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07/2013 - Gemeinde Eppendorf

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30.06.<strong>2013</strong><br />

Informationen S. 10<br />

Hundertjähriges Bestehen des Sportplatzes an der Oederaner Straße<br />

Mit meinem heutigen Beitrag möchte ich<br />

an ein Ereignis erinnern, dass für unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Eppendorf</strong> in gesellschaftlicher<br />

und vor allem in sportlicher Wertigkeit<br />

von großer Bedeutung war und noch<br />

ist: Im Mai 1913 wurde der Sportplatz an<br />

der Oederaner Straße geschaffen und<br />

geweiht.<br />

Schon länger bestand der Wunsch der<br />

Mitglieder des Vereinigten Turnvereines<br />

<strong>Eppendorf</strong> (VTE) nach einem großen,<br />

staubfreien Rasenplatz.<br />

Bisher trugen die Sportler, dabei vor<br />

allem die Turner und Faustballer, ihre<br />

Übungen und Spiele auf dem Gelände<br />

vor der 19<strong>07</strong> erbauten Turnhalle aus. Bei<br />

über 300 Mitgliedern war man aber an<br />

räumliche wie auch an organisatorische<br />

Grenzen gestoßen.<br />

Nachdem verschiedene Objekte erörtert<br />

wurden, fand man schließlich ein geeignetes<br />

Areal gegenüber der Beamten- und<br />

Arbeitersiedlung der Fa. Haug & Leonhard<br />

(Schustersiedlung).<br />

Dies gehörte dem Gutsbesitzer Kircheis<br />

und konnte für 6000,– Mark gekauft werden,<br />

was einen Quadratmeterpreis von 50<br />

Pfennig bedeutete. Zur Verdeutlichung<br />

der Werterelation sollen folgende Beispiele<br />

dienen: Damals war es möglich,<br />

ein normales Eigenheim für 5000,– Mark<br />

zu bauen. Ein Maurer verdiente ca. 4,–<br />

Mark und ein Zimmermann ca. 5,50<br />

Mark pro Tag bei 10 bis 12 Stunden<br />

Arbeitszeit und ein halber Liter Bier kostete<br />

durchschnittlich 1913 11 Pfennige.<br />

Der VTE konnte diese Summen nicht<br />

sofort aufbringen. Außer einem Eigenanteil<br />

wurde der Rest mit einem Kredit<br />

finanziert. Die Tilgung erfolgte durch<br />

Zeichnung und Erwerb von Anteilscheinen<br />

zu 5,– bzw. 10,– Mark. Ein entsprechender<br />

Aufruf im „Wochenblatt und<br />

Anzeiger für <strong>Eppendorf</strong>“ formulierte das<br />

Anliegen mit folgenden Worten:<br />

„Im Hinblick auf die so oft schon gezeigte<br />

Opferwilligkeit und Sportfreundlichkeit<br />

der <strong>Eppendorf</strong>er Einwohner hoffen wir<br />

bestimmt, das noch fehlende Restkaufgeld<br />

zusammenzubringen umso mehr, da doch<br />

der Vereinigte Turnverein seit vielen Jahren<br />

gezeigt hat, dass es ihm ernst ist um<br />

seine ideale Turnsache und er schon seit<br />

Jahrzehnten das Feld der heutigen<br />

Jugendpflege praktisch und mit guten<br />

Erfolgen beackert hat“.<br />

Im selben Blatt wurde schließlich die<br />

Weihe für den 18.5.1913 wie folgt<br />

angekündigt:<br />

Für diesen Ehrentag hatten die <strong>Eppendorf</strong>er<br />

Sportler ein umfangreiches Programm<br />

vorbereitet und dazu eine Reihe auswärtiger<br />

Turnfreunde so aus Augustusburg,<br />

Altchemnitz und Schloßchemnitz eingeladen.<br />

Leider verzögerte ein Unwetter mit<br />

starkem Regen den Abmarsch des Festzuges<br />

von der Turnhalle zum geschmückten<br />

Platz um eine Stunde. Endlich begannen<br />

unter den Klängen flotter Marschmusik<br />

die Vorführungen. Traditionsgemäß<br />

kamen im ersten Teil eine Reihe<br />

turnerischer Freiübungen zur Ausführung.<br />

Daran anschließend standen<br />

Faustballwettspiele, die auf 3 Spielfeldern<br />

ausgetragen wurden, im Focus. Den<br />

Abschluss gestaltete ein Fußballspiel<br />

zwischen <strong>Eppendorf</strong> und Schloßchemnitz.<br />

Trotz großer Überlegenheit der<br />

Heimmannschaft trennte man sich 3:3.<br />

Um die turnerische Tradition zu unterstreichen,<br />

bezeichnete man die Elf des<br />

VTE als Fußballriege.<br />

Ein Schlusstrunk im Hotel Richter (heute<br />

Schlüsseldienst Wolf) beendete den<br />

bedeutenden Tag in Harmonie und<br />

schönster Eintracht. Im Laufe des Jahres<br />

zäumte man das Gelände ein und baute<br />

einen Geräteschuppen. <strong>Eppendorf</strong> besaß<br />

nun neben dem Sportplatz „Ziegelei“(„Sportlust“<br />

und Athletenclub „Germania“)<br />

ein zweites Rasenspielfeld zur<br />

Austragung verschiedenster Sportarten.<br />

Beide Plätze existieren, wenn auch verändert,<br />

noch heute und werden von unserem<br />

SV und der Schule intensiv genutzt.<br />

Leider findet dieses Ereignis keine entsprechende<br />

Würdigung in unserem Heimatort.<br />

War es zu DDR Zeiten politischer<br />

Kadavergehorsam von Sportfunktionären,<br />

Messtischblatt von 1928 mit Oederaner<br />

Straße und Schustersiedlung;<br />

SpPl = Sportplatz<br />

Anzeiger für <strong>Eppendorf</strong> vom 10.05.1913<br />

so ist es heute Ignoranz und Desinteresse,<br />

die das Erinnern an bürgerliche Traditionen<br />

verhindern. Schade!<br />

Torsten Martin

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