PDF Download - Laborwelt
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R E P O R T<br />
Drug Delivery<br />
<br />
Einschleusung therapeutischer<br />
siRNA-Moleküle<br />
HD Dr. Achim Aigner, Institut für Pharmakologie und Toxikologie,<br />
Medizinische Forschungseinheiten, Philipps-Universität Marburg<br />
Seit der Entdeckung der RNA-Interferenz (RNAi) sind Gentargeting-Strategien auch im Hinblick<br />
auf die Entwicklung von Therapeutika wieder im Mittelpunkt des Interesses. RNAi basiert auf<br />
der intrazellulären Wirkung kleiner doppelsträngiger RNA-Moleküle (siRNAs), die jedoch dazu<br />
erst ihren Wirkort erreichen müssen. Die Applikation therapeutischer siRNAs in vivo kann über<br />
verschiedene Strategien gelingen. Polyethylenimine (PEIs) gestatten den Schutz von siRNAs<br />
vor Degradation sowie ihre zelluläre Einschleusung und Freisetzung. Sie können so – zumal<br />
nach chemischen Modifikationen und Funktionalisierungen – eine attraktive Plattform für den<br />
therapeutischen Einsatz von siRNAs bieten.<br />
Kennziffer 13 LW 06 · www.biocom.de<br />
Bei vielen Erkrankungen, zum Beispiel bei<br />
Krebs, viralen Infektionen, neurodegenerativen<br />
Erkrankungen oder der Macula-Degeneration,<br />
spielt eine veränderte oder gesteigerte<br />
Expression bestimmter Gene eine zentrale<br />
Rolle. Therapeutische Ansätze können demzufolge<br />
auf die Inhibition dieser als relevant<br />
erkannten Gene oder Genprodukte abzielen.<br />
Dabei kommen auch sogenannte Gentargeting-Strategien<br />
in Frage, die darauf abzielen,<br />
die Expression eines Targetgens ganz auszuschalten<br />
oder zumindest zu bremsen.<br />
Nach der Antisense-Technologie und dem<br />
Ribozym-Targeting wurde mit der RNA-Interferenz<br />
(RNAi) Ende der neunziger Jahre<br />
ein weiterer Mechanismus zur selektiven Inhibition<br />
der Genexpression aufgeklärt. Schnell<br />
wurde erkannt, daß RNAi eine besonders<br />
effiziente und – zumindest in vitro – einfach<br />
anzuwendende Methode ist, um Gene auszuschalten.<br />
Entsprechend rasch hat vor allem in<br />
vitro die Verwendung von RNAi-basierten Ansätzen,<br />
etwa in Genfunktionsstudien oder in<br />
High-Throughput-Analysen, zugenommen<br />
<br />
RNAi: vom Mechanismus zur siRNA<br />
Abb. 1: Mechanismus der RNA-Interferenz. Kleine doppelsträngige siRNA-Moleküle werden in<br />
den RISC-Komplex eingebaut und binden nach dessen Aktivierung sequenzspezifisch an ihre<br />
Ziel-mRNA. RISC kann nun die mRNA spalten, die daraufhin rasch abgebaut wird und nicht mehr<br />
zur Translation zur Verfügung steht. Zur Induktion von RNAi genügt die Einschleusung der siRNA-<br />
Moleküle, da alle anderen Komponenten in der Zelle vorhanden sind, und auch die natürlicherweise<br />
vorgeschaltete intrazelluläre Prozessierung längerer doppelsträngiger RNA-Moleküle zu<br />
siRNAs (nicht gezeigt) ist prinzipiell nicht nötig.<br />
RNAi ist ein sequenzspezifischer und posttranskriptionell<br />
ansetzender Mechanismus,<br />
der auf kurzen, doppelsträngigen RNA-Molekülen<br />
beruht. Die Entdeckung der RNAi<br />
in C. elegans durch Fire et al. 1 wurde kürzlich<br />
mit dem Nobelpreis ausgezeichnet; es wurde<br />
auch rasch klar, daß RNAi – wenngleich<br />
vom Mechanismus her komplizierter – auch<br />
in höheren Organismen vorkommt. RNAi<br />
beruht auf einem mehrere Schritte umfassenden<br />
intrazellulären Weg, der in zwei Phasen<br />
aufgeteilt werden kann: die Initiationsphase,<br />
in der doppelsträngige RNA-Moleküle endogenen<br />
(z.B. miRNA) oder exogenen Ursprungs<br />
durch die Spaltungsaktivität eines Proteins<br />
vom Ribonuklease III-Typ (Dicer) in kleine, 21<br />
bis 23 Basenpaare (bp) umfassende siRNAs<br />
(small interfering RNAs) prozessiert werden,<br />
und die Effektor-Phase, wo diese siRNAs in<br />
den RNA-induced silencing complex (RISC)<br />
eingebaut werden und die Spaltung der ZielmRNA<br />
erfolgt. Hierzu binden die siRNAs<br />
sequenzspezifisch durch Hybridisierung an die<br />
Ziel-mRNA und bringen so den RISC-Komplex<br />
mit seinen RNA-Helicase- und Nuklease-<br />
Aktivitäten in räumliche Nähe. Es erfolgt die<br />
Entwindung und Spaltung der Ziel-mRNA,<br />
die daraufhin durch ihre jetzt ungeschützten<br />
Enden rasch durch intrazelluläre Nukleasen<br />
abgebaut wird. Der RISC-Komplex kann wiederum<br />
an eine neue Ziel-mRNA binden, entfaltet<br />
also eine katalytische Aktivität. Den zur<br />
Ziel-mRNA komplementären siRNAs, die nach<br />
bestimmten Auswahlregeln abgeleitet werden<br />
können, kommt damit eine zentrale Rolle bei<br />
der Induktion von RNAi zu 2 (Abb. 1).<br />
6 | 7. Jahrgang | Nr. 6/2006 LABORWELT