Ausgabe 3/2012 - Ghorfa
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Die arabischen Länder in Nordafrika setzen auf<br />
Windkraft und Solarenergie<br />
ENERGIE<br />
Die erneuerbaren Energien rücken in den arabischen Ländern in Nordafrika immer stärker in den Fokus. Vor allem<br />
Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien verfolgen ambitionierte Strategien. Der Souq gibt einen Überblick über<br />
die Pläne und die bisher verwirklichten Projekte in den vier Ländern.<br />
von Dr. Ralf Neubauer<br />
Foto: dii_eumena.com<br />
Spätestens seit die Desertec-Initiative große<br />
Solarprojekte in der Sahara plant, ist einer<br />
breiten Öffentlichkeit bekannt, dass die<br />
natürlichen Bedingungen zur Nutzung der<br />
erneuerbaren Energien in den arabischen<br />
Ländern Nordafrikas geradezu ideal sind.<br />
Windkraft und Solarenergie haben dort<br />
großes Potenzial, das bislang kaum genutzt<br />
wird. Doch jetzt treiben Ägypten, Algerien,<br />
Marokko und Tunesien den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien voran. Große Projekte<br />
werden verwirklicht oder sind in der Planung.<br />
Als ein Vorreiter gilt Marokko. Das Land<br />
verfügt über keine eigenen fossilen Energievorkommen<br />
und muss schätzungsweise<br />
97 Prozent der benötigten Energie importieren.<br />
Sogar aus Spanien wird über ein<br />
Unterseekabel Elektrizität eingeführt, und<br />
eine Entspannung der Versorgungslage ist<br />
nicht in Sicht. Denn die Stromnachfrage<br />
in dem Maghreb-Land wächst jährlich um<br />
rund 6,5 Prozent. Der Ausbau der Elektrizitätserzeugung<br />
steht daher ganz oben auf<br />
der Agenda der marokkanischen Regierung,<br />
und Ökostrom spielt dabei eine tragende<br />
Rolle.<br />
Bereits 1996 startete das öffentlich-rechtliche<br />
Energieunternehmen Office National<br />
de l’Electricité (ONE) ein staatliches Elektrifizierungsprogramm<br />
auf der Basis von<br />
Photovoltaik (PV). Die Elektrifizierungsrate<br />
ländlicher Gebiete stieg dadurch von 18<br />
auf 97,4 Prozent Ende 2011 an. Auch Dörfer,<br />
die weit entfernt vom Stromnetz liegen,<br />
verfügen nun über eine einfache dezentrale<br />
Stromversorgung, die sich aus erneuerbaren<br />
Energiequellen speist. Bis Ende 2011<br />
wurden Haushalte in 3663 Dörfern mit PV-<br />
Bausätzen ausgestattet.<br />
Mit „Chourouk” (Sonnenaufgang) startete<br />
ONE ein eigenes PV-Förderprogramm. Im<br />
Mai 2009 vergab der staatliche Versorger<br />
einen Auftrag an das spanische Solarunternehmen<br />
Isofoton zur Installation von<br />
PV-Stationen in den Regionen d’Errachidia,<br />
Benguerir und Ouarzazate. Laut Isofoton<br />
wurden 1215 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung<br />
von 760 kW ans Netz angeschlossen.<br />
Auch in Windparks investierte ONE in den<br />
zurückliegenden Jahren. 2011 belief sich<br />
die installierte Kapazität in diesem Bereich<br />
nach Angaben des Unternehmens auf rund<br />
255 Megawatt (MW). Hinzu kommen Wasserkraftwerke<br />
von ONE mit einer Leistung<br />
von 1300 MW, so dass sich die Kapazität<br />
großer Anlagen zur Erzeugung von Strom<br />
aus erneuerbaren Energien auf 1555 MW<br />
beläuft. Insgesamt, also einschließlich konventioneller<br />
Kraftwerke, waren 2011 in Marokko<br />
nahezu 6400 MW installiert.<br />
In den kommenden Jahren soll die Bedeutung<br />
der erneuerbaren Energien in dem<br />
Land deutlich zunehmen. Laut „Plan Solaire<br />
Marocain“ sollen regenerative Energieformen<br />
bis zum Jahr 2020 42 Prozent des<br />
Stromverbrauchs und acht bis zehn Prozent<br />
der gesamten Energienachfrage decken.<br />
Hierzu sind neue Windparks und solarthermische<br />
Kraftwerke geplant.<br />
So hatte ONE unlängst den Ausschreibungsprozess<br />
für fünf Windparks mit einer<br />
installierten Leistung von insgesamt 850<br />
Megawatt (MW) gestartet. Sie sollen an den<br />
Standorten Tanger (150 MW), Midlet (100<br />
MW), Essaouira (200 MW), Laayoune (300<br />
MW) und Boujdour (100 MW) entstehen.<br />
Laut MEED haben 16 Konsortien ihre Qua-<br />
SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />
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