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„Die Leute brauchen keine Medizin so sehr wie Hoffnung ... - Bora

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vorneherein nahe mit dem Roman verknüpft, in<strong>so</strong>fern als er <strong>so</strong>zusagen der Ursprung der<br />

Geschichte über Jakob ist. Er hat seinem Sohn über einen Bekannten aus dem Ghetto erzählt,<br />

und Becker schrieb die Geschichte später zuerst zum Drehbuch um, und erst danach zum<br />

Roman. Die Gemeinsamkeiten zwischen dem Erzähler und Max Becker sind unter anderem,<br />

dass sie beide Opfern des Faschismus sind, die die Shoah überlebt haben. Sie wohnen beide in<br />

Berlin, und haben sich al<strong>so</strong> nach dem Krieg dafür entschieden nach Deutschland zu ziehen,<br />

oder in Deutschland zu bleiben. Max Becker wurde auch nie mit der Vergangenheit fertig,<br />

und ging auch in der Synagoge, behauptet Jurek Becker, mehr um sich mit den anderen über<br />

die Vergangenheit zu unterhalten als wegen seines Gottesglaubens. In diesem Punkt<br />

unterscheiden sich aber auch ihre Geschichten von einander. Der Erzähler hat versucht seine<br />

Vergangenheit durch das Erzählen zu bearbeiten, während Max Becker es vermied über den<br />

Holocaust zu reden.<br />

Der Erzähler ist ein wichtiges Instrument, um die Authentizität im Roman zu thematisieren.<br />

Manchmal versucht er den Leser mit seiner Genauigkeit zu überzeugen(JL S.23), und<br />

behauptet bis auf dem Millimeter nachgemessen zu haben, um Jakobs Geschichte <strong>so</strong> „wahr“<br />

weiterzuvermitteln <strong>wie</strong> möglich. Obwohl der ganze Roman einen durchgearbeiteten und<br />

autentischen Eindruck gibt, alles was erwähnt ist, scheint einen Grund zu haben, und dient die<br />

Absichten Beckers das Buch verfassen zu wollen.<br />

6.4.4 Die Zeitstruktur des Romans<br />

Jakob der Lügner wird auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Der Erzähler berichtet<br />

was er „heute“ in Berlin macht, aber auch was er und Jakob im Ghetto gemacht haben. Die<br />

beiden Zeitebenen gleiten in einander über, aber auch im Ghetto scheint die Vergangenheit<br />

und die Gegenwart gleichzeitig zu existieren:<br />

„Piwowa ist seit drei Monaten tot und Rosenblatt seit einem guten Jahr[…] Mach die<br />

Augen auf, Nathan Rosenblatt, hör auf zu streiten, Piwowa, die Russen sind<br />

unterwegs, begreift ihr nicht, zwanzig Kilometer vor Bezanika! Doch Rosenblatt betet<br />

weiter, Piwowa liegt weiter mit den Füssen zum Fenster, mögen sie liegen und streiten<br />

und beten und tot sein“(JL S.25-26)<br />

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