„Die Leute brauchen keine Medizin so sehr wie Hoffnung ... - Bora
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Beckers Vergangenheit ist al<strong>so</strong> etwas, was ihm drückt, obwohl er wenige Erinnerungen hat<br />
mit dem er leben muss, scheint der Mangel an welche genau <strong>so</strong> schwer zu sein. In seinem<br />
letzten Interview, das 1997 mit Herlinde Koebl durchgeführt wurde, kurz vor seinem Tod,<br />
erwähnt Becker nochmal die Erinnerungen, die wahrscheinlich in seinem Gedächtnis<br />
versteckt liegen, und ihm <strong>so</strong> viel Mühe gebracht hat:<br />
„Wenn du nicht weißt, wo du herkommst, ist es ein wenig <strong>so</strong>, als ob du ein Leben lang<br />
mit einem Rucksack rumläufst, mit einem Sack auf dem Rücken, ohne zu wissen, was<br />
drin ist. Das ist ein <strong>sehr</strong> unangenehmer Zustand, und die Beschäftigung damit ist fast<br />
schon eine lebenslange Beschäftigung – die Bemühung, rauszukriegen was in diesem<br />
verfluchten Sack drin ist, den ich da auf dem Rücken habe.“ 33<br />
Man kann Beckers Aussage dahin interpretieren, dass es ihm klar ist, dass er nicht mehr lange<br />
leben wird, und, dass er eingesehen hat, dass der Inhalt in seinem Rucksack für immer für ihn<br />
verborgen werden sein. Er kommentiert in diesem Interview nochmal die schwere<br />
Erinnerungen, die sein ganzes Leben bei ihm gewesen sind, und ihm dazu gebracht hat, über<br />
Holocaust zu schreiben, und sich sein ganzes Leben durch damit <strong>so</strong> viel zu beschäftigen.<br />
Becker schaffte es nicht, seine Kiste zu öffnen, und das ist ein Grund, <strong>wie</strong> früher schon<br />
erwähnt wurde, warum der Teil seines Werkes der sich mit dem Thema der Shoah<br />
auseinandersetzt, zu der Gattung Autofiktion gezählt werden kann. Becker hat Erinnerungen<br />
erfunden, die vielleicht oder wahrscheinlich mit seinem Leben übereinstimmt. Da sein Vater<br />
sich nur ungern mit ihm über die Vergangenheit geredet hat, versuchte Becker auch die<br />
Lücken die er hinterlassen hat auszufüllen. Zum Beispiel den Grund warum sie nach dem<br />
Krieg nach Deutschland gezogen sind, warum sein Vater die Fragen seines Sohnes über der<br />
Holocaust nicht antworten wollte, oder gewählt hat ihm nicht als Jude zu erziehen. Becker hat<br />
selbst auch gesehen, dass er für eine Per<strong>so</strong>n fast ohne Erinnerungen an dem Holocaust, sich in<br />
seinen Büchern ausführlich damit beschäftigt hat:<br />
„Dennoch habe ich Geschichten über Ghettos geschrieben, als wäre ich ein Fachmann.<br />
Vielleicht habe ich gedacht, wenn ich nur lange genug schreibe, werden die<br />
Erinnerungen schon kommen. Vielleicht habe ich irgendwann auch angefangen,<br />
manche meiner Erfindungen für Erinnerung zu halten.“ 34<br />
32 Arnold, Heinz Ludwig: 1992 S.16<br />
33 Becker, Christine: 2007 S.306<br />
34 Arnold, Heinz Ludwig: 1992 S.16<br />
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