Stammeschronik - Stamm Voortrekker
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<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig<br />
1947 – 2007<br />
Der heutige <strong>Stamm</strong> fragt<br />
- Einige der alten Pfadfinder antworten -<br />
Ein Querschnitt aus dem<br />
pfadfinderischen Leben in Braunschweig<br />
Angefragt von:<br />
Alberto (Philipp Rother), Tom Rosenthal, Max Hierse<br />
<strong>Stamm</strong>esleitung <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> 2005<br />
Zusammengetragen und Hrsgb.:<br />
Schniebel (Dr. Horst Stukenberg)<br />
Braunschweig/Bündheim - Bad Harzburg, August 2007<br />
Bild und Grafik der Titelseite, Pedder (Peter Köster)<br />
Inhaltsverzeichnis muß neu eingefügt werden
Inhalt<br />
Wie kam es zum Fragen und Sammeln? ........................................................................ 5<br />
Volkhards Bemühungen .................................................................................................. 5<br />
Was es heißt, ein <strong>Voortrekker</strong> zu sein – Ein Brief zum Neuen Jahr 2006. ................. 7<br />
Dank für die Einladung zum <strong>Stamm</strong>esrat – Pfadfinderei pur im Jahr 2005 ............. 9<br />
Eine kleine Geschichte und Fragen ................................................................................ 9<br />
Anlage: Fragen der <strong>Voortrekker</strong> – Ein Brief an die alten Säcke............................... 10<br />
Hier einige Adressen der alter <strong>Voortrekker</strong> aus meiner Adressdatei ....................... 12<br />
Kwaggs - ein Reingeschmeckter oder ein "Wikinger" aus dem Süden .................... 16<br />
Vier Stämme und ein Horst – Wolfgangs Erzählungen.............................................. 16<br />
Lothars Telefongespräch ............................................................................................... 18<br />
Gesammelte Werke von Crabbe ................................................................................... 19<br />
<strong>Stamm</strong>eslied ................................................................................................................. 20<br />
Griechenland – Tagebuchauszug der Jamboreesippe unseres <strong>Stamm</strong>es ...................... 20<br />
Knut Gabel - Ein Brückenschlag zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und Pfadfindern in<br />
Paraguay ......................................................................................................................... 21<br />
Gert Dahms – Syrien - Die Fahrt der Fahrten ........................................................... 26<br />
Udo Wallis – Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder .................................................. 26<br />
Klaus Börker – Einer der ersten Stunden – Erinnerungen und Bilder .................... 28<br />
Lieber Philipp Rother, liebe Pfadfinderkameraden, .................................................. 32<br />
Pedder – Zeitungsbericht der BZ – Erinnerungen und Bilder .................................. 33<br />
Der Totempfahl in der Wölflingsmeute ....................................................................... 34<br />
Großes F und kleine Ladung – Menne Fladung - 1949 .............................................. 38<br />
Effi Briest ........................................................................................................................ 40<br />
Jochen Sperber oder der Jungroverkreis .................................................................... 42<br />
Die Jungrover ............................................................................................................... 44<br />
Jungrover: Fester Kern mit Peripherie ......................................................................... 45<br />
Ali aus der Lincolnsiedlung ........................................................................................... 46<br />
Kampf um einen Säbel ................................................................................................. 47<br />
der jungroverkreis - Ein zeitgenössisches Dokument .................................................. 48<br />
Erstes internationales Rover-Moot in Neheim-Hüsten 1961 ...................................... 49<br />
Hamburg – Ostern 1962 ............................................................................................... 50<br />
Louis, der Letzte ........................................................................................................... 52<br />
Der Roverbus ................................................................................................................ 52<br />
Der Krise das Jungroverkreises .................................................................................... 53<br />
Einladung zum Roverball ............................................................................................. 54<br />
Nachschlag oder Dateiprobleme .................................................................................. 56<br />
Klaus Schumacher – <strong>Stamm</strong>esleiter (1957 – 1960) - „<strong>Stamm</strong> der Greifen“,<br />
Wolfenbüttel – schreibt: ............................................................................................... 57<br />
Befreundete Stämme: ................................................................................................... 58<br />
Stummel – Er war der Letzte, dem ich die Pfadfinderprüfung und das Versprechen<br />
abnahm ............................................................................................................................ 59<br />
Ebbi (Eberhard Volk) – Ein Anruf ............................................................................... 62<br />
Helmut Hörnig – Ein erstes Telefongespräch nach langer Zeit ................................. 62<br />
Fidschi (Gert Friedrichs) – Immer noch im Stress - ................................................... 62<br />
Reno – Erster Kontakt wieder nach 30 Jahren ........................................................... 63<br />
Abschrift – Liebe Freunde aus der neuen Pfadfinderzeit ............................................. 63<br />
Koffer – (Dieter Frühauf) .............................................................................................. 64<br />
schrieb: ........................................................................... 65<br />
10 Jahre <strong>Voortrekker</strong> - eine Zeit, die ich nicht missen möchte! ................................ 65<br />
2
Jürgen Stieghan – Auch einer der ersten aus dem Jahr 1948 .................................... 68<br />
Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel? ...................... 69<br />
Kurzfassung der Truppgeschichte 1948 – 1950 ........................................................... 70<br />
Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im Roverkreis? Mit wem stehst Du heute<br />
noch in Verbindung? .................................................................................................... 71<br />
Von wann bis wann wart Du Pfadfinder? Was war Dir damals wichtig? .................... 71<br />
Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg?<br />
Wohin gingen die Großfahrten? Wie war das damals? ................................................ 71<br />
Was habt Ihr damals auf Sippen, und Truppabenden so gemacht? .............................. 72<br />
Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten? .......................................................... 72<br />
Pit – Peter Schaper ......................................................................................................... 73<br />
Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi .............................................................. 75<br />
Hada................................................................................................................................. 77<br />
Dr. Dieter Kiehne . Unternehmensberatung . Freiburg – genannt Diki ................... 78<br />
„Landesschrieb NIEDERSACHSEN - Frühjahr 1954“ ............................................... 79<br />
Besinnung ..................................................................................................................... 79<br />
STAMM ....................................................................................................................... 79<br />
Zwei Männer saßen in einer Bar .................................................................................. 81<br />
UTZ .............................................................................................................................. 82<br />
TRUPP ......................................................................................................................... 82<br />
GROSSTADTGRUPPE ............................................................................................... 82<br />
HAJK ............................................................................................................................ 82<br />
ZWEIMAL WINTERLAGER ..................................................................................... 82<br />
Ein fingierter Brief ....................................................................................................... 82<br />
Heinz Kallenbach – Vom ersten Schriftwechsel bis zum plötzlichen Ende .............. 82<br />
Karl Heinz aus Kanada ................................................................................................. 85<br />
Abschrift seines Briefes aus Benmiller ........................................................................ 85<br />
Retrospektiven von den großen Seen. .......................................................................... 86<br />
Ein Nachsatz sei erlaubt: ............................................................................................... 87<br />
Redaktionsschluss .......................................................................................................... 88<br />
Provence – Eine Großfahrt durch die Camarqe und Südfrankreich ........................ 90<br />
Fuad - Mitschrift eines Gesprächs vom 5. Juli 2007 – In Fuads Wohnung in<br />
Braunschweig .................................................................................................................. 91<br />
Trupp Wehrwolf – Jahresrückblick in der zukünftigen <strong>Stamm</strong>eszeitung ............... 93<br />
Klaus Ziech – Einer der eifrigsten Rover..................................................................... 95<br />
Peter Salfeld – Ein Telefongespräch ............................................................................. 96<br />
Wölfling, Pfadfinder und Rover im <strong>Stamm</strong> VOORTREKKER von 1952 bis 1966 . 97<br />
Peter Krafczyk ................................................................................................................ 98<br />
Pfadfinderheime der <strong>Voortrekker</strong> ................................................................................ 99<br />
Notiz – Pfadfinder - BdP – vom Conny ........................................................................ 99<br />
Fahrten bei den Pfadfindern: ...................................................................................... 100<br />
13.8.2007 - Achim Bernd – Ein tüchtiger Truppführer ............................................ 101<br />
„Mit uns zieht die neue Zeit...“ - Erinnerungen über die Zeit von 1984 bis<br />
1992 ................................................................................................................................ 102<br />
<strong>Stamm</strong>esführer der Neuen Zeit ................................................................................... 109<br />
Scholle vom Trupp Wehrwolf ..................................................................................... 109<br />
Pfadfindertreffen .......................................................................................................... 109<br />
Schniebels Zeitreise zu den Wurzeln seiner Pfadfinderei ........................................ 109<br />
Mai 2006 – Besuch der <strong>Stamm</strong>esleitung der <strong>Voortrekker</strong> ....................................... 111<br />
„Ein Weg zu uns“ – 16 mm Film des Roverkreises Braunschweig ......................... 111<br />
Sichtung der alten <strong>Stamm</strong>esakten .............................................................................. 112<br />
3
Grober Überblick über die hier noch lagernden <strong>Stamm</strong>esakten ............................. 113<br />
1907 Gründung der Pfadfinder – 1913 Pfadfinder in Braunschweig<br />
– Unterlagen des Stadtarchivs - .................................................................................. 115<br />
Das Archiv der Stadt Braunschweig hilft den <strong>Voortrekker</strong>n bei der Vorbereitung<br />
der Ausstellung ............................................................................................................. 116<br />
Halbzeit oder Zwischenfazit – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig ... 117<br />
Über die Pfadfinder im Jahr ihres 100 jährigen Bestehens – ein fünfseitiger Artikel<br />
in der Zeitschrift die Zeit mit Video ........................................................................... 119<br />
Fähnlein Unverzagt ...................................................................................................... 119<br />
Ein Waldläuferzeichen ................................................................................................. 129<br />
Vermißte ........................................................................................................................ 130<br />
Vorschlag – Entwurf eines Zeitungsartikels zur Mobilmachung ............................ 131<br />
Einladung zum Jubiläum – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> ...................................... 131<br />
4
Wie kam es zum Fragen und Sammeln?<br />
Nach dem die Bundesführung des Bund Deutscher Pfadfinder sich von der ursprünglichen<br />
Pfadfinderidee und -tradition trennte 1 (Jugendzentrumsbewegung, Kinderladen, Ablehnen der<br />
Kluft, der Pfadfindergesetze, des Pfadfinderversprechens etc.) und nach der Spaltung sich der<br />
Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen gründete, fanden sich irgendwann in den 80er<br />
Jahren zunächst einige alte Pfadfinder in Braunschweig zusammen, um – möglicherweise für<br />
die eigenen Kinder – wieder eine Pfadfindergruppe zu beleben, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />
Braunschweig.<br />
Einer dieser alten Pfadfinder war Volkhard Beins, der seinen Landsitz in Suderwittingen den<br />
heutigen <strong>Voortrekker</strong>n für ihre <strong>Stamm</strong>esunternehmungen zur Verfügung stellte. Volkhard<br />
wußte, daß einige der alten <strong>Stamm</strong>esunterlagen sich bei mir in Bündheim befinden. Er war es<br />
auch, der immer wieder anregte, daß die heutigen <strong>Voortrekker</strong> sich um ihre Geschichte bemühen<br />
und damit auseinandersetzen sollten.<br />
Volkhards Bemühungen<br />
Über Volkhards Bemühen luden die <strong>Voortrekker</strong> Marlis und mich zum <strong>Stamm</strong>esrat auf seinen<br />
Landsitz in Suderwittingen ein. Nachfolgend Volkhards Mail an seinen alten <strong>Stamm</strong>esfürsten<br />
Klaus Schumacher vom <strong>Stamm</strong> der Greifen Wolfenbüttel.<br />
"Volkhard Beins" schrieb:<br />
Sonnabend, 1. Oktober 2005 – Suderwittingen<br />
Lieber Klaus,<br />
du scheinst verreist zu sein, deshalb ein Zwischenbericht aus Suderwittingen. Der<br />
<strong>Stamm</strong>esrat der <strong>Voortrekker</strong> tagt hier seit gestern und wird morgen wieder abreisen.<br />
Erfreulicherweise hatten Schniebel und seine Frau Zeit, gestern am Kamin aus alten<br />
<strong>Voortrekker</strong>tagen zu berichten. Er hatte auch einige interessante Unterlagen aus<br />
dieser Zeit dabei, Die Jungs und Mädchen bekamen lange Ohren, stellten Fragen<br />
und waren sehr interessiert. Ein echtes Interesse wird aber wohl erst kommen, wenn<br />
die mal in unserem Alter sind.<br />
Ich habe den Eindruck, wir sind für sie so etwas wie Dinosaurier, und wir könnten<br />
ebenso vom 30jährigen Krieg berichten. Zumindest waren sie sehr beeindruckt und<br />
der Anfang ist gemacht. Zumindest haben sie endlich mal Schniebel kennengelernt<br />
1<br />
Vgl. beispielsweise aus der traditionellen pfadfinderischen Sicht: Reinhard Schmöckel; Strategie einer Unterwanderung<br />
– Vom Pfadfinderbund zur Revolutionären Zelle – Die Unterwanderung des Bund Deutscher Pfadfinder<br />
oder von der Gegenseite: Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda; Straßen sind wie Flüsse zu überqueren<br />
– Ein Lesebuch zur Geschichte des Bunde Deutscher Pfadfinder (BDP). Hansdieter Wittke geht in seinem<br />
Buch „Freiheit in Bindung – Der Deutsche Pfadfinderverband“ auf den Prozeß des Auseinanderstrebens in<br />
den einzelnen Bundesthings ein. In diesem Zusammenhang gibt die Magisterarbeit von Michael Schmidt aus der<br />
Sicht eines Nichtpfadfinders die Entwicklung des Bundes Deutscher Pfadfinder in Niedersachsen bis zum politischen<br />
BDP unter Moritz von Engelhardt (1966 bis 1971) einen guten Überblick. Vgl. Michael Schmidt; Jugend<br />
und Demokratie – Die Pfadfinderbewegung in Niedersachsen nach 1945.<br />
5
und werden ganz sicher Kontakt halten, um das bei ihm vorhandene Material zu<br />
sichten und zu sichern.<br />
Meine Idee ist, das Material mit dem Scanner zu computerisieren, auf CD zu brennen<br />
und ggf. die Originale ins Bundesarchiv zu geben, wo es wohl am besten aufgehoben<br />
ist.<br />
Schniebel und Marlies wollten ursprünglich über Nacht bleiben, mußten aber wieder<br />
zu einer Beerdigung zurück. Die Einschläge kommen schon sehr nah!<br />
Rühr dich mal, wenn zurück,<br />
herzliche Grüße<br />
Volkhard<br />
Lieber Volkhard, lieber Klaus,<br />
für einen kurzen Moment zu Hause, gebe ich Laut. Hab Dank für<br />
die lieben Zeilen. Für mich jedenfalls war das Zusammenkommen<br />
ein Erlebnis. Die Pfadfinder bewegten sich in Deinem Haus so<br />
unbekümmert, so wie zu Hause. Auch das ist eine Deiner großen<br />
Leistungen. Mich/uns hat das alles enorm beeindruckt (übrigens<br />
war das früher in meinem Zuhause in Braunschweig genau so).<br />
Vielleicht können wir dem <strong>Stamm</strong> helfen, z.B. bei der Suche<br />
nach einem geeigneten eigenen Heim. Geschichte ist gut, Informationen<br />
verknüpfen und wenn dann die eine oder andere Tat dazu<br />
kommt, kann Beziehung entstehen.<br />
Mit einem kurzen und schnellen Gruß<br />
Dein/Euer<br />
Schniebel<br />
6
Winterfahrt der Wölflinge vom <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> nach Stade 2006<br />
Was es heißt, ein <strong>Voortrekker</strong> zu sein – Ein Brief zum Neuen Jahr 2006.<br />
(siehe folgende Seite)<br />
7
Dank für die Einladung zum <strong>Stamm</strong>esrat – Pfadfinderei pur im Jahr 2005<br />
Horst Stukenberg (Schniebel) Bad Harzburg, den 14.2.06<br />
Ihr Lieben Drei,<br />
über Euren Brief habe ich mich natürlich sehr gefreut – das Zusammensein mit Euch beim<br />
Volkhard war auch für Marlis und mich ein Erlebnis – erlebte ich doch Pfadfinderei heimatlich<br />
pur - Euch wünsche ich nun ein fahrten- und erlebnisreiches Jahr.<br />
Vor ein paar Tagen habt Ihr mich zumindest soweit bewegt, daß ich einigen alten Pfadfinderfreunden<br />
per Mail und per Post geschrieben habe (Kopie siehe anbei). Einige Antworten habe<br />
ich schon erhalten und bekam auch Bilder zugeschickt, die ich noch gar nicht kannte. Mal<br />
sehen, was sich noch entwickelt?<br />
Im Mai habe ich noch ein wenig Luft, z. B. das Wochenende vom 19. – 21. Mai. Ihr könnt mit<br />
einer begrenzten Zahl auch bei uns im Haus in der sogenannten Jugendherberge (Matratzenlager)<br />
pennen oder im Garten eine Kothe aufschlagen. Wir könnten uns dann an einem Abend<br />
zusammensetzen und schmökern.<br />
Eben habe ich mit meinem Schwiegersohn telefoniert und mich mit ihm beraten. Jeannette,<br />
seine Frau, sie hatte einmal den <strong>Stamm</strong> der Goten in Bad Harzburg neu gegründet und war<br />
auch mit Daddy bei der Neugründung der <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig damals mit dabei.<br />
Die wohnen nun am Ende von Braulage in einem Forsthaus und haben dazugehörig auch ein<br />
Stückchen Land mit Bäumen. Auch dort könnte man eine Kothe aufbauen.<br />
Wie wäre es für Euch, wenn Ihr den Besuch bei uns mit einer kleinen Harzfahrt verbindet?<br />
Alberto, Dir wünsche ich, daß Du Dein Abi zufriedenstellend hinbaust und Dir Tom, daß Du<br />
Deine Prüfungen so absolvierst, daß Du damit zufrieden bist.<br />
Wer ist für den Bahnhof in Braunschweig die zuständige Person?<br />
Für heute verbleibe ich mit Dank, mit einem lieben Gruß und Gut Pfad<br />
Dein/Euer<br />
Eine kleine Geschichte und Fragen<br />
> ----- Original Message -----<br />
> From: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
> To: "Hamster Fichtner" ; "Dirk Bode"<br />
> ; "Wolfgang Bode" ; "Effi Briest"<br />
> ; "Adib Chammah" ; "Gert Dahms"<br />
> ; "Dieter Fruehauf" ; "Knut<br />
> Gabel" ; "Ingrid und Ruediger Immig"<br />
> ; "Pedder Koester" ;<br />
> "Heinz-Juergen Lohmann" ; "Wendy u. Karl<br />
Heinz > Mongol Hoernig" ; "Hape Pfadf Gringel" ><br />
; "Jochen Pfadf Sperber"<br />
9
Ihr lieben alten Pfadfinderfreunde,<br />
von den Braunschweiger Pfadfindern <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> - Marlis und ich wurden zu einem<br />
<strong>Stamm</strong>esrat eingeladen - anbei einige Zeilen dazu - bitte, seid so lieb und lest den Anhang und<br />
antwortet so gut es geht.<br />
Mit ganz lieben Grüßen<br />
Dein/Euer<br />
Schniebel<br />
Anlage: Fragen der <strong>Voortrekker</strong> – Ein Brief an die alten Säcke<br />
Horst Stukenberg (Schniebel) 38667 Bad Harzburg, den 9.2.06<br />
Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de Elfenweg 5 – Tel. 05322-1834<br />
Liebe Freunde aus unserer alten Pfadfinderzeit,<br />
nachfolgend soll eine kleine Geschichte erzählt und eine Bitte der jetzigen Pfadfinder vom<br />
<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig auch an Euch weitergegeben werden.<br />
Volkhard Beins (ehemaliger Pfadfinder vom <strong>Stamm</strong> der Greifen Wolfenbüttel und Neugründungsmitglied<br />
des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig) bat mich, Kontakt zu den jetzigen<br />
<strong>Voortrekker</strong>n aufzunehmen. Sie wollten etwas vom alten <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> erfahren.<br />
Vielleicht könnte ich auch alte <strong>Stamm</strong>esakten übergeben. Kurz vor seinem Tod bat mich<br />
Hasso, auch die Unterlagen, die er hatte, mit zu mir zu nehmen.<br />
Irgendwann in 2005 erreichte mich eine Einladung. Mit Marlis sollte ich am Treffen der<br />
<strong>Stamm</strong>essippe teilnehmen. Wir fuhren nach Suderwittingen (in die Heide), fanden Volkhards<br />
Bauernhof und warteten. Gegen Abend kam die <strong>Stamm</strong>essippe in Kluft, mit ordentlich gepackten<br />
Rucksäcken, Jungen und Mädel, ein oder zwei Klampfen waren dabei. Sie belegten<br />
den inzwischen aufs Modernste ausgebautem Bauernhof (die Pfadfinder sind öfters dort zu<br />
Gast und kennen sich aus), bezogen Quartier, formierten sich zum Kreis, forderten uns auf,<br />
hineinzutreten und begannen, mit einem Lied das <strong>Stamm</strong>estreffen zu eröffnen.<br />
Ich war ganz schön verblüfft. Es war in etwa wie zu unserer Zeit, und diese Jungen und Mädel<br />
boten einen prächtigen Anblick.<br />
Dann waren wir ausgespart. Sie veranstalteten ihren <strong>Stamm</strong>esrat, besprachen ihre Punkte und<br />
spätabends kamen wir alle wieder zusammen. Lichterloh brannte im Dielenbereich ein Feuer.<br />
Wir saßen im Kreis, es wurde gesungen, erzählt, von heute und früher. Fragen gingen hin und<br />
her. Der <strong>Stamm</strong> war kürzlich auch auf dem Bundeslager des BdP bei Wolfsburg, wo in über<br />
1.000 Kothen und Jurten rund 6.000 Pfadfinder und ca. 300 Pfadfinder aus 23 Nationen zusammenkamen.<br />
Ich konnte es gar nicht so recht fassen, daß der <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> nach all den Wirren<br />
und dem großen Zusammenbruch in den 70er Jahren weiterexistiert. Hadda hat mir einmal<br />
vor Jahren die Texte seines Liederbuches kopiert. So kam mir plötzlich das alte – glaube von<br />
Dieter Kiehne gedichtete - <strong>Stamm</strong>eslied in den Sinn. So gut ich es vermochte, stimmte ich den<br />
zweiten Vers an:<br />
10
<strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> werden wir genannt,<br />
fühlen den Männern aus dem Süden uns verwandt,<br />
wollen wie sie in Freiheit sein,<br />
setzen alle Kraft darein,<br />
wenn es gilt vom Haß die Menschen zu befreien.<br />
Glaubt ihr denn, daß aller Neid,<br />
Missgunst und Hartherzigkeit<br />
schwinden nur allein vom Bessersein?<br />
Nein, helfen und gut handeln ist die Pflicht,<br />
nur der Hilfreiche harte Herzen bricht,<br />
wir wollen durch die gute Tat, säen eine gute Saat,<br />
diesen Weg zu weisen wollen wir erste sein....<br />
Hier nun einige der Fragen der Jungen und Mädel, die heute ein Stück unserer Pfadfindergeschichte<br />
weiterführen. Vielleicht kann sich der eine oder andere „alte Sack“ erinnern und bequemen,<br />
was so einfällt, einfach in ein paar Stichworten aufzuschreiben. Schickt es einfach an<br />
mich – möglichst bald. Ich leite dann weiter.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Was habt Ihr denn damals auf den Sippen- und Truppabenden (heute Gilde) so gemacht?<br />
Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg? Wohin<br />
gingen die Großfahrten? Wie war das damals?<br />
Wo fanden die Heimabende statt, wie bist Du zu den Pfadfindern gekommen (von<br />
wem möglicherweise gekeilt)?<br />
Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig und Umgebung? Können wir<br />
die einmal kennenlernen?<br />
Von wann bis wann warst Du Pfadfinder? Was war für Dich damals wichtig?<br />
Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im <strong>Stamm</strong>, im Roverkreis? Mit wem stehst<br />
Du heute möglicherweise noch in Verbindung?<br />
Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein, zwei Titel?<br />
Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten?<br />
Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Pläne, Zelte, Kothen usw.?<br />
Ihr Lieben, viele Fragen. Vielleicht wird es möglich, sich zu erinnern und die eine oder andere<br />
Frage zu beantworten. Ich glaube, die Jungen und Mädel würden sich sehr freuen, etwas von<br />
ihren Wurzeln zu erfahren.<br />
Mit einem ganz lieben Gruß<br />
Dein/Euer<br />
PS: Hast Du eine e-mail Adresse? –<br />
mir fehlen Adressen von Pula, Achim Fritsche, Stephan Berking, von Morchen, und, stehst<br />
Du noch mit jemandem in Verbindung?<br />
11
Appel<br />
Hier einige Adressen der alter <strong>Voortrekker</strong> aus meiner Adressdatei<br />
Nicht alle Adressen sind vollständig oder auf dem aktuellem Stand<br />
Marlies und Hans<br />
Dieter<br />
von-Are-Straße 17 53489 Sinzig/Rhein 02642-42843<br />
Beese Hermann (Menne)<br />
Fallersleber Str. 20 38 100 Braunschweig 0531-860086/87<br />
Beins Eva und Volkhard Am Windmühlenberg 6 38 100 Braunschweig 0531-1 47 66<br />
Suderwittingen<br />
05831-99 33 85<br />
-<br />
Berking Stephan Prof.<br />
Dr.<br />
In der Unteren Rombach 69118 Heidelberg 06221-<br />
803130/Uni<br />
562697<br />
Bode Irene und Lothar Am Spitzen Hey 28 38 126 Braunschweig-<br />
Mascherode<br />
0531-6 33 83<br />
Bode Waltraud und<br />
Wolfgang<br />
Rosenkamp 18<br />
38 110 Braunschweig-<br />
Wenden<br />
05307-2821<br />
Handy 0173<br />
8066 348<br />
Schwiegereltern<br />
3260<br />
Breuer Sabine und Peter Goethestraße 37 38122 Braunschweig-<br />
Rüningen<br />
0531-87 39 30/<br />
873926<br />
Sabine Schule<br />
89 23 92<br />
Briest Effi/Jochen und<br />
Bommel<br />
An der Kapelle 2 38527 Abbesbüttel-<br />
Meine<br />
05304-33 92<br />
Burger-<br />
Scheidlin<br />
Lotte und Helmut Groß Sachsener Str. 16<br />
helmut@burgerscheidlin.com<br />
www.burgerscheidlin.com<br />
68 642 Heddesheim 06203-40 62 90<br />
Fax 06227-73<br />
199 1931 Handy<br />
0171 30 80<br />
783 e-<br />
Chammah Adib Hermann-Rautmann-Straße<br />
15<br />
38 116 Braunschweig 0531-512879<br />
0175 96 7575 6<br />
Cornell Raimund Am Heckenkamp 24 38 302 Wolfenbüttel<br />
Dahms Gert Am Osterfeld 9 21714 Hammah 04144-1230<br />
Fladung Manfred Springkamp 3 38 104 Braunschweig 0531-37 3330<br />
Friederichs Gerd Fidschi Bundesalllee 100 38 116 Braunschweig 0531-592-(0)<br />
9213 privat 49<br />
90 0531-/ 8009 /<br />
8003<br />
Fritsche Achim Folwiese 67 51069 Köln 0221-683905<br />
Frühauf Dieter Lupinenweg 7 38 110 Braunschweig 05307-40 21<br />
Gabel Knut Hotel Paramanta Paramanta@paraguay-Hotel.de<br />
Paraguay-<br />
Hotel.de/(cont.htmz<br />
Paraguay<br />
Asuncion 0059521-6070<br />
53/4//Fax - 607<br />
052<br />
Gringel<br />
Anke und Hans<br />
Peter HaPe<br />
Schubertstraße 25 A 28209 Bremen 0421-34 59 40<br />
12
Haubold Hans - Pula 38 ?? Braunschweig<br />
Hille Inge und Arno An der Laute 56 38685 Langelsheim-<br />
Lautenthal<br />
Immig<br />
Ingrid und Rüdiger<br />
05325-46 51<br />
Händelweg 3 74 357 Bönnigheim 07143-40 76 86<br />
Fax 40 37 70<br />
Jahn Helga und Hans Kasernenstraße 37 38102 Braunschweig 0531-33 34 06<br />
Kiehne Dieter und Ursula Dr Kappelnweg 24 79100 Freiburg/Brsg. 0761-402661<br />
Kleffel Peter Ali Lüneburger Str. 410 10 557 Berlin 030-39 32 345<br />
/?? 8228361<br />
Knocke Jutta, Burkhard –<br />
Crabbe und Riko<br />
05302-36 41<br />
0531-74293 /<br />
0531-340 592<br />
Köster Peter und Wisje Borsigstraße 6 53840 Troisdorf 02241-8 13 38<br />
Kufka Bernd Bam Gothastr. 3 38159 Vechelde 05302-4455<br />
Kuthada Wassek Feigentalweg 4 88662 Überlingen 07561-62238<br />
Buschklapp 2 38 159 Vechelde- Köchingen<br />
Langelüdecke<br />
Leyendecker<br />
Lohmann<br />
Jochen und Renate<br />
Struppi<br />
Jagsstr. 3 38 122 Braunschweig 0531-84 50 24<br />
Büro 84 50 23<br />
Volker Leye Leipziger Straße 42 38124 Braunschweig-<br />
Melverode<br />
Heinz-Jürgen und<br />
Ina<br />
0531-60 24 77<br />
Dr. Erftstraße 10 38 120 Braunscheig 0531-84 20 10<br />
Bodo Kuckelter Weg 48 40 885 Ratingen 02102-7038 83<br />
Rahn Wolfgang Neue Schulstr. 41 38 528 Adenbüttel 05304-3095<br />
Richi Fuad und Renate Dr. Leipziger Str. 228<br />
Calmi De Illja Dragonera<br />
14<br />
38108<br />
Papendorf -<br />
Baumgarten<br />
Spanien<br />
Mallorca<br />
07184<br />
Braunschweig<br />
Calvia – Son-<br />
Font<br />
Rohr Hermann Im Winkel 6 38 110 Brausnchweig-<br />
Wenden<br />
0034-97 11 380<br />
38 Büro 0531-<br />
590 09 0 privat<br />
60 080 /350077<br />
Büro 0034-971-<br />
13 80 38 / Fax<br />
39<br />
05307-25 72<br />
HuG.Rohr@tonline.de<br />
Salfeld Christel und Peter Hannerhof 26 67 308 Albesheim 06355-22 18<br />
Fax 965582<br />
Schneider Fritz und Ursula Dr. Wedelstr. 25 47 807 Krefeld 02151-300 278<br />
Schön Hans-Martin Nani Pfingstweg 17 34 ?? Kassel 0561—81 73 70<br />
Schön Lutze und Eddi Prof.<br />
Dr.<br />
Knesebeckstr. 71<br />
10 623 Berlin-<br />
Charlottenburg<br />
030-88 60050<br />
Handy 0171<br />
1960 841<br />
Sperber Jochen Dr. Rabenberg 8 30 900 Wedemark 05130-7121<br />
Steinwachs Barbara<br />
Manfred<br />
und<br />
Boothstr. 12 A 12 207 Berlin 030-77 12 892<br />
Stieghan Jürgen Am Tafelacker 7 38 104 Braunschweig 0531-37 35 02<br />
13
Marlis und Horst Elfenweg 5 38 667 Bad Harzburg 05322-1834 Fax<br />
780788 geheim<br />
780740 Wille<br />
3189<br />
Volk Bente und Ebbi Hasenwinkel 1 38 114 Braunschweig 0531-33 20 94/<br />
0172-541 43 84<br />
Vos Henk Rua Marschal Deodoro<br />
Benficia 370<br />
Stukenberg<br />
BRA-<br />
SI-<br />
LIEN –<br />
60<br />
020-<br />
060<br />
Wallis Brigitte und Udo Alte Str. 15 38 229 Salzgitter-<br />
Salder<br />
Wendebourg<br />
Falke + Marie-<br />
Luise<br />
Wöhlbier Helmuth Prof.<br />
Dr.<br />
Am Birkenbusch 26<br />
Fortaleza/CE 0055-85-323 10<br />
517<br />
51 469 Bergisch-<br />
Gladbach 2<br />
05341-16 390<br />
02202-51 469<br />
Am Weinberg 23 38 118 Braunschweig 0531-762 50<br />
Ziech Bärbel und Klaus OT. Groß Ellenberg 6 29562 Suhlendorf 05820-666<br />
Pfadfinder<br />
Archiv<br />
Burg Ludwigsstein<br />
Lt. Rappe Weber<br />
Arciv Frau Herberger<br />
Dr. Burg Ludwigsstein Bad Soden-<br />
Allendorf<br />
Archiv 05542-<br />
50 17 20, Lt. 50<br />
17 21.<br />
Unser BDP war ein reiner Jungenbund, trotzdem luchsten wir hin und wieder zum Weiblichen<br />
und haben uns auch stürmisch drängend angenähert. So kam es zum Anbändeln und zur Verbindung.<br />
Die holden Damen gehörten dann einfach dazu.<br />
,<br />
14
Pula (Hans Haubold) arbeitete jahrelang beim Arbeitsamt in BS, Nani (Hans Martin Schön<br />
zog es nach Kassel, dort ist er irgendwo Schulleiter geworden. Menne, die Hauptfigur in dem<br />
von den Rovern damals gedrehten <strong>Stamm</strong>esfilm „Ein Weg zu uns“, hat diesen Film auf eine<br />
Videokassette gebracht, Stefan Berking wurde Prof. für Zoologie in Heidelberg und ist wie<br />
Achim Fritsche und Pit (Peter Schaper) verschollen (bei Pit läuft zur Zeit eine Suchanfrage). 2<br />
Alis Adresse will Jochen Sperber herauskramen. Heinz Kallenbach war einstmals Horstführer.<br />
Er soll als Prof. an einer Uni in Berlin gesichtet worden sein. Hans Peter Grötzner wäre<br />
zuletzt Prof. für Geologie an der Uni Hannover gewesen und sei vermutlich verstorben.<br />
Es war damals üblich, wenn ein Pfadfinder in eine andere Stadt zog, sich beim <strong>Stamm</strong>esführer<br />
zu melden und je nach Interesse und Eignung im jeweiligen <strong>Stamm</strong> mitzuwirken.<br />
So kam Ikki aus Seigen zu uns. Er wohnte in der Rankestraße und machte sein Praktikum bei<br />
Schimmel-Piano (Ikki ist heute immer noch aktiv in Siegen).<br />
Fuad kam aus Aleppo, studierte Maschinenbau und Architektur und war wie Adib Shamar<br />
jahrlang im Roverkreis dabei (er wie Adib nahmen an der „Unternehmung Heideröslein“, am<br />
Bundesroverlager in Nehein Hüsten, an einer Schwedenfahrt und ganz vielen Roverunternehmen<br />
teil. 1966 plante er ein erstes Haus vom Schniebel in Bad Harzburg, jetzt baut er gerade<br />
das Schloß in Braunschweig.<br />
Kwags kam zur Bernward-Buchhandlung in BS, nahm am <strong>Stamm</strong>esleben teil, war 1967 mit<br />
auf der zweiten großen Polenfahrt mit dabei, wurde sogar Gaufeldmeister des Gaues Braunschweig.<br />
Fiddi kam aus Walsrode, studierte in BS, wurde von hier aus Landesbeauftragter für die Roverstufe<br />
und hatte zu einigen Führern des <strong>Stamm</strong>es engen Kontakt. Er zog später nach Erlangen,<br />
in das Gartenhaus vom Diki (Dieter Kiehne), der dort auch studierte.<br />
Spatz (Jürgen Sperlich) hatte einen <strong>Stamm</strong> in Berlin geführt, kam zum Studium nach Braunschweig<br />
und war besonders als Klampfenspieler eine eigene Größe. Spatz starb im selben Jahr<br />
wie Hasso (Jochen von der Straten). Sie alle haben je unterschiedlich unseren <strong>Stamm</strong> mit ihren<br />
Erfahrungen aus den anderen Stämmen befruchtet, haben aber auch das Gedankengut der<br />
<strong>Voortrekker</strong> aufnehmen und weitergeben können.<br />
2<br />
Dieter Kiehne berichtete, daß er einen Peter Schaper, Verlagsdirektor eines großen Verlages einmal in München<br />
kennengelernt, ihn aber nicht nach einer möglichen pfadfinderischen Vergangenheit befragt hätte. Der<br />
Verlagsdirektor Peter Schaper wurde in den Vereinigten Staaten ermittelt, und er schrieb lieb zurück, er sei leider<br />
nicht Pfadfinder gewesen. Eine Bekannte von uns wohnt in der Rosenstr., sie erkundigte sich bei den heutigen<br />
Hausbewohnern in der Husarenstr. und gab an, die Familie sei 1958 nach Frankfurt/M. verzogen. In Frankfurt/M<br />
war kein Peter Schaper bekannt. Das Meldeamt der Stadt Braunschweig wird befragt und teilt mit: Familie<br />
Schaper ist von BS nach München in die Ungerer Str. 70 verzogen – Die jetzigen Hausbewohner der Ungerer<br />
Str. sagen, seit 1980 sei keine Familie Schaper dort bekannt – Das Einwohnermeldeamt schreibt am 13.3.2006,<br />
eine Familie Schaper ist im Melderegister nicht zu ermitteln – erneute Anfrage und die erweiterte Meldeauskunft<br />
(Mikrofilm) ergibt, SCHAPER, Peter Paul Karl Wilhelm, ist nach 86 163 Augsburg, Nesselwangstr. 5 verzogen.<br />
Auch dort wissen die Hausbewohner nichts von einen Herrn Schaper. Die erweiterte Meldeauskunft in Augsburg<br />
findet heraus, Herr Schaper ist 1972 von Augsburg nach 83 064 Raubling/OT Frauendorf, Moosbachweg 1 verzogen.<br />
Das Meldeamt Pfrauendorf bestätigt schließlich: Ja, ein Herr Schaper wohnt noch in Raubling und hat die<br />
Telefonnummer 08035 2292. Jetzt kann endlich dem Pit mitgeteilt werden, daß unser alter <strong>Stamm</strong>esführer Willi<br />
Carius Stunden vor seinem Tod den Schniebel bat, Pit noch einmal lieb zu grüßen.<br />
15
Kwaggs - ein Reingeschmeckter oder ein "Wikinger" aus dem Süden<br />
Absender: "Rüdiger Immig" <br />
Empfänger: "Dr. Stukenberg" <br />
Datum: 07. Jan 2007 11:10<br />
Betreff: Vortrekker<br />
Zur <strong>Stamm</strong>esarbeit kann ich nicht viel beitragen. Ich kam im Sommer 1965 als Fremdling aus<br />
dem Süden, arbeitete in der ehemaligen Herderschen Buchhandlung in der Stobenstr. und<br />
hatte dort auch ein bescheidenes Zimmer. Zuhause war ich seit einigen Jahren schon in der<br />
Wölflingsarbeit tätig, zuletzt als Landesmarkbeauftragter für Wölflinge. In dieser Funktion<br />
lernte ich auf den Führungstreffen des Bundes die Wölflingsnordlichter um Moritz herum<br />
kennen, so auch Arnchen. Zu ihm nahm ich Kontakt auf, und er brachte mich umgehend zum<br />
Kreis um Schniebel herum, den Rovern, so fühlte ich mich in der Fremde sogleich gut aufgehoben,<br />
beteiligte mich an der Wölflingsarbeit bei Lehrgängen und Lagern im Harz, in Hannover<br />
und der Lüneburger Heide. Lernte die Gau-Hütte in Clausthal-Zellerfeld, das Heim in<br />
Hannover und das Haus in Fallingbostel kennen.<br />
Da unser lieber Schniebel ja nie lange zuschauen kann, wenn einer keine konkrete Aufgabe<br />
hat, sah ich mich im Jahr 1967 plötzlich vor der Aufgabe, das Amt des Gaufeldmeisters im<br />
Gau Braunschweig zu übernehmen. Es war die Zeit des beginnenden Umbruchs, in der Wölflingsarbeit<br />
begann es mit der Aufarbeitung und Umsetzung der Summerhill-<br />
Erziehungsleitlinien, der gemischten Wölflingsgruppen und die Umsetzung von Spielideen<br />
wie den "Hobbits" von Tolkien, wie sie bei den Göttingern entwickelt wurden. Setzte sich<br />
dann in der übrigen Pfadfinderarbeit fort. Aus beruflichen Gründen zog es mich im Herbst<br />
1968 wieder in den Süden nach Stuttgart, wo ich bis 1973/74 noch in der Landesmarkarbeit<br />
tätig war, ehe ich dann aus Zeitmangel und der Überzeugung, über 30 sollte man aktiv aufhören,<br />
aus der aktiven Pfadfinderei ausschied. Außerdem fühlte ich mich weder dem konservativem<br />
Lager noch dem ganz linken Lager zugehörig. Die schönsten Erlebnisse waren Wölflingstaufe<br />
an Silvester im hochverschneiten Schwarzwald, Bundeslager, große Wölflingslager<br />
Hobitt, das große Bundestreffen in Berlin und die Ausbildungslehrgänge zum "Wolfsmeister"<br />
Bis mich Schniebel in den 80-er Jahren ausgegraben und aktiviert hat, ein wahrer Könner seines<br />
Faches und wenn man mich nach Vorbildern fragen würde, für mich zweifelsohne ein real<br />
existierendes Vorbild,<br />
Danke.<br />
Rüdiger Immig (Kwaggs)<br />
Händelweg 3<br />
74357 Bönnigheim<br />
irimmig@t-online.de<br />
Vier Stämme und ein Horst – Wolfgangs Erzählungen<br />
(18. Mai 2006) Vor einer Stunde rief Wolfgang Bode an und erzählt: Damals gab es vier aktive<br />
Stämme in Braunschweig und eben einen Horst.<br />
1. Die <strong>Voortrekker</strong> – gegründet von Bodo Papendorf und Dieter Kiehne<br />
2. Die Schwertbrüder – gegründet von einem Werner Meyer, Vertreter für Feuerlöscher<br />
3. <strong>Stamm</strong> Graf Folke Bernadotte – gegründet von Jochen Burckhardt und Jürgen Koch<br />
4. Ein <strong>Stamm</strong> Wölfe in Lehndorf unter Jürgen Lieseberg<br />
16
Alle zusammen bildeten den Horst Braunschweig, wo zeitweise Heinz Kallenbach und später<br />
Werner Meyer Horstführer waren. Willi Carius sollte aus Rotenkamp kommend Horstführer<br />
werden, er entschied sich jedoch, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> zu leiten. Willi war dann bis in die<br />
Anfang der 60er Jahre einer der erfolgreichsten und prägendsten <strong>Stamm</strong>esführer der<br />
<strong>Voortrekker</strong>.<br />
Wolfgang kam in den Anfang der 50eer Jahre zu den Pfadfindern, war dann im <strong>Stamm</strong> Graf-<br />
Folke-Bernadotte, später der letzte Schatzmeister bei den <strong>Voortrekker</strong>n und viele Jahre im<br />
Roverkreis aktiv. Er baute den Roverbus mit zusammen, drehte den Film über die Braunschweiger<br />
mit, bahnte vor allem die Kontakte zum Henk Vos, dem holländischen Pfadfinderführer<br />
an. So wurde es über Wolfgang und Henk möglich, daß die Braunschweiger über 11<br />
Jahre am holländischen Pfadfinderführertreffen, dem Kompulan in Ommen, teilnehmen konnten.<br />
Pedder (Peter Köster) hat von dort übrigens seine Wiesje mitgenommen, aber auch andere<br />
haben ernsthafte Begegnungen mit dem weiblichen Geschlecht gewagt.<br />
unterwegs mit dem selbstgebauten Roverbus<br />
Wolfgang sagte, ach Schniebel, was wir gemacht haben, das weißt du ja selbst. Lager und<br />
Fahrten nach und in Stüde, an die Aller, Pawelsches Holz, Buchhorst, die Rovertour mit Henk<br />
und Gerold Homberger zu Fuß über Abbenrode und nach Neudorf Platendorf, immer wieder<br />
im Harz, das <strong>Stamm</strong>eslager in der Jugendherberge, wo wir nachts die SOS Morsezeichen einer<br />
Taschenlampe gesehen haben, alle aufbrachen und einen Verletzten am Rammelsberg<br />
fanden, das Bein schienten, ihn abtransportieren und er dann vor der Jugendherberge von der<br />
Trage aufstand, sich bedankte und entfernte. Dies war eine mit Pfadfindern von der CP abgekartete<br />
Sache. Die Schwedenfahrt mit Fuad und die vielen Unternehmungen wie Sonntagsmorgens<br />
das Singen in den Altenheimen usw..<br />
Als Karl Heinz damals aus Kanada auf Besuch kam, er den alten Lagerplatz in Stüde noch<br />
mal sehen wollte, da zogen wir doch mit Hasso in den Harz, ließen uns von unseren Frauen<br />
bis zum Torfhaus bringen – am Rehberger Graben vorbei bis zum Forstamt Braunlage. Als<br />
17
der Förster Reiner Hackelberg nach 30 Jahren die Haustür aufmachte und den Karl Heinz sah,<br />
lachte er und sagte, du bist doch der, der damals im Winterlager in der Köthe am Rehberger<br />
Graben Salz anstatt Zucker in den Tschai geschüttet hat. Er stellte uns seine Jagdhütte zur<br />
Verfügung, und wir hatten ein tolles Wochenende.<br />
Wolfgangs Sohn Dirk gehörte mit zu den ersten Pfadfindern, die in den 80er Jahren wieder in<br />
BS angefangen hatten. Wir haben uns unsere Freundschaft bis auf den heutigen Tag bewahrt,<br />
sehen uns regelmäßig und waren so gesehen 2000 und 2005 auch mit unseren Damen auf<br />
Großfahrt in Brasilien. Da haben wir unseren alten Pfadfinderfreund Henk Vos anläßlich seiner<br />
Geburtstages besucht. Du setzt die Pfadfinderei im Campingwesen fort, wir zockeln von<br />
Zeit zu Zeit in den Jugendherbergen herum.<br />
Waltraud, die Ehefrau vom Wolfgang sagte nach dem Telefongespräch, Wolfgangs Leben ist<br />
entscheidend durch die Pfadfinderei geprägt.<br />
Lothars Telefongespräch<br />
Ich wohnte mit meiner Familie damals am Hopfengarten – gespielt haben wir immer am Leonhardtsplatz,<br />
da wo in der alten Holzbaracke vom Jugendamt die Jugendgruppen ihre Heimabende<br />
hatten - heute steht da die Stadthalle – abends saßen die Pfadfinder draußen und haben<br />
gesungen – da wollte ich mitmachen und bin so zu den Pfadfindern gekommen – ich bekam<br />
mein Halstuch, das habe ich heute noch und auch einige Logbücher – Bodo Papendorf<br />
führte den einen Trupp, Diki (Dieter Kiehne) den anderen – Hajo Loos war auch dabei, den<br />
habe ich kürzlich angesprochen, er wollte sich bei Dir melden – wir waren die Sippe Berglöwen,<br />
du warst doch auch dabei – ich wurde dann Sippenführer der Biber und habe dann einen<br />
eigenen Trupp gehabt – Peter Fischer von der Comeniusstraße war auch dabei, er war der gute<br />
Klampfenspieler und ist dann zur Marine gegangen und mit der Pamir untergegangen – die<br />
Pfadfinder waren meine zweite Heimat, sie gaben mit Halt – mit Karl Heinz wollte ich nach<br />
Kanada auswandern – da gab es aus der Südstadt noch den Falke Wendebourg, ein feiner<br />
Charakter, bloß immer etwas schusselig – sein Bruder Nat war auch dabei – die Eltern haben<br />
18
uns sehr unterstützt – auch Hasso war ein wenig unbeholfen, wenn er einen Stein in die Hand<br />
nahm, war gleich eine Fensterscheibe kaputt – die Schwedenfahrt 1952 und die Jugoslawienfahrt<br />
1955 3 waren für mich von großer Bedeutung, vor zwei Jahren bin ich mit meiner Frau<br />
fast die ganze Fahrt von 1952 noch einmal abgefahren, damals waren wir an den Plitwischer<br />
Seen alleine, heute ist da ein Touristenrummel – ich werde mich hinsetzen, in den Logbüchern<br />
nachschauen und noch einmal ein paar Stichworte aufschreiben - .....<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
Gesammelte Werke von Crabbe<br />
Absender: "Erben Ass" <br />
Empfänger: "Schniebel" <br />
Betreff: Aus der Schatztruhe eines Oldie-Pfadfinders ausgekramt.<br />
Hallo Schniebel,<br />
wie versprochen sende ich dir einige Unterlagen, die vielleicht für andere interessant sein könnten.<br />
Auszüge aus dem Tagebuch meiner 14 monatigen Südamerikareise würden allerdings die E-mail<br />
Seite sprengen. So etwas kann man nur mündlich weitergeben. Ich hätte zwar auch noch Liedertexte,<br />
aber auch diese wurden wie so oft, mündlich - ohne Noten-überliefert.<br />
Ich hoffe die Datenübertragung klappt.<br />
Herzliche Grüße auch an Marlies<br />
bleibt gesund und bis bald<br />
Crabbe<br />
Betreff: Übertragungsdaten<br />
Absender: "Erben Ass" <br />
Empfänger: "Schniebel" <br />
Datum: 06. Mar 2006 11:14<br />
Hallo Schniebel,<br />
ich bin es schon wieder. Bei der Kontrolle meiner Sendung musste ich feststellen, dass einige Seiten<br />
nur teilweise übertragen wurden. Die Schrift ist wesentlich größer als das<br />
Original. Warum kann ich auch nicht sagen.<br />
Ich werde dir deshalb die Faxoriginale per Post zusenden.<br />
Tschüß<br />
Crabbe<br />
3<br />
Knut Bode; Unsere Großfahrt durch Jugoslawien im Sommer 1955; Eigendruck, 7 Seiten anläßlich des 70.<br />
Geburtstages vom Vater Lothar. Fünf Jungen, fünf Wochen zu Fuß mit Kothe, Affen und Hordenpott quer durch<br />
das Land, zu Gast bei deutschen Kriegsgefangenen in Sarajewo usw.<br />
19
Die Unterlagen vom Crabbe: Insgesamt 18 Seiten – <strong>Voortrekker</strong>symbol - auf der ersten Seite<br />
Wagenrad mit Tierkopf, Verfasser vom Bild und Grafik Pedder (Peter Köster)<br />
<strong>Stamm</strong>eslied<br />
Kommt alle herbei und hört das Lied,<br />
das uns weit in die Ferne zieht,<br />
frei im hellen Sonnenschein,<br />
ziehen wir in das Land,<br />
ziehn wir in die wunderschöne Welt hinein.<br />
Warum treibt es uns hinaus?<br />
Warum sind wir nie zu Haus?<br />
Selbst wenn der Nordwind geht,<br />
wenn Nebel gehen;<br />
weil wir deutsche Pfadfinder sind,<br />
die vor Regen sich nicht fürchten<br />
und vor Wind,<br />
die zu jeder Jahreszeit<br />
sind mit Freud allzeit bereit<br />
für das Gute einzutreten<br />
auf der Welt.<br />
<strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> werden wir genannt ...<br />
(Erste Strophe siehe weiter vorn)<br />
Ein Schild mit Speersymbol kennzeichnet die 2. Seite seines Briefes.<br />
Griechenland – Tagebuchauszug der Jamboreesippe unseres <strong>Stamm</strong>es<br />
„Am 23.7.63 treffen sich Scholle, Meise, Zeitung, Ludi und Crabbe in Braunschweig<br />
vor dem Hauptbahnhof. ..... 24.7. Um 6.00 h werden wir geweckt. Schnell<br />
wird das Gepäck zusammengepackt, und ab geht es zum Hauptbahnhof. Dort sind<br />
auch schon viele DPSG und CP Pfadfinder versammelt .... 25.7. Der langersehnte<br />
Morgen ist da ....usw. bis 3.8. Heute ist Sonntag ....“<br />
Tehe Boy Scouts of Germany will be glad to see You at their NATIONAL<br />
DSPLAY The Valley of the Demons ….<br />
“Sie tragen Eulen nach Athen“ Zeitungsartikel der BZ ....<br />
20
Auszug aus „Kornett“ – Sippenprogramme – Die Pfadfinderei ist, wie wir ja wissen,<br />
ein großes Spiel. ... Seite 25 – 31, Seite 5657 Knotentechniken ... Seite 56 –<br />
57 anderer Jahrgang Tischgebete und Tischsprüche<br />
Jungenleben, 12. Jahrgang April 1961, Briefe an die Jungenschaft im Bund Deutscher<br />
Pfadfinder mit dem Artikel „Werde nie ein Spießer!“<br />
Diese Unterlagen sind an die jungen Pfadfinder des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> direkt übersandt<br />
worden, eine Kopie kann bei Schniebel eingesehen werden.<br />
Knut Gabel - Ein Brückenschlag zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und Pfadfindern<br />
in Paraguay<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
From: Dr. Horst F. W. Stukenberg<br />
To: Paramanta Hotel Asunción<br />
Sent: Saturday, April 29, 2006 5:21 AM Subject: Re: Wetten, dass...?<br />
Lieber Knut,<br />
meine Post häuft sich - gerade habe ich eine Woche lang ein Seminar in Tossens an der Nordseeküste<br />
gehabt und davor war ich zwei Wochen in Israel und es geht lustig so weiter.<br />
Zunächst habe Dank für Deine Zeilen - sobald ich mehr Luft habe, werde ich mich blicken<br />
lassen und unbesehen davon bietet sich Dir Bad Harzburg jederzeit an - der Schlüssel zum<br />
Haus liegt im runden Fenster auf der Terrasse (viele der alten Freunde wissen um den Zugang).<br />
Danke auch für den konkreten Hinweis, wie man etwas günstiger zu Euch kommen<br />
kann.<br />
Zwei Menschen vom letzten Seminar interessieren sich für Paraguay und Südamerika. Hans<br />
war Seemann und treibt sich oft in Südamerika herum, Frau Wedelstaedt hat ein Hotel gleich<br />
hinter dem Deich in Tossens. Ihr hat man einmal in Brasilien das Messer an den Hals gesetzt,<br />
man wollte ihr Bestes. Hier handelt es sich um zahlende Gäste, Deine Adresse mail ich ihnen<br />
anschließend zu.<br />
Sag an, Du alter Fuchs. Du warst doch einmal Pfadfinder, zudem noch Rover. Wer hat Dich<br />
gekeilt, was habt Ihr so getrieben. Das wollen die Pfadfinder vom heutigen <strong>Stamm</strong> der<br />
<strong>Voortrekker</strong> wissen. Magst Du nicht ein paar Sätze aus Deiner Erinnerung kramen? Anbei an<br />
Dich noch einmal das Schreiben, welches Du vor Wochen bekommen haben mußt.<br />
Etwas in Eile grüße ich Dich ganz lieb<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.<br />
"Paramanta Hotel Asunción" schrieb:<br />
21
Lieber Schniebel,<br />
danke für Dein mail. Das mail in der Anlage hatte ich nicht bekommen. Aber jetzt habe<br />
ich es ja, somit habe ich auch ein paar Erinnerungen hervorgekramt. Ich schick'<br />
das mal so ab, um mich nicht in Einzelheiten zu verlieren.<br />
Auch hier gibt es Pfadfinder und vielleicht kann man ja mal einen Brückenschlag wagen,<br />
eine Partnerschaft zwischen den <strong>Voortrekker</strong>n und den hiesigen Pfadfindern...<br />
wenn da nicht die Sprachprobleme wären, denn mit englisch ist hier nicht viel. Allen<br />
Pfadfindern des neuen <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong> also herzliche Grüsse aus Paraguay...<br />
wo die Zeit in weiten Teilen des Landes stehen geblieben ist...<br />
<br />
Was habt Ihr denn damals auf den Sippen- und Truppabend (heute Gilde) so gemacht?<br />
Ich denke, wir haben das Gleiche gemacht, wie alle Pfadfinder heute auch noch: Nämlich<br />
in erster Linie mal die Klampfe mitgebracht, gesungen, gesungen und gesungen!<br />
Neue Lieder einstudiert, nahe und ferne Fahrten vorbereitet. Knoten... daran erinnere<br />
ich mich noch. Und unser Grundstück und Haus (s.u.) in Schuss gehalten... Unkraut<br />
zupfen, pinseln... und den Rost vom Roverbus kratzen.<br />
Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg? Wohin gingen<br />
die Großfahrten? Wie war das damals?<br />
In den Elm und in den Harz, das lag ja nun mal vor der Tür. Auch ins Weserbergland.<br />
Und davon haben wir auch reichlich Gebrauch gemacht: Jedes Wochenende. Wenn<br />
22
nicht die ganze Sippe, so doch oft auch zu zweit oder zu dritt. Manche durften ja auch<br />
nicht mit, z.B. wenn sie eine Mathe-Arbeit verhauen hatten! Torfhaus, oberer und unterer<br />
Grabenweg (?) z.B. Wir hatten jeder einen "Affen", und da war das Nötigste<br />
drin. Gepennt wurde in der "Lokomotive", das war eine Kotenbahn, und die war<br />
schnell aufgebaut. Unsere Sippe hieß "Schwarzer Panther", und wir waren alle (etwa<br />
12 Jungen) sehr stolz. Natürlich hatten wir auch Fahrtenbücher und Liederbücher. Die<br />
Klampfe war immer dabei. In die Nähe mit dem Fahrrad - Osterlager, Pfingstlager -<br />
und weiter weg "per Anhalter". Die ganz großen Fahrten gingen durch Frankreich<br />
nach Spanien bis runter nach Gibraltar, wo wir in Cadiz im Obdachlosenheim pennten.<br />
Nach Schweden bis über den Polarkreis hinauf nach Luleo und Narvik in Norwegen.<br />
Dort sind wir im Kebnekaise-Gebiet gewandert, auf unwegsamen Pfaden, durch<br />
eisige, reissende Flüsse und Schnee. Das Nordkap haben wir leider nicht erreicht. Mit<br />
der Rovergruppe war ich in Holland und hätte mich dort beinahe in eine hübsche Holländerin<br />
verliebt.<br />
Wo fanden die Heimabende statt, wie Du zu den Pfadfindern gekommen (von wem möglicherweise<br />
gekeilt)?<br />
Von den Rovern selbst ausgebautes Heim im Gartengrundstück Friedrich-Voigtlämnder-Straße<br />
Ich hab mich selber "beworben" und wurde halbwegs für gut befunden. Na denn! Wir<br />
hatten ein tolles leeres Grundstück, so um die 1000 qm, mit einem kleinen Haus<br />
drauf an der Querumer Straße fast Gliesmaroderstrasse. Da hatten wir unsere Heimabende<br />
und natürlich mussten wir auch das Grundstück sauber halten von Unkraut<br />
usw. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mir mal beim Arbeiten an einem Stacheldrahtzaun<br />
fast den ganzen Unterschenkel aufgerissen habe. Die Narbe habe ich heute<br />
noch als Erinnerung.<br />
Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig und Umgebung? Können wir die<br />
einmal kennenlernen?<br />
Das weiss ich leider nicht, da hat wohl in erster Linie mal Schniebel die besten Kontakte.<br />
Von wann bis wann warst Du Pfadfinder? Was war für Dich damals wichtig?<br />
23
Ich war etwa vom 13. Lebensjahr an dabei und mit dem Eintreten in die Bundeswehr<br />
war dann definitiv Schluss. Die Pfadfinderei wurde von einer "anderen" Art Abenteuer<br />
abgelösst. Aber wie sich das für einen echten Pfadfinder gehört natürlich nicht bei<br />
Muttern in Braunschweig, sondern etwas weiter weg, in diesem Fall in Berchtesgaden<br />
bei den Gebirgsjägern. Hier habe ich eine sehr schöne Zeit verbracht, zwei Jahre.<br />
Was war für mich wichtig? In erster Linie die Kameradschaft, das Zusammensein mit<br />
Gleichgesinnten (Mädchen waren zu dieser Zeit noch nicht bei uns, das kam dann erst<br />
später, aber nicht mehr zu meiner Zeit), unsere Fahrten natürlich und auf diesen die<br />
damit verbundene Selbständigkeit und natürlich eine gewisse "Freiheit". Apropos<br />
Freiheit: da sind wir auch mal zu zweit nach Hamburg getrampt und haben unter dem<br />
Bismarck-Denkmal unsere Kluft gewechselt, um mal auf der Reeperbahn "so richtig<br />
was zu erleben". Am nächsten Morgen waren unsere unter Bismarck's Aufsicht versteckten<br />
Affen verschwunden. Wir konnten sie uns bei der Polizei wieder abholen.<br />
Natürlich wussten unsere Eltern von nichts, sie dachten wir seien im Harz gewesen.<br />
Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im <strong>Stamm</strong>, im Roverkreis? Mit wem stehst Du<br />
heute möglicherweise noch in Verbindung?<br />
Neuerdings hat mich Schniebel in Südamerika ausgegraben, weiss der Himmel wie,<br />
nach all den Irrungen und Wirrungen in meinem Leben, siehe weiter unten.<br />
Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel?<br />
Dämmert von fern über Hügel der Morgen..., Trampen wir durch's Land... und hundert<br />
andere<br />
Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten<br />
Das physikalische Universum ist nichts anderes als das Selbst, das sich als Seele,<br />
Verstand und physische Materie empfindet. Mit anderen Worten: alle Schöpfungsprozesse<br />
sind Prozesse, durch die das Selbst oder die Seele (oder die Göttlichkeit)<br />
sich selbst ausdrückt. Bewußtsein in Bewegung drückt sich aus als Objekt des Universums<br />
im ewigen Tanz des Lebens. Also: seid Euch Eures Lebens bewußt, in jedem<br />
Augenblick, auch und gerade als Pfadfinder. Seid Vorbild ...und tanzt, tanzt, tanzt<br />
diesen Tanz. Das Leben ist viel zu schön, um es zu versäumen!<br />
Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Pläne, Zelte, Kothen usw.?<br />
Bis vor zwei, drei Jahren hatte ich alle meine selbst geschriebenen Liederbücher mit<br />
Gitarrengriffen, Anmerkungen, Zeichnungen, Fotos und Bildern aufgehoben. Ebenso<br />
meine Fahrtenbücher, mein Sippenbuch "Schwarzer Panther": ...unglaublich sanft ist<br />
sein Tritt, bestechend scharf sein Auge, mächtig sein Sprung...; Alles schon leicht<br />
zerfleddert und irgendwann ist es einem grossen Aufräumen zum Opfer gefallen.<br />
Nun noch was zu meiner Person:<br />
In meinem Buch "REISE NACH NEU-MEXIKO, SZENEN VERGANGENER LEBEN"<br />
(Eigenverlag; vergriffen) steht im Klappentext über mich geschrieben<br />
24
Knut Gabel wurde 1941 in Berlin geboren. Nach Schulzeit und Lehre<br />
als Ernährungsberater im Reform- und Diäthaus mit Ausbildung an<br />
der Reformhaus-Fachakademie schlägt er sich durch als Selfmademan,<br />
unter anderem als Bürogehilfe, Versicherungsvertreter, Taxifahrer,<br />
Bezirksdirektor sowie Verkäufer von Investmentzertifikaten. Immer<br />
erfolgreich, aber nie zufrieden, versucht er sein Glück mit einem<br />
eigenen Reformwaren - Einzelhandelsgeschäft in Braunschweig,<br />
studiert Astrologie und Heilpraktiker, landet nach dem mit totalem<br />
finanziellen Ruin verbundenen Crash seiner Ehe unversehens in der<br />
Modebranche im grossen Geschäft der Blue-Jeans und findet aufs<br />
Neue eine ganz andere Liebhaberei im Import und der Verarbeitung<br />
von künstlichen Blumen und Pflanzen, eine Bestimmung, die ihn in<br />
vielen Reisen nach Asien führt, insbesondere nach Hongkong und<br />
Bangkok. Mit seiner zweiten Frau Katharina lockt ihn der Ruf nach<br />
Australien in eine alternative Siedlung in den Snowy Mountains und<br />
nach Mittel- und Südamerika. Heute betreibt er sein eigenes Vier-<br />
Sterne-Tropen-Hotel in Asunción / Paraguay und genießt es, mit seinem<br />
individuellen Stallgeruch einem internationalen Kreis von anspruchsvollen<br />
Gästen den professionellen Rahmen zu bieten.<br />
Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
Empfänger: "Paramanta Hotel Asunción" <br />
Betreff: Re: ...im runden Fenster auf der Terrasse<br />
Lieber alter Socken,<br />
Montagmorgen - blauer Himmel und doch etwas kalt - 13 Mails werden abgeholt - eine<br />
schnelle Antwort in vielen Fällen - Lesen Deiner Antwort benötigt Zeit und Muße - ich nehme<br />
mir Zeit und Muße, obwohl vieles heute morgen noch bearbeitet werden will - ja, warm wird<br />
mir`s ums Herz - auch Du zeigst Spuren der Vergangenheit und Zeichen, wie Du geworden<br />
bist, der Du bist - zum Selbst, da sollten wir anknüpfen - In meinem Buch "Theorie und Forschung<br />
der Erwachsenenbildung - Selbstgestaltete Bildungsarbeit in der Erwachsenenbildung";<br />
Roderer Verlag Regensburg steht u. a. ein eigenes Kapitel zur doppelten Bedeutung<br />
des SELBST - Gesternabend waren wir für eine Stunde in BS den Wolfgang besuchend - da<br />
sprachen wir auch über Südamerika - das Land rückt nach Deinem letzten Brief unweigerlich<br />
näher, Du Rattenfänger.<br />
Mit liebem Gruß und herzlichem Dank<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
25
Gert Dahms – Syrien - Die Fahrt der Fahrten<br />
schrieb:<br />
‣ Schniebel,<br />
‣ ich denke du machst das schon.<br />
‣ Gut Pfad! von einem 1-j <strong>Stamm</strong>esführer, der bei der Bepo (Friedrich-Voigtländer-<br />
Straße) Dienst machte und Schniebel bei Mot. Land kennerlernte. - Syrien: Na das<br />
war ja überhaupt "die Fahrt der Fahrten".<br />
‣ Gruß Gert<br />
Auch Gert gehörte zu den Einwanderern – als <strong>Stamm</strong>esführer in Stade kam er zur Bereitschaftspolizei<br />
nach Braunschweig – meldete sich sogleich bei den Pfadfindern – wirkte mit<br />
und ging auch hier mit in die <strong>Stamm</strong>esführung – 1962 folgten wir einer Einladung der syrischen<br />
Pfadfinder und unternahmen eine „Weltreise“ in den Orient des 20. Jahrhunderts -.<br />
1967 war Gert auch mit von der Partie, als die Pfadfinderführer aus Braunschweig die ersten<br />
Polenkontakte zu knüpfen begannen - Später an die Küste zurückgekehrt wurde er der Storchenvater<br />
vom Stader Land und war neben dem Polizeiberuf hauptsächlich als Vogelkundler<br />
in aller Welt auf Reisen und tätig. Seine Frau Heinke half ganz tüchtig mit beim Bau in<br />
Bündheim und war wohl eine der ersten Freundinnen, die sehr früh sterben mußte.<br />
Von den zwei Söhnen war es der Falk, der mit dem Grafen Bismarck in Südamerika im Urwald<br />
Entwicklungshilfeaufgaben erledigte – eines abends erfolgte eine Einladung in ein vornehmes<br />
Hotel – der Besitzer legte das Gästebuch vor und schaute beim Eintragen über die<br />
Schulter – in Deutschland gibt es einen Gert Dahms, kennen Sie den zufällig – die Antwort:<br />
Das ist mein Vater – so erzählte man sich im fernen Südamerika Nähe des Urwalds von dem<br />
gemeinsamen Leben bei den Pfadfindern, speziell bei den Rovern in Braunschweig – der Hotelbesitzer<br />
war Knut Gabel – so kamen wir wieder zusammen.<br />
Udo Wallis – Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder<br />
<br />
•<br />
•<br />
•••<br />
<br />
<br />
Hallo Schniebel,<br />
offensichtlich, einmal Pfadfinder - immer Pfadfinder. Diese Organisation in sich ist ja<br />
schon fast eine Institution die keinen aus ihrem Bann entlässt.<br />
Auch ich hatte 2005 eine Begegnung die für mich eine große Überraschung war. Es<br />
existiert eine Freimaurerloge mit dem Namen „ Weiße Lilie“ und zeigt in ihrem Bijou<br />
eine Lilie die identisch der des BDP ist und hat sich auch weitgehendst aus ehemaligen<br />
Pfadfindern rekrutiert. Als Krönung ist noch anzusehen, zumindest für einen<br />
Ehemaligen, dass diese Loge durch Deutschland „ nomadisiert“. Das heißt, sie besuchen<br />
fremde Logen um ihre Tempelarbeiten zu zelebrieren. Abschließend wurde auch<br />
das uns allen bekannte Lied „Nehmt Abschied Brüder……“ gesungen. Ich muss allerdings<br />
anmerken, dass dieses auch bei uns Freimaurern bekannt und bei entspre-<br />
26
chenden Anlässen gemeinsam vorgetragen wird. Dadurch, dass diese Brüder mehr<br />
oder weniger nur auf der Durchreise waren, gab es wenig Gelegenheit, sich über den<br />
eigentlichen Hintergrund kundig zu machen.<br />
<br />
So, nun aber zu deinem Fragenkomplex, ich versuche es chronologisch:<br />
<br />
Ich wurde durch Arno Hille (Arnchen) 1958 gekeilt. Der Sippenname ist mir<br />
entfallen. Der Sippenführer war Achim Bernd; der <strong>Stamm</strong>esführer Willy<br />
Carius. Ich glaube einen Trupp „Geusen“ gab es auch.<br />
<br />
<br />
Die Heimabende haben im <strong>Stamm</strong>esheim Voigtländer Str., später als ich meine<br />
eigene Sippe „Kreuzspinne“ hatte bei Volker Laiendecker (Laie) im Keller in<br />
Melverode abgehalten. Die Schnitzeljagdmentalität hatte sich durch das Ausklingen<br />
der Pubertät als nicht mehr sinnvoll erwiesen, und die Sippe wurde<br />
aufgelöst. Ob irgendwelche „Reliquien“ aufgehoben, gelagert oder weitergereicht<br />
wurden, vermag ich nicht zu beantworten. Ich habe nur noch einen Abdruck<br />
des Sippenstempels den ich selbst entworfen und herstellen ließ (Stempel-Düwel<br />
in BS).<br />
Die Aktivitäten bezogen sich vorrangig auf pfadfinder-spezifische Techniken,<br />
die bei gemeinsamen Wochenend - Fahrten, vorwiegend Rieseberg ( Moor-<br />
Wald- Gegend bei Königslutter ) oder Leiferde bei Gifhorn praxisgerecht umgesetzt<br />
wurden. Tierfütterung im Winter war auch angesagt. Kulturell, soziale<br />
oder politische Interessen waren nicht angezeigt. Zu einer so genannten >Inneren<br />
Führung< wurden wir nicht angehalten.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Großfahrten sind mir nur noch erinnerlich: Ommen- Jamboree, Hindelang/Oberstdorf<br />
in den Alpen im Winter .Teilnehmer u.a. Krabbe, Scholle<br />
Schnabel, Arnchen,? ? ?.<br />
Einen selbst angefertigten Reisebericht, der auch nett illustriert war, wurde<br />
von mir vor ca. 5 Jahren im Zuge einer Aufräumaktion beseitigt. Ich meine,<br />
daß unter anderen auch Crabbe in Griechenland, Finnland und des Öfteren in<br />
den Niederlanden war. Arnchen und ich waren auch einmal in der Schweiz, bin<br />
mir aber nicht sicher, ob es sich um eine offizielle Fahrt handelte.<br />
Die verbliebenen Voortrecker in dieser Region sind Dir mit Sicherheit bekannter<br />
als mir. Kontakte habe ich eigentlich nur zu Arnchen. Achim Bernd und Peter<br />
Breuer habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen, auch Verbindungen<br />
zu meinen alten „Kreuzspinnen“ sind nicht mehr vorhanden. Fuad kann sich<br />
gar nicht mehr an mich erinnern.<br />
Nach den Wirren, bedingt durch den Tod meiner Mutter und mangelnder Nähe<br />
zum Vater suchte ich einen Mittelpunkt, der außerhalb der Familie lag. Die sozialen<br />
Umstände in Verbindung von immerwährenden Pflichten engten meinen<br />
schon damals stark ausgeprägten Freiheitsdrang ein. Die Sippe gab mir Freiheit<br />
und zeigte mir Räume und Erkennen der eigenen Identität.<br />
27
Was den Pfadfindern unbedingt mit auf den Weg gegeben werden sollte, sind<br />
neutrale staatspolitische Strukturen, Disziplin und Toleranz mit Stärkung der<br />
eigenen Identität.<br />
1963 hatte ich Braunschweig Richtung Stuttgart verlassen, um mich anschließend<br />
weiter in Spanien und Marokko herumzutreiben. Die Verbindungen zur<br />
Pfadfinderei verblassten und es bestand auch keinerlei Verlangen zu einer<br />
Neuaktivierung.<br />
Ja Schniebel, wahrscheinlich würde das Eine oder das Andere nach längerem Graben<br />
zu den verschütteten Schubladen auftauchen, aber mein Manko ist, dass ich - egal<br />
um welche Thematik es sich handelt - es als abgehandelt betrachte, um Platz für<br />
Neues zu bekommen.<br />
Es ist ja nicht viel, womit ich Dir zu helfen versuche, aber mit Kombinationen der anderen<br />
Infos könnten die Mosaiksteinchen vielleicht doch noch eine schemenhaft erscheinende<br />
Rekonstruktion projizieren.<br />
Liebe Grüße , auch an Marlies, viel Erfolg auf den historischen Spuren der <strong>Voortrekker</strong><br />
wünscht<br />
Udo<br />
Klaus Börker – Einer der ersten Stunden – Erinnerungen und Bilder<br />
Absender: "Klaus Boerker" <br />
Empfänger: <br />
Datum: 23. Mai 2005 13:49<br />
Betreff: Grüße aus Kornwestheim<br />
Es war mir eine große Freude, als die Stimme meines Pfadfinder-Kameraden " Schniebel"<br />
(mit bürgerlichen Namen Horst Stukenberg), an mein Ohr drang, eine Stimme, die überaus<br />
jugendlich klang und keineswegs mit dem tatsächlichen Jahrgang dieses einstigen Draufgängers<br />
in Zusammenhang zu bringen war. Inzwischen sind über fünfzig Jahre vergangen, in<br />
denen wir uns aus dem Auge verloren haben.<br />
Die prächtigen Menschen, die die Pfadfinderei im Sinne Sir Baden-Powells auf den Schild<br />
hoben und die sich unter den argwöhnischen Blicken unserer Erziehungsberechtigten nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg zu etablieren versuchten, mussten erst einmal Überzeugungsarbeit<br />
leisten, um das Image, das die Erfahrung mit der Hitlerjugend und ihren Führern in den Köpfen<br />
unserer Eltern angerichtet hatte, glaubwürdig auszuräumen. Bei mir begann es, als wir<br />
auf der Straße mit selbstgefertigten Bällen aus Lumpen, die mit Gummibändern von Ein-<br />
28
weckgläsern zusammengehalten wurden, Fußball spielten. Ein Mann sprach uns an, begeisterte<br />
uns mit den Inhalten seiner Ausführungen über Pfadfinder, über die Gemeinschaft, die<br />
tägliche gute Tat, die gemeinsamen Heimabende, die mit Spielen und Lernen angefüllt sein<br />
würden, mit gemeinsamen Fahrten, Zeltlagern und Welt-Pfadfinder-Treffen, so genannten<br />
Jamborees. Und falls wir Interesse hätten, läge es nur noch an der Beschaffung einer Glühbirne,<br />
den Raum für die Heimabende habe er bereits in der Comenius Schule besorgt.<br />
So kam ich zur Pfadfinderei und lernte dort unter<br />
vielen anderen Gleichgesinnten Schniebel kennen,<br />
der mit seiner Mutter ganz in unserer Nähe wohnte.<br />
1952 waren wir zusammen in Schweden. In meinem<br />
Leben das erste große Event. 1954, ich war in der<br />
Schuhmacherlehre bei meinem Vater tätig, stand<br />
eines Tages Schniebel in unserer Werkstatt und erzählte<br />
mir, er habe ein Motorrad gekauft, und sei im<br />
Begriff eine dreiwöchendliche Reise nach Italien zu<br />
unternehmen und ob ich nicht Lust hätte mitzukommen.<br />
Die Zustimmung meines Vaters und Lehrherrn<br />
habe ich bekommen und das war der Beginn<br />
einer eindrucksvollen Reise, die meine Liebe zu<br />
Italien geprägt und bis heute nicht verlassen hat.<br />
Warum schreibe ich das? Weil eine gemeinsame<br />
Reise mit vielen Unbekannten, vielen kleinen und<br />
größeren Begebenheiten, die Stärken und die<br />
Schwächen des Einzelnen aufdeckt (wenn man es<br />
denn erkennen will). An der Seite Schniebels habe ich mich in keiner Zeit unsicher gefühlt.<br />
Durch seine Größe und kräftige Figur, sein selbstsicheres Auftreten fühlte ich mich beschützt,<br />
sein Optimismus schien unbegrenzt. Seine fahrerische Leistung beachtlich ebenso meine beifahrerische<br />
Leistung. Hatte ich doch nie vorher ähnliches vollzogen. Koordination und Harmonie<br />
waren hier gefragt und nach einer erheblichen Brandblase meines rechten Beines vom<br />
heißen Auspuff und ein paar Umfallern hatten wir das im Griff.<br />
In der Blüte seiner Jahre verstand er mit seinem jungenhaften Grinsen und seiner ausgesprochenen<br />
italienischen Sprachbegabung (mit Händen und Gesten), die italienische Weiblichkeit<br />
für sich einzunehmen (Belegfoto Milano). Ob am Lido von Milano oder in den Hafenkneipen<br />
Genuas verstand er es immer - auf Grund unserer Finanzkraft - zu organisieren, so kam es zu<br />
meiner denkwürdigsten Situation dieser<br />
Reise und zu der Möglichkeit, Kenntnis<br />
davon zu erhalten, dass er ganz schön<br />
wütend werden - und fluchen konnte.<br />
Und das kam so: Vor der Grenze<br />
Chiasso haben wir uns beim Bäcker ein<br />
süßes Stück Gebäck gekauft und gegessen<br />
und fortan an diesem Tage nichts<br />
mehr. Die neuen Eindrücke von der<br />
Stadt Mailand, die Besichtigungen und<br />
so wurde es schon dunkel, als wir auf<br />
den Campingplatz kamen. Unsere<br />
Nachbarn hatten sich zusammengefunden,<br />
scherzten, tranken Vino und san-<br />
29
gen zur Gitarre. Schniebel machte ihnen klar, dass auch ich des Instrumentes mächtig sei und<br />
nach: "Spaghetti, Ravioli, Tomato"... - ein Song aus dem Anfang der fünfziger Jahre - floss<br />
der Wein in die Becher. Als wir aus dem Zelt, in welchem das ganze stattfand, ins Freie traten,<br />
bekam ich einen Schlag, wie mit einer Keule, flog über das nächste Spannseil eines benachbarten<br />
Zeltes und nahm im Unterbewusstsein wahr, dass ich besoffen sei. Kein Wunder,<br />
nichts im Magen außer vino rosso.<br />
Als ich in unser aus Dreiecksbahnen geköpftes Zelt kroch, hatte sich mein Freund Schniebel<br />
bereits in den Bereich der Träume begeben. Da wurde mir schlecht, so schlecht! Ich versuchte<br />
mit aller Kraft die Knöpfe des Zeltes zu öffnen, um wieder ins Freie zu gelangen, bemerkte<br />
aber nicht, das ich am Fensterschlitz versuchte ins Freie zu gelangen. Als es mir dann gelang,<br />
zwei Knöpfe der richtigen Öffnung aufzumachen, reichte die Zeit nicht mehr, als nur den<br />
Kopf hinauszustrecken. Und dann brach alles aus mir heraus......! Danach wurde mir besser,<br />
ich legte mich hin und schlief ein.<br />
Aufgewacht bin ich am anderen Morgen durch ein Schimpfen und Fluchen: "Wenn ich die<br />
Sau erwische die uns hier aufs Zelt gekotzt hat....! Na, der kann was erleben"! In Genua habe<br />
ich ihm dann gebeichtet, dass ich es gewesen sei.<br />
Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
Empfänger: "Klaus Boerker" <br />
Datum: 01. Jun 2005 19:07<br />
Betreff: <strong>Voortrekker</strong> (fwd)<br />
Lieber Klaus,<br />
nun erst komme ich dazu, Deine Mail aufmerksam zu lesen und vor allem, auch zu beantworten.<br />
Zu viel liegt auf dem Schreibtisch, zu viel habe ich um die Ohren.<br />
Ja, es stimmt sicherlich, daß ich in der Pfadfinderhierarchie weitergekommen bin und weitergeben<br />
durfte, was ich empfangen hab. Die einen waren länger dabei, die anderen kürzer.<br />
Aber ich kenne kaum einen Menschen, der mit uns war und nicht eine gewisse Formung für<br />
sein ganzes Leben erfuhr. Das bestätigte vor Tagen auch der Lothar Bode. Einige brauchen<br />
eben weniger Zeit, um die gleiche Wirkung zu erleben, als andere, die Langsameren. Ich gehöre<br />
zu den Langsamen.<br />
Natürlich habe ich auch im Beruf gestanden und mußte danach mich tüchtig lang machen.<br />
Keine Mittlere Reife, kein Abi, alles wollte erst nachgeholt werden. Dann die Familie, drei<br />
Kinder und wenig Geld. Darüber könnten wir uns ja einmal austauschen, wenn wir mit unseren<br />
Frauen zusammen sind. Backt eine Kirschtorte, und morgen stehen wir vor der Tür.<br />
Einen großen Freundeskreis, ja, der ist herangewachsen. Aber nicht nur die alten Socken, die<br />
geblieben sind, sondern aus allen Bereichen sind immer wieder neue dazugekommen, so auch<br />
aus dem Universitätsbereich.<br />
Jeder geht seinen Weg, der eine bequemer, der andere etwas mühseliger. Sei gewiß, es war<br />
und ist nicht immer leicht für mich und meine Frau gewesen. Auch heute bin ich noch ziemlich<br />
involviert und meine Marlis, die 26 Jahre ehrenamtlich für das Weltkinderhilfswerk -<br />
UNICEF eine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut und geleitet hat, der geht es ähnlich.<br />
Aber, "das Leben ist ein großes Spiel, und wer es recht zu spielen weiß, der kommt ans große<br />
Ziel", so oder ähnlich hat es unser BiPi einmal formuliert. Bin ich auch nicht ans große Ziel<br />
30
gelangt, so habe ich jedoch versucht, gut zu spielen und spiele auch - so hoffe ich - noch eine<br />
Weile weiter.<br />
Du bist ein feiner Kerl und hast mir mit Deinen Zeilen ganz viel Mut gemacht, dafür danke<br />
ich Dir. Wenn Du damals auf der Italienfahrt nicht so toll gewesen wärst und auch fotografiert<br />
hättest, wären viele Spuren verwischt, wäre meine Erinnerungsbasis recht schmal. Auch dafür<br />
habe ich Dir oft - allerdings nur im Stillen - gedankt.<br />
Noch zur Technik. Damit tue ich mich recht schwer, das erste Bild war nicht zu öffnen, das<br />
zweite zeigt einen tüchtigen Sportler. Nun ist das erste Bild gar aus der Weiterleitung verschwunden.<br />
Bist Du ein Zauberer?<br />
Mit einem lieben Gruß auch an Dein Weib<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
From: "Klaus Boerker" <br />
To: "Horst Stukenberg" <br />
Subject: Voortrecker<br />
Lieber Schniebel,<br />
nach ein paar Anfangsschwierigkeiten, mir die Niederschrift Deines imponierenden Werkes<br />
für meinen iMac zugänglich zu machen, musste ich feststellen, dass Du eine geradezu atemberaubend<br />
lange Zeit in den Hierarchien der Pfadfinderzunft gelebt, vorgelebt und geführt<br />
hast. Respekt. Selbstverständlich kann ich mit der Vielzahl der apostrophierten Namen keinen<br />
Bezug finden, dazu ist das Zeitmaß meines Aufenthaltes in der Scout-Bewegung zu kurz gewesen,<br />
waren meine Ziele eindeutig auf den Beruf mit all seiner Vielseitigkeit fokussiert. In<br />
jedem Fall konnte ich feststellen, dass Du auf ein riesiges Potential von Bekannten und<br />
Freunden blicken kannst mit denen Dich Gemeinsamkeiten verbinden, die einen unschätzbaren<br />
Wert darstellen.<br />
Es ist schön zu wissen, dass junge Menschen auch gegenwärtig - so sie wollen - die Gelegenheit<br />
haben, sich dieses fantastischen Bundes zu bedienen und praktische Erfahrungen zu<br />
sammeln, die zu allen Zeiten Gültigkeit besitzen. Noch einmal Kompliment und ein schönes<br />
Wochenende<br />
Dein Klaus<br />
Lieber Schniebel,<br />
Deine gelungene Überraschung aus der Heimat (Zeitungsnotiz) habe dankend<br />
erhalten und mit großer Freude gelesen. Es kommt selten vor, dass in einer<br />
Zeitung auf der Vorder- und Rückseite gleich interessante Reportagen zu<br />
lesen sind. Nachdem ich dankenswerter Weise in Deinem großen Verteiler aufgenommen<br />
wurde, stelle ich immer wieder fest, dass Du immer noch als Globetrotter<br />
in den entferntesten Ländern unterwegs bist! Meiner lieben Christel<br />
musste ich die Antwort bezüglich Deines Jahrgangs schuldig bleiben. Ich<br />
vermute aber, dass Du die siebzig auch überschritten haben wirst? Kannst<br />
mich ja mal aufklären. Ich bin im November siebzig geworden. Bist Du noch<br />
in Zeltlagern zu finden oder ziehst Du heute eine gemütliche Pension oder<br />
vier Sterne Hotels vor? Im Mai haben wir Klassentreffen in Berlin. Da werde<br />
31
ich den Norden mal wieder touchieren. Wir werden von Stuttgart rüberfliegen,<br />
denn zwei Tage darauf hat unsere Enkelin Svenja Konfirmation. Unser<br />
Sohn Axel ist als Produktgestalter am Bodensee tätig und unsere Dagmar hat<br />
zwei Töchter Svenja (14) und Annika (12). So jetzt bist Du informiert.<br />
Bleib fit und mobil und sei gegrüßt von Deinem Klaus.<br />
An meinem "Siebzigsten"<br />
Lieber Philipp Rother, liebe Pfadfinderkameraden,<br />
Kornwestheim, 21.07.07<br />
wenn ihr dieses Jahr 60 Jahre alt werdet, dann bin ich mit 11 Jahren Pfadfinder geworden und<br />
das kam so: Wir spielten nachmittags auf der Bergstraße/ Steige regelmäßig Fußball mit einem<br />
Ball, der aus Lumpen bestand und mit Konservenglas-Gummis zusammengehalten wurde.<br />
Das fiel einen Herrn auf, der uns mehrfach beobachtet hatte, uns ansprach und über die<br />
Geschichte der Pfadfinderei/ Lord Baden Powell/ Buren/ Kim-Spiele etc. spannend zu berichten<br />
wusste und uns fragte, ob wir nicht Lust hätten an solch einer Gemeinschaft mit guten<br />
Zielen, teilzunehmen. Wir waren natürlich Feuer und Flamme und hatten nur noch die Hürde<br />
der elterlichen Autorität zu überwinden. Und das war direkt nach dem 2. Weltkrieg gar nicht<br />
so einfach, weil die Erwachsenen noch zu gut die Begeisterungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen<br />
und das schamlose Ausnutzen der Potentaten im Hinterkopf hatten. Auf unsere<br />
Frage wann und wo diese wöchentlichen Treffen nun stattfinden würden, entgegnete der Herr,<br />
dass das schon in der nächsten Woche sein könne, wenn es uns gelänge eine intakte Glühbirne<br />
und ein paar Briketts zu organisieren. Er habe in der Comenius-Schule einen Raum zur Verfügung,<br />
der allerdings dunkel und kalt sei.<br />
Wir überzeugten unsere Eltern, organisierten ein Glühbirne und einige Briketts und von diesem<br />
Zeitpunkt an waren wir eingebunden in eine Gemeinschaft, die ständig größer wurde, und<br />
die uns - nicht nur aus heutiger Sicht - unglaublich bereichert, gebildet und für das Leben fit<br />
gemacht hat. Unserem täglichen Handeln liegt auch heute nach wie vor die gute Tat zugrunde,<br />
die Nächstenliebe, das Bedürfnis zu Reisen auch mit wenigen Mitteln, die Welt zu sehen, das<br />
Interesse an neuen Menschen, gleich welcher Hautfarbe Bildung und Glauben, kennen zu<br />
lernen, sich auszutauschen.<br />
Schniebel und ich kennen uns seit dieser Zeit und wir haben einige große Fahrten und Reisen<br />
zusammen gemacht und viele Sippen-Wettkämpfe bestritten.<br />
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Dann kam der Beruf, die weitere Lebensplanung, Familie, Kinder und der aktive Sport, das<br />
Leben in einem anderen Raum, nämlich Süddeutschland und so verflachten die Kontakte zu<br />
Braunschweig.<br />
Die Einladung zu Eurem großen Event hat mich sehr gefreut und wäre ich näher dran, hätte<br />
ich an diesem großen Ereignis gerne partizipiert.<br />
So bleibt es mir nur, Euch, allen Kameraden früherer Zeiten, Freunden und Gästen ein erfolgreiches<br />
Meeting zu wünschen in der Hoffnung, dass die Pfadfinder weiterhin gute Zeiten haben<br />
mögen.<br />
Gut Pfad<br />
Klaus Börker<br />
PS: In einem Telefongespräch kündigte Klaus an, vielleicht doch kommen zu können<br />
Pedder – Zeitungsbericht der BZ – Erinnerungen und Bilder<br />
"Peter Köster" schrieb:<br />
> Hallo Schniebel, ich habe mal in meinen Unterlagen , bei meinen Dias und<br />
im Keller so etwas gekramt und bin pfündig geworden. Der Totempfahl von der<br />
" Meute der Welfen " ist noch da (Ein mannshoher Stab mit einem modelliertem<br />
Wolfskopf , an dem von jedem Wölfling ein persönlicher Gegenstand gehängt<br />
wurde) Dann natürlich Dias. Schwarz/weiß Fotos von der Hollandfahrt<br />
(1958 )mit Arnchen und Leini nach Texel. - Von der Verabschiedung von<br />
Willi Carius im Pfadfinderheim Gliesmaroder Str.-<br />
Thingkuhle vor dem Heim Friedrich-Voigtländer-Straße<br />
33
Vom Pfadfinderheim Glesma-roder<br />
Straße – Pfingstlager 1961<br />
Bruchhusen-Vilsen – <strong>Stamm</strong>eslager<br />
Frühjahr 1960 – Sommer 1961<br />
Trampen mit Henner, Fiedel, Anchen<br />
und ich, durch Holland –<br />
Bundeslager 1962 an der Ostsee<br />
(Noer?) mit Fotos von Jochen<br />
Senft und seinem Nachfolger –<br />
Dias von Ommen (Holländisches<br />
Pfadfinderführerlager) 1962 –<br />
Bundeslager 1962 an der Ostsee –<br />
Pfingstlager in Söder, Foto von<br />
Hasso – <strong>Stamm</strong>esfahrt Winter<br />
1962/63 nach Zorge mit Foto Reiner<br />
Hackelberg – Wintersonnenwende<br />
mit CP, DPSG und BDP (Wille,<br />
Stefan Berking usw.<br />
Ich hoffe Dir geholfen zu haben<br />
Herzlichen Gruß, bitte auch an<br />
Marlis,<br />
Pedder<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
Absender: "Peter Köster" <br />
Empfänger: "Horst Stukenberg" <br />
Betreff: E-Mail schreiben an: Pfadfinder<br />
Hallo Schniebel,<br />
anbei ein Zeitungsbericht aus der Braunschweiger Zeitung Von meinem Bruder Fritz.<br />
Herzlichen Gruß<br />
Pedder<br />
Der Totempfahl in der Wölflingsmeute<br />
Er ist das Gegenstück zum Wimpel, in der Pfadfindersippe und symbolisiert das Gruppengefühl<br />
der Meute. Zusätzlich sind unter dem Wolfskopf noch die charakteristischen Totems der<br />
einzelnen Wölflinge angehängt. Sie zeigen an, welche Vorlieben , Fähigkeiten oder Eigenarten<br />
der einzelne Wölfling hat, oder was er gerne mag. Er bringt sein Totem mit und befestigt<br />
es an der Stange.<br />
Der beste Wölfling, der Leitwolf, verwahrt den Totempfahl und bringt ihn zu jedem Treffen<br />
mit<br />
Es hängen jetzt bereits 4 Totems an der Stange.<br />
34
1. Jorrit König ( 11 )Jahre , er hat den Totempfahl beschnitzt, er angelt gern mit seinem<br />
Opa, darum hat er als Totem einen Blinker an einem Stahlvorfach ausgesucht.<br />
2. Jule König , sie ist 8 Jahre und fährt gern an die See, dort sucht sie am Strand nach<br />
Gegenständen, die angeschwemmt werden. Ihr Totem ist die Muschel<br />
3. Wiesje ist die Oma von beiden und war früher in Holland bei den Pfadfindern. Sie arbeitet<br />
gern mit Hunden, also ist ihr Totem ein Stück vom Hundehalsband.<br />
4. Pedder war früher Meutenführer in Braunschweig . Die Meute hieß :“ Meute Heinrich<br />
des Löwen.„ Er ist im Ruhestand und leidenschaftlicher Jäger, darum ist sein Totem<br />
eine Rehbockstange.<br />
Pedder (Peter Köster)<br />
Anzumerken ist: Pedder hat, als er die erste Kunde von den heutigen <strong>Voortrekker</strong>n bekam<br />
angekündigt, den alten Totempfahl seiner ehemaligen Meute den heutigen Wölflingen in<br />
Braunschweig zu übergeben. Da er lange nichts gehört hat, verschenkte er den Totempfahl<br />
vor einem Jahr an eine Meute in seiner Nähe. Ermahnt, sein Versprechen einzuhalten, erarbeitete<br />
er mit seinen Enkelkindern zusammen im Gedenken an die heutige Meute der <strong>Voortrekker</strong><br />
einen neuen Totempfahl. Er wird diesen zum 60 jährigen Jubiläum des <strong>Stamm</strong>es<br />
<strong>Voortrekker</strong> am 15. September 2007 mit nach Braunschweig bringen und der heutigen Meute<br />
übergeben. (Schniebel).<br />
35
Mein lieber Pedder,<br />
neulich waren wir bei Crabbe zum Geburtstag - er hat sich riesig gefreut und hat ebenfalls<br />
"gekramt".<br />
Deine Bilder rufen vielfältige Erinnerungen wach. Vor 14 Tagen rief Falk Wendebourg an,<br />
kannst Du Dich an ihn erinnern? Auch er erzählte, fast die halbe Nacht.<br />
Erstaunlich, was da alles so zusammenkommt. Wie gesagt, vom 19. - 21.5.06 kommen einige<br />
der neuen <strong>Voortrekker</strong> zu uns zu Besuch - Crabbe möchte auch vorbeikommen. Na?<br />
Hab herzlichen Dank - ich werde weiter sammeln. Bloß, was machen wir dann damit? Kennst<br />
Du niemanden, der gestalterische Fähigkeiten hat und bei der Zusammenstellung hilft????<br />
Jetzt muß ich gleich wieder weiterreisen und grüße Dich und die Wiesje ganz lieb<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
Großes F und kleine Ladung – Menne Fladung - 1949<br />
Telefonanruf am 15. Februar 2006<br />
hier ist Manfred – erst mußte ich warten, welcher Manfred da sich aus Braunschweig meldet –<br />
dann wird es klar: Du bist der mit dem großen F und kleine ladung, so sagtest Du immer,<br />
wenn Du Fladung meintest. Ja, aber Menne bin ich nicht mehr, denn Menne stammt von<br />
Herrmann ab.<br />
<br />
<br />
Danke für den Brief, es ist interessant an die alte Zeit sich zurück zu erinnern<br />
gibt es den Dieter Kiehne noch? Der wohnte doch im Siegfriedviertel. Er war doch unser<br />
Zugführer, nein Truppführer<br />
38
Bodo Papendorf, aus der Ritterstraße, der stand über alles –<br />
Mohrchen heißt heute nicht mehr Molle, sondern Schnelle, wohnt in der Hedwigstraße<br />
in BS – er hatte doch die Pferdewurst mitgebracht - werde ihn anrufen oder eine Kopie<br />
geben – er hat jetzt eine Wohnung oder Haus in Spanien – hatte er nicht die schweren<br />
Transporte gefahren – früher Frankfurter Str. – das war so eine anrüchige Ecke – na ja<br />
Auf den Heimabenden haben wir doch vor allem gesungen – „Wir sind durch<br />
Deutschland gefahren ...“ und das alte <strong>Stamm</strong>eslied kenne ich auch noch – dann haben<br />
wir unsere Lager und Fahrten vorbereitet –<br />
Herzogsberge beim Schöppenstedter Turm – da wird heute die Autobahn durchgebaut<br />
- eine Fahrt in die Heide zum großen See – immer per Fahrrad, ich hatte doch immer<br />
den Anhänger zu ziehen gehabt – einmal haben wir uns ein Flakzelt aus dem II. Weltkrieg<br />
ausgeliehen, wir hatten doch nichts – oh, das war vielleicht schwer -<br />
Ich habe noch Bilder von damals, da bist Du drauf, die hat meine Frau gemacht - die<br />
werde ich mal vorbeibringen in Harzburg<br />
In Schweden war ich nicht mehr - 1951 bin ich zum Grenzschutz gegangen –<br />
Du warst doch unser Sippenführer - ja, die Berglöwen waren wir – Lothar Bode, den<br />
Namen kenne ich auch noch – da war noch eine andere Sippe, aber darum habe ich<br />
mich nicht gekümmert – wir waren doch immer so oft zusammen – jede Woche zwei<br />
dreimal<br />
Von der Weserberglandfahrt hat Menne nicht gesprochen – per Fahrrad, vier Wochen<br />
– bergauf, bergrunter – auf der Rückfahrt in Seesen haben wir dann zwei nette Mädels<br />
kennengelernt – hatten denen Platz in unserem Zelt eingeräumt – Zelt, weißt du, die<br />
amerikanischen gelben Bahnen mit so einem Zipfel an einem Ende – wir kamen<br />
nachts an, bauten das Zelt auf einem Weg im Wald auf, dann fing es an zu gießen und<br />
goß, alles überflutete und war naß – dann gingen wir zur Polizei und bekamen eine<br />
Zelle zum Schlafen –<br />
Vielleicht schreibe ich mal ein paar Stichworte auf, ja ja ja ........wir kommen vorbei<br />
39
Ich glaube Menne war mein erster Sippenführer und er gehört zu den ersten aus den<br />
Anfangszeit 1948 - wir trafen uns zum Heimabend alle zusammen zuerst noch im<br />
Klassenzimmer der Comenius Schule – ach, was hatte der Menne für einen Witz, Humor,<br />
er strahlte über alle Backen und Probleme gab es wohl für ihn nie.<br />
Abwarten, was kommt, auf jeden Fall habe ich eben schnell ein paar Stichworte festgehalten.<br />
Schniebel<br />
Effi Briest<br />
Lieber Effi,<br />
Ihr seid wahrscheinlich schon on Tour - hab Dank für Deine Zeilen -<br />
an dem Bild mit Koffer wäre auch ich interessiert - neulich haben<br />
wir (Dieter Frühauf also Koffer) und ich ein sehr angenehmes Gespräch<br />
gehabt.<br />
So rief auch der Knut Gabel aus Paraguay an. Und dann, kannst Du den<br />
Henk in Fortaleza/Brasilien nicht einmal kontaktieren?<br />
Euch eine Gute Reise und mit lieben Grüßen bis bald einmal<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
schrieb:<br />
> Hallo Schniebel , vielen Dank für Deine Unterlage "Lesung NDR" sowie<br />
auch die Nachricht über das Bundeslager .<br />
> In Deiner Mail hörte ich erstmals wieder etwas über "Koffer" , der<br />
im richtigen Leben Dieter Frühauf heißt .<br />
> Es gibt da noch ein tolles Foto , auf dem eine Gruppe Pfadfinder<br />
in der Nähe des Elm verkleidet mit umgehängten Kothenplanen Pause<br />
macht . Auf diesem Foto ist u.a. auch Koffer zu sehen.<br />
> Nachdem ich meinen Einsatz in unserer neuen Firma nach 3 Monaten<br />
beendet habe , befinde ich mich wieder im Rentnerleben und es geht<br />
diese Nacht mit noch 2 Ehepaaren ab nach Brasilien .<br />
> Viele Grüße Effi<br />
><br />
Hallo Schniebel , back to the roots .<br />
Es ist schon toll , wie die Vergangenheit wieder zum Vorschein kommt<br />
!<br />
Als eindrucksvollste Touren sind mir die Lager in einem Steinbruch<br />
in den Bodensteiner Klippen mit Klettern im roten Sandstein sowie<br />
die Übernachtungen in der Köthe am Rehberger Graben in Erinnerung<br />
geblieben , dazu als Anlage einige Fotos von ca. 1957 .<br />
Bild 2 zeigt mich und Pit Schaper , der auf der letzten Fahrt der<br />
Pamir ums Leben gekommen ist , beim Gras sammeln im Harz für die<br />
Übernachtung in der Köthe und Bild 4 innerhalb dieser Behausung Dieter<br />
Kiene .<br />
Zu den Liedern fällt mir nur der Turm B aus dem Voggenreiter Verlag<br />
ein , indem ich ca. 50 Lieder gefunden habe , die wir "damals" sangen<br />
.<br />
Einige davon begleite ich inzwischen auf der Klampfe .<br />
Viele Grüße Effi<br />
"<br />
40
Jochen Sperber oder der Jungroverkreis<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
From: "Anke Schröder" <br />
To: <br />
Subject: Anfrage<br />
Lieber Schniebel,<br />
ich habe Deine Anfrage nach den "alten" Geschichten nicht vergessen und bin auch gern bereit<br />
die eine oder andere Geschichte zu schreiben. Im Augeblick ist jedoch mein Kopf ein<br />
wenig voll, da ich meine Zelte in Burgwedel abbaue. Am 1.8. bin ich in Pension und dann<br />
habe ich mehr Luft. Ich melde mich in dieser Angelegenheit wieder. Versprochen! Ich habe<br />
sogar noch ein paar Fotos aus dieser Zeit gefunden.<br />
Viele Grüße, Jochen<br />
42
-----Ursprüngliche Nachricht Dr. Horst F. W. Stukenberg schrieb:<br />
-----<br />
Von: Dr. Horst F. W. Stukenberg [mailto:Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de] Gesendet:<br />
Mittwoch, 21. März 2007 21:18 An: Pedder Koester Cc: Udo Wallis; Udo Wallis; Volkhard<br />
Beins; Dirk Bode; Wolfgang Bode; Uwe und Sybille Bode Bode - Schumann; Klaus Boerker;<br />
Effi Briest; Helmut Burger-Scheidlin; Gert Dahms; Fidschi Gert Friedrichs; Dieter Fruehauf;<br />
Knut Gabel; Burger-Scheidlin, Helmut; Horst Volker Henschel; Heinz Hoernig; Karl Heinz<br />
Hoernig; Wendy Hoernig; Ingrid und Ruediger Immig; Burckhard Crabbe Knocke; Jochen<br />
Langelluedecke; Jochen Struppi Langeluedecke; Heinz-Juergen Lohmann; Hape Pfadf<br />
Gringel; Jochen Pfadf Sperber; Fuad Richi; Fuad Richi; Fuad Rischi; Hermann Rohr; "Lutz<br />
Schön"; "Jürgen Stieghan"; Henk Vos; Tom Rosenthal<br />
Betreff: <strong>Stamm</strong>esabzeichen (fwd)<br />
> Ihr lieben alten "Socken",<br />
> es klingt wie im Märchen oder ein Lied aus alten Zeiten - die <strong>Stamm</strong>esführung der<br />
<strong>Voortrekker</strong> hat mich vor ein paar Tagen angerufen und verlauten lassen, daß der <strong>Stamm</strong><br />
<strong>Voortrekker</strong> einer der ältesten in Niedersachsen sei - man möchte am Wochenende vom 15. -<br />
16. September 2007 (die Pfadfinder allgemein haben dann das 100jährige) eine pfadfinderische<br />
Feier und ein gemütliches Beisammensein anläßlich der 60 Jahre des <strong>Stamm</strong>es in Braunschweig<br />
veranstalten - die ehemaligen Pfadfinder sollen vom heutigen <strong>Stamm</strong> dazu eingeladen<br />
werden - man möchte das Buch (siehe die Anfrage anbei Anlage 1, inzwischen rund 90<br />
Seiten mit vielen Rückmeldungen und Bildern), an dem Ihr mitgewirkt habt (mehr oder minder<br />
oder wo Ihr noch einen Beitrag zu beisteuern könnt) vorstellen - der vom Roverkreis damals<br />
gedrehte Film "Ein Weg zu uns" soll u. a. gezeigt werden usw.<br />
><br />
Der heutige <strong>Stamm</strong> lebt und ist für die heutige Zeit recht aktiv - nun haben sie ein <strong>Stamm</strong>esabzeichen<br />
entworfen (na Pedder, kannst Du etwas entdecken?)<br />
> Ich möchte Euch Mailadressaten (die anderen bekommen einen Brief per Post) nur kurz<br />
vorinformieren und hoffe, daß diejenigen, die noch nicht zu Potte gekommen sind - sich einmal<br />
bei mir melden oder noch etwas zustande bringen.<br />
> Genug der Worte<br />
><br />
> Dein/Euer<br />
> Schniebel<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
From: "Jochen Sperber" <br />
To: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
Subject: Jungroverkreis<br />
Lieber alter "Socke",<br />
es wird Zeit, dass ich Dir endlich schreibe. Im letzten Jahr bin ich pensioniert worden. Ich bin<br />
dem Strukturbetrieb Schule endlich entronnen. Meine Frau und ich sind inzwischen nach<br />
Hitzacker gezogen.<br />
Ich habe nun nicht beschlossen, mich ruhig zu stellen. Vielmehr habe ich angefangen, meine<br />
"Karriere" als Autor und Schriftsteller wieder aufzunehmen und auszubauen. Ich werde keine<br />
Romane schreiben, sondern z.B. Lehrbücher zum Englischunterricht. Mein größtes Projekt ist<br />
derzeit allerdings auf Comics ausgerichtet, die ich zusammen mit einer kleinen Firma entwi-<br />
43
ckelte: Comics fürs Buch, aber auch Comics für das Handy. (WWW.see-mobile.de). Ob aus<br />
der Sache etwa wird und damit viel Geld verdient werden kann, wird sich noch herausstellen<br />
müssen.<br />
Ich habe in längst vergessenen häuslichen Archiven noch ein paar Dokumente aus der Zeit<br />
des Jungroverkreises gefunden. Ich habe mein Wissen und das Gelesene zu einigen Texten<br />
verarbeitet, die ich angehängt habe. Ich denke, es kommt nichts zu spät, da die <strong>Voortrekker</strong><br />
sicher noch in den Vorbereitungen für ein Buch sind. Ich kann sicher auch noch ein paar Bilder<br />
aus vergangenen Zeit aufstöbern. Wie groß ist denn das Interesse und an wen muss ich<br />
diese denn gegebenenfalls schicken?<br />
Ich wünsche Dir und anderen Lesern einigen Spaß beim Nachlesen der Texte.<br />
Viele Grüße aus dem Wendland,<br />
Jochen Sperber<br />
Die Jungrover<br />
Der Jungroverkreis in Braunschweig war in der ersten Hälfte der 60er Jahre keine Besonderheit.<br />
Trotzdem gibt es noch einige Leute, etwa „Schniebel“ Horst Stukenberg, die der Meinung<br />
sind, es sei etwas Besonderes an ihm dran gewesen. Vielleicht war ja was an ihm dran.<br />
Aber was an den Jungrovern eigentlich dran war, konnte auch Jahre später nicht genauer festgestellt<br />
werden.<br />
Fest steht zumindest, dass die Beteiligten alle schon etwas älter waren, d.h. 18 bis 23. Sie trugen<br />
keine Lederhosen mehr, gingen gleichwohl gelegentlich auf Fahrt, jedoch nicht immer,<br />
um sich in Busch und Wald herumzutreiben. Mit 18 und älter warf auch ein Jungrover den<br />
Blick auf das eine oder andere weibliche Wesen, trank ein Bier oder auch eins mehr, liebte<br />
Partys und lief nicht so gern auf eigenen Füßen, sondern träumte vom motorisierten Unterbau.<br />
Irgend jemand soll auf die Idee gekommen sein, dass ein Rover die Welt erkundet, d.h. auf<br />
Kundschaft geht. Irgendeine geistige Tätigkeit mit Herausforderung sollte es schon sein. Was<br />
jedoch eine Kundschaft war, das konnte ganz unterschiedlich interpretiert werden. Ein wieder<br />
gefundener alter Zettel vom 18.11.1963 verrät, dass am 19.11. um 20 Uhr ein Literaturabend<br />
bei Rolf Kappler in der Hohlbeinstr. 4 in Wolfenbüttel vorgesehen war. Welche Literatur damals<br />
im Mittelpunkt des Sofa- und Fußboden-Sit-ins war, konnte Jahre später niemand erinnern.<br />
So toll kann es ja nicht gewesen sein.<br />
Offenbar hatten Andreas Jensen und Detlev Michaelsen mal die Idee geäußert, doch ins Theater<br />
zu gehen. Der Zettel besagt, dass am 18.11. 1963 noch nicht bekannt war, ob sie sich den<br />
Theaterplan angesehen und ein Stück ausgesucht hatten. Da war der Zettel-Vorschlag, doch<br />
das Wochenende vom 30.11. auf den 1.12. im Harz in einer Köte zu verbringen, schon etwas<br />
konkreter. .<br />
Tatsächlich fand diese Fahrt auch statt, aber nicht mit dem ganzen Jungroverkreis. Nicht alle<br />
hatten den Top-Wunsch, bergauf, bergab durch den Harz zu latschen und dann am rauchigen<br />
Feuer zu sitzen und im Schlafsack zu schlafen. Irgendwo im finsteren Walde gab es diese<br />
Köte, leider ein ganzes Stück entfernt von Sankt Andreasberg. Es war wohl Hans Haubold,<br />
Spitzname Puler, gewesen, der in der Nähe noch ein schnelles Bier trinken wollte. Der Waldweg<br />
dorthin zum Bier war ja noch lustvoll, aber der Weg zurück war so fürchterlich mühselig.<br />
44
Der Zettel verrät auch, dass die Kommunikation damals nicht per Mail und Internet erfolgte,<br />
sondern per Post. Das weist darauf hin, dass die Treffen nicht regelmäßig stattfanden. Den<br />
Jungrovern lag nicht so sehr viel an Planung und Terminen. Deshalb war der Nachrichtenversand<br />
per Briefpost gelegentlich notwendig.<br />
Häufig trafen sich einige Jungrover auch ganz spontan, etwa um zu dritt oder viert eine Portion<br />
Fritten zu essen oder ein Bier zu trinken. Die Zahlenangaben sind wörtlich zu nehmen. An<br />
Geld mangelte es allen. Eine der Grundideen bestand darin, in eine Kneipe zu gehen, alle<br />
Münzen auf den Tisch zu werfen und zu sehen, was an Bier dabei heraus kam. Einige Münzen<br />
mussten übrig bleiben, damit Hans Haubold an einem Groschenautomaten vom Typ Rotamint<br />
mit drei drehenden Scheiben spielen konnte. Kamen die erste beiden Scheiben ohne Chance<br />
auf einen Gewinn zum Stillstand, konnte Hans mit seinem schnellen Auge und seinem schnellen<br />
Finger zumindest den Einsatz-Groschen wieder fixieren, so dass der Einsatz für das nächste<br />
Spiel „gerettet“ war. Bis Hans schließlich die nächste Runde Bier oder Fritten erspielt hatte,<br />
konnten ein, zwei Stunden vergehen.<br />
Jungrover: Fester Kern mit Peripherie<br />
Es war gar nichts so ganz klar, wer eigentlich alles zu den Jungrovern gehörte. Es gab einen<br />
relativ festen Kern: Jochen Sperber als den hauptsächlichen Organisator, der 1963 20 Jahre alt<br />
war. Dann gab es noch Hans „Puler“<br />
Haubold, Hans „Pinkepank“ Jahn, Peter<br />
0„Ali“ Kleffel, Andreas Jensen, Peter<br />
Besgen, Rolf Kappler, Detlev Michaelsen,<br />
Peter „Hasko“ Wolf. Offenbar gab<br />
es noch eine Hans-Jürgen Herzie oder so.<br />
Aber wer war das eigentlich? 1963 war er<br />
irgendwie dabei, aber dann verlieren sich<br />
seine Spuren.<br />
Peter „HaPe“ Gringel stieß auch gelegentlich<br />
dazu. Er wollte kein reguläres<br />
Mitglied sein, kein reguläres Treffen besuchen<br />
und überhaupt nichts Reguläres<br />
tun. Diese Einstellung ist ihm wohl bis heute geblieben, aber in seinem Leben hat sicher sehr<br />
viel regelmäßig machen müssen. Er besaß einen Motorroller, eine Maicoletta, 115 km/h<br />
schnell in der Spitze, und konnte gelegentlich den Rover-Bus oder das Auto seines Vaters<br />
benutzen. Er wohnte ebenso wie Jochen Sperber in demselben Haus in der Mühlenpfordtstraße.<br />
Gelegentlich war auch Doris Meyer dabei, die bei den Pfadfindern eine Gruppe Wölflinge<br />
leitete. Helmut Woehlbier, ein Freund und Schulkamerad von Jochen Sperber, tauchte immer<br />
dann auf, wenn für eine Riesenparty die Technik für die Musik installiert werden musste. Er<br />
besaß ein Tonbandgerät und eine mobile Lautsprecheranlage.<br />
Einige Jungrover gingen zum Gymnasium aber keineswegs alle, und nicht alle hatten es immer<br />
so ganz leicht. Die schulische oder berufliche Ausbildung spielte für den Zusammenhalt<br />
keine Rolle. Drei Personen seien hier aufgeführt:<br />
Andreas Jensen war 1956 im Alter von 12 Jahren als Auslandsdeutscher aus Polen gekommen<br />
und hatte anfangs erhebliche Anpassungsprobleme, wie man sich denken kann. Bei den Pfad-<br />
45
findern fühlte er sich schließlich sehr wohl und auch schulisch kam er gut voran und machte<br />
sein Abitur. Er studierte anschließend in Marburg/Lahn.<br />
Rolf Kappler war niemals zuvor Pfadfinder gewesen. Die Jungrover haben ihm wohl in einer<br />
Kneipe aufgegabelt und ihn sozusagen adoptiert. Er war Goldschmied, beheimatet in Pforzheim,<br />
arbeitete in Wolfenbüttel und war der Älteste überhaupt. Mit 23 Jahren erhielt er noch<br />
sein Pfadfinderhalstuch. Er heiratete sein „Bienchen“ in Wolfenbüttel und zog dann wieder<br />
nach Pforzheim.<br />
Peter „Ali“<br />
Kleffel wohnte im Norden Braunschweigs. Er absolvierte die<br />
Volksschule und begann eine Lehre als Autoelektriker. Nach dieser Lehre arbeitete er zwei<br />
oder sogar drei Jahren gleichzeitig, um sich einen Traum zu erfüllen: einen Porsche. Die anderen<br />
Jungrover haben diesen Wunsch nie ganz verstanden. Eines Tages kam er auf Idee,<br />
wieder zur Schule zu gehen. Er wohnte sehr beengt mit seinem Bruder in einem Zimmer. Er<br />
kaufte einen Schreibtisch für 20 DM. Die Betten der beiden Brüder wurden übereinander gestellt,<br />
so dass Platz für die Schreibtisch war. Jungrover und Freunde sollten ihm beibringen,<br />
was er sprachlich, mathematisch oder zeichnerisch so brauchte. Er ging in Braunschweig wieder<br />
zur Schule, jedoch zunächst ohne Erfolg. In Berlin lief es für ihn weit besser, nicht zuletzt,<br />
weil ihn ein weibliches Wesen unterstützte: seine Frau. Er wurde Ingenieur und hat heute eine<br />
Autowerkstatt in Berlin. Seinen Traum von einem Porsche hat er verwirklicht.<br />
Ali aus der Lincolnsiedlung<br />
Ich war vielleicht zehn Jahre alt, als ich zu den Pfadfindern kam. Ein gewisser Junge namens<br />
Erdmann keilte mich. Da begann meine Zeit im Trupp der Geusen , Truppführer war Helmut<br />
Hörnig, unser Heim hatten wir in dem ehemaligen Trafohäuschen in Veltenhof. Das Haus gibt<br />
es immer noch, das war ziemlich kalt, einen Ofen durften wir wohl nicht hineinbauen.<br />
Und dann, ja und dann. Es gab zwei Sippen, ein Sippenführer war Ole und ich war in dieser<br />
Sippe. Das muß Mitte der 50er Jahre gewesen sein.<br />
Großfahrt in der Rhön, in die Nähe des Dorfes Steinwand, Peter Kraftczyk hat sich den Arm<br />
gebrochen, so ist aus der Wanderung durch die Rhön nichts geworden, da mußten wir drei<br />
vier Wochen Lager machen. Ich erinnere mich an das Winterlager im Odertal in Harz. Drei<br />
oder vier Wochen hausten wir in einer Waldarbeiterköthe, jeden Morgen waschen war Pflicht,<br />
Zähneputzen mit der aus Holz selbstangefertigten Zahnbürste, Tag und Nacht brannte das<br />
Feuer, Nachtwanderung zum Wurmberg, nach St. Andreasberg zum Einkaufen – morgens<br />
losgehen und abends wiederkommen - und was man so im Winterlager machte. Holz holen,<br />
hacken usw. Ich stand das erste mal auf Skiern.<br />
Wie das bei Pfadfindern so ist, erst bekommt man etwas und muß dann später Verantwortung<br />
übernehmen. Ich gründete die Sippe Steinadler. Peter hatte die Sippe Roter Milan. Eine Großfahrt<br />
ging mit dem Fahrrad in Richtung Ost- und Nordsee. Wir kamen auch nach Kiel und<br />
durften und das Segelschulschiff die Georg Fock ansehen, die lag an der Tirpitzmole. Das war<br />
noch die Alte. Dann durften wir von der Bundesmarine eines der zwei U-Boote ansehen. Es<br />
gab zu der Zeit in ganz Deutschland nur zwei, Alliiertes Kontrollrecht. Anschließend wurden<br />
46
wir von einem Kapitänleutnant Ehrhardt auf sein Schnellboot eingeladen (Storch). Dabei aßen<br />
wir erstmals Labskaus, das kannten wir Landratten doch gar nicht. Und der Erdmann, der<br />
mich zu den Pfadfindern brachtet, mußte auf Anregung seines Truppführers Helmut eine<br />
Mutprobe machen. Er sollte vom Hochstand springen, bracht sich den Fuß und mußte auf<br />
Geheiß seiner Mutter sofort die Pfadfindern verlassen.<br />
Dann drehten die Rover eine Werbefilm für die Pfadfinder. Ich spielte als Filmschauspieler<br />
mit.<br />
Menne Beese war auch dabei. Wir sind Mütterlicherseits über die uralte Harzer Familie<br />
Kamphenkel verwandt. Menne hatte damals auch seine Sippe. Zum Winterlager bekamen wir<br />
eine Jagdhütte im Harz, Mennes und meine Sippe waren zusammen. Er reiste mit seiner Sippe<br />
zwei Tage eher ab, und wir mußten auch deren Dreck mit wegmachen. Das war alles andere<br />
als Pfadfinderkameradschaft. Danach kannte ich Beese nicht mehr. Die Holzdielen in der<br />
Jagdhütte, wollten gescheuert werden, das war eine Sauarbeit.<br />
Später gründeten wir Älteren den Jungroverkreis, wir fanden irgendwie zusammen. Da gehört<br />
Jochen Sperber dazu, Hape Gringel, Andreas Jensen, der Wohlbier gehörte auch dazu, war<br />
aber kein richtiger Pfadfinder. Ach, da gab es doch den Roverball im Schloß Salve Hospes.<br />
Wir mußten alle auch ein Mädchen mitbringen. Ich lernt darüber meine Margitta kennen, die<br />
ich später heiratete. Wir haben auf Holztafeln Intarsienarbeit angebracht, das war eine Arbeit,<br />
wo wir wochenlang dran arbeiteten. Mit der selbstgefertigten Einladung aus Holz ging ich zur<br />
Margitta, die Mutter ist „tot umgefallen“. Einladungen dieser Art kannte sie nicht, übrigens<br />
auch kein anderer.<br />
Die Freundschaften zu den alten Rovern wie Jochen Sperber, Hape, Wohlbier usw. bestehen<br />
bis heute. Zuletzt haben wir uns getroffen auf der Hochzeit vom Jochen in Hitzacker.<br />
Nachsatz: Mein Werdegang verlief doch ein wenig anders als zuvor aufgeschrieben. In<br />
Braunschweig besuchte ich die Technikerschule, die mußte ich abbrechen, da Vater Staat<br />
auch Ansprüche an mich stellte (Bundeswehr). Danach heirate ich die Margitta und wir gingen<br />
nach Berlin. In Berlin holte ich mein Fachabitur nach, studierte an der Technischen Fachhochschule<br />
mit Abschluß um dann an der Technischen Universität Maschinenbau zu studieren<br />
(Landverkerhsmittel). Der Abschluß an der TU fiel zusammen mit der ersten Ölkrise – keiner<br />
brauchte Ingenieure. Aus der Not eine Tugend machen hängte ich noch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
dran.<br />
Die Pfadfinder haben meine ganze Erziehung geprägt und ohne die zeitweise Hilfe einiger<br />
anderer Pfadfinder wie Ludi Schön, Helmut Wöhlbier, Jochen Sperber wäre mir der Einstieg<br />
in diese Weiterbildung gar nicht gelungen. Das war schon so. Und wenn ich heute eine eigene<br />
Firma in Berlin habe, dann hängt vieles auch damit zusammen.<br />
Kampf um einen Säbel<br />
Horst „Schniebel“ Stukenberg weiß es genauer, wo dieses Pfingstlager stattfand. Ich habe den<br />
Namen des Ortes nie im Gedächtnis behalten können. Irgendwo zwischen Braunschweig und<br />
Celle links(?) ab. Es war Pfingsten 1963, ein Lager im Wald. Etliche Rover waren avisiert;<br />
auch die Jungrover aus Braunschweig wollten sich sehen lassen und Eindruck machen: Peter<br />
47
Besgen, Hans-Jürgen Herzie, Peter Wolf, Delef Michaelsen, Hans Haubold, Jochen Sperber.<br />
Die Kosten betrugen 7 DM pro Person. Es sollte einen Wettkampf geben und ein Thing- oder<br />
Versammlungsplatz eingerichtet werden.<br />
Der Wettkampf war ein Zehnkampf - nicht so ganz das, was man sich darunter vorstellt. Ein<br />
Geländelauf gehörte dazu, das Werfen eines Baumstamm und manches andere mehr. Wir<br />
Jungrover drängelten uns keineswegs nach vorn, sondern sahen uns bei anderen zunächst die<br />
eine oder andere Disziplin genauer an. Die Beobachtungen wurden ausgewertet und in taktisches<br />
Verhalten umgesetzt.<br />
Beim Baumstammwerfen stellte sich etwa die Frage, ob der <strong>Stamm</strong> besser hochkant oder breit<br />
zu fassen und zu werfen sei. Hochkant schien die bessere Lösung zu sein, aber letztlich kam<br />
es auch hier auf die Flugkurve an. Eine weitere Disziplin bestand darin, lange Nägel in einen<br />
Balken mit möglichst wenigen Schlägen zu klopfen. Wer ungeübt war und es hochkant versuche,<br />
schlug häufig daneben. Also schlugen wir mit der Breitseite des Hammers auf die Nägel<br />
– mit sehr guten Erfolg. In Sachen Lautstärke waren die Jungrover besonders gut. Bedingung<br />
war, bis zu einer Linie vorzutreten und zu Brüllen. Die Lautstärke wurde gemessen. Um den<br />
Effekt zu verbessern, stellten sich die Jungrover nicht mit der Spitze des Schuhs an die Linie,<br />
sondern mit der Breitseite. So waren sie einige Zentimeter näher am Messgerät.<br />
Das taktisch kluge Verhalten führte zum Erfolg. Ich gewann, Hans Haubold wurde zweiter.<br />
Viel wichtiger als der Sieg waren jedoch einige Erkenntnisse. Es war wichtig, nicht sofort<br />
drauf los zu spurten, sondern vorweg Beobachtungen zu machen, diese auszuwerten und in<br />
taktisches Verhalten umzusetzen. Was wir hier lernten, habe wir später in ganz anderen Zusammenhängen<br />
unseres Lebens wieder abrufen können.<br />
Der Preis war nun nicht das Roverschwert von Niedersachsen, wie angekündigt, sondern ein<br />
sehr einfacher handgefertigter Säbel mit einem Holzgriff. Dieser Säbel existiert heute noch.<br />
Ich habe ihn viele Jahr als Schmuckstück am Kamin hängen gehabt. Aber jetzt wird es an der<br />
Zeit, dass eine neuer Preisträger diesen Säbel bekommt. Ich habe auch keinen Kamin mehr.<br />
Der <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> könnte sich überlegen, wie die Geschichte weiter gehen könnte.<br />
Horst „Schniebel“ Stukenberg soll auch eine Idee haben. Vielleicht verrät er sie.<br />
der jungroverkreis - Ein zeitgenössisches Dokument<br />
seit 11/2 Jahren besteht nun schon unser jungroverkreis und es ist an der zeit einen kleinen<br />
rückblick zu machen. - im herbst 61 trafen wir uns zum ersten male unter der obhut von jochen.<br />
wir waren damals sechs und alle mit dem, was uns in der sippe geboten wurde nicht<br />
mehr zufrieden. wir wollten etwas anderes, etwas mehr als nur fahrt und pfadfindertechnik.<br />
damals machten wir noch regelmäßige treffen. diese abende waren meistens abende mit problemen<br />
und diskussionen. aber schon damals zeigte sich, dass es nicht einfach war alle für das<br />
gleiche zu begeistern. die interessen waren zu verschieden. – wir dachten daran, innerhalb des<br />
roverkreises kleine interessengruppen zu bilden, die sich jeweils zu dritt oder viert treffen und<br />
den abend nach ihren interessen gestalten sollten. aber das ist uns nicht richtig gelungen.<br />
eine gemeinsame fahrt hatten wir schon lange vor. dass aus berlin hamburg wurde und sich<br />
die teilnehmerzahl auf die hälfte reduzierte, war nicht so wichtig. es wurde aber nicht das erwartete.<br />
wir hatten uns mehr zugemutet als wir schaffen konnten. jedenfalls kam jochen eines<br />
nachts auf den gedanken, den jungroverkreis aufzulösen, da er keinen weg mehr sah unsere<br />
verschiedenen interessen auf einen nenner zu bringen.<br />
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aber wie man sieht, sind wir nicht unterzukriegen. wir legt zwar eine größere pause ein, jedoch<br />
nur eine. danach trafen wir uns zwar nicht mehr regelmäßig, waren auch etwas weniger,<br />
aber wir halten untereinander auch weiterhin zusammen. – unsere abende wurden etwas freier;<br />
man fühlte sich nicht zu irgendetwas verpflichtet. nachdem die wichtigsten angelegenheiten<br />
besprochen waren, gingen wir meistens zum gemütliche teil, sprich: skat oder pokern,<br />
über.<br />
seit einigen wochen sind wir nun statt fünf wieder sieben. unser programm war die Vorbereitung<br />
zum roverball. wir setzten uns alle begeistert ein. so war es auch natürlich, dass innerhalb<br />
von fünf wochen mehr als zehn treffen stattfanden. es waren fast nur lage- und arbeitsbesprechungen,<br />
doch der gemütliche teil des abends wurde weiterhin beibehalten.<br />
sicher wird sich auch in Zukunft noch viel bei uns ändern, wir werden wieder hoch- aber auch<br />
tiefpunkte erleben. Aber ich möchte sagen: die, die wir jetzt schon so lange dabei sind, werden<br />
auch dabei bleiben.<br />
detlev michaelsen<br />
(Aus der Festschrift zum Roverball, 16. Februar 1963, Kleinschreibung im Original.)<br />
Erstes internationales Rover-Moot in Neheim-Hüsten 1961<br />
Bundesroverlager, Bund Deutscher Pfadfinder<br />
Persönlicher Bericht<br />
Ich war gelegentlich auch ganz gern allein unterwegs, meistens als Tramper. Meine Mutter<br />
fragte mich vor einer solchen Trampreise stets, wohin ich denn eigentlich wollte. „Weg“, war<br />
die Antwort, und sie ließ mich ziehen. Vor der Haustür entschied sich die Richtung. Links<br />
rum ging es zur Hamburger Straße und von dort in Richtung Ruhrgebiet. Rechts herum ging<br />
es – zunächst per Straßenbahn – zur Frankfurter Straße, von dort zur Autobahn hinter Salzgitter<br />
und weiter in den Süden zum Frankfurter Kreuz bis München oder Basel.<br />
Ostern 1961 war es etwas anders. In Neheim-Hüsten im Sauerland sollte eine großes Roverlager<br />
mit internationaler Beteiligung stattfinden. Ich hatte am 19. April meine Führerscheine<br />
gemacht, Klasse 3 für PKW und Klasse 1 für Motorräder. 230,- D-Mark hatte die Fahrausbildung<br />
mit Nebenkosten gekostet, die PKW-Stunde für 13 D-Mark für 60 Minuten und die Motorradstunde<br />
für 12 D-Mark. Damals war das sehr viel Geld. Nur einen Tag später wollte ich<br />
zu diesem Roverlager und borgte mir eine DKW 250 ccm. Mit dieser düste ich die Autobahn<br />
entlang, ohne einen Unfall zu haben.<br />
Das Lager war gewaltig, wohl 300 Teilnehmer. Rover aus dem ganzen Bundesgebiet waren<br />
angereist. Etliche Gruppen kamen aus dem Ausland. Selbst aus dem Kongo gab es eine Gruppe,<br />
die mit ihren Trommeln gekommen war und so rhythmisch spielte und ihre Lieder sang,<br />
dass im ganzen Lager kongolesisch gesungen wurde. Es gab nicht nur christliche Pfadfinder,<br />
sondern auch muslimische. Für sie musste darauf geachtet werden, dass kein Schweinefleisch<br />
in das Essen kam.<br />
Kernstück war eine Kundschaft. Das war damals wohl noch ein ziemlich neuer Gedanke. Die<br />
Verantwortlichen – wer auch immer das war - wollten wohl auch ausprobieren, was dabei<br />
herauskommen konnte. Erkundet werden sollten Unternehmen in Dortmund. Ich war in einer<br />
Vierergruppe, die den Stahlkonzern Hoesch genauer unter die Lupe nehmen sollte. Aber es<br />
war die Osterwoche und so viel ließ sich in Wirklichkeit nicht machen. Wir hatten außerdem<br />
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nur zwei Tage Zeit. So kamen wir immerhin auf die Idee, uns telefonisch mit Hoesch vertraut<br />
zu machen. Es gelang uns, den Vorsitzenden des Betriebsrat und ein Mitglied des Unternehmensvorstands<br />
telefonisch zu erreichen. Was wir für Fragen stellten, ist mir heute nicht mehr<br />
erinnerlich. Heraus kam unter anderem, dass die Hoesch AG 44 % an der Westfalenhalle<br />
hielt, in der damals große Veranstaltungen, etwa Handball, durchgeführt wurden. Ich kann<br />
mich aber immer noch daran erinnern, dass uns die „hohen Tiere“ sehr bereitwillig Auskunft<br />
gaben. Ohne ihre Antworten hätten wir den Bericht nicht schreiben können. Was allerdings<br />
aus diesem Bericht und denen der anderen Gruppen geworden ist, blieb schon damals unklar.<br />
Den Abschluss des Lagers bildete ein Fest mit großem Lagerfeuer, Gesang mit mancherlei<br />
Aufführungen. An einem Spieß wurde ein Schwein gebraten, an einem anderen ein Hammel.<br />
Zur Freude fast aller wurde ein Fass mit 300 Litern Rotwein herangerollt. Im Ermangelung<br />
von Gläsern wurde der Rotwein aus dem Kochgeschirr getrunken. Aus einem völlig unklaren<br />
Grund kam ich zusammen mit einigen anderen auf die Idee, den Lagerturm zu besteigen, um<br />
aus etwa 10 Metern Höhe die beste Aussicht auf die Vorführungen zu haben. Wie wir auf<br />
diesen Turm unversehrt in der Dunkelheit gelangt waren, konnten wir uns später selbst nicht<br />
erklärten. Die Stockstufen führten diagonal auf den Stützstämmen lang und waren so wacklig,<br />
dass wir sie bei Helligkeit und Nüchternheit nicht zu betreten wagten.<br />
Jochen<br />
Hamburg – Ostern 1962<br />
Mit Hamburg wird sich wohl für jeden ein bestimmtes Bild verbinden: die Reeperbahn. Nun,<br />
wir gingen nicht gerade auf die Reeperbahn, nicht danach stand uns der Sinn, nein, aber es<br />
wäre nahezu sträflich zu nennen, wenn wir nicht ein für die Hamburger Jugend typisches Lokal<br />
aufgesucht hätten. Bekannte hatten uns den Klub O.K. empfohlen und so taten wir diesem<br />
die Ehre unseres Besuches an.<br />
Klub O.K. – schreiend grelle Leuchtreklame, flackerndes An und Aus der Neonröhren, so bot<br />
er sich von außen. Zur Kasse! Eine D.M. steckte ein sympathisches junges Mädchen von jedem<br />
von uns ein. Wehmütig lauschten wir dem Klang der in einer Zigarrenkiste verschwindenden<br />
Geldstücke. Entsprach der gebotene Gegenwert an Vergnügen unseren Erwartungen?<br />
Weiter tasteten wir uns einen Gang entlang; nur zwei farbig fluoreszierende Stufen durchbrachen<br />
das Dunkel.. – Schon hier schlug uns heiße Musik entgegen. Noch einige Schritte und<br />
wir traten aus dem schützenden Dunkel des Ganges hinein in den Brennpunkt eines Orkans.<br />
Vereinzelte Töne tobten durch den Raum, Hot-Passagen brachen über uns zusammen, Tänzer<br />
rankten sich an einer Tonleiter des Pianisten empor, dann wurden wir von dem alles vernichtenden<br />
Solo des Schlagzeugers erschlagen.<br />
Nach gut einer viertel Stunde – wir hatten uns allmählich von dem ersten Knock Out erholt<br />
und uns langsam akklimatisiert – waren wir wieder aufnahmebereit. Wir blickten uns um und<br />
fanden uns wieder in einem riesigen Raum mit etwa kubischen Ausmaßen. Inzwischen saßen<br />
wir an einem Tisch bei Bier. Gläser nur auf Bestellung. – Das eine Viertel des Raums füllte<br />
der Ursprung des Lärmes, eine Vier-Mann-Band mit enormer Verstärkeranlage. Zwei Viertel<br />
Tanzfläche, Rest, etwas erhöht, Sitzplätze und Bar.<br />
Stakkato<br />
Superblond, engen Pullover, hautenge Hosen, alles dunkel, klein – wie am Tage der ersten<br />
Einschulung, jedoch graziös und beweglich, und einen Twist produzierend, dass man hier<br />
selbst diese Tanzart als schön ansprechen konnte. Vollendete Bewegung, rhythmisch, ineinander<br />
überfließend auf unbegreifliche Arte vereinigt.<br />
50
Groß, grobschlächtig und einen Twist herunterhackend, dass man sich schüttelt, ein Seemann,<br />
der in seinem Schlips und Anzug eine recht komische Figur machten. – Kuh im Neligé.-<br />
Aber auch andere Typen waren anzutreffen. Natürlich auch H2O2 beeinflußt, dazu aber etwas<br />
gemäßigter Pullover und Rock. Gesichtsausdruck: leer.<br />
Brille, kurzer Haarschnitt, teilweise Bart, Rollkragenpulli, enge Hosen, jedoch intelligenter<br />
Gesichtsausdruck, durchaus sympathisches Benehmen, so trat das Gros der Jungen auf. –<br />
Zwei Seeleute spannen Seemannsgarn (Verständigung nur mittels Zeichensprache oder Zuruf<br />
möglich), Gruppen standen gelangweilt herum, Mädchen warteten auf passende Tänzer, ab<br />
und zu Körbe verteilend. –<br />
Das Ganze lebte nur von dem Eindruck des Augenblicks. Subtrahiert man die Musik, blieb<br />
gähnende Leere. Aus – ich hoffe, dass es nur Freizeit ist – Vergessen – Traum – Nichts – -<br />
H.P.<br />
51
Louis, der Letzte<br />
Daß er Louis hieß, hat er mir erst später erzählt. Er fiel mir auf, als er, genau wie ich auf der<br />
Landungsbrücke von Finkenwerder auf und ab ging. Wartete er vielleicht auch? Ich selbst<br />
stand mir die Beine in den Bauch nach Ali und Jochen, die ich – wie verabredet – in Finkenwerder<br />
treffen sollte. Jedoch, Organisation ist alles, und deshalb traf ich sie auch nicht.<br />
Gelangweilt ging er auf und ab, zündete sich eine Zigarette nach der anderen an, schnippte sie<br />
aber schon nach wenigen Zügen in hohem Bogen ins Wasser. Durch die gelbe Gesichtsfarbe<br />
und die dunklen Augen machte er einen fremdländischen Eindruck. Seine schwarzen Haare<br />
wuchsen kreuz und quer durcheinander und hatten sicher schon lange keine Schere mehr verspürt,<br />
dafür aber um so mehr Fett. Sein Jacket war nicht mehr das Neueste, und sein Hemd<br />
bestimmt nicht mit Suwa gewaschen. Ob die Hose jemals eine Bügelfalte gesehen hatte,<br />
konnte ich nicht feststellen.<br />
Nach einer Weile wurde ihm die Warterei wohl zu dumm, denn immer auffälliger wanderte er<br />
vor mir herum. Als er wieder einmal an mir vorüberging, sprach er mich an. Während des<br />
Gesprächs stellte sich heraus, dass er Bayer war. Wahrscheinlich froh, eine unerfahrene Landratte<br />
gefunden zu haben, band er mit allerhand Seemannslatein auf. Von Beruf aus war er<br />
nämlich Seemann, sprich Decksjunge auf einem Kümo. Langsam wurde uns beiden die<br />
Steherei zu bunt und gemeinsam fuhren wir nach Hamburg. Dort spielte er den großzügigen<br />
Seemann und bemerkte immer nur: „Laß deine Dollars stecken.“<br />
Da er darauf brannte, mir sein Schiff zu zeigen, fuhr ich mit ihm bis an das Ende der Welt, um<br />
den Pott zu besichtigen. An Bord aßen wir erst einmal so ordentlich, dass ich anschließend zu<br />
spät die Jugendherberge erreichte. So mußte ich auf dem Pott schlafen und ... verschlafen. So<br />
traf ich Jochen und Ali erst nach anderthalb Tagen wieder und erfuhr, dass sie schon fast den<br />
gesamten Polizeiapparat nach mir in Bewegung gesetzt hatten.<br />
Detlev<br />
Der Roverbus<br />
Unterbau aus dem Jahre 1952, Karosse von etwas später, Motor von einem anderen Modell,<br />
Rost von 52 bis jetzt, Farbe von mehreren Anstrichen, Beulen von diversen Unfällen und die<br />
Sorge und Mühe eines Dutzend Rover zieren den Roverbus.<br />
Es ist schon mehr als ein Jahr her, (seit dieser Zeit hat sich viel geändert; der Motor ist neuerdings<br />
vollkommen im Eimer), dass H.P. sich bereit erklärte, mit dem nichtsynchronisierten<br />
Rover-VW-Bus einige Typen zu transportieren. Der Wagen stand vor der Tür. Sein etwas<br />
zerknittertes Aussehen machte auf mich schon den besten Eindruck. H.P. öffnete die hintere<br />
Tür auf der rechten Seite, griff nach der vorderen Tür (von innen, versteht sich), öffnete sie,<br />
schloß die hintere Tür, stieg vorne ein, rutschte durch auf den Fahrersitz (Die Fahrertür war<br />
mit Bindfaden zugebunden. Deshalb!) und fuhr los, im dritten Gang natürlich, da der erste<br />
und zweite nicht einsatzfähig waren.<br />
Auf ging’s zur Tankstelle. Wie sich herausstellte, war es unbedingt notwendig, obwohl sich<br />
herausstellte, daß der Tank fast voll war, denn Tachonadel und Kilometeranzeiger hatten ihren<br />
Geist aufgegeben, und wie soll man das feststellen wie viel der Roll’s Royce an Sprit verbraucht.<br />
Jedoch, vor der Fahrt voll tanken und nach der Fahrt voll tanken. Die Differenz ---<br />
aha! Das ist der Gedanke. –<br />
52
Nun, an der Tankstelle war es etwas abschüssig und der MG rollte leicht nach vorne. Ich zog<br />
die Handbremse, d.h. ich wollte sie ziehen, denn sie war schon gezogen. Der reingeschmissene<br />
Gang brachte das Oldsmobile glücklich zum Stehen.<br />
Auf ging’s, mit Vollgas. Wenn der Ofen erst einmal richtig fuhr, zeigte er, was in ihm an Roste<br />
drinsteckte. Nur eines wunderte mich. Warum klopfte H.P. nach jeder Linkskurve so kräftig<br />
an die Wagenwand. Schließlich kam ich dahinter. Der Winker bekam jedes Mal eine Aufmunterung<br />
zum Rückzug. Ich hoffte, nun alle Stärken des Jets kennen gelernt zu haben, denn<br />
während der Fahrt zeigte sich nichts Überraschendes mehr. Einmal lachte ich jedoch noch auf<br />
als H.P. sich nämlich niederbeugte und mit der Hand das Gas wegnahm.<br />
Über die beschriebenen Kinderkrankheiten ist der Roverbus jedoch längst heraus. Er hat heute<br />
andere.<br />
(Jochen)<br />
(Aus der namenlosen Zeitung des Jungrover-Kreises, 16 Seiten stark. Die Auflage betrug 40<br />
Stück. Die Bögen wurden einzeln von Matrizen abgezogen, auf DIN-A-5 geschnitten und mit<br />
drei Heftklammern zusammengehalten.)<br />
Der Krise das Jungroverkreises<br />
Im Herbst 1961 trafen wir uns zum ersten Mal unter der Obhut von Jochen. Wir waren damals<br />
sechs und alle mit dem, was uns in der Sippe geboten wurde, nicht mehr zufrieden. Wir wollten<br />
etwas anderes als nur Fahrt und Pfadfindertechnik.<br />
Damals machten wir noch regelmäßige Treffen. Diese Abende waren meistens ernste Abende<br />
mit Problemen und Diskussionen. Aber schon damals zeigte sich, dass es nicht einfach war,<br />
alle für das Gleiche zu begeistern. Die Interessen waren zu verschieden. ...<br />
Eine gemeinsame Fahrt hatten wir schon lange vor. Dass aus Berlin Hamburg (Ostern 1962)<br />
wurde und sich die Teilnehmerzahl auf die Hälfte reduzierte, war nicht so wichtig. Es wurde<br />
aber nicht das Erwartete. Wir hatten uns mehr zugemutet als wir schaffen konnten. Jedenfalls<br />
kam Jochen eines Nachts auf den Gedanken, den Jungroverkreis aufzulösen, da er keinen<br />
Weg mehr sah unsere verschiedenen Interessen auf einen Nenner zu bringen. Aber wie man<br />
sieht, sind wir nicht unterzukriegen. (Detlev Michaelsen, Februar 1963)<br />
Als wir, d.h. alle Jungrover, eines Nachts auf dem Wege zu unseren Kojen waren, teilte uns<br />
Jochen mit, dass er den Jungroverkreis aufgeben wolle.<br />
Eine kurze Zeit gingen wir schweigend nebeneinander. Ich weiß nicht, was sich in jedem von<br />
uns während dieser Zeit abspielte und welche Gedanken ihn hegten. Für die einen kam dies<br />
ziemlich überraschend, und die anderen dachten sofort an die Hamburgfahrt und die Schwierigkeiten,<br />
sie überhaupt starten zu lassen. Schwierigkeiten insofern, da der sonst so optimistische<br />
Jochen bei manchen Eltern auf äußerst harten Widerstand geraten ist. ...<br />
Die dann folgende Debatte zielte darauf hinaus, dass wir alle doch nicht so einfach auseinander<br />
gehen sollten, weil dadurch ein Bestehen der geschlossenen Freundschaften vereitelt würde.<br />
Wir sollten vielmehr einen Weg finden, der uns auf längere oder kürzere Sicht wieder zusammenführen<br />
würde. ...<br />
53
Ich glaube, eine echte Freundschaft und mehr, eine Gemeinschaft, wird sich durch derartige<br />
Geschehnisse nicht zersprengen lassen, sondern sie wird dadurch noch mehr gefestigt.<br />
(Hans „Puler“ Haubold, Juni 1962)<br />
Wir legten zwar eine größere Pause ein, jedoch nur eine. Danach trafen wir uns zwar nicht<br />
mehr regelmäßig, waren auch etwas weniger, aber wir halten untereinander auch weiterhin<br />
zusammen. – Unsere Abende wurden etwas freier; man fühlte sich nicht zu irgendetwas verpflichtet.<br />
Nachdem die wichtigsten Angelegenheiten besprochen waren, gingen wir meistens<br />
zum gemütlichen Teil über: sprich: Skat spielen order pokern.<br />
Natürlich kann ein Jungroverkreis nicht nur vom Skatspielen existieren, aber so ist es ja bei<br />
uns wieder nicht. Wir haben unser gemeinsames Programm wie gemeinsame Fahrten, Theater,<br />
Kino, Photographie, Zeitungsdruck. ... (Detlev Michaelsen, Februar 1963)<br />
Einladung zum Roverball<br />
In die Disco ging damals niemand. Eine Disco gab es nämlich nicht. Anfang der 60er Jahre<br />
konnte man am Sonntagnachmittag zum Tanztee einer Tanzschule gehen, eine Klassenféte in<br />
der Schule oder einem Lokal organisieren oder einen „Hausball“ veranstalten. Eine solcher<br />
„Hausball“ fand gewöhnlich im Keller eines Privathauses statt. Die Musik war heiß bis kuschelig,<br />
die körperliche Nähe eng bis küss mich. Es wurde auch Alkohol getrunken, gewöhnlich<br />
Bier, aber Komasaufen war nicht angesagt.<br />
Auch bei H.P.Gringel und bei mir, Jochen Sperber, fanden mitunter solche Hausféten statt.<br />
Gewöhnlich war es ein überschaubarer Kreis von Eingeladenen. Fremde waren nicht zugelassen.<br />
Der erlesene Kreis der Gäste erhielt eine Einladung. Es sollte nicht irgendein Wisch Papier<br />
sein, sondern etwas Stilvolles, vielleicht sogar Ungewöhnliches. Vor allem weibliche<br />
Wesen sollten beeindruckt werden. Da gab schon mal eine Einladung in der Aufmachung<br />
einer Cocktail-Karte (und später auf der Féte Cocktails), oder ein täuschend echtes Telegramm.<br />
H.P. Gringel kam eines Tages sogar auf die Idee, Einladungen in Messing zu hauen.<br />
Als der Jungroverkreis auf die Idee kam, einen Roverball zu veranstalten, ging es auch hier<br />
darum, den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Schließlich sollte der Ball kein Flop werden.<br />
Die selbstgesteckten Ansprüche waren hoch. Die Gäste sollten im Anzug und Schlips<br />
bzw. im Ballkleid erscheinen. Als Örtlichkeit wurde ein Seitengebäude des historischen Gebäudes<br />
Salve Hospes mit Hilfe der Volkshochschule aufgetan. Zum Ball gab es eine Zeitung,<br />
die von Peter Besgen „schwarz“ bei seinem Arbeitgeber im exklusiven Rotaprint-Verfahren<br />
gedruckt wurde. (Kopierer gab es damals noch nicht.) Die Überstunden ließ er sich bezahlen.<br />
Für den Ball wurde das Motto „kriese der kunnst“ gewählt. Es gab Gedichte und eine Gemäldeproduktion<br />
mit einer großen Farbschmiererei. Helmut Woehlbier, kein Jungrover, aber gelegentlich<br />
assoziiert, sorgte mit Supertechnik und Musik für die Stimmung.<br />
54
Eine besondere Einladung<br />
sollte es werden. Und sie<br />
wurde es auch. Sie bestand<br />
aus zwei hölzernen Tafeln,<br />
die rechteckig und ein wenig<br />
größer und länger als<br />
eine Handfläche waren. Die<br />
Tafeln wurden mit einem<br />
Scharnier zusammen gehalten,<br />
so dass man sie auf- und<br />
zuklappen konnte. Die<br />
Decktafel jeder Einladung<br />
war eine speziell angefertigte<br />
Intarsia-Arbeit, jede Einladung<br />
mit einem anderen<br />
Motiv. Im Innenteil gab es<br />
den geschriebenen Einladungstext,<br />
hinterlegt mit<br />
farbigem Photokarton. Mit den Einlegearbeiten, der Lackierung, dem Text etc. dauerte die<br />
Anfertigung einer Einladung mindestens zwei Stunden.<br />
Insgesamt wurden 25 Einladungen hergestellt und persönlich zugestellt. Viele Rover lasen die<br />
Einladung und wollten nach dem Lesen die Tafeln wieder zurück geben. Sie glaubten nicht,<br />
dass sie diese behalten könnten. Vergleichbares hatten sie zuvor nicht in den Händen gehabt.<br />
Einige dieser Einladungen existieren noch heute. So hat etwa Schniebel seine noch. Der Ball<br />
und die Einladungen erwiesen sich für das Image des Jungroverkreises als sehr wirksam. Er<br />
wurde plötzlich in Roverkreisen sehr bekannt und beinahe eine Legende.<br />
55
(Mitglieder des Jungroverkreises im Februar 1963: Hans „Puler“ Haubold, Detlev Michaelsen,<br />
Peter „Ali“ Kleffel, Andreas Jensen, Rolf Kappler, Peter Besgen, Peter „Hasko“ Wolf,<br />
Jochen Sperber)<br />
Nachschlag oder Dateiprobleme<br />
Absender: "Jochen Sperber" <br />
Empfänger: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
Datum: 25. Jul 2007 18:04<br />
Betreff: Dateiprobleme<br />
Lieber Schniebel,<br />
es sind wohl nicht alle Dateien richtig gesendet<br />
worden. Hier kommt noch eine. Die drei auf der<br />
Bank sind von links Peter Besgen, Pinkepank und<br />
ich. Die Datei mit dem Motorroller zeigt Puler. Von<br />
Puler gibt es noch ein 2. Foto. Das Auto, ein Ford<br />
12M wurde von Hape, Puler, Peter Hasko Wolf und<br />
mir für 250 Mark gekauft, in monatelanger Arbeit<br />
wieder auf neu getrimmt. Wir sind damit im Sommer<br />
1963 nach Spanien gefahren. Hape müsste von<br />
dieser Fahrt weitere Fotos haben.<br />
Viele Grüße, Jochen<br />
56
Klaus Schumacher – <strong>Stamm</strong>esleiter (1957 – 1960) - „<strong>Stamm</strong> der Greifen“, Wolfenbüttel<br />
– schreibt:<br />
Liebe Marlis (die ich einfach mal so persönlich anreden<br />
darf),lieber Schniebel,<br />
ja hat denn das Jahr für Euch mehr als 365 Tage, wie für uns<br />
normal Sterbliche? Eben habe ich Euren Jahrsbrief empfangen<br />
und gleich gelesen. Herzlichen Dank dafür! Da stimmt der Satz:<br />
Die Welt - ein Dorf für Euch hyper-aktive Weltenbummler!<br />
Und wie hängt doch vieles damit zusammen, dass Dir irgendwann<br />
mal die Eingebung kam, Pfadfinder zu werden. Dass dann Ehefrau<br />
und wohl auch die Kinder, sich Deiner Passion anpassten, ließen<br />
es zu, dass Du der Pfadfinderei ein Leben lang die Treue<br />
halten konntest. Auch Deine - wie auch meine - Berufsentscheidung<br />
waren dadurch vorgegeben.<br />
Bei mir gab es pfadfindermäßig einige Brüche und Abstinenzen.<br />
Aber nun freue ich mich über die Kontakte mit Freunden von damals,<br />
zu denen ja nun auch wieder Ihr und Volkhard zählt. Dafür<br />
nutze ich vornehmlich dieses Medium.<br />
In Sichtweise von meinem Arbeitsplatz, an dem ich diese Zeilen<br />
schreibe, stehen im Regal<br />
22 Ordner - mehr oder weniger gefüllt - mit Dokumenten über<br />
den Greifenstamm der Jahre 1945 bis Anfang der 70er Jahre. Immer<br />
mal wieder flattert mir von irgendwo her ein Mosaiksteinchen<br />
zu. Beim Einsortieren schweifen dann die Gedanken in die<br />
Vergangenheit, natürlich auch zu denen, die nicht mehr sind.<br />
Natürlich gibt es für mich noch Aktivitäten abseits von der<br />
Pfadfinderei, aber für unseren Kontakt bildet sie nun mal die<br />
Grundlage und wird immer wieder breiten Raum einnehmen.<br />
Ich hatte gerade wieder ein vorweihnachtliches Treffen mit 11<br />
alten Greifen aus WF. Wir trafen uns sehr stimmungsvoll bei<br />
meinem Wölfling Immo Grisebach im Sternhaus am Kamin. Immo ist<br />
der Besitzer und hat es ja mit viel Liebe und in Eigenarbeit<br />
restauriert. Leider hat Volkhard auf meine Einladung gar nicht<br />
reagiert. Vielleicht sonnt er sich ja gerade wieder mal bei<br />
einem Scheich!? Seine Frau hat leider auch immer wieder gesundheitliche<br />
Probleme, ist aber eine bewundernswert starke<br />
Frau.<br />
Wir feiern traditionsgemäß am Heiligen Abend mit unseren Kindern<br />
und einer 5,2 Kilo-Gans, die mir hoffentlich wieder gelingen<br />
wird.<br />
Euch wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und Gesundheit für<br />
2006 und darüber hinaus - möge uns auch weiterhin ein guter<br />
Pfad leiten!<br />
Herzliche Grüße -<br />
Euer Klaus<br />
Klaus Schumacher<br />
Leopoldstraße 6<br />
38302 Wolfenbüttel<br />
57
Befreundete Stämme:<br />
„<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>“ (Braunschweig) und „<strong>Stamm</strong> der Greifen“ (Wolfenbüttel)<br />
Als Schniebel mich vor ein paar Tagen bat, diese Dokumentensammlung zu „lektorieren“,<br />
war ich zunächst zwar geehrt, aber doch auch erstaunt: Was verbindet mich mit den<br />
<strong>Voortrekker</strong>n?<br />
Doch beim Stöbern in den Dokumenten kamen mir Namen und gemeinsame Unternehmungen<br />
schemenhaft in Erinnerung, die uns verbinden, bei denen wir uns begegneten und die auch in<br />
der von mir erstellten Dokumentation zur Geschichte des „Greifen“-<strong>Stamm</strong>es genannt werden.<br />
Da sind vor allem zu nennen die jährlichen Gau- und Landesmarklager (Lml.) zu Pfingsten:<br />
Lml. Morlberg im Harz (1948, noch als „Bund Freier Pfadfinder Deutschlands“), Einweihungsfeier<br />
„Kreuz des Deutschen Ostens“ im Harz (1949), Winterlager der Landesmark in der<br />
JH Goslar (Ltg. H. Stettner 1950), Bezirkstreffen im<br />
Fischbachtal/Harz (1950), Bezirksjugendtag in Braunschweig (1951), Lml. Hameln (1951),<br />
Lml. Bad Gandersheim (1952), Si.-Fü. Lehrgang in Bündheim (Ostern 1953),<br />
Lml. Winzenburg (1953), Wölflingsleiterlehrgang in Bündheim (1954), Wölflingslager in<br />
Springe/Deister (1955), Pfadfindertag in Wolfenbüttel (200 Teilnehmer aus dem Gau Braunschweig),<br />
Lml. Walsrode (1955), Landesthing in Soltau (1956), Gaulager in Clausthal-<br />
Zellerfeld (1957), Gaulager(?) Bodensteiner Klippen (1959)<br />
Walter Gatermann schrieb ein Weihnachtsstück, das 1951(?) auch von den <strong>Voortrekker</strong>n in<br />
ihrem Heim (Baracke?) vor Eltern und Gästen aufgeführt wurde.<br />
Zur Erinnerung nenne ich die Namen der „Greifen“-<strong>Stamm</strong>esführer:<br />
Arthur Gutsmann (1946 – 1948), Günther Henke (1949), Jost Heiman-Trosien (1950 – 1951),<br />
Walter Gatermann (1951 – 1952), Friedrich Geisler-Knickmann (1952 – 1953),<br />
Wofgang Wesche (1953 – 1957), Klaus Schumacher (1957 – 1960),<br />
Hasso Lies (1960 – 1961),<br />
1962 – 1974 (vermutl. Auflösung des <strong>Stamm</strong>es): Hans-Joachim Schulz, Albrecht Dünsch,<br />
Thomas Siegner, Ulrich Franz, Stefan Siegner<br />
Nicht zuletzt sei auch Volkhard Beins genannt, der ja ein „altes“ Greifen-Gewächs ist.<br />
Die Dokumente wurden in Inhalt, Form und Stil nicht verändert. Nur auffällige Fehler wurden<br />
korrigiert. Die „Neue Deutsche Rechtschreibung“ fand nicht in jedem Dokument Anwendung.<br />
Verbliebene Fehler möge man verzeihen!<br />
(Klaus Schumacher)<br />
58
Stummel – Er war der Letzte,<br />
dem ich die Pfadfinderprüfung und das Versprechen abnahm<br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
Absender: "Burger-Scheidlin, Helmut" <br />
Empfänger: <br />
Betreff: Antwort auf Deinen Brief vom 9.2.06<br />
Hallo Schniebel, hallo Marlis,<br />
aufgrund der schnellen Reaktionszeit von mir, siehst Du, dass ich wenig Zeit für Briefe<br />
bzw. Post habe. Aber mal eine E-Mail schreiben (auch wenn es im Büro ist) geht<br />
immer.<br />
Im Moment schreibe ich von meiner dienstlichen Adresse. Meine private steht unten.<br />
Der Brief war sehr interessant. Mein Bruder Gerhard war (mit seiner Frau, die er dort<br />
kennen gelernt hat) auch bei den <strong>Voortrekker</strong>n. (Mäuschen, Gerhard ist Ende 2006<br />
plötzlich verstorben). Ich hatte mir vorgestellt ein Mal (wann auch immer) meine alten<br />
Kalender aufzuarbeiten und dann auf den Brief zu antworten. Aber, ich glaube, das<br />
wird nichts.<br />
Ich habe dienstlich eine Menge zu tun, wobei sich die Aufgaben immer ein bisschen<br />
wandeln. Privat geht es gut. Meine Buben haben noch 1 bzw. 2 Jahre bis zum Abitur.<br />
Im Moment sind Lilo und ich durch das Singen sehr engagiert. Beide sind wir in einem<br />
Gospelchor, wo jetzt fast jedes Wochenende das Singen bei einer Hochzeit ansteht.<br />
Lilo ist noch im Kirchenchor. Dort läuft gerade ein Projekt in den letzten Zügen,<br />
wo ich auch als Gastsänger dabei bin. Wir singen am Samstag (das letzte Mal) von<br />
Händel die "Schöpfung". Dieses Projekt ging auch über fast 1 1/2 Jahre.<br />
Der Besitz in Österreich ruft auch immer, sodass wir in 14 Tagen wieder hinfahren<br />
(für eine Woche) und Anfang August für 3 Wochen.<br />
In der Zwischenzeit versuche ich meine Hobbies noch unterzubringen: Familien-<br />
(Ahnen-) Forschung und der Versuch alte Langspielplatten auf CD zu wandeln. Also<br />
im Moment ein bewegtes, fast unruhiges Leben. Aber ich hoffe ab Pfingsten wieder<br />
Ruhe hineinzubringen.<br />
Grüße bitte alle<br />
Dein / Euer<br />
Helmut<br />
___________________________________________<br />
Helmut Burger-Scheidlin<br />
Großsachsener Straße 16<br />
D-68642 Heddesheim<br />
Phone +49 6203 40 62 90<br />
Fax +49 6227 73 199 1931<br />
Mobile +49 171 30 80 783<br />
e-mail:helmut@burger-scheidlin.com<br />
INTERNET <br />
___________________________________________<br />
Absender: "Helmut Burger-Scheidlin" <br />
Empfänger: "'Dr. Horst F. W. Stukenberg'" <br />
Datum: 25. Mär 2007 20:56<br />
59
Betreff: AW: <strong>Stamm</strong>esabzeichen (fwd)<br />
Hallo Schniebel,<br />
Ich habe jetzt den ersten Teil meiner<br />
<strong>Voortrekker</strong>-Forschung hinter mir und folgende<br />
(sinnvolle) Bilder gefunden. Dokumentation<br />
dazu: 1963_Osterfahrt_Stüde: Wir hatten<br />
in Stüde (Lündeburger Heide) einen festen<br />
Lagerplatz. 1963_Osterfahrt_Stüde_Nani-<br />
Ente-Mücke-Dur-Tutu: Beginn dieser Fahrt<br />
1963 im April war der Flughafen Braunschweig<br />
1965_Ommen_Stummel-Andreas<br />
Scholz (Scholle) -Rest unbek: erste Fahrt nach<br />
Ommen (Holland) zu einem internationalen<br />
Pfadfindertreffen. Dort sind wir auch aufgetreten.<br />
Ich weiß nicht ob Andreas Scholz den<br />
Spitznamen "Scholle" hatte oder ob es da einen<br />
Bruder gab. Vermutlich ist Ludi der Gitarrenspieler.<br />
Von den anderen weiß ich den<br />
Namen nicht mehr.<br />
1963 Osterfahrt Stüde Nani/Ente/Mücke/Dur-Tutu<br />
1969_Ommenfahrt_unbek-Mäuschen-Stummel-Conni-unbek-Andreas Scholz<br />
Wir drei Hermann Conradt, Klaus ? Und<br />
ich fuhren im Sommer 1967 oder 1968<br />
für drei Wochen durch Südfrankreich.<br />
1969 fuhren wir zu letzten (von 3 Fahrten)<br />
nach Ommen. Bei der Abfahrt an<br />
der Paulikirche waren es: (von links nach<br />
rechts ein unbekannter Name, war aber<br />
vorher Wölfling, mein Bruder Mäuschen<br />
(Gerhard), ich, ein unbekannter Name (in<br />
Zivil), Conni, ein unbekannter Name und<br />
Andreas Scholz (Scholle?).<br />
Allgemein: Ich war in der Sippe Iltis und<br />
dort auch Sippenführer. Wir hatten unser<br />
Sippenheim in der Gliesmaroder Str. Ich<br />
habe noch Kontakt mit Conni. Adresse:<br />
Hermann Conradt, Brandenburgerstr.<br />
11A 38110 Braunschweig, hermann.conradt@t-online.de,<br />
05307/2291.<br />
Im nächsten Schub werde ich meine übrig gebliebenen Kalender durchwühlen und den Rest<br />
davon wegwerfen.<br />
Gruß auch an Marlies<br />
Euer Stummel<br />
1967 o 1968_Südfrankreich_Conni-Klaus-Stummel<br />
60
1965 Ommen – Stummel/Andreas Scholz (Scholle)/Rest unbekannt<br />
1967 o 1968 Südfrankreich – Conni/Klaus/Stummel<br />
61
Ebbi (Eberhard Volk) – Ein Anruf<br />
Grüß Dich – der Hasso stolperte beim <strong>Stamm</strong>eslager immer über die Kochgeschirre – Fuad<br />
und Renate kauften bei uns jahrelang Pflanzen – haben mich auch eingeladen in ihr Haus in<br />
Querum – zu meiner Zeit gab es drei Trupps – wir haben gegeneinander in der Stadt gekämpft<br />
einmal verkleideten wir uns alle in Veltenhof – da war auch der Helmut, ein toller Typ – vielleicht<br />
finde ich mehr Zeit .....<br />
Helmut Hörnig – Ein erstes Telefongespräch nach langer Zeit<br />
In den letzten Tagen fragten vermehrt wieder einige der alten Säcke nach Helmut. Als nach<br />
unserer Großfahrt durch Jugoslawien 1955 Karl Heinz nach Kanada auswanderte, sagte er:<br />
„Schniebel, kümmere dich um meine Eltern“! Das ist geschehen. Erst starb der Vater Karl,<br />
dann die Mutter mit 102 Jahren. So hatte meine Familie einen regen Kontakt zur Familie, fast<br />
zu allen Familienangehörigen. Bei allen Familienfeiern waren wir zusammen, auch waren die<br />
Eltern öfters bei uns in Bündheim.<br />
Helmut war einer der tüchtigsten und aktivsten Truppführer und residierte mit seinen Sippen<br />
vor allem in dem Heim Veltenhof. Als Ende der 50er Jahre der Pfadfinderfilm „Ein Weg zu<br />
uns“ gedreht wurde, war Helmut als Sippenführer die Hauptfigur im Film.<br />
Später ging Helmut für drei Jahre zur Marine und wanderte ebenfalls nach Kanada aus. Danach<br />
gab es für ihn eine ganz schwere Zeit – er arbeitete als Werkzeugmacher, hielt sich von<br />
der eigenen Familie und von allen anderen Leuten fern und lebte sein eigenes Leben. Unser<br />
Kontakt riss Ende oder Mitte der 70er Jahre ab.<br />
Als Ali kürzlich anrief und konkret fragte, rief ich beim Helmut in Braunschweig an und wir<br />
führten ein längeres recht angenehmes Gespräch. Mit der alten Zeit habe er abgeschlossen, es<br />
ginge ihm gut, er sei viel allein, gehe von Zeit zu Zeit zum Schwimmen. Lesen und das Segeln<br />
interessiere. Gern läse er Bücher, wenn er welche hat, vor allem wenn sie das Thema<br />
Segeln und Technik zum Inhalt haben.<br />
Hallo Horst,<br />
Fidschi (Gert Friedrichs) – Immer noch im Stress -<br />
bin wie immer noch im Stress und hatte noch keine Zeit für Dich (uns) – Muß erst noch meine<br />
Nachfolge und eine große Übung vorbereiten – Am Sonnabend hat Ulle Kuba Geburtstag,<br />
habe ich soeben erfahren und er feiert im Heim Entenfang – Falls ich es schaffe, werde ich<br />
einmal vorbeischauen – Nächste Woche bin ich in Berlin und im März geht’s nach Norden<br />
Berlin – Talinn/Ghelsinki/Stockholm/Trotheim/Oslo/Kopenhagen/BS in 9 Tagen rund mit<br />
Fähre und Bahn<br />
Bis bald vom BBD<br />
Fidschi, ja Fidschi, er war es, der 1967 mit seiner Sippe die gesamte Elektroinstallation in<br />
unserem selbsterbauten Haus verlegte, Bam und Ise gehörten auch dazu – als Truppführer war<br />
Fidschi sehr aktiv und erfolgreich – nun arbeitet er als Manager bei der PTB in Braunschweig,<br />
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ist nicht weniger erfolgreich, ist Allzeit Bereit, wenn ihn jemand anspricht – aber: „Keine<br />
Zeit“, das ist sein Motto. Zwei Jahre sind seit der Anfrage der <strong>Voortrekker</strong> an die Alten Säcke<br />
vergangen, nun, kur vor Toresschluss, vor Redaktionsschluss hat Fidschi seine längst fertige<br />
Datei geschickt. 28.8.2007, – Prima.<br />
Sippenabende<br />
Truppabende Trupp Fritjoff Nansen 2 Sippen schwarzer Adler und schwarzer Panther<br />
Sippenführer vom schwarzer Adler war Berndt Vie(h)t. wohnte zum Schluß Nähe Bankplatz<br />
danach G.Friedrichs<br />
Fahrten<br />
Steinkirche im Harz, Pixhaier Teich, Barnbruch, Bodensteiner Klippen, Asse Elm Essehof<br />
Eltze Neudorf-Platendorf<br />
Fernfahrten Fichtelgebirge, Lenste, Noer, Plön, Ommen (NL)<br />
Heimabende<br />
Nicht geklappt hat , wir wollten nach Afrika fahren und auf den Spuren der <strong>Voortrekker</strong> zu<br />
wandern. Hat vorgeplant der „NAME ist weg“ , er wohnte aber in Lehndorf und war auch<br />
<strong>Stamm</strong>esführer in der Zeit von Raimund Cornell<br />
Heime<br />
Gliesmarode Gartenhaus, Veltenhof abgerissen, Broitzemer Str Jugendherberge<br />
und HdJ Mühle bei der alten Berufsschule, Entenfang /Ende/<br />
Namen<br />
Bernd Vieht, Ludi und Nani Schön, Ullrich Kuba, Hans Isedor, Bernd Warmbier, Bernd Kufka<br />
Lieder Mundorgel und kleines Buch habe ich noch<br />
Alte Fotos, wenig Negative sind noch da<br />
Handfestes: Halstuch, Hemd, Späherkordel, Messer, Feldflasche, Reserveknöpfe mit Lilie,<br />
Schallplatte mir Pf-Lieder, Pf-Ausweise sind noch vorhanden<br />
Reno – Erster Kontakt wieder nach 30 Jahren<br />
Reno gehörte zum Trupp von Fidschi – da gab es Verwicklungen und Verbindungen untereinander<br />
– auf unserem Bau 1967 war Reno aktiv als Strippenleger tätig – dann wieder eine<br />
Zeit der Verwicklungen und vor ein paar Tagen der Anruf auf dem Anrufbeantworter – ein<br />
Besuch in Wolfenbüttel und schon eine Rückmeldung zum Fragenkatalog der heutigen<br />
<strong>Voortrekker</strong>.<br />
Abschrift – Liebe Freunde aus der neuen Pfadfinderzeit<br />
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In der Zeit von 1961 bis zum Tag an dem sich der BDP auflöste, habe ich aktiv an der<br />
Pfadfinderschaft teilgenommen. Noch heute kann ich sagen, daß die Zeit bei den Pfadfindern<br />
in der Gemeinschaft mir sehr viel gegeben hat. Die Kameradschaft, Freundschaft<br />
und Hilfsbereitschaft, diese Vorsätze sind ein wichtiger Teil meiner Einstellung<br />
des alltäglichen Lebens geworden. Was heute nicht mehr alltäglich und selbstverständlich<br />
in unserer Gesellschaft ist.<br />
1. Unsere Sippenabende haben wir abwechselungsreich gestaltet. Der Abend bestand<br />
aus Theorie, Kartenkunde, Sternkunde, Landschaftskunde, Naturkunde<br />
allgemein.<br />
2. Planung, Einteilung der nächsten Wochenendfahrten, Aufteilung von Aufgaben<br />
und Organisation der Fahrt.<br />
3. Zum Abschluß des Sippenabends haben wir uns immer am Lagerfeuer zusammen<br />
gesetzt, haben uns über alte Fahrten unterhalten und haben den Abend mit<br />
Liedern ausklingen lassen.<br />
Was auch immer schön war, das waren unsere Wochenendfahrten. Wir haben sehr<br />
gute Kontakte zu den Forstämtern in Braunschweig und Umgebung gehabt. Da wir<br />
Wald- und Nistkastenreinigung den Forstämtern angeboten haben, dadurch hatten wir<br />
die Möglichkeit, an den Wochenenden als Gegenleistung in den Wäldern zu zelten o-<br />
der Waldarbeiterhütten zu nutzen. Calbala, Essehof, dort haben wir viele Wochenenden<br />
verbracht.<br />
Worauf wohl heute bei der Pfadfinderschaft geachtet werden sollte, was ich im Nachhinein<br />
in früheren Jahren als negativ empfinde, daß die Pfadfinderschaft zu 90 % nur<br />
aus männlichen Mitgliedern bestand und dadurch viele Pfadfinderbrüder später Kontaktschwierigkeiten<br />
zu weiblichen Personen hatten.<br />
Reno<br />
Koffer – (Dieter Frühauf)<br />
Lieber Dieter,<br />
kling mir ein bißchen fremd, aber wenn ich Koffer schreibe, magst Du das möglicherweise<br />
gar nicht mehr hören, also mein Guter,<br />
hab für Deine Zeilen recht herzlichen Dank - wenn ich erst jetzt antworte dann wisse, ich bin<br />
noch voll im Job und es gilt zu arbeiten - gestern rief Hadda aus Sinzig/Rhein an und bat um<br />
einen Termin - anschließend sprach ich mit Dieter Kiehne/Diki in Freiburg, der 27.28. Juni ist<br />
bei mir frei und so haben wir diesen Tag avisiert - Fein, daß Du in Erinnerungen einsteigst -<br />
wird es Dir möglich sein, für die jungen <strong>Voortrekker</strong> (sie wollen vom 19. - 21. Mai zu uns<br />
kommen) noch einmal tiefer bei Dir zu graben - gerade eben bekomme ich nach langer Zeit<br />
etwas vom Knut aus Südamerika - da sind die Fragen auch noch einmal aufgelistet - darf ich<br />
Dir das einfach so zuschicken? - all das, was Du angedeutet hast, interessiert natürlich auch<br />
mich - bin gespannt und grüße Dich und Dein Weib vorerst ganz lieb<br />
Dein<br />
Schniebel<br />
PS: Knut Mail schicke ich einfach gesondert<br />
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schrieb:<br />
Lieber Horst,<br />
für Deine Telefonate, e-mails und Briefe in den letzten Monaten möchte ich mich herzlich<br />
bedanken. Ich habe richtig ein schlechtes Gewissen, dass ich Dir noch nicht geantwortet<br />
habe. Aber das will ich jetzt mit meinen Ostergrüßen wieder gut machen. Ich habe in Deinen<br />
Rundschreiben viele Namen gelesen, an die ich mich gern erinnere. So finde ich zum Beispiel<br />
den kurzen Bericht von Deinem Besuch bei Dieter Kiehne toll. Ich habe bestimmt ein<br />
halbes Jahrhundert nichts von ihm gehört. Das ist eine sehr lange Zeit. Auch Deine Bitte,<br />
aus der alten <strong>Voortrekker</strong> Zeit etwas zu berichten, ist bei mir auf fruchtbaren Boden gestoßen.<br />
Kennst Du noch das Lied "Ein jeder trägt mit Stolz den neuen Hut"? Ich meine, der<br />
Text ist auch von Dieter Kiehne. Ich würde ihn vielleicht noch zusammenbekommen.<br />
10 Jahre <strong>Voortrekker</strong> - eine Zeit, die ich nicht missen möchte!<br />
Im Herbst 1948 wurde ich auf dem Schulhof der Gauß-Schule angesprochen, ob ich nicht<br />
einmal zu einem Gruppenabend der Pfadfinder mitkommen möchte. Ich sagte zu, mir gefiel es<br />
und ich war „gekeilt“. Die Gruppe traf sich damals noch in der Jugendbaracke auf dem Leonhardplatz,<br />
dort wo heute die Einfahrt zur Stadthalle ist.<br />
Uns Pfadfindern stand dort ein Raum zur Verfügung, den wir uns selbst gestalten konnten.<br />
Manchmal wurde er aber auch von anderen Gruppen mitbenutzt, so dass es häufig zu kleinen<br />
Streitereien kam. Diese wurden aber schnell und friedlich geschlichtet.<br />
Auf unseren Sippen- und Truppabenden ging es eigentlich recht lebhaft und fröhlich zu. Ich<br />
erinnere mich noch an die vielen Knoten, die wir aus mir unverständlichen Gründen mit verbundenen<br />
Augen auf dem Rücken knüpfen konnten. Das war aber Pfadfindertradition, nach<br />
dem Sinn wurde nicht gefragt. Und dann wurde gesungen –laut, mehrstimmig und nicht immer<br />
richtig. Bei der Auswahl der Lieder waren wir sehr vorsichtig. Der Krieg war gerade zu<br />
ende, und jeder von uns hatte irgendwelche schlimmen Erinnerungen daran. Deshalb wurde<br />
auf Soldatenlieder verzichtet.<br />
Unser Liedgut bestand entweder aus Volksliedern oder aus der Zeit der bündischen Jugend<br />
vor 1933. Natürlich versuchten wir uns auch international. Russische Lieder wurden genauso<br />
gern gesungen wie amerikanische, englische oder französische. Die Klampfe war stets dabei.<br />
Und auch ich habe mich mit ihr angefreundet. Für meine Enkelkinder hole ich das arg lädierte<br />
Instrument manchmal noch aus dem Keller und singe dann aus vergangenen Tagen – Lagerfeuerromantik,<br />
Volkslieder, Seemannslieder…….<br />
In bester Erinnerung sind bei mir immer noch die „Fahrten“, die wir häufig gemacht haben.<br />
Es war natürlich alles anders und zum Teil auch schwieriger als heute. Als ich im Frühjahr<br />
1949 die ersten kleinen Fahrten (meistens mit dem Fahrrad) mitgemacht habe, gab es noch<br />
Lebensmittelmarken. Das bedeutete, dass Muttern uns nur mit Naturalien auf die Reise schicken<br />
konnte. Alles Essbare wurde zusammengelegt und gemeinsam verspeist. Es gab immer<br />
ausreichend Brot, Aufstrich war dagegen häufig sehr knapp. Ab Sommer 1950 war die Zeit<br />
der Lebensmittelmarken aber vorbei, und wir schoben auf unseren Fahrten keinen Kohldampf<br />
mehr.<br />
65
Aber es gab dabei auch Ausnahmen. In den Sommerferien 1950 hatte meine Sippe (ich habe<br />
den Namen leider vergessen) eine Fahrt „Rund um Trizonesien“ – das waren die drei westlichen<br />
Besatzungszonen – geplant, ausnahmsweise nicht mit dem Fahrrad, sonder per Trampen.<br />
Kurz vor dem Start brach die Korea-Krise aus. Zwischen Nordkorea mit China und Südkorea<br />
mit den USA gab es heftige und andauernde Kämpfe. Dieser Krieg führte bei uns zu Hamsterkäufen.<br />
Die Läden waren plötzlich leer. Das hatte für uns die Konsequenz, dass wir unterwegs<br />
ganz schön hungern mussten.. In den Lebensmittelgeschäften waren wir unbekannt und<br />
wurden deshalb nur widerwillig und nicht ausreichend versorgt. Es gab eigentlich nur Reis in<br />
allen Variationen. Trotzdem wurde die Fahrt zu einem großartigen Erlebnis.<br />
An eine kleine Wochenendfahrt kann ich mich auch noch recht gut erinnern. Da samstags<br />
immer noch bis Mittag Schule war, traf sich der Trupp „Kleiner Bär“ um 14 Uhr auf dem<br />
Burgplatz mit kleinem Marschgepäck, einer Stricknadel, drei Korken und einer frankierten<br />
Postkarte. Alle waren gespannt, was das wohl werden sollte.<br />
Es wurde ein tolles Wochenende, denn der Auftrag lautete: Wer bis zum Sonntagabend die<br />
weiteste Entfernung zurückgelegt hat, ist Sieger. Erlaubt ist jedes Beförderungsmittel, das<br />
nichts kostet. Was die Stricknadel und die Korken dabei sollten, ist noch immer ungeklärt.<br />
Hartwig Krug und ich haben es wie die meisten mit Trampen versucht. Wir sind bis Fulda und<br />
zurück gekommen, waren unheimlich stolz und wurden nur unter „ferner liefen“ placiert. Der<br />
Sieger hat es bis Mannheim geschafft. Eine Gruppe war sogar am Alpenrand. Sie wurde aber<br />
disqualifiziert, da sie erst am Montag zurückgekommen ist. Was sie dem Lehrer erzählt haben,<br />
ist nicht überliefert.<br />
Irgendwann mussten wir aus der Baracke ausziehen. Sie musste wohl der Planung für die<br />
Stadthalle weichen. Dafür konnten wir die Neustadtmühle benutzen. Aber das hat uns damals<br />
nicht gefallen, und der „Kleine Bär“ mietete über Willi Carius einen Garten an der Gliemaroder<br />
Straße. Der machte zwar Arbeit, bot aber viele Vorteile. Bis zu meinem Ausscheiden 1958<br />
haben wir dann eine Art Vagabundenleben geführt. Mal ging es zur Jugendherberge auf der<br />
Broitzemer Straße, mal ins Torhaus am Kloster Riddagshausen, mal in das Wasserwerk im<br />
Bürgerpark.<br />
An meine letzte Großfahrt kann ich mich noch gut erinnern. !957 machten wir eine Fahrt<br />
“Rund um das Ijsselmeer“ per Fahrrad. Unsere Fahrräder waren keine Luxusschlitten mit<br />
21Gang-Schaltung, sonder einfache Räder. Einige hatten bereits eine Dreigangschaltung. Es<br />
gab viele Pannen.<br />
Wir starteten an einem glutheißen Sommertag in Braunschweig und sind eigentlich nur nachts<br />
gefahren. Tagsüber haben wir geschlafen und die Zeit vertrödelt. Während des ganzen Unternehmens<br />
war es so heiß, dass wir die Nacht zum Tage machten mussten. Nur als wir eine<br />
Woche bei unseren holländischen Pfadfinderfreunden in einem großen Sommerlager waren,<br />
haben wir wieder ein normales Leben geführt. Das Sommerlager endete mit einer großen<br />
Show, an der sogar ein Vertreter der Deutschen Botschaft teilnahm. Wir haben einige Lieder<br />
vorgetragen und sind mit unserem <strong>Stamm</strong>eslied gut angekommen.<br />
Ich habe versucht, einige Höhepunkte aus meinen zehn Pfadfinderjahren zusammenzutragen.<br />
Leider sind viele meiner Erlebnisse schon bei mir in Vergessenheit geraten. (Man sollte ein<br />
Tagebuch führen.) Ich habe Erfahrungen als Sippen-, Trupp- und <strong>Stamm</strong>esführer gesammelt.<br />
Für eine Übergangszeit habe ich mich sogar in die Gauführerarbeit eingebracht. Ich habe am<br />
Hausmannsturm in Helmstedt, an der Neustadtmühle in Braunschweig, an der Kaiserpfalz in<br />
Werlaburgdorf mitgewerkelt, habe Jugendwaldeinsätze gemacht und an mehreren Pfingstla-<br />
66
gern teilgenommen. Wir haben zwischen Weihnachten und Neujahr im Harz in Köhlerhütten<br />
überwintert und furchtbar gefroren. Wir haben am Pixhaier Teich mit Jochen Sander den ersten<br />
Rotwein getrunken. Wir haben………..<br />
Es war eine schöner Lebensabschnitt, ich möchte ihn nicht missen.<br />
Gut Pfad!<br />
Dieter Frühauf<br />
Dieter Kiehne – genannt Diki<br />
Wir sind seit Jahren wieder einmal Ostern in Braunschweig. Meine Frau hat sich Anfang des<br />
Jahres einem Bänderriss zugezogen. Da hat sich dann noch eine schwere Thrombose zugesellt,<br />
so dass wir Ostern nur die Kinder, die in der Nähe wohnen, besuchen werden.<br />
Euch herzliche Ostergrüße und ein genauso herzliches "Gut Pfad"<br />
Brigitte und Dieter Frühauf<br />
67
Jürgen Stieghan – Auch einer der ersten aus dem Jahr 1948<br />
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Hast Du auch gesungen und kennst Du vielleicht noch ein zwei Titel?<br />
Engojama – Lied<br />
<strong>Stamm</strong>eslied, <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> werden wir ...<br />
Die Kokosnuß<br />
Zelte sah ich, Pferde, Fahnen<br />
Ich kenne Europas Zonen<br />
Avatyre<br />
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Colorado Trail<br />
Die Straße ist wie ein graues Band<br />
There is one more river to cross<br />
In Hamburg stand ich einst am Kai<br />
Le viegneron<br />
Island Fischer<br />
What shall we do with ....<br />
Die Steppe zittert<br />
In Gaston bin ich geboren<br />
Oh du stille Zeit<br />
Schlaf mein Bub ich will dich loben<br />
Die bunten Fahnen brennen im Wind<br />
Deutsches Land<br />
Lappland, du Land der Elche<br />
Trampen wir durchs Land<br />
Abends ziehen Elche<br />
In einen Harung<br />
Gute Nacht Kameraden<br />
Kameraden, wir marschieren<br />
Wir waren schon hier und dort<br />
Ging gang gulli ...<br />
Salem aleikum ...<br />
I was a little Foxy<br />
Stehst Du mal auf einem Berg<br />
Die Sterne funkeln kalt<br />
Olka treibt mit schweren Schlägen<br />
Jenseits des Tales<br />
Hohe Tannen<br />
Wenn wir erklimmen<br />
Nun lasst uns scheiden<br />
Hohe Nacht der klaren Sterne<br />
<br />
Kurzfassung der Truppgeschichte 1948 – 1950<br />
- Schniebel ergänzt um ein paar Kleinigkeiten -<br />
Gründung: 6. Februar 1948, Name Jugendlandbund (In der englischen Zone waren<br />
die Pfadfinder noch verboten), Bundesführer Sepp Zensinger, (Dieter Kiehne sagt,<br />
1947 hätte Horst Schneider in Verbindung mir dem Headquarters der Engländer bereits<br />
mit der Pfadfinderei begonnen, er sei dann aber verschwunden – ein Östereicher<br />
war mit dabei und Heinz Kallenbach)<br />
Truppführer: Lasso<br />
Erste Heimabende in einem Klassenzimmer der Comeniusschule<br />
<br />
<br />
Sippen: Berglöwen, Panther, Lüchse, Füchse<br />
Erster Sippenführerlehrgang in der DJH Örlinghausen – unter Sepp Zenzinger –<br />
Schniebel bekommt seinen Spitznamen<br />
Fahrt nach Goslar 1. Mai 1948<br />
Bund freier Pfadfinder: 3. Mai 1948, St. Georgstag,<br />
70
Truppführer Bodo Papendorf,<br />
Die Lüchse unter Teddy trennen sich ab – vorwiegend Wölflingsarbeit – Schniebel<br />
geht mit – Heimabende in der Leutnant-Müller-Kaserne Salzdahlumerstraße<br />
Pfingstlager auf dem Morlberg der Landesmark Niedersachsen – Leitung Arthur<br />
Gutsmann -<br />
Sommerlager der Landesmark Niedersachsen in Braunlage Brunnenbachsmühle –<br />
Leitung u.a. Heinz Heyder, Jochen Schulze, Jürgen Paul,<br />
Bund Deutscher Pfadfinder: 5. Dezember 1948<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Truppführer Bodo Papendorf<br />
Sippen: Berglöwen, Mustangs, Hirsche,<br />
Pfingstlager in Barsinghausen<br />
Sommerfahrt zur Nordsee und nach Hessen<br />
1. April 1950 Truppführer Dieter Kiehne (Diki) – u.a. bilden Hadda und Rovi Rahn<br />
den ersten Roverkreis<br />
Sippen Mustangs, Berglöwen, Heimabende in der Baracke am Leonhardsplatz,<br />
Die Hirsche bilden unter Bodo einen neuen Trupp<br />
Im Sommer Fahrt zur Weser<br />
Im Herbst Auslandsfahrt nach Frankreich, Winterlager in Goslar,<br />
1951, Winterlager an der Spitze am Oderteich bei 1 m Schnee in Kothen<br />
1952, 7 Pfadfinder + 5 Pfadfinder starten zur Großfahrt nach Schweden – Treffen im<br />
Somenlagret der Schwedischen Pfadfinder bei Tranos<br />
Wer war mit Dir in der Sippe, im Trupp, im Roverkreis? Mit wem stehst Du heute noch<br />
in Verbindung?<br />
<br />
Dieter Kiehne (Diki), Wolfgang Rahn, Hans-Dieter Appel (Hada), Jürgen Liesegang,<br />
Hans-Peter Grötzner, Heinz Kalms, Lothaer Bode, Karl Heinz Hörnig, Jürgen Droste<br />
(Korea), Manfred F-ladung (Palermo), Dieter Frühauf, Eberhard Börker, Klaus Börker,<br />
Jochen von der Straten (Hasswo), „Sissus“, Horst Stukenberg (Schniebel), Peter<br />
Käther, Horst Hodemacher, Jochen Briest (Effi), >Klaus Mokros,<br />
Welche <strong>Voortrekker</strong> leben heute noch in Braunschweig:<br />
Jürgen _Stieghan, Am Tafelacker 7, 38 114 Braunschweig,<br />
Von wann bis wann wart Du Pfadfinder? Was war Dir damals wichtig?<br />
Ab 1949<br />
Wohin gingen die Fahrten um Braunschweig und wohin etwas weiter weg?<br />
Wohin gingen die Großfahrten? Wie war das damals?<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
Buchhorst<br />
Herzogsberge<br />
Sender Geitelde<br />
Burg Neuhaus<br />
Eschershausen<br />
Gandersheim<br />
Knesebeck<br />
71
Bodensteiner Klippen<br />
Schöningen, Übernachtung, zu Fuß nach Braunschweig<br />
Brenneckenbrück, Heide<br />
Weserfahrt, Hann.-Münden, Hameln<br />
Wo fanden die Heimabende statt, wie bist Du zu den Pfadfindern gekommen (von wem gekeilt)?<br />
Baracke auf dem Leonhardplatz<br />
In der Neustadtmühle<br />
<br />
Von allein<br />
Gibt es noch Reste, Kluft, Wimpel, Logbücher, Zelte, Kothen usw?<br />
1 alte Klampfe<br />
1 Logbuch 1953, Sippe Dachse<br />
1 Fahrtenmesser<br />
Was habt Ihr damals auf Sippen, und Truppabenden so gemacht?<br />
<br />
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<br />
Die Gesetze des Pfadfinders<br />
Pfadfinderzeichen<br />
Verkehrszeichen, Kurbuch (DB) lesen, Zugverbindungen aufstellen<br />
Knoten<br />
Wildspuren<br />
Vogelflugbilder<br />
Sternbilder<br />
Lebensgeschichte von Baden Powell<br />
Morsen, Winken,<br />
Singvogelgestalten, Schattenriss<br />
Baustile<br />
Kurzgeschichte der Jugendbewegung<br />
Pfadfindergruß<br />
Lilie<br />
Truppgeschichte<br />
Erste Hilfe geübt<br />
Geschichten erzählen<br />
Kim-Spiele<br />
Löffel geschnitzt<br />
Karten lesen<br />
Lieder eingeübt<br />
Worauf sollten die heutigen Pfadfinder achten?<br />
Handle so, daß die Maxime Deines Handelns zu einer allgemeinen gültigen Gesetzgebung<br />
gemacht werden können.<br />
72
Pit – Peter Schaper<br />
Frühlingsstr. 5, 83 093 Bad Endorf, Tel. 08053 – 7965 30<br />
Lieber Schniebel,<br />
Ich war und bin freudig überrascht über Deine Initiative zur Reaktivierung der grauen Zellen<br />
betr. der alten Pfadfinderzeit. Da ich zur Zeit große persönliche Probleme habe, will ich nur in<br />
Kürze auf die Fragen zur Pfadfinderzeit eingehen. Ich würde mich aber über ein Wiedersehen<br />
mit Dir (mit anderen von früher) sehr freuen. Ich melde mich, sobald bei mir Klarheit<br />
herrscht.<br />
Herzlich<br />
Pit<br />
„Von Pit über Pit (in Kürze)“<br />
Ich war Pfadfinder von 1951 bis 1960, und zwar Sippenführer, Truppführer, kurzfristig<br />
<strong>Stamm</strong>esführer. Durch das Studium und den Umzug nach München habe ich die Pfadfinderei<br />
als Aktiver völlig aufgegeben, ohne mich von den erlernten und gelebten Idealen zu trennen.<br />
Die Heimabende fanden in der Baracke am Leonhardsplatz statt (ein Sippenabend und ein<br />
Truppabend pro Woche); später in der alten Mühle am Inselwall. Das paßte nicht ganz zu uns,<br />
da es ein offener Jugendtreff war (mit Rauchen, Trinken, „schräger Musik“ (Rock ,n Rol“).<br />
Wir versuchten den Bunker gegenüber dem Haus unten im Wall herzurichten, dann ein eigenes<br />
Haus (Gartenhaus) in einer Schrebergartenkolonie im Osten der Stadt (Friedrich-<br />
Voigtländer-Straße, schräg gegenüber von der Polizeikaserne). Dabei ging fast die Gruppe<br />
kaputt.<br />
Wichtig war für mich das Leben in der Gemeinschaft, die Kameradschaft, die gemeinsamen<br />
Abenteuer, Spiele. Das Erleben und die genaue Kenntnis der Natur, die Fahrten (große und<br />
kleine, nah und fern), und der hohe ethische Anspruch, eine Art Religiosität, ohne aber kirchlich<br />
gebunden zu sein.<br />
Von den ehemaligen Kameraden stehe ich mit keinem in Verbindung. An die vielen Kameraden,<br />
die man so im Laufe der Zeit kennengelernt hatte, erinnere ich mich namentlich nicht<br />
mehr, außer einigen der Älteren, Willi Carius, Wolfgang, Karl Heinz und sein Bruder, Lothar,<br />
Hada, Schniebel. Ferner Koffer (Dieter Frühauf), Hasso und sein Bruder Ehrhardt, Henk Vos<br />
(der Holländer). Besonders Struppi (zu zweit eine Frankreichfahrt), Ekki (der ging dann), Jochen<br />
Briest. Aus der eigenen Sippe noch Knut Gabel, Reinhard und Falke Wendebourg.<br />
Die Fahrten führten uns (meistens die Wochenenden) in die umgebenden Wälder (war damals<br />
noch gut möglich), Sickter Forst, Rieseberger Moor, Elm, Oderwald, Harz (Winterlager in der<br />
Köthe/in Zorge) Hainberge, Ambergau, Südliche Heide um Gifhorn: Aller, Allerkanal, Neudorf<br />
Platendorf, Müden, Fallersleben – so in etwa.<br />
Großfahrten ins Sauerland (gemeinsam mit den Holländern), nach Holland, Jugoslawien,<br />
Schweden (habe ich nicht mitgemacht). Persönlich noch Frankreich und Spanien.<br />
Was haben wir auf den Gruppenabenden gemacht? Das führt inhaltlich zu weit, würde Seiten<br />
füllen. Grundlage war das Erlernen der Pfadfindergesetze, das Versprechen, Singen. Alle Arten<br />
von lustigen und ernsten Spielen, Scharaden. Erlernen von praktischen Fertigkeiten für die<br />
Fahrten und das Leben in der Natur (im Freien) – aber auch fürs Leben. Ich verweise auch auf<br />
73
das Buch von Baden Powell, das Grundlage war und Anweisungen und Anregungen vielfältigster<br />
Art gibt. Weitere Hilfen waren Sportbücher, Spielbücher. Viel besprochen und geplant:<br />
Die Fahrten, etc. Gesungen haben wir oft. Ich habe stets die Klampfe gespielt, meist nur Akkorde<br />
nach der Grifftabelle (jetzt gar nichts mehr). Bücher: Volksliedsammlungen, der Turm<br />
(fünf Bände), Seemannslieder und Shantys, Grünschnabel, und andere.<br />
Persönliche Souvenirs habe ich wenig. Ein Fahrtenbuch (Holland und Jugoslawienfahrt), zwei<br />
Fotoalben, ein Logbuch (unvollständig) der Sippe Schwarzer Panther, vier Exemplare „Die<br />
Trommel“, eine von mir initiierte <strong>Stamm</strong>eszeitung, Anstecknadeln, ein grünes Stoffabzeichen<br />
BDP.<br />
Voila, fini, c’st tout<br />
Manfred Steinwachs - Die <strong>Voortrekker</strong> aus einiger Entfernung erlebt<br />
Es wird bei einem Landesmarklager (Fallingbostel?) gewesen sein und/oder während eines<br />
Treffens des Landesjugendringes (Braunschweig), dass ich die <strong>Voortrekker</strong> als <strong>Stamm</strong> kennenlernte.<br />
1951/52 wahrscheinlich. Ich gehörte zu einer Jugendgruppe aus dem 500-Seelen-<br />
Dorf Rotenkamp (siehe Autobahndreieck Lehre-Wolfsburg), geführt von Alt-Wandervogel<br />
und dann Neu-Pfadfinder W i l l y C a r i u s . Er hatte uns seit 1947 begeistert, ja bezaubert,<br />
als geborener Pädagoge mit Multikunsttalent, südwestdeutscher Lockerheit (Koblenzer), mit<br />
viel Humor, viel Erfahrung aus seiner Vor-HJ-Zeit im Bannkreis der Nerother. Für uns war er<br />
in der verdammt dürftigen Nachkriegszeit ein von Mädchen und Jungen gleichermaßen geliebter<br />
Übermensch, der uns für’s moralische und kultivierte Leben Maßstäbe vorlebte wie<br />
lange Zeit kein anderer. Aber er musste uns 1951/52 verlassen, weil er bei Voigtländer Architekt<br />
werden konnte und nach Braunschweig mit Familie umzog. Uns Jungen koppelte er an<br />
den Helmstedter BDP-<strong>Stamm</strong> „Grenzwald“ an, zu dessen Guru Willy Oertel („Hetmann“) wir<br />
bereits Vertrauen gefasst hatten (spannende Erzählungen von der Wlassow-Armee hoch oben<br />
im Hausmannsturm, Wolgalieder u.a. – alles sehr an- und aufregend). Ich kann mich erinnern<br />
an Zelt- und Lagerfreundschaften mit Klaus (?) Schäfter, Uhrmachersohn, glaube ich, und<br />
Hartmut Oertel. Als Pfadfinder gingen wir Rotenkämper auf eine Nordseefahrt (per Rad) und<br />
auf Tramptour nach Italien. Gleich wichtig waren mir die diversen Lager und Delegiertentreffen<br />
zwischen Harz und Heide mit immer neuen Namen wie etwa Hajo Heske, Heinz Heider,<br />
Jürgen Paul, Arthur Gutsmann, Graf Kalkreuth. Mein Vater, Kurt Steinwachs, brachte sich<br />
damals ebenfalls in die BDP-Arbeit ein . Nicht zu Unrecht, denn er gehörte bis 1933 zum<br />
DPB in Hannover, und sein Sippenführer wurde mein Patenonkel (Heinz Kutscher). Wir grünen<br />
Burschen hatten diesen Alten viel zu verdanken. Per Fahrrad oder Motorrad („Imme“)<br />
zum Sowiesothing rattern, eine Feuerrede halten, im Zelt oder bei Freunden auf schmalem<br />
Gästebett pennen, die Ehefrau j.w.d. ungetröstet auf dem Abstellgleis zurückgelassen. Das<br />
war nicht selbstverständlich, auch nicht für diejenigen, die ihre Jugendbewegtheit der 20er<br />
oder auch der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch einmal nachkosten wollten. Die Motive<br />
dieser Kriegsübrigbleibsel – ein weites Feld!<br />
Die beiden Namen, die mir damals viel bedeuteten, waren J o c h e n S a n d e r und<br />
H a n s R a h l f s , Pfadfinder aus christlicher Verantwortung, gute Demokraten und Pädagogen.<br />
Hans auch ein geduldiger Gastgeber in seinem Untermieterzimmer, wenn ich Gymnasiast<br />
(NO) und Fahrschüler (Linie Velpke) zur Überbrückung irgendeiner leeren Zeit zwischen<br />
Schulschluss und Filmclub oder Staatstheater bei ihm geklingelt hatte. Durch Willy<br />
Carius und die beiden Genannten erhielt ich auch eine Vorstellung von den <strong>Voortrekker</strong>n. Mit<br />
einzelnen Jungmannen kam ich, wer weiß wo wie und wann, in näheren Kontakt: mit Hans-<br />
Peter (Grötzner?), Hasso van der Straaten (und Bruder?), wohl auch mit Dieter Kiehne und<br />
74
und ... Hans-Peter hatte eine schöne Schwester, die wiederum meinem Freund Peter Prause<br />
großen Eindruck machte. Unter anderem bei einer Festivität am Rande eines Schüler-Events<br />
im Umkreis der LVA Braunschweig-Querum oder eines der Gymnasien am Franckschen<br />
Feld.<br />
Meine pfadfinderischen Höhepunkte hatten leider wenig bis gar nichts mit dem Braunschweiger<br />
<strong>Stamm</strong> zu tun, sondern mit Bündheim und Göttingen. Ich hatte in Rotenkamp eine<br />
Wölflingsmeute aufgebaut, die von 1953 bis 1955 (mein Abitur) funktionierte. Hilfestellung<br />
hatte Jochen Sander gegeben. Deshalb auch seine Einladung zum Wölflingsführerlehrgang bei<br />
Wulff und ihm in Bündheim Januar 1954. Seitdem Freundschaften und z.T. auch größere Unternehmungen<br />
(Weser-Marschier-Tour und „das Wunder von Bern“ am Kneipenradio, Jamboree<br />
1956 im regenreichen England u.a.) mit Gerold Mertens, Gottfried Stephan, Moritz von<br />
Engelhard u.a.. In Göttingen hatten wir dann von 1957 bis 1961 eine wunderbare Roverrunde<br />
Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi<br />
An Horst.F-W-Stukenberg@t-online.de<br />
Lutz-Helmut Schön, seinerzeit genannt Ludi<br />
Knesebeckstr. 71<br />
10623 Berlin<br />
Hallo ihr Lieben,<br />
da kommen fast verschüttete Erinnerungen hoch, wenn ich so an den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> erinnert<br />
werde, eine Zeit, die ich nicht missen möchte!<br />
Wie hat es angefangen?<br />
Mein Klassenkamerad Ebi (Eberhard) Volk hat mich gekeilt, im Sommer 1958 als ich in die<br />
siebte Klasse der HvF kam; mit Ebi, der die Gärtnerei am Hasenwinkel hat, bin ich noch heute<br />
befreundet! Volker (Voller) Ludwig war damals unser Sippenführer und die ersten Fahrten<br />
gingen in den Elm, in die Asse und die Heide, im Winter in den Harz: die Kothe stand im tiefen<br />
Schnee!<br />
An die Halstuchprobe kann ich mich noch gut erinnern: Es ging im Frühherbst abends los in<br />
Richtung Elm, zu Fuß und mit einigen gruseligen Aufgaben, die ganz schön aufregend waren,<br />
so ganz allein und im Dunklen und jederzeit konnte jemand hinter dem Baum stehen, um mir<br />
einen Schrecken einzujagen ….<br />
Die Sippenabende fanden damals im Heim am Bültenweg statt: Lieder Singen, Lagerfeuer im<br />
Garten, kurze Wanderungen Richtung Riddagshausen und Versteckspiele; im Winter: Bollerofen<br />
an – es wurde aber nie richtig warm und wir haben gefroren - und bei Kerzenschein Geschichten<br />
lesen ..??..<br />
Es gab gelegentlich Trupp- und <strong>Stamm</strong>esabende, aber was wir da eigentlich gemacht haben,<br />
außer Lagerfeuer und Planung der nächsten Fahrten …???<br />
Voller hat bald die Sippe aufgelöst und Ebi und ich sind in die Sippe von Stefan Berking gegangen.<br />
Dort wurde viel und sehr gut gesungen (und das tue ich heute noch!!), wir waren auf<br />
Singefahrten und -wettstreiten, z. B. auch auf der Burg Waldeck im Hunsrück.<br />
75
Seit etwa 1960 hatte ich – anfangs parallel zu den Singeabenden mit Stefan - mir eine eigene<br />
Sippe (Sippe eule sprich e-ule) aufgebaut, mit der ich auf vielen kleineren Fahrten immer<br />
wieder auch in Stüde (Heidedorf nördlich von Gifhorn) war. Zu den Besonderheiten dort gehörte<br />
das nächtliche Fahren mit den offenen Pritschen der Moorbahn, eine schmalspurige Lorenbahn,<br />
die durch die Torfabbaugebiete fuhr: Leise musste die Bahn vom Stellplatz entwendet<br />
werden, dann saßen einige auf dem Fahrgestell und einer musste schieben, bis die Abfahrten<br />
erreicht waren, dann ging es mit Hallo bergab. Die Sache war nicht ungefährlich, denn<br />
der Schieber musste ja auf den Schwellen laufen und es gab viele Gräben, über die die Bahn<br />
führte. Und in der Kurve kippte die kleine Lore schon mal aus den Schienen.<br />
Meine einzige Großfahrt als junger Sippenführer ging ins Weserbergland, Ith, Hüls, Solling.<br />
Schlimmstes Erlebnis: Gummi (Andreas Scholz) hat sich mit der Axt (fast) den Kopf gespalten:<br />
Er hat versucht, mit der Rückseite der Axt einen Hering einzuschlagen …<br />
1963 war ich mit einigen meiner Sippe und weiteren niedersächsischen Pfadfindern auf dem<br />
11. Welt-Jamboree in Griechenland in der Ebene von Marathon.<br />
Wann ich <strong>Stamm</strong>esführer wurde weiß ich nicht mehr genau, etwa 1965 oder 1966 (die alten<br />
Unterlagen habe ich hier nicht zur Verfügung).<br />
1968 ging es auch bei uns hoch her auf Landes- und Bundesebene, nach sehr streitbaren Diskussionen<br />
auf verschiedenen Bundesversammlungen kam es 1971 schließlich in Frankfurt<br />
zum Bruch: Die „rechte“ Fraktion trat aus dem BDP aus und gründete den BdP, „das kleine<br />
d“. In meiner Zeit gehörte der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> zu den „Linken“, zum „großen D“. Aber<br />
darüber gibt es ja ein ganzes Buch.<br />
In diese Zeit fallen hoch engagierte Arbeits- und Theatertreffen auf dem Dörnberg, nahe bei<br />
Kassel, auf denen Kinder- und Jugendlager vorbereitet wurden. Wir haben 1968 ein solches<br />
Lager in Mönkeberg durchgeführt, mit jungen Pfadfindern und Kindern im Wölflingsalter aus<br />
Braunschweig, Celle und anderen Städten; typische Pfadfinderaktivitäten: Abenteuerspiele,<br />
Lagerfeuer, Singen, … Damals war meine spätere Frau, genannt Eddi, die für einige Zeit<br />
Akela auch im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> war, immer mit dabei!<br />
Im Frühjahr 1972 ging ich aus beruflichen Gründen nach Kassel und habe noch ein oder zwei<br />
Jahre in der Landesführung mitgearbeitet; sehr linke Diskussionen, wie das damals so war,<br />
impulsiv und ehrlich, aber im Rückblick doch recht idealistisch und naiv. Winston Churchill<br />
hat eben recht, „wer mit 20 Jahren kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 30 noch ist,<br />
hat keinen Verstand.“).<br />
Aus meiner Kasseler Perspektive, sind die <strong>Voortrekker</strong> nach meinem Weggang in einen Dornröschenschlaf<br />
gefallen; vermutlich sehen das die Braunschweiger aber anders.<br />
Es freut mich sehr, dass der alte <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> wieder zum Leben erwacht ist!! Ich<br />
wünsche euch viel Erfolg! Knüpft an die alten Traditionen an und schaut genau, was die Zeit<br />
heute erfordert für die Jungen und Mädchen. Und wenn ihr zufällig mal ein Lager auf dem<br />
Bundeslagerplatz des VCP in Kleinzerlang (Brandenburg) machen solltet, dann meldet euch<br />
bei mir!!<br />
Mit lieben Grüßen<br />
Lutz Schön<br />
76
Hans-Dieter Appel<br />
von-Are-Straße 17<br />
Hada<br />
5485 Slnzlg-RheIn<br />
Tel. (O2642) 42843<br />
1 2.11 .2006<br />
Herrn<br />
Dr. Horst Stukenberg Elfenweg 5<br />
38667 Bad Harzburg<br />
Hallo Schniebel,<br />
endlich komme ich dazu, Dir auf Deinen Brief zu antworten.<br />
Wie Du ja weißt, habe ich gesundheitliche Probleme<br />
und bin nicht<br />
immer so in Form, wie ich es mir wünsche.<br />
Nun zu Deinem Anliegen.<br />
Ich bin durch Diki zu den Pfadfindern gekommen. Der<br />
<strong>Stamm</strong><br />
der <strong>Voortrekker</strong> bestand bereits. Ich bin sogar der<br />
Meinung,<br />
daß die Vortrekker sich mit doppel K schreiben. (Anmerkung:<br />
und mit doppel o).<br />
Bei Deinem Besuch vor einigen Jahren bei mir, haben<br />
wir ja gemeinsam meine Unterlagen gesichtet und uns<br />
ausführlich unterhalten. (ja, Dein Liederbuch und<br />
die Aufzeichnungen von unserer Schwedenfahrt sind<br />
noch vorhanden).<br />
Gern denke ich an diesen Tag zurück.<br />
77
Leider kann ich keine weiteren Erkenntnisse beisteuern.<br />
Für Deine weitere Arbeit wünsche ich Dir viel<br />
Erfolg.<br />
Für das bevorstehende Weihnachtsfest und den Jahreswechsel<br />
wünschen wir Deiner Marlies und Dir alles<br />
Gute.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hada<br />
Dr. Dieter Kiehne . Unternehmensberatung . Freiburg – genannt Diki<br />
Abschrift<br />
Freiburg, am 8. Juni 06<br />
Lieber Schniebel,<br />
anbei die versprochenen Antworten und ein Rundschreiben – Beitrag,<br />
der mit noch in die Hände gefallen ist und authentisch als ich jetzt<br />
nach ca. 50 Jahren noch kaum einen Eindruck über unsere damalige<br />
Gedankenwelt geben kann.<br />
Ich suche weiter nach dem Logbuch, daß noch vor ca. 5 Jahren in meinem<br />
Besitz war. Wenn ich es finde, bekommst Du es.<br />
Euch alles Gute, auch von Ursula<br />
Herzlich Dieter<br />
1. Gesungen, Geschichten erzählt und erfundenen, Märchen gelesen, Dichterlesungen<br />
abgehalten, Pläne geschmiedet, Anregungen aus „Scouting for Boys“ gelesen und umgesetzt,<br />
neue Fahrtenziele bestimmt, uns mit Bundesfragen beschäftigt (selten!)<br />
2. In die Heide, durch den Elm, auch den Oderwald südlich von Wolfenbüttel, zur Burg<br />
Werla, in den Harz, ins Weserbergland, von Garmisch über die Zugspitze zum Bodensee,<br />
in die Provence (Marseille, Vaissan-la-Romaine), nach Schweden. Wie war das?<br />
Alles zu Fuß oder per Anhalter, mit Sack und Pack, Hotels und Gasthäuser waren tabu<br />
3. In einer Baracke neben dem heutigen Hauptbahnhof, oft im Freien, unter der Kuppel<br />
der Braunschweiger Schlossruine.<br />
4. Keine Ahnung.<br />
5. Von 1946 bis ca. 1956. Freundschaft, Gleichgesinnte, am selbstbestimmten Leben<br />
teilzunehmen, alte (vor allem politische) Verkrampfungen und Gewohnheiten abstreifen.<br />
6. z.B. Heinz Kallenbach, Hans-Peter Groetzner (Hape), Hans-Dieter Appel (Hada),<br />
Wolfgang Rahn, Bodo Papendorf, Horst Stukenberg (Schniebel), Jürgen Stiefhan, Bubi<br />
Richter – nur noch mit Schniebel und Hada.<br />
78
7. Und wie! Zur damaligen Zeit habe ich mal die von uns aktiv beherrschten Lieder -<br />
überschlagen und bin auf ca. 200 (in Worten; Zweihundert) gekommen. Sie gingen<br />
von Seeräuberliedern über französischen Liebesslieder bis zu „Wir sind die Moorsoldaten<br />
und ziehen mit dem Spaten ...“<br />
8. Eigenständig bleiben und sich nicht von wem auch immer vereinnahmen lassen (Insofern<br />
ist dieser Ratschlag schon zu viel!)<br />
9. Zwei alte Gitarren und eine Balalaika.<br />
„Landesschrieb NIEDERSACHSEN - Frühjahr 1954“<br />
Dieter schickt ein Exemplar eines Landesschriebs aus dem Jahr 1954 mit. Im Winterhalbjahr<br />
1953/54 veranstaltete die Landesmark Niedersachsen einen Wettbewerb der Stämme, der ausgewertet<br />
und an die Stämme wieder verteilt wurde. Der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> erstellte eine<br />
15seitige Broschüre, versehen mit selbst angefertigten schönen Holzschnitten und Bildern:<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Besinnung<br />
willst du, o herz, ein gutes ziel erreichen,<br />
mußt du in einer angel schwebend ruhn.<br />
ein tor versucht zu gehen in fremden schuhn.<br />
nur mit sich selbst soll sich der mann vergleichen.<br />
ein tor, der aus des nachbarn kinderstreichen<br />
sich trost nimmt für das eigne schwache tun,<br />
der um sich späht und lauscht und nun<br />
sich seinen wert bestimmt nach falschen zeichen.<br />
tu frei und offen, was du nicht willst lassen,<br />
doch wandle streng auf selbstbeschränkten wegen<br />
und lerne früh, nur deine fehler hassen.<br />
und ruhig geh den anderen entgegen –<br />
kannst du dein ich nur fest zusammenfassen,<br />
wird deine kraft die fremde kraft erregen.<br />
friedrich hebbel<br />
STAMM<br />
nicht immer führt ein gerader weg zu einer<br />
echten gruppe. zu einer gruppe, die<br />
dein ganzes leben bestimmt, für die du<br />
jedes opfer auf dich nimmst.<br />
unser stamm entstand 1946. kennst du den<br />
unterschied von kamreradschaft und freundschaft?<br />
die eine ist dort, wo man gemeinsam<br />
ein ziel verfolgt, die andere kann<br />
79
nur entstehen, wenn man voneinander weiß,<br />
wenn man sich versteht. damals waren wir<br />
kameraden.<br />
wir standen fast allein. wir brauchten<br />
kontakt – und fanden ihn. wir trafen<br />
andere gruppen. wir waren jungland-bund 4 ,<br />
bündische freischar – wir wurden bund<br />
freier pfadfinder. wißt ihr noch, wie<br />
wir ins erste pfingstlager auf den morlberg<br />
zogen? wir kannten noch keine routine.<br />
unser leben nahm formen an. wir wurden<br />
bund deutscher pfadfinder. der reiz des<br />
neuen wurde abgelöst vom begreifen einer<br />
aufgabe. aus dem haufen wurde ein stamm.<br />
wir freuten uns, daß wir viele wurden im<br />
bund. das system half uns weiter. wir<br />
wurden pfadfinder, trieben scouting for<br />
boys. sag nicht, es sei eine schlechte<br />
zeit gewesen. die großfahrten begannen,<br />
durch ganz deutschland, nach österreich,<br />
der schweiz – nach frankreich. wir bekamen<br />
ein eigenes gesicht, sangen – wurden<br />
bekannt in der landesmark, wir nannten<br />
uns „voortrekker“ und wollten es<br />
sein.<br />
und doch waren wir noch keine gruppe!<br />
es gibt viele möglichkeiten. wir haben<br />
viele wege erprobt. alles ist gut, was<br />
aus eigenem geboren wird, das keine<br />
schablone kennt. es hilft nichts, wenn<br />
du einfach hinnimmst, was dir vorgesetzt<br />
wird. nicht im bund und nicht im leben.<br />
selbst wahrheiten verlieren ihre kraft,<br />
wenn du sie gedankenlos übernimmst.<br />
es kommt die zeit, wo dich zweifel bedrängen<br />
an der richtigkeit überlieferter<br />
weisheit. wo du endlich versuchst, eigenes<br />
zu schaffen. erst hier entsteht die<br />
gruppe – im gemeinsamen bemühen. jetzt<br />
erst kann auch eine größere gemeinschaft<br />
wachsen: der bund – bisher war es ein<br />
verein.<br />
4<br />
Braunschweig gehörte zur englischen Besatzungszone – die Gründung von Pfadfindergruppen war wohl aus<br />
Angst vor „getarnten“ Nachfolgegruppen der Hitlerjungend lange verboten – siehe Geschichtswerkstatt des<br />
BDP, Jugendarchiv Burg Ludwigstein.<br />
80
in einem unserer trupps begann die<br />
neue richtung, eigentlich erst mit der<br />
schwedenfahrt, daß wir die äußere formen<br />
der jungenschaft wählten, war einerseits<br />
zugeständnis, andererseits bewusste<br />
herausforderung. es mußte aber wohl so<br />
sein. wenn du mich fragst, worin nun das<br />
„neue“ besteht, so sage ich dir:<br />
wir wollten uns nichts vordenken lassen.<br />
wir lehnen jedes dogma ab. wir wollen<br />
ein freundeskreis sein.<br />
vielleicht sagst du, das sei nicht viel.<br />
es ist aber wesentlich. und wenn du das<br />
genau durchdenkst, wirst du auch verstehen,<br />
daß wir in manchem neben der<br />
bundeslinie marschieren.<br />
und jetzt muß ich dir sagen, daß wir der<br />
ketzerischen ansicht sind, der bund sei<br />
gar nicht so wichtig. nicht in seiner<br />
jetzigen form! gegenseitiges verstehen<br />
läßt sich nicht zwingen. so etwas wächst<br />
von alleine oder überhaupt nicht. seien<br />
wir doch ehrlich. wir glauben nicht, daß<br />
wir schon ein bund sind. trotz all der<br />
hochtönenden phrasen. vielleicht werden<br />
wir es nie. sicher aber nicht durch<br />
vieles reden.<br />
uns hält der optimismus. wir hoffen<br />
auf eine innere erneuerung des bundes.<br />
das andere wollen wir dazu beitragen.<br />
Dieter<br />
Zwei Männer saßen in einer Bar<br />
zwei männer saßen in einer bar. der eine sagte zum anderen:<br />
magst du eigentlich die amerikaner? der andere antwortete:<br />
nein. – und wie ist es mit den franzosen? fragte der erste.<br />
- nein, war wieder die antwort.<br />
und die engländer? – nein.<br />
- und die russen? – nein.<br />
- die deutschen? – nein.<br />
es entstand eine pause. dann sagte der andere wieder, indem<br />
er sein glas hob: - na schön, wen magst du dann überhaupt?<br />
ohne zögern antwortete der fremde - ich mag meine freunde!<br />
aus: der große regen, von louis bromfield<br />
Es folgen weitere Artikel, so zum Beispiel:<br />
81
UTZ<br />
- ich möchte doch mal wissen, wie so eine klampfe überhaupt funktioniert .....<br />
TRUPP<br />
wenn du mit hellem kopf unseren führerbestand betrachtest, .....<br />
von hape<br />
GROSSTADTGRUPPE<br />
ja nun – was soll ich hierüber schon schreiben? auf den ersten blick ....<br />
günter<br />
HAJK<br />
„was ist eigentlich ein hajk?“ fragte ich iwan ......<br />
pedo<br />
ZWEIMAL WINTERLAGER<br />
... man kann im harz noch flecken finden, an dem keine Skitouristen vorbeikommen .....<br />
(Es ist die Geschichte, wo unserer Trupp an der Spitze des Oderteiches bei einem Meter hoch<br />
Schnee und klirrendem Frost den Schnee wegschaufelte, Äste und Zweige auf dem Boden<br />
ausbreitete, darüber die Kothen errichtete und das Feuer bereitete – ein Winterlager, zwei<br />
Wochen im Schnee – Holz hacken – Eis aufhacken und von Zeit zu Zeit sich mal mit Wasser<br />
beträufeln (Die große Wachung) und doch von vorbeiziehenden Skifahrern wir Affen im Zoo<br />
bestaunen zu lassen).<br />
„ ... wohnkultur ist selbst im winter wichtig. an unserem doppelt verhangenden eingang<br />
prangte eine gar schröckliche ausgeburt des chinesichen drachens, von dem uns dieter am<br />
abend aus chinesischen märchen vorgelesen hatte. .... erst an solchen Abenden lernt man richtig<br />
singen ....vor dem sylvesterabend zogen wir alle nach st.andreasberg in ein badehaus. das<br />
machte uns wieder zu menschen. ... ins neue jahr sind wir auch gekommen. aber das will ich<br />
dir lieber nicht erzählen. zu hause aber nahm unser logbuch beträchtlich zu ...“ pit<br />
Ein fingierter Brief<br />
Vom BUND DEUTSCHER PFADFINDER - Landesmark Niedersachen – <strong>Stamm</strong> Hottentotten<br />
– Trupp Kuli – Sippe Orang-Utan – Sippenführer – Groß Mahner, den 1.4.54 – an den<br />
Sifü.-Stellv. im BDP Willibald Gläubig<br />
Heinz Kallenbach – Vom ersten Schriftwechsel bis zum plötzlichen Ende<br />
> From: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
> To: "Heinz Heinrich Kallenbach" <br />
> Sent: Friday, October 13, 2006 12:32 PM<br />
> Subject: Geschichten aus grauer Vor-Zeit<br />
><br />
> > ----- Original Message -----<br />
> Lieber Heinz oder Heinrich,<br />
> zunächst erst mal gute Gesundung. Endlich konnte ich Deine Adresse bekommen - die Suche<br />
per Telefonbuch, per Internet sowie die Abfrage der Unis in Berlin blieb ergebnislos. Du<br />
82
wohntest in der Heinrichstraße, ich Ecke Heinrichstr. Steinbrecherstraße. Erinnerst Du Dich?<br />
Vom Heimabend gingen wir manchmal zusammen nach Hause, es gab interessante Gespräche,<br />
Du warst einer der Großen, ich 1948, als mich der Günther Wulfes keilte, war 14 Jahre<br />
alt.<br />
Mit einigen der alten Pfadfinderfreunden stehen meine Frau und ich noch immer im mehr<br />
oder weniger in Verbindung. So kam es, daß ich von den heutigen <strong>Voortrekker</strong>n in Braunschweig<br />
gefragt wurde, was wir Alten denn damals so alles gemacht haben? Die gesammelten<br />
Fragen gab ich an die mir bekannten Adressen weiter. Viele haben geantwortet, über 60 Seiten<br />
sind zusammengekommen, aber Dich gab es nur noch in der Phantasie.<br />
Von Fiddi Schneider aus Krefeld bekam ich Eure Adresse, rief an und sprach auf den Anrufbeantworter.<br />
Deine Frau rief gestern Abend zurück, wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch,<br />
allerdings eine unangenehme Nachricht: Dich hat "es" getroffen. Wenn es Dir ein wenig besser<br />
geht, magst Du Dich dann noch einmal besinnen und vielleicht zum Gesamtwerk etwas<br />
beitragen? Keiner weiß so recht, wie es in Braunschweig mit den Pfadfindern nach 1946 angefangen<br />
hat und wie es in der ersten Zeit weiterging. Du warst meine große Hoffnung.<br />
><br />
> In der Anlage eine kleine Geschichte, wie es dazu kam und die Fragen der Jungen von heute.<br />
><br />
> Dir wünsche ich eine gute Genesung und mir, daß wir uns bald einmal wieder sehen und<br />
austauschen können.<br />
><br />
> Mit ganz liebem Gruß<br />
> Dein<br />
> Schniebel<br />
"Kallenbach" schrieb:<br />
> Lieber Herr Stukenberg,<br />
vielen Dank für die email, sie kam gut an. Ich habe Heinz von Ihrer "Suche" etc erzählt und<br />
nehme ihm heute den ausgedruckten Brief mit. Wahrscheinlich wird er schon Mitte nächster<br />
Woche in eine Früh-Reha hier in Berlin verlegt, so dann man mit Übungen, Gymnastik etc.<br />
gut beginnen kann. Ab und an kommen wir noch nach Braunschweig, meist als Station auf<br />
der Durchreise.<br />
> Sollten Sie mal in Berlin sein, so rufen Sie an - wir wohnen allerdings in Wannsee, ca 30<br />
Min. S-Bahn-Fahrt von Zoo aus, und noch 10 Min. laufen ab S-&Fernbahnhof Wannsee, Tel.<br />
030-8032535.<br />
> Mit besten Grüßen von Haus zu Haus<br />
> Ihre Helga Kallenbach<br />
Absender: "Dr. Horst F. W. Stukenberg" <br />
Empfänger: "Kallenbach" <br />
Datum: 14. Okt 2006 11:53<br />
Betreff: Re: Geschichten aus grauer Vor-Zeit - Antwort<br />
Liebe Frau Kallenbach,<br />
zunächst bleibt es bei dem Wunsch einer guten Genesung - ganz herzlichen Dank für Ihre<br />
Antwort - in Braunschweig sind wir nur hin und wieder - unser Sohn lebt in Berlin - aber: Wir<br />
83
wohnen am Rand des Harzes, an einem kleinen Gebirgsbach in Bündheim, also unweit von<br />
Braunschweig. Na, wie wäre es?<br />
Mit einem lieben Gruß und hoffentlich bis bald<br />
Ihr<br />
Horst Stukenberg oder einfacher<br />
Schniebel<br />
Betreff: Heinz<br />
Absender: "Kallenbach" <br />
Empfänger: "Stukenberg, Horst" <br />
Datum: 04. Dec 2006 12:01<br />
Liebe Fam. Stukenberg,<br />
ich hoffe, die email-Adresse habe ich so richtig übernommen, bitte bestätigen<br />
Sie mir den Empfang. Als Anlage sende ich<br />
a) ein Bild von Heinz vom Juli 2006<br />
b) eine Kurzfassung seines Lebenslaufes<br />
c) die digitale Traueranzeige, die ich für unsere außereuropäischen Freunde<br />
zusammengestellt habe - die richtige an Sie ist unterwegs. Leider gab<br />
es mit dem Versand einige Verzögerungen.<br />
Mit besten Grüße Ihre<br />
Helga Kallenbach<br />
84
In Dankbarkeit und Liebe nehmen<br />
wir Abschied von<br />
Prof. Dr. Heinrich Kallenbach<br />
genannt Heinz<br />
* 9.2.1930 + 25.11.2006<br />
Braunschweig<br />
Berlin<br />
Berlin, Jena<br />
München<br />
im Namen der Familien<br />
Dr. Helga Kallenbach<br />
Trauerfeier am Dienstag 5.12.2006, 12.30 Uhr<br />
in der Kirche Nikolskoe, Berlin-Wannsee<br />
Wir bitten statt Blumen und Kränzen um eine<br />
Spende an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Stichwort:<br />
Prof. Dr. H. Kallenbach, Dresdner Bank Köln, BLZ 37080040,<br />
Kto 263 667 004, Kennziffer 100 17 12.<br />
Karl Heinz aus Kanada<br />
Karl Heinz letzte Großfahrt mit Pit, Struppi, Lothar und Schniebel führte 1955 zu Fuß quer<br />
durch das damalige Jugoslawien. Kurze Zeit später wollte er mit Lothar nach Kanada auswandern.<br />
Lothar fand seine Irene, Karl Heinz blieb seinem Grundsatz treu und lebt seit 1956<br />
in Kanada. Wie das so von Einwanderern oft erzählt wurde, Tellerwäscher, Holzfäller usw.<br />
hat Karl Heinz sich hochgearbeitet in die oberen Etagen der Akademikerwelt, hat er wie so<br />
viele andere Pfadfinder bis heute nicht aufgehört, weiter zu studieren oder zu lernen. Zum<br />
Rovermoot in den 60er Jahren kam er u.a. mit seiner Frau Wendy, er wie der Schniebel hielten<br />
den Kontakt, über die Entfernung und Jahre hinweg. Unsere letzte große Fahrt führte uns<br />
mit 14 alten Säcken 2004 in die Mongolei. Etwas verspätet hier die seine Rückmeldung:<br />
Abschrift seines Briefes aus Benmiller<br />
Benmiller 03.10.06<br />
Lieber Schniebel,<br />
hier ist mein Beitrag. Hoffentlich ist es, was gewünscht war. Der Name <strong>Voortrekker</strong> macht<br />
mir Schwierigkeiten seit Jahren. Als unerfahrender Bengel, 1947, habe ich drei Bände von<br />
der Geschichte der Buren - <strong>Voortrekker</strong> in Südafrika gelesen. Rassismen der Buren hängt<br />
noch immer in meinen Gedanken. Apartheid und die (dutch) Christian Reform Church in<br />
Südafrika sind damit verbunden. Das habe ich hier in Canada gelernt. So ich bin nicht sicher,<br />
dass der Aufbau der Pfadfinder in Braunschweig würde dem Banner „<strong>Voortrekker</strong>“ vorangehen.<br />
Ich hoffe, ich bin im Irrtum.<br />
Bei uns geht’s gut, haben wie immer viele Eisen im Feuer. Deshalb keine Schreibmaschine<br />
repariert. Mein rechter Arm macht mir Schwierigkeiten, konnte nicht einmal die jährliche<br />
Kanufahrt machen. Der Alte wird älter. Heidi arbeitet noch an ihrer Revision in Montreal.<br />
85
Außer Sarah alle Kinder und Anhang werden nach Benmiller zum Erntedankfest kommen. Es<br />
regnet viel bei uns und die Trailarbeit nimmt ab.<br />
Hoffe Ihr Bad Harzburger seid alle gesund und munter.<br />
Herzliche Grüße von uns in Benmiller<br />
Dein Heinz<br />
Benmiller, RR 4 Goderich, ON im September 06<br />
Retrospektiven von den großen Seen.<br />
Korea, Jürgen Droste, der brachte mich in die <strong>Voortrekker</strong>.<br />
Unser Trupp: der großer Bär, war unter der langjährigen Leitung von Dieter Kiehne. Ich habe<br />
viele gute Erinnerungen von unseren Truppabenden und Truppfahrten. Wir sangen viel, aber<br />
im Besonderen Dieter hat immer versucht unseren Horizont auszubreiten. Das war in den Jahren<br />
1950 – 1956 und ich kann mich nicht so genau an all die Details erinnern.<br />
Für einen jungen Burschen, neulich von Dresden, es war ein großer Erfolg bei den Pfadfindern<br />
zu sein. Freunde zu finden, im zertrümmerten Braunschweig, war nicht leicht. Wir waren<br />
Tischlerlehrlinge; an der Berufsschule am Wallring kamen wir wöchentlich zusammen. Korea<br />
war sehr fasziniert mit dem conflict in dem fernen Land. Öfters skizzierte er die Landmasse<br />
der Halbinsel an die Wandtafel und informierte uns über die Vorgänge des Krieges. Es ist<br />
merkwürdig das Korea, das Land, so häufig in den Nachrichten erwähnt wurde. Hasso, Koffer<br />
und Schniebel sind die anderen Spitznamen, die mir einfallen.<br />
Für uns, die Pfadfinderei war eine großartige Sache. „Die Pfadfinder haben uns geprägt“, so<br />
sagt good old Schniebel gerne und es ist nicht so lange her! Ich stimme völlig überein, aber<br />
ich wundere mich, was die Einstellung der heutigen Generation ist?<br />
Auf Fahrt waren wir an vielen Wochenenden und Feiertagen: Mit dem Trupp, der Sippe und<br />
dem <strong>Stamm</strong>. Von unseren Großfahrten hat Ihr sicherlich schon viel gehört, auch von unseren<br />
Winterlagern am Odersee und Wurmberg.<br />
Eine meiner ersten Truppfahrten war eine nächtliche Fahrradfahrt durch den Elm. Es war berauschend<br />
in der lauen Herbst-Nacht-Luft durch die „Bergstraßen“ des Elms zu radeln – besonders<br />
die Abfahrten in die Täler. Am frühen Morgen fanden wir uns im Stroh einer Scheune<br />
außerhalb von Braunschweig. Eine andere Elm Fahrt – a hike – war im Winter. Unser Vorhaben<br />
war, ohne Vorbereitung (Anmeldung) in der Scheune eines gelegentlichen Bauernhofes<br />
zu quartieren. Es war eisig kalt, es war spät, als wir an dem Hoftor klopften – kein Glück: Die<br />
deutsche Bauerngehöfte sind wie kleine Festungen, und wer nimmt unbekannte Jungen am<br />
Spätabend ein? Die Bürgermeisterin im nächsten Dorf war freundlicher Weise bereit uns vier<br />
im Dorfgefängnis für die Nacht einzusperren – vorausgesetzt das wir unsere Ausweise überreichten.<br />
Im Allergebiet zwischen Gifhorn und Wolfsburg auf Herbstfahrten verbanden wir öfters Radfahren<br />
und Wandern. Einmal, als Experiment übersetzten wir den Allerkanal mit einem Reisig-Schlauchboot<br />
-- umiak. Man nehme: / / us army pouncho, viele dünne trockene Birkenzweige,<br />
3 (oder mehr ) starke Bindfäden und ein leichtes Seil. Formiere und binde Birkenzweige<br />
in einen „O“ Ring, Falte und binde Poncho zum Ring, presto; ein umiak. Es ging ganz<br />
gut, aber da war einer, der hat das Boot überladen!<br />
86
Eine andere Wochenendfahrt war eine Trampfahrt – wer kommt am weitesten von Braunschweig<br />
und wieder zurück zur richtigen Zeit. In Paaren versuchten wir unser Glück. Der Sieger<br />
war bis nach Frankfurt gelangt (richtig, aber am Weitesten kamen Diki und Hada, bis<br />
Würzburg. Doch sie waren nicht pünktlich in der Schule. Deswegen konnten sie nicht siegen).<br />
Wir kamen bis nach Minden. Sahen etwas vom Teutoburger Wald und nahmen die Chance<br />
die Weser mit Schwimmen zu überqueren.<br />
Hier in Ontario und Canada, in den ganzen Pfadfindergruppen sind gewöhnlich, bei Kirchengemeinden<br />
gefördert und unterstützt, besonders mit den Räumlichkeiten und Land für Standlager.<br />
Besonders auf dem Land Kirchen haben Camps an Seen und Flüssen. Trotzdem die<br />
Zahlen der Pfadfinder sind im „free fall“. Die Gruppen werden kleiner oder existieren überhaupt<br />
nicht. Auch finde ich viele der Führer sind ziemlich alt. An der positiven Seite sagt man<br />
mir, Eltern sind interessiert an Wölflingsgruppen.<br />
Von Zeit zu Zeit die hiesigen Pfadfinderführer mit ihren Gruppen helfen mir bei meinen Job,<br />
Wanderwege in unserer Gegend zu entwickeln oder auszubauen.<br />
Vor einem Jahr hatten wir 10 französische Pfadfinder von Nizza für eine Woche. Sie haben<br />
tüchtig gearbeitet an dem Ausbau des Wanderpfads. Am letzten Abend hatten sie uns in ihrem<br />
Lager bewirtet. Und unterhalten. „A good expires all around“.<br />
Abgesehen von meiner Volontier Arbeit als trail-coordinator, ich und meine Frau sind aktive<br />
Kanufahrer – flat and white water, Skilanglauf und natürlich Wandern, besonders wenn wir<br />
auf der Reise sind in N. A.<br />
So das sind einige Beobachtungen von meiner Warte.<br />
Gut Pfad und Good luck<br />
Heinz Hörnig<br />
Ein Nachsatz sei erlaubt:<br />
So durchlebte der <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>, die Trupps, Meuten, Sippen und Roverkreise je unterschiedlich<br />
die Zeiten, die da gekommen sind – es war ein Leben voller Abenteuer, kaum ein<br />
Wochenende verbrachten wir zu Hause, wir waren unterwegs, auf Großfahrt, auf kleineren<br />
Fahrten in der näheren Umgebung, in Landes- und Bundeslagern - in der Woche traf man sich<br />
nicht nur zum Heimabend – freundschaftliche Bande entstanden und noch immer sind kleine<br />
Grüppchen untereinander im Kontakt, bis auf den heutigen Tag gibt es Querverbindungen zu<br />
den Menschen aus den verschiedensten Jahrzehnten – einige der Adressen von Leuten, mit<br />
denen ich noch in engerer oder loserer Verbindung stehe, finden sich weiter vorn.<br />
Es kann „nachgeliefert“ werden. Wenn Ihr diese Zeilen gelesen habt und die grauen Zellen in<br />
Bewegung gekommen sind, bitte, laßt Euch ermuntern, gebt Laut. Schick ein paar Stichworte<br />
aus Deiner Zeit, die sicherlich auch Dich bewegt haben wird.<br />
Schniebel<br />
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Redaktionsschluss<br />
Morgen, m 29.8.07 möchte ich nach Braunschweig fahren und mit Struppi zur Druckerei gehen.<br />
Wenn wir am 15. September zum Jubiläum die Bücher haben wollen, müssen die die<br />
Unterlagen auch rechtzeitig erhalten. Noch immer stehen angekündigte und versprochene<br />
Beiträge aus. Peter Breuer und Henner, sie hätten sicherlich auch über die Großfahrt mit dem<br />
Roverbus 1960 durch die Provence berichtet. Desgleichen wollte Leye und Ali über ihre Zeit,<br />
ihre Erfahrungen mit der Pfadfinderei berichten. Auch von Struppi fehlt noch ein interessanter<br />
Beitrag. Da wäre sicherlich auch über die großartige Jugoslawienfahrt 1955 berichte worden.<br />
Fünf Wochen zu Fuß auf den steinigen Landstraßen und über den Pren. Wie es auch sei, ganz<br />
viel muß einfach außen vor bleiben, denn die vielen Sippen, Trupps und der <strong>Stamm</strong> als Ganzes<br />
haben eine Unmenge an Fahrten und Großfahrten gemacht. Ich versuche jetzt, wenigstens<br />
ein paar Stichworte noch zur Fahrt nach Südfrankreich anzufügen.<br />
Hier ist der Beitrag vom Struppi – In der Druckerei eingefügt<br />
Struppi - Joachim Langelüddecke<br />
Voller Sehnsucht verfolgte ich, es war 1952, aus dem Rückfenster unseres Ford Taunus, in dem<br />
mein Vater die Familie, Sonntags stolz zum Kaffeetrinken und zum Spazieren gehen fuhr, die<br />
von uns überholten Jugendgruppen. Mit Klampfe und Affen bestückt, verkörperten sie für mich<br />
Abenteuer und Romantik. Natürlich nicht wissend, ob es sich gerade um Rote Falken, Wandervögel<br />
oder sogar um Pfadfinder handelte. Egal, ich wollte dabei sein.<br />
Nach längerem zögern machte ich mich auf die Suche nach den „Pfadfindern“, von deren Existenz<br />
ich inzwischen gehört hatte. In der „Holzbaracke“, auf dem Leonardplatz wurde ich dann<br />
fündig. Zu meiner Überraschung wurde ich kurzfristig, natürlich nur zur Probe, in der Sippe Biber,<br />
im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>, aufgenommen. Voller Stolz und Glücksgefühl fuhr ich an diesem<br />
Abend nach Hause. Jetzt gehörte auch ich dazu.<br />
Der erste Eindruck vom Pfadfindersein folgte unmittelbar. Ein Geländespiel im Querumer Forst<br />
ließ mich doch nachdenklich werden, ob die Pfadfinderei denn wohl die richtige Spielwiese für<br />
mich sei. Überhaupt nicht sanft gingen zwei verfeindete Gruppen aufeinander los. Es wurde gefesselt<br />
und geknebelt. Was mich damals sehr beeindruckt hat und ich bis heute nicht vergessen<br />
habe, war, dass mein „Knebel“ aus einem Taschentuch bestand, nicht gerade frisch aus der<br />
Waschtrommel kommend, sondern direkt aus der Hosentasche des „Feindes“.<br />
Welch ein Glück, dass ich mich von diesen Ereignissen nicht habe irritieren lassen. Was wäre mir<br />
da entgangen! Es folgten erlebnisreiche Wochenendfahrten in die nähere Umgebung. In den Harz<br />
ging es im Spätherbst. Selbst mein Dackel Waldi durfte mit. Geschlafen wurde in der Kothe, natürlich<br />
mit dem offenen Feuer in der Mitte. Es gab Brandlöcher in den Schlafsäcken von dem<br />
gerade noch rechtzeitig gelöschten Feuer, die Nachtwachen waren wie immer eingeschlafen.<br />
Morgens wurde sich, nicht so ganz gründlich, bei Neuschnee im Bach gewaschen.<br />
In der Zwischenzeit verpassten mir meine Sippenmitglieder während der Freisprechung in der<br />
Asse den Spitznamen Struppi. Völlig klar, der Grund für diesen Namen konnte nur mein damals<br />
noch intakter Haarschopf sein. Weit gefehlt, mein aus irgendeinem „struppigen“ Fell bestehender<br />
Halstuchknoten, war Anlass, dass mein eigentlicher Vorname ab sofort gegenstandlos war.<br />
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Schritt für Schritt näherten wir uns jetzt größeren Aufgaben. Der Schwarzwald, das Sauerland<br />
waren unter anderem die Ziele in Deutschland, die wir teils mit dem Fahrrad oder trampender<br />
Weise erreichten. Dann folgte die erste wirkliche Großfahrt; mit dem Fahrrad nach Holland.<br />
Nicht allzu lange nach Kriegsende, eine ereignisreiche Reise. Nicht alle Holländer waren uns<br />
gegenüber so aufgeschlossen wie unsere Gastgeber, die Pfadfinder mit Ihren Eltern.<br />
Jugoslawien! Das war dann 1955, das alles in den Schatten stellende Ziel für Lothar, Heinz,<br />
Schniebel, Pit und mich. Mein Vater fuhr, nachdem wir gemeinsam noch schnell einen Kurzsprachkurs<br />
bei einem mir bekannten Jugoslawen absolvierten, einen Teil der Truppe mit dem<br />
Auto an die Grenze nach Villach. Der Rest folgte mit Schniebel auf dessen Motorrad. Dubrovnik,<br />
Zagreb, Sarajevo, Splitt waren nur einige unserer Ziele. Eine fremde, beinahe märchenhaft<br />
anmutende Welt tat sich uns auf. Nicht nur wir staunten, wenn der Muezzin sein Gebet<br />
von dem Minarett verkündete, auch wir wurden von allen Seiten bestaunt. In dieser Zeit war<br />
unser Erscheinen noch eine wahre Sensation.<br />
Bei den erfolgreichen Versuchen, in den Gassen von Sarajewo, unsere Reisekasse durch den<br />
Verkauf von uns importierten Nähnadeln Made in Germany aufzubessern, wir wussten diese<br />
waren heiß begehrt, mussten wir ständig auf der Hut sein, nicht von der Polizei, die sich in<br />
unserer Nähe befand, erwischt zu werden.<br />
Auf Schmalspurbahnen, LKWs, auf Küstenschiffen unter freiem Himmel schlafend und natürlich<br />
in sengender Sonne auf staubigen und steinigen Wegen gehend, haben wir uns einen<br />
Teil Jugoslawiens „erobert“. Überaus freundliche und aufgeschlossene Menschen sind uns<br />
erstaunlicher Weise nach den gar nicht so lange zurückliegenden Kriegsjahren begegnet.<br />
Nicht nur Sliwowitz in Feldflaschen oder Lebensmittel wurden uns angeboten. Ganze Häuser<br />
standen uns zum Übernachten zur Verfügung. Bei einer dieser Einladungen durften wir unser<br />
Zelt im Garten aufschlagen. Schniebel „heilte“ die Kopfschmerzen der jüngsten Tochter unserer<br />
Gastgeber mittels einer Kopfschmerztablette. Aufgrund seiner „magischen“ Kräfte überreichte<br />
ihm der Vater am nächsten Morgen eine Kneifzange, mit der er doch die Zahnschmerzen<br />
seiner älteren Tochter beseitigen möge. Auch in anderen Lebensbereichen musste Schniebel<br />
ein gutes Stück, nicht nur aufgrund seines Alters, erfahrener als wir gewesen sein. Warum<br />
sonst bemühte er sich mit großer Ausdauer am Strand von Dubrovnik mit 2 Bikinischönheiten<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Sicher war das damalige Jugoslawien für uns ein Erlebnis mit überragenden Eindrücken. Besonders<br />
für einen 15 jährigen Jungpfadfinder, der ich damals war. Genauso haben sich Heimabende,<br />
feierliche Freisprechungen, gemeinsames Singen mit Klampfenbegleitung an stillen<br />
Abenden, weit ab von Lärm und Hektik, umgeben von der Natur und das sich geborgen fühlen<br />
in einer Gemeinschaft, tief in meinen Erinnerungen verwurzelt.<br />
Wie gesagt, was hätte ich versäumt ohne die „Pfadfinderei“?<br />
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Provence – Eine Großfahrt durch die Camarqe und Südfrankreich<br />
Das war der erste Vortrag in Braunschweig, gedacht zur nachträglichen Information für Eltern<br />
und Interessiert aus unserem Kreis. Daß das nur der Beginn einer erfolgreichen Vortragsserie 5<br />
im Lande Braunschweig werden sollte, ahnten wir damals noch nicht. Hiermit begann auch<br />
meine regelmäßige Vortragstätigkeit zunächst auf Elternabenden, dann in Volkshochschulen<br />
und Stätten der Jugend- und Erwachsenenbildung. Vom Willi Carius haben wir in dieser Hinsicht<br />
viel lernen können. Er ist Willi sicherlich nicht ganz unschuldig an meinem späteren<br />
Beruf.<br />
1960 – noch rechtzeitig ist der vom Roverkreis selbst zusammengebastelte VW Bus fertig<br />
geworden – Henner, Willi, Gerd Dahms, Peter Breuer und ich bewegten uns in Richtung<br />
Frankreich – die Cevennen mit der Schlucht des Canons der Ardeche, Carmarqu, Privence<br />
war unser Ziel – ich erinnere mich noch genau, abends in Ages Mortes, wir hatten Tunfischsteaks<br />
gekauft und wollten sie zum herrlichen Kartoffelsalat als Carius braten –auf dem<br />
Marktplatz streckte eine Sinti/Zigeunerin bettelnd ihre Hand aus – wir hielten ihr ebenso eine<br />
Hand hin, da wurde sie wütend, stampfte mit dem Fuß auf und begann ein Lied zu singen –<br />
wieder die bettelnde Hand - wir nicht faul, kramten die Gitarre hervor und sangen ebenfalls<br />
ein Lied – noch wütender schrie sie etwas und eine Gruppe von Sintis/Zigeunern erschien –<br />
sie sangen, wir sangen – Hunderte von Einheimischen füllten den Marktplatz um uns herum –<br />
längst war es ein freundschaftlicher Wettkampf geworden – die Nacht brach herein – nun muß<br />
ich etwas zu unseren Geflogenheiten sagen: Gingen wir auf Großfahrt, so bemühten wir uns<br />
stets, einige Brocken der Landessprache zu erlernen und ebenso ein Lied des Gastlandes. -<br />
immer wieder Applaus – dann, es war spät geworden, stimmte Willi ein Lied in Languedoc,<br />
der Muttersprache der Menschen in der Provence an – brausender Jubel und die Sinti reichten<br />
uns freudestrahlend die Hand – es muß nach Mitternacht gewesen sein, als wir vor unserer<br />
Kothe den Tunfisch braten und den herrlichen Kartoffelsalat essen konnten.<br />
5<br />
Siehe die 29seitige Broschüre der Fahrtengruppe über diese Fahrt; „Provence“. Außerdem Wilhelm Carius,<br />
Ungewöhnliche Reise durch Südfrankreich; In: Voigtländer Post – Werkszeitschrift der Voigtländer AG, Oktober<br />
1961<br />
90
Fuad - Mitschrift eines Gesprächs vom 5. Juli 2007 – In Fuads Wohnung<br />
in Braunschweig<br />
Ein Wort vorweg:<br />
Fuad kann schreiben, sogar sehr gut – aber wieder einmal ist seine Zeit eng begrenzt – das<br />
Büchlein über die <strong>Voortrekker</strong> muß fertig werden –2007 besteht der <strong>Stamm</strong> 60 Jahre - am 15.<br />
September wollen die heutigen Pfadfinder ein Fest feiern und die alten Säcke dazu einladen –<br />
wir einigen uns,: Fuad erzählt, Schniebel schreibt mit und schickt Fuad die Mitschrift zur<br />
Korrektur, Ergänzung, oder Veränderung.<br />
Abends nach 18.00 h: - Fuad: spricht zum Schniebel::<br />
„ ... weißt Du noch, als wir drei, Wolfgang, du und ich auf Großfahrt in Schweden waren? –<br />
In Hamburg mußten wir zum Konsulat, ich brauchte als Syrer ein Visum, einen Tag mußten<br />
wir warten und als wir dann einen Tag später über die Grenze fuhren, hat man uns noch nicht<br />
einmal angesehen, und was noch schlimmer war, wir bekamen keinen Stempel in den Reisepaß<br />
– In Kopenhagen lernten wir zwei Mädchen kennen, sie bereiteten Abendbrot und dann<br />
gingen sie mit uns ins Tivoli (Der Park wurde 1843 schon eröffnet), sie haben sogar für uns<br />
bezahlt, so etwas kannte ich überhaupt nicht, Mädchen bezahlen für Jungen. In Schweden<br />
hatte ich eine Adresse, rief dort an und wir wurden zu der Familie eingeladen, es gab gutes<br />
Essen und später zum See, zum Blockhaus, in die Sauna und dann hinein in den schönen See,<br />
alle ohne Badehose, das war das erste Mal in meinem Leben ohne Badehose. Im Sommerhaus<br />
sollten wir viel länger bleiben, aber, wir wollten weiter– Stieg Ljung haben wir in Jönköping<br />
besucht und viele andere –– ach, dann auf dem Campingplatz, da habe ich einen syrischen<br />
Salat gemacht, so wie immer, wir luden die Nachbarn ein, sie nannten uns dann Feuerfresser,<br />
ihr Bier löschte auch unseren Durst – Dann waren wir am Vätternsee, abends sollte gegrillt<br />
werden, kauften jede Menge Pferdefleisch (Muslims sollen kein Schweinefleisch essen und<br />
vom Rind gab es nichts) –<br />
Ergänzung vom Schniebel:<br />
Frei nach dem Motto, „lieber sich den Bauch verrenken, als dem edlen Wirt was schenken“<br />
haben wir uns so richtig „vollgefressen“, danach ließen wir uns da, wo wir gerade saßen, ganz<br />
langsam auf die Hände nach hinten stützend auf den Rücken hinunter – der Blick schweifte<br />
noch über den See – Segelboote zogen vorbei – ein glutroter Abendhimmel leuchtete. Dieses<br />
Erlebnis hat der Fuad später in einem Bild festgehalten).<br />
91
1957 - da kam ich nach Braunschweig:<br />
... die ersten 6 Wochen habe ich in der Jugendherberge gelebt, damals war es noch sehr<br />
schwer, als Ausländer ein Zimmer zu bekommen – man klingelte, die Tür ging auf, nein, an<br />
Ausländer vermieten wir nicht – zuerst wohnte ich im Dorf Mascherode, ein Zimmer über den<br />
Kuhstall, mußte 20 Minuten durch den Wald gehen, der Bus fuhr erst vom Marktplatz in der<br />
Siedlung Mascherode ab – damals fragte ich meine Wirtsleute, ob es in Braunschweig Pfadfinder<br />
gäbe? - ja, aber die haben einen schlechten Ruf, wegen der Hitlerjugend und so – ich<br />
ging dann doch zum Heimabend der Rover in die Altstadtmühle am Inselwall.<br />
Heimabend der Rover in der Altstadtmühle:<br />
Ja Fuad, da kann ich mich (Schniebel) noch ganz genau erinnern: Es klopfte an der Tür, du<br />
kamst herein und sagtest: „good evening boys, my name is Fuad Rischi, I am a boyscout from<br />
Aleppo, Syria“ – Du setztest dich mitten in den Stuhlkreis und gehörtest ab da als eines der<br />
aktivsten Mitglieder bis Ende der 60er Jahre zum Roverkreis des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong>.<br />
Fuad: Und ihr fragtet: Aleppo, wo liegt denn das? – gibt es denn dort Pfadfinder und was<br />
macht ihr denn so? – ich erzählte von meinem Land, von Aleppo, von den Pfadfindern, jeder<br />
Pfadfinder hatte 7 Sipplinge und wir waren bemüht, die Mannschaft ständig zu erweitern –<br />
wir haben geworben und dann hatten wir sogar eine eigene Musikkapelle – Syrien sei ein armes<br />
Land und Deutschland reich - ihr sagtet, nein, nach dem verlorenen Krieg läge alles am<br />
Boden ... .<br />
... Es war, als ob ich meine Heimat gefunden habe – andere ausländische Studenten hockten<br />
meist zusammen, sie waren oft sehr einsam – ich hatte es nicht nötig, an den anderen Landsleuten<br />
zu kleben – ich war ein gleiches Mitglied in der Gruppe – es gab für mich keine bessere<br />
Integration – Willi Carius mit der Klampfe, er hat uns viele Lieder beigebracht, wir haben<br />
immer gesungen (auch in Altenheimen, auf Festveranstaltungen anderer, im Lager und auf<br />
Fahrt) – auf der Friedrich-Voigtländer-Straße haben wir einen Schrebergarten bekommen,<br />
vom Roverkreis das Gartenhaus als Heim für den <strong>Stamm</strong> ausgebaut – das war die erste handfeste<br />
Aufgabe – es gab wohl immer einen Führer, Willi war zwar älter, das machte jedoch<br />
keinen Unterschied, wir waren alle gleich und wir haben immer alles geteilt ...<br />
... Erinnerst du dich noch an das „Unternehmen Heideröschen“?<br />
... da habe ich mein erstes Interview im Radio gegeben – wir kamen alle im Camp in der Heide<br />
an, schliefen dort eine Nacht und wurden dann in Dreier- oder Vierergruppen aufgeteilt –<br />
jeder kam von einem anderen <strong>Stamm</strong>, von einer anderen Stadt, Kurt aus Frankfurt – Heinz aus<br />
Siegen – ich aus Braunschweig – eigentlich alles Fremde - jede Gruppe bekam vier Briefe und<br />
los ging es, in irgendeine Richtung – in zwei Tagen durfte der erste Brief auf dem Postamt, da<br />
wo wir gerade waren, geöffnet werden – Stempel hinein und dann stand da: Sucht die alte<br />
Mühle in ?? auf, das lag vielleicht in einer ganz anderen Richtung als da, wo wir bisher gewandert<br />
sind, hoch im Norden – also wieder zurück zu Fuß quer durch die Heide – bei Bauern<br />
fragten wir, dürfen wir etwas arbeiten und dann in der Scheuen schlafen? – der jeweilige Bürgermeister<br />
mußte uns wieder einen Stempel geben und weiter ging es – erst im vierten Brief<br />
erfuhren wir, wo das große Zeltlager zum Sammeln aller Gruppen sich befindet – also nun<br />
dorthin - war das ein großes Hallo beim Wiedersehen – vorher waren wir noch bei einem<br />
Bauern, kauften eine Ente, die er für uns schlachtete – vier Jungen trugen zwei lange Stangen<br />
auf der Schulter, in der Mitte hing das kleine Entlein mit jedem Bein an einer Stange – so zogen<br />
wir singend in das große Lager ein, „Sum galli, sum galli, sum galigali“ ... – das Volk<br />
sammelte sich und stand staunend am Rande – bloß, als wir dann einen großen Pott Suppe<br />
kochten und die Ente noch einmal grillten, dann kamen immer mehr hinzu, schließlich haben<br />
wir die kleine Ente mit 11 Mann gegessen – die restlichen Knochen dann begraben, ein Holz-<br />
92
kreuz darauf gestellt und alle bitterlich geweint – nicht nur weil sie tot war, sondern weil sie<br />
alle war ... .<br />
Dann habe ich meine Kochkünste entdeckt<br />
und für 60 Leute Gulasch gekocht - meine Mutter in Syrien sagte damals, du bist verrückt, so<br />
viel Verantwortung – das war für mich ein rhythmisches Atmen in Deutschland - es gab<br />
ernsthafte Diskussionen und Austausch – ich habe Schulbücher aus Syrien mitgebracht und<br />
vorgelesen – in vielen Wohnungen wurde ich eingeladen – ich war in den Familien voll integriert<br />
– diese Freundschaft, dieser Kontakt, das war keine Affenliebe, das war ungehemmt,<br />
ganz natürlich, alles mitmachen, ohne Übertreibung, das gibt es so nur bei Pfadfindern – es<br />
entstanden viele Kontakte, Hasso, Knut Gabel, Effi Briest, Wolfgang, bei deiner Mutter war<br />
ich oft, ich klingelte, Schniebel ist nicht da, da ging ich ins Zimmer und war zu Hause – das<br />
Roversein war eine Herausforderung für alle Beteiligten, etwas aufzubauen, etwas vorleben –<br />
wir haben sogar einen Film gedreht, erst das Drehbuch selbst geschrieben, wir wollten für die<br />
Pfadfinder werben und zeigen, was wir auf den Heimabenden machen, daß wir keine Rüpel<br />
sind, wie das so bei den Pfadfindern wirklich ist ...<br />
Das mit der Integration,<br />
das habe ich als junger Mann nicht so gedacht, das kam mir jetzt erst ins Bewußtsein, als ich<br />
über die Integrationsprobleme der Ausländer nachdachte – auch die zweite Generation von<br />
Ausländern hat es heute schwer, sich zu integrieren – welche Chancen haben denn ausländische<br />
Kinder in Deutschland? – Herr Schäuble ordnet an, aber es passiert nichts - man müßte<br />
sie in Jugendgruppen integrieren, in Sportvereinen, bei den Pfadfindern und so – ich lebe<br />
schon lange in Deutschland und bin auch noch Syrier, ich bin sehr dankbar, daß ich jetzt das<br />
alte Schloß in Braunschweig wieder aufbauen durfte, das verdanke ich alles den Pfadfindern.<br />
Das ist der Geist der Pfadfinder,<br />
aktiv, findig, kreativ, phantasievoll, immer neue Spielideen im Kopf, der Pfadfinder kennt<br />
keine Fremdheit, man wird erzogen zur Toleranz, zum freundlichen Miteinander, zum Helfen.<br />
Dr. Fuad Rischi, Braunschweig und Calvia-Son-Font/Mallorca<br />
Trupp Wehrwolf – Jahresrückblick in der zukünftigen <strong>Stamm</strong>eszeitung<br />
Scholle schickte in letzter Minute ein dickes Fotoalbum mit vielen Bildern auch vom Jambore<br />
und sein Exemplar „Jahresrückblick“ von 1962 – ein beeindruckendes Heft. Auf der ersten<br />
Innenseite steht:<br />
Vier Dinge kehren nie zurück<br />
Das gesprochene Wort<br />
Der abgeschossene Pfeil<br />
Die versäumte Gelegenheit<br />
Das Vergangene Leben<br />
93
Liebe Pfadfinder,<br />
vor Euch liegt nun ein Heft, das Euch einen Jahresrückblick Eurer Tätigkeit in der Sippe, im<br />
Trupp und im <strong>Stamm</strong> geben soll.<br />
Weiter soll es dazu dienen, einen Ansporn für das neue Jahr zu geben. In diesem müssen wir<br />
alle zeigen, ob wir den Namen „Trupp Wehrwolf“ zu Recht tragen. Denn die geleistete Arbeit<br />
ist nur ein kleines Stück von dem, was noch vor uns liegt. Deshalb möchte ich die vergangenen<br />
Fahrten noch einmal in Eure Erinnerung zurückrufen und hoffen, daß die vor uns<br />
liegenden genauso gut, wenn nicht besser werden.<br />
Ihr werdet nun vielleicht auch erkennen, wo noch Mängel sind. An Euch liegt es, diese zu<br />
beseitigen, an Euch liegt es auch, in den Sippen Ordnung zu schaffen, und sie auf die nötige<br />
Mitgliederzahl zu bringen. Es wird sich herausstellen, auf welchen Jungen man sich verlassen<br />
kann. Denn auf dem gegenseitigen Vertrauen beruht doch unsere Gemeinschaft! Ohne diese<br />
Gemeinschaft kommen wir nicht weiter. Darum rufe ich Euch für das kommende Jahr zu:<br />
SEID BEREIT<br />
Das Versprechen und das Pfadfindergesetzt zu erfüllen.<br />
Herzlich G u t P f a d<br />
Arnchen<br />
Es folgen wunderbare Artikel oder Berichte mit Zeichnungen der Gruppen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Pfingstfahrt per Fahrrad nach Söder – Pfingstlager - nach dem die Sippen ihre Briefe<br />
bekommen haben der Pfadfinderlauf – Flugbilder von Vögeln malen – bewältigen von<br />
Sonderaufgaben wie Holzlöffel schnitzen usw. – die Neuline bekommen nach der Siegerehrung<br />
noch ihre Spitznamen ...<br />
NATIONALE KOEMPOELAN; Ommen, 23. – 24 Juni – Das nationale Führertreffen<br />
der Holländer, wo die <strong>Voortrekker</strong> jedes Jahr die Einladung erhalten und stets neue<br />
Impulse für die kommende Jahresarbeit mit nach Hause nehmen durften – übrigens<br />
nahm der Pedder auch seine Wisje mit – die deutschen mußten in der Thingkuhle jedes<br />
Mal ein zwei drei Lieder vor den rund 100 Pfadfindern singen.<br />
Finnland – Sauwetter – Arnchen – Crabbe, Scholle und Schalle – Gäste in finnischen<br />
Pfadfinderfamilien – Sauna durch die Wälder - Schlüssel vergessen: Essen hinter Gitter<br />
– ist für hungrige Pfadfinder bitter – gefährliche Fahrt über den See ...<br />
Eine Nacht in Finnland<br />
Eine feucht - fröhliche Überfahrt – kurz vorm Absaufen<br />
Herbstfahrt – sieben sollten es sein, einer fehlt ohne Entschuldigung – drei aufregende<br />
Seiten ...<br />
... und dann unser Elternabend – eine richtige kleine Schau – Sketch Großfahrtvorbereitung<br />
– vom Wassermann und der Zauberflöte – Singen – die Wölflinge sangen und<br />
spielten vor den Eltern ...<br />
Winder Sonnen Wende – neue Pfadfinderbrüder in den <strong>Stamm</strong> aufgenommen – Gründung<br />
des Horstes „Heinrich der Löwe“ (Zusammenschluss <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> mit<br />
den Greifen aus Wolfenbüttel) ...<br />
Winterlager 62/63 der Truppsippe „Wehrwolf“ – im Bundeslager lernte man den<br />
<strong>Stamm</strong> „Florian Geyer“ aus Stuttgart kennen – sie haben die Braunschweiger eingeladen<br />
ins Kleine Walsertal/Willers Alpe – Ludi, Scholle, Nani, Crabbe, Anrchen, Udo,<br />
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Schnabel – Notizen aus dem Tagebuch – mühevoller Aufstieg – Skiesalat – Abstieg<br />
im Dunklen hinunter ins Dorf ...<br />
Klaus Ziech – Einer der eifrigsten Rover<br />
Ich bin Klaus Ziech, geb. 1938 in Stettin und mit Unterbrechung in Hannover aufgewachsen.<br />
Mit 13 Jahren bin ich in Hannover in die Christliche Pfadfinderschaft (CP) eingetreten. 1958<br />
kam ich aus beruflichen Gründen nach Braunschweig. (Strammer Beamte des Bundesgrenzschutz<br />
auf dem Bienroder Weg). Wegen der Bindung zur Pfadfinderschaft, aber auch zur<br />
sinnvollen Gestaltung der freien Zeit nahm ich Verbindung zu Willi Carius auf, damaliger<br />
<strong>Stamm</strong>ensführer der <strong>Voortrekker</strong>. Dieser empfahl mir, mich mit Horst Stukenberg (Schniebel)<br />
in Verbindung zu setzen.<br />
So kam ich in den Freundeskreis der Rover. Hier lernte ich u.a. Gerd Dahms, Rüdiger Pohlreich,<br />
Hasso von der Straten, Wolfgang Bode, Peter Breuer, Hermann Rohr, Knut Gabel, Peter<br />
Salfeld, Effi Briest, Fuad, Wassek, Henk Vos, Fiti und natürlich auch Schniebel nicht nur<br />
kennen sondern auch schätzen. Sicher waren es noch mehr Pfadfinder, die ich kennen lernte,<br />
aber die Erinnerung bleibt manchmal auf der Strecke.<br />
Die Gauhütte in CLZ – Herrmann Rohr/Wassek Kuthada/Peter Salfeld/Klaus Ziech<br />
Von den vielen Aktivitäten sind mir jedoch einige noch gut in Erinnerung . Da waren die vielen<br />
Diskussionsabende die bei Schniebel in der Steinbrecherstraße, oder auch an anderer Stelle,<br />
z.B. bei Fuad im Studentenwohnheim stattfanden. Bei fröhlichem Gesang und gutem Tee<br />
vergaßen wir die Zeit. Ich erinnere mich auch gut an ein etwas feuchtes Wochenende im Harz<br />
an dem u.a. auch Wassek und Bärbel teilnahmen. Nach der Rückkehr wurden wir dann zum<br />
Abendessen bei Schniebel eingeladen, welches allerdings wegen verquasselter Zeit bei Hermann<br />
Rohr später begann, sehr zum Ärger von Schniebels Vater.<br />
Nach der Geburt unserer Tochter Vera fanden dann auch etliche Besuche bei uns in Hannover<br />
statt. Der Roverkreis und in Stellvertretung dafür wurde Schniebel Veras Patenonkel, da Vera<br />
das erste Baby im Roverkreis, überhaupt bei den Pfadfindern damals war. (Ich glaube, mit 8<br />
Personen kamen wir nach Hannover zur Tauffeier und Bärbels Mutter hatte 12 Torten oder<br />
Kuchen gebacken, eine der größten Kuchenschlachten in der Geschichte der Roverrei).<br />
95
Den Jahreswechsel 1960/61 verbrachten Bärbel, Vera und ich zusammen mit anderen Rovermitgliedern<br />
aus anderen Stämmen bei einer musischen Freizeit in der Jugendherberge Bad<br />
Salzdetfurth. (Anmerkung Schniebel: Braunschweiger Rover nahmen an einigen der Musischen<br />
Winterlager in der Hasenheide und Bad Salzdetfurth teil. Wir standen manchmal etwas<br />
in Opposition. Als an einem der Abende Fidis Freundin Ursula das Zepter übernahm, sie mit<br />
einer „Ringgeschichte“ begann (jemand beginnt mit einem Märchen oder einer Geschichte,<br />
bricht an einer spannenden Stelle ab, der Nächste im Kreis hat dann fortzufahren usw.. Oh,<br />
was hat uns der friedfertige Rüdiger einmal in Verruf gebracht. Ganz ernst ließ er Wachsoldaten<br />
mit ihren Schnellfeuergewehren aufmarschieren, machte aus der Geschichte eine Persiflage<br />
und zog alles in den Kakao, Ursula wäre fast an die Decke gegangen. Die Runde war geplatzt,<br />
aber der Lacherfolg war auf Rüdigers Seite).<br />
Wir erinnern uns noch gern an das von Rüdiger Pohlreich vorgetragene Märchen, an die Musikstücke<br />
von Fiti auf dem Dudelsack und an die Schalmeienklänge von Billa. Zur Belustigung<br />
aller trug unsere Tochter Vera, noch ein Kleinstkind, bei: Nach dem Auftragen des großen<br />
Kochtopfs und dem Öffnen des Deckels kam statt des erwarteten Eintopfs die zufrieden<br />
grinsende Vera zum Vorschein.<br />
Auch ist uns das Pfingstlager 1961 in Bruchhausen-Vilsen noch gut in Erinnerung. Da wurde<br />
Schniebel zum Landesfürsten der Rover gekürt und an einem Abend haben die Rovereinen<br />
großen Ochsen am Spieß gebraten.<br />
Im Dezember 1961 bezogen wir eine Wohnung in der Gliesmaroder Str. Auch hier haben die<br />
Rover, insbesondere Gerd Dahms, bei den vorbereitenden Arbeiten, z.B. Spänen des Fußbodens<br />
kräftig geholfen. Der Umzug von Hannover nach Braunschweig wurde mit Hilfe des<br />
Roverbusses durchgeführt. Dieser Bus war eigentlich nur für den Sommerbetrieb geeignet, da<br />
Heizung und verschließbare Türen einfach nicht vorhanden waren. So wurde Vera in Decken<br />
gehüllt und die Türen mit Bindfaden zugebunden. Der Transport ist aber trotzdem sicher in<br />
Braunschweig angekommen.<br />
Nun begann eine Zeit des gemeinsamen Erlebens durch diese Familienzusammenführung.<br />
Allerdings war es nur eine kurze Zeit, da mein Arbeitsbereich nach Uelzen verlegt wurde und<br />
wir 1963 nach Uelzen zogen, diesmal mit einem ordentlichen Möbelwagen!<br />
Die Bindung zu den Pfadfindern in Braunschweig blieb aber dennoch bestehen, insbesondere<br />
zu Schniebel, der nach Fertigstellung seines Hauses nach Bündheim zog.<br />
Peter Salfeld – Ein Telefongespräch<br />
Der Götz Klinko, der war in Braunschweig mein Nachbar – ich war 14 Jahre alt und meine<br />
Mutter wollte mich bei den Pfadfindern haben – wie das genau gekommen ist, das weiß ich<br />
nicht mehr – zuerst war ich in der Sippe beim Karl Heinz – er ging doch nach Kanada –<br />
vielleicht waren wir auch beim Hasso – er hatte die Meute geführt - später haben wir dann<br />
irgendwann alleine weitergemacht – zusammen waren wir vier – Effi, ich der Peter, Götz –<br />
wir haben in der Zeitung Annoncen aufgegeben um Affen, Dreieckszeltplanen zu bekommen<br />
– losgezogen sind wir oft in Richtung Aller – in dem kalten Heim in Veltenhof waren wir<br />
untergebracht – das war ungemütlich – mit den Fahrrädern wollten wir in die Eifel fahren –<br />
abgesoffen am Ederstausee – getrampt – die Schule hab ich abgebrochen – überhaupt keinen<br />
Abschluß bekommen – habe nie kapiert, warum ich Latein lernen sollte - bei Siemens eine<br />
Lehre begonnen – die Mittlere Reife nachgeholt – dann zur Fachhochschule nach Wolfenbüttel<br />
– studiert – ah, das Winterlager am Rehberg in der Hölzfällerköthe – dann mußten wir vom<br />
96
Rehberg durch den Wald jeder allein zum Achtermann, mit vollem Gepäck zum Achtermann<br />
– das war ganz schön happig – schlecht geschlafen – meine Schuhe am Feuer verbrannt –<br />
habe dann 27 Jahre im Großbüro gearbeitet – es kann Krach um mich herum geben, ich kann<br />
einfach abschalten – (Anmerkung vom Schniebel: Na ja, dann hast Du geforscht, großen Sachen<br />
entwickelt – Deine Schwester erzählte von den Dingen, die für die Raumfahrt von Dir<br />
entwickelt wurden – Du hast es ganz schön weit in Deinem Leben gebracht und bist nun<br />
Rentner – Cristel und Du, Ihr habt kürzlich mit dem eigenen Wohnmobil Südamerika bis Feuerland<br />
durchforscht du vieles mehr). Du willst schreiben, ich warte.<br />
Wölfling, Pfadfinder und Rover im <strong>Stamm</strong> VOORTREKKER von 1952 bis<br />
1966<br />
Durch einen 2.Umzug 1952 - diesmal innerhalb von Braunschweig - verlor ich wieder<br />
einige Spielkameraden, was meine Mutter veranlasste mich in einer Jugendgruppe anzumelden.<br />
Hierdurch kam ich zum <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> als Wölfling. Die Gruppe wurde von Hasso<br />
von der Straaten geführt, der leider aus persönlichen Gründen (Abitur /Studium) später die<br />
Führung niederlegte. Da sich kein Pfadfinder fand der diese Aufgabe übernahm, machten wir<br />
- Effi, Helmut , Götz und ich – uns selbständig. Mit einem Inserat in der Zeitung suchten wir<br />
vier Dreieckzeltplanen und Affen der Wehrmacht und fuhren fast jedes Wochenende meist in<br />
Richtung Heide/Aller zum Zelten mit dem Fahrrad.<br />
Wieder eingefangen vom <strong>Stamm</strong> wurden wir von Helmut Hörning, der eine neue<br />
Pfadfindergruppe aufbaute und hierzu mit uns einen Jugendraum in Veltenhof renovierte. Wir<br />
unternahmen viele Fahrten, von denen einige stark in meinem Gedächtnis haften blieben:<br />
Unsere längste Fahrradtour führte zu einem <strong>Stamm</strong>eslager am Plöner See in die Holsteinische<br />
Schweiz.(Hier sitzen wir am Plöner See und angeln mit dem großen Zeh nach Kaugummi…….).<br />
Zu dritt verlängerten wir diese Tour anschließend weiter nach Kiel. Hier besaß<br />
eine Bekannte meiner Mutter eine Bäckerei. Somit war die Verpflegung gut gesichert, aber<br />
auf dem Zeltplatz am Timmendorfer Strand hat es eine Woche lang geregnet, was uns dann<br />
zurück nach Hause trieb.<br />
Zum Abhärten fand ein Winterlager in einem Tipi – Holzstangen schräg zusammengestellt,<br />
mit Teerpappe bedeckt, die von weiteren Holzstangen gehalten wurden – der Holzfäller<br />
im Harz statt. Die Morgenwäsche mit freiem Oberkörper erfolgte am vereisten Bach. Über<br />
Tag wurden Unmengen von Holz geschlagen, denn das Feuer brannte 24 Stunden mit Nachtwache.<br />
Wir beendeten das Winterlager gesund und unverletzt, aber wir müssen fürchterlich<br />
nach Rauch gestunken haben, was uns ein eigenes Zugabteil auf der Rückfahrt bescherte.<br />
Hilfsbereite, freundliche Menschen fanden wir auf einer Sommerfahrt in die Eifel und<br />
Mosel. In der Eifel hatten wir einen wunderschönen Zeltplatz an einem Maar etwas unterhalb<br />
einer Autostraße gefunden. Wir bauten die Kohte für mehrere Tage auf. Gegen Mitternacht<br />
ging ein Wolkenbruch runter. Der Platz stand innerhalb kürzester Zeit komplett unter Wasser<br />
durch die Wasserfluten die von der Straße durch die Kohte den Weg ins Maar fanden. Auf der<br />
Suche nach einem trockenen Quartier in der Nacht wurden wir von einem Gasthof abgewiesen,<br />
aber sofort von einer Kölner Familie in ihrem Wochenendhaus aufgenommen. Die Jüngsten<br />
wurden quer ins Ehebett nebeneinander gelegt, sämtliche Sachen wurden von der Kölnerin<br />
noch nachts gewaschen. Strahlender Sonnenschein am nächsten Tag. Wir bekamen das beste<br />
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Frühstück dieser Fahrt, alle Sachen wurden wieder trocken und ein Nachbar lud uns auch<br />
noch zum Saunagang in seine finnische Sauna ein.<br />
Der Zusammenhalt im Roverkreis später war etwas lockerer. Das lag am Beruf, Studium<br />
oder Freundin / Frau. Wir gingen ab und an ins Theater, hörten Jazz und diskutierten, einige<br />
gingen öfters tanzen in ein Tanzlokal in dem die Mittel- und Abschlussbälle fast aller<br />
Tanzschulen stattfanden, wir waren Statisten in einem Film über Vogtländer, der auf dem<br />
Burgplatz gedreht wurde und wir pflegten eine Freundschaft mit den Seepfadfindern in<br />
Rotterdam.<br />
Wir besuchten sie regelmäßig über Ostern. An eine Fahrt erinnere ich mich besonders.<br />
Die Autos warteten beladen vor dem Musterungsbüro auf mich. Den Wehrpass in der Tasche<br />
starteten wir nach Rotterdam und hatten abends eine sehr heftige Party bei Henk. Henk arbeitete<br />
damals bei der Holland-Amerika-Linie und hatte Unmengen von Schnaps und Zigaretten<br />
daheim. Am nächsten morgen überreichte mir der Vater von Henk zwischen spitzen Fingern<br />
meinen Wehrpass den er aus der Toilette gezogen hatte.<br />
Das erste Auto des <strong>Stamm</strong>es war ein VW-Bus den die Rover in einer gemeinsamen<br />
Aktion herrichteten. Er hatte 27PS, ein unsynchronisiertes 4-Gang Getriebe mit einer langen<br />
Schaltstange die des öfteren in den Führungen ausgeschlagen war und beim Fahren einen<br />
Mordsradau veranstaltete. Er hat uns brav mehrmals nach Holland gebracht. Auch unsere<br />
Freundinnen waren begeistert über dieses Fahrzeug, denn wir konnten es für private Fahrten<br />
ausleihen.<br />
Was habe ich durch die Pfadfinderei gelernt?<br />
1. Selbständiges Handeln und den Umgang mit Menschen.<br />
2. Ein sehr gutes Kartenverständnis und Orientierungssinn.<br />
3. Leben in und mit Rücksicht auf die Natur.<br />
4. Das Interesse an Reisen auch in neue Länder und Kulturen.<br />
Dafür bin ich meiner Mutter dankbar.<br />
Albisheim, den 26.8.2007, E. – Peter Salfeld<br />
Peter Krafczyk<br />
... und was macht Peter Krafczyk, so wurde gefragt? Auf Anfrage teilt das Einwohnermeldeamt<br />
in Wolfenbüttel teilt: Peter Krafczyk, geb. am 21.6.1944, ist vom Atzumer Busch 1984<br />
verzogen nach Ratzeburg, Große Kreuzstraße 19. Die schriftliche Anfrage bei der Stadt Ratzeburg<br />
ergab: Dr. Peter Karl Hans, ist von Ratzeburg in die Gemeinde 19 217 Nesow in<br />
Mecklenburg-Vorpommern verzogen. Erneut wurde eine schriftliche Anfrage an das Amt<br />
Rena/Nesow gestellt.<br />
Inzwischen erfuhr man über die Telefonauskunft im Internet die Telefonnummer: 038872-51<br />
34 7. Kein Anschluß unter dieser Nummer.<br />
Alsbald kam ein Telefonanruf von Frau Abraham, Amt Rena: Dr. phil. Peter Krafczyk, Naturheilpraktiker,<br />
ist 2004 verstorben, es gäbe keine Angehörige, Näheres dürfe sie mir nicht<br />
mitteilen.<br />
98
Pfadfinderheime der <strong>Voortrekker</strong><br />
Erinnern kann man sich an die ersten Heimabende 1948 in einem Klassenraum der<br />
Comeniusschule – ein Stück Holz mitbringen oder ein Brikett<br />
Die Wölflinge trafen sich 1949 in der Leutnant-Müller-Kaserne auf der Salzdahlumerstraße<br />
Dann kam für lange Zeit die Baracke Leonardstraße Ecke Gerstäckerstraße in Sicht –<br />
Heimwart Herr Warnecke – aber unsere Materialien oder Sachen konnten nur für die<br />
zwei drei Stunden im Heim verbleiben – mit der Planung der Stadthalle wurde diese<br />
abgerissen<br />
In der Neustadtmühle am Inselwall stand uns ein Raum für die Heimabende zeitweise<br />
zur Verfügung<br />
Der Turm der Neustadtmühle wurde vom <strong>Stamm</strong> (u.a. Jürgen Stieghan) renoviert,<br />
Putz abgekratzt usw. - dann gestalteten sich dort Heimabende – aber bald wurden die<br />
Pfadfinder verscheucht<br />
Heimbande sollen auch in der Bugenhagengemeinde, im Gemeindesaal stattgefunden<br />
haben<br />
In der Jugendherberge in der Broitzumerstraße stand uns ebenfalls zeitweise ein Raum<br />
für Heimabende zur Verfügung bei größeren Veranstaltungen wie zum Beispiel das<br />
Landesthing bekamen wir kostenlos einen größeren Raum zur Verfügung gestellt<br />
Dann kam das eigene Heim in der Friedrich-Voigtländer-Straße, ein Gartengrundstück<br />
mit einem Gartenhaus, welches für Heimabende von den Rovern ausgebaut wurde –<br />
im Garten wurde eine große Thingkuhle angelegt<br />
Eine Baracke am Petritorwall 11 soll ab 1966 für einige Sippen als Heim genutzt worden<br />
sein<br />
Im Waisenhaus in der Salzdahlumer Straße soll für eine Gruppe ein Raum bestanden<br />
haben, eine Frau Walkemeyer vom Waisenhaus hat sich sehr für die Pfadfinder eingesetzt<br />
In Veltenhof bekamen die Pfadfinder ein älteres Gebäude der Stadt zur Verfügung –<br />
hier traf sich vor allem der Trupp von Helmut<br />
Der Entenfang am Rande der Buchhorst wurde Heim für die <strong>Voortrekker</strong> – ein kleiner<br />
Raum und in den anderen sollen andere Pfadfindergruppen zu Hause sein<br />
In der Goslarschen Straße gibt es zwei Räume, wohl mehr zur Aufbewahrung von<br />
Marterial<br />
Klaas muß nach der „Wende“ ein Heim für die <strong>Voortrekker</strong> in der Mühlenpfortstraße<br />
geschaffen haben, Flachbau, großer Raum, Küche Bad mit WC, wurde abgerissen,<br />
weil die Straßenbahn da fahren sollte, ist allerdings nicht passiert, umsonst abgerissen.<br />
Sippenheime gab es darüber hinaus in Kellern, auf Dachböden oder in nicht genutzten<br />
Privaträumen u. a. in Wenden bei Conny, in Melverode bei Leye, und so weiter<br />
Wer kann ergänzen oder Daten hinzufügen??<br />
Notiz – Pfadfinder - BdP – vom Conny<br />
(aktive Zeit 1964-1966/67 von Hermann Conradt –Conni-)<br />
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Als Neuling und Jungpfadfinder in der Sippe Adler- Neugründung der Sippe Eisbär in Wenden<br />
mit Heim im Keller-<br />
Ende 1965 neues Heim Petritorwall 11-<strong>Stamm</strong>esheim-vorher Heim Gliemarode<br />
Was waren die damaligen Gründe zu den Pfadfindern zu gehen?<br />
-Gemeinschaft zu leben und zu erleben<br />
- Ein damaliger Freund war auch dabei, und erzählte von Gruppenabenden und Fahrten<br />
-Interesse zur Natur<br />
Was haben mir im nachhinein die Pfadfinder gebracht.?<br />
- Teamgeist- Gruppendenken<br />
- Verständnis für Andere.( Der soziale Querschnitt war sehr groß)<br />
- Heranführen bis an die körperliche Leistungsgrenze<br />
- Einfache Lebensart-<br />
- Selbstständigkeit- Eigenversorgung<br />
Grundkenntnisse :<br />
Lehrgang Sippenführer:<br />
Feuermachen ohne Streichhölzer<br />
Sicherheitsregeln beim offenen Feuer<br />
Orientierungssinn gefördert<br />
Führung von Gleichgesinnten<br />
Unterordnung<br />
vorausdenkend planen<br />
Kochen<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Vorteile bei der Bundeswehr:<br />
Grundkenntnisse im Kartenlesen<br />
Kenntnisse im Umgang mit dem Kompass<br />
Verhalten und bewegen im Gelände( Übernachten)<br />
Kenntnis der Sternenbilder<br />
Es gab noch keine Feldbetten oder ISO-Matte<br />
Nachhaltige Verhaltensregeln: Nach einem Lager musste es aussehen wie vorher –keine Veränderung<br />
oder Zerstörung der Natur - Achtung von Pflanzen und Tieren in der freien Natur -<br />
Im Wald ruhig verhalten, kein Schreien oder lautes Rufen-<br />
Fahrten bei den Pfadfindern:<br />
Wochenendfahrten- Fahrten mit 1 Übernachtung Sonnabend auf Sonntag-<br />
- Dibbesdorfer Holz: - in der Nähe des Soldatengrabes<br />
- Gliesmarode: Übernachtung im Vereinsheim<br />
- Waldhütte bei Elze ( Peine) mit dem Fahrrad<br />
- Fahrt in die Asse<br />
- Klettern in den Bergen bei Othfresen, Bodensteiner Klippen ( Anfahrt mit dem Zug)<br />
- Mehrtagesfahrten: Sylvester mit CP – Gruppe aus Sickte in Bad Lauterberg-Jugendherberge:<br />
- Pfingstfahrt: Hemkenrode –Steinbruch<br />
- Pfingstjugendtreffen auf dem Franzschen Feld<br />
- Pfingst-Landesgruppenlager in Bückeburg ( Anfahrt mit dem Zug)<br />
- Jahresfahrt: 1964 Fichtelgebirge - bis Kulmbach mit dem Zug- Rest zu Fuß –<br />
100
- mit Trampabstecher nach Regensburg (3 Tage)<br />
- Jahresfahrt- 1965 Lenste - bis Ratzeburg mit dem Zug ( Rest zu Fuß .z.T. trampen) -<br />
Lager neben dem städtischen Lager<br />
- Wochenendfahrt zum Bundeslager nach Forchheim 1966 ( mit Auto)<br />
- Wochenendfahrt 1967?nach Holland –Ommen ( mit Auto)<br />
- Sommerfahrt 1966 zu dritt nach Südfrankreich- bis Lyon mit dem Zug- dann mit dem<br />
Fahrrad – Conni<br />
13.8.2007 - Achim Bernd – Ein tüchtiger Truppführer<br />
Hallo und Gut Pfad Schniebel. Ich hab mich riesig gefreut, als ich von Dir nach langer, langer<br />
Zeit eine Nachricht bekommen habe.<br />
Oft denke ich an unsere Pfadfinder-Zeit zurück. Es gibt so viele schöne Erinnerungen. Eine<br />
davon kann ich kurz beschreiben: Ich glaube es war 1955 (oder 56), wir planten für die großen<br />
Ferien eine große Fahrt und entschlossen uns mit dem Fahrrad nach Trier zu fahren. Die<br />
ganze Sippe konnte leider nicht teilnehmen, dennoch starteten wir zu sechst.<br />
Am ersten Tag ging es bei strömenden Regen bis nach Göttingen. Der nächste Tag wurde erst<br />
mal genutzt, um unsere Klamotten zu trocknen. Am Edersee ging das schlechte Wetter weiter.<br />
Ganze Bäche strömten durch unsere Kothe. Bei einem machte das Fahrrad schlapp und zwei<br />
andere hatten die Lust verloren, also fuhren wir zu dritt weiter.<br />
In Koblenz genossen wir den herrlichen Ausblick von der Jugendherberge oben in der Burg<br />
auf das Deutsche Eck. Dann ging es immer an der Mosel entlang bis Trier. Wir warendrei<br />
Wochen unterwegs. Wir hatten unseren Eltern eine Flasche Moselwein mitgebracht, die ich in<br />
meinem Gepäck hatte.<br />
In Braunschweig angekommen hat jeder seine Flasche bekommen und in sein Gepäck verstaut.<br />
Olly schob seine Flasche nur so dazwischen. Wir trennten uns und jeder wollte in seine<br />
Richtung, doch als wir zehn Meter auseinander waren, schepperte es. Ollys Flasche war herausgerutscht<br />
und zerscheppert. Von der Mosel bis Braunschweig hatten wir sie umsonst mitgeschleppt.<br />
Es gäbe viel zu erzählen, vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit jetzt öfter. Jetzt<br />
freue ich mich erst einmal auf den 15. September.<br />
In diesem Sinne grüße ich Dich mit<br />
Gut Pfad Achim<br />
PS: Per Post, da mein Rechner streikt!<br />
101
Fanö, 10.08.2007<br />
Lieber Schniebel,<br />
hier ist meine Geschichte der <strong>Voortrekker</strong> von 1984 bis 1992. Ich habe sie in dem Stil geschrieben,<br />
wie sie zu den anderen Beiträgen der Ehemaligen passt. Es ist vermutlich ohnehin<br />
die beste Form, eine stark subjektive Erinnerung wiederzugeben, bei der man selbst noch die<br />
Hauptrolle spielt. Mein Vorhaben, eine richtige Chronik zu schreiben, musste den Gegebenheiten<br />
weichen, aber mit dem Vorliegenden ist sie ja noch nicht obsolet geworden.<br />
Ich weiß, dass meine Geschichte viel zu lang geworden ist, um mit Interesse gelesen zu werden<br />
und auch die chronologische Anordnung ist nicht Ideal. Aber vielleicht findet sie doch der<br />
ein oder andere spannend.<br />
Ich wollte vor allem den Umbruch herausstellen, den Beginn des Neuen, der richtigen Pfadfinderarbeit.<br />
Die Oldies kommen dabei nicht immer ganz so gut weg, aber es ist ja meine Erinnerung.<br />
Wenn Dir etwas zu heftig oder unangemessen erscheint, dann streiche es bitte. Viele<br />
der schönen Dinge mit den Oldies, wie die Lager in der Alten Schmiede oder in Erkerode<br />
fallen leider unter den Tisch. Viele der Personen, die in der Anfangszeit aktiv waren, nenne<br />
ich auch nicht, manchmal aus Schutz (Oldies), manchmal, weil es dann einfach zu viel werden<br />
würde.<br />
Ich möchte Dich bitten Korrektur zu lesen, vor allem Rechtschreibung und Zeichensetzung<br />
aber auch der ein oder andere Satzbau ist nicht ganz problemfrei. Da ich hier keinen Ausdruck<br />
machen kann, ist es mit dem Korrekturlesen schwierig. Am Bildschirm gelingt es mir nicht so<br />
gut.<br />
Meinen Vater habe ich gebeten noch drei Bilder aus der frühen Zeit heraus zu suchen. Er wird<br />
sie einscannen und dir dann per Email zuschicken. Außerdem habe ich noch den Brief von<br />
Volkhard an uns, die „Vorladung“ zu dem denkwürdigen <strong>Stamm</strong>esrat angefügt. Ich finde, er<br />
sollte mit abgedruckt werden. Ich werde versuchen, dass Dich dieses Dokument noch irgendwie<br />
erreicht während wir in Dänemark sind.<br />
Dein Engagement für das Jubiläum finde ich klasse. Es tut mir leid, das mein Kommunikationsverhalten<br />
in den letzten Wochen nicht gerade vorbildlich war. Ich freue mich aber auf die<br />
weiteren Projekte,<br />
viele liebe Grüße<br />
Knut<br />
P.S.: Diese Dokumente gelangen zu Dir über meinen Freund Maik, der uns hier in Dänemark<br />
besucht hat und heute wieder nach Oldenburg fährt, um seine angehende Selbständigkeit als<br />
Architekt weiter voran zu treiben. Kein Pfadfinder, aber trotzdem ein prima Kerl.<br />
„Mit uns zieht die neue Zeit...“ - Erinnerungen über die Zeit von<br />
1984 bis 1992<br />
„Mit uns zieht die neue Zeit...“. Dieser bei Arno Klönne entliehene Ausspruch mit jugendbewegter<br />
Tradition, trifft auch auf die Phase der <strong>Voortrekker</strong> zu, von der ich hier berichten möchte. Es<br />
ist die Zeit von 1984 bis 1992.<br />
102
Irgendwann 1983 machte sich Volkhard Beins daran, den <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> wieder zu beleben.<br />
Volkhard selbst gehörte früher zum <strong>Stamm</strong> Greifen in Wolfenbüttel. Er machte sich auf die Suche<br />
nach alten BDPern und knüpfte Kontakte zum Landesvorstand des Bundes der Pfadfinderinnen<br />
und Pfadfinder in Niedersachsen, dem Nachfolger des BDP und des Bundes Deutscher<br />
Pfadfinderinnen. Daddy, der Landesvorsitzende, kam mit seinem fliegenden Gründungskommando<br />
aus Wolfsburger Pfadfindern vorbei und auch die Goten aus Bad Harzburg schickten<br />
Unterstützung.<br />
1984 kam ich durch eine Zeitungsanzeige zum <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong>. Ich war zwölf Jahre alt,<br />
hatte zwei Jahre Fahrten- und Lagererfahrung bei den „Fahrenden Gesellen“ gesammelt und<br />
war auf der Suche nach einer neuen bündischen Heimat.<br />
Mit meiner Mutter ging es zum Elternabend in den Entenfang. In der muffigen, dunklen Enge<br />
waren fast alle „Oldies“ versammelt, die für die nächsten Jahre die Geschicke des <strong>Stamm</strong>es<br />
und auch meine eigene Entwicklung stark bestimmen sollten. Ihr Wortführer, Reiner Klapproth<br />
oder Comanache oder auch Ceyenne, wie er gerne genannt werden wollte, sprach in markigen<br />
Tönen und<br />
vermittelte mir das<br />
starke Gefühl alle<br />
anderen außer sich<br />
nicht für ganz voll<br />
zu nehmen. Schon<br />
an diesem ersten<br />
Abend gerieten wir<br />
in Streit, denn natürlich<br />
fand ich es<br />
völlig verwerflich,<br />
mit einer Isomatte<br />
los zu ziehen.<br />
Trotzdem, das Lager<br />
des <strong>Stamm</strong>es<br />
Parzival war eine<br />
Wucht.<br />
Es ist die Zeit der Koedukation –<br />
„AliBaba und die dreihundert Räuber“ war das Motto und es ging richtig hoch her auf dem<br />
Truppenübungsplatz bei Oldenburg. Die Parzivalisten fanden meine Gnade. Geschockt war<br />
ich aber von der Truppe, mit der ich unterwegs war: In der einen Kohte lag ein Plastikboden<br />
und am Kohtenkreuz baumelte eine batteriebetriebenen Neonleuchte. In der anderen Kohte<br />
war es zwar auch nicht gemütlich, vor allem weil das Feuer fehlte, aber immerhin war sie frei<br />
von anderen Freveleien. Die Oldies, die mitgekommen waren, standen mit ihren Campinghauszelten<br />
neben unseren beiden Kohten und hatten sich auch ein Tischchen und passende<br />
Stühle mitgebracht. Verpflegt wurden wir aus der Lagerküche. Welches Glück eine solche<br />
Gemeinschaftsverpflegung sein konnte, erfuhr ich im Jahr darauf.<br />
Mein Sippenführer hieß Balu. Er war in meinem Alter und machte seine Sache ganz gut. Es dauerte<br />
allerdings nicht lange, da wurde ich selber Sippenführer. Kurz vorher gab es noch ganz unspektakulär<br />
das Halstuch umgehängt. Ostern 1985 erfuhr ich kurzfristig, dass ich auf ein Sippenführertraining<br />
des Landesverbandes fahren sollte. Hatte ich vorher immer gedacht, ich sammle<br />
noch pfadfinderische Praxis, um dann, wenn ich alt genug bin, meine eigene Horde bei den Fahrenden<br />
Gesellen aufzubauen, so war ich nach dem SFT davon überzeugt, dass der BdP auf Dauer<br />
103
meine bündische Heimat sein sollte. Vor allem, weil ich gesehen hatte, dass es noch andere<br />
Stämme im BdP gab, die Pfadfinderarbeit machten, wie es meinen Vorstellungen nahe kam. Außerdem<br />
war der BdP ein großer Bund mit vielen interessanten Leuten und großen Aktionen.<br />
Eine davon ist das Bundeslager,<br />
das alle vier Jahre stattfindet.<br />
1985 kamen die Pfadfinder des<br />
BdP und ihre internationalen<br />
Gäste in Haselünne zusammen.<br />
Wir machten Pfingsten ein Vorbereitungslager<br />
im Steinbruch in<br />
Erkerode, dem damals von uns<br />
am häufigsten genutzten Platz.<br />
Auf dem Bula sollten wir als<br />
Gäste des <strong>Stamm</strong>es Goten aus<br />
Bad Harzburg teilnehmen, allerdings<br />
mit eigener Programmverantwortung<br />
und eigener Verpflegung.<br />
Ich glaube heute, dass<br />
diese Konstruktion gewählt<br />
wurde, weil keiner von den Oldies die gesamte Zeit mitfahren konnte. Obwohl alles gut und ganz<br />
nach meinem Geschmack anfing, nämlich mit einer Fahrradtour von Osnabrück zum Lagerplatz,<br />
ging danach so ziemlich alles gründlich schief. Nach wenigen Tagen bereits lagen die meisten<br />
<strong>Stamm</strong>esmitglieder mit verdorbenem Magen im Sani-Zelt. Unsere Programm floppte, die Ernährung<br />
mit warm gemachten EPA-Hauptmahlzeiten war ein Graus und der einzige Oldie, der die<br />
ganze Zeit mit dabei war, hing in irgendwelchen Pinten herum und war nie aufzufinden. Dazu<br />
war das Wetter mies und in der Jurte der Goten waren wir nur geduldet, so dass wir eigentlich<br />
froh sein konnten über den hohen Krankenstand.<br />
Aber das Jahr hatte auch ganz andere Dinge zu bieten. So waren wir viel mit Ulle Kuba im<br />
Auto unterwegs. Wir erkundeten den Lagerplatz des Bundeslagers, waren auf dem Singetreffen<br />
in Arnsburg und im Herbst war das große Geländespiel des Wandervogelhofs in Reinstorf.<br />
Ganz nebenbei lernten wir, wie man mit einem Campinggaskocher und einer Dose Ravioli<br />
eine Mahlzeit bereitet ohne Feuerholz zu sammeln oder ein Kochgeschirr schmutzig zu machen.<br />
Ulle Kuba hatte unser Herz gewonnen und so machten wir Jüngeren ihn mit vereinten<br />
Kräften zum <strong>Stamm</strong>esführer. Wir erwarteten von ihm mehr bündische Arbeit als wir es bisher<br />
gewohnt waren. Seine große Präsenz machte ihn in unseren Augen ohnehin zum besseren<br />
<strong>Stamm</strong>esführer. Das Jahr 1985 brachte noch eine besondere Neuerung. Klaas stand eines Tages<br />
im Garten des Entenfangs. Er hatte Lust auf Pfadfinderei, machte mit und blieb trotz aller<br />
Widrigkeiten dabei, ein Glücksfall für mich und den <strong>Stamm</strong>.<br />
Bald gesellte sich zu unserem Nerotherverschnitt Kuba noch eine weitere denkwürdige Erscheinung:<br />
Baby. Aus welchem Bund dieser zitronenpressenbewehrte, Kette rauchende und vulgäre<br />
Sprüche klopfende Pfadfinder entsprungen war, erfuhren wir nie. Fakt war aber, dass sich Kuba<br />
und Baby prächtig verstanden und dass Baby in atemberaubend kurzer Zeit eine ansehnliche<br />
Meute aufbaute, etwas, was uns bisher noch gefehlt hatte.<br />
Trotzdem war das Sommerlager unter ihrer gemeinsamen Regie im Siebertal 1986 eine ganz große<br />
Pleite. Wieder waren die Oldies nur dort anzutreffen, wo es auch Kümmerling und Bier gab<br />
und wieder hatten wir eigentlich kein Programm für zwei Wochen Lager. Außerdem hatten nach<br />
kurzer Zeit wieder zahlreiche Teilnehmer eine Magenverstimmung.<br />
104
Allerdings hatten Klaas, Goofy, Onko und ich einen Plan. Wir wollten nach dem Lager vom Siebertal<br />
aus zum Hohen Meißner wandern. Die wohl erste Sommer(groß)fahrt im <strong>Stamm</strong><br />
<strong>Voortrekker</strong> nach der Wiederbelebung. Wir hatten uns vorher als Ranger-Rover-Runde „Sturmvaganten“<br />
zusammengefunden, ganz ohne Einwilligung der Oldies. Wie sich später zeigen sollte,<br />
war dieser Schritt der Anfang für den Bruch, denn diese von dem Einfluss der Oldies freien Zone<br />
wurde von ihnen ganz offenbar als Bedrohung empfunden. Anders kann ich mir die Geschehnisse<br />
der folgenden Zeit nur schwer erklären.<br />
Diese Fahrt war einfach nur klasse und stärkte unser Selbstvertrauen. Soviel Selbstvertrauen, dass<br />
wir danach daran gingen, die <strong>Stamm</strong>esführung aus dem Amt zu heben. Wir versicherten uns der<br />
Unterstützung des Landesvorstandes und auch ein Nachfolger stand schon in den Startlöchern:<br />
Reiner! Die Ablösung gelang und es hätte gut weitergehen können, wenn nur die Vorstellungen<br />
von pfadfinderischer Arbeit nicht so unterschiedlich und die Fähigkeit zur Toleranz nicht so gering<br />
gewesen wären. Wir machten jedenfalls so weiter, wie wir es für richtig hielten. Unsere Arbeit<br />
als Sippenführer mit Sippenstunden, Wochenendfahrten und der Teilnahme an <strong>Stamm</strong>eslagern<br />
erledigten wir weiterhin tadellos. Daneben aber schufen wir uns mit unseren „Sturmvaganten“,<br />
die wir mit handverlesenen Ranger/Rovern allmählich vergrößerten, eine eigenen, von Erwachsenen<br />
und deren Bevormundung freie Welt. Zum Bruch kam es Pfingsten 1987. Unsere<br />
<strong>Stamm</strong>esführung hatte tatsächlich ein <strong>Stamm</strong>espfingstlager am Tankumsee, dem Badesee mit<br />
großem Campingplatz zwischen Wolfsburg und Braunschweig, angesetzt. Dies ging nun wirklich<br />
nicht. Wir erklärten, dass diese Art von Freizeitgestaltung wohl für Jugendfahrten der Arbeiterwohlfahrt<br />
oder der Sportjugend angemessen wäre, aber eben nicht unseren Vorstellungen von<br />
Pfadfinderarbeit entspräche. Ohnehin waren wir es leid, dass wir zwar die Sippenstunden mit<br />
festen Gruppen machten, zu jedem Lager aber neu aufgeteilt wurden. Dieses Pfingstlager auf<br />
dem Campingplatz am Tankumsee fand daher ohne uns statt. Stattdessen planten wir eine dreiwöchige<br />
Sommergroßfahrt in den Bayerischen Wald. Wir versorgten uns mit Vorräten als wollten<br />
wir die gesamte Zeit abseits der Zivilisation durch die schwedische Wildnis wandern. Die Fahrt<br />
dauerte letztlich nur zwei Wochen. Ein Sturz auf den ersten Kilometern zwang uns in eine Jugendherberge,<br />
ein Sonnenstich kam dazu, so dass wir eine Woche in der JH blieben. Danach verbrachten<br />
wir noch eine Woche in Immenhausen, um unsere Vorräte aufzubrauchen. Im Herbst<br />
lud uns Hanjo dann zu einer Fahrt in den Pfälzer Wald ein. Dort genossen wir zehn Tage unbeschwertes<br />
und echtes Fahrtenleben.<br />
Die <strong>Stamm</strong>esführung hatte indes längst entschlossen, uns loszuwerden. Wir wurden schriftlich zu<br />
einem <strong>Stamm</strong>esrat vorgeladen und es sah ganz so aus, als würde man uns aus dem <strong>Stamm</strong> werfen.<br />
So saßen Klaas, Onko und ich stellvertretend für die „Sturmvaganten“ einer Übermacht von<br />
Oldies und ihren Günstlingen gegenüber. Wir waren allerdings gut vorbereitet, hatten klare Vorstellungen<br />
und auch Vorschläge wie es weitergehen könnte. Mit soviel Entschlossenheit hatte die<br />
<strong>Stamm</strong>esführung nicht gerechnet. Und so kam es anders als es offensichtlich geplant gewesen<br />
war. Wir erläuterten unsere Position, machten unsere Kritik an konkreten Fällen fest, aber die<br />
anwesenden Oldies sagten wieder einmal nur, dass sie „keine schmutzige Wäsche waschen“ wollten.<br />
So war es bisher immer gegangen, eine Diskussion um Formen und Inhalte, um Fehler und<br />
wie man sie vermeiden könnte, gab es nie. Und wenn einmal Beschlüsse gefasst wurden, dann<br />
waren sie selten von Bestand. So ging es einige Zeit hin und her, bis Reiner theatralisch sein Amt<br />
niederlegte und meinte, wir könnten es ja selber machen. Reiners Plan ging allerdings nicht auf.<br />
Denn statt den Schwanz einzukneifen ergriffen wir die Chance und übernahmen die Geschäfte,<br />
schließlich lautete eine unserer Pfadfinderregeln „Ich will Schwierigkeiten nicht ausweichen“. Die<br />
Übernahme war zwar nicht unser Ziel gewesen, aber auch darauf hatten wir uns vorbereitet. Wir<br />
stellten unseren Plan vor und man ließ uns gewähren. Volkhard war bereit, die Kasse weiter zu<br />
führen und so hatten wir ein volljähriges Mitglied in der <strong>Stamm</strong>esführung, wie es die Satzung<br />
vorschrieb. Die <strong>Stamm</strong>esführung übernahmen Klaas, Onko und ich gemeinsam, wobei ich das<br />
Amt des Sprechers in diesem Gremium übernahm. Als Schriftführer und als Zeichen des guten<br />
105
Willens an die Gegenseite nahmen wir noch Stefan Hoda auf, den älteren Bruder einer unserer<br />
Meutenführerinnen, der zuvor bei den Christlichen engagiert war und von Reiner als designierter<br />
Nachfolger in den <strong>Stamm</strong> geholt worden war.<br />
Mit vollem Elan starten wir durch und bereits nach wenigen Wochen war die Aufgabenteilung<br />
klar und die zukünftige <strong>Stamm</strong>esführung, wie sie im darauf folgenden Jahr in Suderwittingen gewählt<br />
werden sollte, hatte sich gefunden. Unsere wohlwollenden Unterstützer aus dem Kreis der<br />
Oldies waren Volkhard und Hanjo. Beide standen immer mit Rat und Tat zur Verfügung und<br />
legten großes Vertrauen in uns, was einfach<br />
gut tat.<br />
Von nun an führte Jugend Jugend, ganz wie es<br />
dem Ideal der Jugendbewegung entspricht.<br />
Die Cliquenwirtschaft war beendet, der<br />
<strong>Stamm</strong>esrat bestand fortan nur noch aus den<br />
gewählten Mitgliedern und die Beschlüsse<br />
wurden vorher gemeinsam diskutiert und<br />
dann entschieden. Ohne darin große Übung<br />
zu haben, machten wir unsere Sache ganz gut.<br />
Der Preis für den Wechsel war das Schrumpfen<br />
auf ca. zwanzig zahlenden Mitglieder, vor<br />
allem, weil viele der Oldies und ihre Kinder<br />
den <strong>Stamm</strong> bald verließen. Die meisten interessanterweise<br />
ohne Austrittserklärung, sondern<br />
einfach dadurch, dass sie keinen Beitrag<br />
mehr zahlten.<br />
Gleich nach dem Wechsel informierten wir die Eltern auf einem großen Elternnachmittag, denn<br />
Transparenz durch Information war eines unserer Ziele. Zudem versuchten wir erfolglos die<br />
Ehemaligen zu reaktivieren, die die Geduld und Lust im <strong>Stamm</strong> verloren hatten und wir streckten<br />
unsere Fühler zu unseren Nachbarn im Bezirk aus.<br />
Unsere Richtung war klar: Ein gesunder <strong>Stamm</strong> mit allen drei Stufen, starke und stabile Sippen,<br />
Ausbildung und Unterstützung für die Sippenführer, viele Lager und vor allem endlich Fahrten!<br />
Zahlreiche Traditionen wurden in dieser Zeit begründet, zum Beispiel die Winterlager, die Sonnenwendfeiern,<br />
das Wochenendlager mit Hanjo auf der Insel, die regelmäßige Präsenz auf Bundes-<br />
und Landesaktionen und eine sehr aktive Teilnahme am Bezirksleben. Eine Tradition wurde<br />
nie in Frage gestellt: Die <strong>Stamm</strong>esfahrt nach Suderwittingen im Februar jeden Jahres. Hier wurden<br />
nicht nur die Wahlen durchgeführt, sondern auch die Fahrten und Lager des <strong>Stamm</strong>es für<br />
das laufenden Jahr beschlossen. Wir hielten auch an der Tradition fest, jedes Jahr ein Pfingstlager<br />
zu veranstalten. Der Herbst gehörte hingegen den Sippen für Fahrten und Ostern ging es für die<br />
Pfadfinder auf Lehrgänge und die Meute bekam ein regelmäßiges Osterlager.<br />
Dass ohne Meute kein gesunder <strong>Stamm</strong> wachsen kann, war uns klar. Als die alten Meutenführerinnen<br />
nach ewigen Streit die Meutenführung abgaben, übernahm ich 1988 die Reste der alten<br />
Meute und versuchte mein Glück als Meutenführer. Schon bald darauf bekam ich Unterstützung<br />
von Lucky, einem „Neuzugang“ im Ranger-Rover-Alter, der mit Feuer und Flamme dabei war.<br />
Auch Tanja, ebenfalls eine „Neue“ im R/R-Alter entschloss sich nach kurzer Zugehörigkeit zum<br />
<strong>Stamm</strong>, in der Meutenführung aktiv zu werden. Es gelang uns, dem <strong>Stamm</strong> eine gesunde Basis zu<br />
geben und schon bald konnten die ersten Sippen aus der Meute entstehen. Erstmalig zelebrierten<br />
wir einen Stufenübergang und eine Versprechensfeier mit großem Pathos, viel Feuer, Fackeln<br />
und Singen während eins Bezirkspfingstlagers im Harzvorland bei Herzberg.<br />
106
Auf dem Bundeslager 1989 in Furth im Wald waren wir schon mit drei Sippen vertreten. Außerdem<br />
waren die beiden<br />
letzten Sipplinge des<br />
<strong>Stamm</strong>es Goten bei uns<br />
zu Gast, die wir vollständig<br />
integrierten. Auf dem<br />
Lager bastelten wir mit<br />
Funzel, einem ehemaligen<br />
Parzivalisten, an einer<br />
Konstruktion zur Gewinnung<br />
von fließend<br />
Warmwasser, die er in<br />
den folgenden Jahren zur<br />
Perfektion in Form diverser<br />
Kaffeemaschinen<br />
bringen sollte. Hatten wir<br />
noch gegen die Oldies<br />
den oft hemmungslosen<br />
Alkohlkonsum ins Felde<br />
geführt, hatten wir auf diesem Lager leider auch die ersten alkoholbedingten Ausfälle zu verzeichnen.<br />
Im Gegensatz zu Früher lief das Programm aber trotzdem.<br />
Das für mich bedeutendste Ereignis meiner <strong>Stamm</strong>esführerzeit war die erste <strong>Stamm</strong>esgroßfahrt.<br />
Wie es sich für Pfadfinder gehört, war das Fahrtenziel Schweden. Drei Wochen wanderten zwei<br />
Sippen und eine RR-Runde um den Siljansee aufeinander zu. Wir trafen uns allerdings erst im<br />
Zug nach Stockholm wieder, wo wir gemeinsam die letzten drei Tage verbrachten. Mit der gleichen<br />
Teilnehmerzahl ging es zwei Jahre später nach England in die Yorkshire Dales. Klaas, Onko<br />
und ich hatten diese Gegend schon einmal erkundet und obwohl wir hier keine Kohtenstangen<br />
finden würden und mangels Holz auch nicht auf offenem Feuer hätten kochen können, überzeugten<br />
wir die anderen von den Dales, so sehr waren wir von dieser kargen Landschaft begeistert.<br />
Auch hier wanderten wir von unterschiedlichen Orten los, verbrachten aber vorher und<br />
nachher ein paar gemeinsamen Tagen. Zunächst in London, um unsere selbst gebauten Alu-<br />
Kohtenkreuze samt Teleskopmittelstange zu testen und zum Abschluss in York.<br />
Der <strong>Stamm</strong> hatte mittlerweile die stattliche Größe von rund siebzig Mitgliedern erreicht, von<br />
denen fast alle aktive waren. Diese verteilten sich auf eine gesunde Meute, vier Sippen, eine lockere<br />
Ranger-Rover-Runde und einige Oldies. Wir waren im Land aktiv und hatten uns mit solider<br />
Pfadfinderarbeit, Liberalität und einigen Persönlichkeiten einen recht guten Namen gemacht. Vor<br />
allem die kurzen Lederhosen, die einige auch im Winter nicht ablegten, sorgte immer wieder dafür,<br />
dass wir in Erinnerung blieben. Aber auch Affen waren im Landesverband nicht unbedingt<br />
oft zu sehen. Trotzdem, wir waren immer tolerant, zumindest innerhalb des <strong>Stamm</strong>es. Eine<br />
Kluftordnung oder anderen Unsinn gab es bei uns nicht. Obwohl wir niemanden in unseren Reihen<br />
zählten, der über ein nennenswertes musikalisches Talent verfügte und es auch bei uns einsetzen<br />
wollte, sangen wir mit großer Begeisterung. Unsere <strong>Stamm</strong>esleben wurde immer reichhaltiger:<br />
Fahrten, Lager, Seminare, <strong>Stamm</strong>esräte und Gruppenstunden bestimmten unseren pfadfinderischen<br />
Alltag, dazu kamen die überbündischen Lager, Stadtspiele und gemeinsame <strong>Stamm</strong>esräte<br />
in Braunschweig, die maßgeblich von uns <strong>Voortrekker</strong>n angeregt wurden. An fünf Tagen die<br />
Woche für „die Firma“ aktiv sein, war zumindest für die <strong>Stamm</strong>esführung bald keine Ausnahme<br />
mehr. So wurde die Pfadfinderarbeit gelegentlich zu Belastung und wir stellten Überlegungen an,<br />
wie wir die Terminflut reduzieren könnten, um auch selbst mal wieder als „Sturmvaganten“ auf<br />
107
Fahrt zu gehen. Das Ende der Schulzeit hat hier für viele, und mit Verzögerung auch für mich,<br />
einen natürlichen Schlussstrich gezogen.<br />
Dank der wohlwollenden Unterstützung des Jugendamtes der Stadt Braunschweig hatten wird ein<br />
ordentliches Sortiment von Fahrten- und Lagermaterialen aufgebaut und standen in Verhandlungen,<br />
um ein neues Heim zu beziehen, da unser Raum im Entenfang für uns zu klein geworden<br />
war. So konnte ich 1992 kurz vor meinem Weggang aus Braunschweig die Geschicke des <strong>Stamm</strong>es<br />
an meinen langjährigen Weggefährten und Stellvertreter Klaas abgeben, dem mit dem Projekt<br />
Heim allerdings auch eine schwere Bürde auferlegt war.<br />
108
Rainer Klapproth<br />
Vlkhardt Beins<br />
Knut Engeler<br />
Klaus Pietsch<br />
Niclas Bruhn 1997<br />
Christiane Wegener 2000<br />
Frederik Wegener 2001<br />
Albert Philipp Rother 2004 - 2007<br />
<strong>Stamm</strong>esführer der Neuen Zeit<br />
Scholle vom Trupp Wehrwolf<br />
Scholle, mit bürgerlichen Namen Norbert Scholz arbeite als Urologe in Bremen und hat sich<br />
nicht nur gemeldet, sondern auch seinen Bericht und Materialien für die Ausstellung angemeldet.<br />
Lieber Schniebel,<br />
Pfadfindertreffen<br />
es hat mich gefreut, von Aktivitäten der Braunschweiger Pfadfinder zu erfahren. Leider kann<br />
ich zum Jubiläumstreffen im September diesen Jahres nicht kommen, die Terminplanung<br />
lässt es nicht zu. Aber von den alten Zeiten zu hören, hat mich doch noch einmal aktiviert, in<br />
den alten Unterlagen aus der Pfadfinderzeit zu stöbern. Ich habe einen Jahresbericht aus<br />
dem Jahre 1962 gefunden, den unser Trupp damals mit viel Arbeit zusammengestellt hat.<br />
Es ist wirklich sehr interessant, sich an die alten Pfadfindererlebnisse zu erinnern, mit Wanderungen<br />
und Radtouren und auch an das Wintertreffen mit Stuttgarter Pfadfindern auf einer<br />
Skihütte in den Alpen.<br />
Besondere Erinnerungen wurden aber auch durch mein Fotoalbum wieder geweckt. Insbesondere<br />
die Sommerfahrt nach Finnland 1962 ist hier zu erwähnen, bei der wir von finnischen<br />
Pfadfindern und ihren Eltern und Familien sehr herzlich aufgenommen wurden.<br />
Auch fand ich viele Bilder von dem größten Ereignis meiner Pfadfinderzeit; der Teilnahme an<br />
Welt-Jambore in Griechenland 1963, wieder.<br />
Sich an die alten Zeiten zu erinnern ist sicherlich auch, wenn man jetzt schon etwas älter<br />
geworden ist, eine großartige Sache.<br />
Norbert<br />
Schniebels Zeitreise zu den Wurzeln seiner Pfadfinderei<br />
– Stichworte aus Vergangenheit und Gegenwart -<br />
109
Anläßlich eines Wiedersehentreffens mit meinem ersten Truppführer und anderen Pfadfindern<br />
aus der Vergangenheit drängte es mich, die aufgekommenen Erinnerungen aus der Vergangenheit<br />
mit aktuellen Geschehnissen der Gegenwart zu verknüpfen und schriftlich festzuhalten.<br />
Die heutigen <strong>Voortrekker</strong> bekamen eine Kopie dieser Zusammenfassung. Wer von Euch<br />
ein Exemplar haben möchte, lasse es mich nur wissen.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Nun, hin und wieder hab ich es mit dem Träumen , Traum vom 15.3.05 ....Seite ....3<br />
Dieter Kiehne, genannt Diki – Mein erster Truppführer .......................................... 4<br />
Die alten Weggefährten – Diki und Hada .................................................................. 4<br />
Freitag, der 4. März 2005 ....................................................................................... 5<br />
<strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> .................................................................................................. 6<br />
Ostern 1948 – Sippenführerlehrgang mit Sepp Zenzinger ....................................... 8<br />
Heimabend und die Planung der Großfahrt nach Schweden ...................................... 5<br />
Meine erste Großfahrt – Schweden 1952 ................................................................... 9<br />
Der heilsame Hajk ..................................................................................................... 10<br />
Reiner Hackelberg ..................................................................................................... 10<br />
Dieter ........................................................................................................................ .11<br />
Ein genüssliches Abendessen .................................................................................... 12<br />
Erzählend durch das Marktgräfler Land nach Colmar .............................................. 12<br />
Trampen wir durchs Land .......................................................................................... 12<br />
Samstag – Colmar und die Vogesen .......................................................................... 13<br />
Sonntag der 6. März - Der Weg nach Rütte .......................................................... 14<br />
110
Herr Maier und die Wasserkraft ................................................................................ 15<br />
Lernen und Sich-Verändern ....................................................................................... 15<br />
Das Wiedersehen mit alten Pfadfinderfreunden im Raum Stuttgart .......................... 15<br />
M’ama Mia ................................................................................................................. 16<br />
Stiftung Pfadfinden ……........................................................................................…. 17<br />
Fazit ................................................................................................………….…..… 18<br />
Mai 2006 – Besuch der <strong>Stamm</strong>esleitung der <strong>Voortrekker</strong><br />
Ihr lieben Weggefährten aus alter Pfadfinderzeit,<br />
Bad Harzburg, den 20. Mai 2006<br />
gestern hatten wir angemeldeten Besuch – die <strong>Stamm</strong>esleitung der heutigen <strong>Voortrekker</strong> war<br />
übers Wochenende zu Gast bei uns in Bündheim – vor einem Jahr (2005) waren Marlis und<br />
ich zu einem <strong>Stamm</strong>esrat der <strong>Voortrekker</strong> auf dem Landsitz von Volkhard Beins in Suderwittingen<br />
eingeladen - Uns wurden Fragen gestellt, die ich an Euch weiterleitete – eine ganze<br />
Anzahl von Rückmeldungen waren zu verzeichnen – einige Zusagen stehen allerdings noch<br />
aus – bis jetzt sind 60 eng beschriebene Seiten mit Berichten und Bildern aus der Vergangenheit<br />
zusammengekommen – In letzter Minute gelang es mir, diese Datenmenge von 74 MB<br />
mit Hilfe von Andrei zu reduzieren, wenigstens zunächst auf eine CD zu abzuspeichern. In<br />
den nächsten Tagen wird Klaus aus Wolfenbüttel noch einmal als Lektor tätig und dann,<br />
wenn die letzten Beiträge zusammen gekommen sind, soll mit Struppis Hilfe ein Buch daraus<br />
entstehen. Abwarten und Teetrinken. – Wer sich mit dann mit einigen Euros beteiligen möchte,<br />
kann die gebundene Ausgabe bekommen.<br />
Gestern nun waren die drei Männer (<strong>Stamm</strong>esführer Alberto, sein Stellvertreter ehemaliger<br />
LB Wölfling Tom und Conny, ein angehender Gildenführer) da. Drei tüchtige Kerle in Kluft<br />
und was vor allem zu spüren war, inspirierte und inspirierende Pfadfinderführer. Ja, und das<br />
im Jahr 2006.<br />
Nach dem Kaffeetrinken ging’s in den Harz auf Zelt- und Lagerplatzsuche. Zunächst zum<br />
Arendsberger Jugendwaldheim, zum Zeltplatz Brunnenbachsmühle und nach Braunlage zu<br />
Thomas und Jeannette. Thomas zeigte diverse Lagerplätze auf dem Grundstück, sowie in der<br />
Nachbarschaft. Eine Runde Tee mit Kuchen im Bauwagen, dann zum Abendbrot zur Marlis.<br />
Eine halbe Stunde Geschichte zur Spaltung des BDP und zur Neugründung des BdP – dann<br />
das Anschauen eines Filmes vom holländischen Pfadfinderführertreffen Kumpulan in Holland<br />
und dann:<br />
„Ein Weg zu uns“ – 16 mm Film des Roverkreises Braunschweig<br />
Inhalt: Nach dem Schreiben des Drehbuches auf den Heimabenden der Rover<br />
wurde der Film an verschiedenen Orten gedreht. Menne (Hermann Beese) ein<br />
Neuling wird gekeilt, kommt zur ersten Sippenstunde einer zusammengestellten<br />
Sippe (Helmut Hörnig, Ali, Peter Kraftzcyk, Hasko und noch ein paar andere). Zu<br />
sehen sind einige der damals aktuellen Spiele – Geschichten werden vorgelesen,<br />
111
Spiele gespielt und natürlich gesungen. Es kommt zur ersten Fahrt. Die Sippe<br />
trifft sich unter dem Löwen auf dem Burgplatz - der Neuling wird begrüßt - mit<br />
der Straßenbahnlinie 8 geht es ab nach Riddagshausen. Bilder aus dem Leben der<br />
50er Jahre flitzen vorbei, alte Autos sind zu sehen, Bilder vom alten Braunschweig.<br />
Der Klotz mit gepackten Affen, Lageraufbau, Schlammschlacht, Essenszubereitung,<br />
Spiele spielen und zeichnen. Ein paar Tage später kommt der <strong>Stamm</strong><br />
mit wehendem <strong>Stamm</strong>esbanner anmarschiert, abends ist eine Versprechensfeier<br />
am großen Lagerfeuer, dem Neuling wird das Pfadfinderversprechen abgenommen<br />
und das Halstuch verliehen.<br />
Am runden Tisch in der Stube plaudern wir noch ein Weilchen. Auf einem Laptop der heutigen<br />
<strong>Voortrekker</strong> sehen wir Bilder von den Fahrten und Aktivitäten der letzten Jahre. Einfach<br />
toll, welches Spielideen umgesetzt werden und wie sich pfadfinderisches Leben heute gestaltet.<br />
Auch das große Bundeslager 2005 in Wolfsburg ist zu sehen. Ein kleines F Geschlecht,<br />
trotzdem haben wir uns oft mehrmals vorsichtig anschließend ein Fläschchen Pilsener Urquell,<br />
dann gehen die Alten ins Bett, die Jungen hocken noch um den „Runden Tisch“ weiter<br />
zusammen – man trifft sich morgen früh zum Frühstück.<br />
Sichtung der alten <strong>Stamm</strong>esakten<br />
Die Jungen wollen mehr über die Geschichte und Anfänge ihres <strong>Stamm</strong>es erfahren. Nun geht<br />
die eigentliche Arbeit los - Sichten der vielen Akten aus alter <strong>Voortrekker</strong>zeit. Sie lagern hier<br />
im Haus seit Jahrzehnten. Kurz vor seinem Tod gab mir Hasso noch eine Kiste mit Unterlagen<br />
vom Horst Braunschweig. Wie und wann die anderen Akten zu mir gekommen sind, ist<br />
mir noch immer schleierhaft. Jedenfalls sitzen wir oben in unserer Jugendherberge, lesen,<br />
staunen, erzählen, tauschen uns aus und versuchen Fragen zur Vergangenheit nachzuspüren.<br />
So manch Schreiben erweckt Aufmerksamkeit, so manches wird wieder lebendig. In Braunschweig<br />
gab es vier Stämme und einen Horst. Die Feldmeisterbriefe erregen besonders meine<br />
Aufmerksamkeit. Wie da um Grundsätze und Formen gerungen wurde, unglaublich aber<br />
wahr. Zwei interessante und spannende Stunden.<br />
Vielleicht wäre es auch für den einen oder anderen von Euch einmal interessant zu schnüffeln<br />
und einen Blick in die „objektive“ eigene <strong>Stamm</strong>esvergangenheit zu werfen? Kommt<br />
und schnüffelt. Alle Akten wandern eines Tages in das Archiv der Deutschen Jugendbewegung<br />
zum Ludwigsstein.<br />
Nachdem alle fort sind, gehe ich noch einmal in unsere Jugendherberge – Ihr wißt schon, der<br />
Raum oberhalb der Küche, der noch nicht in der Zeichnung vom Fuad enthalten war und erst<br />
beim Hochmauern mit Nani sichtbar wurde. Gut, die Akten sollen wieder an die Seite gelegt<br />
werden, doch zuvor wird kurz und grob notiert, was in den Akten enthalten ist: Noch kann<br />
jeder - den es interessiert - Einsicht nehmen oder sich beliebig viele Seiten kopieren. In naher<br />
Zukunft werden diese Unterlagen ins Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf die Burg<br />
Ludwigsstein wandern. Von den deutschen Pfadfindern soll dort tonnenweise an Material<br />
liegen, welches professionell von Hauptamtlichen gesichtet und eingeordnet wird.<br />
112
Grober Überblick über die hier noch lagernden <strong>Stamm</strong>esakten<br />
1950<br />
–<br />
1954<br />
Horst Braunschweig, Roverrundbriefe, Schriftverkehr an<br />
Willi Carius von de Nederlandse Padfinders, Führerausweise<br />
(Appel, Stieghan, Hans Peter Groetzner, Karl<br />
Heinz Hörnig, Dieter Frühauf, Joachim Burghardt, ein<br />
Blankoausweis), Schwedenheim Hugo-Luther-Str.,<br />
Fahrt nach St. Andreasberg (Rolle, Briest, Mohros,<br />
Wieprecht, Krug, Hoppe, Pioch, Meier, Thamm, Lohr,<br />
Frühauf, Arendt, Tasko), Adressen vom <strong>Stamm</strong> Lehndorf,<br />
Adressen, Kassenbuch, Horstausgaben 1950,<br />
Wolfsmeute Bieber, 3.4.1954 Willi zum Horstführer<br />
ernannt, Abschiedsbrief des <strong>Stamm</strong>esführer Jürgen Lieseberg,<br />
15.3.1953 Jochen Burghardt als Horstführer gewählt,<br />
Bericht an Stadtjugendpfleger über Winterlager<br />
(1953 Am Oderteich in Kothen) ...<br />
1951<br />
–<br />
1954<br />
und<br />
1960-<br />
Rundschreiben, Roverrundschau, BDP <strong>Voortrekker</strong>,<br />
<strong>Stamm</strong> Heinrich der Löwe, Protokolle Bundesthing,<br />
Elternabend, Die Lanze, Stromtid, ...<br />
1952 Hans Peter Groetzner, Einverständniserklärung an<br />
Sommerfahrt teilnehmen zu dürfen, Bericht Trampfahrt,<br />
Tagebuchauszüge einer Gruppe, Briefe, Landeschrieb,<br />
Briefe an Hans Peter von Werner Meyer, ...<br />
1952 Kopfbogen <strong>Voortrekker</strong><br />
1952<br />
–<br />
1956<br />
Sippe Dachs, Belege der Truppkasse Graf Folke Bernadotte,<br />
13.5.1955, 8 Postkarten an Wolfgang Bode,<br />
Post 1952 – 1954, Belege <strong>Stamm</strong>eskasse vom<br />
13.5.1955, Rundschreiben an Jochen Burghardt, ...<br />
1953 Horst Braunschweig um 1953 ...<br />
1953 Kassenbelege, Abrechnung Schwedenfahrt, Heinz Kallenbach,<br />
½ Deutsch Mark 1948, Post an Dieter Kiehne,<br />
Adressen Roverkreis Braunschweig, ...<br />
1954<br />
–<br />
1959<br />
Rundschreiben der Landesführung, Stromtid, Jungenleben,<br />
...<br />
1956 Landesschriebe, Fahrtenankündigungen, Die Weiße<br />
113
Hand Gauspiel Klaus Schütte, ...<br />
1957<br />
–<br />
1958<br />
1957<br />
–<br />
1965<br />
Schriftverkehr im <strong>Stamm</strong>, Hasso, Falke und Nat, Landesmarklager<br />
Süd, ...<br />
„Briefe an die Führerschaft“ – später nur „Briefe“ genannt<br />
...<br />
–<br />
1959 Rover Nord, Gau Hannover, Der Weckruf, Landesjugendring<br />
Niedersachsen, ...<br />
1960 Die Originalfilmspule 16 mm „Ein Weg zu uns“ Das<br />
Drehbuch vom Roverfilm ...“<br />
1960 Ein 8 mm Film über den Besuch der Braunschweiger<br />
Pfadfinder beim Koumpoulan in Holland ...<br />
1961 Akte von Hasso (Jochen von der Straten), Eisbrecher,<br />
andere Hefte, ...<br />
1961<br />
–<br />
1963<br />
<strong>Stamm</strong>eskasse, Schniebel, Truppprotokolle, <strong>Stamm</strong>esprotokoll<br />
vom 20.10.1962, Adressen von Sippen- und<br />
Meutenführern, es gab zwei Meuten, 6 Sippen, 2<br />
Trupps, der Roverball im Haus Salve Hospes, Landesthing,<br />
Schniebel und soll Feldmeister werden ..<br />
1962<br />
–<br />
1967.<br />
Großer Aktenordner <strong>Stamm</strong>esratsprotokolle, Einladungen,<br />
Trupprat, Wahl, Crabbe, Schalle, Scholle ...<br />
1964<br />
–<br />
1965<br />
1965<br />
–<br />
1967<br />
Kassenprotokolle, Arno Hille,<br />
Lageplan Bundeslager Forschheim, Schriftverkehr,<br />
Rechnungen, Anträge, Stromtid, Hille, Immig ...<br />
1966 Kundschaftsberichte, Pressedienst BDP,<br />
-<br />
1967<br />
1968 Große Aktenordner <strong>Stamm</strong>esratsprotokolle – Arno Hil-<br />
114
– le, Klaus Dieter Teschke, BDP Briefe, Stromtid, Einladungen<br />
...<br />
1969<br />
1976 Akte Handbuch für Jugendgruppenleiter, Lehrgang in<br />
der HVHS Barendorf, Spiele, Aktionen etc., ...<br />
1907 Gründung der Pfadfinder – 1913 Pfadfinder in Braunschweig<br />
– Unterlagen des Stadtarchivs -<br />
Conni, Jürgen Stieghan und Olaf Piontek kommen nach Bündheim und helfen, die Unterlagen<br />
der <strong>Voortrekker</strong> zu sichten, zu ordnen und für die Ausstellung zum 60.jährigen Jubiläum des<br />
<strong>Stamm</strong>es in der Waldorfschule aufzubereiten. Aber auch das Stadtarchiv war nicht faul und<br />
suchte in ihren Akten für den heutigen <strong>Stamm</strong>.<br />
Absender: "Piontek Olaf 41.4" <br />
Empfänger: <br />
Datum: 13. Aug 2007 17:53<br />
Betreff: Unterlagen der Braunschweiger Pfadfinder<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Stukenberg,<br />
Im Vorfeld unseres morgigen Treffens möchte ich Sie noch kurz über die im Stadtarchiv vorhandenen<br />
Unterlagen zu den Pfadfindern informieren.<br />
Im Magistratsarchiv (unter dem Gliederungspunkt Gemeinnützige Anstalten und Einrichtungen)<br />
befindet sich unter der Signatur D IV: 5226 eine Akte zum Braunschweiger Pfadfinderkorps<br />
(Laufzeit 1913-1915), das sich danach am 1. Mai 1913 gründete. Als Vorläuferorganisation<br />
existierte zuvor offensichtlich bereits eine Pfadfinderabteilung im Christlichen Verein<br />
junger Männer.<br />
Möglicherweise befinden sich in einem weiteren Aktenkonvolut unter dem Titel 'Jugendpflege'<br />
(Signatur D VIII: 56, Vol. I und Vol. II, Laufzeit 1911-1915 und 1922-1925) weitere diesbezügliche<br />
Hinweise auf die noch älteren Pfadfinderorganisationen.<br />
Am Telefon erwähnte ich bereits Zeitungsartikel aus dem Jahre 1915 zur Übergabe der von<br />
Herzog Ernst August gestifteten Fahne. Hierzu erschienen am 22. November 1915 in der<br />
Braunschweigischen Landeszeitung, sowie am 23. November 1915 in den Neuesten Nachrichten<br />
jeweils ein Artikel. Eine Kopie dieser beiden Artikel bringe ich morgen mit.<br />
Über unsere Stadtchronik (online einsehbar unter www.braunschweig.de/stadtarchiv), die sich<br />
für die Nachkriegszeit hauptsächlich auf Zeitungsartikel stützt, ist sicher ein Eintrag vom Januar<br />
1951 interessant, der den Zusammenschluss der Braunschweiger Pfadfinder im Ortspfadfinderring<br />
betrifft. Dieser Artikel war am 12. Januar 1951 in der Braunschweiger Zeitung erschienen.<br />
Die neuere Zeitungsausschnittsammlung (ab etwa 1960) enthält unter der Signatur H XV A: B<br />
III 21a eine Mappe zu den Pfadfindern. Zu den '<strong>Voortrekker</strong>n' ist allerdings dort nur ein Artikel<br />
aus dem Jahre 1994 enthalten, die meisten Artikel beziehen sich auf andere Stämme.<br />
115
In unserem Bestand des Ordnungsamtes / Vereinsregister liegt unter der Signatur E 32.1:<br />
341.7 eine Akte zur Führung des Bundes Deutscher Pfadfinder, Landesmark Niedersachsen<br />
im Vereinsregister (Laufzeit 1961 - 1964) vor.<br />
Möglicherweise befindet sich im Jugendamt der Stadt Braunschweig noch Aktenmaterial, da<br />
eine Aktenübernahme aus dessen Altregistratur in das Stadtarchiv nach meinen Informationen<br />
noch aussteht. Hier müsste ich aber noch einmal mit meinem am 20.8. aus dem Urlaub zurückkehrenden<br />
Kollegen Herrn Opalka Rücksprache halten.<br />
Verweisen darf ich auch auf eine Akte des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel, die<br />
in der Onlineabfrage unter http://aidaonline.niedersachsen.de ermittelt wurde und sich ebenfalls<br />
auf das schon oben erwähnte Braunschweiger Pfadfinderkorps bezieht. Darin ist u.a.<br />
auch ein Mitgliederverzeichnis vorhanden.<br />
Ich bin gespannt, was die von Ihnen avisierten Ordner der Braunschweiger Pfadfinder an interessantem<br />
Material enthalten. Da die Pfadfinder in unseren Beständen noch nicht mit eigenen<br />
Unterlagen vertreten ist, wäre es gerade im Hinblick auf die Bedeutung der außerstädtischen<br />
gesellschaftlichen Organisationen für die Stadtgeschichte schön, eine Überlieferung dieser<br />
Jugendorganisation im Stadtarchiv zu haben.<br />
Wie bereits telefonisch erwähnt, ist das Stadtarchiv gerne bereit, Sie bei Ihrem Ausstellungsvorhaben<br />
zum Jubiläum der <strong>Voortrekker</strong> im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Im Auftrag<br />
Olaf Piontek<br />
Stadtarchiv Braunschweig<br />
Schlossplatz 1<br />
38100 Braunschweig<br />
Tel. 0531/ 470 - 4727<br />
Fax 0531/ 470 - 4725<br />
E-mail: Olaf.Piontek@braunschweig.de<br />
www.braunschweig.de/stadtarchiv<br />
Öffnungszeiten: Mo., Fr. 10-13 Uhr / Di., Mi., Do. 10-18 Uhr<br />
Das Archiv der Stadt Braunschweig hilft den <strong>Voortrekker</strong>n bei der Vorbereitung<br />
der Ausstellung<br />
Jürgen Stieghan, Conny, Herr Piontek, der alsbald zum Olaf wird, treffen sich in Bad Harzburg<br />
und sondieren den ganzen Nachmittag die alten <strong>Stamm</strong>esakten – dann werden fast 11<br />
dicke Aktenordner mit nach Braunschweig ins Schloß genommen – dort treffen sich die drei<br />
und Crabbe kommt dazu, die Unterlagen werden gesichtet, im Ansatz schon ausgewertet und<br />
Erstaunliches soll dabei zu Tage gekommen sein. Olaf wird zwischenzeitlich sich weiter um<br />
die Aufarbeitung der ganzen Unterlagen kümmern. Die Pfadfinder haben nun jederzeit die<br />
Möglichkeit, im Stadtarchiv alleine oder mit anderen zusammen, ihre Unterlagen einzusehen,<br />
zu kopieren, usw.<br />
116
So sind die Unterlagen der <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig in Braunschweig verblieben und dem<br />
Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf dem Ludwigsstein wird Kenntnis gegeben, so daß<br />
auch sie, wenn sie interessiert sind, jederzeit einen Zugriff auf unsere Unterlagen haben.<br />
Halbzeit oder Zwischenfazit – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> Braunschweig<br />
Im Jahr 2007 feiern die Pfadfinder in aller Welt ihr einhundertjähriges Bestehen – die<br />
<strong>Voortrekker</strong> in Braunschweig könnten dann – nimmt man 1947 als Gründungsjahr - auf eine<br />
sechzigjährige Geschichte zurückblicken. Wenn man bedenkt, daß bis zur Spaltung des BDP<br />
mindestens neun bis zehn <strong>Stamm</strong>esfürsten regierten und danach bis zum Jahr 2007 noch einmal<br />
ebenso viele <strong>Stamm</strong>esführer den <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> bewegten, wäre es da nicht gerechtfertigt,<br />
bei den zurückliegenden Erinnerungen von einer gewissen ersten Halbzeit zu<br />
sprechen?<br />
Schweden, ja Schweden. Regen (Dr. Heinz Stettner) wurde nach dem Weltkrieg 1949 von<br />
Graf Folke Bernadotte zu den Pfadfindern nach Schweden eingeladen, absolvierte seinen ersten<br />
inoffiziellen Gillwellkurs, erlebte die „Methode“ des Hajks, die danach bis Ende der 60er<br />
Jahre auf den Sippenführerkursen in der Pfadfinderbildungsstätte Fallingbostel vermittelt<br />
wurde. 6 1952 waren auch die <strong>Voortrekker</strong> erstmals einer Einladung in das große Pfadfinderlager<br />
nach Tranos in Schweden gefolgt. Kräftige Impulse für die Pfadfinderarbeit in Braunschweig<br />
sowie für die persönliche Entwicklung Einzelner konnten davon ausgehen.<br />
Schweden 2006. Wieder sind <strong>Voortrekker</strong> in Schweden und kommen mit Fahrtenerlebnissen<br />
gespickt zurück. Die Farben Blau–Gelb verbinden uns nicht nur mit den Schweden – sie verbindet<br />
auch den BDP mit dem BdP, die erste Hälfte mit der Zweiten.. Mögen in der weiteren<br />
Zeit noch viele junge Menschen im <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> von den Möglichkeiten und Ideen der<br />
Pfadfinderidee geprägt werden können. Übrigens, sind die Farben Blau Gelb nicht auch die<br />
Farben der Stadt Braunschweig? Ja, immer wieder Blau Gelb!<br />
6<br />
Siehe Heinrich Stettner, Unternehmen Waldeslust; In: Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda; Straßen<br />
sind wie Flüsse zu überqueren – Ein Lesebuch zur Geschichte des Bunde Deutscher Pfadfinder (BDP).<br />
117
Euch Dreien, die Ihr eben den <strong>Stamm</strong> der <strong>Voortrekker</strong> führt, Ihr, die Ihr uns mit Euren Fragen<br />
zum Nachspüren unserer eigenen Vergangenheit bewegtet, Euch sage ich herzlichen Dank.<br />
Dank natürlich auch Euch, den alten Säcken, die Ihr einen Rückblickt wagtet und Kunde von<br />
Euren Erfahrungen gegeben habt.<br />
118
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich erinnern und gewissermaßen auch bei denen bedanken,<br />
die nicht mehr unter uns sind, denen ich aber ganz viel zu verdanken habe. Da ist zum<br />
Beispiel mein alter Freund Hasso, den ich und der mich in meinem Leben bis zu seinem Tod<br />
begleitete, Willi Carius, der „großartige <strong>Stamm</strong>esführer aller Zeiten“, den ich in Böblingen in<br />
den letzten Tagen seines Lebens begleiten durfte, Spatz, der die Statik für mein Leben und<br />
unserem Haus herstellte. Reiner Hackelberg, erster <strong>Stamm</strong>esführer 1948 in Braunlage und<br />
Leiter des Jugendwaldheimes. Hasko und Peter, waren sie nicht die ersten, die von uns gingen?<br />
Hasko der engagierte Sippenführer aus Veltenhof und Peter Fischer, der mit dem Segelschulschiff<br />
Pamir 1957 unterging. Da ist Mäuschen und so manch einer, der noch sehr jung<br />
war und vor uns gehen mußte. Sie alle waren mit dem Leben des <strong>Stamm</strong>es eng verbunden.<br />
Mit einem lieben Gruß und Gut Pfad<br />
Dein/Euer<br />
Über die Pfadfinder im Jahr ihres 100 jährigen Bestehens – ein fünfseitiger<br />
Artikel in der Zeitschrift die Zeit mit Video<br />
Fähnlein Unverzagt<br />
Von Markus Wolff<br />
Hundert Jahre Pfadfinder: Harald Schmidt gehörte zu ihnen, Hillary Clinton auch. Weil sie<br />
das klassische Abenteuer in der Gruppe bieten und dennoch mit der Zeit gehen, sind sie immer<br />
noch attraktiv<br />
Am Fahrradständer an der Turnhalle findet der Wettkampf meist montags statt - nach einfachen<br />
Regeln: Das Pausenläuten ist der Start. Dann treffen sich dort die Schüler mit den Bürstenschnitten<br />
und auch die mit den Gelfrisuren, rauchen die Zigaretten bis zum Filter herunter<br />
und versuchen, mit Erlebnissen vom Wochenende zu punkten. Frederiks Gartenparty. Oder<br />
der Sprung von der Brücke in den Kanal, mit Arschbombe. Seltsam wirkt es, wenn dann der<br />
einzige Pfadfinder in der Runde erzählt, weil zwischen »Party« und »Arschbombe« das Wort<br />
»Pfadfinder« so verloren klingt wie Pfeifen im Wald.<br />
Es sind Schüler der Hauptschule Westerfilde, und Westerfilde im Norden Dortmunds ist zwar<br />
kein sozialer Brennpunkt, aber auch nicht gerade der Stadtteil, in dem man Pfadfinder vermuten<br />
würde. Aus Mehrfamilienhäusern fällt der Blick auf Mehrfamilienhäuser, dazwischen<br />
liegen leere Straßen. Ein Ort, an dem Erlebnisse nicht selten zweidimensional sind und mit<br />
»Highscore« enden und die Welt auf Plateausohlen steht. Wo »nach draußen gehen« ein Synonym<br />
für »Trinkhalle« sein kann und im Schaukasten an der Endhaltestelle der U-Bahn ein<br />
Zeitungsausschnitt hängt, demzufolge »ein Ausflug ins Grüne viele positive Effekte auf den<br />
Körper hat«. So ist Westerfilde.<br />
119
Sebastian Ebendorff ist hier aufgewachsen, ein 15-Jähriger mit federndem Gang, bei dem<br />
Größe und Gewicht schon immer ein wenig miteinander im Clinch lagen. Pfadfinder ist er,<br />
seit Mitglieder des <strong>Stamm</strong>es Vagabunden des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder<br />
(BdP) zur Werbung in seine ehemalige Grundschule kamen und er nachher dachte: »Krass,<br />
Feuermachen und Zelten, das ist genau was für mich!«<br />
Acht Jahre ist das her. Seitdem tauscht er regelmäßig das Polo-Shirt gegen die »Kluft« genannte<br />
Kombination aus blauem Hemd und Halstuch, die er anfangs oft unter der Jacke versteckt<br />
hielt. Weil es ein bisschen peinlich war, Pfadfinder zu sein. An die Kluft und selbst an<br />
den Spitznamen »Klößchen« hat er sich inzwischen gewöhnt, genau wie an die Kommentare<br />
der Mitschüler: »Pfadfinder knutschen Bäume« oder: »Iiiih, eklig, anderes Thema!« Was wissen<br />
die schon?<br />
Und wer weiß überhaupt was?<br />
Eine eigentümliche Welt scheint die der Pfadfinder für Uneingeweihte zu sein, mutmaßlich<br />
bevölkert von pummeligen Außenseitern oder kauzigen Jugend-forscht-Typen, die sekundenschnell<br />
ein Feuer entzünden und aus zwei Kaffeetassen ein Nachtsichtgerät basteln können.<br />
Ein Geheimbund mit codierter Sprache, in dem Ortsgruppen »Stämme« heißen und Kleingruppen<br />
»Sippen«. Ein altmodischer Jugendkosmos aus ewigem Lagerfeuer, Volksliedern und<br />
kalten Nudeln.<br />
Der »Scout« war ursprünglich ein Nebenprodukt des Krieges<br />
Etwa 300 Millionen Menschen sollen in ihrem Leben dieser Organisation angehört haben.<br />
Auch John F. Kennedy, Hillary Clinton, Harald Schmidt. Und Neil Armstrong trug bei seinem<br />
Mondgang, das wird von den Mitgliedern der Bewegung gern erzählt, unter seinem Anzug<br />
das Abzeichen des Weltpfadfinderverbandes WOSM.<br />
Eine globale Marke ist das Unternehmen Pfadfinder geworden, nur noch ohne Filialen in Andorra,<br />
China, Kuba, Laos, Myanmar und Nordkorea. 38 Millionen Mitglieder auf fünf Kontinenten,<br />
rund 220000 in Deutschland, verteilt auf über 100 große christliche und interkonfessionelle<br />
Verbände, kleine Organisationen und »VW-Bus-Bünde« - das sind die, die zum Transport<br />
ihrer Mitglieder nicht mehr als einen Bulli benötigen.<br />
Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, der Gründer der Bewegung, war zunächst Soldat.<br />
Schon während seiner Dienstzeit in Indien war er für die Ausbildung junger Rekruten verantwortlich.<br />
Auch bei der Verteidigung der südafrikanischen Stadt Mafeking Ende des 19. Jahrhunderts<br />
gegen die Buren praktizierte er Jugendarbeit eher zwischen Stacheldrahtverhauen<br />
120
und Schützengräben. Drei sechsköpfige Gruppen waren es dort, die Nachrichten überbringen,<br />
Verletzte bergen, Munition schleppen mussten.<br />
So entstand die Idee der Pfadfinderei - als Nebenprodukt des Krieges. Zurück in England,<br />
stellte Baden-Powell fest, dass Jugendliche ihre Freizeit hier längst mit seinem Militärhandbuch<br />
Aids to Scouting verbrachten.<br />
Damals begann der Brite mit der Arbeit an einem Konzept, das über ein Jahrhundert aktuell<br />
bleiben würde: Erziehung, verbunden mit Erleben. Baden-Powells Buch Scouting for Boys<br />
wurde zum Bestseller und eines seiner Grundprinzipien weltweit zur Parole ambitionierter<br />
Laien (und zur Entschuldigung für Fehlschläge jeder Art): Learning by Doing, wie längst<br />
nicht mehr nur der Engländer sagt.<br />
Was aber sind das für Menschen, die sich noch 100 Jahre später von dieser Idee begeistern<br />
lassen? Wie sieht eigentlich der Musterpfadfinder aus? Professor Klaus Hurrelmann, Leiter<br />
der Shell-Jugendstudie 2006, stellt ihn sich so vor: zehn bis elf Jahre alt, männlich, eher unauffällig,<br />
leistungsfähig, bereit, sich anzupassen, halbwegs guter Schüler, will etwas in einer<br />
Organisation erleben, weil er selbst nicht genügend Anregungen bekommt, Selbstbewusstsein<br />
auf der Kippe, »kein großer Konsumfreak«.<br />
Der Hang zum Wandern scheint ein spezieller deutscher Zug zu sein<br />
Dieser Musterpfadfinder kommt nicht immer aus der Metropole, ebenso gut kann er auf dem<br />
Land wohnen, weil das Leben auch dort längst nicht mehr Ursprünglichkeit und Naturerlebnis<br />
bedeutet. Fünf bis sechs Jahre später klingt sein Entwicklungsstand dann wie das Anforderungsprofil<br />
einer Stellenausschreibung. Er hat Ämter übernommen und ist in der Organisation<br />
aufgestiegen. Ein leistungsbereiter junger Mann mit gefestigtem Selbstbewusstsein ist nach<br />
Hurrelmanns Einschätzung aus ihm geworden, sozial verantwortlich, mit Ausstrahlung und<br />
Kompetenz.<br />
Vielleicht ein Typ wie Albert Sonnabend, obwohl der schon 19 ist. Groß gewachsen, dunkles<br />
Haar, dunkle Stimme, Pfadfinder seit acht Jahren, Lehrling seit einigen Monaten in einer<br />
Werkstatt in Erkrath bei Düsseldorf, ruhig gelegen zwischen einer Sackgasse und dem Friedhof.<br />
»Steinbildhauermeister Martin Hahn« steht an der Tür.<br />
»Na ja, was heißt Steinbildhauer«, sagt der Meister und lehnt sich mit verschränkten Armen<br />
an einen Granitblock, »das klingt wie: Ich bin jetzt mal Jörg Immendorff.« Dabei gehe es weniger<br />
um Kunst, vielmehr ums Zupacken. Lehrlinge brauche er, die sich auch mal dreckig<br />
machen wollten. Zwei hat er entlassen, die wollten das nicht. »Ein Doktorssöhnchen war dabei«,<br />
sagt Hahn, »der hat hier nur in Aids-Handschuhen gearbeitet, damit er keine Schwielen<br />
kriegt.«<br />
Davor hat sein neuer Auszubildender keine Angst. In den Lagern könne er sich ja auch nicht<br />
vor der Arbeit drücken, sagt der Meister. Da muss der Lehrling grinsen. Ja, und dass dieser<br />
selbstständig seine Fahrten organisiere, »eher low budget« reise und es immer noch im Regen<br />
aushalte, wenn er selber längst den nächsten Campingplatz aufsuchen würde - »doch, das imponiert<br />
mir«, sagt Hahn und blickt auf den jungen Mann, der nicht wie er Flip-Flops und Cargohose<br />
trägt, sondern staubige Zunftkleidung.<br />
Fahrt und Form bedeuten viel für Albert Sonnabend. Seit Jahren ist er mindestens ein- bis<br />
zweimal im Monat unterwegs, am Wochenende mit seiner Sippe oder auch nur mit zwei Mit-<br />
121
gliedern seines <strong>Stamm</strong>es - »Ritterschaft von Berg« nennen sich die drei. Mit kurzer Lederhose,<br />
Gitarre und Barett ziehen sie dann als wandernder Anachronismus vorbei an Spielhallen,<br />
Multiplex-Kinos und Jugendlichen, die auf Parkbänken sitzen und denken, irgendwo in der<br />
Nähe sei Mittelaltermarkt. Geschlafen wird in der Kote, einem schwarzen Zelt mit Feuerstelle.<br />
Darin sitzen sie abends und singen ihre Lieder, in denen das Leben immer etwas abenteuerlicher<br />
und man selbst immer etwas verwegener ist als in Düsseldorf-Mitte.<br />
Albert Sonnabend gehört zum »bündisch« genannten Teil der Pfadfinder, der seine Wurzeln<br />
in der Jugendbewegung sieht: bei den Wandervögeln, fast ausnahmslos national denkenden<br />
Bürgerkindern, die Ende des 19. Jahrhunderts keine erzieherische Idee wie bei den Pfadfindern,<br />
sondern Flucht vor der Gängelung durch Staat und Eltern in die Natur treibt. Die tagsüber<br />
wandern und abends singend am Feuer sitzen. Nach dem Ersten Weltkrieg formiert sich<br />
diese Bewegung neu, sie wird jetzt »Bündische Jugend« genannt und trifft auf die weitaus<br />
straffer organisierten Pfadfinder. Letztere entdecken gerade neben dem Lager auch die Fahrt<br />
und vor allem die Zeltästhetik jenseits des Militärstils - was die deutschen Pfadfinder bis heute<br />
von fast allen ausländischen Verbänden unterscheidet. Dieser Hang zum Nomadischen,<br />
zum Wandern und Unterwegssein, er scheint ein deutscher Zug zu sein.<br />
Durchs Siebengebirge ist Albert Sonnabend mit seinen Freunden schon gewandert und innerhalb<br />
von zwei Wochen 2000 Kilometer durch Frankreich getrampt. Sie sind im Herbst an der<br />
Loreley gewesen, und als ihnen die Irlandreise des <strong>Stamm</strong>es nicht reichte, sind sie nach der<br />
Rückkehr noch für ein paar Tage an die Lahn gefahren. »Es hat schon Leute gegeben«, sagt<br />
er, als sei ihm das selbst nicht ganz geheuer, »die sind davon nicht mehr runtergekommen.«<br />
Zurück kommen sie dann mit Geschichten wie der von der Winterfahrt ins Sauerland. 13 Jahre<br />
alt waren sie und sind in kurzer Lederhose und statt Schlafsack nur mit Decke gereist, weil<br />
sie »cool und kernig« sein wollten. Schon am zweiten Abend waren Kleidung und Wechselwäsche<br />
nass, und trockenes Feuerholz gab es nicht. Da haben sie sich zwei Scheite von einem<br />
Bauern besorgt und Nudeln gekocht. Dann begann es zu schneien. Bei sechs Grad minus rollten<br />
sie am anderen Morgen die Isoliermatten samt Zelt zu einer einzigen dicken Wurst, weil<br />
die Finger steif waren.<br />
Vor allem diese Verbindung von Körperlichkeit und Gruppenerlebnis, sagt Jugendforscher<br />
Hurrelmann, mache den Reiz der Pfadfinder aus. Selbst in Sportvereinen lasse sich das in<br />
dieser Form nicht finden, wo Wettbewerb und Leistung der Ansporn seien und die Konkurrenzsituation<br />
die Gruppe zusammenschweiße. Auch sei der Einzelne - sofern es sich nicht um<br />
Leistungssportler handele - meist entbehrlich. Aufeinander angewiesen zu sein, gegenseitige<br />
Anerkennung zu finden und das Gefühl, gebraucht zu werden, und eine klar definierte Verantwortung<br />
seien dagegen der Kitt, der eine Pfadfindergruppe zusammenhalte.<br />
Eine Sippe zum Beispiel. Sie ist die kleinste Einheit eines <strong>Stamm</strong>es, im Idealfall zwischen<br />
sechs und acht Personen groß und nicht nach Stärken oder Geschlecht gebildet, sondern nach<br />
ähnlichem Alter. Eine Schicksalsgemeinschaft en miniature, deren Mitglieder sich selbst erziehen<br />
und unterwegs mit den Stärken des einen die Schwächen des anderen ausgleichen.<br />
Heimweh, Erschöpfung, Schludrigkeit, Übermut. Das Sippensystem, hat Baden-Powell geschrieben,<br />
sei das »wesentliche Merkmal, in der sich die Pfadfindererziehung von der aller<br />
anderen Organisationen unterscheidet«.<br />
Sippen, Stämme, Fahrten. Über Jahre hin hat sich die Pfadfinderei im Leben des Albert Sonnabend<br />
immer mehr ausgedehnt. Selbst im eigenen Zimmer ist er noch auf Fahrt. Wie in einem<br />
etwas wirren Themenraum hängen darin Fotos von Lagerfeuern an der Wand, ein aus einer<br />
122
Gitarre gebasteltes Bücherregal, und auf dem Laminatboden liegt eine seiner ersten Steinmetzarbeiten<br />
wie ein großer Türstopper. »<strong>Stamm</strong> Roter Löwe« ist darin eingemeißelt. Und<br />
vier »Affen« stapeln sich im Schrank, fellüberzogene, an vielen Lagerfeuern geräucherte<br />
Rucksäcke. Mit zwei weiteren Freunden hat Sonnabend vor wenigen Monaten die Wohngemeinschaft<br />
gegründet. Ein Student ist mit eingezogen und Felix Niehoff, ein 18-jähriger<br />
Schüler, für den Pfadfinderei längst aufgehört hat, Hobby zu sein. Seine Gruppe sei vielmehr<br />
eine »Lebensgemeinschaft über den Tag hinaus«.<br />
Diese könnte allerdings früher enden als erträumt. Schon im nächsten Jahr wird Felix Jazzgitarre<br />
in Berkeley studieren. Bis dahin allerdings werden sie sich auf der Terrasse noch häufig<br />
Geschichten erzählen wie die, als sie vom letzten Geld eine Packung Tiefkühlspinat für einen<br />
verstauchten Knöchel gekauft haben. Und sollte Albert Sonnabends ehemalige Mitschülerin<br />
Daniela zu Besuch sein, wird sie wieder die Augen rollen, weil diese Geschichten »Geschlossene<br />
Gesellschaft!« heißen und den Schlüssel zur Pointe offenbar nur besitzt, wer dabei gewesen<br />
ist.<br />
Das war sie nie, weil sie Pfadfinder erst in der Oberstufe kennenlernte. Zu spät, wie sie<br />
glaubt. »Da hat man doch meist Hobbys, die man lieber alleine macht.« Nein, kauzig oder<br />
sonst besonders auffällig habe sie die mit den Halstüchern nie gefunden, sagt sie. Während<br />
Felix vermutet, dass Pfadfinder insgeheim doch Eindruck machen. Erst kürzlich habe ihn ein<br />
Mädchen angesprochen: »Bist du nicht derjenige, der am Rhein Feuer machen konnte?«<br />
Feuer, es ist immer das Feuer, das in Erinnerung bleibt. Zum Brandzeichen der Organisation<br />
ist es geworden, das je nach Perspektive für eine romantisch versponnene Weltsicht steht oder<br />
auch für einen Ort, an dem etwas Ruhe herrscht vor Noten, Marken, Privatfernsehen. Ein Ort,<br />
der in den Medien nicht stattfindet, weil ihm das Spektakuläre fehlt, und der kaum Streit- oder<br />
Skandalpotenzial besitzt.<br />
Und wie mit dem Feuer ist es mit der Pfadfinderei überhaupt. Über Pfadfinder lässt sich reden,<br />
aber nicht kontrovers diskutieren wie über die Jugendbewegungen der Moderne, die fast<br />
immer mit einer Provokation auf die öffentliche Bühne gesprungen sind. Pfadfinder nicht.<br />
Sie geben keinen Anstoß zu Debatten über Drogen wie die Love-Parade oder über Gewalt an<br />
Schulen, wie es Computerspiele getan haben. Über Pfadfinder mag man Vorurteile haben,<br />
aber selten eine Meinung - das Höchstmaß der Kritik ist, dass sie einem egal sind. Welcher<br />
Werbekunde würde sich für eine solche Gruppe interessieren? Und wer wittert ein Geschäft<br />
mit einer Szene, die in der Zeit des Leichtbauzeltes auf Konstruktionen aus Stoff und Holz<br />
vertraut, die statt Goretex lieber Schlupfjacken aus Wolltuch trägt und selber singt, statt iPod<br />
zu hören?<br />
Das Zeltlager als attraktiver Gegenentwurf zur Designwelt<br />
Die äußere Form möge über Jahrzehnte gleich geblieben sein, die Idee sei aber hochaktuell,<br />
sagt Christian Lüders vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) über Pfadfinderei. Ein Gegenentwurf<br />
zur Designwelt, »wo man sich auch mal die Hände schmutzig machen darf«. Ein hohes<br />
Maß an Autonomie biete sie, um die eigene Lebenswelt zu gestalten. Wo könnten Jugendliche<br />
das noch finden? Natürlich ließen sich Rücksichtnahme oder Verantwortung auch in anderen<br />
Vereinen lernen. Allerdings besäßen diese immer einen speziellen Zuschnitt, während Pfadfinderei<br />
alle Bereiche von musisch bis technisch abdecke, ohne rückwärtsgewandt zu sein.<br />
123
Ähnlich wie die Kirchen, sagt Lüders, stellten sich auch die Pfadfinder die Frage, wie sie sich<br />
modernisieren könnten, ohne dabei ihren Kern zu verletzen. Bislang sei das gelungen. Einen<br />
»extrem dynamischen Haufen« nennt er sie, bereit, Ideen und Techniken wie GPS oder Internet<br />
in seine Arbeit zu integrieren. »Das sind aufgeweckte Leute und nah dran am Leben.«<br />
Ein extremer Gegenpol zur Designwelt ist Exploris, das Lager des Deutschen Pfadfinderverbandes<br />
(DPV), eine Zeltstadt mit 5000 Einwohnern, ein Wald aus entasteten Stangen und<br />
Rauchsäulen, auf denen der Himmel wie ein graues Zeltdach hängt. Fahnen wehen an Masten,<br />
und über braun getretene Graswege gehen Jungen in Jeans und Kniebundhosen und Mädchen<br />
in akkurater Kluft oder in Trainingsjacken, auf denen Halstücher baumeln. Auch etwas<br />
schratige Typen sind darunter, mit gewaltigen Messern am Hosenbund wie unterwegs zur<br />
Grizzlyjagd oder mit Koppel und jenem breitkrempigen Hut aus Wollfilz, den man bis dahin<br />
nur vom Enten-Oberst aus Walt Disneys »Fähnlein Fieselschweif« kannte.<br />
Um einen großen Platz liegen imposante Jurtenkonstruktionen, mit Feuer geheizte Badetröge<br />
und einige Zeltcafés. Entfernt am Waldrand stehen Batterien von Chemieklos als Zugeständnis,<br />
dass auch der Reiz des Ursprünglichen seine Grenzen kennt, und an den Waschstellen<br />
hängen lange Listen mit einem Programm, in das in großen Wellen die Außenwelt schwappt:<br />
japanisches Schwertfechten, Schwitzhütte bauen, Besuch beim Kölner Stadt-Anzeiger, Bewerbungstraining.<br />
Etwas verunsichert betrachten Spaziergänger, was für ein seltsamer Wanderzirkus vier Tage<br />
lang auf ihren Äckern gastiert. Herr und Frau Draeger aus Schwalmtal zum Beispiel, die Pfadfinderei<br />
für eine gute Sache halten, auch wenn sie sich nicht recht einigen können, ob deren<br />
Aufgabe nun Nächstenhilfe oder Nächstenliebe sei. Aber von der Straße seien die Jugendlichen<br />
schon mal weg, sagt Herr Draeger, und schön singen könnten sie auch.<br />
Da kann er nicht alle Beiträge des Singewettstreits am Baldachin aus schwarzem Zeltstoff<br />
gehört haben. Nicht die Coverversion von Reinhard Meys Über den Wolken und auch nicht<br />
das Lied, in dem den Indianern die Jagdgründe schrumpfen. Vielleicht meint Herr Draeger die<br />
pathoslastigen deutschen Lieder, wie sie in diesem Moment Mitglieder des <strong>Stamm</strong>es Roter<br />
Löwe vortragen. Mädchen in Röcken, und Albert Sonnabend mit seinen Freunden wieder mit<br />
Barett und Lederhose, in der Hand ein Banner. Mehrstimmig singen sie und so ernsthaft, dass<br />
die Mitarbeiterin eines Radiosenders leise ihren Nachbarn fragt, ob das nicht etwas unheimlich<br />
sei.<br />
Es ist der ewige, diffuse Verdacht, der den Pfadfindern anhängt: Könnte es nicht doch eine<br />
rechtsextreme Organisation sein? Selten wird die Vermutung ausgesprochen, eher wabert sie<br />
beim Anblick junger Menschen in Kluft und Lederhosen im Kopf umher. Ein Affekt, der sich<br />
nicht aus programmatischen Inhalten ableitet, sondern aus der irgendwie verstörenden Tatsache,<br />
dass diese Jugendlichen eben diese Kluft tragen ? also eine Art von Uniform.<br />
Belege für solche Mutmaßungen finden sich allerdings weder in der Gegenwart noch in der<br />
Vergangenheit. Bereits 1933 wurden die Pfadfinderverbände in Deutschland verboten, den<br />
Nationalsozialisten missfiel vor allem die internationale Ausrichtung. Wer weiterhin eine<br />
Gruppe führte, kam ins Zuchthaus oder Konzentrationslager, das waren nicht wenige. Nur die<br />
Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) rettete zunächst ein Staatsvertrag zwischen<br />
Deutschem Reich und Vatikan, 1938 musste auch sie ihre Arbeit einstellen.<br />
Wenn rechtsextreme Gruppen heute von den Pfadfindern Elemente übernähmen, sagt Christian<br />
Lüders, könne man das nicht den Pfadfindern vorwerfen. Hemd und Halstuch seien schon<br />
124
unter Baden-Powell internationales Erkennungszeichen gewesen und sollten ursprünglich<br />
soziale Unterschiede überdecken. »Das Dilemma ist, dass weder der Name Pfadfinder noch<br />
die Symbole geschützt sind.«<br />
Viele Ortsgruppen haben einen hohen Gymnasiastenanteil<br />
Obwohl sich Pfadfindergruppen gegen Neonazis engagierten, müssten sich die Verbände noch<br />
schärfer gegen Rechtsextreme abgrenzen. Im Zweifelsfall könne der Laie schließlich nicht<br />
wissen, was Original und was Fälschung sei. Und warum, fragt Lüders, sollten sie auf die<br />
Kluft verzichten?<br />
»Wir leben doch in Wahrheit nicht in der individualisierten, sondern in der pluralisierten Gesellschaft.<br />
Jede Gruppe praktiziert ihre nach außen getragene Zugehörigkeit: Ob Grufties im<br />
Konzert oder Fußballfans. An denen stößt sich aber niemand.« Hemd und Halstuch seien das<br />
Zeichen eines Verbandes, der sich immer zu demokratischen Strukturen bekannt habe. »Hier<br />
gehöre ich dazu!«, bedeute die Kluft. »Und wo sie hingehören«, sagt Lüders, »das wissen<br />
heute leider viel zu wenige.«<br />
Ja, natürlich sei ihm bewusst, dass Nichtpfadfinder sie mitunter für Nazis hielten, sagt Steinmetzlehrling<br />
Sonnabend, auf die Gitarre gestützt wie auf einen Spaten. Deutsche Lieder, Lederhose<br />
und Barett, das sei offenbar eine Gleichung, die leicht »rechtsextrem« ergebe. So oft<br />
scheint er die Frage danach schon gehört zu haben, dass seine Antworten routiniert-rhetorisch<br />
klingen. Wieso nicht Sippen- oder <strong>Stamm</strong>esführer sagen, wenn es auch Lokführer gebe? Warum<br />
nicht Halstuch tragen, nur weil es die HJ entliehen hat?<br />
Für Sebastian »Klößchen« Ebendorff vom <strong>Stamm</strong> Vagabunden aus Westerfilde, dessen Zelte<br />
nur wenige Meter entfernt stehen, ist die Kluft weniger eine politische als eine modische Frage.<br />
»Andere tragen ihre Hosen hier«, sagt er und sackt mit den Händen auf Kniehöhe. »Da<br />
finde ich unseren Style viel besser.«<br />
Mit knapp 15 Mitgliedern sind die Vagabunden ins Exploris-Lager angereist, zu Fuß hat Sebastians<br />
Sippe rund 25 Kilometer der Strecke zurückgelegt. So zügig seien sie marschiert,<br />
erzählt er und zieht an der ewig rutschenden Jeans, dass sie viel zu früh am Lagergrund angekommen<br />
wären - da haben sie die halbe Nacht an einer Tankstelle verbracht, gemeinsam mit<br />
anderen vom Regen überraschten Pfadfindern, die dort saßen, in aufgeschnittene Müllsäcke<br />
gehüllt.<br />
Am Nachmittag haben sie dann auf einer Lichtung Sketche für den Jurtenabend geprobt, und<br />
als der Förster kam, wurde den Dortmundern plötzlich wieder klar, dass ein Wald mehr ist als<br />
eine Ansammlung von Bäumen. Sie sollten vor einer trächtigen Bache auf der Hut sein. Da<br />
sind sie schnell durchs Dickicht zurückgegangen.<br />
Das ist der Reiz an der Natur, dass nichts vorhersehbar ist und sie sich jeder Planbarkeit entzieht.<br />
Ein Vollprogramm, das keine Anfangszeiten kennt und keine Werbeblöcke zum Umschalten.<br />
Das geheimnisvoll bleibt und still und spannend, selbst wenn nichts geschieht. Wo<br />
sich mit jedem knackenden Ast und jeder auf die Zeltplane fallenden Eichel Großes anzukündigen<br />
scheint und die Luft nicht nach U-Bahn-Schacht und Videothek riecht, sondern nach<br />
Laub und Farnen. Sich in ihr zu behaupten, das heißt Natur. Selbst zurechtzukommen, egal<br />
wie es kommt. Für einen Nachmittag, einen Tag oder eine Nacht.<br />
125
Pascal Elf ist mit 18 Jahren inzwischen fast der Senior des <strong>Stamm</strong>es Vagabunden und offenbar<br />
der Einzige ohne Spitznamen, bis jemand vorübergeht und sagt: »Hallo, Schlampe!«, und<br />
Pascal ruft: »Klappe!« Schon als Wölfling - im Pfadfinderjargon die Jüngsten - war er dabei.<br />
Durchgängig bis heute, mit Ausnahme einer achtmonatigen Auszeit, verursacht durch seine<br />
Exfreundin. Das, schwört er, passiere ihm nicht wieder. »Wenn ich noch mal eine nehme,<br />
dann nur eine mit Halstuch.«<br />
Mittlerweile ist er <strong>Stamm</strong>esführer von rund 30 durchschnittlich 16,4 Jahre alten Mitgliedern,<br />
wie er kürzlich berechnet hat. Mehr als zwei Jahre bereits, weil sein Vorgänger überraschend<br />
aufhörte. Aber Führungsprobleme haben bei den Vagabunden Tradition wie bei anderen<br />
Stämmen Singerunden. Sie setzen hier immer einige Jahre früher ein als in den vielen bürgerlich<br />
geprägten Ortsgruppen mit hohem Gymnasiastenanteil, wo Pfadfinderlaufbahnen frühestens<br />
nach dem Abitur und manchmal auch erst nach dem Studium enden - aber selten im<br />
Lehrlingsalter.<br />
Ein Haufen statistischer Sonderfälle sind die Westerfilder. Hauptschüler sind darunter, Realschüler,<br />
Kinder aus Projekten wie Betreutes Wohnen. Nicht die Art von sozial privilegierten<br />
Jugendlichen, auf die der Begriff »kreative Freizeitelite« aus der Shell-Jugendstudie zutrifft -<br />
als solche würde der Jugendforscher Hurrelmann die Pfadfinder grundsätzlich bezeichnen.<br />
Knapp 15 Jahre alt war Pascal, als er das Amt des <strong>Stamm</strong>esführers übernahm. Heute, sagt er,<br />
stelle er Zuschussanträge mit links und gestalte die Homepage seiner Gruppe. Er kalkuliert<br />
vor Wochenendfahrten das Essen wie in einer Großküche und kümmert sich um Farbe und<br />
Holzplatten für die Renovierung des Heimes - drei Zimmer und ein Kabuff, wie man in Westerfilde<br />
sagt, in einem tristen Wohnblock. Wie Pascal über sich spricht, das klingt, als habe er<br />
in den vergangenen Jahren in einem Entwicklungsbeschleuniger gesteckt, der nicht schneller<br />
alt, aber früher reif macht.<br />
Zu reif allerdings auch nicht. Sonst hätte er die Ausbildung zum Informationstechniker nicht<br />
wegen zu vieler Fehlstunden abbrechen müssen: über 20 in einem Monat. War nicht sein<br />
Ding, täglich sechs Stunden lang Lehrern zuzuhören, die von Technik weniger Ahnung hatten<br />
als er und wo es statt Verantwortung Hausaufgaben gab. Etwas mehr vom Einsatz ihres Sohnes<br />
für die Pfadfinder hätten sie sich schon für die Schule gewünscht, sagen die Eltern, die ihn<br />
in seiner Freizeit unterstützen, wie es andere Eltern in Vereinen tun.<br />
Fliegt der <strong>Stamm</strong> mit einer Billig-Airline nach Italien, dann verteilt Corinna Elf an ihren<br />
Mann Dieter und ihren Sohn Pascal eine Runde Zigaretten, und in einer Wolke aus Innennebel<br />
geht es im Auto mit einem Berg von Rucksäcken zum Düsseldorfer Flughafen. Herr Elf<br />
am Steuer, Frau Elf daneben, Pascal hinten. »In der Schule«, sagt Herr Elf, während die Zigarette<br />
zwischen Schnauz und Unterlippe wippt, »konnte er natürlich nicht wie bei den Pfadfindern<br />
sagen: Komm, das mache ich morgen!« - »Aber das macht er bei den Pfadfindern ja gar<br />
nicht, seltsamerweise«, korrigiert seine Frau und schaut nach hinten zu ihrem Sohn. Und der<br />
schaut nach draußen.<br />
Umgeben von lauter Jungen, verlieren manche Mädchen an Selbstsicherheit<br />
Weil er selbst Vorsitzender im Karnevalsverein sei, erzählt Herr Elf kurz vor Gelsenkirchen,<br />
wisse er es zu schätzen, wenn sich Jugendliche engagierten. »Kaum treffen die Jungs bei uns<br />
das erste Mädchen, da hören die doch auf. Oder kommen nur noch, tanzen und gehen.« In so<br />
einem <strong>Stamm</strong> gebe es mehr Verbindlichkeit. Ob denn Pfadfinder die besseren Jugendlichen<br />
126
seien? Da lacht Frau Elf. »Das sind ganz normale Jugendliche. Selbstständiger vielleicht, aber<br />
Mist bauen die genauso viel.«<br />
Vielleicht etwas weniger Selbstständigkeit hätten sich Madlen Wiesners Eltern von ihrer<br />
Tochter gewünscht, die jetzt gerade auf einem Strohballen in einer Jurte sitzt und sich beim<br />
Sprechen einen Halm um ihren Finger wickelt wie um eine Spule. Nicht an einen einzigen<br />
Familienurlaub kann sich die 26-Jährige in ihrer Jugend erinnern - immer zog sie Fahrten mit<br />
den Pfadfindern vor. Seit 16 Jahren ist die Vorsitzende des BdP-Landesverbandes Nordrhein-<br />
Westfalen Pfadfinderin. Das erzähle sie Fremden gern und meist mit dem Zusatz: »Auch<br />
wenn man's mir nicht ansieht.«<br />
Pfadfinder, soll das heißen, können auch blonde Frauen mit Wimperntusche und Tätowierung<br />
auf dem Steißbein sein. Das scheint nicht selbstverständlich, für Außenstehende nicht und<br />
manchmal auch nicht für die Pfadfinderinnen selbst. Sonst hätten sie mit einigen Frauen im<br />
Landesverband kürzlich nicht die Frage diskutiert: »Sind wir eigentlich alle Mannweiber?«<br />
Etwa 80.000 weibliche Mitglieder zählen die Verbände in Deutschland. In den meisten ist<br />
Koedukation - gemeinsame Erziehung beider Geschlechter - seit Jahrzehnten Prinzip. Jeder<br />
soll alles machen. Holz hacken, kochen, Zelt aufbauen. Und doch ist das Pfadfinderleben offenbar<br />
männlich geprägt geblieben. Aber weshalb hätte sie in einen reinen Frauenbund gehen<br />
sollen, fragt die Vorsitzende zurück. »In der Gesellschaft sind wir doch auch alle zusammen.«<br />
Vielleicht sei der Umgang von Mädchen und Jungen in ihrem Bund so selbstverständlich geworden,<br />
dass man manchmal nicht mehr sensibel genug für die verschiedenen Bedürfnisse<br />
sei. Darüber habe sie sich früher wenig Gedanken gemacht, weil sie selbst immer durchsetzungsstark<br />
gewesen sei. Sie denke aber inzwischen, dass es nicht wenige Mädchen gebe, die,<br />
umgeben von Jungen, an Selbstsicherheit verlören. Sie findet Veranstaltungen gut, wie sie ihr<br />
Landesverband gelegentlich nur für Mädchen anbietet. Ein Kurs in Motorsägen etwa, »ohne<br />
dass gleich ein Typ danebensteht und sagt: 'Wie machst du das denn?'«<br />
Wie lange sie selbst noch Pfadfinderin bleiben wird, kann sie nicht sagen. Wenn alles klappt,<br />
arbeitet sie bald als Assistentin eines EU-Abgeordneten in Brüssel.<br />
Wann ist man eigentlich zu alt als Pfadfinder? Das kann auch Roland Baetzel nicht beantworten,<br />
der seit über 30 Jahren auf den Namen Mose« hört. Mit 40 Jahren ist er der mit Abstand<br />
jüngste Vorsitzende, den sein Bund, der BdP, je hatte. Aber aus der Sicht der Zielgruppe, sagt<br />
er, sei ein 40-Jähriger »natürlich schon ein alter Sack«. In der Mittagssonne steht Baetzel vor<br />
einem der schwarzen Zelte, das seinen Schatten schluckt.<br />
Ein schönes Gelände im nordhessischen Immenhausen ist es, auf dem sein Bund ein Wochenende<br />
lang das Jubiläum der Bewegung feiert. Viel hessischer Wald und von einem Bach<br />
durchzogene Wiesen. Auch Ehemalige sind gekommen, die an den Jurten ihrer früheren<br />
Stämme stehen bleiben wie vor einem Haus, in dem man einst gewohnt hat und nun kaum<br />
noch einen Mieter kennt. Hin und wieder unterhalten sich dann die Jungen mit den grauhaarigen<br />
Jugendarbeitsveteranen, die für sich die Frage, wann es aufhört mit der Pfadfinderei,<br />
längst mit »Nie« beantwortet haben.<br />
Der klassische Fall von Loslassensollen und Loslassenkönnen. Warum sollte man auch, wenn<br />
es den Pfadfindern an Personal mangelt wie den meisten auf Ehrenamtliche angewiesenen<br />
Organisationen? In nicht wenigen Stämmen ist der Leitsatz »Jugend für Jugend« vom hehren<br />
Prinzip zur schieren Notwendigkeit geworden.<br />
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»Aber wir sind nun mal eine Jugendorganisation«, sagt Roland Baetzel. Die aktive Arbeit<br />
sollten Jüngere übernehmen. Wenn diese Amtszeit vorüber sei, dann sei für ihn erst einmal<br />
Schluss. Probleme, um die er sich kümmern muss, gibt es bis dahin noch genug. Und auch für<br />
seine Nachfolger werden sie noch reichen. Wie etwa, in Ostdeutschland Tritt zu fassen, wo<br />
offenbar die eigene Methode nicht greift und auch nach über 15 Jahren Learning by Doing die<br />
Idee der Pfadfinderei ein Feuer ist, das einfach nicht zünden will.<br />
Im Osten Deutschlands stehen Hemd und Halstuch für Gleichförmigkeit<br />
Offenbar reicht es nicht, pfadfinderische »Starter-Sets« zu verschicken - so hatte man es kurz<br />
nach der Wende versucht. Wie bei Ikea. Nur gab es statt Besteck und Teller für die erste<br />
Wohnung auf Anfrage eine Kote und Literatur für den ersten <strong>Stamm</strong>. Ein Pfadfinder-<br />
Bastelsatz in Lebensgröße, allerdings fehlten im Paket immer erfahrene Leiter. Von den aus<br />
Starter-Sets des BdP in Ostdeutschland entstandenen Gruppen existiert heute noch eine.<br />
Fast alle Pfadfinderverbände laborieren daran, dass ostdeutsche Jugendliche lieber zum Technischen<br />
Hilfswerk oder zur freiwilligen Feuerwehr gehen. Dazu kommen spezifische Probleme.<br />
Den katholischen Bünden fehlt zum Aufbau von Gruppen ein Netz aus Gemeinden. Und<br />
dem BdP, sagt Roland Baetzel, habe seine blaue Kluft im Osten auch nicht gerade geholfen.<br />
Wer soll auch verstehen, dass Hemd und Halstuch, die doch jahrzehntelang für Gleichförmigkeit<br />
standen, plötzlich die Kluft der Individualität sein sollen?<br />
Zumindest auf Burg Ludwigstein, unweit von Kassel inmitten von dichtem Wald und Streuobstwiesen,<br />
besitzen auch die ostdeutschen Pfadfinder nun auf ewig ihren Platz. In Schränken<br />
und hinter tresorähnlichen Schiebetüren lagert dort die Geschichte der Jugendbewegung und -<br />
zumindest eines Teils - der Pfadfinder. 26.000 Bücher, 3.500 Zeitschriften, 620 Regalmeter<br />
Akten, 160.000 Fotos. Fahnen und Wimpel werden gesammelt und Halstücher, die wie in<br />
einer Krawattenhandlung sorgsam gewickelt in Schubladen liegen.<br />
Eine kleine Ausstellung von Pfadfindern zeigt man im Turm des Hauptgebäudes: Kluft, Fahnen,<br />
Abzeichen. Etwas Museales hat die Sammlung, als wären die Pfadfinder da angekommen,<br />
wo sie ein Großteil der Gesellschaft ohnehin längst vermutet. Auf Karton kleben Bilder<br />
aus verschiedenen Jahrzehnten, irritierende Aufnahmen sind das, fixiert in einem Bad aus<br />
Zeitlosigkeit. Nie lässt sich das Datum aus Kleidung oder Frisuren, allenfalls aus Gegenständen<br />
ableiten.<br />
Auf einem Bild ist ein Mann zu sehen, eine Art Kniebundhose trägt er, hohe Socken und<br />
Hemd. Einer der kauzigen Typen, wie sie in einigen Lagern bis heute zu sehen sind. »Erstes<br />
Zeltlager der Pfadfinder auf Brownsea Island, 1907«, steht unter dem Foto, »Lord Baden-<br />
Powell«.<br />
128
Ein Waldläuferzeichen<br />
Günther Wulfes, Bergstraße 3, im Februar 1948 keilte er den Schniebel<br />
Peter Fischer, Comeniusstraße, Sippenführer und guter Gitarrenspieler, 1957 Untergang mit<br />
dem Segelschulschiff Pamir<br />
Hasko (Peter Wolf), aus Veltenhof, gehörte zum Trupp von Helmut und später zum Jungroverkreis<br />
Korea (Jürgen Droste), Helenenstraße, Sippe Berglöwe um 1949<br />
Hasso (Jochen von der Straten), Meuten- und <strong>Stamm</strong>esführer, Am Gaußberg und Volkmarode<br />
Spatz (Jürgen Sperlich) Berlin, stellvertretender <strong>Stamm</strong>esführer, Am Gaußberg, Düsseldorf,<br />
Willi Carius, langjähriger sehr erfolgreicher <strong>Stamm</strong>esführer, Rotenkamp, Friedrich-<br />
Voigtländer-Straße, Böblingen<br />
Reiner Hackelberg, <strong>Stamm</strong>esführer in Braunlage und Leiter des Jugendwaldheims in Zorge,<br />
oft war er mit dem <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong> verbunden, waren wir seine Gäste<br />
Mäuschen (Gerhard Burger-Scheidlin), lernte seine Frau Petra bei den Pfadfindern kennen,<br />
Zeppelinstraße und Forststraße<br />
Heinz (Prof. Dr. Heinrich Kallenbach), <strong>Stamm</strong>esführer, Heinrichstraße, Berlin, Mitbegründer<br />
des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong><br />
Eckehard Schlums, Schuntersiedlung, HvF-Schule<br />
Horst Hodemacher, Neue Straße 2, später München, 1997 mit 60 Jahren an Leukämie,<br />
Eberhard Börker, einer der ersten von 1948 mit, Kasernenstraße,<br />
Gummi, Andreas Scholz, Casparistraße, 1986 verunglückt, ertrunken<br />
129
Vermißte<br />
In den vielen Jahrzehnten gab es Hunderte von Mitgliedern in den Sippen, Trupps und Meuten<br />
des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong>. Nur wenige sind in einer Adressdatei aufgenommen, mit einigen<br />
gibt es seit 50 Jahren einen regelmäßigen Kontakt. In den letzten Wochen wurden immer<br />
wieder Namen genannt oder angefragt, wo nur Fragmente oder Straßennamen genannt werden<br />
konnten. Kaum jemand weiß die aktuelle Adresse oder hat noch einen konkreten Bezug zu<br />
diesen Alten Säcken. Wer mehr weiß, möge sich bitte melden.<br />
Schalle, Finnlandfahrt, Rolf Schalinski,<br />
Henning Walkemeyer, Nussbergstrasse,<br />
Hajo, Museumsstraße, Hans Joachim Lätsch, Hans-Geitel-Str. 4, 38 126 Braunschweig,<br />
0531-693742<br />
Gebrüder Tam, Petritorwall 3,<br />
Mathias,<br />
Jonas,<br />
Falk Trampel,<br />
Detlef Michaelsen,<br />
Gemse,<br />
Peter Besken,<br />
Klaus Dieter Teschke,<br />
Fiedel, Bernd Vieth,<br />
Bam, Bernd Kufka, Gothastr. 3, 38 159 Vechelde, 05302-4455<br />
Ise<br />
Gemse<br />
Doris Meyer, Akela,<br />
Andreas Jansen,<br />
Pula,<br />
Achim Fritsche,<br />
Cietro, Helmut Hopert,<br />
Plumbohm,<br />
Meise, Winfried Plumbohm,<br />
Specht, Reinhold Himmelreich,<br />
Zeitung, Hans Georg Wedekind,<br />
Käse, Wolfgang Mücke,<br />
Ole, Gunter Schade,<br />
Nat Wendebourg<br />
Hans-Peter Grötzner<br />
Rovi, Wolfgang Rahn, Rüningen?<br />
Sabine und Klaus, beendeten die Pfadfinderei 1964<br />
Wolfgang Rentsch,<br />
<br />
Rovi Rahn, Wolfgang Rahn, er hat seit zwei Jahren nichts mehr gesagt, liegt im Pflegeheim in<br />
Groß Schwülper, sprach fürher oft von seinen tollen Fahrten und Erlebnissen bei den Pfadfindern<br />
– Hadda hat ihn öfters zu Fuß besucht – Ehefrau regt an, Rovi zu besuchen.<br />
Teefongespräch, am 27.8.07<br />
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Vorschlag – Entwurf eines Zeitungsartikels zur Mobilmachung<br />
100 Jahre Pfadfinder in aller Welt. Es muß sich herumgesprochen haben. Sogar Möbelpacker<br />
haben Lunte gerochen. Die Braunschweiger <strong>Voortrekker</strong> feiern sogar ihren 60. Geburtstag.<br />
Eine große Jubiläumsfeier steht an. Alte Akten und Utensilien werden für eine Ausstellung<br />
zusammengesucht.<br />
Da passiert es. Im Kanzlerfeld wird ein Wohnhaus wird verkauft. Zwei Möbelpacker sind am<br />
Werk und räumen das Haus leer. Da entdecken sie in der hintersten Ecke des Dachbodens<br />
eine Kiste mit alten Akten und Utensilien der Pfadfinder aus Braunschweig. Schnell alarmieren<br />
sie den ehemaligen Besitzer, der sofort eine Rettungsaktion einleitet. Der Schatz wird geborgen.<br />
Junge und alte Pfadfinder sind hocherfreut, haben sie nun doch zu ihrer 60jährigen<br />
Jubiläumsfeier am 15. und 16. September gerade noch rechtzeitig für ihre Ausstellung in der<br />
Waldorfschule hoch interessantes Material dazubekommen.<br />
Die Feier findet auf dem Gelände und in der Aula der Waldorfschule in der Rudolf-Steiner-<br />
Straße in Braunschweig statt. Die heutigen Pfadfinder haben dazu auch alle Ehemaligen Pfadfinder,<br />
deren Frauen und Interessierte herzlich eingeladen. Auch die „Alten Säcke sollen ihre<br />
alten Gegenstände mitbringen. Das junge Volk kann ganz viel noch gebrauchen. Am 15.<br />
Vormittags hat der <strong>Stamm</strong> ein Zeltlager aufgebaut, Schüler und Interessierte sollen über die<br />
Pfadfinderarbeit heute informiert werden. Der offizielle Teil beginnt um 14.00 h und wird<br />
gegen Abend in die Jurte bei einem Lagerfeuer und Tschai fortgesetzt.<br />
Nähere Auskunft erteilt der <strong>Stamm</strong>esführer Philipp Rother, Goslarsche Straße 98. 38118<br />
Braunschweig, Telefon 0531, 38080987, Hnady 0163-20 911 78 oder Tom Rosenthal 0531-<br />
20942 oder 18 0176 24 33 25 13.<br />
Einladung zum Jubiläum – 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />
---Ursprüngliche Nachricht---<br />
From: "Philipp Rother" <br />
To: "Udo Wallis" ,"Volkhard Beins" ,"Reinhard<br />
Bock" ,"Gandhi Peter Böcker" ,"Dirk<br />
Bode" ,"Wolfgang Bode" ,"Effi Briest"<br />
,"Helmut Burger-Scheidlin" ,"Adib<br />
Chammah" ,"Gert Dahms" ,"Knut Engeler"<br />
,"Fidschi Gert Friedrichs" ,"Dieter Fruehauf"<br />
,"Knut Gabel" ,"Burger-<br />
Scheidlin, Helmut" ,"Horst Volker Henschel" ,"Heinz<br />
Hoernig" ,"Karl<br />
Heinz Hoernig" ,"Wendy Hoernig" ,"Gerold<br />
Homberger" ,"Ingrid und Ruediger<br />
Immig" ,"Heinz Heinrich Kallenbach" ,"Burckhard<br />
Crabbe Knocke" ,"Pedder Koester" ,"Jochen<br />
Langelluedecke"<br />
,"Jochen Struppi Langeluedecke"<br />
,"Heinz-Juergen Lohmann" ,"Hape<br />
Pfadf Gringel" ,"Jochen Pfadf Sperber"<br />
131
,"Anke + Jochen Pfadf. Sperber Schröder"<br />
,"Fuad Richi" ,"Fuad Richi" ,"Hermann<br />
Rohr" ,"Lutz Schön" ,"Klaus Schumacher" ,"Manfred Steinwachs"<br />
,"Jürgen Stieghan" ,"Falk Wendebourg"<br />
,"Horst Stukenberg" ,"Tom<br />
Rosenthal" ,"Klaas Pietsch" ,"Hans-<br />
Joachim Lätsch" ,"Knut Engeler" <br />
Subject: 60 Jahre <strong>Stamm</strong> <strong>Voortrekker</strong><br />
Liebe <strong>Voortrekker</strong>, Ehemalige und Freunde dieses <strong>Stamm</strong>es.<br />
Wie Schniebel den meisten von euch sicherlich schon erzählt hat, wird unser <strong>Stamm</strong> dieses<br />
Jahr 60 Jahre alt! Anbei schicke ich euch die Einladung hierzu, möchte euch aber auch so<br />
noch ein paar Informationen mit auf den Weg geben:<br />
Als aktuellen <strong>Stamm</strong>esführer macht es mich natürlich sehr stolz, dass mein <strong>Stamm</strong> auf so eine<br />
lange Geschichte zurückblicken kann. Doch angefangen damit habt ihr! Und deshalb habt ihr<br />
auch einen mindestens genauso hohen Anteil an dieser Feier wie die heute noch aktiven Pfadfinder.<br />
Ich würde mich also sehr freuen einige von euch dort kennen zu lernen und dieses Jubiläum<br />
mit Pfadfindern aus der ganzen <strong>Stamm</strong>esgeschichte zu feiern!<br />
Da einige von euch sicher von etwas weiter her anreisen, hatten Schniebel und ich die Idee<br />
euch etwas mehr als nur das Nachmittagsprogramm anzubieten. Es wird für alle Interessierten<br />
ein gemeinsames Frühstück mit Schniebel und den anderen älteren geben und je nach<br />
Wunsch, könnt ihr auch mal beim alten Entenfang-Pfadfinderheim vorbeischauen oder Ähnliches.<br />
Wild Entschlossene unter euch könnten auch in Kohten oder Jurten übernachten. Bei<br />
großem Interesse hier ran finden wir da auch sicher eine Lösung für. Wichtig ist mir noch zu<br />
sagen, dass auch eure Familien oder sonstige Begleiter herzlich Willkommen sind! Bitte gebt<br />
das nur bei eurer Rückmeldung an uns mit an.<br />
Für die Feier am Samstag hatten wir die Idee, auch eine Art Ausstellung/Zeitreise zu machen.<br />
Wenn also jemand von euch nützliche Utensilien dafür hat, kann er sie gerne mitbringen (am<br />
besten schreibt ihr das auch gleich mit in eure Rückmeldung). Schniebel hat ja in den letzten<br />
Zwei Jahren mit einiger Hilfe von euch ein mittlerweile 100 Seiten starkes <strong>Voortrekker</strong>-Buch<br />
zusammengefasst. Dieses möchte er auf dem Jubiläum ebenfalls vorstellen und ich sollte auch<br />
gleich ausrichten, dass man es dort käuflich erwerben kann. Ich durfte schon ein paar Ausschnitte<br />
bewundern und kann nur sagen - es lohnt sich!<br />
So, das war es fürs erste von mir. Ich hoffe euch alle im September begrüßen zu dürfen.<br />
Bis dahin verbleibe ich mit einem herzlichen Gut Pfad,<br />
Euer Alberto (Philipp Rother).<br />
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