„Die Leute brauchen keine Medizin so sehr wie Hoffnung ... - Bora
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„Nach dem zweiten Weltkrieg hatte das autobiographische Schreiben für die Shoah-<br />
Überlebenden über<strong>wie</strong>gend eine mitteilende Funktion. Sie wollten das Erlebte zum<br />
einen für sich persönlich verarbeiten und zum anderen ihre individuelle Erfahrung<br />
durch den autobiographischen Text für die Nachwelt in eine kollektive Erfahrung<br />
übertragen.“ 16<br />
Obwohl die zweite Generation <strong>keine</strong> Erinnerungen an die Zeit der Verfolgung und<br />
Vernichtung haben, aber trotzdem die Identität der Shoah mit sich tragen müssen, gelten für<br />
sie andere Ziele mit ihrer autobiographischen Dichtung, sagt Kuschel weiter. Da der<br />
Holocaust und die jüdische Identität <strong>so</strong>zusagen auf sie projiziert werden, versuchen sie ihre<br />
Identität zu finden, die zwischen derjenigen der Eltern, und derjenigen, die <strong>keine</strong> Opfer des<br />
Holocaust sind, liegen muss. 17<br />
Eine zweite Eigenart der Holocaustliteratur wird im folgenden Zitat ergänzt:<br />
„Zum einen steht die Autobiographik der Shoah vor der paradoxen Situation, dass nur<br />
die Überlebenden Zeugnis ablegen können, dass al<strong>so</strong> eine ‚authentische‘ Darstellung<br />
der Vernichtung in der autobiographischen Form unmöglich erscheint.“ 18<br />
Wiesel und Levi kommentieren hier, <strong>wie</strong> seltsam es ist, dass die Geschichten der Shoa, die<br />
erzählt werden, die Ausnahmen sind, da sie von denjenigen, die Glück hatten und überlebten,<br />
geschrieben wurden. Die Erzähler oder Autoren haben durch einen Zufall überlebt, und<br />
bekamen die Möglichkeit ihre Erlebnisse weiterzuvermitteln. Denn niemand kann darüber<br />
berichten, <strong>wie</strong> es war vergast oder erschossen zu werden, welche Gedanken durch den Kopf<br />
gelaufen sind, als sie verstanden haben, dass jetzt das Ende kommt. Auf dem Wege der<br />
Autobiographie wird es nicht möglich den Ermordeten eine Stimme zu geben, da <strong>keine</strong>r von<br />
denen überlebt hat, und von einer Autobiographie eine gewisse Wahrheit, was dem Inhalt<br />
betrifft, erwartet wird. In einem autofiktionalen Text besteht aber die Möglichkeit den<br />
Gestorbenen eine Stimme zu geben, das Schicksal Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde<br />
zu schildern, und in die Geschichte über das eigene Leben mit reinzuziehen.<br />
16 Breuer, Ulrich und Sandberg, Beatrice: 2006 S. 60<br />
17 Basiert auf: Ebd S.60<br />
18 Hofmann, Michael:2003 S. 56<br />
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