GEMEINDEzeitung der Martin-Luther-Gemeinde, April/Mai 2013 Teil 1
GEMEINDEzeitung der Martin-Luther-Gemeinde, April/Mai 2013 Teil 1
GEMEINDEzeitung der Martin-Luther-Gemeinde, April/Mai 2013 Teil 1
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<strong>GEMEINDEzeitung</strong><br />
<strong>der</strong> Evangelischen Kirchengemeinde <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />
<strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
Heimat
INHALT<br />
Willkommen<br />
zur neuen Ausgabe unserer <strong>GEMEINDEzeitung</strong><br />
„Weißt Du schon, was das nächste Thema<br />
sein wird?“ Diese Frage hat mir Michael<br />
Kania immer gestellt, kaum war die eine<br />
Ausgabe <strong>der</strong> <strong>GEMEINDEzeitung</strong> in <strong>der</strong> Druckerei<br />
abgeliefert.<br />
Meistens wusste ich es und ich wusste auch,<br />
dass die Nennung des Themas unweigerlich<br />
ein Aufstöhnen zur Folge hatte und ein<br />
überzeugtes: „Dazu fällt mir gar nichts ein.“<br />
Wenige Tage später lag dann <strong>der</strong> fertige<br />
Artikel in meinem Fach. Handschriftlich<br />
von Michael, abgetippt von Frau Semrau.<br />
Redigieren war nicht notwendig. Nur eine<br />
Überschrift und ein Foto musste ich immer<br />
selber suchen, das war ihm nicht so wichtig.<br />
Viele haben in den vergangenen Wochen gesagt,<br />
wie sehr sie Michaels Artikel in unserer<br />
Zeitung mochten. Auch ich habe gemerkt,<br />
wie viel mir im Gedächtnis geblieben ist von<br />
dem, was er geschrieben hat. Dabei war<br />
das gar nicht immer so einfach. Michael,<br />
das wandelnde Gedächtnis <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />
und ich, die Dazugekommene, ganz ohne<br />
Stallgeruch und öfter mal ungeduldig ob <strong>der</strong><br />
scheinbaren Unverän<strong>der</strong>barkeit <strong>der</strong> Dinge.<br />
Unvergessen die Situation, als ich mir erlaubt<br />
hatte, sein Erntedankplakat graphisch<br />
zu überarbeiten, zu verbessern, wie ich fand.<br />
Das fand er ganz offensichtlich überkandidelt.<br />
Streit? Nein, nur unterschiedliche<br />
Standpunkte.<br />
„Das ist wie<strong>der</strong> eine sehr gelungene Ausgabe<br />
geworden.“ Auch das habe ich oft von ihm<br />
gehört, wenn eine Zeitung erschienen war.<br />
Er mochte es, wenn viel über die <strong>Gemeinde</strong><br />
und ihre Menschen in <strong>der</strong> Zeitung vorkam.<br />
Nur die letzte Ausgabe, die er noch sehen<br />
konnte, hat ihm nicht gefallen, die mit dem<br />
Thema Hirten. Dabei war das ausgerechnet<br />
sein Wunschthema gewesen. Zu viel <strong>Gemeinde</strong>,<br />
zu wenig Hirten war sein Urteil.<br />
Und nun diese Ausgabe. Ob es ihm gefallen<br />
hätte, dass so viel Michael darin vorkommt?<br />
Wohl kaum. Egal, das musste sein!<br />
Ihnen liebe Leserinnen und Leser gefällt sie<br />
hoffentlich, diese Ausgabe. Ich wünsche<br />
Ihnen eine interessante Lektüre.<br />
Ihre Monika Krauth<br />
Inhalt<br />
THEMA<br />
3 Mehr als ein paar Acker Land<br />
Heimat – was ist das eigentlich?<br />
4 Ich hatte früher nie Heimweh<br />
Eine Neuköllnerin in Uganda<br />
5 Unsere himmlische Heimat<br />
Ein Indonesier in Neukölln<br />
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
6 Und viel kam rüber<br />
Erinnerungen an Michael Kania<br />
10 Nachtgedanken | Ein Heinrich-Heine-Gedicht<br />
BUCHTIPP – FILMTIPP – KALENDERBLATT<br />
11 AUSFLUGSTIPP | Radtour<br />
AUS LUTHER´S BACKSTUBE | Kirschstreuselkuchen<br />
12 UNSERE SCHÖNEN GOTTESDIENSTE<br />
13 GEDANKEN ZUM MITNEHMEN | Heimat<br />
14 THEMA | Eine Hommage an Neukölln<br />
15 AUS ALLER WELT | Neuigkeiten aus Südafrika<br />
16 FREUD UND LEID<br />
17 ANZEIGEN<br />
18 VERANSTALTUNGEN<br />
19 KIEZ – KUNST – KULTUR<br />
20 TERMINE | GRUPPEN<br />
22 KINDERSEITE<br />
Impressum<br />
6 Von uns gegangen<br />
ist Michael Kania. Viel zu früh und unerwartet.<br />
Einige Wegbegleiter erinnern sich.<br />
13 Zu uns gekommen<br />
ist unsere neue Pfarrerin Anja Siebert und macht sich<br />
Gedanken zum Mitnehmen zum Thema Heimat.<br />
22 Miteinan<strong>der</strong> getroffen<br />
haben sich die Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Kita und die Seniorinnen und<br />
Senioren <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> zu einem gemeinsamen Projekt.<br />
Herausgeber<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>kirchenrat <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong><br />
Redaktion UND LAYOUT<br />
Monika Krauth<br />
e-mail: redaktion@martin-luther-neukoelln.de<br />
Druck<br />
Druckerei Geesenberg, Teupitz<br />
Gestaltung<br />
Fred-Michael Sauer<br />
Titelbild<br />
© CIS / Pixelio.de<br />
Die Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung des <strong>Gemeinde</strong>kirchenrats wie<strong>der</strong>.<br />
2 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
THEMA<br />
Mehr als ein paar Acker Land<br />
Heimat – was ist das eigentlich?<br />
Oh du mein Heimatland und Blasmusik<br />
im Festzelt, Luis Trenker und <strong>der</strong><br />
Förster vom Silberwald, Vertriebenenverbände,<br />
die lautstark den Verlust<br />
<strong>der</strong> Heimat beklagten, das war es, was<br />
zuerst den Begriff Heimat für mich<br />
geprägt hat.<br />
Heimat, das kam mir vor wie etwas Rückwärtsgewandtes,<br />
etwas für Ewig-Gestrige,<br />
es klang national und somit politisch<br />
fragwürdig und war ganz bestimmt nichts,<br />
womit ich etwas zu tun haben wollte.<br />
Aber was ist das eigentlich wirklich –<br />
Heimat? Der Begriff selber ist von seiner<br />
Herkunft her unverdächtig. Aus dem<br />
Germanischen leitet er sich her und bezeichnet<br />
zunächst einmal nichts weiter als<br />
den Platz, an dem man lebt. Im Mittelalter<br />
und auch später noch wurde <strong>der</strong> Begriff in<br />
einem rechtlichen Sinn gebraucht, Heimat<br />
war dort, wo man Nie<strong>der</strong>lassungsrecht hatte,<br />
wo man wohnen und seinem Handwerk<br />
nachgehen durfte und wo man im Falle<br />
von Bedürftigkeit auch Unterstützung<br />
erhielt. Heimat – eine klare Sache also.<br />
Erst im Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden<br />
Industrialisierung wurde <strong>der</strong> Begriff mit<br />
emotionaler Bedeutung aufgeladen. In <strong>der</strong><br />
Romantik wurde Heimat mehr und mehr<br />
zum Sehnsuchtsort, zu einer<br />
Idee von heiler Welt und unverfälschter<br />
Natur, in die sich<br />
die Menschen hinein träumten<br />
aus einer sich rasant<br />
verän<strong>der</strong>nden Wirklichkeit,<br />
in <strong>der</strong> sie zunehmend nicht<br />
mehr zurecht kamen.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Nationalbewegung<br />
im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
wurde Heimat dann schließlich<br />
ein politischer Begriff<br />
im Sinne von Vaterland und<br />
Nation. In dieser Bedeutung<br />
wurde <strong>der</strong> Begriff mehr<br />
und mehr von rechten und<br />
völkischen Bewegungen<br />
okkupiert bis hin zum Nationalsozialismus,<br />
als Heimat dann zu etwas<br />
wurde, das alles Fremde ausgrenzte.<br />
Heimat ist ein sehr deutscher Begriff für den<br />
es in an<strong>der</strong>en Sprachen keine Entsprechung<br />
gibt. Übersetzt wird die Heimat meist zum<br />
Vaterland, aber das trifft es nicht wirklich.<br />
Heimat und Vaterland sind nicht zwangsläufig<br />
synonyme Begriffe.<br />
Sicherlich ist Heimat normalerweise auch <strong>der</strong><br />
Ort, an dem ein Mensch geboren wurde und<br />
wo er aufgewachsen ist. Und natürlich werden<br />
wir geprägt von den Landschaften und<br />
Traditionen mit denen wir groß werden. Aber<br />
das Gefühl <strong>der</strong> Heimat ist nicht an diesen Ort<br />
gebunden. Im Gegenteil. Oftmals ist es eine<br />
Enttäuschung an einen Ort zurückzukehren,<br />
den man als Heimat begreift. Alles ist<br />
auf einmal viel kleiner, viel schäbiger, ganz<br />
fremd und überhaupt nicht mehr wie<strong>der</strong>zuerkennen,<br />
abgerissen, umgebaut, zugebaut.<br />
© S. Hofschlaeger / Pixelio.de<br />
Heimat kann viel mehr sein als ein Ort. Zur<br />
Heimat gehören unsere Erinnerungen, dazu<br />
gehören Geschichten und Musik, Riten und<br />
Gebräuche. Heimat kann in Geräuschen, Gerüchen,<br />
Geschmäckern stecken und sie kann<br />
sich in <strong>der</strong> Sprache verbergen, in Dialekten,<br />
Sprachmelodien und Worten. Und natürlich<br />
gehören die Menschen zur Heimat, die Familie,<br />
die Freunde, Nachbarn und Bekannten.<br />
Heimat ist ein ziemlich komplexes Gefüge<br />
aus vielen Faktoren. Und manchmal wird es<br />
erst spürbar, was alles dazu gehört, wenn<br />
man in <strong>der</strong> Fremde ist und plötzlich merkt,<br />
was fehlt. Heimweh nennen wir das. Heimat<br />
ist auch etwas sehr individuelles und wird<br />
von jedem Menschen unterschiedlich erlebt.<br />
Aber wo genau ist denn nun Heimat? Die<br />
Männer und Frauen aus unserer Offenen<br />
Kaffeerunde am Dienstag sagen es mir. Heimat<br />
ist überall da, wo man sich wohl fühlt.<br />
Und natürlich ist es möglich an<strong>der</strong>swo eine<br />
neue Heimat zu finden, auch darin sind sie<br />
sich einig. Und sie müssen es wissen. Viele<br />
von ihnen waren nach dem Krieg gezwungen,<br />
ihre ursprüngliche Heimat zu verlassen<br />
und sagen jetzt mehrheitlich aus voller Überzeugung,<br />
dass Berlin ihre Heimat ist.<br />
Wir können also auch woan<strong>der</strong>s als an<br />
unserem Herkunftsort eine neue Heimat finden.<br />
Wir können heimisch werden und neue<br />
Wurzeln schlagen an einem Ort, an dem es<br />
uns gut geht, an dem wir alles haben, was<br />
wir zum Leben brauchen, an dem wir uns<br />
aufgehoben fühlen im sozialen Gefüge, an<br />
dem wir uns willkommen fühlen.<br />
Wir können uns unsere Heimat sogar<br />
aussuchen, nichts an<strong>der</strong>es ist es, was in<br />
dem gebräuchlichen Wort Wahlheimat zum<br />
Ausdruck kommt. Natürlich kann nicht je<strong>der</strong><br />
überall heimisch werden, natürlich kann<br />
es eine Weile dauern und natürlich nutzt<br />
uns aller Wille heimisch zu werden nichts,<br />
wenn uns die Umgebung nicht freundlich<br />
aufnimmt. Und natürlich ist es beson<strong>der</strong>s<br />
schwierig, wenn man seine alte Heimat<br />
gegen seinen Willen aufgeben musste und<br />
eigentlich gar keine neue Heimat finden<br />
möchte.<br />
Eine neue Heimat finden, heißt ja aber nicht,<br />
dass die alte Heimat verloren gehen muss.<br />
Sie kann in unseren Erinnerungen, unseren<br />
Traditionen und Bindungen weiterleben. Wir<br />
können sie bei uns haben, wie eine Schnecke<br />
ihr Haus.<br />
Monika Krauth<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
3
THEMA<br />
Ich hatte früher nie Heimweh<br />
Eine Neuköllnerin in Uganda<br />
Ich sage oft, man kann sich an vielen<br />
Orten dieser Welt heimisch fühlen, aber<br />
man hat nur ein Zuhause.<br />
Meines ist in einem roten Haus. In einer<br />
roten Kirche. Bei all ihren Bewohnern und<br />
Mitstreitern. Und das fehlt mir hier sehr<br />
häufig.<br />
Es mag wie ein Witz klingen, aber ich<br />
vermisse zum Beispiel sogar Brot. Unsere<br />
wun<strong>der</strong>bare deutsche Vielfalt an Brot,<br />
inklusive <strong>der</strong>, man mag es Tradition nennen,<br />
abends zusammen am Küchentisch zu sitzen<br />
mit einer Stulle auf dem Brettchen. Hier in<br />
Kampala in meinem neuen Zuhause wird<br />
zweimal am Tag warm gegessen und zwar<br />
ein gefühlter Mount Everest an Reis o<strong>der</strong><br />
Kartoffeln o<strong>der</strong> „Matooke“ (Kochbananen).<br />
Dann werden bei Tisch die Gespräche auch<br />
noch auf Luganda, <strong>der</strong> lokalen Sprache des<br />
Königreichs Buganda, in dem sich die Hauptstadt<br />
Kampala befindet, geführt, so dass<br />
ich mir oft wünsche für ein paar Stunden<br />
auf meinen alten Trip-Trap-Stuhl in unserer<br />
Küche in <strong>der</strong> Innstrasse apparieren und mich<br />
mit Mama und Papa und Maya und Maren<br />
über neueste Gegegebenheiten auf Deutsch<br />
in vertrauter, wohliger Stimmung austauschen<br />
zu können.<br />
Ich hatte früher nie Heimweh. Ich habe<br />
mich immer gefreut, wenn ich woan<strong>der</strong>s<br />
übernachten konnte und ich gehörte nie<br />
zu den Kin<strong>der</strong>n, die auf Klassenfahrt schon<br />
am ersten Abend vor Heimweh kaum noch<br />
ein o<strong>der</strong> aus wussten. Ich konnte außerdem<br />
bis vor Kurzem nicht verstehen, was an<strong>der</strong>e<br />
Freiwilligenkollegen damit meinten, wenn<br />
sie mir erzählten, ihr Heimweh würde durch<br />
Skype-Gespräche mit <strong>der</strong> Familie noch<br />
gesteigert werden. Mittlerweile geht es mir<br />
zum ersten mal in meinem Leben auch so.<br />
Wenn ich für eine Nacht bei einer Freundin<br />
geschlafen hatte o<strong>der</strong> für ein, zwei Wochen<br />
verreist war, konnte ich das sehr genießen,<br />
weil ich eben wusste, ich könnte relativ<br />
Meine Straße in Uganda<br />
schnell und spontan zurück gehen, wenn ich<br />
es wollte. Zurück nach Neukölln, durch die<br />
vertrauten Strassen, zurück in das rote Haus,<br />
zurück in mein Zimmer mit all meinen Sachen,<br />
meinen Büchern, zurück zu Mama und<br />
unseren Fernsehabenden, zurück auf meinen<br />
Kin<strong>der</strong>-Trip-Trap-Stuhl beim Essen, unserem<br />
Süßes-Fach im Schrank mit <strong>der</strong> einen immer<br />
verratenden knarzenden Tür, zurück zu<br />
Hannelore und ihrer kleinen, urigen Küche<br />
und all den an<strong>der</strong>en vielen Dingen. Aber das<br />
kann ich jetzt für ein Jahr nicht.<br />
Gestern zum Beispiel rief ich Papa an, da ich<br />
wissen wollte, wie Michael Kanias Trauerfeier<br />
von Statten gegangen war. Im Hintergrund<br />
vernahm ich ein mir sehr vertrautes und<br />
wenig geliebtes Geräusch – die Einparkhilfe<br />
unseres Audi, diesen überaus nervigen<br />
Piepton. Das war reichlich merkwürdig, so<br />
nahe wirkend dieses Geräusch zu hören und<br />
gleichzeitig zu wissen, dass <strong>der</strong> dazugehörige<br />
Ort sehr weit von mir entfernt liegt. Ich kann<br />
mir einerseits nicht vorstellen, Uganda zu<br />
verlassen und mich wie<strong>der</strong> in diesem Auto<br />
zu befinden, in die Innstrasse einzubiegen<br />
und mir die Ohren zuzuhalten, weil mich<br />
dieser Piepton nervt, auszusteigen und den<br />
schönen Mief Neuköllns in meiner Nase zu<br />
spüren, aber an<strong>der</strong>erseits erwarte ich diesen<br />
Moment sehnsüchtig.<br />
Foto: <strong>Mai</strong>ke Loerzer<br />
Mein neues Leben in Uganda zieht ganz<br />
an<strong>der</strong>e Bahnen, als das meiner Lieben<br />
zuhause in Deutschland. Das ist auch etwas.<br />
Natürlich erreichten mich die Nachrichten<br />
von Iris Bethkes und Michael Kanias Tod. Es<br />
bestürzte mich, aber ich vergaß es auch immer<br />
wie<strong>der</strong>. Ich versuche es mir immer wie<strong>der</strong><br />
in Erinnerung zu rufen, denn ich weiß,<br />
dass ihre Verwandten und Freunde gerade<br />
eine sehr schwere Zeit durchmachen und<br />
wäre ich zuhause hätte ich natürlich Anteil<br />
genommen, wäre eben letzten Freitag mit<br />
all den 400 an<strong>der</strong>en Menschen in unserer<br />
Kirche gewesen, um Abschied von diesem<br />
einzigartigen Mann zu nehmen, <strong>der</strong> so<br />
vielen Menschen eine Menge gegeben hat.<br />
Aber ich bin hier, auf einem an<strong>der</strong>en Kontinent,<br />
und es ist mir alles so fern. Ich werde<br />
im September zurück nach Berlin kommen,<br />
und wenn ich <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong>, mein zweites<br />
Zuhause seit Kin<strong>der</strong>gartentagen, betreten<br />
werde, werden diese zwei Menschen nicht<br />
mehr da sein, obwohl sie das doch immer<br />
waren, und das ist sehr schwer für mich zu<br />
begreifen. Man nimmt meistens selbstverständlich<br />
an, dass das eigene Zuhause sich<br />
nie verän<strong>der</strong>t, jedenfalls nicht gravierend.<br />
Und dann kann innerhalb eines Jahres doch<br />
einiges passieren ...<br />
<strong>Mai</strong>ke Loerzer<br />
4 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
THEMA<br />
Unsere himmlische Heimat<br />
Ein Indonesier in Neukölln<br />
Oft wurde ich gefragt: „Hast du nicht<br />
Sehnsucht nach deiner Heimat? Hast du<br />
kein Heimweh?“. Ich frage mich selbst:<br />
„Wo ist meine Heimat eigentlich?“<br />
Schon gleich von Anfang, sogar als ich<br />
in Deutschland, genauer gesagt in Berlin,<br />
angekommen bin, fühlte ich mich nicht so<br />
aufgeregt, als ob ich wie ein Fremdling in<br />
einem fremden Land bin.<br />
Ich bin in Jakarta, Indonesien, geboren und<br />
aufgewachsen. Nach dem Abitur bin nach<br />
Berlin gereist um zu studieren. So einen<br />
Fernflug hatte ich vorher nicht. Angefangen<br />
habe ich mit <strong>der</strong> Sprachschule, und danach<br />
mit dem Studium. Während des Studiums<br />
lernte ich Erna kennen, die ich im Jahr 2006<br />
geheiratet habe. Und seit Oktober 2010 ist<br />
unsere Familie durch die Geburt unseres<br />
ersten Sohns Theodor gewachsen.<br />
Ich lebe hier in Berlin schon länger als 15<br />
Jahre. Man kann sagen, dass Berlin für mich<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger meine Heimat geworden<br />
ist. Es ist nicht, weil ich in Berlin schon fast<br />
die Hälfte meines Lebens verbracht habe,<br />
son<strong>der</strong>n weil ich hier auch eine Familie in<br />
Christus habe, natürlich nicht nur in <strong>der</strong><br />
indonesischen <strong>Gemeinde</strong>, aber ohne Frage<br />
auch in <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong>, wo wir<br />
wirklich von Anfang an wie eine Familie aufgenommen<br />
wurden. Ich kann mich noch an<br />
vor mehr als 10 Jahren erinnern. Als Pfarrer<br />
Dieter Spanknebel uns empfangen hat, sagte<br />
er: „Fühlt euch hier in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> wie zu<br />
Hause“. Das bedeutet für uns, dass wir als<br />
Familie in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> adoptiert sind.<br />
Was versteht man unter Heimat? Ist es <strong>der</strong><br />
Ort, in dem man geboren wurde und aufgewachsen<br />
ist? O<strong>der</strong> wo man seine Familie<br />
bzw. seine Freunde hat?<br />
Heimat für mich ist nicht <strong>der</strong> Ort, in dem ich<br />
geboren bin, auch nicht <strong>der</strong> Ort, an dem ich<br />
aufwuchs und auch nicht die Orte, in denen<br />
ich bisher gelebt habe, und auch nicht <strong>der</strong><br />
Ort, in dem ich mich sehr wohl gefühlt habe.<br />
Ich bin nur Gast und Fremdling auf Erden.<br />
Letztendlich bin ich nur auf <strong>der</strong> Durchreise,<br />
denn unsere Heimat ist im Himmel (Phil<br />
3,20). Unser Herrn Jesus bereitet viele<br />
Wohnungen in unserer himmlischen Heimat<br />
(Joh 14,2).<br />
Zurück zu <strong>der</strong> Frage, die man mir oft stellt.<br />
Ja, habe ich Sehnsucht nach meiner Heimat,<br />
aber meiner himmlischen Heimat. Ich freue<br />
mich schon auf den Tag, wo ich bei Gott sein<br />
werde.<br />
Das Heimweh zur himmlischen Heimat soll<br />
nicht die Bedeutung des Lebens und das<br />
Engagement hier in <strong>der</strong> irdischen Heimat<br />
min<strong>der</strong>n, wie Paulus in Philipperbrief sagt:<br />
„Denn für mich ist Christus das Leben, und<br />
das Sterben ist mein Gewinn. Wenn aber das<br />
Leben im Fleische mir Gelegenheit gibt zu<br />
fruchtbarer Wirksamkeit, so weiß ich nicht,<br />
was ich wählen soll. Denn ich werde von<br />
beidem bedrängt: Ich habe Lust, abzuscheiden<br />
und bei Christus zu sein, was auch viel<br />
besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleische<br />
zu bleiben um euretwillen.“<br />
(Phil 2,21-24)<br />
Daniel Cahyadi<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
5
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
Und viel kam rüber<br />
Michael Kania *29. November 1950 † 31. Januar <strong>2013</strong><br />
Am 1. März <strong>2013</strong> wurde Michael Kania beerdigt, genau an dem<br />
Tag, an dem er, Kind <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> von Geburt an, sein 40-jähriges<br />
Dienstjubiläum in <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong> begangen<br />
hätte. Lange Jahre, viele Ereignisse, zahllose Geschichten.<br />
Einige Wegbegleiter haben ihre Erinnerungen aufgeschrieben.<br />
An<strong>der</strong>e wären möglich gewesen. Manches mag fehlen. Die Mittagsandachten,<br />
das Erntedankfest, die Band, das Schallplatten-<br />
Kabuff beim Basar ...<br />
Die erste Halbzeit<br />
Ich habe mit Michael von 1972-1987 zusammengearbeitet.<br />
Weil er ein Fußballer war,<br />
nenne ich das die „Erste Halbzeit“, obwohl<br />
die „Zweite“ ja einen viel größeren Zeitraum<br />
umfasste.<br />
Daß wir beide uns für Fußball interessierten,<br />
echt und nicht nur so, hat uns bis zuletzt<br />
verbunden. Aus dem Stand heraus konnten<br />
wir darüber philosophieren und Freud und<br />
Leid austauschen.<br />
In an<strong>der</strong>er Hinsicht ging es nicht so weich<br />
wie Butter miteinan<strong>der</strong>. Ich war nicht aus<br />
Neuköllner Holz, ein Politologe (???), noch<br />
schwerer zu (be)greifen als die Pfarrer, von<br />
Musik <strong>der</strong> Jugendlichen keine Ahnung noch<br />
Neigung. Vielleicht war ich genauso überflüssig<br />
wie mein intellektuell-spannen<strong>der</strong>, anarchisch-verstören<strong>der</strong><br />
Vorgänger Jo Schmejkal.<br />
Eine Kopfgeburt des Teams jedenfalls.<br />
O<strong>der</strong> taugte ich für die Nie<strong>der</strong>ungen des<br />
Jugendclubs, <strong>der</strong> IGJ (Initiativ-Gruppe-<br />
Jugendarbeit)?<br />
Wir kamen uns näher, obwohl Michael<br />
schnell merkte, dass auch ich – verheiratet<br />
und bald mit Kind – die radikale Hoffnung<br />
auf Lebensgemeinschaft, wie im urchristlichen<br />
Kommunismus, nicht zu teilen gewillt<br />
war. Wir kamen uns näher in <strong>der</strong> Planung<br />
des Jugenclubs (lange Phase!), im Mehr-Tunals-Reden,<br />
beson<strong>der</strong>s aber in <strong>der</strong> bald beginnenden<br />
England-Arbeit von <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong>.<br />
Da hatte ich einiges mitzubringen (Coventry<br />
Cathedral u.a.). Aber konnte ich ahnen, dass<br />
Michael schon mit 20 vier Wochen mit drei<br />
Neuköllner Freunden in London zugebracht<br />
hatte? 1970!! Als Neuköllner!<br />
In <strong>der</strong> Planung eines ganz eigenen, geerdeten<br />
Modells für Begegnungen von<br />
Neuköllner Jugendlichen mit dem fremden<br />
Nachbarn England trafen wir uns. Learning<br />
by doing statt Sühnezeichenlager. Kein übergestülptes<br />
Versöhnungsinteresse son<strong>der</strong>n<br />
Ansetzen bei dem Wunsch: Wir wollen mal<br />
raus! Mit Freunden aus <strong>der</strong> Boddin- und<br />
Schönstedtstraße sowieso. England ist weit<br />
und Bahn und Schiff versprechen Abenteuer.<br />
Englische Musik hören wir Tag für Tag und<br />
spielen sie unterwegs auf dem Cassettenrecor<strong>der</strong>.<br />
Guinness und Tower und Simon and<br />
Garfunkel werden uns erwarten. Aber auch<br />
das zerbombte Coventry und eine Woche in<br />
Familien (o Schreck), 'Father Forgive' in den<br />
Ruinen <strong>der</strong> Kathedrale und<br />
selbstgebastelte Andachten<br />
in <strong>der</strong> Chapel of Unity. Und<br />
nächtelang reden, Musik hören,<br />
auf dem Teppich liegen,<br />
selbstorganisiertes Leben<br />
erproben im fremden Land.<br />
Keiner kam unverän<strong>der</strong>t<br />
nach Hause. Alle irgendwie<br />
Botschafter. Mehr churchy.<br />
Und als England-Freunde.<br />
Menschenfreunde. Uns gehört<br />
sogar eine Kathedrale,<br />
ein bißchen, obwohl unsere<br />
Väter dort Feinde waren (und<br />
Michaels Vater englischer<br />
Kriegsgefangener).<br />
Mit <strong>der</strong> Anglophilie und dem<br />
Mythos Englandfahrt haben<br />
wir viele angesteckt.<br />
Zur Jugendarbeit bei <strong>Martin</strong><br />
<strong>Luther</strong> zählten die Jugendfreizeiten<br />
wie die Luft zum<br />
Atmen. Von Dassel über Heideburg, Langenbieber,<br />
Wyk, Saalbach, Pisselberg. Immer<br />
wie<strong>der</strong> Pisselberg. Bis zuletzt. Und Michael<br />
<strong>der</strong> Tänzer, mit hochgerecktem Arm, wie <strong>der</strong><br />
„Joseph“ auf dem Musical-Plakat von <strong>Martin</strong><br />
<strong>Luther</strong>. Und eine Monatszeitung nannte er<br />
sein eigen: den <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Express, „in<br />
Neukölln ganz oben“, mit <strong>der</strong> monatlichen<br />
Auslegung eines aktuellen Songs. Einzigartig<br />
in Berlin.<br />
Michael, <strong>der</strong> die „Edelrocker“ im Jugendclub<br />
ebenso fürchtete wie auch zu nehmen<br />
wusste, waren sie doch nur Altersgenossen<br />
und <strong>Gemeinde</strong>kin<strong>der</strong> wie er. Und <strong>der</strong><br />
zugleich entschlossen dafür eintrat, „seinen“<br />
Michael bei den Proben zum Joseph Musical<br />
Foto: Sven Ratzel<br />
6 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
Jugendclub zu schließen, nachdem ihm dort<br />
zum ersten Mal nach zwölf Jahren Gewalt<br />
angetan wurde. Die Kirchenhaut war unwi<strong>der</strong>ruflich<br />
verwundet.<br />
Michael, einer <strong>der</strong> letzten Teamarbeiter, wie<br />
auch sein, des Teams Kritiker <strong>der</strong> ersten<br />
Stunde.<br />
Er hatte ein minutiöses Gedächtnis dieser<br />
Lebensgemeinschaft, für die er lebte,<br />
gerne lebte, bis zum Schluss. Beson<strong>der</strong>s<br />
als Kümmerer für alle, die ihn brauchten.<br />
Michael, <strong>der</strong> so handfest war, aber nur, weil<br />
er innerlich brannte. Voll von evangelischem,<br />
protestantischen Geist. Und viel kam rüber.<br />
Merci. Adieu. Komm gut rüber.<br />
Wolfgang Barthen<br />
Zu Besuch bei St. <strong>Martin</strong>, Pfingsten 2012<br />
Foto: <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong><br />
Da Michael die englische Sprache sehr<br />
geliebt hat, haben wir die folgenden drei<br />
Beiträge nicht übersetzt. Eine deutsche<br />
Übersetzung liegt im <strong>Gemeinde</strong>büro für<br />
Sie bereit.<br />
„In the springtime of 1975 I awaited the<br />
arrival of the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> Kirche youth<br />
group on their first visit to Kennedy House<br />
at Coventry Cathedral. I remember being<br />
inside the foyer of the hostel and opening<br />
both doors to welcome and greet the group<br />
on their arrival with a few words of German,<br />
hoping to make them feel a little bit at<br />
home. Wolfgang Barthen and Michael Kania<br />
introduced themselves as lea<strong>der</strong>s of the<br />
group. My first impression of Michael was of<br />
a blond-haired and bespectacled, lively and<br />
sporty young man, keen to speak English.<br />
The group had obviously been well prepared<br />
by him and Wolfgang, and their programme<br />
had been planned to the last detail. Michael<br />
was clearly thoroughly engaged in carrying<br />
out the programme to gain the best<br />
experiences for the young people from their<br />
visits to a car factory, a Sikh Temple and the<br />
Cathedral by night and day, and doing some<br />
work in clearing an old canal. He had a<br />
commanding voice, with which he frequently<br />
called the group to or<strong>der</strong>. But he also played<br />
football with them enthusiastically in the<br />
Kennedy House garden. Little did I realise<br />
then that this would lead to so many annual<br />
links to Coventry and other parishes in the<br />
UK, and develop into the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />
Kirche‘s ‚England Partnership‘, to which he<br />
committed himself so tirelessly over nearly<br />
40 years. Out of this grew the loyal friendship<br />
which Michael and his family showed us<br />
over those years.<br />
Ken Woolhouse (previously<br />
Warden of Kennedy House)<br />
Michael was part of the first Berlin-London<br />
partnership conference in 2000. They met<br />
one evening at St Anne’s, Soho. Michael<br />
liked what he learned about our parish and<br />
returned later that year with a youth group<br />
and repeated his invitation to <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />
– and we accepted. He and I then worked together<br />
for twelve years to plan and organise<br />
the annual exchange parish visits, first with<br />
St Anne’s and since 2011 with the neighbouring<br />
parish of St <strong>Martin</strong>-in-the-Fields.<br />
Working with Michael was a pleasure. We<br />
quickly sensed goals we shared and Michael<br />
was always encouraging and supportive, as<br />
well as skilled in adapting the programme to<br />
the people in our groups.<br />
As he promised, we felt like visitors rather<br />
than tourists. Of course we saw the sights of<br />
Berlin, but we also learned about the work<br />
of the parish and the deanery. And we were<br />
guests of parish families, which has led to<br />
friendships that continue.<br />
Our two bishops had hoped for the creation<br />
of true partnership. In the giving and receiving<br />
of our stories, the stories of our lives<br />
and of the life of our communities, lies the<br />
hope for greater un<strong>der</strong>standing.<br />
Although Michael and I didn’t think of the<br />
visits in terms of “reconciliation”, that has<br />
happened. The pleasure and strength of<br />
the friendships made will encourage the<br />
continuation of the partnership and the<br />
exchange visits. This would be our memorial<br />
for Michael.<br />
Bob O’Dell<br />
‚I met Michael through his work with Bob,<br />
my partner, on the London-Berlin exchange<br />
which they ran between <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> in<br />
Neukoln and St Anne‘s in Soho. Michael<br />
appeared to me more like a force of nature<br />
than the quiet, churchgoing man I expected<br />
at first glance. Over the years he has stayed<br />
with us in London on many more than the<br />
exchange trips, and his visits have always<br />
been delightful as his energy and enthusiasm<br />
for so many things was always infectious.<br />
He and I bonded particularly around<br />
music, both being men who came of age in<br />
the 1970s and still nourish passions for pop<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
7
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
from that decade - every time I hear T Rex I<br />
think of Michael!<br />
It is because of the London-Berlin exchange<br />
that I have ‚discovered‘ Berlin and grown to<br />
love the city. Michael ensured that visits to<br />
Berlin were charming, hospitable, sociable<br />
and lots of fun. Everyone who went on these<br />
visits had so much more than a ‚tourist‘<br />
experience, and for me Berlin is now the<br />
home of so many friend. Having people from<br />
<strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> visiting us in London has been<br />
a very positive thing for our community.<br />
Joni Mitchell famously sang: „Don‘t it always<br />
seem to go/That you don‘t know what you‘ve<br />
got/Till its gone“ - I quote her in homage to<br />
our shared love of pop. Michael has suddenly,<br />
and very sadly, gone. Only now do I begin<br />
to realise all the things about him that I just<br />
took for granted all these years. I have lost a<br />
very dear friend. Goodbye, Michael.‘<br />
David Gleeson<br />
Plakat zum Auftritt <strong>der</strong> Band im Juni 2012<br />
Die Jugendarbeit <strong>der</strong> 1980er<br />
„Dann musst du im GJR mitarbeiten!“<br />
Das war Michaels Antwort auf meine Kritik,<br />
dass es sehr schwer für mich war, mit den<br />
Neuköllner Jugendlichen im ML-Jugendclub<br />
in Kontakt zu kommen. Das machte ich auch,<br />
aber da ahnten wir beide nicht, dass kurz<br />
danach die „offene Jugendarbeit“ im dritten<br />
Stock gewaltbedingt eingestellt werden<br />
musste. So trafen sich zunächst einige Jugendleiter/innen<br />
bei Michael privat zuhause,<br />
um mit ihm ein neues Konzept für eine<br />
„geschlossene Gruppenarbeit“ zu erarbeiten.<br />
Wir starten schnell mit den ersten Gruppen.<br />
Hierbei verstand es Michael sehr gut, die<br />
Talente <strong>der</strong> einzelnen engagierten Jugendleiter/innen<br />
zu for<strong>der</strong>n und zu för<strong>der</strong>n. Aus den<br />
diversen Gruppen wuchs eine neue Generation<br />
selbstbewusster Jugendleiter heran.<br />
Ihr Verhältnis zu Michael war von Anfang an<br />
nicht einfach. Aber es zeichnete Michael aus,<br />
dass er auch Aktivitäten nicht unterband,<br />
von denen er nicht überzeugt war.<br />
Auch über die <strong>Gemeinde</strong>grenzen hinweg<br />
wirkte Michael. So ermutigte er uns z.B. im<br />
Kreisjugendkonvent mitzuarbeiten und auch<br />
dort Verantwortung zu übernehmen. Heute,<br />
über 25 Jahre nach dieser Zeit, kann ich<br />
für mich (und sicher auch für viele an<strong>der</strong>e)<br />
behaupten, dass wir mit und durch Michael<br />
viel gelernt haben, wovon wir bis heute in<br />
unseren Familien und Berufen profitieren.<br />
Aus Jugendlichen wurden Jugendleiter/innen<br />
und Freunde. Mit Michael haben wir einen<br />
guten Freund verloren. Er wird uns sehr<br />
fehlen!<br />
Mike Röttgen<br />
Tischtennis und Fußball<br />
Im Sommer 1981 hat sich während <strong>der</strong><br />
Sommerfreizeit, bedingt durch die Umstellung<br />
<strong>der</strong> Offenen Jugendarbeit auf Gruppenarbeit<br />
eine Tischtennisgruppe gebildet, die<br />
Michael Kania leitete und bis zu seinem Tod<br />
erfolgreich weiterführte. Bis in die 90er Jahre<br />
hinein habe ich sehr viele schöne Erinnerungen<br />
an die Rundenspiele in <strong>der</strong> Kirchenliga.<br />
Beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll war immer <strong>der</strong><br />
Kuchen (wahrscheinlich ist das <strong>der</strong> Grund,<br />
warum noch heute Kirschstreusel mein Liebstes<br />
ist …), den Michael unseren Gegnern<br />
regelmäßig angeboten hat. Ihm war die Gastfreundschaft<br />
immer ein wichtiges Anliegen<br />
und das hat er uns weitervermittelt. Zudem<br />
hat er uns immer angehalten, auch selbst<br />
Verantwortung zu übernehmen und so habe<br />
ich ab 1985 die 2. Tischtennismannschaft<br />
geleitet. Als die 1. Mannschaft 1985 erstmals<br />
aufstieg, haben wir <strong>der</strong> „Ersten“ einen Gorilla<br />
Als Darsteller im Joseph-Musical 2009<br />
Foto: Peter Spanknebel<br />
als Maskottchen geschenkt, den er, wie ich<br />
nun erfahren habe, immer noch in seinem<br />
Schrank stehen hat. Aber auch <strong>der</strong> Fußball<br />
war Michael immer wichtig und so haben wir<br />
das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kirchenfußballturnier<br />
bestritten. Auch die „Wasserschlacht von<br />
Braeside“ in England auf <strong>der</strong> Englandgruppenreise<br />
1983 und in den letzten Jahren die<br />
diversen Fußballspiele in Pisselberg mit <strong>der</strong><br />
„Jungen Erwachsenengruppe“ (inzwischen<br />
dann auch mit den eigenen Kin<strong>der</strong>n) waren<br />
immer sehr spannend. Und dort konnte<br />
man auch die ehrgeizige Seite von Michael<br />
kennenlernen, <strong>der</strong> nicht gerne verlor. Und<br />
so wird es ihn bestimmt freuen, wenn seine<br />
Hertha wie<strong>der</strong> aufsteigt.<br />
Michael Loerzer<br />
Wie Joseph in den Konfirmandenunterricht<br />
kam<br />
Bunte Ballons, die Joseph-Geschichte und<br />
selbstgesungene Musik. All das charakterisierte<br />
zum einen die Konfirmation <strong>der</strong><br />
letzten Konfirmandengruppe, die Michael<br />
zusammen mit mir machte und zum an<strong>der</strong>en<br />
sind es drei Dinge die ich mit ihm beson<strong>der</strong>s<br />
in Verbindung bringe. Es war interessant<br />
8 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
Michael mit seiner letzten Konfirmandengruppe 2010<br />
meinen Patenonkel einmal in einem ganz<br />
an<strong>der</strong>en Kontext und Umfeld zu erleben. Er<br />
glich in diesem Zusammenhang eher einem<br />
sehr geduldigen Lehrer, <strong>der</strong> versuchte die<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden auf<br />
verschiedenste Art zu erreichen mit seiner<br />
ruhigen und gewissenhaften Art. Als wir<br />
merkten, wie sehr sie Gefallen an <strong>der</strong> Joseph<br />
Geschichte fanden, war schnell klar, dass<br />
dieses Thema lange behandelt werden<br />
würde, vor allem aber auch an <strong>der</strong> Konfirmation<br />
wie<strong>der</strong> aufgenommen werden musste.<br />
Selbstverständlich kam das mir und vor<br />
allem Michael sehr entgegen, da sich durch<br />
das Musical 2009 nicht nur ein Traum für ihn<br />
erfüllte, son<strong>der</strong>n diese seine absolute Lieblingsgeschichte<br />
aus <strong>der</strong> Bibel war. In diesen<br />
eineinhalb Jahren beobachtete ich, wie sehr<br />
es ihm Spaß machte, sich gemeinsam mit<br />
Jugendlichen über biblische Texte auszutau-<br />
schen und sie zu interpretieren. Für mich<br />
ist es von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, dass ich<br />
die Chance hatte ihn in diesem Kontext zu<br />
erleben und somit Ansichten und Meinungen<br />
kennenzulernen über die wir sonst nicht<br />
unbedingt gesprochen hätten. Ich finde es<br />
ist sehr schade, dass Menschen in Zukunft<br />
seine Begeisterung für die Joseph-Geschichte<br />
nicht mehr erleben können.<br />
Maren Loerzer<br />
Die zweite Halbzeit<br />
Die zweite Halbzeit von Michaels beruflicher<br />
Tätigkeit in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> war geprägt durch<br />
sein Engagement im Gelingen <strong>der</strong> Caféidee<br />
bei <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong>. Er hat das Café zu dem<br />
seinen gemacht, ohne an<strong>der</strong>en dabei den<br />
Raum zur Entfaltung zu nehmen.<br />
„Ist Michael da?“ – Eine typische Frage, die<br />
durchs Café schallt.<br />
Und jetzt müssen wir antworten: „Nein“. Nie<br />
wie<strong>der</strong> wird er da sein, <strong>der</strong> Motor des Cafés.<br />
Immer wollte er ein guter Gastgeber sein,<br />
im Namen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> und auch selbst.<br />
Jeden willkommen heißen – gerade auch die<br />
Mühsamen und Beladenen.<br />
Woran denke ich bei Michael und <strong>Luther</strong>’s<br />
Café in <strong>der</strong> Kirche?<br />
An die vielen Sitzungen <strong>der</strong> Konzeptionsgruppe<br />
Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre, die er akribisch<br />
protokollierte, damit auch ja keine Beiträge,<br />
Wünsche, Ideen verlorengingen.<br />
An die vielen verschiedenen Teams, mit all<br />
ihren unterschiedlichen Ansprüchen an die<br />
Mitarbeit im Café, die er immer in ihren<br />
Eigenheiten und Kompetenzen unterstützt<br />
hat. Jeden so nehmen wie er ist, war da sein<br />
Motto.<br />
An Musik, die er insbeson<strong>der</strong>e in den ersten<br />
Jahren je nach Stimmung gezielt aussuchte.<br />
An die vielen Praktikanten, MAE-Kräfte und<br />
neuen Ehrenamtlichen, die er unermüdlich in<br />
die Philosophie unserer <strong>Gemeinde</strong> einführte.<br />
An Michael, den Einkäufer, dem es so wichtig<br />
war hier bei uns im Kiez einzukaufen und<br />
präsent zu sein, um an den Menschen dran<br />
zu sein und Stimmungen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />
mitzubekommen.<br />
An die vielen Besucher, denen er vollkommen<br />
vorurteilsfrei begegnete, sich ihnen mit<br />
Zeit und Offenheit zuwandte und damit für<br />
uns alle ein natürliches Beispiel setzte.<br />
An ein Vorbild, das er nie sein wollte, denn<br />
er hasste es im Mittelpunkt zu stehen.<br />
An ein Kirchencafé im Paradies, in dem er<br />
uns alle begrüßen wird, wenn wir uns wie<strong>der</strong>sehen<br />
... bis dahin Michael, mein Freund.<br />
Marion Loerzer<br />
Danksagung<br />
Im Namen von Familie Kania und <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> danken wir allen für die große Anteilnahme zum Tod von Michael Kania.<br />
Die für die Familie direkt bestimmten Spenden werden auf Wunsch <strong>der</strong> Familie dazu genutzt, eine Bronzetafel in unserem Erinnerungsfeld<br />
zu finanzieren. Diese Tafel wird im Rahmen <strong>der</strong> Besuchs unserer englischen Partnergemeinde St. <strong>Martin</strong>-in-the-Fields im<br />
September <strong>2013</strong> verlegt werden.<br />
Allen Spen<strong>der</strong>n wird herzlich gedankt<br />
i.A. Marion Loerzer, Vorsitzende des <strong>Gemeinde</strong>kirchenrates<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
9
KULTUR<br />
Nachtgedanken<br />
von Heinrich Heine<br />
Denk ich an Deutschland in <strong>der</strong> Nacht,<br />
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,<br />
Ich kann nicht mehr die Augen schließen<br />
Und meine heißen Tränen fließen.<br />
Deutschland hat ewigen Bestand,<br />
Es ist ein kerngesundes Land,<br />
Mit seinen Eichen, seinen Linden,<br />
Werd‘ ich es immer wie<strong>der</strong>finden.<br />
Die Jahre kommen und vergehn!<br />
Seit ich die Mutter nicht gesehn,<br />
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;<br />
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.<br />
Nach Deutschland lechzt´ ich nicht so sehr,<br />
Wenn nicht die Mutter dorten wär;<br />
Das Vaterland wird nie ver<strong>der</strong>ben,<br />
Jedoch die alte Frau kann sterben.<br />
Mein Sehnen und Verlangen wächst.<br />
Die alte Frau hat mich behext,<br />
Ich denke immer an die alte,<br />
Die alte Frau, die Gott erhalte!<br />
Seit ich das Land verlassen hab,<br />
So viele sanken dort ins Grab,<br />
Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,<br />
So will verbluten meine Seele.<br />
Die alte Frau hat mich so lieb,<br />
Und in den Briefen, die sie schrieb,<br />
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,<br />
Wie tief das Mutterherz erschüttert.<br />
Und zählen muß ich – mit <strong>der</strong> Zahl<br />
Schwillt immer höher meine Qual;<br />
Mir ist, als wälzten sich die Leichen,<br />
Auf meine Brust – Gottlob! Sie weichen!<br />
Die Mutter liegt mir stets im Sinn.<br />
Zwölf lange Jahre flossen hin,<br />
Zwölf lange Jahre sind verflossen,<br />
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.<br />
Gottlob! durch meine Fenster bricht<br />
Französisch heit´res Tageslicht;<br />
Es kommt mein Weib, schön wie <strong>der</strong> Morgen<br />
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.<br />
Albrecht Dürers Bildnis seiner Mutter von 1514<br />
Quelle: Wikimedia Commons<br />
Kalen<strong>der</strong>blatt<br />
BUCHTIPP<br />
FILMTIPP<br />
26.04.2010 | Ausstellung zum Friedhofslager<br />
Neukölln eröffnet<br />
In den Jahren 1942-45 betrieben 42 Kirchengemeinden<br />
gemeinsam ein Zwangsarbeiterlager<br />
auf einem Friedhof an <strong>der</strong> Hermannstraße.<br />
Der Ausstellungspavillon auf dem<br />
Thomas-Kirchhof erinnert an dieses Lager<br />
und veranschaulicht zum <strong>Teil</strong> anhand von<br />
Lebensläufen ehemaliger Zwangsarbeiter<br />
das Schicksal <strong>der</strong> Menschen aus Osteuropa,<br />
die unter lebensbedrohlichen Bedingungen<br />
in diesem Lager leben mussten.<br />
Betreut wird die Ausstellung von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern <strong>der</strong> AG Zwangsarbeiter<br />
<strong>der</strong> Landeskirche. Sie suchen für diesen<br />
Sommer dringend Unterstützung für die<br />
Aufsicht während <strong>der</strong> Öffnungszeiten.<br />
Interessenten können sich bei Beate Kratochwil<br />
von <strong>der</strong> AG Ns-Zwangsarbeit unter Tel:<br />
030/2859690, beakra@freenet.de melden.<br />
Heimatmuseum | Siegfried Lenz<br />
Im Krankenhaus liegend lernt man den Ich-<br />
Erzähler dieses Romans, den Teppichwirker<br />
Zygmunt Rogalla kennen. Er hat schwere<br />
Brandverletzungen erlitten, als er das von<br />
ihm in Schleswig-Holstein errichtete masurische<br />
Heimatmuseum in Brand gesteckt hat.<br />
Vom Krankenbett aus versucht er seinem<br />
Besucher, dem jungen Freund seiner Tochter,<br />
zu erklären, was ihn zu dieser verstörenden<br />
Tat getrieben hat.<br />
Seine Erzählung beginnt Zygmunt mit <strong>der</strong><br />
Schil<strong>der</strong>ung seiner Kindheit in Masuren, um<br />
dann über das Erleben <strong>der</strong> beiden Weltkriege,<br />
<strong>der</strong> Flucht und des Neubeginns bis hin zur<br />
Zerstörung seines Lebenswerks zu kommen,<br />
die aus seiner Sicht notwendig war, um den<br />
Missbrauch des Begriffs Heimat zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
mk<br />
dtv, Taschenbuch 14,90 €<br />
Willkommen bei den Sch’tis<br />
Weil er bei <strong>der</strong> Bewerbung um einen begehrten<br />
Posten geschummelt hat, wird <strong>der</strong><br />
französische Postbeamte Philippe Abrams<br />
in eine verrufene Gegend in Nordfrankreich<br />
strafversetzt.<br />
Unvorstellbar, dass man dort jemals heimisch<br />
werden könnte, weshalb sich auch<br />
seine Familie weigert, ihn an seinen neuen<br />
Wohnort zu begleiten.<br />
Zunächst scheinen sich alle Vorurteile zu bestätigen,<br />
aber <strong>der</strong> Film wäre keine Komödie,<br />
wenn <strong>der</strong> Verbannte nicht doch nach und<br />
nach so manches Liebenswerte an seiner<br />
neuen Heimat entdecken würde.<br />
Am Montag, den 10. Juni um 19 Uhr<br />
zeigen wir den Film im <strong>Gemeinde</strong>saal auf <strong>der</strong><br />
großen Leinwand. Der Eintritt ist frei.<br />
mk<br />
10 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
KULTUR<br />
AUS LUTHER´S BACKSTUBE<br />
Kirschstreuselkuchen<br />
Zutaten:<br />
2 Gläser Schattenmorellen<br />
325 g Mehl<br />
210 g Zucker<br />
250 g Butter<br />
1-2 EL gemahlene Mandeln<br />
4 Eier<br />
1 TL Backpulver<br />
Zubereitung:<br />
Die Kirschen abtropfen lassen. Ein Backblech<br />
mit Backpapier auslegen.<br />
Für die Streusel 125 g Mehl mit 60 g Zucker,<br />
50 g Butter und den Mandeln verkneten.<br />
Streusel 10 Minuten im Kühlschrank kaltstellen.<br />
Für den Boden 200 g Butter und 150<br />
g Zucker schaumig schlagen, Eier einzeln<br />
einrühren. 200g Mehl und das Backpulver<br />
mischen und unterrühren. Teig auf das Backblech<br />
streichen, Kirschen darüber verteilen,<br />
Streusel darauf streuen. Kuchen im Ofen bei<br />
200 Grad (Umluft 180) 25-30 min. backen,<br />
auskühlen lassen und (mit Sahne) genießen.<br />
Marion Loerzer<br />
© Katharina Bregulla / Pixelio.de<br />
AUSFLUGSTIPP<br />
Radtour von Spandau nach Hennigsdorf<br />
Diesmal habe ich einen Vorschlag für alle,<br />
die gern mit dem Fahrrad unterwegs sind.<br />
Wir fahren von Spandau nach Hennigsdorf.<br />
Start ist am Bahnhof Spandau. Den Bahnhof<br />
verlassen wir zur Seegefel<strong>der</strong> Straße hin, <strong>der</strong><br />
wir nach links bis zur Galenstraße folgen. In<br />
die biegen wir ein (rechts), bis auf <strong>der</strong> linken<br />
Seite ein Weg in eine Parkanlage führt. Von<br />
nun an praktisch immer gerade aus fahren,<br />
erst durch eine Grünanlage mit ausgedehnten<br />
Wiesen, dann ein großes Stück den<br />
Spekteweg entlang.<br />
Er endet an Bahngleisen, diese überqueren,<br />
dann den großen Spektesee umrunden. Die<br />
Spekte war einmal ein kleines Flüsschen,<br />
jetzt sind aber nur kleine Seen übrig geblieben,<br />
die zu einem wun<strong>der</strong>baren Grünzug<br />
ausgebaut wurden. Durch die Spektewiesen<br />
zur Spektelake; wo dieser See endet, verbindet<br />
sich unser Weg mit dem Mauerradweg<br />
– wir sind bereits an <strong>der</strong> Stadtgrenze Berlins<br />
angekommen.<br />
Dem Mauerradweg folgen wir nun nach<br />
Norden, immer geradeaus, die Markierung<br />
beachten. Die Falkenseer Chaussee wird<br />
überquert. Zwischen Spandauer Kliniken<br />
und <strong>der</strong> Siedlung Falkenhof führt <strong>der</strong> Weg<br />
durch die Wiesen, dann geht es hinein in den<br />
Spandauer Forst. Herrlich, auf asphaltiertem<br />
Weg durch den Wald zu radeln, die paar Steigungen<br />
machen da nichts aus. Wenn auf <strong>der</strong><br />
linken Seite eine große Freifläche erscheint,<br />
wissen wir, dass dort die ehemalige Exklave<br />
Eiskeller liegt, ein Areal voller interessanter<br />
Biotope, wo man seltene Pflanzen und<br />
Schmetterlinge finden kann. Aber wir haben<br />
noch viel vor, darum lassen wir Eiskeller links<br />
liegen. Der Stadtgrenze folgend, macht unser<br />
Weg einen Bogen nach rechts, überquert die<br />
Schönwal<strong>der</strong> Allee, führt am Laßzinssee und<br />
dem Naturschutzgebiet Großer Rohrpfuhl<br />
vorbei und erreicht die Nie<strong>der</strong>neuendorfer<br />
Allee. Diese wird überquert (aufpassen,<br />
ein kleines Stück geht es auf <strong>der</strong> Straße<br />
entlang!), dann kommen wir an <strong>der</strong> Havel<br />
an <strong>der</strong> Badestelle Bürgerablage an. Wer Lust<br />
Fotos: E.Kunz<br />
hat, kann hier Pause machen, im Restaurant<br />
Jagdhaus.<br />
Zur Weiterfahrt wenden wir uns nach links,<br />
es geht immer am Havelufer entlang, durch<br />
die Nie<strong>der</strong>neuendorfer Heide und auf <strong>der</strong><br />
Uferpromenade von Nie<strong>der</strong>neuendorf. Dort<br />
besichtigen wir den alten Grenzturm und ein<br />
wenig später die Dorfkirche, die ich als Kind<br />
immer von Heiligensee aus gesehen habe<br />
und mir wünschte, dort einmal hinzukommen.<br />
Um über den Havelkanal zu kommen,<br />
müssen wir über die neue Brücke – gleich<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite geht es am Ufer weiter,<br />
am Rande <strong>der</strong> Hennigsdorfer Industrieanlagen<br />
(Bombardier). Am Hafen von Hennigsdorf<br />
verlassen wir den Mauerweg. An <strong>der</strong><br />
Fußgängerbrücke biegen wir nach links in die<br />
Hafenstraße ein, folgen ihr weiter durch die<br />
Lesserstraße zum Bahnhof Hennigsdorf, von<br />
wo uns die S-Bahn nach Berlin zurückbringt.<br />
Insgesamt gut 25 km Radtour.<br />
Eckehard Kunz<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
11
GOTTESDIENSTE<br />
Unsere schönen Gottesdienste<br />
Montag, 1. <strong>April</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst<br />
Ostermontag<br />
Pfarrerin Anja Siebert-Bright<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 7. <strong>April</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Quasimodogeniti<br />
Pfarrerin Anja Siebert-Bright<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 14. <strong>April</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst<br />
Misericordias Domini<br />
Pfarrer i.R. Eckehard Kunz<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 21. <strong>April</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Jubiläums-Gottesdienst <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>Christen<br />
Jubilate<br />
Mit Abendmahl und dem Posaunenchor Trebbus<br />
Superintendentin Viola Kennert, Prädikant Norbert Busse<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 28. <strong>April</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Musikalischer Gottesdienst mit Abendmahl<br />
Kantate<br />
Mit dem Vokalensemble Kammerton<br />
Pfarrerin Anja Siebert-Bright<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 5. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst im <strong>Gemeinde</strong>saal<br />
Rogate<br />
Lektorin Andrea Albrecht und Lektorin Almuth Wenta<br />
Kin<strong>der</strong>gottesdienst in <strong>der</strong> Kirche<br />
Pfarrer Dr. Dieter Spanknebel<br />
und Team des Kin<strong>der</strong>gottesdienstes<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Donnerstag, 9. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Musikalischer Gottesdienst<br />
Himmelfahrt<br />
Andreas Westerbarkei<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Samstag, 11. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 14 Uhr Konfirmation mit Abendmahl<br />
Diakon Karl-Heinz Lange, Pfarrer i.R. Eckehard Kunz<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 12. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Musikalischer Gottesdienst<br />
Exaudi<br />
mit dem Glockenspielorchester „Integration durch<br />
Musizieren“ (siehe auch S. 18)<br />
Pfarrer Dr. Dieter Spanknebel<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 19. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl und Taufen<br />
Pfingstsonntag<br />
Pfarrer Dr. Dieter Spanknebel<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Montag, 20. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Gottesdienst<br />
Pfingstmontag<br />
Lektorin Almuth Wenta<br />
____________________________________________________________________________________________________________<br />
Sonntag, 26. <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong> 10 Uhr Musikalischer Gottesdienst mit Vorstellung <strong>der</strong> neuen<br />
Trinitatis<br />
Konfirmand/innen und Konfirmationsjubiläum<br />
Mit dem gemeinsamen Chor <strong>der</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong><br />
und <strong>der</strong> Nikodemus-<strong>Gemeinde</strong><br />
Pfarrerin Anja Siebert-Bright, Diakon Karl-Heinz Lange<br />
Jeden Sonntag (außer in den Ferien) um 10 Uhr Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />
Offene Kirche Montag – Freitag 8 – 22 Uhr<br />
Die Gottesdienstzeiten <strong>der</strong> sechs afrikanischen, brasilianischen,<br />
indonesischen und rumänischen <strong>Gemeinde</strong>n finden Sie auf S. 21.<br />
Montag – Freitag um 12 Uhr<br />
Mittagsgebet in <strong>der</strong> Kirche<br />
12 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
GEDANKEN ZUM MITNEHMEN<br />
Gedanken zum Mitnehmen<br />
Heimat<br />
Vor einigen Wochen wurde ich von den<br />
Pflegerinnen eines Pflegewohnheimes<br />
nach meinem Gottesdienst dort zu einer<br />
alten Bewohnerin gerufen, <strong>der</strong> es nicht<br />
gut ging.<br />
Ununterbrochen stöhnte sie auf und wippte<br />
unruhig mit ihrem Oberkörper im Bett hinund<br />
her. Ihr Körper war verkrampft und<br />
beruhigende Worte drangen nicht zu ihr<br />
durch. „Vielleicht können Sie ja etwas tun,<br />
wir möchten ihr nichts spritzen“, sagten die<br />
Schwestern und ich atmete tief durch. Was<br />
konnte ich schon tun? Worte und Berührung<br />
halfen nichts. Da fiel mein Blick auf den Gottesdienstzettel<br />
von zuvor. „Befiehl du deine<br />
Wege und was dein Herze kränkt …“, das<br />
alte Lied von Paul Gerhardt, und ich begann<br />
einfach zu singen. „… <strong>der</strong> Wolken, Luft und<br />
Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, <strong>der</strong> wird<br />
auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann<br />
…“ Schon nach wenigen Takten konnte man<br />
sehen, wie sich die alte Dame entspannte.<br />
Das Stöhnen stoppte und das Wippen auch.<br />
Bei <strong>der</strong> zweiten Strophe stimmte sie, leise<br />
und heiser, plötzlich mit ein: „Dem Herren<br />
musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn“.<br />
Und sie sang diese eine Zeile, immer<br />
und immer wie<strong>der</strong>, und nach einer halben<br />
Stunde schlief sie friedlich ein.<br />
„Was hat man eigentlich davon, Christ zu<br />
sein“, fragt die Theologin Dorothee Sölle in<br />
einem ihrer Texte, und fährt fort: „Außer Gottesdiensten,<br />
die uns oft kalt lassen; außer<br />
<strong>der</strong> Bibel, die wir oft nicht verstehen; außer<br />
Scherereien mit <strong>der</strong> Kirche, die uns oft allein<br />
lässt? Was haben wir denn davon?“ Und sie<br />
antwortet: „Wir haben eine Tradition. Uns ist<br />
etwas überkommen.“<br />
Und ich möchte sie ergänzen: je mehr ich<br />
mit Trauernden, Kranken o<strong>der</strong> Sterbenden zu<br />
tun habe, um so mehr merke ich, wie sehr<br />
diese Tradition, diese alten Worte unseres<br />
Glaubens, die biblischen Geschichten, die wir<br />
schon als Kin<strong>der</strong> hörten, die alten und neuen<br />
Glaubenslie<strong>der</strong> eine Heimat sind. Eine Heimat,<br />
die weitergereicht wird durch die Zeit,<br />
angefüllt mit Geschichten und Sprüchen,<br />
Lie<strong>der</strong>n und Gebeten. Eine Heimat, die wir in<br />
uns tragen, in die wir uns retten können und<br />
die uns schützend und bergend umgibt.<br />
Dorothee Sölle schreibt: „Vor uns waren<br />
schon an<strong>der</strong>e da, die Angst hatten und<br />
© Rainer Klinke / Pixelio.de<br />
kleine Leute waren, denen aber Hoffnung<br />
geschenkt wurde. Unsere Mütter und Väter<br />
schon haben sich Geschichten von <strong>der</strong> Rettung<br />
erzählt, und unsere Großeltern waren<br />
nicht allein beim Sterben. Vor uns schon haben<br />
an<strong>der</strong>e Angst gehabt und sind gerettet<br />
worden, vor uns waren schon an<strong>der</strong>e lahm<br />
und bekamen gesagt: Nimm dein Bett und<br />
wandle! Vor uns weinten schon Mütter und<br />
gingen zu den Gräbern und wurden getrost.<br />
Vor uns schon suchten Menschen Gott und<br />
wollten einen an<strong>der</strong>en Frieden als den auf<br />
Gewalt gebauten und fanden Gott und wurden<br />
stark in Gott.“<br />
Diese Heimat des Glaubens zu kennen ist<br />
ein wun<strong>der</strong>bares Geschenk. Ein Schatz, von<br />
unendlichem Wert. Ich wünsche mir, dass<br />
wir diese Heimat gemeinsam entdecken,<br />
dass wir sie zusammen durchstöbern, sie<br />
austesten, uns von ihr tragen lassen. Und<br />
dass wir als Einzelne und als <strong>Gemeinde</strong>,<br />
Wege finden, dass wir diese Heimat selbst<br />
weiterreichen, an die Menschen um uns<br />
herum und an die Menschen nach uns durch<br />
die Zeit.<br />
Ihre Anja Siebert-Bright<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
13
THEMA<br />
Hommage an Neukölln<br />
In Neukölln bin ich groß geworden<br />
und in Neukölln werde ich später<br />
als Studentin in einer Altbauwohnung-WG<br />
wohnen. Punkt. Hier bin<br />
ich zu Haus.<br />
Foto: D. Spanknebel<br />
Früher haben meine Freunde große Augen<br />
vor Angst gemacht, wenn ich ihnen erzählt<br />
habe, wo ich wohne. Jetzt werden immer<br />
noch große Augen gemacht, und zwar weil’s<br />
so schön hier ist.<br />
In Neukölln hat man alles auf einem bunten<br />
Haufen. Da ist <strong>der</strong> Bäcker, hier ist die Trattoria,<br />
dort die Arcaden, da die Kirche, hier<br />
das kleine, süße Café, und da wohne ich,<br />
guck. Besser geht’s doch nun wirklich nicht.<br />
Und dazu gibt’s hier ganz viele verschiedene<br />
Menschen. Italiener, Türken, Deutsche, Spanier,<br />
Araber und, und, und.<br />
Hier in Neukölln ist’s grün im Frühling und<br />
im Sommer, im Herbst ist’s schön bunt<br />
und im Winter liegt hier sogar Schnee. Du<br />
kannst dich in eins von hun<strong>der</strong>t kleinen,<br />
schnuckligen Cafés setzen, einen Ingwertee<br />
bestellen und einfach so ein Buch lesen.<br />
O<strong>der</strong> du machst nochmal einen Abstecher<br />
zum Tempelhofer Feld, das ist ganz nah dran<br />
an Neukölln, das kann man dazu zählen.<br />
Und am Samstag bummelst du über den<br />
Maybachufer-Stoffmarkt und kaufst ein paar<br />
schöne Stoffe. Vielleicht fahren wir heut<br />
noch ein bisschen mit dem Fahrrad durch<br />
den Kiez? Ich hätt´ jetzt ja Lust auf einen<br />
Sesamring. O<strong>der</strong> vielleicht doch auf eine<br />
Falafel Halloumi?<br />
Siehst du, was ich meine? Neukölln ist ganz<br />
schön beson<strong>der</strong>s. Und bunt. Hier willst du<br />
bleiben.<br />
Charlotte Weber-Spanknebel<br />
Heimat – was ist das?<br />
Was ist meine Heimat?<br />
In meiner Jugend in den 70er/80er Jahren war es verpönt<br />
das Wort „Heimat“ für sich in den Mund zu nehmen – das<br />
war altbacken, verstaubt und reaktionär. Damit konnte und<br />
wollte meine Generation nichts anfangen.<br />
Aufgewachsen bin ich am Kottbusser Damm in einer wun<strong>der</strong>bar<br />
großen Wohnung mit hohen Stuckdecken, die genau<br />
auf <strong>der</strong> Grenze zu Kreuzberg lag. Und da geht das Dilemma<br />
schon los. Gehörte ich nun nach Kreuzberg o<strong>der</strong> Neukölln?<br />
In meiner Kindheit und Jugend legte ich Wert darauf aus<br />
Kreuzberg zu sein, da schien mir mehr Bewegung und Verän<strong>der</strong>ung<br />
möglich.<br />
Aber dann wechselte ich an das Ernst-Abbe-Gymnasium<br />
und entdeckte kurze Zeit später die um die Ecke gelegene<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Gemeinde</strong> hier in Neukölln.<br />
Als Teenager entfernt man sich ja zwangsläufig von seiner<br />
Familie, will Distanz, ein eigenes Leben. Dies habe ich<br />
definitiv in <strong>der</strong> Jugendarbeit Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre bei<br />
<strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> gefunden. Über lange Zeit war mein Wochenrhythmus<br />
durch gemeinsame Aktivitäten mit an<strong>der</strong>en in<br />
den Räumen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> bestimmt. Doch bedeutete dies<br />
schon Heimat? Was macht das aus?<br />
Durch die Jugendarbeit bin ich auch das erste Mal nach England<br />
gefahren und fühlte mich dort von Anfang an zuhaus.<br />
Ein zuvor mir unbekanntes Band verknüpft mich mit dieser<br />
Insel, ihren Landschaften und Menschen und vor allem<br />
ihrem Humor und <strong>der</strong> Sprache. Und so zieht es mich immer<br />
wie<strong>der</strong> dorthin. Sobald ich englischen Boden betrete, kann<br />
ich heute sagen, es breitet sich in mir ein wohliges Gefühl<br />
von „hier gehörst du hin“ und damit wohl von Heimat aus.<br />
Marion Loerzer<br />
14 <strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>
Es hat sich was getan in Bethesda<br />
AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT<br />
Zu Besuch in unserer Partnergemeinde in<br />
Soweto<br />
Die Kirche erstrahlt in frischem Weiß, das<br />
Pfarrhaus hat sich in ein echtes Schmuckstück<br />
verwandelt, das <strong>Gemeinde</strong>haus ist<br />
weitgehend repariert und renoviert, jetzt<br />
können dort auch die Treffen vor dem<br />
Gottesdienst und die Sitzungen des <strong>Gemeinde</strong>kirchenrats<br />
stattfinden. Es hat sich was<br />
getan in unserer Partnergemeinde in Soweto.<br />
Mitten in <strong>der</strong> heißesten Phase des südafrikanischen<br />
Sommers war ich dort zu Besuch,<br />
eine Woche lang Ende Februar.<br />
Am Sonntag im Gottesdienst wird auch<br />
für den Baufonds gesammelt. Mindestens<br />
2000,- Rand sollen zusammenkommen, sagt<br />
Pfarrer Seroka, vorher wird die Sammelaktion<br />
nicht beendet. Neben ihm steht die<br />
Schatzmeisterin und zählt das gespendete<br />
Geld, so weiß man gleich, ob die angestrebte<br />
Summe erreicht wird. Ja, es kommt sogar<br />
etwas mehr zusammen. Und als ich einen<br />
Randscheck mit einer beträchtlichen Summe<br />
als Beitrag <strong>der</strong> Partnergemeinde überreiche,<br />
ist die Freude groß. Nun kann mit den Bauarbeiten<br />
angefangen werden: die einst begonnenen<br />
weiteren Gebäude (z.B. Räume für<br />
die Kin<strong>der</strong>arbeit), die so lange als Bauruinen<br />
auf dem Grundstück herumstanden, sollen<br />
nun fertig gestellt werden. Pfarrer Seroka hat<br />
die Bauunternehmer schon bestellt, gleich<br />
nach dem Gottesdienst findet eine Begehung<br />
statt, an <strong>der</strong> ich teilnehme.<br />
Einzug <strong>der</strong> Sunday School Kin<strong>der</strong><br />
Das ist deutlich zu merken: Dieser neue<br />
Pfarrer <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist <strong>der</strong> Motor, <strong>der</strong> die<br />
Dinge vorantreibt, mit seiner zupackenden,<br />
entschlossenen Art. Dabei macht er die<br />
<strong>Gemeinde</strong>arbeit nur im Nebenamt. Denn<br />
er ist als Polizeipfarrer in Pretoria tätig und<br />
bekommt sein Gehalt vom Staat, eine neue<br />
Entwicklung, <strong>der</strong> viele Pfarrer und Pfarrerinnen<br />
<strong>der</strong> Ev. <strong>Luther</strong>ischen Kirche in Südafrika<br />
zustreben. Für die Bethesda <strong>Gemeinde</strong> ist<br />
Pf. Seroka an den Wochentagsabenden, am<br />
Samstag und Sonntag aktiv. Er hat wirklich<br />
viel zu tun.<br />
Von unserer Partnergemeinde werde ich<br />
herzlich begrüßt, viele kennen mich und<br />
freuen sich, dass wie<strong>der</strong> mal jemand aus<br />
Foto: E. Kunz<br />
Berlin-Neukölln zu Besuch ist. Viele Grüße<br />
soll ich auch ausrichten von Rose Menoe und<br />
Elias Masia, von Pf. Mankga, <strong>der</strong> jetzt <strong>der</strong><br />
Superintendent des Kirchenkreises Soweto<br />
ist, von vielen an<strong>der</strong>en, die schon mal bei<br />
uns in Neukölln waren.<br />
Der Gottesdienst dauert mindestens vier<br />
Stunden, wir sind das schon gewohnt. Die<br />
Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Kin<strong>der</strong> (Sunday School)<br />
führen ihre neuen Uniformen vor. Pf. Seroka<br />
holt die Aschekreuzzeremonie nach, weil am<br />
Aschermittwoch so wenige im Gottesdienst<br />
waren. Außerdem liebt er lange, ausführliche<br />
und dramatische Predigten. Dazu verlässt<br />
er sogar die Kanzel und geht im Mittelgang<br />
auf und ab. Er versteht sich als Erweckungsmissionar,<br />
hat er mir erzählt. Sein Stil ist für<br />
viele von uns sicherlich fremd und ungewöhnlich,<br />
beson<strong>der</strong>s wenn er am Ende den<br />
Heiligen Geist auf die <strong>Gemeinde</strong> herabruft.<br />
Da wird schon mal eine Frau ohnmächtig,<br />
und eine an<strong>der</strong>e bekommt einen Schreikrampf.<br />
Das ist das Spannende an solchen Partnerschaftsbesuchen<br />
und unserer Partnerschaft:<br />
Wir erleben unsere Verbundenheit als<br />
Christen und erfahren Ungewohntes, wir haben<br />
die Chance zu helfen und wir lernen eine<br />
an<strong>der</strong>e Kultur kennen. Jedesmal ist es mir so<br />
ergangen, und dafür bin ich dankbar.<br />
Pfarrer Seroka mit den Baufachleuten<br />
Foto: E. Kunz<br />
Eckehard Kunz<br />
<strong>Gemeinde</strong>zeitung <strong>April</strong>|<strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
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FREUD UND LEID<br />
Freud und Leid in <strong>der</strong> MARTIN-LUTHER-GEMEINDE<br />
Getauft wurden:<br />
Dorit Reichert<br />
Jula Hartmann<br />
Emily Maaß<br />
Jaqueline Schmiedge<br />
Bestattet wurden:<br />
Christine Dannhorn<br />
Michael Kania<br />
Volker Keil<br />
Helga Moersch<br />
Norbert Reimers<br />
Gerda Schlen<strong>der</strong><br />
52 Jahre<br />
62 Jahre<br />
70 Jahre<br />
74 Jahre<br />
68 Jahre<br />
86 Jahre<br />
Bei Interesse an einer Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Segnung o<strong>der</strong> Beerdigung bitte im <strong>Gemeinde</strong>büro melden. (Tel. 60977490)<br />
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