04.11.2013 Aufrufe

Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org

Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org

Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10<br />

sermassen sich selbst“. Ist es nicht eher so, daß sie nicht sich selbst gehört, sondern<br />

einem anderen: ihrem Sinn und Zweck? Und der ist nicht in ihr, sie ist ja kein<br />

‚Selbstzweck’, sondern der ist draußen, außer ihr, in der Zukunft.<br />

Daher kann die Zweckmäßigkeit auch in Konflikt geraten mit einen (zu eng) definierten<br />

Stifterwillen. Das Problem ist Juristen bekannt, und sie haben eine entsprechende<br />

Methode entwickelt: die teleologische Auslegung: sich nicht am subjektiven<br />

(historischen) Willen (des Gesetzgebers) zu orientieren, sondern am objektiven Sinn<br />

und Zweck.<br />

Es kann schmerzhaft sein, so zu unterscheiden. Denn der historische Stifterwille, das<br />

Testament der Stiftung, ist ihr Allerheiligstes. Nur veraltet der mit der Zeit. Daher<br />

muß man den Buchstaben vom Geist unterscheiden – und kann dann auch in Widerstreit<br />

mit dem Buchstaben geraten.<br />

Das ‚Woher’ (der subjektive Wille) und das ‚Wohin’ (der objektive Zweck) legitimieren<br />

das Dasein einer Stiftung.<br />

Ihr Sosein aber, also wie sie ist und operiert – bleibt immer zweifelhaft und von neuem<br />

rechtfertigungsbedürftig. Nur genau diese prekäre Lage darf nicht zu Zaghaftigkeit<br />

und maximaler Absicherung (ver)führen – sonst würde sie unter ihren Möglichkeiten<br />

bleiben.<br />

Der Stifterwille mag rein und unbefleckt sein – aber er konnte das nicht bleiben.<br />

Denn auch der beste Wille will wirklich werden, und damit mächtig, selbst der Wille<br />

Jesu. Es gibt keinen Willen, der nicht auch Wille zur Macht ist. Ein guter Wille will<br />

eben dem Guten zur Macht verhelfen. Das macht einen gewichtigen Unterschied,<br />

ändert aber nichts an dem Machtproblem.<br />

Wenn man dem gänzlich entkommen wollte, müsste man es halten wie Wittgenstein.<br />

Als er geerbt hatte und nicht wußte wohin mit dem vielen Geld, das ihm zur Last

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!