H E I M K E H R DAS DORF MEINER KINDHEIT Otto ... - dkmotion
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eisiges Schweigen. Wolken ballten sich, wild und ungetüm, bäumten sich zum<br />
Schrei, der donnernd entsprang dem Himmelsgrund. Der Dunst überm Dorf<br />
krümmte sich unter der Wucht des Blitzgeplärrs zur rauen Fratze. Doch die<br />
Dörfler hielten sich dünn, würzten ihre Not einzig mit Gebeten. Verwahrlost<br />
starrten sie auf die Teller der Satten. Und dumpf blickten sie weg, wenn der<br />
Kinder Augen die ihren trafen. Die Fäuste ballten sie in den Hosentaschen nur,<br />
versteckt. Wenn Schreie kamen, dann blieben sie meist still, ohne Kraft. Da war<br />
kein Aufbegehren, kein Rauspressen der Wut, des Hasses. Es waren<br />
Schmerzensschreie nur, kleine, kaum hörbare. Schreie des Wehs, verbunden meist<br />
mit der Liebkosung, dem Küssen der Hand, die die Peitsche hielt, die zuschlug.<br />
Mochten die Stürme noch so heftig übers Land ziehen, das Dorf blieb ruhig.<br />
Mochten die Kriege noch so toben und ihre Opfer verlangen, auch vom Dorf, das<br />
Dorf selbst schwieg. Wenige nur waren es, die die Stürme und Kriege wollten.<br />
Wenige aber auch, die dagegen was taten. Man wollte sie nicht, aber man nahm<br />
sie hin. Und weil gesagt wurde, sie seien gut, die Stürme und Kriege, waren sie<br />
eben gut. Kaum einer, der nein sagte. Und wenn er nein sagte, dann still, für sich,<br />
lautlos und unhörbar.<br />
Tausende Male drängte sich kraftvoll der Mond aus der Dunkelheit. Tausende<br />
Male zerriss die Sonne ohne Erbarmen frühmorgens die Nacht. Tausende Winter<br />
rangen schon nieder die Bäume und Gräser. Aber tausende Male sprangen diese<br />
auf wieder, verjüngt. Nur die Dörfler lagen ewig nackt. Nie wurd satt ihnen der<br />
Atem. Dünn schien ihre Luft, als lebten sie auf Gipfeln, vierzig mal hundert und<br />
mehr Meter hoch.<br />
An den langen Winterabenden der Kriegstage, wenn draußen der Schnee lag und<br />
irgendwo, weit im Norden, vielleicht der Vater und er, der Knabe, drinnen saß, in<br />
der Küche, um den Ofen, mit der Großmutter, dem Bruder, der Schwester, dann<br />
musste die alte Frau Geschichten vorlesen aus den Büchern, die da waren. Aber<br />
da waren nicht viele. Ein Märchenbuch, dessen Geschichten die Kinder aber alle<br />
kannten. Das Alte Testament, dessen Geschichten sie aber nicht sonderlich<br />
begeisterten. Der jährliche Antoniuskalender, mit Geschichten um Gott und<br />
Glaube. Und der jährliche Bauernkalender, mit den Weisheiten ländlicher<br />
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