GEMEINDEzeitung der Martin-Luther-Gemeinde, April/Mai 2013 Teil 1

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INHALT Willkommen zur neuen Ausgabe unserer GEMEINDEzeitung „Weißt Du schon, was das nächste Thema sein wird?“ Diese Frage hat mir Michael Kania immer gestellt, kaum war die eine Ausgabe der GEMEINDEzeitung in der Druckerei abgeliefert. Meistens wusste ich es und ich wusste auch, dass die Nennung des Themas unweigerlich ein Aufstöhnen zur Folge hatte und ein überzeugtes: „Dazu fällt mir gar nichts ein.“ Wenige Tage später lag dann der fertige Artikel in meinem Fach. Handschriftlich von Michael, abgetippt von Frau Semrau. Redigieren war nicht notwendig. Nur eine Überschrift und ein Foto musste ich immer selber suchen, das war ihm nicht so wichtig. Viele haben in den vergangenen Wochen gesagt, wie sehr sie Michaels Artikel in unserer Zeitung mochten. Auch ich habe gemerkt, wie viel mir im Gedächtnis geblieben ist von dem, was er geschrieben hat. Dabei war das gar nicht immer so einfach. Michael, das wandelnde Gedächtnis der Gemeinde und ich, die Dazugekommene, ganz ohne Stallgeruch und öfter mal ungeduldig ob der scheinbaren Unveränderbarkeit der Dinge. Unvergessen die Situation, als ich mir erlaubt hatte, sein Erntedankplakat graphisch zu überarbeiten, zu verbessern, wie ich fand. Das fand er ganz offensichtlich überkandidelt. Streit? Nein, nur unterschiedliche Standpunkte. „Das ist wieder eine sehr gelungene Ausgabe geworden.“ Auch das habe ich oft von ihm gehört, wenn eine Zeitung erschienen war. Er mochte es, wenn viel über die Gemeinde und ihre Menschen in der Zeitung vorkam. Nur die letzte Ausgabe, die er noch sehen konnte, hat ihm nicht gefallen, die mit dem Thema Hirten. Dabei war das ausgerechnet sein Wunschthema gewesen. Zu viel Gemeinde, zu wenig Hirten war sein Urteil. Und nun diese Ausgabe. Ob es ihm gefallen hätte, dass so viel Michael darin vorkommt? Wohl kaum. Egal, das musste sein! Ihnen liebe Leserinnen und Leser gefällt sie hoffentlich, diese Ausgabe. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Ihre Monika Krauth Inhalt THEMA 3 Mehr als ein paar Acker Land Heimat – was ist das eigentlich? 4 Ich hatte früher nie Heimweh Eine Neuköllnerin in Uganda 5 Unsere himmlische Heimat Ein Indonesier in Neukölln AUS GEMEINDE, KIRCHE UND AUS ALLER WELT 6 Und viel kam rüber Erinnerungen an Michael Kania 10 Nachtgedanken | Ein Heinrich-Heine-Gedicht BUCHTIPP – FILMTIPP – KALENDERBLATT 11 AUSFLUGSTIPP | Radtour AUS LUTHER´S BACKSTUBE | Kirschstreuselkuchen 12 UNSERE SCHÖNEN GOTTESDIENSTE 13 GEDANKEN ZUM MITNEHMEN | Heimat 14 THEMA | Eine Hommage an Neukölln 15 AUS ALLER WELT | Neuigkeiten aus Südafrika 16 FREUD UND LEID 17 ANZEIGEN 18 VERANSTALTUNGEN 19 KIEZ – KUNST – KULTUR 20 TERMINE | GRUPPEN 22 KINDERSEITE Impressum 6 Von uns gegangen ist Michael Kania. Viel zu früh und unerwartet. Einige Wegbegleiter erinnern sich. 13 Zu uns gekommen ist unsere neue Pfarrerin Anja Siebert und macht sich Gedanken zum Mitnehmen zum Thema Heimat. 22 Miteinander getroffen haben sich die Kinder aus der Kita und die Seniorinnen und Senioren der Gemeinde zu einem gemeinsamen Projekt. Herausgeber Der Gemeindekirchenrat der Martin-Luther-Gemeinde Redaktion UND LAYOUT Monika Krauth e-mail: redaktion@martin-luther-neukoelln.de Druck Druckerei Geesenberg, Teupitz Gestaltung Fred-Michael Sauer Titelbild © CIS / Pixelio.de Die Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung des Gemeindekirchenrats wieder. 2 Gemeindezeitung April|Mai 2013
THEMA Mehr als ein paar Acker Land Heimat – was ist das eigentlich? Oh du mein Heimatland und Blasmusik im Festzelt, Luis Trenker und der Förster vom Silberwald, Vertriebenenverbände, die lautstark den Verlust der Heimat beklagten, das war es, was zuerst den Begriff Heimat für mich geprägt hat. Heimat, das kam mir vor wie etwas Rückwärtsgewandtes, etwas für Ewig-Gestrige, es klang national und somit politisch fragwürdig und war ganz bestimmt nichts, womit ich etwas zu tun haben wollte. Aber was ist das eigentlich wirklich – Heimat? Der Begriff selber ist von seiner Herkunft her unverdächtig. Aus dem Germanischen leitet er sich her und bezeichnet zunächst einmal nichts weiter als den Platz, an dem man lebt. Im Mittelalter und auch später noch wurde der Begriff in einem rechtlichen Sinn gebraucht, Heimat war dort, wo man Niederlassungsrecht hatte, wo man wohnen und seinem Handwerk nachgehen durfte und wo man im Falle von Bedürftigkeit auch Unterstützung erhielt. Heimat – eine klare Sache also. Erst im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wurde der Begriff mit emotionaler Bedeutung aufgeladen. In der Romantik wurde Heimat mehr und mehr zum Sehnsuchtsort, zu einer Idee von heiler Welt und unverfälschter Natur, in die sich die Menschen hinein träumten aus einer sich rasant verändernden Wirklichkeit, in der sie zunehmend nicht mehr zurecht kamen. Im Zuge der Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wurde Heimat dann schließlich ein politischer Begriff im Sinne von Vaterland und Nation. In dieser Bedeutung wurde der Begriff mehr und mehr von rechten und völkischen Bewegungen okkupiert bis hin zum Nationalsozialismus, als Heimat dann zu etwas wurde, das alles Fremde ausgrenzte. Heimat ist ein sehr deutscher Begriff für den es in anderen Sprachen keine Entsprechung gibt. Übersetzt wird die Heimat meist zum Vaterland, aber das trifft es nicht wirklich. Heimat und Vaterland sind nicht zwangsläufig synonyme Begriffe. Sicherlich ist Heimat normalerweise auch der Ort, an dem ein Mensch geboren wurde und wo er aufgewachsen ist. Und natürlich werden wir geprägt von den Landschaften und Traditionen mit denen wir groß werden. Aber das Gefühl der Heimat ist nicht an diesen Ort gebunden. Im Gegenteil. Oftmals ist es eine Enttäuschung an einen Ort zurückzukehren, den man als Heimat begreift. Alles ist auf einmal viel kleiner, viel schäbiger, ganz fremd und überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen, abgerissen, umgebaut, zugebaut. © S. Hofschlaeger / Pixelio.de Heimat kann viel mehr sein als ein Ort. Zur Heimat gehören unsere Erinnerungen, dazu gehören Geschichten und Musik, Riten und Gebräuche. Heimat kann in Geräuschen, Gerüchen, Geschmäckern stecken und sie kann sich in der Sprache verbergen, in Dialekten, Sprachmelodien und Worten. Und natürlich gehören die Menschen zur Heimat, die Familie, die Freunde, Nachbarn und Bekannten. Heimat ist ein ziemlich komplexes Gefüge aus vielen Faktoren. Und manchmal wird es erst spürbar, was alles dazu gehört, wenn man in der Fremde ist und plötzlich merkt, was fehlt. Heimweh nennen wir das. Heimat ist auch etwas sehr individuelles und wird von jedem Menschen unterschiedlich erlebt. Aber wo genau ist denn nun Heimat? Die Männer und Frauen aus unserer Offenen Kaffeerunde am Dienstag sagen es mir. Heimat ist überall da, wo man sich wohl fühlt. Und natürlich ist es möglich anderswo eine neue Heimat zu finden, auch darin sind sie sich einig. Und sie müssen es wissen. Viele von ihnen waren nach dem Krieg gezwungen, ihre ursprüngliche Heimat zu verlassen und sagen jetzt mehrheitlich aus voller Überzeugung, dass Berlin ihre Heimat ist. Wir können also auch woanders als an unserem Herkunftsort eine neue Heimat finden. Wir können heimisch werden und neue Wurzeln schlagen an einem Ort, an dem es uns gut geht, an dem wir alles haben, was wir zum Leben brauchen, an dem wir uns aufgehoben fühlen im sozialen Gefüge, an dem wir uns willkommen fühlen. Wir können uns unsere Heimat sogar aussuchen, nichts anderes ist es, was in dem gebräuchlichen Wort Wahlheimat zum Ausdruck kommt. Natürlich kann nicht jeder überall heimisch werden, natürlich kann es eine Weile dauern und natürlich nutzt uns aller Wille heimisch zu werden nichts, wenn uns die Umgebung nicht freundlich aufnimmt. Und natürlich ist es besonders schwierig, wenn man seine alte Heimat gegen seinen Willen aufgeben musste und eigentlich gar keine neue Heimat finden möchte. Eine neue Heimat finden, heißt ja aber nicht, dass die alte Heimat verloren gehen muss. Sie kann in unseren Erinnerungen, unseren Traditionen und Bindungen weiterleben. Wir können sie bei uns haben, wie eine Schnecke ihr Haus. Monika Krauth Gemeindezeitung April|Mai 2013 3
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Seite 15 und 16: Es hat sich was getan in Bethesda A
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