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sentekk ag - e n e m y .o r g

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solch einer Vorgehensweise muss noch stärker bezweifelt werden als das sture<br />

Durchpauken von vorgegebenen Literaturlisten. Der Lerneffekt, wie man mit<br />

minimalem Zeitaufwand einen maximalen Notenertr<strong>ag</strong> erwirtschaften kann, zieht sich<br />

leitmotivisch durch das ganze Studium. Auch im Rahmen des Sentekk-Proseminars<br />

werden die Studenten von vermeintlichen ‚Wahrheiten’ hören oder lesen, allerdings<br />

erhalten die Studenten mit der Erstellung des Romankapitels eine Möglichkeit dies<br />

fundamental zu reflektieren.<br />

In seiner 1935 (!) erschienenen Studie über die Produktion von wissenschaftlichem<br />

Wissen, welche lediglich im Vorwort 24 des 27 Jahre später erschienenen<br />

Standardwerkes von Thomas Kuhn 25 Erwähnung findet, meint Ludwig Fleck<br />

bezüglich der ‚sozialen Bedingtheit des Erkennens’, das heißt, wie dieses ‚Ganze’,<br />

‚systematisch’ 26 entsteht:<br />

„Historische und stilgemäße Zusammenhänge innerhalb des Wissens beweisen eine Wechselwirkung zwischen<br />

Erkanntem und dem Erkennen: bereits Erkanntes beeinflusst die Art und Weise neuen Erkennens, das Erkennen<br />

erweitert, erneuert, gibt frischen Sinn dem Erkannten.“ 27<br />

Das wissenschaftliche Wissen und dessen komplex-dynamische Entstehung sind<br />

untrennbar mit anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen kurzgeschlossen, mehr<br />

noch: Erkenntnisse können nicht unabhängig voneinander sein.<br />

Auch wenn man Flecks Zitat in den Worten der bereits genannten<br />

Horvath/Gleich/Voggenreiter als ‚unnötigen (theoretischen) Ballast’ ansehen könnte,<br />

so stellt es doch das Individuum und das Umfeld und bereits Erkanntes/Erfahrenes in<br />

den Mittelpunkt der Erkenntnis und nicht einen theoriegefüllten Zauberkessel des<br />

Wissens. Nochmals: Ich bestreite nicht die Existenz dieses Kessels oder des vorher<br />

erwähnten Baumes, ich bestreite lediglich die Allgemeingültigkeit des darin<br />

gekochten Zaubertranks, der statischen Betrachtung des Laubwerks. Fleck geht<br />

sogar noch einen Schritt weiter, wenn er meint:<br />

„Das Erkennen stellt die am stärksten sozialbedingte Tätigkeit des Menschen vor und die Erkenntnis ist das<br />

soziale Gebilde katexochen [schlechthin/im Sinne des Wortes, Anm. d. V.].“ 28<br />

24 Kuhn, Thomas S.: The Structure of Scientific Revolutions: Chik<strong>ag</strong>o & London: The University of Chic<strong>ag</strong>o<br />

Press, 1996, 3 rd edition, Seite viii unten<br />

25 mehr hierzu: http://www.emory.edu/EDUCATION/mfp/Kuhn.html<br />

26 vgl. Definition ‚Wissenschaft’ auf www.wissen.de weiter oben<br />

27 Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verl<strong>ag</strong>,<br />

1994, 3. Aufl<strong>ag</strong>e: Seite 54 oben<br />

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