loslassensollen und Loslassenkönnen. Warum sollte man auch, wenn<br />

es den Pfadfindern an Personal mangelt wie den meisten auf Ehrenamtliche angewiesenen<br />

Organisationen? In nicht wenigen Stämmen ist der Leitsatz »Jugend für Jugend« vom hehren<br />

Prinzip zur schieren Notwendigkeit geworden.<br />

127


»Aber wir sind nun mal eine Jugendorganisation«, sagt Roland Baetzel. Die aktive Arbeit<br />

sollten Jüngere übernehmen. Wenn diese Amtszeit vorüber sei, dann sei für ihn erst einmal<br />

Schluss. Probleme, um die er sich kümmern muss, gibt es bis dahin noch genug. Und auch für<br />

seine Nachfolger werden sie noch reichen. Wie etwa, in Ostdeutschland Tritt zu fassen, wo<br />

offenbar die eigene Methode nicht greift und auch nach über 15 Jahren Learning by Doing die<br />

Idee der Pfadfinderei ein Feuer ist, das einfach nicht zünden will.<br />

Im Osten Deutschlands stehen Hemd und Halstuch für Gleichförmigkeit<br />

Offenbar reicht es nicht, pfadfinderische »Starter-Sets« zu verschicken - so hatte man es kurz<br />

nach der Wende versucht. Wie bei Ikea. Nur gab es statt Besteck und Teller für die erste<br />

Wohnung auf Anfrage eine Kote und Literatur für den ersten <strong>Stamm</strong>. Ein Pfadfinder-<br />

Bastelsatz in Lebensgröße, allerdings fehlten im Paket immer erfahrene Leiter. Von den aus<br />

Starter-Sets des BdP in Ostdeutschland entstandenen Gruppen existiert heute noch eine.<br />

Fast alle Pfadfinderverbände laborieren daran, dass ostdeutsche Jugendliche lieber zum Technischen<br />

Hilfswerk oder zur freiwilligen Feuerwehr gehen. Dazu kommen spezifische Probleme.<br />

Den katholischen Bünden fehlt zum Aufbau von Gruppen ein Netz aus Gemeinden. Und<br />

dem BdP, sagt Roland Baetzel, habe seine blaue Kluft im Osten auch nicht gerade geholfen.<br />

Wer soll auch verstehen, dass Hemd und Halstuch, die doch jahrzehntelang für Gleichförmigkeit<br />

standen, plötzlich die Kluft der Individualität sein sollen?<br />

Zumindest auf Burg Ludwigstein, unweit von Kassel inmitten von dichtem Wald und Streuobstwiesen,<br />

besitzen auch die ostdeutschen Pfadfinder nun auf ewig ihren Platz. In Schränken<br />

und hinter tresorähnlichen Schiebetüren lagert dort die Geschichte der Jugendbewegung und -<br />

zumindest eines Teils - der Pfadfinder. 26.000 Bücher, 3.500 Zeitschriften, 620 Regalmeter<br />

Akten, 160.000 Fotos. Fahnen und Wimpel werden gesammelt und Halstücher, die wie in<br />

einer Krawattenhandlung sorgsam gewickelt in Schubladen liegen.<br />

Eine kleine Ausstellung von Pfadfindern zeigt man im Turm des Hauptgebäudes: Kluft, Fahnen,<br />

Abzeichen. Etwas Museales hat die Sammlung, als wären die Pfadfinder da angekommen,<br />

wo sie ein Großteil der Gesellschaft ohnehin längst vermutet. Auf Karton kleben Bilder<br />

aus verschiedenen Jahrzehnten, irritierende Aufnahmen sind das, fixiert in einem Bad aus<br />

Zeitlosigkeit. Nie lässt sich das Datum aus Kleidung oder Frisuren, allenfalls aus Gegenständen<br />

ableiten.<br />

Auf einem Bild ist ein Mann zu sehen, eine Art Kniebundhose trägt er, hohe Socken und<br />

Hemd. Einer der kauzigen Typen, wie sie in einigen Lagern bis heute zu sehen sind. »Erstes<br />

Zeltlager der Pfadfinder auf Brownsea Island, 1907«, steht unter dem Foto, »Lord Baden-<br />

Powell«.<br />

128


Ein Waldläuferzeichen<br />

Günther Wulfes, Bergstraße 3, im Februar 1948 keilte er den Schniebel<br />

Peter Fischer, Comeniusstraße, Sippenführer und guter Gitarrenspieler, 1957 Untergang mit<br />

dem Segelschulschiff Pamir<br />

Hasko (Peter Wolf), aus Veltenhof, gehörte zum Trupp von Helmut und später zum Jungroverkreis<br />

Korea (Jürgen Droste), Helenenstraße, Sippe Berglöwe um 1949<br />

Hasso (Jochen von der Straten), Meuten- und <strong>Stamm</strong>esführer, Am Gaußberg und Volkmarode<br />

Spatz (Jürgen Sperlich) Berlin, stellvertretender <strong>Stamm</strong>esführer, Am Gaußberg, Düsseldorf,<br />

Willi Carius, langjähriger sehr erfolgreicher <strong>Stamm</strong>esführer, Rotenkamp, Friedrich-<br />

Voigtländer-Straße, Böblingen<br />

Reiner Hackelberg, <strong>Stamm</strong>esführer in Braunlage und Leiter des Jugendwaldheims in Zorge,<br />

oft war er mit dem <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> verbunden, waren wir seine Gäste<br />

Mäuschen (Gerhard Burger-Scheidlin), lernte seine Frau Petra bei den Pfadfindern kennen,<br />

Zeppelinstraße und Forststraße<br />

Heinz (Prof. Dr. Heinrich Kallenbach), <strong>Stamm</strong>esführer, Heinrichstraße, Berlin, Mitbegründer<br />

des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong><br />

Eckehard Schlums, Schuntersiedlung, HvF-Schule<br />

Horst Hodemacher, Neue Straße 2, später München, 1997 mit 60 Jahren an Leukämie,<br />

Eberhard Börker, einer der ersten von 1948 mit, Kasernenstraße,<br />

Gummi, Andreas Scholz, Casparistraße, 1986 verunglückt, ertrunken<br />

129


Vermißte<br />

In den vielen Jahrzehnten gab es Hunderte von Mitgliedern in den Sippen, Trupps und Meuten<br />

des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong>. Nur wenige sind in einer Adressdatei aufgenommen, mit einigen<br />

gibt es seit 50 Jahren einen regelmäßigen Kontakt. In den letzten Wochen wurden immer<br />

wieder Namen genannt oder angefragt, wo nur Fragmente oder Straßennamen genannt werden<br />

konnten. Kaum jemand weiß die aktuelle Adresse oder hat noch einen konkreten Bezug zu<br />

diesen Alten Säcken. Wer mehr weiß, möge sich bitte melden.<br />

Schalle, Finnlandfahrt, Rolf Schalinski,<br />

Henning Walkemeyer, Nussbergstrasse,<br />

Hajo, Museumsstraße, Hans Joachim Lätsch, Hans-Geitel-Str. 4, 38 126 Braunschweig,<br />

0531-693742<br />

Gebrüder Tam, Petritorwall 3,<br />

Mathias,<br />

Jonas,<br />

Falk Trampel,<br />

Detlef Michaelsen,<br />

Gemse,<br />

Peter Besken,<br />

Klaus Dieter Teschke,<br />

Fiedel, Bernd Vieth,<br />

Bam, Bernd Kufka, Gothastr. 3, 38 159 Vechelde, 05302-4455<br />

Ise<br />

Gemse<br />

Doris Meyer, Akela,<br />

Andreas Jansen,<br />

Pula,<br />

Achim Fritsche,<br />

Cietro, Helmut Hopert,<br />

Plumbohm,<br />

Meise, Winfried Plumbohm,<br />

Specht, Reinhold Himmelreich,<br />

Zeitung, Hans Georg Wedekind,<br />

Käse, Wolfgang Mücke,<br />

Ole, Gunter Schade,<br />

Nat Wendebourg<br />

Hans-Peter Grötzner<br />

Rovi, Wolfgang Rahn, Rüningen?<br />

Sabine und Klaus, beendeten die Pfadfinderei 1964<br />

Wolfgang Rentsch,<br />

<br />

Rovi Rahn, Wolfgang Rahn, er hat seit zwei Jahren nichts mehr gesagt, liegt im Pflegeheim in<br />

Groß Schwülper, sprach fürher oft von seinen tollen Fahrten und Erlebnissen bei den Pfadfindern<br />

– Hadda hat ihn öfters zu Fuß besucht – Ehefrau regt an, Rovi zu besuchen.<br />

Teefongespräch, am 27.8.07<br />

130


Vorschlag – Entwurf eines Zeitungsartikels zur Mobilmachung<br />

100 Jahre Pfadfinder in aller Welt. Es muß sich herumgesprochen haben. Sogar Möbelpacker<br />

haben Lunte gerochen. Die Braunschweiger <strong>Voortrekker</strong> feiern sogar ihren 60. Geburtstag.<br />

Eine große Jubiläumsfeier steht an. Alte Akten und Utensilien werden für eine Ausstellung<br />

zusammengesucht.<br />

Da passiert es. Im Kanzlerfeld wird ein Wohnhaus wird verkauft. Zwei Möbelpacker sind am<br />

Werk und räumen das Haus leer. Da entdecken sie in der hintersten Ecke des Dachbodens<br />

eine Kiste mit alten Akten und Utensilien der Pfadfinder aus Braunschweig. Schnell alarmieren<br />

sie den ehemaligen Besitzer, der sofort eine Rettungsaktion einleitet. Der Schatz wird geborgen.<br />

Junge und alte Pfadfinder sind hocherfreut, haben sie nun doch zu ihrer 60jährigen<br />

Jubiläumsfeier am 15. und 16. September gerade noch rechtzeitig für ihre Ausstellung in der<br />

Waldorfschule hoch interessantes Material dazubekommen.<br />

Die Feier findet auf dem Gelände und in der Aula der Waldorfschule in der Rudolf-Steiner-<br />

Straße in Braunschweig statt. Die heutigen Pfadfinder haben dazu auch alle Ehemaligen Pfadfinder,<br />

deren Frauen und Interessierte herzlich eingeladen. Auch die „Alten Säcke sollen ihre<br />

alten Gegenstände mitbringen. Das junge Volk kann ganz viel noch gebrauchen. Am 15.<br />

Vormittags hat der <strong>Stamm</strong> ein Zeltlager aufgebaut, Schüler und Interessierte sollen über die<br />

Pfadfinderarbeit heute informiert werden. Der offizielle Teil beginnt um 14.00 h und wird<br />

gegen Abend in die Jurte bei einem Lagerfeuer und Tschai fortgesetzt.<br />

Nähere Auskunft erteilt der <strong>Stamm</strong>esführer Philipp Rother, Goslarsche Straße 98. 38118<br />

Braunschweig, Telefon 0531, 38080987, Hnady 0163-20 911 78 oder Tom Rosenthal 0531-<br />

20942 oder 18 0176 24 33 25 13.<br />

Einladung zum Jubiläum – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />

---Ursprüngliche Nachricht---<br />

From: "Philipp Rother" <br />

To: "Udo Wallis" ,"Volkhard Beins" ,"Reinhard<br />

Bock" ,"Gandhi Peter Böcker" ,"Dirk<br />

Bode" ,"Wolfgang Bode" ,"Effi Briest"<br />

,"Helmut Burger-Scheidlin" ,"Adib<br />

Chammah" ,"Gert Dahms" ,"Knut Engeler"<br />

,"Fidschi Gert Friedrichs" ,"Dieter Fruehauf"<br />

,"Knut Gabel" ,"Burger-<br />

Scheidlin, Helmut" ,"Horst Volker Henschel" ,"Heinz<br />

Hoernig" ,"Karl<br />

Heinz Hoernig" ,"Wendy Hoernig" ,"Gerold<br />

Homberger" ,"Ingrid und Ruediger<br />

Immig" ,"Heinz Heinrich Kallenbach" ,"Burckhard<br />

Crabbe Knocke" ,"Pedder Koester" ,"Jochen<br />

Langelluedecke"<br />

,"Jochen Struppi Langeluedecke"<br />

,"Heinz-Juergen Lohmann" ,"Hape<br />

Pfadf Gringel" ,"Jochen Pfadf Sperber"<br />

131


,"Anke + Jochen Pfadf. Sperber Schröder"<br />

,"Fuad Richi" ,"Fuad Richi" ,"Hermann<br />

Rohr" ,"Lutz Schön" ,"Klaus Schumacher" ,"Manfred Steinwachs"<br />

,"Jürgen Stieghan" ,"Falk Wendebourg"<br />

,"Horst Stukenberg" ,"Tom<br />

Rosenthal" ,"Klaas Pietsch" ,"Hans-<br />

Joachim Lätsch" ,"Knut Engeler" <br />

Subject: 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />

Liebe <strong>Voortrekker</strong>, Ehemalige und Freunde dieses <strong>Stamm</strong>es.<br />

Wie Schniebel den meisten von euch sicherlich schon erzählt hat, wird unser <strong>Stamm</strong> dieses<br />

Jahr 60 Jahre alt! Anbei schicke ich euch die Einladung hierzu, möchte euch aber auch so<br />

noch ein paar Informationen mit auf den Weg geben:<br />

Als aktuellen <strong>Stamm</strong>esführer macht es mich natürlich sehr stolz, dass mein <strong>Stamm</strong> auf so eine<br />

lange Geschichte zurückblicken kann. Doch angefangen damit habt ihr! Und deshalb habt ihr<br />

auch einen mindestens genauso hohen Anteil an dieser Feier wie die heute noch aktiven Pfadfinder.<br />

Ich würde mich also sehr freuen einige von euch dort kennen zu lernen und dieses Jubiläum<br />

mit Pfadfindern aus der ganzen <strong>Stamm</strong>esgeschichte zu feiern!<br />

Da einige von euch sicher von etwas weiter her anreisen, hatten Schniebel und ich die Idee<br />

euch etwas mehr als nur das Nachmittagsprogramm anzubieten. Es wird für alle Interessierten<br />

ein gemeinsames Frühstück mit Schniebel und den anderen älteren geben und je nach<br />

Wunsch, könnt ihr auch mal beim alten Entenfang-Pfadfinderheim vorbeischauen oder Ähnliches.<br />

Wild Entschlossene unter euch könnten auch in Kohten oder Jurten übernachten. Bei<br />

großem Interesse hier ran finden wir da auch sicher eine Lösung für. Wichtig ist mir noch zu<br />

sagen, dass auch eure Familien oder sonstige Begleiter herzlich Willkommen sind! Bitte gebt<br />

das nur bei eurer Rückmeldung an uns mit an.<br />

Für die Feier am Samstag hatten wir die Idee, auch eine Art Ausstellung/Zeitreise zu machen.<br />

Wenn also jemand von euch nützliche Utensilien dafür hat, kann er sie gerne mitbringen (am<br />

besten schreibt ihr das auch gleich mit in eure Rückmeldung). Schniebel hat ja in den letzten<br />

Zwei Jahren mit einiger Hilfe von euch ein mittlerweile 100 Seiten starkes <strong>Voortrekker</strong>-Buch<br />

zusammengefasst. Dieses möchte er auf dem Jubiläum ebenfalls vorstellen und ich sollte auch<br />

gleich ausrichten, dass man es dort käuflich erwerben kann. Ich durfte schon ein paar Ausschnitte<br />

bewundern und kann nur sagen - es lohnt sich!<br />

So, das war es fürs erste von mir. Ich hoffe euch alle im September begrüßen zu dürfen.<br />

Bis dahin verbleibe ich mit einem herzlichen Gut Pfad,<br />

Euer Alberto (Philipp Rother).<br />

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