Mitteilungen Weihnachten 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Mitteilungen Weihnachten 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Mitteilungen Weihnachten 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
eine im letzten, der andere im ersten<br />
Lehrjahr.<br />
Die Garage wird mit viel Emotion<br />
und Engagement geführt, es wird jedoch<br />
sehr exakt gearbeitet. Halbe Sachen<br />
werden dort nicht gemacht.<br />
Als ich um halb acht ankam,wurde<br />
gerade die Tür aufgemacht. Mir wurde<br />
von Stefan (ist im letzten Lehrjahr) ein<br />
Überkleid gegeben,ein Kaffee angeboten<br />
usw. Ich wurde im Grossen und<br />
Ganzen gut aufgenommen.<br />
Fabian Mani<br />
Geigenbauatelier Wilhelm, Suhr<br />
Wenn man die Dinge einmal selbst<br />
gemacht hat, schaut man sie danach<br />
auf eine andere Weise an.Auch im Instrumente<br />
testen, finde ich, habe ich<br />
einiges gelernt.Wenn ich jetzt ein anderes<br />
Instrument spiele, kann ich viel<br />
schneller sagen, was mir gefällt oder<br />
nicht und wo die Stärken und Schwächen<br />
liegen …<br />
Obwohl mir das Praktikum sehr<br />
gut gefallen hat, habe ich gemerkt,<br />
dass ich nie einen Beruf ausüben<br />
möchte, bei dem man am Morgen hingeht<br />
und am Abend «Fürobig» hat.<br />
Auch wenn ich Geigenbauer einen<br />
sehr kurzweiligen Beruf finde, würde<br />
er mir,glaube ich,schnell verleiden.<br />
Barbara Litschig<br />
Gemüsegärtnerei Eichberg,<br />
Seengen<br />
Montag, 15. 9. <strong>2003</strong>: Zuerst zeigte<br />
mir Peter, wie man Zucchetti schneidet.<br />
Ich musste ihm einfach nachlaufen<br />
und zusehen,wie er die Zucchettis<br />
abschneidet (endlose Reihe Zucchetti).<br />
Danach zeigte er mir die unzähligen<br />
begehbaren Kühlschränke. Und<br />
wie der altertümliche Lift funktioniert.<br />
Es ging drei Stockwerke hinunter,<br />
auch dort überall Kühlschränke<br />
mit Gemüse und Riesenmengen verschiedener<br />
Apfelsorten. Ich musste<br />
dann noch Salatkisten auf ein Palett<br />
stapeln und mit dem Lift nach oben in<br />
die Auslieferstation bringen. Dann<br />
blieb ich auch noch im Lift stecken<br />
und das Licht ging aus. Zum Glück<br />
fuhr er nach zwei Minuten wieder<br />
weiter. Dann war auch schon Pause<br />
und ich konnte für fünf Franken im<br />
Restaurant essen.Man konnte nehmen<br />
und bestellen, was man wollte. Es war<br />
superfein. Um ein Uhr ging es wieder<br />
ans Arbeiten. Den ganzen Nachmittag<br />
musste ich im Gewächshaus Nüsslisalat<br />
setzen. Der Chef sass gemütlich in<br />
seinem Bürostuhl und arbeitete an seinen<br />
Bestellungen. Ich fing an mit Jagi<br />
zu reden. Er kommt aus Italien, glaube<br />
ich. Ich verstand ihn nicht so gut, weil<br />
er einen starken Akzent hatte.Aber es<br />
war lustig und die Zeit ging schnell<br />
vorbei.<br />
Daniel Kühn<br />
Die Arbeit<br />
Arbeit :-) oder :-( ??? … würden wir<br />
gerne aus unserem Wörterbüchlein<br />
streichen und für immer vergessen?<br />
Würden wir es uns gerne in Omas<br />
grossem Ohrensessel gemütlich machen<br />
und einfach nichts tun, wie wir<br />
manchmal sagen, einfach das Leben<br />
geniessen? Manchmal machen wir das<br />
gerne,das ist wohl für niemanden eine<br />
Frage, doch würden wir es gerne immer<br />
tun?<br />
Kann man das Leben überhaupt geniessen,<br />
wenn man nicht auch mal<br />
hart arbeiten muss, nicht auch manchmal<br />
mit seinen Kräften völlig am Ende<br />
ist? Denn eines steht fest: Arbeit, in<br />
welcher Form auch immer, erfordert<br />
Kraft und Energie, und im Grunde genommen<br />
ist jeder einzelne ja frei, seine<br />
Kräfte so einzuteilen wie er will.<br />
Macht man eine Arbeit, die einem<br />
Spass macht (und so eine kann jeder<br />
finden), so ist es ein so genanntes Geben<br />
und Nehmen, das einen, auch<br />
wenn es Kraft und Energie kostet,zum<br />
glücklichen und zufriedenen Menschen<br />
macht. Da wir in der heutigen<br />
Situation die Freiheit haben, eine Arbeit<br />
zu wählen, die uns gefällt und uns<br />
glücklich machen kann, so haben wir<br />
doch die beste Voraussetzung und sollten<br />
diese auf keinen Fall verpassen.<br />
Ganz anders sah es früher mit der<br />
Berufswahl aus. Dazumal war es<br />
durchaus nicht möglich, den Traumberuf<br />
zu verwirklichen, denn ein Beruf<br />
zog sich meistens durch viele Generationen<br />
einer Familie.Der Vater gab den<br />
Beruf ganz selbstverständlich an seinen<br />
Sohn weiter.<br />
Im Alten Griechenland standen<br />
sich der Lehrstand und der Nährstand<br />
gegenüber. Der Nährstand schuftete<br />
und hungerte, damit die des Lehrstandes<br />
philosophieren, erfinden, palavern<br />
und in Saus und Braus leben konnten.<br />
Doch ist es für uns nicht schwer zu<br />
verstehen, dass es dem Nährstand eines<br />
Tages leid wurde,die Philosophen,<br />
Erfinder, Herrscher und Tyrannen zu<br />
bedienen und dass sie sich zur Revolution<br />
erhoben. Dadurch schufen sie die<br />
Ideale von Gleichheit,Freiheit und Demokratie,welche<br />
wir auch heute noch<br />
zu verwirklichen versuchen. Diesen<br />
himmlischen Zustand, der dazumal<br />
vom Lehrstand genossen werden<br />
konnte, haben wir eigentlich auch<br />
heute noch, einfach in verwandelter<br />
Form. Wir können uns spezialisieren,<br />
ganz nach eigenem Willen. Die individuelle<br />
biografische Gestaltung, sowie<br />
die freie Wahl eines Berufes geben uns<br />
eine neue Freiheit, die nicht unbedingt<br />
für alle selbstverständlich ist.Wir<br />
sollten sie nutzen!<br />
Salomé Pfäffli<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Weihnachten</strong> <strong>2003</strong>