Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org
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Es geht auch schlichter: christlich wie kantianisch kennt man seit jeher die Gewissenserforschung:<br />
ganz schlicht die ehrliche Frage, warum tue ich dies und lasse jenes?<br />
Was bewegt mich dabei, und woran hängt mein Herz?<br />
Sollten solche Exerzitien der Selbstbefragung vielleicht zum ‚Qualitätssicherung’ der<br />
<strong>Stiftungen</strong> gehören?<br />
3. Macht, Zweck und Gabe: drei Grundfragen<br />
Mit der Institutionalisierung kommen die Probleme. Wie an denen gearbeitet wird,<br />
wird letztlich über Gründe und Abgründe einer Stiftung entscheiden. In diese Untiefen<br />
möchte ich mich mit Ihnen etwas vorwagen – auch wenn ich (leider) nicht<br />
‚übers Wasser laufen’ kann. Wenigstens können wir in den Untiefen zusammen ‚baden<br />
gehen’ – will sagen: weiterdenken.<br />
3.1. Macht<br />
Ein Grundproblem von <strong>Stiftungen</strong> ist ihre Macht, und zwar besonders, weil die nicht<br />
in demokratischen Verfahren legitimiert ist. Das ist eine Mitgift der Herkunft, ein Erbe,<br />
das mit den Stiftungsmitteln verbunden ist. Denn schon zu Lebzeiten seiner Besitzer<br />
zieht die Macht des Geldes Verdacht auf sich.<br />
Das kannte schon Aristoteles: „So ziemlich überall sind es die Reichen, die die Guten<br />
zu ersetzen scheinen“ 5 , meinte er. So spricht ein guter Philosoph.<br />
Nun ist gegen Ressentiment kein Kraut gewachsen. Das wird es immer geben und<br />
sollte einen nicht stören. Zumal die <strong>Stiftungen</strong> sicher das beste Argument sind dagegen:<br />
nicht immer, aber doch oft sind die Reichen auch mal die Guten.<br />
Nicht Ressentiment ist das Problem, sondern Macht ohne demokratische Legitimation.<br />
Daher ist es wahrhaft, würdig und recht, daß die <strong>Stiftungen</strong> sich Regeln geben:<br />
‚Grundsätze’ zur Transparenz, Kontrolle (wie Gewaltenteilung) und Effizienzsteigerung.<br />
5<br />
Aristoteles, Politik, 1294 a 17-19.