Draußen lernen! - Malmö stad
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<strong>Draußen</strong> <strong>lernen</strong>!<br />
Wilkommen in der<br />
Naturschule <strong>Malmö</strong><br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL
Die Naturlandschaften in und um <strong>Malmö</strong><br />
In der fruchtbaren Kulturlandschaft Schonens in Südschweden, nahe dem Öresund, liegt die<br />
Groß<strong>stad</strong>t <strong>Malmö</strong>. Die Stadt hat ca. 270 000 Einwohner. Innerhalb der Besiedelungsfläche<br />
finden sich viele Parks und rundherum gibt es einige wenige in die Landschaft eingestreute<br />
Waldgebiete. Der Großteil der Flächen <strong>Malmö</strong>s und Umgebung eignet sich jedoch vor allem<br />
für Landwirtschaft und Bebauung. Das trägt zur Folge, dass nur wenige Gebiete zurückbleiben,<br />
die als Naturlandschaft oder öffentlich zugängliche Naherholungsflächen gelten. Verglichen<br />
mit anderen Städten Schwedens fällt die geringe Dichte unberührter Flächen um <strong>Malmö</strong><br />
besonders auf. Die Einwohner Stockholms und Göteborgs profitieren beispielsweise weit<br />
mehr von der Erholungsfunktion vieler Waldgebiete, die an ihre Wohnflächen grenzen.<br />
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© MALMÖ CITY PLANNING OFFICE
In den 70er und 80er Jahren wurden auf dem Ackerland außerhalb <strong>Malmö</strong>s einige neue<br />
Naherholungsgebiete geschaffen: man pflanzte Bäume, legte Wanderwege und Teiche<br />
an. Diese Flächen zeigen heute den Charakter von Wildnisgebieten und werden durch<br />
die fortschreitende Urbanisierung nach und nach in die besiedelte Fläche eingebettet. Im<br />
„grönplan“ (Grünordnungsplan) der Stadt werden die Vorteile von Parks und naturnahen<br />
Gebieten hervorgehoben und bei der zunehmenden Expansion der Stadt berücksichtigt.<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
Blicken wir 50 Jahre zurück, so gab es viele Menschen in <strong>Malmö</strong>, die in irgendeiner Form<br />
eine Beziehung zum Landleben hatten. Viele von ihnen waren vom Land in die Stadt<br />
gezogen, nachdem der Landbau mechanisiert worden war, doch oft hatte man noch Freunde<br />
und Verwandte, die auf dem Land wohnten.<br />
Heutzutage sieht die Situation anders aus. Viele Menschen verbringen ihr ganzes Leben in<br />
der Stadt; ja es gibt sogar jene, die selbst ihren angestammten Stadtteil seit Jahren nicht<br />
verlassen haben. Ein großer Teil der Bevölkerung stammt aus anderen Ländern. Viele von<br />
ihnen haben sicher Erfahrungen mit der Natur ihrer Heimatländer gesammelt, doch es ist<br />
nicht selbstverständlich, dass sie sich auch in der schwedischen Natur auskennen.
Was verbirgt sich hinter dem Namen Naturschule?<br />
Die Naturschule <strong>Malmö</strong> ist ein kostenloser Service für alle Schüler und Pädagogen der<br />
städtischen Schulen. Ist man mit dem Begriff nicht vertraut, assoziiert man wohl zuerst eine<br />
spezielle Bildungseinrichtung, in der Schüler Naturwissenschaften studieren.<br />
Das stimmt zu einem gewissen Teil. Die meisten der (ca. 70) Naturschulen Schwedens haben<br />
jedoch keine feste Schülerschaft. Die Naturschule ist also nicht als eine pure Institution<br />
aufzufassen, sondern beinhaltet ein ganz bestimmtes Arbeitskonzept, einen Gedanken und<br />
alle Naturschulen arbeiten gemäß dieser Idee, die besagt:<br />
Unterrichte im Freien und mit allen Sinnen!<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben der Naturschule besteht darin, Alternativen zum theoretischen<br />
Er<strong>lernen</strong> der Natur im Klassenraum aufzuzeigen. Denn das pure Studieren von beispielsweise<br />
Wiesenpflanzen in einem Lehrbuch ist nicht vergleichsweise so inspirierend wie der Besuch<br />
eines Naturgebietes und das eigene Erleben von Flora und Fauna in der Wirklichkeit.<br />
Die größte Zielsetzung ist es, Interesse und Neugier zu wecken!<br />
Durch einen Tag in der Natur können Schüler ganz und gar eigene Erfahrungen sammeln.<br />
Es ist nicht das Wichtigste, die Namen von Gewächsen und Tieren auswendig zu wissen.<br />
Stattdessen <strong>lernen</strong> Schüler das Verhalten von Lebewesen kennen und sie anhand verschiedener<br />
Merkmale auseinander zu halten, z.B. Bäume anhand ihrer Blätter. Durch unterschiedliche<br />
Erlebnisse entwickelt sich Neugier darauf, mehr über die eigene Umwelt zu erfahren. Solche<br />
Lern-Methoden können auch an der eigenen Schule angewandt werden.<br />
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PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL
Die Entwicklung der Naturschule <strong>Malmö</strong><br />
Am Anfang der 80er Jahre gab es in <strong>Malmö</strong> eine Gruppe von Lehrern, die das Naturwissen<br />
in ihren Schulunterricht integrieren wollten. Es kristallisierte sich die Idee einer Naturschule<br />
heraus.1989 wurde sie verwirklicht. Die Naturschule <strong>Malmö</strong> war zu dieser Zeit jedoch noch<br />
eine Tätigkeit, die weitestgehend ohne finanzielle Mittel auskommen musste. Es gab weder<br />
eine genau definierte Organisation, noch Lehrer, die für diese Arbeit bezahlt wurden. Obwohl<br />
die Aktivitäten teilweise von der Schulbehörde oder anderen kommunalen Institutionen<br />
unterstützt wurden, gab es kein eigenes Budget. Die (wirtschaftliche) Existenz des Projektes<br />
war unsicher.<br />
Zu dieser Zeit konzentrierten sich die Angebote der Naturschule vorrangig darauf, in den ca.<br />
15 km außerhalb der Stadt liegenden Buchenwäldern, Ort Torup, verschiedene praktische<br />
Untersuchungen mit Schulklassen durchzuführen. Die Schüler lernten den Umgang mit<br />
einfacher Laborausrüstung wie Lupen und Ferngläsern, studierten Vögel und Insekten an<br />
Land und in den nahe gelegenen Teichen. Zum Sammelpunkt wurde ein altes Schulgebäude,<br />
das sich vor Ort befand.<br />
Das Interesse an derart angeleitetem Unterricht<br />
vergrößerte sich im Laufe der Zeit, doch die<br />
finanziellen Mittel für die Beschäftigung<br />
weiterer Naturpädagogen waren nicht ausreichend,<br />
um dem wachsenden Bedarf der<br />
Schulen gerecht zu werden.<br />
Natürlich gab es schon im Jahr 1989 Lehrer,<br />
die selbst regelmäßige Exkursionen mit ihren<br />
Schülern machten. Sie bestimmten Pflanzenund<br />
Tierarten, besahen die verschiedenen Teile<br />
von Gewächsen etc. Viele ältere Menschen<br />
in Schweden haben bereits in ihrer eigenen<br />
Schulzeit Pflanzen gepresst oder Insekten<br />
gesammelt.<br />
Doch die Pädagogik der Naturschule <strong>Malmö</strong><br />
war insofern neu, dass man die Notwendigkeit<br />
des gesamten Naturerlebens betonte. Artnamen<br />
zu <strong>lernen</strong> war nicht das Wichtigste: im<br />
Mittelpunkt stand viel eher, die Entdeckerlust<br />
der Schüler zu wecken. Durch Hören und<br />
Sehen, Riechen und Fühlen machen Schüler<br />
eigene Erfahrungen und Entdeckungen in der<br />
Natur. Diese Arbeitsweise schafft Engagement<br />
und entwickelt ebenso das Verständnis für die<br />
komplexen Zusammenhänge der Natur.<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
Im Jahr 2000 wurde das Personal der Naturschule von einer einzigen auf fünf Vollzeitstellen<br />
ausgeweitet. Damals gab es aufgrund der starken Nachfrage eine etwa zweijährige Wartezeit<br />
für Lehrer, die mit ihren Klassen die angebotenen Umweltbildungsaktivitäten besuchen<br />
wollten. Heute hat die Naturschule ein zentral gelegenes Büro. Die Arbeit wird nach wie vor<br />
über die Kommune finanziert und durch die Pädagogische Zentrale von <strong>Malmö</strong> verwaltet.<br />
(„Pedagogiska Centralen“, kurz PEDC, bietet für alle Lehrer der Stadt verschiedene<br />
Serviceleistungen an, unter anderem auch in Medien- oder IT-Fragen.)<br />
Die Naturschule <strong>Malmö</strong> nutzt weiterhin die alte Schule in den Buchenwäldern von Torup und<br />
erwarb auch andere Gebäude in den Parks und Naturgebieten in und um die Stadt.<br />
Die Arbeitsaufgaben der Naturschule sind mittlerweile auch viel abwechslungsreicher.
Nach wie vor werden Schüler-Exkursionstage in verschiedenen Naturräumen von uns<br />
angeleitet. Zunehmend jedoch legen wir unsere Kräfte in die Schulung von Pädagogen,<br />
da Schüler unserer Meinung nach regelmäßige Aufenthalte in der Natur brauchen. Auch<br />
fachliche Weiterbildungen zu Themen wie „Moose und Flechten“, oder „Insekten und andere<br />
Kleinlebewesen“ werden angeboten.<br />
Weiterhin arrangieren wir Exkursionstage für ganze Schulen, an denen Lehrer selbst praktische<br />
Outdoor-Aktivitäten testen können. Nicht zuletzt beteiligen wir uns an verschiedenen<br />
Projekten und großen Veranstaltungen, in denen teilweise bis zu 5000 Schüler über mehrere<br />
Tage versammelt sind.<br />
Die Tätigkeiten entwickeln sich kontinuierlich weiter, doch der Hauptgedanke „Learning-by-<br />
Doing“ bleibt bestehen.<br />
Verschiedene Problemstellungen in <strong>Malmö</strong><br />
Um unsere Aktivitäten in <strong>Malmö</strong> in die richtige Richtung zu entwickeln, muss man zunächst<br />
alle vorhandenen Probleme festhalten, die einer Lösung bedürfen. Nachfolgend wollen wir<br />
einige Beispiele aufzeigen:<br />
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Es gibt ziemlich wenige Naturräume in der näheren Umgebung der Stadt <strong>Malmö</strong>.<br />
Viele Einwohner der Stadt haben den Kontakt zu den umliegenden Provinzen verloren<br />
und leben ihr Leben ganz und gar im urbanen Milieu.<br />
Viele Menschen brauchen einen Platz, um sich vom alltäglichen Lärm und Stress erholen<br />
zu können. Um dafür geeignete Formen zu finden, bedarf es guter Lösungen.<br />
Die Einwohner der Stadt wissen nicht immer, wo genau die Naherholungsgebiete liegen<br />
und es gibt nicht in jedem Falle Öffentliche Verkehrsmittel dorthin.<br />
Der Schulunterricht gestaltet sich nach wie vor recht einseitig und passiv (Stillsitzen im<br />
Klassenraum) und das Durchbrechen von traditionellen Normen bleibt schwierig, wenn<br />
es beispielsweise darum geht, Schulstunden nach draußen zu verlagern.<br />
Schüler untersuchen Sachverhalte nur selten außerhalb des Klassenraumes.<br />
Häufig fehlt Wissen und Verständnis für natürliche Kreisläufe in der Umwelt.<br />
Kenntnisse über Landschaftsnutzung- und pflege, die seit Menschengedenken von einer<br />
Generation zur nächsten übermittelt wurden, finden sich heute nur noch bei einem kleinen<br />
Teil der Bevölkerung.<br />
Ein großer Teil der Bevölkerung <strong>Malmö</strong>s hat einen fremdländischen Hintergrund und<br />
muss einfache Begriffe wie“ Stamm“, „Baumkrone“ oder „Knospe“ ganz neu er<strong>lernen</strong>.<br />
Viele der ausländischen Bewohner kennen die hiesige Natur nicht und fühlen sich<br />
deshalb unsicher.
Wie wir diese Probleme lösen wollen<br />
Information<br />
Die Tätigkeiten der Naturschule <strong>Malmö</strong> umfassen nicht nur die Wissensvermittlung an<br />
Lehrer und Schüler. Sie richten sich ebenfalls an die Öffentlichkeit. Wir unterhalten eine<br />
pädagogische Internetseite, die über die Naturareale der Umgebung <strong>Malmö</strong>s informiert.<br />
Zudem veröffentlichen wir Artikel für das Magazin „Grön Stad“ (Grüne Stadt), dass von<br />
der Stadt <strong>Malmö</strong> für die Öffentlichkeit herausgegeben wird. Wir hoffen, dadurch mehr<br />
Menschen anzuregen, ihre Zeit in der Natur zu verbringen. Gelegentlich arrangieren wir<br />
Exkursionsfahrten für Lehrer, die ihnen die Möglichkeit geben, einige Naturareale der<br />
Umgebung selbst kennen zu <strong>lernen</strong> und dadurch später in ihre Lehraktivitäten einzubinden.<br />
Politischer Einfluss<br />
Es ist nicht einfach, die lokale Politik dahingehend zu beeinflussen, dass mehr Naherholungsgebiete<br />
geschaffen werden. Allein die Erhaltung solcher Flächen entgegen der ständigen<br />
städtischen Erschließung erfordert einige Anstrengungen. In <strong>Malmö</strong> wird wilder Natur vor<br />
allem dort Raum gegeben, wo Grundstücke auf ihre Bebauung warten. Ein Beispiel ist das<br />
Gelände Gyllin´s trädgård, das in den 60er Jahren als Gärtnereibetrieb für die Versorgung der<br />
<strong>Malmö</strong>er Märkte genutzt wurde. In den vergangenen Jahren wurde diese Landschaft aufgrund<br />
der hohen Biodiversität von der Erschließung weitestgehend verschont. Neben Kulturpflanzen<br />
wachsen in Gyllin´s trädgård viele wilde Bäume und Kräuter, die eine sehr spezielle Flora<br />
bilden. Die Naturschule <strong>Malmö</strong> und andere Gruppen nutzen auf unterschiedlichste Weise<br />
ihren Einfluss, um das Gebiet auch in der Zukunft als Naherholungsgebiet zu erhalten.<br />
Fortbildung für Lehrer<br />
Es gibt unterschiedliche Wege und Mittel, Fortbildungen für Lehrer zu gestalten.<br />
Viele Lehrer sind verunsichert, welche Tätigkeiten für ihre Klassen wirklich passend und<br />
sinnvoll erscheinen.Die Naturschule <strong>Malmö</strong> bietet unterschiedlichste pädagogische Methoden<br />
an, die bei den Schülern Neugier erwecken und gleichzeitig Wissen vermitteln. Nachfolgend<br />
wollen wir einige dieser Methoden aufzeigen, die wir auch selbst anwenden und die den<br />
Lehrern neue Wege der praktischen Umweltbildung aufzeigen.
© FREEFOTO.COM<br />
Sortierungsübungen<br />
Das Erkennen von Ähnlichkeiten und Unterschieden ist eine wesentliche Fähigkeit für das<br />
Differenzieren verschiedener Arten. Außerdem prägen sich die in den Sortierungsübungen<br />
behandelten Arten ein und werden später wiedererkannt.<br />
Keschern<br />
Hierbei keschert man aus einem geeigneten Teich einige Spezies von Kleinlebewesen und<br />
setzt sie vorsichtig in eine große mit Wasser gefüllte Schüssel. Dann werden die Tiere<br />
auseinander sortiert: ähnlich erscheinende Tiere setzt man zusammen in eine kleinere Schüssel<br />
mit Wasser. Durch genaues Beobachten erkennt man z.B. die „Schnellschwimmer“ und<br />
„Langsamschwimmer“. Auch das Sortieren nach Farbe, Größe und Anzahl ist möglich. Es ist<br />
nicht notwendig, sofort die Tiere zu benennen, das kann man zu einem späteren Zeitpunkt<br />
tun. Ist die Neugier erst einmal geweckt, erinnern sich Kinder meist leichter an die Namen.<br />
Eine weitere Übung ist das Sortieren von Laubblättern nach verschiedenen Eigenschaften:<br />
man sammle ca. 100 heruntergefallene Blätter und sortiere sie nach Farbe, Form, Größe...<br />
Ähnliche Blätter gehören oft zu ein und demselben Baum. Welcher ist es?
Sinnesübungen<br />
Durch das Anwenden aller Sinne wird nicht nur das Lernen gefördert sondern auch ein<br />
großartiges Naturerlebnis geschaffen.<br />
Sinnespfad<br />
Eine abgewandelte Form des herkömmlichen „Naturlehrpfades“.<br />
Als Hilfsmittel nutzt man laminierte farbige A4-Blätter, auf denen die fünf Sinne symbolisch<br />
abgebildet sind: Mund, Nase, Auge, Ohr und Hand. Diese Symbole platziert man längs eines<br />
Pfades (z.B. mit Wäscheklammern) an Stellen, die dem Betreuer selbst besonders spannend<br />
erscheinen. Eine Hand an einem glatten Stamm oder einem stachligen Busch, ein Auge an<br />
einer spannenden Tierspur oder hübschen Blume, ein Ohr neben einem Gebüsch, aus dem<br />
Vogelgesang, Blätterrascheln und Wind zu hören ist.<br />
Durch die Konzentration auf je einen Sinn pro Haltepunkt, kann man bestimmte Dinge<br />
„hervorheben“ an denen die Schüler normalerweise wahrscheinlich vorbei gehen würden<br />
– selbst ein moosbedeckter Stein oder ein banal scheinendes Erdloch werden damit zur<br />
genaueren Erkundung freigegeben und offenbaren bei näherem Hinschauen vielleicht<br />
interessante Details.<br />
Vorteilhaft am „Sinnespfad“ ist die vielseitige Verwendbarkeit: diese Übung passt auf alle<br />
Voraussetzungen, die vor Ort gegeben sind. Mit der Vorbereitung des Pfades kann man gerne<br />
auch Schüler beauftragen.<br />
10
Lauschen<br />
Legt man sich mit geschlossenen Augen auf den Erdboden, kann man Geräusche hören, die<br />
uns sonst verborgen bleiben. Dafür verteilt man die Schüler in einem überschaubaren Gebiet<br />
und lässt sie einige Minuten lauschen.<br />
Fühlen<br />
In dieser Übung arbeiten die Schüler paarweise. Ein Schüler verbindet seinem Partner die<br />
Augen und führt ihn/sie zu unterschiedlichen Plätzen. Dort „erfühlt“ er/sie Baumrinde,<br />
Zweige, Steine oder andere Naturgegenstände. Danach wird die Augenbinde abgenommen<br />
und der/die Geführte versucht all die Orte wiederzufinden, die er/sie zuvor berührt hat.<br />
Anschließend ist der Partner an der Reihe.<br />
Blind einer Schnur folgen<br />
Material: Lange, feste Schnur (Wäscheleine..),<br />
gegebenenfalls Augenbinden<br />
Diese Übung trainiert sowohl Gleichgewicht<br />
als auch Motorik. Ziehen Sie eine lange Schnur<br />
durch den Wald. Die Schnur sollte auch für<br />
kleine Kinder erreichbar sein (Hüft- oder Ellbogenhöhe)<br />
und nicht durch stachelige Büsche<br />
oder unter tiefhängenden Ästen entlang führen.<br />
Meist ist für Kinder ein großes Erlebnis, sich<br />
„blind“ durch den Wald/ die Landschaft zu<br />
bewegen.<br />
Ist ein Kind unsicher, kann ein Erwachsener<br />
ihm helfen, dem Pfad zu folgen.<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
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Sprachtraining<br />
Auftrag<br />
Diese Übung ist recht einfach, erfordert von den Schülern aber Aufgeschlossenheit.<br />
Außerdem können sich Lehrer einen raschen Einblick über die Kenntnisse ihrer Schüler<br />
machen. Vor allem mit Schülergruppen aus anderen Ländern kann man auf diese Weise eine<br />
neue Sprache trainieren.<br />
Versammeln Sie alle Schüler. Stellen Sie einen Auftrag, den die Kinder ausführen sollen.<br />
Anschließend sollen sie zum Sammelpunkt zurückkehren.<br />
Beispiele: Berühre die Rinde eines Baumes! Berühre mit dem kleinen Finger etwas Rotes!<br />
Umarme eine Birke! Finde etwas Weiches!<br />
Die Übung kann beliebig variiert oder komplexer gestaltet werden.<br />
Beispiel: Berühre einen Baumstamm, einen Zweig und einen großen Stein.<br />
Auch hier kann man alle Sinne einsetzen und auf spielerische Weise Gelerntes vertiefen.<br />
Beispiel: Rieche an einer Blume! Lausche an einem Stamm! Finde ein Ahornblatt!<br />
Sehr kleine Kinder <strong>lernen</strong> in diesem Spiel die Bedeutung von Worten wie „unter, über,<br />
zwischen“ oder beispielsweise verschiedene Farben.<br />
Zusammenhänge<br />
Im Gegensatz zum Lernen von losgelösten Themen aus Lehrbüchern, lassen sich Zusammenhänge<br />
meist besser verstehen, wenn man die umgebende Natur kontinuierlich (durch alle<br />
Jahreszeiten hindurch) beobachtet. Die Inhalte scheinen unstrukturierter, doch über einen<br />
langen Zeitraum hinweg lernt man sehr viel mehr: Indem man Schülern den Freiraum gibt,<br />
selbst nachzudenken und Fragen zu formulieren<br />
Freies Spielen<br />
Nicht zuletzt regt freies Spielen in der Natur die Fantasie an und schafft Raum und Zeit für<br />
ganz eigene Entdeckungen. Außerdem stellt es selbst an Exkursionstagen eine willkommene<br />
Abwechslung dar.<br />
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Checkliste<br />
Wendet man sich zum Lernen hinaus in die Natur, kann das viele Fragen aufwerfen,<br />
besonders bei den Eltern der Schüler. Was <strong>lernen</strong> die Kinder eigentlich, wenn sie Zeit in<br />
der Natur verbringen? Eine gute Idee ist das Anfertigen einer ganz persönlichen Checkliste.<br />
Schreiben Sie auf, was Sie Ihren Schülern in einer bestimmten Zeit beibringen wollen. Das<br />
gibt dem Outdoor-Learning eine gewisse Struktur und kann auch Eltern präsentiert werden.<br />
Die Themen müssen sich durchaus nicht nur auf naturwissenschaftliche Inhalte beschränken.<br />
Beim Outdoor-Lernen kann man viele Fächer praktisch integrieren: Sprachen, Mathematik,<br />
Physik und Chemie, Werken und Kunst, Geschichte und Sozialwissenschaften.<br />
Gartenbau und grüne Schulhöfe<br />
Schüler verbringen den Großteil ihres Alltages auf dem Schulgelände, oft auch nach dem<br />
Unterricht. Es gibt gute Ansätze, diese Flächen zu verschönern und für die Schüler anregend<br />
zu gestalten. Leider wird dabei oft die Natur vergessen und Schulhöfe machen in erster Linie<br />
den Eindruck purer Zweckmäßigkeit anstelle von lebendigem und sinnlichem Grün.<br />
Kinder können sich von großen, freien Plätzen verunsichert fühlen. Sie ziehen den Aufenthalt<br />
in kleinen „Räumen“ vor und spielen dort auch gern. Allein ein Gebüsch auf dem Schulhof<br />
kann einen wichtigen Treffpunkt und Spielplatz darstellen. Forschungen haben deutlich belegt,<br />
dass das Leben in einem grünen Umfeld die Anzahl von Stresshormonen im Blut reduziert<br />
und den Schlaf verbessert. Gerade in der Stadt müssen wir ständig Energie aufwenden, um<br />
eine Flut von verschiedenen Eindrücken zu verarbeiten und sie nach Wichtigkeit zu sortieren.<br />
Die Natur dagegen gibt sowohl Kindern als auch Erwachsenen Zeit und Ruhe, um sich zu<br />
erholen.<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
13
Wege zu einem grünen Schulhof<br />
• Das Belassen unberührter Natur in einem Teil des Schulhofes, ermuntert Schüler dazu,<br />
eigene Beobachtungen zu machen und sich Spiele auszudenken. Im Jahr 2003 besuchte die<br />
Naturschule <strong>Malmö</strong> grüne Schulhöfe in den Niederlanden. In einer der Schulen studierten<br />
Schüler aus eigenem Antrieb verschiedene Kleintiere, die sie im Hof gefunden hatten.<br />
• Das Anlegen eines flachen Teichs auf dem Schulhof gibt Schülern die Möglichkeit, dort<br />
lebende Wasserpflanzen und -tiere zu beobachten.<br />
• Ein Treffpunkt mit einfachen Sitzmöglichkeiten (Steine, Baumstämme) in einem ruhigen<br />
Teil des Schulhofes eignet sich sehr gut zum Rasten, aber auch für Unterrichtsstunden<br />
• Gehölzstreifen oder Wäldchen verschiedener Baumarten locken Vögel und Insekten auf<br />
das Schulgelände. Auch hier bieten sich Chancen zum Spielen und Outdoor-Learning.<br />
• Der Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse kann in einem abgegrenzten, evtl. erhöhten Teil<br />
des Schulgeländes (Holz-Paletten, Hochbeete) stattfinden. Wichtig ist eine ausreichende<br />
Wasserversorgung, die z.B. durch eine Zeitschaltuhr reguliert werden kann.<br />
• Kleine Hügel mit großen Steinen und Baumscheiben oder Stubben regen ebenfalls zu<br />
Spiel und Bewegung an. Außerdem bieten Steingärten gute Bedingungen um Kräuter<br />
anzubauen.<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
14
Transport<br />
Die Naturschule <strong>Malmö</strong> war in der Vergangenheit an zwei Projekten beteiligt, die zur Einrichtung<br />
spezieller Natur-Busse führten. Diese Busse bringen Klassen von der Schule in<br />
die Naturareale und Parks außerhalb der Stadt <strong>Malmö</strong>. Die Projekte waren außerordentlich<br />
erfolgreich. Täglich gingen bis zu 400 Schüler auf Exkursion, sodass die Busse ständig<br />
voll ausgebucht waren. Lehrer und Schüler begrüßten die Idee des direkten Transports<br />
vom Schulhof zum Ausflugsziel, da langes Warten und Umsteigen entfielen. Zudem gab es<br />
nun auch die Möglichkeit in Gebiete zu gelangen, die keine Anbindung an den regulären<br />
Öffentlichen Nahverkehr haben. Außerdem konnte mit den Bussen die Ausstattung für<br />
Exkursionen transportiert werden. Im Internet sind die verschiedenen Ziele der Naturbusse<br />
präsentiert.<br />
Ausrüstung für praktische Umweltbildung<br />
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
Verschiedenstes Exkursionszubehör wird von der Naturschule <strong>Malmö</strong> in einigen Objekten<br />
der umgebenden Naturareale und Parks gelagert. Lehrer können diese Ausrüstung für ihre<br />
Aktivitäten buchen und nutzen, wenn sie die Gebiete besuchen. Unser Ziel ist es, solche<br />
Materialien für die praktische Umweltbildung überall dort zu stationieren, wo solcherart<br />
pädagogischer Aktivitäten stattfinden und eine passende Ausrüstung hilfreich ist.<br />
Text: <strong>Malmö</strong> Naturskola<br />
Übersetzung: Hanna Albrecht<br />
15
PHOTO: MALMÖ NATURE SCHOOL<br />
”Willst du die Natur in deinen Kopf stecken,<br />
solltest du den Kopf in die Natur strecken.”<br />
Folke Frennhoff, Schuldirektor<br />
<strong>Malmö</strong> Stad, Pedagogiska Centralen, <strong>Malmö</strong> Naturskola<br />
Rönnbladsgatan 1B, SE-212 16 MALMÖ, Schweden<br />
Tel: (0046) (0)40 34 36 89, Fax (0046) (0)40 22 17 26<br />
E-mail: naturskolan@pub.malmo.se<br />
www.natur.pedc.se