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„Die Leute brauchen keine Medizin so sehr wie Hoffnung ... - Bora

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und das wirkliche, wahrscheinliche Ende, wo alle Juden im Ghetto deportiert werden. Der<br />

Erzähler trifft Jakob und Lina zum ersten Mal im Zug, der sie ins KZ bringt. Auf dem Weg<br />

dorthin, erzählt ihm Jakob seine Geschichte.<br />

6.2Jakob der Lügner als Holocaustroman<br />

Der Roman, der sich um Juden handelt, die im Ghetto (über-)Leben und (wahrscheinlich)<br />

deportiert werden, knüpft al<strong>so</strong> an das tragische Schicksahl der Juden an. Die Frage ist aber,<br />

in<strong>wie</strong>fern Jakob der Lügner zur Holocaustliteratur gezählt werden <strong>so</strong>ll. Der offensichtlichste<br />

Grund dafür wäre, dass im Roman die Zeit der Verfolgung der Juden während des zweiten<br />

Weltkrieges thematisiert wird. Dazu kommt auch Beckers Kindheit im Ghetto und in den<br />

Konzentrationslagern, die ihm zu einem der Opfer des Faschismus macht. Einige Forscher<br />

werden deswegen Jakob der Lügner zu dem „authentischen“ Teil der Holocaustliteratur<br />

zuordnen. In<strong>wie</strong>fern man zwischen „authentische“ und „fiktionale“ Holocaustliteratur<br />

unterscheiden <strong>so</strong>ll, kann aber diskutiert werden, be<strong>so</strong>nders im Hinblick auf Beckers<br />

Beziehung zum Judentum und seine Erinnerungen von der Zeit der Shoah. Darauf <strong>so</strong>ll in dem<br />

Kapitel „Autofiktion in Jakob der Lügner“ näher eingegangen werden. Im Folgenden <strong>so</strong>llen<br />

die Gründe Jakob der Lügner als ein Holocaustroman zu bezeichnen, untersucht werden.<br />

Jakob der Lügner ist kein Holocaustroman in dem Sinne, <strong>wie</strong> die meisten anderen Bücher<br />

zum Thema Holocaust, die bis Ende 1960er und Anfang 1970er Jahre verfasst wurden. Was<br />

einem als Leser möglicherweise erst auffällt, ist, dass im Roman nur ernsthaft über grausame<br />

Ereignisse geschildert wird. Dies entspricht nicht den Erwartungen des Lesers. Becker bricht<br />

al<strong>so</strong> mit den traditionellen Wirkmitteln der Holocaustliteratur, und wenn er sie benutzt, ist es<br />

oft auf eine unerwartete Weise. Beispiele sprachlicher Wirkmittel sind unter anderem Humor<br />

und Ironie, die oft in Situationen auftauchen, wo man es am wenigsten erwartet. Ein Beispiel<br />

ist das folgende Zitat, wo Jakob in Lebensgefahr schwebt, weil er auf die deutsche Toilette<br />

gegangen ist, um Teile von einer Zeitung zu holen:<br />

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