Unix-Linux, Eine Einführung von Wolfgang Paulina (de)
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1. Einleitung 2<br />
1.2. Die Entwicklung <strong>von</strong> <strong>Unix</strong><br />
Das Betriebssystem <strong>Unix</strong> hat bereits eine über 30-jährige Entwicklungsgeschichte hinter sich. Die Entwicklung<br />
begann in einer Zeit, in <strong>de</strong>r Computer noch sehr groß und teuer waren. Üblicherweise wur<strong>de</strong> auf diesen<br />
Großrechnern im sog. Stapelbetrieb gearbeitet. Das sah gewöhnlich so aus, dass ein Stapel Lochkarten in<br />
<strong>de</strong>n Rechner eingelesen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Rechner dann die Bearbeitung vornahm und das Ergebnis auf einen<br />
Drucker ausgab. Falls das Ergebnis nicht <strong>de</strong>n Wünschen entsprach, mussten die fehlerhaften Lochkarten<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r ganze Zyklus begann <strong>von</strong> neuem. Der Wunsch vieler Programmierer nach einer Arbeitsumgebung,<br />
die <strong>de</strong>n interaktiven Dialog in einem Mehrbenutzerbetrieb und das Teamwork unterstützt,<br />
mün<strong>de</strong>te in <strong>de</strong>r Entwicklung eines neuen Betriebssystems: <strong>Unix</strong>.<br />
Ken Thompson entwickelte 1969 bei <strong>de</strong>n Bell Laboratories das erste <strong>Unix</strong> auf einer PDP-7, einem Rechner<br />
<strong>de</strong>r Firma Digital Equipment. Dieses erste <strong>Unix</strong> war noch vollständig in Assembler geschrieben. Erst<br />
mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Programmiersprache C <strong>von</strong> Dennis Ritchie wur<strong>de</strong> das Betriebssystem 1971 in C<br />
umgeschrieben.<br />
Die Verbreitung <strong>de</strong>s Systems erfolgte zunächst im aka<strong>de</strong>mischen Umfeld, in<strong>de</strong>m es kostenlos an Universitäten<br />
und wissenschaftliche Institute verteilt wur<strong>de</strong>. Vielfach wur<strong>de</strong> das System an verschie<strong>de</strong>nen Stellen<br />
weiterentwickelt, so dass im Laufe <strong>de</strong>r Zeit unterschiedliche <strong>Unix</strong>-Derivate entstan<strong>de</strong>n (PWB/UNIX, IS/1,<br />
XENIX). Seit 1982 wer<strong>de</strong>n <strong>Unix</strong>-Betriebssysteme <strong>von</strong> kommerziellen Systemanbietern wie z.B. IBM, HP<br />
und Sun vertrieben.<br />
Da die Entwicklung verschie<strong>de</strong>ner <strong>Unix</strong>-Systeme zu immer mehr Inkompatibilitäten führte, entschloss man<br />
sich, Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre durch die Definition <strong>von</strong> Standards die konsequente Weiterentwicklung zu<br />
einem konvergenten Basissystem voranzutreiben. <strong>Eine</strong> wichtige Rolle spielten dabei Standardisierungsorganisationen<br />
wie IEEE und X/Open. Das Institute of Electrical and Electronic Engineers, kurz IEEE, ist<br />
eine <strong>de</strong>r vielen industriellen Organisationen, die vom American National Standards Institute (ANSI) mit <strong>de</strong>r<br />
Definition und Spezifizierung <strong>von</strong> Standards beauftragt wor<strong>de</strong>n sind. Das als POSIX-Ausschuss bekannte<br />
Gremium <strong>de</strong>r IEEE besitzt die Aufgabe, <strong>de</strong>n Schnittstellenstandard für alle Aspekte <strong>de</strong>r Betriebsumgebung<br />
festzulegen.<br />
Ziel <strong>von</strong> X/Open ist es, eine Grundlage für die Entwicklung einer gemeinsamen Anwendungsumgebung zu<br />
schaffen. So hat X/Open beispielsweise POSIX als Basisbetriebssystem-Schnittstelle unterstützt und das X<br />
Window System <strong>de</strong>s MIT (Massachusetts Institute of Technology) als Benutzerschnittstelle übernommen.<br />
Die Arbeit <strong>de</strong>r Organisation ist in Form <strong>von</strong> Referenzdokumenten mit <strong>de</strong>r Bezeichnung X/Open Portability<br />
Gui<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r XPG erhältlich, die als Leitfa<strong>de</strong>n für Portierbarkeit dienen sollen.<br />
1991 schlug schließlich die Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>Linux</strong>. Der Finne Linus Thorvalds entwickelte einen Betriebssystemkern,<br />
um vor allem die Leistung <strong>de</strong>r damals aktuellen Intel 80386-Prozessoren ausnutzen zu<br />
können. Dabei bediente er sich freier Software, die im Rahmen <strong>de</strong>s GNU-Projekts zur Verfügung gestellt<br />
wur<strong>de</strong> (GNU C-Compiler). Von Anfang an wur<strong>de</strong> darauf Wert gelegt, dass auch <strong>Linux</strong> <strong>de</strong>n POSIX- und<br />
X11-Standards entspricht. Das beson<strong>de</strong>re an <strong>Linux</strong> ist die Tatsache, dass die Entwicklung nicht in <strong>de</strong>n<br />
Hän<strong>de</strong>n einer Firma liegt, son<strong>de</strong>rn aufgeteilt ist auf Software-Entwickler, die verteilt über die ganze Welt<br />
arbeiten und über das Internet miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass alle existieren<strong>de</strong>n <strong>Unix</strong>- und <strong>Linux</strong>-Betriebssysteme im<br />
wesentlichen die <strong>von</strong> <strong>de</strong>n oben beschriebenen Gremien <strong>de</strong>finierten Standards (POSIX, X11) implementieren.<br />
Als kleinste gemeinsame Betriebssystembasis wird <strong>von</strong> nahezu allen <strong>Unix</strong>- und <strong>Linux</strong>-Varianten<br />
System V Release 4 unterstützt. Dies garantiert eine hohe Äquivalenz <strong>de</strong>r Systeme untereinan<strong>de</strong>r.