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Finnische Austauschstudierende an ... - GFL-Journal

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<strong>Finnische</strong> <strong>Austauschstudierende</strong> <strong>an</strong> deutschsprachigen Universitäten<br />

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hervor, dass einerseits die Deutschkenntnisse eine große Rolle bei der Abarbeitung des<br />

aus finnischer Sicht enormen Arbeitspensums spielen, dass <strong>an</strong>dererseits aber auch das<br />

polyzentrische Deutsch eine große Herausforderung darstellt. Nicht nur sprechen<br />

muttersprachliche Dozenten in der Regel viel schneller und unartikulierter als DaF-<br />

Lehrende, darüber hinaus ist ihre mündliche Rede oft auch mundartlich gefärbt und von<br />

unterschiedlichstem Jargon durchsetzt. Allein aus diesen Gründen, die von den<br />

Befragten natürlich nicht in DaF-didaktischer Metasprache wiedergegeben werden,<br />

lohnt es sich, im Vorbereitungskurs „viele mündliche Übungen“ (Auszug 9) zu machen.<br />

Die studentische Betonung des „Mündlichen“ darf jedoch nicht zu dem Fehlschluss<br />

verleiten, dass das „Schriftliche“ im Vorbereitungskurs vernachlässigt werden dürfte.<br />

Obwohl sich in der kontrastierenden Wahrnehmung der Studierenden das „Mündliche“<br />

als der hervorstechendste Unterschied zwischen einem Studium in Finnl<strong>an</strong>d und im<br />

deutschen Sprachraum darstellt, spielt auch das „Schriftliche“ eine Rolle, wie die<br />

Kommentare zur „Hausarbeit“ belegen. Ingesamt spiegelt sich in den studentischen<br />

Vergleichen, dass im finnischen Studium generell weniger studentische Eigenintitative<br />

verl<strong>an</strong>gt wird als im deutschsprachigen Studium, was sich unmittelbar auf studentisches<br />

Reden und Schreiben auswirkt. In Finnl<strong>an</strong>d ist wissenschaftspropädeutisches Schreiben<br />

stark auf die Abfassung von Bachelor- und Masterarbeit orientiert und wird in eigenen,<br />

teils thematisch ungebundenen Kursen systematisch geübt. Hierzu sind in Finnl<strong>an</strong>d in<br />

den letzten Jahren sehr viele Publikationen erschienen (wie z. B. Hirsjärvi et al. 2009).<br />

Zwar müssen finnische Studierende meist sprecherzieherische Übungen in der<br />

Muttersprache (Artikulation, Mimik, Gestik usw.) absolvieren, aber eine<br />

allgegenwärtige Schulung akademischer Diskussions- bzw. Diskursgewohnheiten ist<br />

tendenziell kaum vorh<strong>an</strong>den. Deshalb ergibt sich bei finnischen <strong>Austauschstudierende</strong>n<br />

der Eindruck, dass sich im Bereich des „Mündlichen“ eine größere Kluft auftut als beim<br />

„Schriftlichen“, wobei nicht vergessen werden darf, dass beide Ausdrücke als Chiffren<br />

für bestimmte Aktivitätskomplexe stehen.<br />

Wie aus den vorstehenden Berichten nur am R<strong>an</strong>de hervorgeht, erkennen finnische<br />

<strong>Austauschstudierende</strong> natürlich auch im Lauf der Zeit, dass <strong>an</strong> der Gastuniversität auch<br />

einheimische Studierende und Lehrende bestimmte Richtlinien unterlaufen und<br />

gelegentlich nur vortäuschen, sich <strong>an</strong> gewisse Maximen zu halten. Doch auch <strong>an</strong> diesen<br />

mehr oder weniger häufigen Ausnahmen von der Regel erkennen die<br />

© gfl-journal, No. 2-3/2012

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