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Nr. 57, März 2008 - VOM Verein für Ostkirchliche Musik

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Anweisungen <strong>für</strong> die Chorleiter<br />

Die in dieser Ausgabe zusammengestellten Gesänge werden in ihrer<br />

Wirkung nur dann vollkommen sein, wenn sie entsprechend ausgeführt<br />

werden. Damit ist nicht nur die rein musikalische Aufführung gemeint,<br />

sondern auch die Aussprache, die sinngemäße Verteilung der<br />

Akzente, also die Art der Gesamtdurchführung. Die nachfolgenden<br />

Anweisungen bleiben nur ein Versuch, die Grundregeln <strong>für</strong> die Leitung<br />

des slawischen Kirchengesanges zu umreißen. Maßgeblich und<br />

unmißverständlich bleibt immer die Praxis. Der mit dem slawischen<br />

Kirchengesang noch nicht vertraute Chorleiter müßte in jedem Falle<br />

zunächst einen guten slawischen Kirchenchor während des Gottesdienstes<br />

hören, um einen umfassenden Eindruck zu gewinnen. Erst<br />

dann wird es gelingen, die Führung in den traditionellen Bahnen zu<br />

übernehmen.<br />

Im slawischen Kirchengesang beherrscht der Text die Melodie und<br />

ordnet sie nach den logischen Akzenten, nur im Text liegt die konstruktive<br />

Kraft. Darum ist vor allem anderen größter Wert auf die richtige<br />

Aussprache, auf die sinngemäße Betonung der Silben zu legen.<br />

Undeutlichkeit, harmlose Fehler in der Akzentuierung können den<br />

Sinn eines Textes mitunter bis zum Grotesken entstellen. Die Konsonanten<br />

müssen unbedingt von allen Sängern deutlich und gleichzeitig<br />

ausgesprochen werden. Die einzelnen Silben dürfen nicht gebunden,<br />

sondern müssen mit einer leichten Neigung zum staccato (aber keineswegs<br />

staccato!) gesungen werden. Die Ausführung erfolgt in<br />

gleichmäßigem, jedoch unsymmetrisch-rhythmischem Gang. Die melodischen<br />

Akzente werden den textlichen untergeordnet. Nasal-Laute<br />

(n und m) dürfen nicht übertrieben gedehnt werden, dagegen muß ein<br />

Doppel-Laut (z. B. ll in dem Wort „Alliluia“) deutlich doppelt klingen.<br />

Die Akzente werden weich, kaum bemerkbar, ohne Stoß, sozusagen<br />

„federnd“, gesungen. Bei richtiger Aussprache geraten die meisten<br />

von selbst an die rechte Stelle. Jede übertriebene pseudodramatische<br />

Dynamik ist zu vermeiden, ebenso ein gefühlloses mechanisches<br />

Gleichmaß. Die Dynamik muß aus dem Inhalt des Textes, aus der<br />

Kraft der Worte, auf eine natürliche Weise herauswachsen. Verständnis<br />

und Gefühl <strong>für</strong> eben diese Kraft der Worte sind <strong>für</strong> den Chorleiter<br />

von großer Bedeutung.<br />

In keinem Fall darf der Chorleiter bei der Interpretation eines<br />

Stückes vom melodischen oder harmonischen Element<br />

ausgehen. Nur der Text, und immer wieder der Text ist <strong>für</strong><br />

die dynamische Interpretation maßgebend.<br />

Das Rezitativ wird mehr rezitiert — skandiert — als gesungen. Das<br />

Tempo des Rezitativs gleicht etwa dem Tempo des Gregorianischen<br />

Chorals. Das Tempo der Hymnen mit einigermaßen entwickelter Melodik<br />

ist bei jedem Stück verschieden und jedesmal angegeben.<br />

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