Ostern 2011 - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lindenberg
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Geistliches Wort 3<br />
Brot des Lebens für dich<br />
Das Ei ist ein Symbol des Lebens. Aus der Eizelle der<br />
Mutter entsteht Nachwuchs. Beim jüdischen Sedermahl<br />
werden Eier gegessen: Sie erinnern an den Aufbruch<br />
der Israeliten von Ägypten und den Beginn des neuen<br />
Lebens in Freiheit. Das Osterei kann Symbol der<br />
Auferstehung sein: aus scheinbar Totem entsteht neues<br />
Leben.<br />
Weil es aber auch Eier gibt, die von Hühnern gelegt<br />
werden, die giftiges Futter gefressen haben, kann das<br />
Lebenssymbol schnell zum Risikosymbol werden.<br />
Ich habe mich langsam daran gewöhnt, dass Essen in<br />
der modernen Welt eine zweischneidige Sache ist:<br />
Nicht alles, was günstig ist, ist auch gut; nicht alles,<br />
was gut ist, ist auch günstig. Bei unseren Lebensmitteln<br />
wird mir deutlich, dass verantwortliches Leben ein<br />
Kompromiss ist: Babynahrung Bio, Obst Bio, Brot egal<br />
– Hauptsache nicht Weißbrot, Fleisch egal –<br />
Hauptsache aus Deutschland; aber Eier – bei diesem<br />
empfindlichen, klebrigen und halbvegetarischen Kochund<br />
Backmittel hat mein ganzer Biotick angefangen.<br />
Bei Eiern hab ich ihn auch nie willentlich verlassen. Zu<br />
oft schon wurde über Massentierhaltung gerade am<br />
Beispiel der Legehenne berichtet. Zu alarmierend war<br />
für mich, dass es unser Staat tatsächlich für nötig erachtete,<br />
die konventionelle Käfighaltung zu verbieten<br />
(2010). Eier sind das einzige Lebensmittel, bei dem ich<br />
den Erzeugercode lesen kann. Darum ist das Ei mein<br />
Lebens-Risiko-Symbol.<br />
Das ganze Thema Ernährung ist für mich uferlos:<br />
Meine Gesundheit hängt davon ab. Ich bin mitverant-<br />
wortlich für schauderhafte Produktionsmethoden, weil<br />
ich das Zeug ja schließlich auch kaufe. Essgewohnheiten<br />
ändern heißt oft die allgemeine Kultur verlassen<br />
– oder sich als Vegetarier mit Kässpatzen zu begnügen.<br />
Essen – da brauche ich Halt, da fühl ich mich<br />
in einem wesentlichen Lebensbereich verloren und verkauft.<br />
Schön, dass das Essen auch im Gottesdienst vorkommt.<br />
Im heiligen Abendmahl essen und trinken wir miteinander<br />
vor Gott.<br />
Da sagt keiner:<br />
Lies mal die Inhaltsstoffe durch, sondern:<br />
Himmlischer Vater, heilige dieses Brot<br />
und diesen Wein.<br />
Da sagt keiner: Am Essen merkt man wie schlecht der<br />
Mensch ist, sondern:<br />
Brot und Wein sind uns Zeichen des<br />
neuen Lebens in Christus.<br />
Da sagt keiner: Wirst schon wissen, was dir gut tut,<br />
sondern:<br />
Lass uns alle in diesem Mahl<br />
ein Leib werden in Jesus Christus.<br />
Da sagt keiner: Bio kann ich mir nicht leisten, sondern:<br />
Lass uns in diesem Mahl einander schenken<br />
und hingeben.<br />
Gott freut sich, wenn der Produzent beim Verkauf und<br />
der Koch beim Essen sagen können wie der Pfarrer:<br />
Brot des Lebens für dich.<br />
Pfarrer Lorenzen