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Ausgabe 3/2012 - Ghorfa

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INTERVIEW<br />

und soll infolgedessen in Kraft treten.<br />

Im November 2011 trafen beide Seiten<br />

eine Vorvereinbarung für die Kooperation.<br />

Zuvor hatte Deutschland im Februar<br />

desselben Jahres eine Absichtserklärung<br />

(MoU) über die bilaterale wirtschaftliche<br />

und technische Zusammenarbeit unterzeichnet.<br />

Anfang Juni diesen Jahres folgte<br />

ein MoU im Gesundheitsbereich zwischen<br />

beiden Ländern. Vorlagen für weitere Kooperationsvereinbarungen<br />

werden für die<br />

Unterzeichnung vorbereitet. Das Gleiche<br />

gilt für die Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Ländern wie u.a. Japan, Südkorea oder den<br />

USA.<br />

Das Wichtigste für ein günstigeres Investitionsklima<br />

ist die spürbare Verbesserung<br />

der Sicherheitslage in den verschiedenen<br />

irakischen Gebieten. So benutzen ausländische<br />

Unternehmen mittlerweile die irakischen<br />

Flughäfen und bewegen sich frei in<br />

den verschiedenen Provinzen, wie Basra,<br />

Najaf, Karbala, Erbil und Sulaimaniya und<br />

anderswo.<br />

Die staatlichen Kontrollorgane weisen<br />

hervorragende Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung<br />

im Verwaltungs- und Finanzbereich<br />

vor. Damit werden Investitionshemmnisse<br />

beseitigt. Zu den Aufgaben<br />

der Integritätskommission, des Finanzkontrollbüros<br />

und des staatlichen Inspektorenbüros<br />

in den unterschiedlichen Ministerien<br />

gehört die Aufdeckung und Bekämpfung<br />

von Korruptionsherden. Sie führen ihre<br />

Arbeit weiter aus und werden von der irakischen<br />

Regierung voll unterstützt.<br />

Souq: Welche Prioritäten wurden beim<br />

Wiederaufbau und bei der Entwicklung des<br />

Irak gesetzt? Wird der Zeitrahmen für die<br />

Durchführung des nationalen Fünf-Jahres-Entwicklungsplans,<br />

2010-2014, eingehalten?<br />

Und was wurde bisher hauptsächlich<br />

erreicht?<br />

Alkhateeb: Der Irak war zu der Zeit der<br />

Umwälzungen 2003 ausnahmslos in allen<br />

Bereichen unterentwickelt. Es bleibt dringend<br />

notwendig, eine funktionierende Infrastruktur<br />

und die Grundversorgung mit<br />

Strom, Wasser sowie Gesundheitsdienstleistungen<br />

zu sichern.<br />

Das Wiederanspringen der Wirtschaft und<br />

der Wiederaufbau bzw. die Entwicklung<br />

SOUQ 3/<strong>2012</strong><br />

Bagdad bei Nacht<br />

der Bereiche Industrie, Energie, Wasser,<br />

Landwirtschaft, Wohnungsbau, Bildung<br />

und Finanzen sind lebensnotwendig und<br />

bieten zahlreiche Chancen für Unternehmer<br />

und Investoren.<br />

Für die Durchführung des Fünf-Jahres-<br />

Entwicklungsplans wurden laut internationalen<br />

Instituten bessere Ergebnisse erzielt<br />

als erwartet. Der beste Beweis dafür<br />

ist, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

um 9,9 Prozent in 2011 angestiegen ist. Geplant<br />

war ein Wachstum von 9,3 Prozent<br />

im Jahresdurchschnitt. Nach Schätzungen<br />

des Internationalen Währungsfonds soll<br />

die Wirtschaft um 11,1 Prozent in <strong>2012</strong><br />

wachsen. Zahlreiche Projekte wurden in<br />

den Bereichen Infrastruktur, Energie,<br />

Wasserwirtschaft, Bildung sowie Dienstleistung<br />

umgesetzt. Der Bedarf nach weiteren<br />

Projekten ist enorm nach der misslichen<br />

Situation, die das alte diktatorische<br />

Regime durch Kriege, Embargo und Misswirtschaft<br />

geschaffen hat.<br />

Souq: Die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

entwickeln sich beachtlich. In<br />

welchen Sektoren wurden besondere Erfolge<br />

erzielt, welche sind für die weitere Zusammenarbeit<br />

vielversprechend?<br />

Alkhateeb: In den letzten Jahren haben<br />

sich die deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

merklich entwickelt, und zwar<br />

im Gleichschritt mit der politischen und<br />

kulturellen Entwicklung. Beide Länder<br />

möchten ihre Beziehungen verbessern und<br />

für die notwendige Sicherheit der im Irak<br />

tätigen deutschen Unternehmen sorgen.<br />

Bei Vor-Ort-Besuchen haben sich Unternehmergruppen<br />

im Irak ein eigenes Bild<br />

über die Lage gemacht und festgestellt,<br />

dass die Situation ruhig ist, ganz im Gegensatz<br />

zur Medienberichterstattung. Der<br />

deutsch-irakische Handelsaustausch verbesserte<br />

sich in den letzten Jahren um 30<br />

Prozent im Jahresdurchschnitt.<br />

Zu den wichtigsten Sektoren, in denen die<br />

deutsche Wirtschaft aktiv und erfolgreich<br />

war, gehören Energie und Elektrizität,<br />

Verkehr, Bau und Gesundheit. Deutsche<br />

Unternehmen sind dabei, Hafenanlagen<br />

in Basra zu entwickeln und diese in Zukunft<br />

zu managen. Andere Firmen bauen<br />

Krankenhäuser und Infrastruktureinrichtungen.<br />

Außerdem fanden deutsche Produkte<br />

und Technologien Verwendung im<br />

Gesundheits-, Bildungs- und Elektrizitätssektor.<br />

Alle anderen Bereiche sind offen<br />

für neue Kooperationen – das Investitionspotenzial<br />

ist hierbei enorm.<br />

Souq: Wie investiert der Irak in sein<br />

„menschliches Kapital“? Wo stehen wir in<br />

der Bildung?<br />

Alkhateeb: Die schöpferische irakische Bevölkerung<br />

ist mindestens genauso wichtig<br />

wie die reichlich vorhandenen Bodenschätze.<br />

Doch die Iraker müssen noch stärker<br />

gefördert werden, um den Wiederaufbau<br />

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