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journal - PAAN Bundesverband - Patientenorganisationen, Allergie

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Vocal Cord<br />

Dysfunction<br />

Vocal Cord Dysfunction (VCD)<br />

Eine rätselhafte,<br />

aber lösbare medizinische<br />

Herausforderung<br />

Die in diesem Heft dargestellte Patientengeschichte weist in vielerlei<br />

Hinsicht einen sehr typischen Verlauf einer sogenannten VCD-<br />

Erkrankung auf. Die beschriebenen Symptome, die Auswirkungen<br />

auf die Lebensqualität und auch die zunehmende und tiefgehende<br />

psychische Irritation durch die massiven, scheinbar nicht beherrschbaren<br />

Atemnotanfälle sind eindrucksvoll skizziert. Vor allem<br />

aber werden auch die Behandlungsmöglichkeiten, die in<br />

Kenntnis der Erkrankung relativ einfach geartet sind, mit der nachhaltigen<br />

Auswirkung auf die verbesserte Lebensqualität gut erkennbar.<br />

Untypisch ist der verhältnismäßig<br />

kurze Verlauf der Erkrankung.<br />

Diese Patientin ist bereits im ersten<br />

Anlauf auf einen Lungenfacharzt<br />

gestoßen, der das Krankheitsbild<br />

sehr früh im Sinne einer<br />

solchen halsbezogenen, funktionellen<br />

Atemstörung durch einen paradoxen<br />

Stimmbandschluss interpretiert<br />

hat. Auch an der zweiten<br />

Anlaufstelle für medizinische Hilfe<br />

war das Krankheitsbild gut bekannt,<br />

so dass jeweils die richtigen<br />

Interpretationen und Empfehlungen<br />

gegeben wurden.<br />

Typisch hingegen sind wiederum<br />

die Hürden des Gesundheitssystems,<br />

welches diese Erkrankung<br />

meist noch nicht kennt und zur Verzögerung,<br />

in Einzelfällen sogar zur<br />

langfristigen Verhinderung der<br />

richtigen Diagnosestellung und Einleitung<br />

einer effektiven Therapie<br />

führt.<br />

Wie aus dem Artikel aber eindeutig<br />

hervorgeht, war bereits die relativ<br />

kurze Geschichte der Patientin<br />

über wenige Monate für sie<br />

grausam genug. So lässt sich erahnen,<br />

in welche Abgründe von<br />

Verzweiflung Menschen geraten<br />

können, die über viele Jahre mit<br />

einer solchen nicht erkannten Diagnose<br />

umgehen müssen.<br />

Was hat es nun mit<br />

diesen Stimmband-<br />

Dysfunktionen auf sich?<br />

Es handelt sich dabei nicht um eine<br />

neue Erkrankung, sondern lediglich<br />

um ein seit Jahrhunderten existentes<br />

Phänomen, das erst durch entsprechende<br />

diagnostische Möglichkeiten<br />

nach und nach an Bekanntheitsgrad<br />

gewinnt. Es handelt<br />

sich dabei um meist kurzfristig und<br />

plötzlich auftretende Schlussbewegungen<br />

der Stimmbänder, überwiegend<br />

während der Einatmung, die<br />

zu mehr oder weniger heftiger<br />

Atemnot führen können. Typischerweise<br />

dauern die Anfälle nur<br />

wenige Sekunden oder Minuten an<br />

und verschwinden ohne Medikation.<br />

Dies führt dazu, dass die Patienten<br />

einerseits eine sehr heftige,<br />

teils lebensbedrohliche Atemnot<br />

erleben, bei Eintreffen des Arztes<br />

oder bei Ankunft in der Klinik diese<br />

wieder verschwunden ist. Die<br />

dann gemessenen Lungenfunktionswerte<br />

sind in der Regel völlig<br />

normal, so dass das Bild verwirrend<br />

erscheint und sich die Betroffenen<br />

mit ihrer Symptomatik meist<br />

nicht akzeptiert fühlen.<br />

Hinzu kommt, dass das Bild zunächst<br />

wegen der Ähnlichkeit zum<br />

Asthma bronchiale als ein solches<br />

aufgefasst und behandelt wird. Da<br />

die Therapie keinen Effekt zeigen<br />

kann, kommt es in der Folge oft<br />

zur Eskalation der Behandlung. Es<br />

werden immer höhere Dosierungen,<br />

teilweise auch von systemisch<br />

(im ganzen Körper wirkend, als<br />

Tablette) wirksamem Cortison,<br />

verabreicht, da zuvor die geringeren<br />

Medikamentenmengen keine<br />

oder keine ausreichenden Effekte<br />

gezeigt haben. Dies führt in Einzelfällen<br />

dazu, dass Patienten unter<br />

Inkaufnahme aller begleitenden<br />

Nebenwirkungen über lange Zeit<br />

mit großen Mengen von Cortison<br />

behandelt werden.<br />

28<br />

Jahrgang 4, Ausgabe 3/2005<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL

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