Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org
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So zumindest war der Stiftungsgedanke Christi. Daß auch auf ihn nicht gerade wenig<br />
zurückgefallen ist und sein Name nur zu groß wurde – zeigt das Dilemma. Bei noch<br />
so selbstloser ‚Hin- und Weggabe’ wird der Dank und der Ruf um so größer. Als<br />
wäre die Macht, die in der guten Tat liegt, unentrinnbar.<br />
Da liegt das Problem: daß ein Stifter – und sei es Christus – sich immer weiter in<br />
Macht verstrickt. Mit der Weggabe seines Geldes ist nicht die Macht weg, sondern<br />
wächst immer weiter und bringt den guten Willen ins Zwielicht. 9<br />
Wie könnte das Band zwischen Geber und Gabe gelöst werden – um die Zweideutigkeit<br />
loszuwerden, mit der Gabe andere zu beherrschen?<br />
Die jüdisch-christliche Antwort ist: indem der Geber geheim bleibt, sein Name ungenannt.<br />
– Das ist wohl kaum einer Stiftung zuzumuten. Aber bedenkenswert ist es<br />
dennoch: tue Gutes und rede bloß nicht darüber. Diese Diskretion ist ein Machtverzicht,<br />
der wohl jedem schwer fällt (selbst einem Gott).<br />
Die andere Antwort findet sich im freiheitlichen Staat – und hat einen schlechten<br />
Ruf: Steuern. Auch wenn die nicht immer ganz freiwillig gegeben werden, sind sie<br />
eine gute Antwort auf das Machtproblem. Denn mit dem Steuersystem wird die<br />
Herrschaft der Geber unterbrochen und die Gabe anonymisiert (vgl. Kirchensteuer).<br />
Die Gabe wird so vom Geber gelöst, so daß sie nicht mehr dessen Herrschaftsmittel<br />
sein kann.<br />
Beide Antworten sind nicht die der <strong>Stiftungen</strong>, die einen Namen tragen und den sie<br />
zu verbreiten haben. Sie können nicht selbstlos sein bis zur Selbsthingabe. Ihr Sinn<br />
und Zweck gebietet ihnen die Selbsterhaltung – sonst könnten sie dem Zweck und<br />
Gemeinwohl nicht auf Dauer dienen. Daher muß man zugestehen, daß sie nicht ohne<br />
jeden Egoismus überleben können. Als Regel zur Orientierung aber kann eine<br />
Unterscheidung dienen: wo liegt das Gravitationszentrum des Stiftungshandelns, au-<br />
9 Das wird deutlich in kleineren Dimensionen. Wenn ein Ortsverein eine üppige Spende erhält,<br />
wird meist der Spender gefeiert und sein Name aus- und angerufen. So wird die Spende zweideutig –<br />
denn die Macht des Spenders manifestiert sich in der Spende und wird durch sie nicht geringer, sondern<br />
größer. Die Gabe wird zur Demonstration der Macht des Gebers.