EasyLinux - Medialinx Shop
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Aktuell<br />
Neue Software<br />
Muse – MIDI-Sequenzer mit praktischen Extras<br />
Nach vier Jahren Arbeit haben die Entwickler<br />
des MIDI-Sequenzers Muse Version 2 vorgestellt<br />
und Linux damit ein weiteres gutes, freies Musikprogramm<br />
mit Notendarstellung und voller<br />
Unterstützung für viele Effekt-Plug-ins beschert.<br />
✰ ✰ ✰ ✰ ✰<br />
Die stabile Version 2.0 des MIDI-Sequenzers<br />
Muse [1] bringt eine Notendarstellung und Effektautomation<br />
(Abbildung 6) mit. Das Programm<br />
zeichnet beim Abspielen Veränderungen<br />
auf, zum Beispiel bei der Chorus-Tiefe<br />
oder ‐Geschwindigkeit, die Sie im Einstellungsdialog<br />
eines Effekt-Plug-ins vornehmen.<br />
Die Applikation unterstützt außerdem Wave-<br />
Audio-Tracks.<br />
Vereinfacht<br />
Das „Linux Audio Developer‘s Simple Plugin<br />
API“ (LADSPA) ermöglicht es Plug-in-Autoren,<br />
raffinierte grafisch gestaltetete Einstellungsdialoge<br />
zu realisieren. Meist ahmen die<br />
Plug-ins die Optik von Hardware-Effektgeräten<br />
nach, was hübsch aussieht, manchmal aber<br />
die Bedienung eher erschwert. Daher ist es<br />
gut, dass Muse alternativ eine für alle Plug-ins<br />
einheitliche Schieberegler-Optik anbietet.<br />
Die wohl wichtigste Neuerung in Version 2,<br />
die Partituranzeige, kann sich allerdings noch<br />
nicht mit der Notenansicht in Rosegarden<br />
messen: Sie zeigt die Noten in weiten, stets<br />
gleichen Abständen an. Auch eine ausgefeilte<br />
Eingabefunktion, welche die Computertastatur<br />
als Keyboard nutzt, fehlt noch.<br />
Etwas billig<br />
Die grafische Darstellung der Noten lässt noch<br />
zu wünschen übrig: Muse zeichnet sie unabhängig<br />
vom Notenwert in gleichem Abstand.<br />
Vortragszeichen, die besonders klassische Musiker<br />
benötigen, kennt das Programm nicht.<br />
Zum Ausdrucken und vom Blatt spielen eignen<br />
sich die Noten aus Muse daher kaum.<br />
Professionelle, klassische Partituren bewältigt<br />
allerdings bisher kein Linux-MIDI-Sequenzer,<br />
sondern allenfalls das dedizierte Notensatzprogramm<br />
MuseScore.<br />
Nette Kleinigkeiten<br />
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die<br />
Klavierwalzen/Pianoroll-Ansicht kaum von<br />
der Umsetzung in anderen Programmen. Noten<br />
erscheinen dort als Balken, deren Länge<br />
für die Dauer steht; die Tonhöhe lässt sich an<br />
den Klaviertasten links ablesen.<br />
Auf den zweiten Blick fällt aber eine nützliche<br />
Besonderheit auf: Die Werkzeuge für das Einfügen,<br />
Löschen oder Verschieben wechseln<br />
Sie in Muse mit einem Rechtsklick auf einen<br />
freien Fensterbereich, nicht mit einem Klick in<br />
die Button-Leiste. Diese Kleinigkeit beschleunigt<br />
das Arbeiten mehr als man denkt.<br />
Wie in anderen Sequenzern gibt es Controller-<br />
Unterfenster, mit denen sich Instumenten-Parameter<br />
wie die Anschlaglautstärke oder Balance<br />
anhand einer mit einem Stiftwerkzeug<br />
gezogenen Linie verändern.<br />
Nur ein Quäntchen<br />
Niemand spielt auf dem Keyboard in Vierundsechzigstel-Genauigkeit.<br />
Daher erscheinen per<br />
Keyboard eingespielte Töne in der Notenansicht<br />
praktisch immer als Gewirr aus kurzen<br />
Notenwerten und Pausen. Wie alle Sequenzer<br />
bringt Muse daher eine Quantisierungsfunktion<br />
mit, die allzu kurze Notenwerte rundet.<br />
Der Quantifizierer von Muse rundet nicht einfach<br />
stur: Sein integrierter Grenzwertfilter<br />
sorgt dafür, dass feine Nuancen erhalten bleiben.<br />
Außerdem bildet das Programm auf<br />
Wunsch einen Kompromiss aus Quantifizierung<br />
und der realen Notendauer.<br />
Einen Swing (Jazz-typische Verschiebung im<br />
Verhältnis von kurzen und langen Noten)<br />
kennt Muse ebenfalls. Sehr praktisch ist auch<br />
die im Programm enthaltene Notenauswahlfunktion,<br />
mit der die Applikation unter anderem<br />
kurze, schwach angeschlagene Töne, also<br />
typische Keyboard-Spielfehler, löscht und damit<br />
für Ordnung sorgt.<br />
n<br />
die Redaktion meint<br />
Für Anfänger ist Muse schon deshalb eine<br />
gute Wahl, weil es einige Synthesizer-Plugins<br />
mitbringt, und daher auch auf Rechnern<br />
ohne MIDI-fähige Soundkarte ohne Konfigurationsaufwand<br />
Töne erzeugt. Mit seiner<br />
Effektautomation und dem Aufzeichnen der<br />
Einstellungen von Effekt-Plug-ins während<br />
des Abspielens macht es eine Nachbearbeitung<br />
in vielen Fällen überflüssig.<br />
Infos<br />
[1] Muse: http:// muse‐sequencer. org/<br />
(http:// ezlx. de/ c4p11)<br />
Abb. 6: Version 2.0 macht den Sequenzer Muse mit einer Notendarstellung und einer Effektautomation<br />
wieder konkurrenzfähig. Praktisch ist auch das vereinfachte GUI,<br />
welches das Programm für LADSPA-Plug-ins anbietet.<br />
Software zum Artikel auf DVD:<br />
Muse<br />
18 www.easylinux.de<br />
<strong>EasyLinux</strong> 04/2012