Stoellger, Stiftungen kurz - Aidgovernance.org
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ßen oder innen, beim Anderen oder beim Eigenen? Selbsterhaltung kann nur Mittel<br />
zum Zweck sein, zum Zweck der Fremderhaltung, also um des Anderen willen.<br />
3.4. Gutes Tun und tun Lassen: Delegation<br />
Im Verhältnis zur Gesellschaft bekommen <strong>Stiftungen</strong> mit der Zeit ein Problem der<br />
Delegation: Wenn sie soviel Gutes tun und Verantwortung zeigen, dann entlastet das,<br />
und zwar manchmal zu sehr (den Einzelnen, der sich damit beruhigen kann, andere<br />
Gutes tun zu lassen, statt sich selber beansprucht zu sehen; es entlastet teils auch den<br />
Staat, der dann etwa die Kulturförderung anderen überläßt etc.). ‚Wenn die das tun,<br />
warum sollen wir dann noch?’ Tun und es andere tun Lassen – das kann zur Delegation<br />
der Verantwortung führen. Beunruhigend eigentlich, auch wenn viele das beruhigend<br />
finden.<br />
Die Antwort darauf ist unbequem: bestimmtes nicht zu tun, um Staat und Gesellschaft<br />
nicht zu entlasten, d.h. um sie nicht aus der Verantwortung zu entlassen. Nur dann<br />
bleibt bewußt: was <strong>Stiftungen</strong> tun, ist exemplarisch, also vorbildlich für andere, aber nicht<br />
stellvertretend für sie. Sonst kommen <strong>Stiftungen</strong> in die Gefahr, mißbraucht zu werden<br />
als Kompensation von Kultur- und Sozialabbau.<br />
Wenn eine Stiftung der öffentlichen Erwartung folgt, wird sie leicht einer Versuchung<br />
erliegen: der Leistungsschau: zu zeigen, was sie alles erreicht hat. Aber wäre<br />
nicht angemessen, vielmehr zu zeigen, was alles nicht erreicht wurde und von ihr nicht<br />
geleistet werden kann? Damit würde deutlich, daß sie nur exemplarisch ist, nicht stellvertretend.<br />
<strong>Stiftungen</strong> brauchen einigen Mut, sich der Delegation zu entziehen. Ist ihnen dabei<br />
zu helfen? – Man sollte <strong>Stiftungen</strong> vertrauen (können), aber man sollte sich nie und<br />
nimmer auf sie verlassen, weder als Einzelner noch als Staat. Denn dann würde man ihr<br />
überlassen (an sie delegieren), was doch gemeinsame Sache ist. Genau solch eine Delegation<br />
der Verantwortung – andere verantwortlich sein lassen, statt es selber zu sein –<br />
müssen die <strong>Stiftungen</strong> vermeiden helfen.<br />
Dazu gehört, nicht vor allem ihre Macht, ihre Potenz zu zeigen, sondern auch ihre<br />
Ohnmacht (ihre Impotenz). Sie können (und wollen) nicht kompensieren, wenn in