Allergien - PAAN Bundesverband - Patientenorganisationen, Allergie
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<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Z e i t s c h r i f t für<br />
Allergiker,<br />
Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen<br />
Neurodermitiker<br />
<strong>PAAN</strong><br />
Y<br />
Hyposensibilisierung oder SIT<br />
Überlegene Behandlungsmethode bei der<br />
Pollen- oder Insektengiftallergie?<br />
Chronischen Erkrankungen entgegen wirken<br />
Möglichkeiten der medizinischen und<br />
beruflichen Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Das Interview<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in öffentlichen<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
Netzwerke<br />
abap, pina und Kinderärzte gemeinsam<br />
im Kampf gegen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Atemnot nachts und Müdigkeit am Tag<br />
Manchmal kann es ein obstruktives<br />
Schlafapnoe-Syndrom sein<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
J O U R N A L<br />
3. Jahrgang, Heft 1<br />
Februar 2004<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
1
Inhalt<br />
2<br />
I N H A L T<br />
4<br />
14<br />
20<br />
24<br />
26<br />
32<br />
34<br />
37<br />
Hyposensibilisierung oder SIT<br />
Überlegene Behandlungsmethode bei der<br />
Pollen- oder Insektengiftallergie?<br />
Chronischen Erkrankungen entgegen wirken<br />
Möglichkeiten der medizinischen und<br />
beruflichen Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Das Interview<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in öffentlichen<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
Netzwerke<br />
abap, pina und Kinderärzte gemeinsam im<br />
Kampf gegen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Atemnot nachts und Müdigkeit am Tag<br />
Manchmal kann es ein obstruktives<br />
Schlafapnoe-Syndrom sein<br />
<strong>Allergie</strong>test<br />
Wirklich allergisch?<br />
Ergebnisse einer Kinderstudie<br />
Babypflege mit Erdnussöl allergieauslösend?<br />
<strong>Allergie</strong>klinik Davos/Schweiz<br />
Zentrum für Kinder und Jugendliche an der<br />
Hochgebirgsklinik Davos<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
E d i t o r i a l<br />
Immer mehr Menschen engagieren sich in sozialen und<br />
gesundheitsorientierten Selbsthilfegruppen. Alle leisten regional<br />
oder auch überregional hervorragende Arbeit und ihr Stellenwert<br />
in unserer Gesellschaft – vor allem im Gesundheitswesen<br />
– kann nicht hochrangig genug eingeschätzt werden.<br />
Trotzdem können wir feststellen, dass jede Selbsthilfeorganisation<br />
oder -gruppe zum größten Teil für sich selbst arbeitet.<br />
Eine Vernetzung von Organisationen untereinander findet nur rudimentär statt und<br />
so können wichtige Synergieeffekte, die sich aus einer Vernetzung ergeben würden,<br />
nicht genutzt werden. Jede einzelne Organisation muss ja alle relevanten und<br />
wichtigen Informationen und Neuigkeiten aus Medizin, Politik, Umwelt und Gesellschaft<br />
neu erkunden, analysieren, auswerten und dann gezielt an alle Interessierten<br />
weiter geben. Dies kostet nicht nur wertvolle Zeit, sondern durch diese Form<br />
der „Bearbeitung“ können auch wichtige Informationen untergehen oder nicht rechtzeitig<br />
weiter gegeben werden. Und letztendlich hat es gravierende negative Folgen<br />
auf die gesamte Lebenssituation für die Adressaten der Selbsthilfe.<br />
Doch wie können wir diesem nachteiligen umstand Rechnung tragen und das „System<br />
Selbsthilfeorganisation“ verbessern? Bisher fehlte eine unabhängige und übergeordnete<br />
Organisation, die z.B. wissenschaftliche Studien, neue Erkenntnisse,<br />
Veränderungen im gesundheitspolitischen Bereich und die Auswirkungen im gesamtgesellschaftlichen<br />
Kontext sammelt, ordnet und dann an alle Interessierten weiter<br />
gibt.<br />
Aus diesem Grunde wurde unser Dachverband <strong>PAAN</strong> (<strong>Patientenorganisationen</strong><br />
<strong>Allergie</strong>, Atemwegs-/Lungenerkrankungen, Neurodermitis) gegründet. Die Gründung<br />
eines Dachverbandes, der sich neben der Beratung der Mitgliederorganisationen,<br />
der Patienten und allen Interessierten auch die Vernetzung der einzelnen<br />
Gruppen zur Aufgabe machen wird, ist nicht nur eine sinnvolle und lang<br />
erwartete Bereicherung innerhalb der gesamten bundesdeutschen Selbsthilfe, sondern<br />
auch eine Notwendigkeit.<br />
An dieser Stelle wünsche ich dem neu gegründeten Dachverband <strong>PAAN</strong> viel Erfolg<br />
und gutes Gelingen, vor allem im Interesse der erkrankten Menschen und ihren<br />
Angehörigen.<br />
Christa Buse<br />
Vorstand DHAA (Deutsche Hilfsorganisation <strong>Allergie</strong> und Asthma)<br />
Gründungsmitglied von <strong>PAAN</strong><br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
3<br />
Editorial
Hyposensibilisierung<br />
4<br />
H y p o s e n s i b i l i s i e r u n g o d e r S I T<br />
Überlegene<br />
Behandlungsmethode bei der<br />
Pollen- und Insektengiftallergie?<br />
Eine der häufigsten allergischen<br />
Erkrankungen ist die<br />
Pollenallergie oder Rhinitis<br />
allergica - besser bekannt unter<br />
dem volkstümlicheren Namen<br />
Heuschnupfen oder Heufieber.<br />
Die Zahl der Betroffenen<br />
nimmt ständig zu. Bei der Behandlung<br />
dieser und anderer<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>, insbesondere der<br />
Insektengiftallergie, hat sich die<br />
Hyposensibilisierung oder spezifische<br />
Immuntherapie als einzige<br />
ursächliche Behandlungsmethode<br />
bewährt. Patienten<br />
sollten jedoch gut informiert<br />
sein, bevor sie sich zu einer Behandlung<br />
entschließen. Das<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL gibt einen umfassenden<br />
Überblick über Therapiemöglichkeiten,Erfolgsquote<br />
und Risiken.<br />
Warum eine<br />
Hyposensibilisierung?<br />
Als besonders aggressiver <strong>Allergie</strong>auslöser<br />
gelten die stark verbreiteten<br />
Birkenpollen, die durch<br />
den Wind kilometerweit fortgetragen<br />
werden, sodass der <strong>Allergie</strong>kranke<br />
kaum eine Chance hat, ihnen<br />
zu entgehen. Dies trifft ebenso<br />
auf Gräser- und Blütenpollen<br />
zu, die Betroffene zur schönsten<br />
Zeit des Jahres, wenn die Natur zu<br />
neuem Leben erwacht, plagen, und<br />
ihnen den Aufenthalt im Freien<br />
vergällen. Der Mediziner bezeichnet<br />
sie als Allergene mit ubiquitärem<br />
Vorkommen, d.h. sie breiten<br />
sich zwar nur saisonal, dafür aber<br />
überall aus. Im Gegensatz zu manchen<br />
anderen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> wie z. B.<br />
gegen Nahrungsmittel, gelingt<br />
eine Allergenkarenz bei der Pollenallergie<br />
kaum, d.h. es ist im<br />
Alltag nicht möglich, den <strong>Allergie</strong><br />
auslösenden Stoff zu meiden.<br />
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Ähnliches gilt für die gefährliche<br />
Bienen- und Wespengiftallergie,<br />
bei der es vielfach zu sehr heftigen<br />
allergischen Reaktionen bis<br />
hin zum anaphylaktischen Schock,<br />
der schwersten Erscheinungsform<br />
der <strong>Allergie</strong>, kommen kann. Auch<br />
durchaus sinnvolle Schutzmaßnahmen<br />
werden Insektenstiche<br />
niemals absolut zuverlässig abwehren<br />
können. Nicht nur in der<br />
Natur, sondern auch in Wohnräumen<br />
kann die Gefahr jederzeit lauern.<br />
Für Personen, bei denen tatsächlich<br />
eine <strong>Allergie</strong> gegen<br />
Insektengifte nachweisbar ist (eine<br />
sichtbare Reaktion mit Rötung und<br />
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Allergene<br />
Quaddel an der Stelle des Stiches<br />
ist bis zu einem gewissen Maße<br />
normal) musste ebenso wie für<br />
Pollenallergiker eine Therapie gefunden<br />
werden, die die Patienten<br />
von Angst und Beschwerden befreit<br />
sowie Isolation durch die<br />
Krankheit verhindert.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
Welche Behandlungen gibt<br />
es?<br />
Wenn das Allergen nicht ge- und<br />
<strong>Allergie</strong>symptome somit nicht<br />
vermieden werden können, ist eine<br />
mögliche Behandlungsform die<br />
Therapie mit antiallergisch wirkenden<br />
Medikamenten wie Antihistaminika<br />
oder Entzündungshemmern<br />
wie Kortison, wodurch<br />
lediglich die Symptome bekämpft<br />
werden. Besser als die rein symptomatische<br />
Behandlung einer Erkrankung<br />
ist jedoch in der Regel<br />
die Behandlung der Ursache. Als<br />
kausale (ursächliche) Therapie<br />
kommt insbesondere bei der Pollen-<br />
und Wespen-/Bienengiftallergie<br />
die Hyposensibilisierung<br />
in Frage. Mit einer Erfolgsquote<br />
von 90 bis nahezu 100% hat man<br />
hiermit beste Ergebnisse bei der<br />
Therapie der Insektengiftallergie<br />
erzielt.<br />
Aber auch bei der Pollenallergie<br />
(bis ca. 80%) und neuerdings auch<br />
zunehmend bei der Hausstaubmilbenallergie<br />
(bis ca. 70%) ist<br />
dieses Verfahren erfolgversprechend.<br />
Gelegentlich wird auch von<br />
positiven Erfahrungen bei der Behandlung<br />
von Nahrungsmittelallergien<br />
berichtet, wenn eine konsequente<br />
Allergenkarenz bei Nahrungsmitteln<br />
mit hohem Allergenpotenzial<br />
nicht möglich ist. Eine<br />
allergische Erkrankung mittels<br />
Hyposensibilisierung mit Erfolg<br />
behandelt zu haben, bedeutet, dass<br />
der Patient ganz oder nahezu<br />
symptomfrei ist, dies langfristig<br />
auch bleibt, und folglich in Zukunft<br />
Medikamente zur Linderung<br />
der allergischen Symptomatik<br />
nicht mehr, oder nur noch in geringer<br />
Menge benötigt. Eine<br />
Hyposensibilisierung - früher auch<br />
Desensibilisierung genannt -<br />
durchzuführen, heißt, ganz allgemein<br />
ausgedrückt, den Patienten<br />
weniger empfindlich gegen den<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
<strong>Allergie</strong> auslösenden Faktor zu<br />
machen. Das Prinzip der Desensibilisierung<br />
ist nicht neu - erste<br />
Immunisierungsversuche gehen<br />
bereits auf das 19. Jahrhundert zurück<br />
und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
wurde sie erstmals er-<br />
folgreich bei der Behandlung von<br />
Heuschnupfen eingesetzt. Das<br />
Therapieverfahren konnte im Laufe<br />
der jahrzehntelangen Erfahrung<br />
immer weiter entwickelt werden,<br />
sodass heute eine therapeutische<br />
Anwendung mit der größtmöglichen<br />
Sicherheit für den Patienten<br />
zur Verfügung steht. Umso erstaunlicher<br />
ist es, dass der Wirkmechanismus<br />
bis zum jetzigen<br />
Zeitpunkt letztlich nicht vollständig<br />
geklärt werden konnte.<br />
Das Ziel jeder Hyposensibilisierung<br />
ist die schrittweise Gewöhnung<br />
an das Allergen und damit<br />
Linderung der Beschwerden bis<br />
hin zur völligen Beseitigung der<br />
allergischen Reaktion. Wie wird<br />
dieses Ziel erreicht? Dies geschieht<br />
durch Verabreichung des<br />
Allergens mit allmählicher Dosissteigerung<br />
bis zur optimalen<br />
Höchstdosis, die individuell für<br />
den Patienten ermittelt werden<br />
muss. Die Therapie sollte nur von<br />
ausgebildeten Allergologen durchgeführt<br />
werden. Bei der Behandlung<br />
der gefährlicheren Insektengiftallergie<br />
kann möglicherweise<br />
in der Anfangsphase auch eine sta-<br />
Bei der Insektengiftallergie hat sich die spezifische Immuntherapie als besonders<br />
wirksam erwiesen<br />
ALK Scherax<br />
tionäre Aufnahme in eine Fachklinik<br />
erforderlich sein, um eine ständige<br />
Beobachtung des Patienten zu<br />
gewährleisten. Für den Laien recht<br />
verwirrend ist die derzeit noch uneinheitliche<br />
Bezeichnung dieser<br />
Therapieform; zumal die Hyposensibilisierung<br />
gelegentlich auch<br />
Hypersensibilisierung genannt<br />
wird, wobei hiermit im Unterschied<br />
zur Hyposensibilisierung<br />
der Vorgang beschrieben ist und<br />
nicht das Ergebnis.<br />
Hinter verschiedenen Begriffen<br />
verbirgt sich also eine Methode,<br />
mit der man jeweils dasselbe erreichen<br />
will: die Reduktion einer<br />
überschießenden Immunreaktion<br />
auf ein normales Niveau. Inzwischen<br />
hat sich mehr und mehr der<br />
Begriff der spezifischen Immuntherapie,<br />
abgekürzt SIT, durchgesetzt,<br />
und neuerdings findet auch<br />
das als sublinguale spezifische<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Hyposensibilisierung<br />
5
Hyposensibilisierung<br />
6<br />
Immuntherapie (SLIT) bezeichnete<br />
Alternativverfahren zunehmend<br />
Anwendung. Bei der spezifischen<br />
Immuntherapie (SIT) wird das diagnostizierte<br />
Allergen in Form von<br />
industriell hergestellten Extrakten<br />
subkutan injiziert, d.h. unter die<br />
Haut gespritzt; bei der sublingualen<br />
spezifischen Immuntherapie<br />
(SLIT) hingegen in Tropfenform<br />
unter die Zunge gegeben. Mit der<br />
SLIT kann die Spritze vermieden<br />
werden, was insbesondere für Kinder<br />
und sehr empfindliche Patienten,<br />
die sich vor Injektionen fürchten,<br />
von Vorteil sein kann. Der<br />
Hyposensibilisierung oder spezifischen<br />
Immuntherapie liegt das<br />
Prinzip zugrunde, das Immunsystem<br />
allmählich an ein Allergen<br />
zu gewöhnen. Deshalb spricht man<br />
inzwischen auch von <strong>Allergie</strong>impfung.<br />
Diese Bezeichnung wird von<br />
der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO als exakteste Definition<br />
empfohlen. (Zur Verdeutlichung<br />
der unterschiedlichen Begriffe s.<br />
Kasten „Von der Desensibilisierung<br />
zur <strong>Allergie</strong>impfung“).<br />
Für welche Patienten ist<br />
die SIT geeignet?<br />
Die SIT ist angezeigt bei Patienten<br />
mit einer <strong>Allergie</strong> des Sofort-<br />
typs (Typ I – <strong>Allergie</strong>), bei der unmittelbar<br />
oder kurze Zeit nach<br />
Kontakt mit dem Allergen eine<br />
überschießende Immunantwort zu<br />
beobachten ist. Eine Soforttypallergie<br />
ist eine durch das Immunglobulin<br />
E (IgE) vermittelte <strong>Allergie</strong>;<br />
zu dieser Gruppe zählen<br />
auch die Pollen- und Insektengiftallergie.<br />
Der positive Effekt einer<br />
Hyposensibilisierung ist bislang<br />
nur für IgE-vermittelte <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
nachgewiesen worden. Das Verdachtsallergen<br />
muss zuvor unbedingt<br />
im <strong>Allergie</strong>test als Auslöser<br />
der Beschwerden nachgewiesen<br />
werden. Da viele Patienten mehrfach<br />
sensibilisiert sind, ist es auch<br />
möglich eine <strong>Allergie</strong>impfung<br />
durch Injektion mehrerer Allergene<br />
vorzunehmen. Ihre Anzahl sollte<br />
jedoch drei nicht übersteigen.<br />
Zur Sicherheit des Patienten sollten<br />
sowohl der <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>achweis<br />
als auch die Auswahl der Allergenextrakte<br />
zur Injektion oder sublingualen<br />
Anwendung dem Experten,<br />
also dem Facharzt oder der<br />
Fachärztin für Allergologie, überlassen<br />
werden. Allergologen sind<br />
meist Dermatologen (Hautärzte),<br />
Pneumologen (Lungenfachärzte)<br />
oder Hals-, Nasen-, Ohrenärzte mit<br />
spezieller Zusatzausbildung. Kon-<br />
taktadressen niedergelassener Allergologen<br />
sind z. B. im Internet<br />
über Verbände wie den Ärzteverband<br />
Deutscher Allergologen<br />
(ÄDA) unter www.aeda.de in Erfahrung<br />
zu bringen.<br />
Wer profitiert besonders von einer<br />
SIT? Für Patienten mit deutlicher<br />
Einschränkung der Lebensqualität<br />
und / oder einem erhöhten Risiko<br />
durch unbehandelte oder nicht<br />
ausreichend behandelte Pollenallergie<br />
langfristig eine Ausweitung<br />
der Erkrankung auf andere<br />
Organe zu erleiden (Etagenwechsel),<br />
erscheint die Hyposensibilisierung<br />
die Behandlungsmethode<br />
der Wahl zu sein. Gleiches gilt für<br />
Insektengiftallergiker auf Grund<br />
der Gefährlichkeit der zu erwartenden<br />
Immunreaktion.<br />
Dauer und Bedingungen<br />
für eine SIT<br />
Die spezifische Immuntherapie ist<br />
eine mehrjährige Therapie. Hierauf<br />
sollte man sich als Patient vor<br />
Behandlungsbeginn einstellen und<br />
Bereitschaft zur Mitarbeit und<br />
Therapietreue (Compliance) mitbringen.<br />
Der Patient sollte überdies<br />
in der Lage sein, sich langfristig<br />
an einen Arzt zu binden. Geduld,<br />
Ausdauer und ein vertrauensvolles<br />
Arzt-Patient-Verhältnis sind<br />
also wichtige Grundvoraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Durchführung.<br />
Je nach Ausprägung der<br />
Erkrankung und Erfolg der Behandlung<br />
kann sie bis zu fünf Jahren<br />
dauern, im Allgemeinen sind<br />
jedoch zwei bis drei Jahre ausreichend.<br />
Meist erfährt der Patient<br />
schon im 1. Behandlungsjahr eine<br />
spürbare Besserung seiner Symptome,<br />
sodass sich die Motivation<br />
erhöht. Dennoch sollte man<br />
durch diese positive Entwicklung<br />
nicht glauben, die Behandlung nun<br />
vorschnell beenden zu können, da<br />
für einen langfristigen Erfolg die<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Und so kann man den Frühling als Allergiker und nach erfolgreich durchgeführter spezifischer Immuntherapie wieder<br />
genießen...<br />
Dauer der Therapie entscheidend<br />
ist. Auch Kinder können bereits<br />
therapiert werden, sie sollten bei<br />
Behandlungsbeginn aber mindestens<br />
fünf Jahre alt sein. Grundsätzlich<br />
ist jedoch eine Hyposensibilisierung<br />
in jüngeren Lebensjahren<br />
in der Frühphase der<br />
Erkrankung wünschenswert, da<br />
sich in Studien gezeigt hat, dass<br />
bei frühzeitiger Behandlung der<br />
Pollenallergie langfristig eine Ausweitung<br />
auf andere Organe verhindert<br />
werden kann. Besonders hervorzuheben<br />
ist in diesem Zusammenhang<br />
eine internationale<br />
Langzeitstudie, die sogenannte<br />
PAT-Studie zur Präventiven <strong>Allergie</strong>-Therapie.<br />
Mit ihr konnte eindeutig<br />
die vorbeugende Wirkung<br />
der SIT gegenüber der Entwicklung<br />
eines Asthma bronchiale bei<br />
Kindern mit Pollenallergie nachgewiesen<br />
werden.<br />
Tritt die <strong>Allergie</strong> initial im Erwachsenenalter<br />
auf, sollte ebenfalls<br />
vorzugsweise im Frühstadium<br />
der Erkrankung behandelt werden.<br />
Die Applikation des Allergenextrakts<br />
geschieht meist wöchentlich<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
hinweg, wobei man bei Pollenallergien<br />
auch Kurzzeitbehandlungen<br />
noch kurz vor Beginn des<br />
Pollenfluges (sechs Wochen lang)<br />
durchführen kann. Die ganzjährige<br />
Langzeittherapie ist jedoch die<br />
effektivste. Günstigste Zeit für den<br />
Behandlungsbeginn ist der Frühherbst.<br />
Es versteht sich von selbst,<br />
dass bei der SIT Injektionen nur<br />
in der Facharztpraxis durchgeführt<br />
werden können. Der Patient sollte<br />
auch nach der Behandlung noch<br />
einige Zeit (mind. 30 Min.) zur Beobachtung<br />
möglicher Reaktionen<br />
in der Praxis bleiben.<br />
Bei der SLIT, bei der die Allergenextrakte<br />
in Tropfenform verabreicht<br />
werden, kann dem zuverlässigen<br />
und disziplinierten Patienten<br />
die Verantwortung für die regelmäßige<br />
und exakt dosierte Einnahme<br />
weitgehend selbst übertragen<br />
werden. Für welchen Patienten<br />
eher die SIT oder alternativ die<br />
SLIT geeignet ist, muss im Einzelfall<br />
vom behandelnden Arzt<br />
entschieden werden. Selbstverständlich<br />
liegt bei der Behandlung<br />
von Kindern mit der SLIT die<br />
Kontrolle in erster Linie bei den<br />
Eltern, die die Kooperationsbereitschaft<br />
ihres Kindes realistisch einschätzen<br />
und absolut verlässlich<br />
sein müssen. Inzwischen stehen<br />
auch Allergenextrakte zur Applikation<br />
mittels Dosierpumpe zur<br />
Verfügung, die dem Patienten nach<br />
entsprechender Anleitung die Einnahme<br />
erleichtern.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Ratiopharm<br />
Hyposensibilisierung<br />
7
Hyposensibilisierung<br />
8<br />
Die Immuntherapie gliedert sich in<br />
zwei Phasen: Die erste Therapiephase<br />
bezeichnet man als Aufbauphase,<br />
in der das Allergen bis zur<br />
individuellen Höchstdosis gesteigert<br />
wird (i.d.R. wöchentliche<br />
Gaben). In der zweiten, der Erhaltungsphase,<br />
wird das Allergen in<br />
größeren Abständen appliziert.<br />
Jetzt soll sich das Immunsystem<br />
an das Allergen gewöhnen und die<br />
allergische Reaktion ausbleiben.<br />
Bei der Rush-Therapie handelt es<br />
sich um eine effektive, besonders<br />
schnell wirksame Form der Hyposensibilisierung,<br />
bei der die Dosissteigerungsphase<br />
auf lediglich drei<br />
bis fünf Tage begrenzt ist. In Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit ist diese<br />
Form mit der Standardhyposensibilisierung<br />
vergleichbar.<br />
Auch bei der Dosiserhaltungsphase<br />
sind Injektionen nur in größeren<br />
Zeitabständen erforderlich,<br />
sodass diese Therapie hinsichtlich<br />
der Patientencompliance den<br />
aufwändigeren Behandlungsformen<br />
überlegen ist. Während der<br />
gesamten Behandlungszeit muss<br />
der Patient - soweit möglich - darum<br />
bemüht sein, das Allergen zu<br />
meiden. Bei Patienten mit schweren<br />
Allgemeinerkrankungen ist<br />
von einer Hyposensibilisierung<br />
grundsätzlich abzuraten. Für die<br />
erfolgreiche Behandlung ist die<br />
hohe Qualität der Allergenextrakte<br />
unerlässlich, gleich ob nun als<br />
Injektionslösung oder in Tropfenform<br />
appliziert. In Deutschland ist<br />
die allergologische Abteilung des<br />
Paul-Ehrlich-Instituts für die Zulassung<br />
und Chargenprüfung von<br />
Allergenextrakten zuständig. Innerhalb<br />
der EU wird seit 1998 die<br />
Zulassung von Allergenextrakten<br />
vom Gesetzgeber verlangt. Beim<br />
Paul-Ehrlich-Institut sind Präparate<br />
aller bekannten europäischen<br />
Hersteller registriert.<br />
Welche Nebenwirkungen<br />
und was tun?<br />
Rötungen und leichte Schwellungen<br />
sind häufiger an der Injektionsstelle<br />
zu beobachten; diese<br />
Reaktionen sind jedoch meist<br />
harmlos. Seltener treten Juckreiz<br />
und Hautveränderungen, sowie<br />
Atemnot und Husten auf. Manche<br />
Patienten klagen über Hitzegefühl<br />
oder Störungen des Allgemeinbefindens<br />
wie Kopfschmerzen,<br />
Kreislaufstörungen und Schwindel.<br />
Gelegentlich kommt es auch<br />
zur Bildung von Quaddeln. Bei<br />
Bedarf kann die erreichte Dosis<br />
vom Arzt zunächst wieder geringfügig<br />
reduziert werden, denn jeder<br />
Patient benötigt seine individuelle<br />
Gewöhnungszeit. Sollten -<br />
wie in sehr seltenen Fällen -<br />
schwer wiegende Reaktionen und<br />
erhebliches Krankheitsgefühl<br />
noch während des Aufenthaltes in<br />
der Arztpraxis oder später auftreten,<br />
ist sofort ein Arzt zu verständigen.<br />
Wie bereits erwähnt, gehört<br />
zu einer verantwortungsvollen<br />
Behandlung auch die sorgfältige<br />
Überwachung durch den betreuenden<br />
Facharzt, damit unerwünschte<br />
Wirkungen weitestgehend ausgeschlossen<br />
bzw. im Notfall umgehend<br />
behandelt werden können.<br />
Hierzu zählt auch der regelmäßige<br />
Austausch mit dem Arzt über<br />
aktuelle Erkrankungen, unspezifische<br />
Krankheitssymptome und /<br />
oder eventuell einzunehmende<br />
oder selbstverordnete Medikamente<br />
vor jedem einzelnen Behandlungstermin.<br />
Am Tag der Injektion<br />
sollten sich die Patienten<br />
etwas schonen, d.h. insbesondere<br />
auf sportliche Aktivitäten verzichten<br />
oder starke körperliche<br />
Belastungen meiden. Wer z.B. aus<br />
beruflichen Gründen Probleme<br />
hat, dieser Empfehlung nachzukommen,<br />
sollte bereits im Vorgespräch<br />
seinen Arzt darauf hinweisen.<br />
Hohe Kosten und wer<br />
bezahlt?<br />
In der Regel werden bei entsprechender<br />
Indikation die Kosten für<br />
die Behandlung von den Krankenkassen<br />
übernommen. Auf Grund<br />
der mehrjährigen Therapiedauer<br />
könnte man oberflächlich betrachtet<br />
vermuten, es handele sich um<br />
eine sehr kostenintensive Behandlungsmethode.<br />
Eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
(Märtens u. Lobermeyer,<br />
2001) errechnete jedoch<br />
langfristig eine erhebliche Kostenersparnis<br />
bei der Behandlung von<br />
Patienten mit leichtem und mittelschwerem<br />
allergischem Asthma.<br />
Über einen Zeitraum von zehn<br />
Jahren ergibt sich durch die Standardbehandlung<br />
von leichtem oder<br />
mittelschwerem allergischem<br />
Asthma pro Patient eine Anhäufung<br />
der Kosten auf € 7 695. Diese<br />
Kosten können durch Behandlung<br />
mit der spezifischen Immuntherapie<br />
auf € 3 342 reduziert werden.<br />
Das ergibt eine Kostenersparnis<br />
von insgesamt 57% (errechnet<br />
aus direkten und indirekten Kosten).<br />
Darüber hinaus kam die<br />
Analyse zu dem Ergebnis, dass der<br />
Bedarf an Medikamenten zur symptomatischen<br />
Behandlung bis zu<br />
95% sinkt. Drei Jahre nach der<br />
Behandlung benötigen Asthmatiker<br />
noch eine Medikation zur Behandlung<br />
ihrer Symptome von lediglich<br />
5%. Laut Ergebnis der Studie<br />
könnten von den ca. 1,82 Mio.<br />
Asthmakranken in Deutschland<br />
1,05 Mio. von einer spezifischen<br />
Immuntherapie profitieren.<br />
Sind Neuentwicklungen<br />
und Alternativen in Sicht?<br />
Neben der bereits erwähnten, im<br />
Journal of Allergy and Clinical<br />
Immunology (JACI) veröffentlichten<br />
PAT-Studie gibt es vielfältiges<br />
Studienmaterial zur spezifischen<br />
Immuntherapie oder Hyposensibilisierung.<br />
Die Weltgesundheitsor-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
ganisation (WHO) ist der Auffassung,<br />
dass es sich bei der <strong>Allergie</strong>impfung<br />
bzw. SIT derzeit um die<br />
einzige verfügbare <strong>Allergie</strong>therapie<br />
handelt, die den natürlichen<br />
Ablauf einer allergischen Erkrankung<br />
positiv beeinflussen kann.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie<br />
und Klinische Immunologie<br />
(DGAI) unterhält eine ArbeitsgemeinschaftHyposensibilisierung,<br />
die sich aus einer Gruppe<br />
namhafter Wissenschaftler zusammensetzt,<br />
die sich mit der Erforschung<br />
und Weiterentwicklung der<br />
SIT beschäftigt. Forscherteams<br />
arbeiten ständig an der Fortentwicklung<br />
hyposensibilisierender<br />
Therapiemaßnahmen, so z. B. an<br />
der Peptid-Therapie und der gentherapeutischenHyposensibilisierung.<br />
Des weiteren wird bereits die Behandlung<br />
mit einem umfassend<br />
wirksamen Antiallergikum propagiert,<br />
um speziell Patienten mit<br />
Mehrfachsensibilisierung (allergische<br />
Reaktionen durch mehr als<br />
drei auslösende Faktoren) zu helfen.<br />
Bei dieser unspezifischen<br />
Immuntherapie (UIT) lässt man<br />
ganz im Gegensatz zur SIT die<br />
exakte Definition des Allergens<br />
außer Acht und konzentriert sich<br />
statt dessen ausschließlich auf die<br />
Reduktion von Entzündungsprozessen<br />
beim allergischen Geschehen<br />
allgemein durch Gabe des<br />
unspezifischen Antiallergikums.<br />
Diese Behandlungsmethode soll<br />
auch bei Autoimmunkrankheiten<br />
erfolgreich eingesetzt werden können.<br />
Befürworter heben das geringere<br />
Risiko von Nebenwirkungen<br />
hervor. (BG) �<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Das überwiegend in den USA und<br />
Kanada vorkommende Traubenkraut<br />
(bot. Ambrosia) wächst an<br />
Straßen, auf Weiden, Feldern und<br />
kargen Flächen. Der Pollenflug<br />
beginnt im Spätsommer und zieht<br />
sich bis in den Herbst hinein. Die<br />
schnell wachsende Pflanze produziert<br />
Pollen in großer Menge. Das<br />
gemeine Traubenkraut wird auch<br />
bitterweed oder hogweed genannt.<br />
Man differenziert unterschiedlich<br />
hoch wachsende ein- und mehrjährige<br />
Frucht tragende Pflanzen. Die<br />
Blätter sind verzweigt, die kleinen<br />
harten Früchte des gemeinen Traubenkrauts<br />
tragen am Ende mehrere<br />
kurze, spitze Nadeln.<br />
Ihr hohes <strong>Allergie</strong>potenzial ist in<br />
den USA seit langem bekannt.<br />
Dort ist das zur Familie der Korbblütler<br />
(Compositae) zählende<br />
R a g w e e d - A l l e r g i e<br />
Gefahr durch<br />
Pollen aus den USA<br />
Deutschland in den Fußstapfen<br />
der USA: Auch Ragweed-Kraut bei<br />
uns jetzt heimisch.<br />
Alk-Scherax<br />
Traubenkraut häufigster <strong>Allergie</strong>auslöser.<br />
Die allergischen Reaktionen<br />
sind meist erheblich und äußern<br />
sich in einer schweren Rhinokonjunktivitis<br />
und häufig akuten<br />
Asthmaanfällen. Mit zunehmender<br />
Ausbreitung wächst die Zahl<br />
der möglichen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> gegen das<br />
Traubenkraut auch in Europa. Inzwischen<br />
wurde seine Ansiedelung<br />
im französischen Rhône-Tal<br />
beobachtet. Professor Karl-Christian<br />
Bergmann (Ärzteverband<br />
Deutscher Allergologen) 1 fordert<br />
daher dazu auf, bei entsprechender<br />
Symptomatik einer Pollenallergie<br />
ohne nachgewiesenen<br />
Auslöser auch an die Möglichkeit<br />
einer Ragweed-<strong>Allergie</strong> zu denken.<br />
Eine Untersuchung zur Prävalenz<br />
der spezifischen Allergenreaktivität<br />
bei ungarischen Kindern mit allergischenAtemwegserkrankungen<br />
ergab, dass die <strong>Allergie</strong> gegen<br />
Traubenkraut mit einer durchschnittlichen<br />
Prävalenz von 24%<br />
dort bereits stärker verbreitet ist,<br />
wobei die Häufigkeit in den verschiedenen<br />
Jahren (Beobachtungszeitraum<br />
1992 – 2000, 2 124 Kinder)<br />
erheblich variierte. So waren<br />
1993 nur 19% betroffen, während<br />
es 1999 36% waren. 2<br />
Quellen:<br />
1 ÄDA-Informationsdienst<br />
2 Prevalence of Specific Allergen Reactivity in<br />
Hungarian Children with Respiratory<br />
Allergic Diseases, Endre, Sóti, Du Buske,<br />
Budapest/Hungary; Fitchburg, USA<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Allergische<br />
Erkrankungen<br />
9
Wohnraumsanierung<br />
10<br />
S e l b s t h i l f e m a ß n a h m e n<br />
<strong>Allergie</strong>prävention durch<br />
Wohnraumsanierung<br />
Bei einigen nachgewiesenen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> ist die Karenz, d.h. striktes<br />
Vermeiden von Allergenkontakt, die erste, erfolgversprechendste<br />
Option zur Reduzierung der allergischen Beschwerden. Anders<br />
als bei jeder eventuell später erforderlichen medikamentösen<br />
Behandlung sind bei der Allergenkarenz neben dem gewünschten<br />
positiven Effekt keine Nebenwirkungen zu befürchten. Erfolgreich<br />
ist die Vermeidung bzw. Reduzierung von Allergenen insbesondere<br />
bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> gegen Hausstaubmilben, Schimmelpilze und<br />
Tierhaare und bedingt auch Innenraumallergene durchführbar.<br />
Dies geschieht vornehmlich durch Wohnraumsanierung. Was zunächst<br />
in vielen Fällen aufwändig wirken mag, zahlt sich langfristig<br />
aus und schützt die Gesundheit aller Mitbewohner. So kann<br />
eine Wohnraumsanierung auch als Präventivmaßnahme sinnvoll<br />
sein, wenn einer oder mehrere Wohnungsnutzer besonders<br />
allergiegefährdet sind bzw. ein Kind mit erhöhtem <strong>Allergie</strong>risiko<br />
in eine Allergikerfamilie hineingeboren wird.<br />
Das Bett – Lebensraum<br />
der Milbe<br />
Selbst bei größtmöglicher Hygiene<br />
ist Staub und damit die Anwesenheit<br />
von Hausstaubmilben in<br />
keinem Haushalt zu vermeiden.<br />
Kennt man jedoch die Lebensbedingungen<br />
und bevorzugten Lebensräume<br />
dieser nur unter dem<br />
Mikroskop erkennbaren Tierchen,<br />
kann man ihre verstärkte Ausbreitung<br />
zumindest eindämmen und<br />
damit das Milbenallergen (der<br />
Milbenkot, nicht die Milbe selbst<br />
ist <strong>Allergie</strong>auslöser) reduzieren.<br />
Bekanntermaßen fühlen sich Milben<br />
in feucht-warmer Umgebung<br />
am wohlsten. So bevorzugen sie<br />
Bettmatratzen als Aufenthaltsort<br />
mit den besten Bedingungen für<br />
eine stetige Vermehrung. Wurde<br />
eine Milbenallergie nachgewiesen,<br />
ist die Minimalmaßnahme die Benutzung<br />
so genannter Encasings.<br />
Das sind milbendichte Bett- und<br />
Matratzenbezüge, deren Wirksamkeit<br />
als effiziente Hilfe zur Vorbeugung<br />
gegen die Ausbreitung einer<br />
Milbenpopulation bestätigt<br />
werden konnte. Durch diese Maßnahme<br />
werden die Milben in ihrem<br />
Hauptlebensraum isoliert und<br />
das Milbenallergen kann nicht<br />
nach außen dringen. Zusätzlichen<br />
Schutz bieten synthetische Pestizide<br />
(Akarizide) oder alternativ<br />
Produkte aus Niembaumöl, das<br />
den Milben durch die enthaltenen<br />
Bitterstoffe die Nahrung vergällt<br />
und somit eine weitere Ausbreitung<br />
verhindert (beides erhältlich<br />
in Apotheken). Damit können Matratzen,<br />
Polstermöbel etc. besprüht<br />
werden. Beim Kauf von Encasings<br />
ist darauf zu achten, dass diese neben<br />
milben- und allergendicht<br />
auch wasserdampf- und luftdurchlässig<br />
sind. Sie blocken das Allergen<br />
nur dann zuverlässig ab, wenn<br />
die Poren so beschaffen sind, dass<br />
Allergene nicht durch sie hindurchdringen<br />
können. Encasings<br />
sollten häufig gewaschen werden.<br />
Es besteht bei nachgewiesener<br />
<strong>Allergie</strong> die Möglichkeit der Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkassen.<br />
Werden keine Encasings<br />
für die Bettüberzüge verwendet,<br />
muss die Bettwäsche häufig,<br />
am besten einmal wöchentlich<br />
bei hohen Temperaturen (95%) gewaschen<br />
werden. Matratzen sollten<br />
gründlich gereinigt werden, ältere<br />
Matratzen ausgewechselt und<br />
die neuen am besten gleich vor<br />
Erstbenutzung mit den genannten<br />
milbenabtötenden Mitteln behandelt<br />
und mit Encasings versehen<br />
werden.<br />
Wer zusätzlich Pollenallergiker ist<br />
oder an allergischem Asthma leidet,<br />
sollte insbesondere in der<br />
Pollenflugzeit die Kleidung außerhalb<br />
des Schlafraumes ablegen<br />
und auslüften, die Haare möglichst<br />
täglich waschen und sich nicht im<br />
Schlafzimmer kämmen, da zum<br />
einen mit dem Haar Pollen ins Bett<br />
gebracht werden und zum anderen<br />
Haare und abgeschilferte Hautschuppen<br />
eine gute Nahrungsquelle<br />
für Hausstaubmilben darstellen.<br />
Die Kuscheltiere von allergischen<br />
oder auch allergiegefährdeten Kindern<br />
müssen häufig gewaschen<br />
werden. Bekannt ist die Abtötung<br />
der Milben durch Erfrieren, indem<br />
man die Stofftiere mindestens 24<br />
Std. lang ins Tiefkühlgefach legt.<br />
Wer ganz sicher gehen will, sollte<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
ei Kindern mit hohem <strong>Allergie</strong>risiko<br />
allergikergerechte Kuscheltiere<br />
im Fachhandel erwerben, die<br />
aus speziellen milben- und allergendichten<br />
Stoffen und Materialien<br />
gefertigt sind.<br />
Ausstattung und Pflege von<br />
Wohn- und Schlafräumen<br />
Heizlüfter und andere Heizgeräte,<br />
die mit Gebläse betrieben werden,<br />
sind zu vermeiden. Heizdecken im<br />
Bett können dagegen bei Hausstaubmilbenallergie<br />
durchaus<br />
sinnvoll sein, da sie das Bett trocken<br />
halten. Vor Inbetriebnahme<br />
der Heizung in der Herbst-/Wintersaison<br />
sollte Staub auf Heizkörpern<br />
entfernt und diese sollten<br />
sorgfältig gereinigt werden, um<br />
Staubaufwirbelung durch Wärme<br />
zu vermeiden. Bei der Wohnungseinrichtung<br />
sind Polstermöbel ungünstig,<br />
ebenso Textil- und Strukturtapeten.<br />
Lederbezüge sind<br />
Stoffbezügen vorzuziehen. Vorhandene<br />
Teppichböden sollte man<br />
möglichst durch feucht wischbare<br />
Fußbodenbeläge ersetzen oder –<br />
wo dies nicht möglich ist – allergenreduzierend<br />
behandeln. Glatte<br />
Böden sind regelmäßig mit dem<br />
Staubsauger abzusaugen. Trockene<br />
Tücher, Besen und Bürsten sind<br />
zu vermeiden, da sie den Staub<br />
lediglich verteilen und für weitere<br />
Verbreitung im Raum sorgen. Der<br />
Staubsauger sollte über einen<br />
Feinstaubfilter verfügen und die<br />
Beutel sollten in kurzen Abständen<br />
und die Filter sachgemäß gewechselt<br />
werden. Putzarbeiten mit<br />
starker Staubverteilung sollten<br />
möglichst nicht vom allergischen<br />
Patienten selbst bzw. in Gegenwart<br />
eines stark allergiegefährdeten<br />
Kindes durchgeführt werden.<br />
Wenn die Übernahme dieser Arbeiten<br />
durch andere jedoch nicht<br />
möglich ist, kann beim Staubsaugen<br />
und Staubwischen eine Staubschutzmaske<br />
von Nutzen sein, die<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
es preisgünstig im Fachhandel<br />
gibt. Man sollte überlegen, ob Gardinen<br />
unbedingt nötig sind oder,<br />
wenn man sich für Vorhänge entscheidet,<br />
waschbare leichte Stoffe<br />
wählen. Kleidung und Bücher<br />
sind vorzugsweise nur in geschlossenen<br />
Schränken aufzubewahren,<br />
also nicht in offenen Regalen. Bei<br />
der Dekoration ist es ratsam auf<br />
typische Staubfänger wie beispielsweiseDekorationsgegenstände<br />
aus Trockenblumen zu verzichten.<br />
Regelmäßig lüften und<br />
Luftschadstoffe reduzieren<br />
Wichtig ist regelmäßiges kurzzeitiges<br />
Lüften, um die Luftfeuchtigkeit<br />
möglichst niedrig zu halten.<br />
Kurzes intensives Durchlüften des<br />
Wohnraums, so genanntes Querlüften,<br />
ist viel effektiver als ständiges<br />
Lüften durch gekippte Fenster.<br />
Hierbei kommt es lediglich<br />
zur Abkühlung im Raum, weil ein<br />
kräftiger Luftaustausch ausbleibt.<br />
Gelüftet werden sollte mehrmals<br />
täglich – besonders in den Morgen-<br />
und Abendstunden. Insbesondere<br />
in Gebieten mit hoch-<br />
Dr. Beckmann<br />
Encasings sind eine effektive<br />
Methode zum Schutz gegen<br />
Hausstaubmilben<br />
belasteter Luft ist jedoch im Sommer<br />
bei erhöhten Ozonwerten und<br />
im Winter bei Smog Vorsicht geboten.<br />
Luftreiniger und Luftfilter<br />
zur Reduzierung von Innenraumallergenen,<br />
insbesondere Zigaret-<br />
tenrauch, sind oftmals sehr teuer<br />
und ihr Nutzen wird unterschiedlich<br />
bewertet. Besser ist in jedem<br />
Falle - nicht nur zur Verringerung<br />
der Wohnraumbelastung sondern<br />
vor allem zum Schutze des eigenen<br />
Organismus und damit der eigenen<br />
Gesundheit - das Rauchen<br />
aufzugeben und auch Besucher zu<br />
bitten, die Wohnung als rauchfreie<br />
Zone zu akzeptieren. Außerhalb<br />
des Wohnbereiches sollten Familien<br />
mit Allergikern oder allergiegefährdeten<br />
Kindern im Übrigen<br />
auch im Auto nicht rauchen.<br />
Die Belastung durch andere<br />
Innenraumschadstoffe als den<br />
Tabakrauch sollte soweit wie möglich<br />
reduziert werden. Die toxische<br />
Wirkung von bestimmten Umweltchemikalien<br />
ist weitgehend<br />
erforscht, während die allergene<br />
Wirkung dieser Stoffe bzw. ihr<br />
zusätzlicher Einfluss auf bereits<br />
bestehende allergische Erkrankungen<br />
noch größtenteils unbekannt<br />
ist. Mit der Luft werden eine Menge<br />
Allergene transportiert, die<br />
schwer zu „greifen“ sind. Im häuslichen<br />
Bereich sind es neben den<br />
Allergenen natürlicher Herkunft<br />
wie Milbenkot, Tierhaare oder<br />
Schimmelpilze auch Innenraumschadstoffe<br />
chemischer Herkunft,<br />
die z. B. in Baumaterialien (Wandfarbe<br />
etc.), Einrichtungsgegenständen<br />
(z. B. behandeltes Möbelholz),<br />
in der Raumausstattung<br />
(Teppichböden etc.) enthalten<br />
sind. Innenraumschadstoffe zählen<br />
zu den Inhalationsallergenen; sie<br />
wirken auf die Atemwege und äußern<br />
sich in ständigem Niesreiz,<br />
tränenden Augen oder Luftmangel.<br />
Durch die Vielfalt der bei Bau<br />
und Ausstattung der Wohnung verwendeten<br />
Materialien in Verbindung<br />
mit den naturgemäß vorhandenen<br />
Innenraumschadstoffen ist<br />
es oft extrem schwierig, den eine<br />
<strong>Allergie</strong> auslösenden oder zumin-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Wohnraumsanierung<br />
11
Wohnraumsanierung<br />
12<br />
dest fördernden Stoff zu identifizieren.<br />
Als wichtige Innenraumschadstoffe<br />
mit hohem <strong>Allergie</strong>potenzial<br />
gelten Formaldehyd und<br />
Isocyanate. Mittel zum Konservieren<br />
und Härten in Kunststoffen<br />
sowie Lösungsmittel in Lacken<br />
und Farben, deren Anteile im Endprodukt<br />
für den Verbraucher oft<br />
nicht mehr ersichtlich sind, können<br />
ebenfalls zu Überempfindlichkeitsreaktionen<br />
führen. Inzwischen<br />
wurde der Begriff des Sick-<br />
Building-Syndroms (SBS) geprägt,<br />
das sich in einem vielfältigen<br />
Krankheitsbild mit Kopfschmerzen,<br />
Depressionen, allergischen<br />
Symptomen, Müdigkeit und<br />
Leistungsminderung äußert, jedoch<br />
vorwiegend Menschen an<br />
Arbeitsplätzen mit hoher Schadstoffbelastung<br />
betrifft. Ist eine Familie<br />
allergiegefährdet oder sind<br />
bereits ein oder mehrere Familienmitglieder<br />
an einer <strong>Allergie</strong> erkrankt,<br />
empfiehlt sich eine umfassende<br />
umweltmedizinische Beratung<br />
durch entsprechende Fachstellen.<br />
An Renovierungsarbeiten<br />
sollten sich Betroffene nicht selbst<br />
beteiligen. Umweltmedizinische<br />
Fachberatung bieten einige Gesundheitsämter<br />
größerer Städte<br />
oder umweltmedizinische Zentren<br />
an Universitäten. Solche Stellen<br />
können auch über Raumluftmessungen<br />
informieren bzw. mitteilen,<br />
wer für die Durchführung<br />
dieser an Ihrem Wohnort qualifiziert<br />
ist.<br />
Schimmelpilze lieben es<br />
feucht<br />
Ähnliche Maßnahmen zur Reduzierung<br />
von Allergenen innerhalb<br />
des Wohnbereiches gelten für die<br />
Schimmelpilzallergie. Feuchtigkeit<br />
ist der beste Nährboden für<br />
das Wachstum von Schimmelpilzen.<br />
Deshalb liegt der Schwerpunkt<br />
bei der Allergenkarenz in<br />
der Reduktion von Feuchtigkeit im<br />
Umfeld des Allergikers. Die Zimmertemperatur<br />
im Schlafzimmer<br />
sollte nachts niedrig gehalten, die<br />
Heizung jedoch nicht abgedreht<br />
sondern nur gedrosselt werden,<br />
denn ein vollständiges Abkühlen<br />
der Räume ist wegen Gefahr der<br />
erhöhten Feuchtigkeitsbildung zu<br />
vermeiden. Dies gilt auch bei vorübergehender<br />
Nichtbenutzung von<br />
Räumen. Wohnungen und Häuser<br />
mit Tageslichtbädern sind vorzuziehen,<br />
da durch regelmäßiges<br />
Öffnen der Fenster für ausreichenden<br />
Luftaustausch gesorgt werden<br />
kann und damit erhöhte Konzentration<br />
von Feuchtigkeit im Badezimmer<br />
vermieden wird. Ungünstig<br />
sind von der Decke bis zum<br />
Boden geflieste Bäder. Durch die<br />
Kompletttäfelung mit Wandkacheln<br />
und darüber hinaus meist<br />
noch Wand-zu-Wand-Belag mit<br />
Fußbodenfliesen kann die Nässe<br />
im Bad nicht mehr entweichen, da<br />
es nirgendwo zur Feuchtigkeitsaufnahme<br />
kommen kann. Luftfilter<br />
und Luftbefeuchter sollte man<br />
nicht verwenden, da sie meist von<br />
Schimmelpilzen besiedelt werden<br />
und bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Asthma<br />
hohe Luftfeuchtigkeit nicht noch<br />
verstärkt sondern verringert werden<br />
muss. Luftbefeuchter sind im<br />
Allgemeinen in Deutschland auch<br />
nicht notwendig, da die Luftfeuchtigkeit<br />
ohnehin eher zu hoch ist,<br />
sodass eine zusätzliche Befeuchtung<br />
der Luft überflüssig erscheint.<br />
Als erstrebenswert gelten<br />
ca. 40 – 55% Luftfeuchtigkeit in<br />
Innenräumen, bis maximal 65%<br />
kann toleriert werden, ab 50% ist<br />
die Entwicklung von Milben begünstigt<br />
und zu Schimmelpilzbefall<br />
kommt es ab ca. 80% relative<br />
Luftfeuchte. Ein Hygrometer<br />
zur regelmäßigen Überprüfung der<br />
Luftfeuchtigkeit im häuslichen<br />
Umfeld ist nicht nur für Allergiker<br />
sondern auch gesunde Menschen<br />
empfehlenswert. Das Auf-<br />
stellen von Topfpflanzen - zumindest<br />
im Schlafbereich - sollte besser<br />
unterbleiben, da die feuchte<br />
Erde ideale Voraussetzungen für<br />
die Bildung von Schimmelpilz<br />
bietet. Darüber hinaus ziehen<br />
Topfpflanzen Staub an und sind<br />
daher auch für Hausstaubmilbenallergiker<br />
ungünstig. Möbel sollten<br />
zur besseren Luftzirkulation<br />
immer in gewissem Abstand von<br />
der Wand aufgestellt werden und<br />
nicht direkt auf dem Boden stehen.<br />
Vorteilhafter sind Schränke und<br />
Betten auf Füßen, um Abstand<br />
zum Fußboden zu wahren, ebenso<br />
ist auf ausreichenden Abstand<br />
zur Decke zu achten. Gartenarbeit<br />
ist keine geeignete Aktivität für<br />
Betroffene, da sich in verrottenden<br />
Blättern und Pflanzenteilen (Kompost)<br />
immer Schimmelpilze befinden.<br />
Man sollte sie also vorzugsweise<br />
anderen Hausbewohnern<br />
überlassen oder in Auftrag geben.<br />
Schimmelpilzallergiker müssen<br />
auf absolut frische Nahrungsmittel<br />
und peinliche Sauberkeit im<br />
Kühlschrank achten. Nahrungsmittelreste<br />
müssen in geeigneten<br />
geschlossenen Behältern aufbewahrt<br />
werden. Obst und Gemüse<br />
sollte sicherheitshalber nur geschält<br />
verzehrt und Obst- und<br />
Gemüseabfälle zur Vermeidung<br />
von Schimmelpilzbildung im Abfalleimer<br />
sofort außerhalb der<br />
Wohnung entsorgt werden.<br />
Sanierung bei<br />
Schimmelbefall<br />
Sind bereits feuchte Flecken mit<br />
oder ohne sichtbare Schimmelpilzbildung<br />
in den Wohnräumen vorhanden,<br />
müssen Fachleute zwecks<br />
gründlicher Sanierung zu Rate<br />
gezogen werden, um eine weitere<br />
Ausbreitung und damit verstärkte<br />
gesundheitliche Gefährdung der<br />
Hausbewohner zu verhindern.<br />
Fälschlicher Weise wird davon<br />
ausgegangen, dass eine Schimmel-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
pilzbildung schon alleine durch<br />
muffigen Geruch in der Wohnung<br />
zu erkennen sei. Dies ist jedoch<br />
nicht immer der Fall. Häufig sind<br />
dann umfangreiche Renovierungsmaßnahmen<br />
die Folge. Meist müssen<br />
befallene Baumaterialien ausgetauscht<br />
werden, da der Pilz<br />
kaum durch geeignete Mittel wirksam<br />
bekämpft und tatsächlich entfernt<br />
werden kann. Bei dieser Gelegenheit<br />
sollte man zur Verwendung<br />
möglichst schadstoffarmer<br />
Materialien übergehen und die erforderliche<br />
Maßnahme als Chance<br />
für die Gesundung von Mensch<br />
und Lebensumfeld betrachten.<br />
<strong>Allergie</strong>prävention durch<br />
Haustierhaltung?<br />
Bei der Tierhaarallergie besteht die<br />
Karenz im Wesentlichen in der<br />
Kontaktvermeidung mit dem Tier,<br />
durch das die <strong>Allergie</strong> ausgelöst<br />
wird. Dies bedeutet gerade für<br />
Kinder ein schwerer Schritt und<br />
bedarf der einfühlsamen Erklärung<br />
durch Eltern und Betreuer. Ist eine<br />
<strong>Allergie</strong> so ausgeprägt, dass zur<br />
Sicherheit des Kindes ein vorhandenes<br />
Haustier aus der Familie<br />
gänzlich entfernt werden muss und<br />
auch ein weiterer Kontakt nicht<br />
aufrecht erhalten werden kann,<br />
muss im Interesse des Tieres ebenso<br />
wie des Kindes und eventuell<br />
vorhandener Geschwisterkinder,<br />
die ebenfalls Verzicht üben müssen,<br />
sicher gestellt sein, dass Katze,<br />
Hund oder anderer fell- oder<br />
federtragender Hausgenosse in liebevolle<br />
Hände gegeben werden.<br />
Nicht das Haarkleid des Tieres<br />
selbst sondern Körperflüssigkeiten<br />
wie Schweiß, Speichel oder Urin<br />
des Tieres, die sich an das Haar<br />
anlagern, sind das eigentliche Allergen.<br />
Die Haltung von Haustieren<br />
in Familien mit Kleinkindern<br />
wird unter Allergologen derzeit<br />
kontrovers diskutiert. Ob von Anfang<br />
an ein konsequenter Verzicht<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
auf Haustierhaltung bei Kindern<br />
mit eventuell erhöhtem <strong>Allergie</strong>risiko<br />
tatsächlich die beste <strong>Allergie</strong>prävention<br />
ist, wird zurzeit in<br />
Fachkreisen zunehmend angezweifelt,<br />
da Studien ergaben, dass<br />
eine frühzeitige Exposition gegenüber<br />
Tierfell und Federn auch eine<br />
vorbeugende Wirkung haben kann<br />
und möglicherweise die Neigung<br />
zu <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> reduziert. Bevor jedoch<br />
eine klare Aussage hierzu<br />
gemacht und eine entsprechende<br />
Empfehlung ausgesprochen werden<br />
kann, sind noch weitere umfangreiche<br />
Studien zur Erforschung<br />
dieser These notwendig<br />
und insbesondere Fell aber auch<br />
Feder tragende Haustiere sollten<br />
lieber nicht in Familien mit Allergikern<br />
oder allergiegefährdeten<br />
Kindern leben. Auch Fische sind<br />
nicht unbedingt eine sichere Alternative,<br />
da sich eine Überempfindlichkeit<br />
gegen das Fischfutter entwickeln<br />
kann. Zudem kann ein<br />
Aquarium zur unerwünschten Erhöhung<br />
der Luftfeuchte in der<br />
Wohnung beitragen. Bei den Tierhaarallergien,<br />
die durch Haustiere<br />
ausgelöst werden, ist besonders<br />
die Katzenhaarallergie zu nennen.<br />
Das Hauptallergen unter den im<br />
Fell der Katze bekannten Allergenen<br />
ist das Fel d1. Dieses luftgetragene<br />
Allergen besitzt durch<br />
seine Schwebfähigkeit die Eigenschaft<br />
sich weit zu verbreiten und<br />
auch nach dem Auszug der Katze<br />
aus der Wohnung und aufwändigen<br />
Reinigungsmaßnahmen ist<br />
Fel d1 noch lange nachweisbar.<br />
Deshalb ist bei bekannten heftigen<br />
Reaktionen auf Katzenhaare auch<br />
sorgfältig abzuwägen, ob man eine<br />
Wohnung bezieht, in der zuvor<br />
Katzen gelebt haben – dies gilt<br />
natürlich ganz besonders für volloder<br />
teilmöblierte Studenten- oder<br />
Wochenendwohnungen. Ähnliches<br />
kann über die Hundehaarallergie<br />
ausgesagt werden. Da<br />
Tierhaare sich leicht überall verteilen,<br />
ist eine vollständige Karenz<br />
selbstverständlich (auch im eigenen<br />
Wohnbereich) nicht möglich.<br />
Durch Tierhaare an den Kleidungsstücken<br />
von Haustierbesitzern,<br />
die zu Besuch kommen, werden<br />
beispielsweise Allergene in<br />
die Wohnung transportiert. Dasselbe<br />
gilt für Kindergärten, Schulen,<br />
öffentliche Verkehrsmittel und alle<br />
Orte, an denen es zu Begegnungen<br />
mit Tierhaltern und Tieren<br />
kommt.<br />
Verantwortung für’s eigene<br />
Wohlbefinden übernehmen<br />
Da eine Exposition gegenüber<br />
Hausstaubmilben, Schimmelpilzen<br />
oder Tierhaaren in unserer natürlichen<br />
Umwelt niemals hundertprozentig<br />
ausgeschlossen werden<br />
kann, ist absolute Karenz bei<br />
diesen allergischen Erkrankungen<br />
nicht möglich, jedoch wesentlich<br />
leichter durchführbar als beispielsweise<br />
bei der Pollenallergie, wo<br />
dem Selbstschutz erhebliche Grenzen<br />
gesetzt sind. In vielen Fällen<br />
kommt es bereits durch die genannten<br />
Maßnahmen zur größtmöglichen<br />
Vermeidung des bekannten<br />
Allergens zu einer deutlichen<br />
Linderung der Beschwerden.<br />
Patienten sollten diese Chance der<br />
positiven Einflussnahme unbedingt<br />
nutzen, bevor es zu Verschlechterungen<br />
des Krankheitsbildes<br />
kommt und möglicherweise<br />
eine Dauerbehandlung mit antiallergisch<br />
wirkenden Medikamenten<br />
unabdingbar wird. (BG)<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Wohnraumsanierung<br />
13
Rehabilitation<br />
14<br />
Der chronischen Erkrankung rechtzeitig entgegen wirken<br />
Möglichkeiten der<br />
medizinischen und beruflichen<br />
Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen will mit einem breiten<br />
Spektrum geeigneter Therapiemaßnahmen durch ein Team<br />
professioneller Behandler aller eingebundenen Berufsgruppen<br />
eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten bewirken.<br />
Dazu gehören: Langfristig Lebensqualität sichern, Folgeerkrankungen<br />
vorbeugen und durch Information und Verhaltenstraining<br />
das Leben mit der Krankheit erleichtern. Menschen mit<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Atemwegserkrankungen sollten bei entsprechender<br />
Indikation das Angebot der medizinischen Rehabilitation nutzen,<br />
die inzwischen auch vom Gesetzgeber als wichtiger Teil der<br />
medizinischen Gesamtversorgung chronisch Kranker anerkannt<br />
wurde. Neben der stationären Aufnahme in einer auf das Krankheitsbild<br />
spezialisierten Klinik gibt es Möglichkeiten der teilstationären<br />
oder ambulanten Rehabilitation.<br />
Verbesserte<br />
Gesamtversorgung<br />
Eine <strong>Allergie</strong> ist eine chronische<br />
Erkrankung, die vielfach durch<br />
entsprechende Maßnahmen zur<br />
Allergenvermeidung und gegebenenfalls<br />
ergänzende Akut- oder<br />
Dauerbehandlung mit anti-allergisch<br />
wirkenden Medikamenten<br />
heute gut behandelbar ist. Chronisch<br />
Kranke müssen lernen, dass<br />
die Krankheit evtl. langsam verläuft,<br />
aber auf jeden Fall eine lange<br />
Zeit Begleiter sein wird. Fast<br />
jeder <strong>Allergie</strong>kranke kennt diese<br />
schleichende Entwicklung: was<br />
einmal mit einer erhöhten <strong>Allergie</strong>bereitschaft<br />
begann, hat sich<br />
über Jahre hinweg zu einem ausgedehnten<br />
Krankheitsbild mit vielfältigen<br />
<strong>Allergie</strong>symptomen und<br />
einer zunehmenden Hyperreagibilität<br />
(erhöhte Reaktionsfähigkeit)<br />
und Hypersensibilität gegenüber<br />
einer immer größer werdenden<br />
Zahl allergieauslösender Stoffe<br />
ausgewachsen. Wo jedoch Mittel<br />
der Akutversorgung und Selbsthilfe<br />
durch geeignete Karenzmaßnahmen<br />
nicht mehr ausreichend<br />
sind, setzt medizinische Rehabilitation<br />
ein.<br />
In diesem Zusammenhang ist das<br />
zum 1. Juli 2001 in Kraft getretene<br />
Sozialgesetzbuch 9 (SGB IX)<br />
auch für allergiekranke Menschen<br />
von Interesse. Es sieht medizinische<br />
Rehabilitation als festen Be-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
iKOMM
standteil der Gesundheitssicherung<br />
vor. Es besteht erstmals in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik<br />
ein Rechtsanspruch auf medizinische<br />
Rehabilitation für chronisch<br />
Kranke und Behinderte, wobei der<br />
Anspruch von der Ursache für die<br />
chronische Erkrankung bzw. Be-<br />
hinderung unbeeinflusst bleibt.<br />
Eine Krankheit ist laut Gesetzgeber<br />
als chronisch zu bezeichnen,<br />
wenn sie länger als sechs Monate<br />
besteht. Dies trifft bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
aller Art in der Regel immer zu und<br />
gilt ebenso für das allergische<br />
Asthma und das atopische Ekzem<br />
(Neurodermitis). Um den früher<br />
oft langwierigen Prozess von der<br />
Antragstellung bis hin zur Bewilligung<br />
einer Reha-Maßnahme zu<br />
vereinfachen, regelt das Gesetz<br />
schnelle Entscheidungswege. Innerhalb<br />
von zwei Wochen nach<br />
Eingang eines Reha-Antrages<br />
muss über die Zuständigkeit befunden<br />
werden, d.h. der Antragsteller<br />
muss schriftlich über Annahme<br />
bzw. Ablehnung oder ggf.<br />
Weiterleitung an einen anderen, in<br />
seinem Falle zuständigen, Leistungsträger<br />
informiert werden.<br />
Verzögerungen sind nur erlaubt,<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
wenn ein Gutachten veranlasst<br />
werden muss. Darüber hinaus regelt<br />
das Gesetz eine Qualitätssicherung<br />
durch die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
für Rehabilitation<br />
(BAR) und sieht ein enges Zusammenwirken<br />
von Rehaträgern vor.<br />
Seine Schaffung verdankt das<br />
SGB IX u.a. der verstärkten Bedeutung<br />
von Prävention – so<br />
kommt der Vermeidung von Folgeerkrankungen<br />
große Wichtigkeit<br />
zu, ebenso dem Management<br />
der chronischen Erkrankung in<br />
Alltag und Beruf. Dies gilt im Bereich<br />
der allergischen Erkrankungen<br />
insbesondere für die Rehabilitation<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
die häufig davon betroffen<br />
sind. Der Gesetzgeber hat gerade<br />
hier erkannt, wie wichtig frühzeitige<br />
Diagnose und Förderung sind,<br />
damit rechtzeitig zu erwartende<br />
Verschlechterungen des Krankheitsbildes<br />
und Folgeerkrankungen<br />
abgewendet sowie Betroffenen<br />
beispielsweise bei der Wahl<br />
eines geeigneten Berufes Orientierungshilfe<br />
gegeben werden kann.<br />
Der Weg vom Antrag zur<br />
Bewilligung<br />
Eine Rehabilitationsmaßnahme ist<br />
allgemein bei chronischen Erkrankungen<br />
- so auch der <strong>Allergie</strong> - bei<br />
feststehender Diagnose angezeigt.<br />
Aber auch bereits bei drohender<br />
Entstehungsprozess von Behinderung und Ansatzpunkte für Intervention in der Rehabilitation (mod. nach Gerdes &<br />
Weiss 2000 und nach Kaiser, Hochgebirgsklinik Davos)<br />
Erkrankung (z. B. verstärkter <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>eigung)<br />
kann medizinische<br />
Rehabilitation genehmigt werden.<br />
Bei einer chronischen Manifestation<br />
muss der Betroffene insbesondere<br />
lernen, langfristig - mit dem<br />
Ziel des größtmöglichen Erhalts<br />
an Lebensqualität - mit der Krankheit<br />
zu leben, sich vor Exazerbationen<br />
(Verschlechterungen) und<br />
vor zusätzlichen Gefahrenquellen<br />
(z. B. weiteren potenziellen Allergenen)<br />
zu schützen und Therapiemöglichkeiten<br />
zur Linderung der<br />
allergischen Symptomatik kennen<br />
und nutzen können.<br />
Interessenten für eine stationäre<br />
Rehabilitationsmaßnahme sollten<br />
zunächst ihren behandelnden Arzt<br />
oder Kinderarzt darauf ansprechen<br />
und bei Befürwortung selbst einen<br />
Antrag auf medizinische Rehabilitation<br />
beim zuständigen Kosten-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Rehabilitation<br />
15
Rehabilitation<br />
16<br />
träger stellen, der durch ein Gutachten<br />
des behandelnden Arztes<br />
gestützt wird. In diesem Gutachten<br />
kann der Arzt in Absprache mit<br />
dem Patienten auch eine ihm besonders<br />
geeignet erscheinende<br />
Klinik vorschlagen. Ein Anspruch<br />
auf Bewilligung der Maßnahme in<br />
gerade dieser Einrichtung besteht<br />
jedoch nicht. Bei Zuständigkeit<br />
der Unfallversicherung (z. B. bei<br />
Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten)<br />
gelten gesonderte Bestimmungen.<br />
Die beiden wichtigsten<br />
Leistungsträger sind die gesetzliche<br />
Kranken- und Rentenversicherung.<br />
Für Erwerbstätige mit einer<br />
rentenversicherungspflichtigen<br />
Tätigkeit oder auch Arbeitslose<br />
und Sozialhilfeempfänger ist die<br />
Rentenversicherung zuständig.<br />
Für Kinder, Jugendliche, Haus-<br />
frauen und nicht mehr erwerbstätige<br />
ältere Menschen sind dies die<br />
gesetzlichen Krankenkassen. Darüber<br />
hinaus gibt es noch weitere<br />
Leistungsträger.<br />
Die Kostenträger prüfen die medizinische<br />
Notwendigkeit und die<br />
Zuständigkeit. Sollte ein ablehnender<br />
Bescheid ergehen, kann der<br />
Patient innerhalb von vier Wochen<br />
von seinem Widerspruchsrecht<br />
Gebrauch machen. Bei der Formulierung<br />
des Widerspruchs kann der<br />
behandelnde Arzt den Patienten<br />
unterstützen; der Antrag wird dann<br />
erneut vom Kostenträger geprüft.<br />
Wird eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme<br />
von Krankenoder<br />
Rentenversicherung bewilligt,<br />
müssen sich erwachsene Patienten<br />
ab Vollendung des 18. Lebensjahres<br />
mit einer Zuzahlung<br />
von € 10.- /Tag für die Dauer von<br />
28 Tagen an den Kosten beteiligen;<br />
in Härtefällen gelten Sonderregelungen<br />
wie verminderte Zuzahlung<br />
oder Befreiung. Einzelheiten<br />
sind bei den Leistungsträgern<br />
zu erfragen.<br />
Die Auswahl der richtigen Klinik trägt zum Erfolg der Reha-Maßnahme bei.<br />
Auf eine attraktive Umgebung muss dabei nicht verzichtet werden<br />
Wurde die Maßnahme zur medizinischen<br />
Rehabilitation bewilligt,<br />
sollte sich der Patient vertrauensvoll<br />
auf das Angebot „seiner“<br />
Reha-Einrichtung einlassen, wo<br />
ihn ein speziell für sein Krankheitsbild<br />
geschultes Team von Medizinern,<br />
Physiotherapeuten, Diät-<br />
assistenten etc. nach Erstellung<br />
eines individuellen Therapieplans<br />
behandelt, betreut und berät. Er hat<br />
sich mit seinem Antrag auf Rehabilitation<br />
dafür entschieden, bewusst<br />
etwas für die Verbesserung<br />
seines Gesundheitszustandes zu<br />
tun und aktiv den Heilungsprozess<br />
zu fördern. So wie der Rehabilitand<br />
höchsten Einsatz für seine<br />
Gesundheit seitens der Rehaeinrichtung<br />
erwarten kann, so erwartet<br />
auch die Klinik von ihm die<br />
Bereitschaft zu Mitarbeit und Kooperation<br />
sowie Eigenverantwortlichkeit<br />
bei der Umsetzung des<br />
Erlernten, denn nur so ist Rehabilitation<br />
von dauerhaftem Erfolg.<br />
Als gelungen gilt medizinische<br />
Rehabilitation, wenn die Gesundheit<br />
stabilisiert, eine Verbesserung<br />
der Lebensqualität erzielt, die Eingliederung<br />
in Berufs-, Privat- und<br />
Sozialleben gelungen und langfristig<br />
Pflegebedürftigkeit vorgebeugt,<br />
Arbeitsunfähigkeit reduziert<br />
und Berufsunfähigkeit abgewendet<br />
werden kann.<br />
Stationär, teilstationär oder<br />
ambulant?<br />
Medizinische Rehabilitation kann<br />
auch außerhalb von Kliniken<br />
durchgeführt werden. So gibt es<br />
alternativ die Möglichkeit in eine<br />
teilstationäre Maßnahme aufgenommen<br />
zu werden, bei der der<br />
Patient sich lediglich zur Teilnahme<br />
an Therapiemaßnahmen -<br />
meist tagsüber - in der Rehabilitationseinrichtung<br />
aufhält und die<br />
restliche Zeit zuhause verbringt.<br />
Bei der ambulanten, wohnortnahen<br />
Reha beschränkt sich die<br />
Rehabilitation auf die Verordnung<br />
von Maßnahmen, die der Patient<br />
regelmäßig an seinem Wohnort<br />
oder dessen Nähe in einer dafür<br />
geeigneten Einrichtung wahrnimmt.<br />
Welche Rehabilitationsart<br />
die richtige ist, hängt insbesondere<br />
vom Schweregrad der Erkran-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Mutter-Kind-Kuren
kung und der Dringlichkeit ab.<br />
Diese müssen vom behandelnden<br />
Arzt, dem Medizinischen Dienst<br />
oder einem Sozialdienst realistisch<br />
eingeschätzt werden.<br />
Auch wenn es verschiedene Möglichkeiten<br />
der Rehabilitation gibt,<br />
ist in den meisten Fällen die stationäre<br />
Aufnahme in einer Rehabilitationsklinik<br />
vorzuziehen. In<br />
der so genannten ESTAR-Studie<br />
zur Erfassung der Effektivität stationärerRehabilitationsmaßnahmen<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit Bronchialasthma - eine<br />
auf mehrere Jahre angelegte Analyse,<br />
die insbesondere auch die<br />
Langzeiteffekte der sowohl ambulanten<br />
als auch stationär durchgeführtenRehabilitationsmaßnahmen<br />
berücksichtigt - konnte ein<br />
Vorsprung der stationären Rehabi-<br />
litation gegenüber der ambulanten,<br />
wohnortnahen Reha nachgewiesen<br />
werden. Zwei weitere Effektivitätsstudien<br />
zur Ergebnisqualität<br />
in der Behandlung von Neurodermitis<br />
und Asthma in der Kinder-<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
rehabilitation bestätigten darüber<br />
hinaus - ohne Heranziehung einer<br />
Vergleichsgruppe - die hohe Wirksamkeit<br />
und den langfristigen Erfolg<br />
von stationären Reha-Aufenthalten<br />
(Quelle: Zentrum für Klinische<br />
Psychologie und Rehabilitation).<br />
Dennoch gibt es große Befürworter<br />
der ambulanten Rehabilitation.<br />
Als Vorteil einer wohnortnahen<br />
Reha nennen sie, dass der Patient<br />
in seine Alltags- und Familien-<br />
Zur Rehabilitation gehört nach heutigen Erkenntnissen auch das<br />
Patiententraining. Es soll u.a. zur Verhaltensänderung beitragen. Es soll<br />
aber auch Klarheit in die Vielfalt der Medikamente bringen, wie sie<br />
beispielsweise oben abgebildet sind.<br />
situation eingebunden bleibt, denn<br />
gerade das soll er lernen: den Umgang<br />
mit der Erkrankung in Beruf<br />
und persönlichem Umfeld zu meistern.<br />
Die Kliniksituation ist eine<br />
Sondersituation, die durch ihr Her-<br />
ratiopharm<br />
ausgelöstsein aus den alltäglichen<br />
Anforderungen und Problemen<br />
zwar gute Regenerationsmöglichkeiten<br />
bietet, jedoch nicht realitätsnah<br />
ist. Sie bezweifeln, dass der<br />
Patient das beim stationären Aufenthalt<br />
erworbene Wissen und die<br />
erlernten Fähigkeiten später in seinen<br />
Alltag mühelos wird integrieren<br />
können. Befürworter des Aufenthaltes<br />
in einer Klinik sehen<br />
wiederum gerade im Abstand zum<br />
Alltag in Familie und Beruf und<br />
im Zusammensein mit ebenso Be-<br />
troffenen eine große Chance für<br />
den Rehabilitanden, sich in geschütztem<br />
Rahmen ohne Verpflichtungen<br />
gegenüber Familienmitgliedern<br />
oder Vorgesetzten mit<br />
der eigenen gesundheitlichen Situation<br />
und deren Verbesserung -<br />
auch in Gruppenprozessen - auseinandersetzen<br />
zu können.<br />
Ambulante Rehabilitation bedeutet<br />
sicherlich eine höhere Belastung<br />
für den Patienten, kann andererseits<br />
aber auch als Herausforderung<br />
betrachtet werden. Zudem<br />
ist ein höheres Maß an Motivation<br />
und Eigenverantwortlichkeit<br />
erforderlich, was viele Patienten<br />
sich erst in der Kliniksituation<br />
unter fachlicher Anleitung und in<br />
der Gemeinschaft mit anderen Patienten<br />
erwerben und erarbeiten<br />
müssen. Selbstverständlich kann<br />
W. Petro<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Rehabilitation<br />
17
Rehabilitation<br />
18<br />
Sport ist fester Bestandteil der Rehabilitation, wobei er nicht immer so extrem ausfallen muss. Krankheitsspezifische<br />
körperliche Betätigung wie Lungensport ist für alle machbar.<br />
nur individuell entschieden werden,<br />
welche Form der Rehabilitation<br />
am geeignetsten erscheint.<br />
Faktoren, die diese Entscheidung<br />
beeinflussen, sind z. B. die aktuelle<br />
Arbeits- und Familiensituation<br />
des Rehabilitanden. So mag für<br />
den einen ein im Regelfall sechswöchigerRehabilitationsaufenthalt<br />
aus beruflichen Gründen<br />
kaum durchführbar sein, sodass<br />
eine ambulante Reha eine gute<br />
Alternative ist, während man einer<br />
Mutter, die mehrere Kleinkinder<br />
zu versorgen hat, vorzugsweise<br />
einen stationären Aufenthalt<br />
empfehlen wird. In diesen können<br />
auch die Kinder mit einbezogen<br />
werden, wenn ihre angemessene<br />
Betreuung während des Reha-<br />
Aufenthaltes der Mutter anderenfalls<br />
nicht gewährleistet werden<br />
kann. Für alleinerziehende Väter<br />
kann diese Lösung ebenfalls von<br />
Interesse sein. In jedem Falle kann<br />
wohnortnahe - also ambulant<br />
durchgeführte - Rehabilitation im<br />
Anschluss an einen Klinikaufenthalt<br />
im Sinne einer Nachbetreuung<br />
zur Festigung des Rehabilitationserfolges<br />
beitragen.<br />
Allergologische<br />
Rehabilitation<br />
In der allergologischen Rehabilitation<br />
kann eine entsprechend eingerichtete<br />
Fachklinik dem Patienten<br />
ein breites Spektrum an Diagnose-<br />
und Behandlungsmöglichkeiten<br />
bieten, einschließlich Patiententraining<br />
zur Vorbereitung<br />
auf „die Zeit danach“. Das enge<br />
Zusammenwirken aller am Heilungsprozess<br />
beteiligten Behandler<br />
ist ein großer Vorteil und ermöglicht<br />
ein auf den Patienten individuell<br />
zugeschnittenes Therapieprogramm<br />
zu entwickeln. Rehabilitationsmaßnahmen<br />
in der<br />
Allergologie umfassen neben der<br />
naturgegebenen Klimatherapie<br />
(Lage der Klinik in allergenarmer<br />
Region wie Hochgebirge oder<br />
Meeresküste) Physiotherapie mit<br />
Bewegungs-, Atem-, Bäder- und<br />
evtl. Lichttherapie, Krankengymnastik,<br />
Massagen und sonstigen<br />
Heilanwendungen auch Ergotherapie,<br />
Patientenschulung (z. B.<br />
Hautbeschaffenheit und -behandlung<br />
/ Atem- und Inhalationstechniken)<br />
und Ernährungsberatung<br />
mit Nutzung der Lehrküche, sowie<br />
psychologische Betreuung in Einzel-<br />
und Gruppensitzungen, Autogenes<br />
Training, Entspannungstechniken<br />
und evtl. Musik- oder<br />
Kunsttherapie.<br />
In der Diagnostik stehen umfassendeUntersuchungsmöglichkeiten<br />
wie bildgebende Verfahren,<br />
Testverfahren wie <strong>Allergie</strong>- und<br />
Provokationstests zur weiteren<br />
Ausdifferenzierung potenzieller<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
Allergene, Lungenfunktionsprüfung,<br />
immunologische Laboranalysen<br />
sowie oecotrophologische<br />
Verfahren wie Ausschlussdiäten<br />
bei Nahrungsmittelallergien zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus besteht<br />
in der therapiefreien Zeit die Gelegenheit<br />
zu Sport und Spiel in gesunder<br />
Luft sowie Erkundung einer<br />
naturschönen Umgebung bei<br />
Wanderungen und Ausflügen.<br />
Allergologische Rehabilitation berücksichtigt<br />
auch den hohen und<br />
weiter zunehmenden Anteil von<br />
Kleinkindern unter den <strong>Allergie</strong>kranken.<br />
Für sie gibt es Rehabilitationsangebote<br />
(z. B. im Rahmen<br />
dreiwöchiger Mutter-/Vater-Kind-<br />
Kuren) unter Einbeziehung eines<br />
oder beider Elternteile bzw. eines<br />
Betreuers des erkrankten Kindes.<br />
Berufliche Rehabilitation<br />
Ist der Rehabilitand an seinem Arbeitsplatz<br />
Stoffen ausgesetzt, die<br />
bei ihm die <strong>Allergie</strong> ausgelöst oder<br />
verstärkt haben, ist eine eingehende<br />
Beratung zur beruflichen Rehabilitation<br />
erforderlich, denn was<br />
hilft jegliche noch so wirksame<br />
Reha-Maßnahme, wenn der Patient<br />
anschließend wieder mit den<br />
krankheitsverursachenden Allergenen<br />
in Berührung kommt. Hier<br />
muss gemeinsam nach Lösungen<br />
gesucht werden. Vorrangig ist der<br />
Versuch, den Arbeitsplatz durch<br />
entsprechende Schutzmaßnahmen<br />
und -ausrüstung zu erhalten. Der<br />
Arbeitgeber bzw. die Berufsgenossenschaft<br />
muss für die Bereitstellung<br />
dieser Arbeitsschutzmittel (z.<br />
B. Schutzhandschuhe) Sorge tragen<br />
und der Betroffene muss<br />
selbstverständlich ordnungsgemäß<br />
Gebrauch davon machen. Wird<br />
hierdurch keine Besserung erzielt,<br />
sollte geprüft werden, ob der allergiekranke<br />
Arbeitnehmer entsprechend<br />
den Kapazitäten des Arbeitgebers<br />
z. B. innerhalb des Betrie-<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
bes an einen anderen Arbeitsplatz<br />
versetzt werden kann. Ist dies nicht<br />
zu verwirklichen, weil z. B. kein<br />
allergenfreier (oder -reduzierter)<br />
Arbeitsplatz in diesem Betrieb zur<br />
Verfügung steht, bleibt häufig bei<br />
jüngeren Arbeitnehmern ohne<br />
Aussicht auf erfolgreiche Wiedereingliederung<br />
ins Berufsleben als<br />
Alternative nur eine Umschulung<br />
in einen anderen Beruf. Eine vorzeitige<br />
Berufsaufgabe wegen <strong>Allergie</strong><br />
muss unbedingt verhindert<br />
werden. Dann bleibt nur noch die<br />
Möglichkeit einer Frühberentung<br />
wegen Berufskrankheit. Um solchen<br />
Entwicklungen entgegen zu<br />
wirken, kann heute das persönliche<br />
<strong>Allergie</strong>risiko bei einer ärztlichen<br />
Untersuchung bereits vor<br />
Aufnahme einer betrieblichen Berufsausbildung<br />
laut Vorschrift des<br />
Jugendarbeitsschutzgesetzes geprüft<br />
werden, um vorzeitig eine<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>eigung oder bereits bestehende<br />
allergische Erkrankung<br />
zu erfassen und die Betroffenen<br />
ggf. bei der Berufswahl dahingehend<br />
zu beraten, dass langfristig<br />
gesundheitliche Schäden<br />
durch Berufsallergene, Frustrationen<br />
durch vorzeitigen Ausbildungsabbruch<br />
und nicht zuletzt<br />
hohe Kosten vermieden werden<br />
können.<br />
In Einrichtungen zur beruflichen<br />
und medizinischen Rehabilitation<br />
besteht darüber hinaus die Möglichkeit<br />
vor Eintritt ins Berufsleben<br />
oder vor einer geplanten Umschulung<br />
an berufsvorbereitenden<br />
Bildungsmaßnahmen teilzunehmen,<br />
das künftige Arbeitsfeld<br />
praktisch zu erproben und die Eignung<br />
für den angestrebten Beruf<br />
medizinisch und psychologisch<br />
abklären zu lassen. Angebote zur<br />
Berufsfindung sollten unbedingt<br />
wahrgenommen werden, um späteren<br />
leidvollen Erfahrungen im<br />
Berufsleben vorzubeugen.<br />
Allergiker aller Altersgruppen, ob<br />
beruflich, im häuslichen Bereich<br />
oder im natürlichen Umfeld durch<br />
Allergene gefährdet und beeinträchtigt,<br />
sollten die vielfältigen<br />
Möglichkeiten zu mehr Information,<br />
Prävention und Reduktion<br />
der allergischen Symptomatik<br />
durch frühzeitige Rehabilitation<br />
nutzen. (BG) �<br />
Inhalte<br />
pneumologischer<br />
Kinderreha<br />
München. Die Indikation für<br />
pneumologische Rehabilitation ist<br />
stets dann gegeben, wenn das therapeutische<br />
Ziel mit den verfügbaren<br />
ambulanten Therapiemöglichkeiten<br />
nicht erreicht werden<br />
kann. Ziele einer solchen Maßnahme<br />
sind vor allem eine Verbesserung<br />
der Krankheitsbewältigung<br />
und das Lernen eines guten Krankheitsmanagements.<br />
Patientenschulung für Kind und<br />
Eltern, Verbesserung der körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit durch<br />
Sport sowie das Erstellen eines<br />
Rehabilitationsplanes gemeinsam<br />
mit dem Patienten und seinen Eltern<br />
sind nur einige Bausteine der<br />
Kinderrehabilitation, die Dr. Rainer<br />
Stachow, Ärztlicher Leiter der<br />
Fachklinik Sylt, Westerland während<br />
eines Symposiums anlässlich<br />
des 44. Pneumologenkongresses<br />
in München vorstellte. In Deutschland<br />
leiden eineinhalb Millionen<br />
Kinder an Asthma und anderen<br />
pulmonalen Erkrankungen. Obwohl<br />
2001 nur rund 11.600 Kinder<br />
und Jugendliche mit chronischen<br />
Erkrankungen der Atemwege<br />
an Rehabilitationsmaßnahmen<br />
teilgenommen haben, stellten sie<br />
Fortsetzung Seite 23<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Rehabilitation<br />
19
<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />
20<br />
a l l e r g i c a - W o r k s h o p: D a s I n t e r v i e w<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in<br />
öffentlichen<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
In Deutschland ist bereits<br />
jedes dritte Kind Allergiker.<br />
Allergische Erkrankungen<br />
wie Asthma bronchiale,<br />
Neurodermitis, Pollen- und<br />
Nahrungsmittelallergie<br />
nehmen stetig zu. Viele<br />
Kinder sind mehrfach<br />
sensibilisiert. Erzieher und<br />
Lehrer in Kindergarten,<br />
Schule und anderen Betreuungseinrichtungen<br />
sind<br />
daher zunehmend gefordert,<br />
adäquat auf diese<br />
Situation zu reagieren. Der<br />
Informationsbedarf ist groß.<br />
Dies zeigte sich bei einem<br />
Workshop für BetreuerInnen<br />
von betroffenen<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
anlässlich der allergica, der<br />
Fach- und Publikumsmesse,<br />
die sich speziell<br />
dem Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und<br />
Atemwegserkrankungen<br />
widmet. Bettina A. Geßlein,<br />
Redakteurin des <strong>PAAN</strong><br />
JOURNALS fragte Andrea<br />
Schulze, Erzieherin in einer<br />
integrativen Einrichtung für<br />
Kinder mit und ohne Behinderungen<br />
in Frankfurt und<br />
Teilnehmerin an dem<br />
Workshop nach ihren Eindrücken.<br />
Unsere Interviewpartnerin, die Erzieherin Andrea Schulze plädiert eindeutig für<br />
mehr „<strong>Allergie</strong>-Fortbildung“ für ihren Berufszweig. Was sie hier an einer Puppe<br />
demonstriert, ist auch effektiv für Neurodermitisbabys: Massage zur Verbesserung<br />
der Mutter-Kind-Bindung<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
Frau<br />
?<br />
Schulze, gibt es in dem Kindergarten,<br />
in dem Sie arbeiten,<br />
Kinder mit <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und wenn ja,<br />
wie wurden Sie darauf aufmerksam?<br />
A.S.: Ja, wir haben allergische<br />
Kinder in unserer Einrichtung. Vor<br />
Aufnahme eines Kindes wird<br />
grundsätzlich ein Gespräch mit<br />
den Eltern geführt, in dem auch<br />
eventuelle Erkrankungen zur<br />
Sprache kommen. So werden wir<br />
im Allgemeinen auf eine bestehende<br />
<strong>Allergie</strong> bei einem Kind aufmerksam<br />
gemacht. Die andere<br />
Möglichkeit ist, dass wir selbst bei<br />
einem Kind Auffälligkeiten wie<br />
ungewöhnliche Hauterscheinungen,<br />
Juckreiz, ständig laufende<br />
Nase oder Verhaltensänderungen<br />
beobachten, die auf eine allergische<br />
Reaktion hinweisen könnten.<br />
?<br />
Welche <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> kommen am häufigsten<br />
vor?<br />
A.S.: Am häufigsten begegnet uns<br />
im Kindergarten die Pollenallergie<br />
mit den typischen Symptomen wie<br />
tränende Augen und rinnende Nase.<br />
Auch Asthma und Neurodermitis<br />
kommen vor.<br />
?<br />
Kennen Sie KollegInnen, die mit<br />
dem Problem <strong>Allergie</strong> im Berufsalltag<br />
konfrontiert sind?<br />
A.S.: Unsere Kindertagesstätte arbeitet<br />
offen, somit haben alle Bezugspersonen<br />
mit allen Kindern<br />
Kontakt und werden mit den vielfältigen<br />
Krankheiten (z. B. <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>)<br />
konfrontiert.<br />
?<br />
Wurden in Ihrer sozialpädagogischen<br />
Ausbildung Grundkenntnisse<br />
über Kinderkrankheiten vermittelt<br />
und das Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> behandelt?<br />
Wenn ja, fanden Sie die<br />
Informationen ausreichend und<br />
für den Umgang in der praktischen<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Arbeit mit Kindern hilfreich?<br />
A.S.: Meine Ausbildung liegt erst<br />
einige Jahre zurück. Im Rahmen<br />
des Biologie-Unterrichts wurden<br />
Grundkenntnisse über Kinderkrankheiten<br />
vermittelt, <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
wurden dabei jedoch nicht angesprochen.<br />
Leider wird das Thema<br />
<strong>Allergie</strong> als häufige Erkrankung<br />
der Kindheit noch zu sehr vernachlässigt.<br />
Ich habe keinerlei Informationen<br />
aus der Berufsausbildung,<br />
auf die ich zurückgreifen könnte<br />
und muss mir selbst die erforderlichen<br />
Kenntnisse aneignen.<br />
?<br />
Beeinflusst die Anwesenheit allergischer<br />
Kinder den Gruppenprozess?<br />
Welche Konsequenzen ziehen<br />
Sie daraus für Ihre Gruppenarbeit?<br />
Versuchen Sie Angebote zu<br />
machen, die allen Kindern gerecht<br />
werden, sodass Allergiker sich<br />
nicht ausgeschlossen fühlen?<br />
A.S.: Zu dieser Frage muss ich sagen,<br />
dass die Integration in unserer<br />
Einrichtung für behinderte und<br />
nicht behinderte Kinder natürlich<br />
grundsätzlich im Vordergrund<br />
steht. Um dieses Ziel zu fördern,<br />
arbeiten wir in offenen Gruppen;<br />
die Kinder können frei entscheiden,<br />
welche Angebote sie annehmen<br />
wollen, sodass es eine kontinuierliche<br />
Arbeit mit einer festen<br />
Gruppe selten gibt. Wenn ein Kind<br />
Allergiker ist, fällt dies nicht besonders<br />
auf, da unsere Kinder auf<br />
Grund ihrer vielfältigen Behinderungen<br />
(von leicht bis schwerst<br />
mehrfach behindert) ohnehin sehr<br />
individuelle Bedürfnisse haben,<br />
auf die wir mit spezifischen Angeboten<br />
eingehen. Eine Ausgrenzung<br />
auf Grund einer <strong>Allergie</strong><br />
konnte ich noch nicht beobachten.<br />
?<br />
Greifen Sie das Thema <strong>Allergie</strong><br />
situationsbezogen auf und nutzen<br />
es als Chance (noch) nicht betrof-<br />
fene Kinder und deren Eltern darüber<br />
zu informieren?<br />
A.S.: Ja, das Thema kann dann aktuell<br />
werden, wenn beispielsweise<br />
ein Kind Geburtstag hat. Unsere<br />
Kinder dürfen sich immer eine<br />
besondere Aktivität zu ihrem Geburtstag<br />
wünschen. Dies kann ein<br />
Schwimmbad-, ein Zoobesuch,<br />
eine Rasierschaumparty etc. sein.<br />
Wenn ein allergisches Kind an der<br />
Feier auf Grund seiner Erkrankung<br />
nicht teilnehmen kann, besprechen<br />
wir gemeinsam mit dem einladenden<br />
Kind, ob es eventuell einen<br />
Kompromiss gibt oder wie wir das<br />
Problem lösen können, damit das<br />
allergische Kind auf jeden Fall<br />
teilnehmen kann. Bisher haben wir<br />
immer eine Möglichkeit gefunden,<br />
alle einzubeziehen. Kinder sind da<br />
oft wesentlich kooperativer, als<br />
wir Erwachsene manchmal denken.<br />
?<br />
Wie sollte eine sinnvolle Elternarbeit<br />
aussehen?<br />
A.S.: Im Rahmen eines Elternabends<br />
könnte das Thema <strong>Allergie</strong><br />
aufgegriffen werden. Man sollte<br />
dabei aber nicht so sehr die Einschränkungen,<br />
die mit der Erkrankung<br />
verbunden sind, herausstreichen,<br />
sondern Alternativen aufzeigen<br />
und vermitteln, dass ein Kind<br />
dennoch - unter Berücksichtigung<br />
seiner Krankheit - glücklich aufwachsen<br />
kann. Zum Beispiel muss<br />
der bei vielen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> erforderliche<br />
Verzicht nicht unbedingt<br />
ständig überbetont werden. Ein regelmäßiger<br />
Austausch mit den Eltern<br />
ist selbstverständlich. Vor allem<br />
sollte den Eltern eines allergischen<br />
Kindes das Gefühl gegeben<br />
werden, dass man sie ernst<br />
nimmt, denn sie kennen ihr Kind<br />
am besten. Dieses Vertrauen ist<br />
auch gerade dann wichtig, wenn<br />
man als Erzieherin selbst die All-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />
21
<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />
22<br />
ergie noch nicht wahrgenommen<br />
hat.<br />
?<br />
Wie können Sie bei Frühstück,<br />
Kindergeburtstag und anderen<br />
Feiern in Ihrer Einrichtung sicher<br />
sein, dass Kinder mit Nahrungsmittelallergien<br />
risikolos daran<br />
teilnehmen können? Wie können<br />
Sie z.B.den Austausch mitgebrachter<br />
Nahrungsmittel vermeiden,<br />
wobei ja ein gegenseitiges Anbieten<br />
und Miteinander teilen im Rahmen<br />
der Erziehung zum sozialen<br />
Verhalten durchaus wünschenswert<br />
sein kann?<br />
A.S.: Jedes Kind bringt sein eigenes<br />
Frühstück von zuhause mit. Da<br />
wir ein so genanntes offenes Frühstück<br />
anbieten, d.h. es gibt keine<br />
feste Zeit, zu der sich alle zum gemeinsamen<br />
Frühstück am Tisch<br />
einfinden - ist eine absolute Kontrolle<br />
niemals möglich und es kann<br />
durchaus vorkommen, dass Kinder<br />
die mitgebrachten Nahrungsmittel<br />
untereinander austauschen.<br />
Die Hauptverantwortung liegt hier<br />
bei den Eltern, die ihrem allergischen<br />
Kind genau vermitteln müssen,<br />
was es zu sich nehmen darf<br />
und was nicht. Die Kinder achten<br />
aber meist gut auf sich selbst, da<br />
sie ihre Auslöser bereits kennen<br />
und wissen, welche Folgen es hat,<br />
wenn sie sich nicht an ihre Diätvorschriften<br />
halten. Sollte es doch<br />
einmal zum Austausch von Nahrungsmitteln<br />
mit unangenehmen<br />
Folgen für das allergische Kind<br />
kommen, könnte z. B. eine Lösung<br />
sein, dass das betroffene Kind einmal<br />
ein größeres Frühstück mitbringt<br />
und von seinen erlaubten<br />
Nahrungsmitteln an die besten<br />
Freunde abgibt oder dass man zusammen<br />
entsprechend den Bedürfnissen<br />
des Allergikers kocht oder<br />
backt, und dann gemeinsam das<br />
Zubereitete isst. Wenn es einem<br />
Kind sehr schwer fällt zu verzich-<br />
ten, kann man auch eine Überraschungsalternative<br />
parat halten,<br />
z. B. eine erlaubte Süßigkeit.<br />
?<br />
Wird in Ihrer Einrichtung ein Mittagessen<br />
für die Kinder angeboten?<br />
Wenn ja, kochen Sie selbst<br />
oder wird es - wie wohl in den<br />
meisten Fällen - von einem Catering-Service<br />
geliefert? Können Sie<br />
zuverlässig nachvollziehen, welche<br />
Zutaten die Gerichte enthalten?<br />
A.S.: Ja. Die Mahlzeiten werden<br />
von der Stadtküche der Stadt<br />
Frankfurt geliefert und gemeinsam<br />
eingenommen. Die Zutaten sind<br />
für uns absolut nicht nachvollziehbar.<br />
Wir halten guten Kontakt zur<br />
Stadtküche Frankfurt, sodass man<br />
im Bedarfsfall nachfragen könnte.<br />
Dies wäre aber aus organisatorischen<br />
Gründen zu aufwändig, da<br />
das Essen jeweils eine Woche im<br />
Voraus bestellt werden muss und<br />
für jeden Tag neu erfragt werden<br />
müsste, ob das Speisenangebot<br />
geeignet ist oder nicht. Kinder mit<br />
Nahrungsmittelallergien bringen<br />
daher ihre eigenen Mahlzeiten mit,<br />
die von uns gewärmt werden.<br />
?<br />
Sie waren Teilnehmerin am allergica-Workshop<br />
für ErzieherInnen<br />
und BetreuerInnen. Was hat sie zur<br />
Teilnahme motiviert? Wie hoch<br />
schätzen Sie den Informationsbedarf<br />
innerhalb Ihrer Berufsgruppe<br />
ein?<br />
A.S.: Motiviert zur Teilnahme<br />
wurde ich insbesondere durch die<br />
bevorstehende Aufnahme eines<br />
hochallergischen Kindes, das<br />
durch seine Erkrankung erheblich<br />
beeinträchtigt ist. Ich fand es daher<br />
nicht zu verantworten, ein solches<br />
Kind zur Betreuung anvertraut<br />
zu bekommen und gleichzeitig<br />
so wenig über <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> zu wissen.<br />
Die Teilnehmer des Work-<br />
shops hatten unterschiedliche Vorkenntnisse.<br />
Es nahmen auch Sozialpädagogen,<br />
Oecotrophologen<br />
und Ärzte teil, leider jedoch wenige<br />
ErzieherInnen. Dabei wäre<br />
gerade innerhalb meiner Berufsgruppe<br />
mehr Resonanz wünschenswert,<br />
denn das Bewusstsein<br />
für allergische Erkrankungen bei<br />
Kindern muss geschärft werden.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
?<br />
Welche Basiskenntnisse sollten<br />
Betreuer von allergischen Kindern<br />
Ihrer Meinung nach unbedingt<br />
haben?<br />
A.S.: Die Risiken müssen bekannt<br />
sein. Vor allem müssen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
ernst genommen und nicht als<br />
„Modekrankheit“ abgetan werden.<br />
In jeder Einrichtung sollten möglichst<br />
mehrere Kräfte gewisse<br />
Grundkenntnisse haben, um beispielsweise<br />
bei hochallergischen<br />
Kindern Gefahrensituationen<br />
wahr zu nehmen. Wichtig wäre<br />
auch, einen Blick für offensichtliche<br />
allergische Reaktionen zu entwickeln,<br />
z. B. eine Hautreaktion<br />
als <strong>Allergie</strong> identifizieren oder<br />
auch einen möglichen Zusammenhang<br />
zwischen Verhaltensauffälligkeiten<br />
wie Hyperaktivität<br />
und <strong>Allergie</strong> erkennen zu können.<br />
?<br />
Können Sie sich an Vorfälle erinnern,<br />
in denen sich Kinder durch<br />
ihre <strong>Allergie</strong>, z. B. durch auffällige<br />
Hautveränderungen wie Ekzeme,<br />
bloßgestellt oder benachteiligt<br />
fühlten? Wie können Sie als pädagogische<br />
Fachkraft solchen Situationen<br />
begegnen?<br />
A.S.: Durch ihre vielfältigen Behinderungen<br />
sind Kinder, die in ihrem<br />
äußeren Erscheinungsbild und<br />
ihrem Verhalten beeinträchtigt<br />
sind, in der integrativen Einrichtung<br />
die Regel. Ab einem bestimmten<br />
Alter, wenn Kinder ihr<br />
Anderssein bewusster wahrneh-
men, kann es vorkommen, dass sie<br />
z. B. unter einem auffälligen Äußeren<br />
leiden; das ist jedoch abhängig<br />
vom Wesen, dem Elternhaus<br />
und anderen Faktoren. Wenn ein<br />
Kind aus solchen Gründen abgelehnt<br />
wird oder befürchtet, abgelehnt<br />
zu werden, ist eine rasche<br />
Kontaktaufnahme mit anderen<br />
zum Abbau von Ängsten einerseits<br />
und Verhütung von Vorurteilen andererseits<br />
das beste Gegenmittel.<br />
Durch Interaktion und Kommunikation<br />
wird einer ablehnenden<br />
Haltung unter den Kindern am<br />
ehesten vorgebeugt. Das nicht von<br />
der <strong>Allergie</strong> betroffene Kind lernt<br />
schnell, dass das allergische Kind<br />
vielleicht keine schöne Haut, aber<br />
- äußerlich wie innerlich - viele<br />
andere positive Seiten hat.<br />
?<br />
Fühlen Sie sich Notfallsituationen<br />
gewachsen? Wissen Sie z. B. was<br />
ein anaphylaktischer Schock ist,<br />
wie er sich äußert, und wie Sie<br />
darauf reagieren müssen?<br />
A.S.: Durch die Schulung habe ich<br />
eine gewisse Einsicht in das<br />
Krankheitsbild bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> erlangt.<br />
Vor allem ist mir das Risiko<br />
bewusst geworden, dass es auch<br />
zu schwerwiegenden Reaktionen<br />
kommen kann. Bei Ausflügen haben<br />
wir grundsätzlich ein Medikamentenset<br />
für Notfälle dabei. Die<br />
Symptome eines anaphylaktischen<br />
Schocks kenne ich nun, aber bestimmt<br />
wäre ich noch überfordert,<br />
in angemessener Weise erste Hilfe<br />
zu leisten und auf die Situation<br />
sicher zu reagieren. Praktische<br />
Übungen zur Vertiefung der<br />
Kenntnisse wären daher sicherlich<br />
angebracht und sollten dem Workshop<br />
folgen. Zur Unterstützung<br />
würde ich mir reiches Bildmaterial<br />
wünschen - das ist plastischer<br />
und bleibt besser in Erinnerung als<br />
das gesprochene Wort.<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
?<br />
Sind Sie darüber informiert, wenn<br />
beispielsweise asthmakranke Kinder<br />
regelmäßig Medikamente mit<br />
sich führen müssen und wissen Sie,<br />
wann diese Kinder solche Arzneimittel<br />
benötigen?<br />
A.S.: Ja, die Information ist vorhanden.<br />
Die Kinder bringen eigene<br />
Medikamente mit. In Absprache<br />
mit den Eltern sind wir für die<br />
Einnahme verantwortlich.<br />
?<br />
Sind Sie der Meinung, dass sich<br />
Ihre Erfahrungen auch auf andere<br />
Betreuungseinrichtungen mit<br />
ausschließlich nicht behinderten<br />
Kindern übertragen lassen?<br />
A.S.: Ich denke, dass meine Erfahrungen<br />
nicht auf Einrichtungen für<br />
Kinder ohne Behinderungen übertragbar<br />
sind. Da körperliche Beeinträchtigungen<br />
in Kindergärten<br />
und Heimen für Kinder ohne Behinderung<br />
nicht so sehr die Regel,<br />
sondern eher die Ausnahme darstellen,<br />
könnte dort auch ein allergiekrankes<br />
Kind stärker auffallen<br />
und möglicherweise eher eine<br />
Sonderstellung einnehmen. Kinder,<br />
die es nicht gewohnt sind, mit<br />
behinderten oder kranken Kindern<br />
zu spielen und zu leben, werden<br />
wahrscheinlich anders reagieren.<br />
?<br />
Würden Sie KollegInnen empfehlen,<br />
sich zum Thema allergiekrankes<br />
Kind fortzubilden?<br />
A.S.: Auf jeden Fall. An der Fortbildung<br />
sollten diejenigen Kolleginnen<br />
teilnehmen, die schwerpunktmäßig<br />
an Zusatzkenntnissen<br />
im Gesundheitsbereich interessiert<br />
sind. Dies können z. B. die Sicherheitsbeauftragten<br />
eines Kindergartens<br />
sein, die bereits in Erste Hilfe<br />
ausgebildet wurden. In Fortbildungsangebote<br />
sollte das Thema<br />
<strong>Allergie</strong> verstärkt eingebunden<br />
werden, da eine erhebliche Zunah-<br />
me der Erkrankungen bei Kindern<br />
in unserem Berufsalltag deutlich<br />
sichtbar ist.<br />
?<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch,<br />
Frau Schulze. �<br />
Fortsetzung von Seite 19<br />
jede dritte Indikation für Kinderrehabilitation.<br />
Anders als bei ambulanter<br />
Schulung werden in der<br />
Rehabilitation durch kontinuierliches<br />
Anwenden des Erlernten<br />
krankheitsspezifische Fertigkeiten<br />
und Verhaltensweisen verfestigt,<br />
die nachhaltig zu einer Besserung<br />
der Erkrankung führen. Ziel der<br />
Rehabilitation ist es unter anderem,<br />
das Selbstbewusstsein und<br />
die Selbständigkeit der Kinder und<br />
Jugendlichen im Umgang mit ihrer<br />
Erkrankung zu stärken. So vermitteln<br />
altersgerechte Schulungen<br />
Ich-Botschaften (z. B. „Ich weiß<br />
– ich merke – ich kann – es<br />
wirkt“), die den jungen Patienten<br />
beim Begreifen des vermittelten<br />
handlungsrelevanten Wissens und<br />
bei dessen Umsetzung helfen. Wie<br />
effektiv z. B. eine stationäre Asthmarehabilitation<br />
ist, zeigte eine<br />
multizentrische Studie mit 300<br />
Kindern und Jugendlichen zwischen<br />
9 und 16 Jahren. Mit Hilfe<br />
der Rehabilitation wiesen die Kinder<br />
und Jugendlichen auch noch<br />
ein Jahr danach gegenüber der<br />
Kontrollgruppe ein signifikant<br />
besseres asthmaspezifisches Wissen<br />
und signifikant bessere Verhaltensweisen<br />
auf. Gleiches gilt für<br />
die Beurteilung der Lebensqualität.<br />
Darüber hinaus konnten bei<br />
Reha-Patienten im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe die Schulfehltage,<br />
die Krankenhaustage und die Notarztbesuche<br />
deutlich reduziert<br />
werden. (kn) �<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />
23
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>etzwerke<br />
24<br />
abap, pina und Kinderärzte<br />
gemeinsam aktiv im Kampf gegen<br />
Dresden. Die erschreckende<br />
Zunahme allergischer Erkrankungen,<br />
deren Ursache noch<br />
nicht vollständig geklärt ist, hat<br />
in den vergangenen Jahren zur<br />
Bildung sehr aktiver Netzwerke<br />
und Bündnisse geführt, die nun<br />
ihr Potenzial gemeinsam nutzen,<br />
um die Aufklärung über<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> - insbesondere bei<br />
Kindern - bundesweit voranzutreiben.<br />
Die 6. Jahrestagung der<br />
Gesellschaft für Pädiatrische<br />
Allergologie und Umweltmedizin<br />
(GPA) in Dresden versammelte<br />
<strong>Allergie</strong>experten, um aktuelle<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
zu diskutieren und<br />
gemeinsame Strategien zur<br />
<strong>Allergie</strong>prävention zu entwickeln.<br />
Von hier aus startete das<br />
„abap-mobil“ zu einer Aufklärungskampagne<br />
mit Beratungsservice<br />
in mehreren deutschen<br />
Großstädten.<br />
N e t z w e r k e<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
Was wollen<br />
pina und<br />
abap<br />
bewirken?<br />
Nach Angaben<br />
des Vorsitzenden<br />
von pina (Präventions-<br />
und Informationsnetzwerk<br />
<strong>Allergie</strong><br />
und Asthma) Professor Dr. Ulrich<br />
Wahn, Berlin, steht im Mittelpunkt<br />
der Präventionsgedanke, der durch<br />
Kommunikation mit Kinderärzten<br />
Die abap-Bustour führte durch 8 deutsche Städte und war<br />
als Öffentlichkeitskampagne zu verstehen, mit der auf die<br />
zunehmende Problematik allergischer Erkrankungen und<br />
auf Möglichkeiten der Vorbeugung und Frühdiagnostik<br />
aufmerksam gemacht werden sollte. Unsere Bilder zeigen<br />
die Aktionen in Köln (Mitte) und Berlin.<br />
sowie allen im Gesundheitssystem<br />
Verantwortlichen bundesweit gefördert<br />
werden soll. Neben der<br />
Frühdiagnostik kommt allgemei-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
abap/DGK
nen Präventivmaßnahmen wie<br />
Vermeiden von Nikotinkonsum<br />
und anderen Empfehlungen zur<br />
Gesundheitserziehung wie z. B.<br />
zur Säuglingsernährung oder<br />
allergikergerechten Wohnraumgestaltung<br />
große Bedeutung zu.<br />
Einiges spricht dafür, dass neben<br />
diesen Maßnahmen zur Minimierung<br />
von Risikofaktoren künftig<br />
auch andere Präventionsansätze<br />
möglich sind. Wie Wahn berichtete,<br />
lassen Ergebnisse aus der allergologischen<br />
Forschung, die<br />
noch weiterer Prüfung bedürfen,<br />
auf einen allergiepräventiven Effekt<br />
durch den frühkindlichen<br />
Kontakt mit bakteriellen Zellwandbestandteilen<br />
bzw. den gezielten<br />
Einsatz von Probiotika<br />
schließen.<br />
Einmal im Jahr veranstaltet pina<br />
einen Projekttag zur Aufklärung<br />
über allergische Erkrankungen für<br />
Kinder und Jugendliche, die durch<br />
Erkennen und Vermeiden potenzieller<br />
Allergene einen besseren<br />
Umgang mit ihrer Krankheit erlernen<br />
sollen. Im vergangenen Jahr<br />
konnte die junge Zielgruppe beim<br />
Projekttag in Dresden darüber hinaus<br />
kostenlos an <strong>Allergie</strong>- und<br />
Lungenfunktionstests teilnehmen.<br />
Das abap-Mobil ging auf<br />
Tour<br />
Das abap-Mobil hingegen kam<br />
2003 zum ersten Mal zu den Betroffenen<br />
in ihre Stadt, um dort vor<br />
Ort zu beraten. Unter dem Motto<br />
„<strong>Allergie</strong>? Risikofaktoren erkennen,<br />
vermeiden - früh behandeln“<br />
war das Fahrzeug des vom Bundesministerium<br />
für Gesundheit<br />
und Soziale Sicherung initiierten<br />
Aktionsbündnisses <strong>Allergie</strong>prävention<br />
- kurz abap - von Ende<br />
August bis Mitte September in<br />
mehreren deutschen Großstädten<br />
unterwegs. Zielgruppe waren nach<br />
den Worten des Koordinators Pro-<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
fessor Dr. Uwe Gieler, Gießen, insbesondere<br />
junge Familien oder<br />
Paare mit Kinderwunsch, da ein<br />
großer Teil der Empfehlungen zur<br />
<strong>Allergie</strong>prävention bereits in den<br />
ersten Lebensmonaten bzw. Lebensjahren<br />
ansetzt. Aber auch alle,<br />
die Betreuungs- und Erziehungsarbeit<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
leisten, wie ErzieherInnen<br />
und LehrerInnen, sollten angesprochen<br />
werden, da diesen Berufsgruppen<br />
das Problem <strong>Allergie</strong><br />
im Arbeitsalltag zunehmend begegnet.<br />
An Bord der mobilen Beratungsstelle<br />
befanden sich Ärzte und Ernährungswissenschaftler,<br />
die über<br />
die Symptome allergischer Erkrankungen<br />
sowie über Vermeidungsstrategien<br />
informierten und<br />
auf die individuellen Fragen der<br />
Besucher eingingen. Die Besucher<br />
konnten das persönliche <strong>Allergie</strong>risiko<br />
und die Lungenfunktion testen<br />
lassen.<br />
abap wurde 2001 auf Initiative und<br />
mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Gesundheit<br />
gegründet. Zu den derzeit sechzig<br />
Mitgliedern zählen u.a. Facharztverbände,<br />
Berufsverbände der<br />
Oecotrophologen, <strong>Allergie</strong>-Selbsthilfeorganisationen,Spitzenverbände<br />
von Ärzten und Krankenkassen<br />
sowie der öffentliche Gesundheitsdienst<br />
oder Informationsnetzwerke<br />
wie pina. Zu den<br />
Aufgaben des Bündnisses gehört<br />
auch die Erarbeitung von Empfehlungsstandards.<br />
abap hat bereits<br />
ein Thesenpapier zur <strong>Allergie</strong>prävention<br />
und Behandlung allergischer<br />
Kinder und Jugendlicher<br />
vorgelegt, das vorläufige Empfehlungen<br />
enthält. Durch Aktualisierung<br />
und Vereinheitlichung der<br />
bisher teilweise widersprüchlichen<br />
Ratschläge zur <strong>Allergie</strong>prävention<br />
durch abap steht Betroffenen und<br />
Interessierten jetzt zumindest ein<br />
Leitfaden zur Orientierung zur<br />
Verfügung. Langfristiges Ziel sind<br />
jedoch Evidenz basierte Empfehlungen<br />
zur Prävention. Das Institut<br />
für Sozialmedizin der Universität<br />
Lübeck wurde mit der Auswertung<br />
wissenschaftlicher Daten<br />
aus relevanten Studien beauftragt.<br />
Sobald die Ergebnisse vorliegen,<br />
kann mit der Erarbeitung Evidenz<br />
basierter Empfehlungen gerechnet<br />
werden, die sich auf wissenschaftlich<br />
geprüfte Erkenntnisse stützen.<br />
Kalender für Erzieherinnen<br />
als Hilfestellung<br />
Ein Projekt, das bereits abgeschlossen<br />
werden konnte, ist ein<br />
Geburtstags- und Terminkalender<br />
für Kindergärten und ähnliche<br />
Einrichtungen. Der Kalender enthält<br />
neben einem jahresunabhängigen<br />
Kalendarium ausführliche<br />
Informationen zum Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
im Kindergarten und soll Erzieherinnen<br />
und Erzieher eine Hilfe<br />
im Umgang mit allergischen<br />
Kindern sein. Die abap-Bustour<br />
für 2004 ist auch bereits wieder in<br />
Planung. Über Kalender und Tour<br />
bzw. andere Informationen können<br />
sich Interessierte auf der homepage<br />
allergiepraevention.de informieren.<br />
Einige Exemplare des Kalenders<br />
sind auch über den Verlag<br />
- als Mitglied von abap - zu erhalten.<br />
(BG) �<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>etzwerke<br />
25
Nächtliche<br />
Atmungsstörungen<br />
26<br />
A t e m n o t u n d H e r z r a s e n i n d e r N a c h t<br />
c h r o n i s c h e M ü d i g k e i t a m T a g e<br />
Manchmal kann es<br />
ein obstruktives<br />
Schlafapnoe-Syndrom<br />
sein<br />
Wer kennt nicht gelegentlich eine durchwachte Nacht mit den entsprechenden<br />
Folgen wie Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden,<br />
Übellaunigkeit am nächsten Morgen? Wenn diese Symptome von<br />
Zeit zu Zeit wegen Überarbeitung oder ungesunden Lebenswandels<br />
auftreten, haben sie noch keinen Krankheitswert. Viele Menschen<br />
leiden jedoch ständig an Schlafstörungen, sodass sich ihr<br />
Körper nicht ausreichend regeneriert und sie den täglichen Anforderungen<br />
in Beruf, Familie und Freizeit durch Dauerübermüdung<br />
nicht mehr gewachsen sind. Übersteigt der Leidensdruck<br />
das erträgliche Maß sollten diese Patienten einen Schlafmediziner<br />
(Somnologen) aufsuchen. Durch umfangreiche Untersuchungen<br />
in einem Schlaflabor kann festgestellt werden, ob ein Verschluss<br />
der Atemwege (Obstruktion) vorliegt. Ist dies der Fall, handelt es<br />
sich um eine behandlungsbedürftige Erkrankung.<br />
Ungenügender und schlechter Schlaf führt zu Unkonzentriertheit und<br />
Gereiztheit am Tag<br />
Dr. Karl-Otto Steinmetz und Horst<br />
Fleck sind Fachärzte für Pneumologie,<br />
Schlaf- und Umweltmedizin<br />
und sind demzufolge Ansprechpartner,<br />
wenn es um Schlaf bezogene<br />
Atmungsstörungen geht. Beide<br />
arbeiten mit schlafgestörten Patienten<br />
und den dazu gehörigen<br />
diagnostischen Möglichkeiten in<br />
ihrer Praxis mit angegliedertem<br />
Schlaflabor. Das Schlaflabor am<br />
Darmstädter Elisabethenstift wurde<br />
bewusst in ein Krankenhaus mit<br />
internistischer und neurologischer<br />
Abteilung integriert, da eine<br />
gründliche Anamnese (Krankengeschichte)<br />
bei Patienten mit<br />
Schlafproblemen die Einbindung<br />
anderer Fachbereiche wie Kardiologie<br />
und Neurologie erfordert.<br />
Die Tatsache, dass zwei Jahre nach<br />
Inbetriebnahme des Schlaflabors<br />
mit vier Schlafplätzen zur stationären<br />
Aufnahme die Kapazitäten<br />
der Einrichtung nicht mehr ausreichen<br />
(inzwischen gibt es Wartezeiten<br />
bis zu acht Monaten) zeigt, wie<br />
viele Menschen unter erheblichen<br />
Schlafstörungen leiden und bisher<br />
nicht befriedigend untersucht und<br />
behandelt werden konnten. Die<br />
Mediziner nennen einige Zahlen:<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
ratiopharm
Im Jahr 2000 litten ca. 15% aller<br />
Deutschen an behandlungsbedürftigen<br />
Schlafstörungen. Es wird<br />
davon ausgegangen, dass mindestens<br />
eine ebenso große Zahl kurz<br />
vor der Behandlungsbedürftigkeit<br />
steht, d.h. Leidensdruck und Folgeerscheinungen<br />
sind noch nicht<br />
so ausgeprägt, dass eine gründliche<br />
Diagnose und Therapie bereits<br />
eingeleitet worden wären.<br />
Zur Qualität des Schlafes gibt es<br />
verschiedene Untersuchungen.<br />
Eine Münchner Studie kam zu<br />
dem Ergebnis, dass Stadtbewohner<br />
schlechter schlafen als Landbewohner,<br />
Frauen schlechter als<br />
Männer, Getrennt lebende nicht so<br />
gut wie Verheiratete und Nichtberufstätige<br />
schlechter als Berufstätige.<br />
Schlaflosigkeit ist in den meisten<br />
Fällen jedoch kein unabwendbares<br />
Schicksal, sondern ist nach<br />
Kenntnis der Ursachen vielfach<br />
gut therapierbar.<br />
Viele unruhige Schläfer sind<br />
Schnarcher, wobei die Ergebnisse<br />
von Studien zur Häufigkeit des<br />
Schnarchens sehr unterschiedlich<br />
sind. Eine Prävalenz (das Vorkommen<br />
einer Erkrankung in der Gesamtbevölkerung)<br />
von 30 - 40%<br />
bei Männern und 25% bei Frauen<br />
dürfte realistisch sein. Eine Analyse<br />
zum kindlichen Schnarchen<br />
spricht von rund 7% bei Schulkindern.<br />
Schnarchen ist häufig mit<br />
Schlafstörungen assoziiert, jedoch<br />
haben nicht alle, die schnarchen<br />
Schlafprobleme. Umgekehrt sind<br />
nicht alle Schlafgestörten auch automatisch<br />
Schnarcher. 20% der<br />
Männer und 10% der Frauen<br />
schnarchen in der Mehrzahl der<br />
Nächte. Schnarchen an sich hat<br />
ohne Obstruktion noch keinen<br />
Krankheitswert. Intensität und<br />
Rhythmus des Schnarchens werden<br />
ebenfalls als Hinweise auf<br />
eine mögliche Erkrankung ange-<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
sehen. Fällt der Schnarcher durch<br />
lautes und unregelmäßiges<br />
Schnarchen auf, könnte dies den<br />
Verdacht auf eine obstruktive<br />
Atmungsstörung nahe legen. Dann<br />
sollte unbedingt diagnostisch ermittelt<br />
werden, ob ein obstruktives<br />
Schlafapnoesyndrom (OSAS)<br />
vorliegt. Beim obstruktiven<br />
Schlafapnoesyndrom handelt es<br />
sich um eine Form der schlafbezogenen<br />
Atmungsstörungen mit ausschließlich<br />
im Schlaf auftretenden<br />
kurzzeitigen Atemstillständen<br />
(Apnoen) bei Verschluss der oberen<br />
Atemwege. Neben dieser obstruktiven<br />
Form der Apnoe existiert<br />
noch die zentrale Apnoe<br />
ohne Obstruktion der oberen<br />
Atemwege, bei der sämtliche für<br />
die Atmung wichtigen Muskelgruppen<br />
nicht mehr aktiviert werden.<br />
Außerdem ist die gemischtzentral<br />
obstruktive Form bekannt.<br />
Gründe für die Obstruktion<br />
der oberen Atemwege<br />
Im Schlaf erschlafft die Muskulatur<br />
des Schlunds, sodass der<br />
Zungengrund nach hinten fällt und<br />
den Luftröhreneingang verschließt.<br />
Ursachen können beispielsweise<br />
die anatomische<br />
Struktur (muskulöser Hals) ebenso<br />
sein wie die nachlassende Aktivität<br />
der oberen Atemmuskulatur.<br />
Ab 65 Jahren kommt die obstruktive<br />
Atmungsstörung deutlich häufiger<br />
vor. Laufende Studien untersuchen,<br />
was als rein altersbedingt<br />
und was als pathologisch zu bewerten<br />
ist. Wichtig ist die exakte<br />
Diagnose der Schlafapnoe und<br />
Abgrenzung von anderen Schlafstörungen(Differenzialdiagnostik).<br />
Abgesehen von Alter und<br />
Schnarchen kann auch das äußere<br />
Erscheinungsbild des Patienten<br />
wertvolle Hinweise geben. Häufig<br />
kommt eine Obstruktion der oberen<br />
Atemwege bei Übergewichtigen<br />
vor und ein fliehendes Kinn<br />
z.B. lässt an eine Verlagerung des<br />
Zungengrundes nach hinten denken.<br />
Alkohol und Nikotin können<br />
ebenso wie dauerhaft einzunehmende<br />
Medikamente zusätzlich<br />
einen Einfluss auf die Erschlaffung<br />
der Mukulatur ausüben.<br />
Typische Symptome der<br />
Schlafapnoe<br />
Neben dem lauten und unregelmäßigen<br />
Schnarchen, das oft durch<br />
Pausen (Apnoen) unterbrochen<br />
wird, die durch ein explosionsartiges<br />
Schnarchen abgeschlossen<br />
werden, ist ein sehr unruhiges<br />
Schlafverhalten (Hin- und Herwälzen,<br />
Rudern mit den Armen)<br />
der Betroffenen auffällig. Es<br />
kommt zu häufig unbewussten<br />
Weckreaktionen (sog. Arousals),<br />
wodurch die natürliche Schlafstruktur<br />
gestört wird. Erklären<br />
lässt sich dieses Phänomen mit<br />
dem erheblichen Abfall der Sauerstoffsättigung<br />
von einem Normalwert<br />
von ca. 95 bis 97% auf 80%<br />
oder weniger. Die massiven Atempausen<br />
sind ein wichtiger Stressfaktor<br />
für das Herz-/Kreislaufsystem<br />
und bringen den gesamten<br />
Organismus aus dem Takt. Ausdruck<br />
dieser Stressreaktion können<br />
Herzrhythmusstörungen,<br />
Luftnot, Panikträume, Erstickungsgefühle<br />
und Mundtrockenheit<br />
sein. Zur weiteren Symptomatik<br />
gehören morgendlicher Kopfschmerz<br />
und Abgeschlagenheit,<br />
Tagesmüdigkeit mit plötzlichem<br />
Einschlafen (Sekundenschlaf),<br />
Gereiztheit und Konzentrationsund<br />
Aufmerksamkeitsstörungen<br />
durch die nächtlichen Attacken,<br />
sowie allgemein nachlassende körperliche<br />
Leistungsfähigkeit, sexuelle<br />
Funktionsstörungen bis hin<br />
zur Persönlichkeitsveränderung.<br />
Es ist nachvollziehbar, dass der<br />
Schlafapnoiker auf Grund dieser<br />
Symptomatik in seiner Lebensqualität<br />
stark eingeschränkt ist.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Nächtliche<br />
Atmungsstörungen<br />
27
Nächtliche<br />
Atmungsstörungen<br />
28<br />
Begleit- und<br />
Folgeerkrankungen<br />
Überdies besteht eine enge Verknüpfung<br />
zwischen der Schlafapnoe<br />
und Herz-/Kreislauferkrankungen,<br />
Bluthochdruck, pulmonaler<br />
Hypertonie (Erhöhung des<br />
Mitteldrucks der Lungenarterie),<br />
Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen,<br />
die kennzeichnend für<br />
die Erkrankung sind. Die arterielle<br />
Hypertonie erreicht bisweilen<br />
Spitzenwerte bis 300mmHg in den<br />
Atempausen. Bei genauerer Diagnose<br />
von Bluthochdruckpatienten<br />
fällt auf, dass ein Viertel bis<br />
fast die Hälfte der Betroffenen<br />
Schlafapnoiker sind. Deshalb gehört<br />
insbesondere zur Anamnese<br />
bei Patienten mit Bluthochdruck<br />
ungeklärter Ursache und womöglich<br />
unbefriedigendem Ansprechen<br />
auf Medikamente die Abklärung<br />
der Schlafqualität. Nächtliche<br />
Herzrhythmusstörungen auf<br />
Grund des erheblichen Sauerstoffabfalls<br />
in dem Moment, wenn die<br />
Atmung aussetzt, sind für die<br />
Schlafapnoe typisch und bedürfen<br />
der kardiologischen Untersuchung<br />
mittels Langzeit-EKG, um andere<br />
Erkrankungen als Ursache ausschließen<br />
zu können.<br />
Fallen Aktionspausen des Herzens<br />
während des Nachtschlafs auf,<br />
liegt der Verdacht auf eine Schlafapnoe<br />
jedoch nahe. Die Sauerstoffnot<br />
bei der Schlafapnoe hat<br />
aber nicht nur für das Herz, sondern<br />
auch das Gehirn Konsequenzen.<br />
Es gibt eine deutliche Verbindung<br />
zwischen der obstruktiven<br />
Schlafapnoe (und der Hypopnoe,<br />
bei der es nicht zum völligen Anhalten<br />
des Atemflusses, jedoch zu<br />
einer Reduzierung des Atemzug-<br />
Sind die nächtlichen Atmungssörungen nicht erklärbar, kann die<br />
Untersuchung im Schlaflabor Aufschluss geben<br />
volumens kommt) und dem<br />
Schlaganfall. Dies fiel bei der neurologischen<br />
Rehabilitation von<br />
Schlaganfallpatienten auf. Schnarchen<br />
erhöht auch die Infarktgefahr;<br />
insbesondere bei Frauen<br />
kann eine Zunahme der koronaren<br />
Herzerkrankungen (KHK) beobachtet<br />
werden. Nicht zu unterschätzen<br />
ist auch die erhöhte Unfallgefahr<br />
im Straßenverkehr als<br />
Folgeerscheinung unbehandelter<br />
Apnoen. Mehr als dreimal so häu-<br />
fig wie Gesunde fallen Patienten<br />
mit Schlafapnoe am Steuer dem so<br />
genannten Sekundenschlaf zum<br />
Opfer, dessen Gefährlichkeit weithin<br />
unterschätzt wird. Sie verursachen<br />
dreimal so häufig schwere<br />
Verkehrsunfälle. Man geht davon<br />
aus, dass 25% aller schweren Verkehrsunfälle<br />
auf öffentlichen Straßen<br />
auf Einschlafen am Steuer zurückzuführen<br />
sind.<br />
Kinder, die schnarchen, fallen häufig<br />
durch Verhaltensänderungen<br />
wie Hypermobilität, Konzentrationsschwäche<br />
und Tagesmüdigkeit<br />
auf; ebenso leiden sie vermehrt<br />
unter Infekten. Wird es versäumt<br />
diese Kinder rechtzeitig einer adäquaten<br />
Behandlung zuzuführen,<br />
sind erhebliche Probleme bei der<br />
Sozialisation, d.h. der gelungenen<br />
Einbindung in die Gesellschaft,<br />
vorhersehbar.<br />
Der Schlafmediziner berechnet<br />
den Schweregrad der obstruktiven<br />
Schlafapnoe anhand der Atempausen<br />
pro Stunde. Ein Index von 10<br />
ist gleichbedeutend mit 10 Atempausen<br />
pro Stunde. Hier ist die<br />
absolute Grenze für „normale<br />
Atempausen“ erreicht. Bei einem<br />
Index >10 besteht Behandlungsbedarf,<br />
denn Folgeerkrankungen<br />
und möglicherweise Unfälle sind<br />
gravierende Bedrohungen, denen<br />
vorgebeugt werden muss. Neben<br />
dem Indexwert ist auch das subjektive<br />
Empfinden des Patienten<br />
von großer Bedeutung.<br />
Schlafapnoe verkürzt das Leben<br />
der Betroffenen. 50% der nicht behandelten<br />
Patienten mit einem Index<br />
>20 - also mit mehr als 20<br />
Atempausen pro Stunde - versterben<br />
nach neun Jahren, wobei es<br />
sich bei einem Index >20 „lediglich“<br />
um eine mittelgradige Ausprägung<br />
handelt.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
FZI, Karlsruhe
Schlafhygiene - hilfreich für<br />
besseren Schlaf<br />
Wie bei allen mehr oder weniger<br />
stark belastenden Beschwerden<br />
gilt auch beim gestörten Schlaf die<br />
eigene Lebensweise zu überprüfen<br />
und zunächst nicht förderliches<br />
Verhalten - soweit möglich - auszuschalten.<br />
Fleck, der an einer<br />
Dissertation zu den klinischen<br />
Problemen des Schlafes arbeitet,<br />
fordert seine Patienten dazu auf,<br />
eine angemessene Schlafhygiene<br />
zu betreiben, d.h. beste Bedingungen<br />
zu schaffen, um einen soliden<br />
Ablauf des Nachtschlafes zu gewährleisten.<br />
Hierzu zählen:<br />
� ausreichende Schlafdauer,<br />
die für jeden individuell verschieden<br />
sein kann<br />
� möglichst regelmäßige<br />
Schlafzeiten einhalten<br />
� kein Alkohol, Nikotin, Koffein<br />
oder schwere Mahlzeiten vor<br />
dem Zubettgehen zu sich nehmen<br />
� Medikamente, die den<br />
Schlaf negativ beeinflussen eventuell<br />
(in Absprache mit dem verschreibenden<br />
Arzt) zu einem früheren<br />
Tageszeitpunkt einnehmen<br />
bzw. ihre Notwendigkeit überprüfen<br />
� Übergewicht reduzieren ( 3<br />
bis 5 kg Gewichtsverlust können<br />
bereits zu einer Reduktion des<br />
Schnarchens führen)<br />
� so genannte Vorbereitungsrituale:<br />
den Tag langsam ausklingen<br />
lassen, damit sich der Organismus<br />
allmählich auf den Schlaf<br />
einstellen kann. Ein abrupter Abbruch<br />
der Tagesaktivität ist immer<br />
ungünstig. Bei Kindern sind Gute-<br />
Nacht-Geschichten hilfreich<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
� angenehme Schlaf- und<br />
Raumbedingungen schaffen: Umgebungslärm<br />
soweit möglich ausschalten,<br />
für eine angemessene<br />
Raumtemperatur sorgen (nicht zu<br />
warm, nicht zu kalt), Schlafzimmer<br />
sollte seinem Zweck dienen<br />
und nicht als Arbeitsplatz benutzt<br />
und mit vielen elektronischen Geräten<br />
bestückt werden<br />
� günstige Schlafposition finden<br />
(ist individuell verschieden).<br />
Für Schnarcher ist die Seitenlage<br />
günstig, da hierbei die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass der Kopf nach<br />
hinten fällt, sehr gering ist<br />
� in Absprache mit Arbeitgeber<br />
und Kollegen sich für sinnvolle<br />
Wechsel bei Schichtarbeit einsetzen.<br />
Wann sollte man zum<br />
Somnologen?<br />
Sollten alle diese Selbsthilfemaßnahmen<br />
zur Schlafhygiene nicht<br />
den gewünschten Erfolg bringen,<br />
raten die beiden Somnologen zunächst<br />
den Hausarzt aufzusuchen,<br />
um festzustellen, ob tatsächlich<br />
eine behandlungsbedürftige<br />
Schlafstörung vorliegt. Bei manchen<br />
Menschen ist der Biorhythmus<br />
- unsere innere Uhr - so angelegt,<br />
dass sie am liebsten die<br />
Nacht zum Tag machen. Falls der<br />
Biorhythmus mit den Anforderungen<br />
des Alltags (Arbeitszeit, soziales<br />
Leben) in Einklang zu bringen<br />
ist und der Betroffene sich gut<br />
fühlt, liegt hier keine Gesundheitsstörung<br />
vor. Bei belastenden chronischen<br />
Schlafstörungen besteht<br />
hingegen die Gefahr, dass man sie<br />
irgendwann als unabwendbar akzeptiert<br />
und versäumt, das Problem<br />
mit dem Hausarzt zu erörtern.<br />
Bei potenziellen Schlafapnoepatienten<br />
sind es häufig die<br />
Lebenspartner, die die Betroffenen<br />
zum Arztbesuch drängen, nicht<br />
nur, weil sie sich durch Schnarchen<br />
und nächtliche Unruhe des<br />
Schlafgestörten beeinträchtigt fühlen<br />
und besorgt sind, sondern weil<br />
sie oft besser als die Betroffenen<br />
selbst Stimmungsschwankungen,<br />
Leistungsabfall und Veränderungen<br />
in der Persönlichkeit wahrnehmen.<br />
Auch Arbeitgeber und Kollegen<br />
können aufmerksame Beobachter<br />
sein, wenn ansonsten zuverlässige<br />
Mitarbeiter durch Schläfrigkeit<br />
am Arbeitsplatz auffallen.<br />
Die gründliche Befragung als erste<br />
Stufe der Abklärung einer<br />
Schlafstörung kann schon sehr<br />
wertvolle Hinweise liefern. Ergibt<br />
sich der Verdacht auf eine neurologisch-psychiatrischeGesundheitsstörung,<br />
erfolgt i.d.R. eine<br />
Überweisung an einen Facharzt<br />
für Neurologie und Psychiatrie.<br />
Welche Diagnostik im<br />
Schlaflabor?<br />
Gibt es keinen ausreichenden Anhalt<br />
für eine exakte Diagnose bzw.<br />
besteht ein Verdacht auf eine behandlungsbedürftigeSchlafregulationsstörung<br />
wie die Schlafapnoe,<br />
sollte ein Lungenfacharzt und<br />
Schlafmediziner konsultiert werden.<br />
In der pneumologisch-somnologischen<br />
Praxis werden bei der<br />
ausführlichen Anamnese meist<br />
auch die Lebenspartner in die Befragung<br />
einbezogen, um das Bild<br />
des schlafgestörten Patienten weiter<br />
zu entwickeln.<br />
Die stationäre Aufnahme in ein<br />
Schlaflabor ist erst die letzte Instanz<br />
- zunächst erfolgen bei der<br />
vorstationären Untersuchung verschiedene<br />
schmerzlose Tests mittels<br />
spezifischer Geräte. Der Patient<br />
wird sozusagen an ein tragbares<br />
„Mini-Schlaflabor“ angeschlossen,<br />
das ihm zur Aufzeichnung<br />
verschiedener Messungen<br />
mit nach Hause gegeben wird. Die<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Nächtliche<br />
Atmungsstörungen<br />
29
Nächtliche<br />
Atmungsstörungen<br />
30<br />
Daten werden dann i.d.R. nach<br />
Abnahme des Aufzeichnungsgerätes<br />
am Folgetag in der Praxis<br />
ausgewertet.<br />
Das Bild des verkabelten, ständig<br />
überwachten Patienten bei stationärer<br />
Aufnahme in einem Schlaflabor<br />
mag manchen zunächst erschrecken<br />
und viele Patienten können<br />
sich nicht vorstellen, wie man<br />
bei Daueranschluss an verschiedene<br />
Geräte wie Schlaf-EEG etc.<br />
(Polysomnografie) in einer solchen<br />
Laboratmosphäre überhaupt<br />
Schlaf finden kann. Steinmetz und<br />
Fleck können hier aber beruhigen.<br />
Die erste Nacht ist - zumindest in<br />
ihrem Schlaflabor - zur Eingewöhnung<br />
bestimmt. Zwar werden Auswertungen<br />
gemacht, jedoch noch<br />
vorsichtig interpretiert. In der<br />
zweiten Nacht hat man sich bereits<br />
an die ungewohnte Umgebung und<br />
ungewöhnliche Situation angepasst.<br />
Die technischen Geräte sind<br />
so konstruiert, dass die Patienten<br />
trotz Verkabelung die größtmögliche<br />
Bewegungsfreiheit haben.<br />
Die höchste Exaktheit der Messungen<br />
wird erzielt, indem der<br />
Schlafende eine für ihn übliche<br />
Schlafhaltung einnimmt. Zwar<br />
können sich beim Drehen und<br />
durch Bewegungen im Schlaf<br />
Elektroden auch mal lösen, besorgniserregend<br />
ist das aber nicht,<br />
da alle Patienten per Monitor<br />
durch geschulte Fachkräfte unter<br />
Dauerbeobachtung stehen. Der<br />
„Wiederanschluss“ an das Gerät<br />
kann also umgehend erfolgen.<br />
Mehrmaliges Wenden des Körpers<br />
(pro Nacht ca. acht- bis zehnmal)<br />
ist im Übrigen völlig normal und<br />
verkrampft still zu liegen wäre<br />
eher unnatürlich und würde die<br />
Messergebnisse verfälschen. Es<br />
versteht sich von selbst, dass es<br />
nicht möglich ist, den Alltag des<br />
Patienten vollständig zu kopieren,<br />
jedoch soll ein relativ normaler<br />
Tagesablauf während des Aufenthaltes<br />
im Schlaflabor simuliert<br />
werden. Am Tag kann sich der<br />
Patient im Bereich des Schlaflabors<br />
ohne Daueranschluss an<br />
Geräte frei bewegen.<br />
Therapie der manifesten<br />
Schlafapnoe<br />
Theophyllin ist das bisher einzige<br />
in seiner Wirksamkeit belegte Medikament<br />
zur Behandlung des obstruktiven<br />
Schnarchens. Theophyllin<br />
ist dem Koffein verwandt und<br />
aktiviert das Atemzentrum bei<br />
gleichzeitig leichter Erhöhung der<br />
Muskelspannung im Gaumen. Einige<br />
Patienten sprechen jedoch<br />
nicht darauf an; bei ausgeprägter<br />
Schlafapnoe ist es meist nicht<br />
wirksam.<br />
Weitere Therapiemaßnahmen können<br />
Protrusionsschienen sein, womit<br />
versucht wird, den Unterkiefer<br />
nach vorne zu verlagern. Unangenehme<br />
Nebenwirkung für den<br />
Patienten ist dabei ein Fremdkörpergefühl.<br />
Einen ähnlichen Effekt<br />
versucht man über Elektrostimulation<br />
zwecks Verlagerung des<br />
Zungengrundes nach vorne zu erzielen.<br />
Diese Behandlung findet<br />
zwar hohe Akzeptanz bei den Patienten,<br />
funktioniert jedoch in<br />
manchen Fällen nicht. Operative<br />
Eingriffe im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich<br />
(z. B. Entfernung des weichen<br />
Gaumens) sollten sehr sorgfältig<br />
abgewogen werden, da beim<br />
obstruktiven Schnarchen mit Apnoe<br />
häufig nur das Schnarchen,<br />
nicht jedoch die Apnoe durch eine<br />
Operation positiv beeinflusst werden<br />
kann.<br />
Die Beseitigung oder Linderung<br />
des Schnarchens darf nicht fälschlicherweise<br />
mit der Beseitigung<br />
der Erkrankung gleichgesetzt werden.<br />
Auch hier zeigt sich wieder<br />
die Notwendigkeit einer interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit des<br />
HNO-Arztes mit der Schlafmedizin.<br />
Das Mittel der Wahl zur Behandlung<br />
des obstruktiven Schlafapnoesyndroms<br />
ist daher bei gegenwärtigem<br />
Kenntnisstand die<br />
Kompressortherapie. Dazu bedarf<br />
es eines Gerätes zur nasalen Überdruckbeatmung.<br />
Hierbei wird dem<br />
Patienten während des Schlafes<br />
über eine Nasenmaske ein kontinuierlicher<br />
Luftstrom aus einem<br />
Druckgenerator mit Elektroantrieb<br />
zugeführt. Dadurch wird im Nasen-/Rachenraum<br />
ein kontinuierlicher<br />
Überdruck erzeugt. Man<br />
spricht auch von „pneumatischer<br />
Schienung der Atemwege“. Der<br />
Zungengrund kann jetzt nicht<br />
mehr vor den Luftröhreneingang<br />
zurücksinken.<br />
CPAP und nCPAP als<br />
Therapie der Wahl<br />
Die Behandlung mit dem Gerät<br />
wird als CPAP (continuous positive<br />
airway pressure) oder auch<br />
nCPAP (nasal continuous positive<br />
airway pressure)-Therapie bezeichnet.<br />
Eine Besonderheit stellt<br />
die BiPAP (bilevel positive airway<br />
pressure)-Kompressortherapie dar.<br />
Mit diesem Gerät können der inspiratorische<br />
(beim Einatmen) und<br />
der exspiratorische (beim Ausatmen)<br />
Atemwegsdruck getrennt geregelt<br />
werden. Da eine Besserung<br />
des Nachtschlafes durch die Kompressortherapie<br />
meist schon nach<br />
kurzer Zeit erreicht werden kann<br />
und sich die Behandelten allgemein<br />
deutlich besser fühlen, ist die<br />
Akzeptanz bei den Patienten außerordentlich<br />
hoch.<br />
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom<br />
ist jedoch nur eine mögliche<br />
Ursache für gestörten Schlaf. Weiter<br />
verbreitet ist die Insomnie, die<br />
Unfähigkeit Schlaf zu finden und<br />
zu behalten. Durch häufigen Ge-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
auch von Schlafmitteln wird die<br />
Schlafarchitektur zunehmend zerstört.<br />
Eine langfristige Anwendung<br />
ist daher nicht vertretbar und<br />
wird heute i. d. R. auf Grund verbesserter<br />
diagnostischer Möglichkeiten<br />
zur Abklärung der Ursache<br />
für die Schlaflosigkeit auch glücklicherweise<br />
in geringerem Maße<br />
und nur kurzfristig praktiziert.<br />
Trotz modernster Technik zur<br />
Schlafüberwachung ist der Schleier<br />
des Mysteriums, der über dem<br />
Schlaf liegt, immer noch nicht gelüftet.<br />
Die Vorstellungen über den<br />
Schlaf haben sich im Laufe der<br />
Geschichte deutlich gewandelt.<br />
Noch vor einhundert Jahren herrschte<br />
die Vorstellung: Im Schlaf<br />
gehen nachts die Lichter im Gehirn<br />
aus. „Heute weiß man, dass<br />
der Schlaf ein völlig eigener Daseinszustand<br />
mit einem hochkomplizierten<br />
Ablauf ist, den man<br />
noch längst nicht in allen Teilen<br />
verstanden hat“ sagt Steinmetz,<br />
der inzwischen auch an der Technischen<br />
Universität Darmstadt<br />
über die Physiologie des Schlafes<br />
referiert. (BG)<br />
Quelle: Veranstaltung der Barmer Ersatzkasse<br />
Darmstadt<br />
Neue Textilien:<br />
„Arzneimittel<br />
zum Anziehen“<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
�<br />
Durch ein neuartiges Beschichtungsverfahren<br />
sollen medizinisch<br />
und kosmetisch wirksame Substanzen<br />
in Textilien eingebracht<br />
werden und durch kontinuierliche<br />
Abgabe an die Haut heilen. Für<br />
Millionen Neurodermitiker, Berufsallergiker<br />
und Patienten mit<br />
Haut- und anderen Erkrankungen<br />
würde dies eine erhebliche Erleichterung<br />
ihrer Therapie bedeuten.<br />
Ziel des Forschungsteams um Professor<br />
Dr. Peter Elsner, Direktor<br />
der Klinik für Dermatologie und<br />
dermatologische Allergologie an<br />
der Universität Jena ist es, durch<br />
Tragen der entsprechend bearbeiteten<br />
Textilien eine der Cremebehandlung<br />
gleichwertige Wirkung<br />
zu erreichen. Das wäre dann<br />
sozusagen eine „Creme zum Anziehen“,<br />
so der Mediziner. Anstelle<br />
des sonst üblichen Eincremens<br />
bei Neurodermitis könnten Textilien<br />
wie Unterwäsche verordnet<br />
werden, die auf Grund der Spezialbeschichtung<br />
für eine regelmäßige,<br />
allmähliche Abgabe des Wirkstoffs<br />
an die Haut sorgen. Es kann<br />
sich dabei um pharmazeutische<br />
Substanzen mit beispielsweise<br />
antientzündlicher Wirkung wie<br />
Kortison ebenso handeln wie um<br />
kosmetische Wirkstoffe als Feuchtigkeitsspender.<br />
Ein großer Vorteil<br />
dieser neuartigen Behandlung ist<br />
sicherlich, dass das ständige - besonders<br />
Kindern oft sehr lästige -<br />
Eincremen entfallen würde; darüber<br />
hinaus wäre ein exakteres<br />
Dosieren möglich und es wird davon<br />
ausgegangen, dass die Dosis<br />
verringert werden könnte.<br />
Die Abgabe vom Textilmaterial an<br />
die Haut geschieht durch so genannte<br />
Cyclodextrine. Das sind<br />
Moleküle, die man sich als „Käfige“<br />
vorstellen muss. Diese „Käfige“<br />
werden mit Wirksubstanzen<br />
beladen, die sie zunächst festhalten,<br />
und erst bei Kontakt mit der<br />
Haut und der Körperwärme des<br />
Trägers nach und nach freigeben.<br />
Diese so genannten „Intelligenten<br />
Textilien“ werden in Zusammenarbeit<br />
mit der internationalen<br />
Forschungseinrichtung Hohensteiner<br />
Institute in Bönnigheim,<br />
Baden-Württemberg und dem<br />
Deutschen Textilforschungszentrum<br />
Nord-West in Krefeld entwickelt.<br />
Zu diesem Zweck wurde<br />
extra ein Kompetenzzentrum<br />
„Textil und Haut“ an der Universität<br />
Jena gegründet. An dem Projekt<br />
sind Textilingenieure und Dermatologen<br />
beteiligt. Während des<br />
1. gemeinsamen internationalen<br />
Kongresses European Conferences<br />
on Textiles and Skin, der 2003<br />
in Apolda, Thüringen, stattfand,<br />
wurde das innovative Projekt jetzt<br />
von namhaften Wissenschaftlern<br />
diskutiert. Nach Aussage der Experten<br />
ist es möglich, jedes Textilmaterial<br />
so zu beschichten. Bevor<br />
allerdings das fertige Produkt im<br />
Markt eingeführt werden kann,<br />
sind noch ca. drei bis fünf Jahre<br />
der intensiven Forschung notwendig.<br />
(BG)<br />
Impressum<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Veramed Verlag für<br />
Prävention und Rehabilitation<br />
Verena B. Nau<br />
Am Alten Berg 13<br />
64342 Seeheim-Jugenheim<br />
Telefon 0 61 51/2 78 95 60<br />
Chefredaktion: Verena B. Nau<br />
Redaktion: Brigitte Niepoth,<br />
Marcia D. Popaja<br />
An dieser Ausgabe haben<br />
ferner mit gearbeitet:<br />
Bettina A. Geßlein<br />
�<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Allergische<br />
Hauterkrankungen<br />
31
<strong>Allergie</strong>test<br />
32<br />
Oftmals werden allergische<br />
Symptome vorschnell interpretiert<br />
und in Zusammenhang mit<br />
bekannten Allergenen (<strong>Allergie</strong>auslöser)<br />
gebracht, die letztlich<br />
jedoch nicht die Ursache sind.<br />
Sicherheit gibt nur eine Abklärung<br />
durch den erfahrenen Allergologen,<br />
der über vielfältige<br />
Diagnosemöglichkeiten verfügt.<br />
Anamnese und <strong>Allergie</strong>test<br />
helfen ihm dabei, zu prüfen, ob<br />
es sich „nur“ um eine Unverträglichkeit<br />
handelt.<br />
Manchmal ist ein Hilfsstoff<br />
Schuld<br />
Vielfach berichten Patienten von<br />
einer <strong>Allergie</strong> gegen bestimmte<br />
Arzneimittel wie beispielsweise<br />
Penicillin, wenn im Zusammenhang<br />
mit der Medikamenteneinnahme<br />
zu einem früheren Zeitpunkt<br />
Beschwerden auftraten, die<br />
eine allergische Reaktion vermuten<br />
ließen. Patienten entwickeln<br />
dann verständlicherweise Angst<br />
vor dem Wirkstoff und Abwehr<br />
gegen eine erneute Behandlung<br />
damit.<br />
Ärzte sollten diese Aussagen jedoch<br />
allergologisch abklären lassen,<br />
bevor sie tatsächlich die eigentlich<br />
erforderliche Behandlung<br />
ausschließen, denn vielfach wurden<br />
Betroffene vorschnell als allergisch<br />
gegen einen bestimmten<br />
Arzneistoff wie Penicillin abgestempelt.<br />
Eine Festlegung, die sie<br />
fortan unüberprüft begleitet. Mög-<br />
Wirklich<br />
allergisch?<br />
licherweise handelte es sich auch<br />
um eine allergische oder Unverträglichkeitsreaktion<br />
auf einen der<br />
Hilfsstoffe in dem Präparat, die in<br />
einem anderen Medikament mit<br />
dem vermeintlich <strong>Allergie</strong> auslösenden<br />
Wirkstoff, jedoch anderer<br />
Galenik, nicht vorkommen und<br />
welches daher problemlos vertragen<br />
werden würde. Wer jedoch<br />
nachweislich unter einer Medikamentenallergie<br />
leidet, sollte unbedingt<br />
ständig einen <strong>Allergie</strong>pass<br />
mit dem entsprechenden Eintrag<br />
durch den behandelnden Facharzt<br />
mit sich führen.<br />
Milchallergie oder<br />
Milchzuckerunverträglichkeit?<br />
Ähnliches gilt für Nahrungsmittel.<br />
Personen mit gastro-intestinalen<br />
Beschwerden nach der Nahrungsaufnahme<br />
meiden häufig angster-<br />
füllt bestimmte Nahrungsmittel,<br />
von denen sie glauben und behaupten,<br />
sie reagierten allergisch<br />
darauf. Mit diesem Verhalten riskieren<br />
sie unter Umständen langfristig<br />
erhebliche Nährstoffmängel.<br />
Vielfach handelt es sich jedoch<br />
gar nicht um eine „echte“<br />
<strong>Allergie</strong> sondern um eine Unverträglichkeitsreaktion<br />
wie bei der<br />
Laktose-Intoleranz, der Unverträglichkeit<br />
des in der Milch von<br />
Säugetieren enthaltenen Milchzuckers.<br />
Von diesem Mangel an<br />
dem Enzym Laktase sind in Europa<br />
etwa 5 bis 15% der Menschen<br />
betroffen. Nur eine entsprechende<br />
<strong>Allergie</strong>diagnostik kann zunächst<br />
klären, ob es sich um eine<br />
Kuhmilchallergie etc. handelt, die<br />
allergologisch zu behandeln ist,<br />
oder eine Unverträglichkeit, die in<br />
die Hände des Gastroenterologen<br />
oder Internisten gehört.<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
ALK Scherax
Gesicherte<br />
<strong>Allergie</strong>diagnostik<br />
Eine gesicherte Diagnose ist nur<br />
durch eine umfangreiche <strong>Allergie</strong>diagnostik<br />
beim Facharzt zu erzielen,<br />
der trotz vielfältiger Testungsmöglichkeiten<br />
sehr erfahren in der<br />
Interpretation der Ergebnisse sein<br />
muss. Norbert Mülleneisen vom<br />
Ärzteverband Deutscher Allergologen<br />
(ÄDA) berichtet von dem<br />
„detektivischen Spürsinn“, der<br />
häufig notwendig ist, um die wahre<br />
Ursache für die allergischen<br />
Symptome aufzudecken. Nach<br />
Aussage des Allergologen sollte<br />
eine umfassende allergologische<br />
Diagnostik Anamnese, Hauttests,<br />
Bestimmung von spezifischem<br />
IgE und Provokationstests einschließen.<br />
Quelle: u.a. ÄDA-/DGAI-Pressenotizen<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
�<br />
Studie entdeckt<br />
Mangelversorgung<br />
von Allergikern<br />
Eine Studie an über 6000 Patienten<br />
zur Versorgung allergiekranker<br />
Menschen in Deutschland belegt,<br />
dass Betroffene vielfach zu spät<br />
oder gar nicht die erforderliche<br />
fachärztliche Betreuung erhalten.<br />
Patienten mit allergischer Reaktion<br />
auf Inhalationsallergene werden<br />
zu lange symptomatisch behandelt,<br />
bis sie endlich - oft auf<br />
Eigeninitiative - einer adäquaten<br />
kausalen Therapie zugeführt werden.<br />
An der Studie zur Versorgung<br />
allergiekranker Menschen (VAM),<br />
die vom Institut für Gesundheitsund<br />
Sozialforschung (IGES)<br />
durchgeführt wurde, waren 6791<br />
Patienten beteiligt. Es handelte<br />
sich um Allergiker mit mäßiggradiger<br />
bis schwerer <strong>Allergie</strong> auf die<br />
üblichen Inhalationsallergene wie<br />
Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze<br />
und Tierhaare. Etwa ein<br />
Drittel der Teilnehmer hatte vor<br />
Aufnahme in die Studie und Beginn<br />
einer spezifischen Immuntherapie<br />
(SIT) wegen der Beschwerden<br />
bereits einen oder mehrere<br />
andere Ärzte konsultiert, die<br />
eine symptomatische Therapie<br />
eingeleitet hatten. Diese wurde bei<br />
der Studienbefragung jedoch von<br />
74% der Patienten als unwirksam<br />
oder wenig wirksam beurteilt, sodass<br />
ein Großteil der Betroffenen<br />
auf eigene Initiative den Arzt<br />
wechselte. Lediglich ein Drittel<br />
wurde nach erfolgloser oder unzureichender<br />
Therapie auf Initiative<br />
des erst behandelnden Arztes weiter<br />
an einen Fachkollegen überwiesen.<br />
Manche hatten bereits eine<br />
zehnjährige kaum erfolgreiche<br />
Therapie hinter sich.<br />
Beim Allergologen wurde zunächst<br />
von den umfangreichen<br />
Diagnosemöglichkeiten in einer<br />
allergologischen Facharztpraxis<br />
Gebrauch gemacht, bevor die Behandlung<br />
der VAM-Patienten mit<br />
der SIT begann. Die bisher einzige<br />
verfügbare Kausaltherapie der<br />
allergischen Atemwegserkrankung<br />
wurde mit standardisierten<br />
Allergenpräparaten durchgeführt.<br />
Noch vor Abschluss der Behandlung<br />
konnte bei 76% der Teilnehmer<br />
eine deutliche Besserung der<br />
<strong>Allergie</strong>symptome verzeichnet<br />
werden, und damit ein Gewinn an<br />
Lebensqualität. Nach ihrer persönlichen<br />
Bewertung befragt, gaben<br />
über 80% ihrem Bedauern Ausdruck,<br />
nicht früher mit der SIT begonnen<br />
zu haben. 60% beklagten<br />
ein Informationsdefizit in Bezug<br />
auf die SIT als alternative Behandlungsmöglichkeit.<br />
Die Ergebnisse bestätigen mit großer<br />
Deutlichkeit die bestehende<br />
Fehl- oder Unterversorgung von<br />
<strong>Allergie</strong>kranken in Deutschland.<br />
Ein gravierender Fehler ist, dass<br />
der Schwerpunkt vielfach auf eine<br />
symptomatische Behandlung gelegt<br />
wird, die dann jahrelang ohne<br />
nennenswerte Besserung der Beschwerden<br />
verfolgt wird. Hierdurch<br />
wird kostbare Zeit verschenkt,<br />
denn im Laufe dieser<br />
„Patientenkarriere“ kann es bei<br />
den Betroffenen zum gefürchteten<br />
„Etagenwechsel“ - einer Verstärkung<br />
der <strong>Allergie</strong> bis zur Entwicklung<br />
eines Asthma bronchiale -<br />
kommen. Auf diese unbefriedigende<br />
Behandlungssituation hat bereits<br />
vor drei Jahren der Sachverständigenrat<br />
für die Konzertierte<br />
Aktion im Gesundheitswesen in<br />
seinem Gutachten hingewiesen.<br />
Gleichzeitig wird die SIT von<br />
Fachgesellschaften als wirksame<br />
Kausaltherapie empfohlen.<br />
Eine weitere Erkenntnis aus der<br />
VAM-Studie ist, dass die Wahrscheinlichkeit<br />
einer adäquaten<br />
Therapie mit dem Informationsstand<br />
des Patienten zusammen<br />
hängt. Je mehr Informationen dem<br />
Patienten über sein Krankheitsbild<br />
zur Verfügung stehen, umso eher<br />
ergreift er selbst die Initiative und<br />
beendet unwirksame oder wenig<br />
erfolgversprechende Therapien,<br />
um an deren Statt nach angemessenen<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
aktiv zu suchen. Dies kann und<br />
darf aber nicht gängige Praxis<br />
werden. Daher ist eine wesentliche<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit<br />
zwischen Hausarzt und allergologisch<br />
tätigem Facharzt dringend<br />
notwendig.<br />
Quelle: Pressegespräch „Versorgung<br />
allergiekranker Menschen...“, Berlin,<br />
08.10.03<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Allergologie<br />
33
Allergologie<br />
34<br />
Ü b e r r a s c h e n d e E r g e b n i s s e e i n e r K i n d e r s t u d i e<br />
Babypflege mit Erdnussöl<br />
allergieauslösend?<br />
Die Erdnuss gilt als Nahrungsmittel<br />
mit hohem <strong>Allergie</strong>potenzial.<br />
Nach dem Genuss von Erdnüssen<br />
werden zuweilen heftige<br />
allergische Reaktionen bis<br />
hin zu einem anaphylaktischen<br />
Schock beobachtet. Ungeklärt<br />
ist bisher, wie es zu der Entwicklung<br />
einer Erdnussallergie<br />
kommt. Eine britische Studie<br />
mit Kindern ging dieser Frage<br />
nach und könnte möglicherweise<br />
wichtige Hinweise zur Beantwortung<br />
liefern.<br />
Von den untersuchten Kindern litten<br />
49 an einer Erdnussallergie.<br />
Auffallend war, dass 84% dieser<br />
Kinder als Babys eine Pflegecreme<br />
bekommen hatten, die<br />
Erdnussöl enthielt. Keines der betroffenen<br />
Kinder hatte Erdnüsse in<br />
besonders großen Mengen verzehrt,<br />
was als Auslöser für die <strong>Allergie</strong><br />
in Frage gekommen wäre.<br />
Die Studie konnte als weitere Risikofaktoren<br />
eine familiäre Veranlagung<br />
zur Atopie und die Ernährung<br />
mit Sojamilch feststellen.<br />
Soja und Erdnuss gehören zu derselben<br />
Pflanzenfamilie. Auch<br />
wenn noch nicht exakt geklärt ist,<br />
wie die Entwicklung von <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
bei Kindern verhindert werden<br />
kann, empfiehlt der Ärzteverband<br />
Deutscher Allergologen (ÄDA)<br />
Säuglinge möglichst lange (mindestens<br />
sechs Monate) zu stillen<br />
und nicht zu früh mit der Einführung<br />
von Nahrungsmitteln zu beginnen,<br />
für die ein hohes <strong>Allergie</strong>potenzial<br />
bekannt ist. Zu diesen<br />
zählen u.a. Erdnüsse, Hühnerei<br />
und Sellerie. Etwa vier Prozent der<br />
Kinder sind von Nahrungsmittelallergien<br />
betroffen. Hauptauslöser<br />
sind neben Erdnuss Kuhmilch,<br />
Hühnereiweiß, Soja und Weizen.<br />
Während sich bei etwa drei Viertel<br />
der Betroffenen die <strong>Allergie</strong> in<br />
den ersten Lebensjahren wieder<br />
verliert, leiden dieselben Kinder<br />
jedoch häufig später an Neurodermitis,<br />
Heuschnupfen oder Asthma.<br />
Bei Erwachsenen sind Nahrungsmittelallergien<br />
mit 2% eher selten.<br />
Zunehmende Bedeutung gewinnen<br />
jedoch die Kreuzallergene im<br />
Zusammenhang mit einer Pollenallergie.<br />
Sellerie, Nüsse oder<br />
Früchte aus der Familie der Rosengewächse<br />
sind hier zu nennen.<br />
Aktuelle Therapiesituation<br />
Personen mit nachgewiesener<br />
Nahrungsmittelallergie und bekannten<br />
heftigen allergischen Reaktionen<br />
auf Erdnuss, Sellerie o.a.<br />
sollten laut Empfehlung von<br />
ÄDA-Präsident Professor Dr. Tho-<br />
mas Fuchs Notfallmedikamente<br />
zur Selbstbehandlung verordnet<br />
bekommen, die die Betroffenen<br />
ständig mit sich führen müssen.<br />
Die bei anderen allergischen Erkrankungen<br />
bereits erfolgreich<br />
eingesetzte spezifische Immuntherapie<br />
(früher Hyposensibilisierung)<br />
steht Nahrungsmittelallergikern<br />
als Behandlungsoption<br />
noch nicht zur Verfügung. Zurzeit<br />
arbeiten jedoch Experten an der<br />
Entwicklung rekombinanter Erdnussallergene.<br />
Ziel ist es schließlich zu prüfen,<br />
ob diese Allergene für eine spezifische<br />
Immuntherapie (SIT) geeignet<br />
sind. Bekannt ist, dass es bei<br />
einer SIT zur Behandlung der allergischen<br />
Rhinitis gleichzeitig zu<br />
einer Besserung allergischer Symptome<br />
auf Nahrungsmittel kommen<br />
kann, wenn es sich um Pollen<br />
assozierte Kreuzallergien auf<br />
hierfür bekannte Nahrungsmittel<br />
wie Äpfel und Birnen oder Gewürze<br />
handelt.<br />
Karenz schwierig<br />
Häufig ist eine absolute Karenz<br />
nicht durchführbar, auch wenn der<br />
Patient ausreichend über seine <strong>Allergie</strong><br />
informiert ist und sich entsprechend<br />
vorsichtig verhält. Dies<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
liegt daran, dass sich selbst kleinste<br />
Spuren des Allergens in Nahrungsmitteln<br />
verbergen können,<br />
wo sie für den Verbraucher nicht<br />
erkennbar sind. Dies trifft z. B. bei<br />
Schokoladen zu, auf denen bei<br />
deutschen Marken bereits häufig<br />
der Hinweis zu lesen ist, dass Spuren<br />
von (Erd)nüssen, Milchanteile<br />
etc. enthalten sein können, da die<br />
Maschinen zur Herstellung auch<br />
für Schokoladen mit eben diesen<br />
Zutaten verwendet werden. ÄDA<br />
und DGAI (Deutsche Gesellschaft<br />
für Allergologie und klinische Immunologie)<br />
fordern daher auf EU-<br />
Ebene eine genauere Kennzeichnung<br />
von Allergenen in Nahrungsmitteln.<br />
Wie Professor Dr. Stefan Vieths,<br />
Paul-Ehrlich-Institut, Langen erklärt,<br />
wird für die EU mit einer<br />
Änderung der Deklarationsrichtlinie<br />
für 2004 gerechnet. „Nach<br />
einer Übergangsfrist muss diese<br />
dann in den Mitgliedsstaaten in<br />
nationales Recht umgesetzt werden“,<br />
so Vieths. Die Schweiz ist<br />
schon mit gutem Beispiel vorangegangen.<br />
Sie ist nach Aussage<br />
von Vieths das einzige europäische<br />
Land, in dem bereits eine Änderung<br />
der Deklarationsbestimmungen<br />
durchgeführt wurde. Die Änderung<br />
der EU-Deklarationsrichtlinie<br />
gilt für Zutaten, nicht jedoch<br />
für ungewollte minimale Kontaminationen.<br />
Quelle: Presseinformation ÄDA / DGAI<br />
�<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
F r ü h e r e E m p f e h l u n g u n g ü l t i g<br />
Federbetten für<br />
Allergiker<br />
unbedenklich?<br />
Dresden. Entgegen früheren<br />
Auffassungen, die nachhaltig<br />
das Karenzverhalten von Betroffenen<br />
beeinflussen, geht<br />
von Daunen und Federn gefüllten<br />
Bettwaren keinerlei Gefahr<br />
für Patienten mit allergischen<br />
Atemwegserkrankungen aus.<br />
Früher wurde Hausstaubmilbenallergikern<br />
meist dazu geraten,<br />
derartige Kissen und Zudecken<br />
umgehend aus dem<br />
Bett und möglicherweise gesamten<br />
Haushalt zu eliminieren,<br />
da sie als Standort und Nahrungsquelle<br />
für Hausstaubmilben<br />
galten. Auch wurde dem in<br />
Daunen und Federn enthaltenen<br />
Keratin ein hohes Allergenpotenzial<br />
zugeschrieben.<br />
Beide weithin akzeptierte Annahmen<br />
konnten inzwischen in Studien<br />
widerlegt werden, die eindeutig<br />
ergaben, dass Daunen und Federbetten<br />
ganz im Gegenteil ein<br />
ungünstiger Ort zur Milbenvermehrung<br />
sind, da diese spinnenartigen<br />
Tiere ein feuchtes Milieu<br />
bevorzugen, die für Milben ideale<br />
Luftfeuchte von 60 - 75% in Daunendecken<br />
jedoch unter diesem<br />
Niveau liegt. Die Wärme- und Klimaverhältnisse<br />
der Daunendecken<br />
mit einem schnellen Wärmeaufbau<br />
während des Schlafes und raschem<br />
Feuchtigkeitsabbau bei<br />
Lüftung sind für die Vermehrung<br />
also keine günstigen Bedingungen,<br />
sodass sie als Besiedlungsort<br />
für die Milbe uninteressant sind.<br />
Auch konnte die angenommene<br />
allergene Potenz des Bettfedernantigens<br />
Keratin nicht bestätigt<br />
werden; sie ist entgegen den bisherigen<br />
Vermutungen als äußerst<br />
gering einzustufen, sodass Allergiker<br />
nun nicht mehr auf die Vorzüge<br />
einer natürlichen Kissenfüllung<br />
verzichten müssen. Tatsächlich<br />
konnte bei Vergleichsstudien<br />
zwischen Federn gefüllten und<br />
synthetischen Bettwaren teilweise<br />
eine höhere Konzentration von<br />
Hausstaubmilben in synthetischen<br />
Materialien festgestellt werden.<br />
Man geht davon aus, dass hierfür<br />
die geringere Milbendichtigkeit<br />
der Bezüge verantwortlich ist.<br />
In einer umfangreichen Studie, für<br />
die Hunderte von Wohnungen in<br />
Deutschland und Österreich untersucht<br />
wurden, gelang es Professor<br />
Dr. Dr. Hans W. Jürgens von der<br />
Forschungsgruppe Industrieanthropologie<br />
an der Neuen Universität<br />
Kiel, zu belegen, dass Federnund<br />
Daunendecken weder als<br />
Standort noch als Nahrungsquelle<br />
für Hausstaubmilben gelten können.<br />
Das dichte Hüllengewebe von<br />
Federn und Daunen gefüllten Bettwaren<br />
wie Kopfkissen und Bettdecken<br />
ist für die Milbe praktisch<br />
undurchdringlich, sodass es laut<br />
Jürgens weder wissenschaftliche<br />
noch praktische Gründe gibt, einem<br />
Hausstaubmilbenallergiker<br />
von der Benutzung von Federn-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Allergologie<br />
35
Allergologie<br />
36<br />
und Daunendecken abzuraten. Die<br />
Ergebnisse der Untersuchung haben<br />
inzwischen auch in der PAS<br />
1008 (Publicly Available Specification)<br />
des Deutschen Instituts für<br />
Normung, Berlin, Berücksichtigung<br />
gefunden.<br />
Bettfedern spielen bei der Entstehung<br />
von <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Asthma<br />
praktisch keine Rolle. Dennoch ist<br />
die Hausstaubmilbe bzw. deren<br />
Ausscheidungen, der als Allergen<br />
DerP1 bezeichnete Milbenkot mit<br />
Abstand das wichtigste Innenraumallergen<br />
im zentralen Mitteleuropa.<br />
Man geht davon aus, dass<br />
sie auf Grund ihrer Verbreitung<br />
und ihrer immunologischen Wirkart<br />
den höchsten Stellenwert für<br />
allergische Atemwegserkrankungen<br />
hat. Nachgewiesenermaßen<br />
sind das Bett und hier fast ausschließlich<br />
die Matratze gefolgt<br />
vom Fußbodenbelag in Schlafräumen<br />
die Hauptstandorte der Hausstaubmilbe<br />
im Wohnbereich. Ihre<br />
wichtigste Nahrungsquelle sind<br />
Hautschuppen des Menschen.<br />
Allergenkarenz steht im Therapieplan<br />
an erster Stelle und hat ihren<br />
Platz noch vor Pharmakotherapie,<br />
Hyposensibilisierung und Patientenschulung.<br />
So gehört zur Schlafraumsanierung<br />
insbesondere das<br />
Auswechseln älterer Matratzen sowie<br />
die Umhüllung der Matratze<br />
mit den speziell beschichteten,<br />
milbendichten Encasings. Für<br />
Bettdecke und Kissen sind solche<br />
Schutzhüllen nicht erforderlich,<br />
vorausgesetzt es handelt sich um<br />
Federn und Daunen dichte Bettwaren.<br />
Weitere Karenzmaßnahmen,<br />
die nach wie vor empfohlen<br />
werden, sind häufiger Luftaustausch<br />
zur Vermeidung einer zu<br />
hohen Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen<br />
und insbesondere Schlafzimmern,<br />
wischbare Fußbodenbeläge,<br />
intensives Lüften, regelmä-<br />
ßiges Waschen und Reinigen des<br />
Bettzeugs, sowie frühzeitiges Auswechseln<br />
älterer Bettwaren. Auf<br />
Tagesdecken sollte verzichtet werden,<br />
da sie eine Sperrschicht bilden.<br />
Hausstaubmilbenallergiker<br />
sollten beim Kauf von Bettwaren<br />
auf das NOMITE-Zeichen achten.<br />
Dieses weist auf die Unbedenklichkeit<br />
eines Produktes für Hausstaubmilbenallergiker<br />
hin und<br />
wird als Kennzeichnung von den<br />
Unternehmen verwendet, die Mitglied<br />
im Verband der Deutschen<br />
Daunen- und Federnindustrie<br />
(VDFI) sind. (BG)<br />
Montelukast:<br />
Alternative oder<br />
Additivtherapie<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
�<br />
Dresden. Mit einer Prävalenz von<br />
20-30% weltweit stellt die allergische<br />
Rhinitis ein erhebliches gesundheitliches<br />
Problem dar. Darüber<br />
hinaus leiden betroffene Patienten<br />
häufig zusätzlich an Asthma.<br />
Die Kobormiditätsrate ist<br />
hoch - so sind etwa 80% der Asthmatiker<br />
gleichzeitig Rhinitispatienten<br />
und ca. 30% der Rhinitiker<br />
zeigen Asthmasymptome. Darauf<br />
wies Professor Dr. Ludger Klimek,<br />
Wiesbaden, auf einer Tagung in<br />
Dresden hin.<br />
Die allergische Entzündung in den<br />
oberen und unteren Atemwegen ist<br />
durch ähnliche Abläufe gekennzeichnet,<br />
bei denen die gleichen<br />
Entzündungszellen (z.B. eosinophile<br />
Granulozyten) bedeutsam<br />
sind. Hauptverantwortlich für große<br />
Ansammlungen von Eosinophilen<br />
im Gewebe sind Leukotriene<br />
und das Interleukin-5, erklärte Dr.<br />
Uta Rabe, Johanniter-Krankenhaus<br />
im Fläming, Treuenbrietzen.<br />
In der Behandlung von Asthma-<br />
kranken werden Leukotrien-Antagonisten<br />
(Montelukast) neben<br />
inhalativen Glukokortikoiden inzwischen<br />
erfolgreich eingesetzt,<br />
wobei sie nicht nur beim allergischen<br />
(extrinsischen) sondern<br />
auch beim intrinsischen Asthma<br />
wie beispielsweise dem Analgetikaasthma<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Auch beim Analgetikaasthma, das<br />
bisher lediglich mit Kortisontabletten<br />
behandelt wurde, kann<br />
Montelukast nach Aussage Rabes<br />
zusätzlich zur Entzündungshemmung<br />
eingesetzt werden, was<br />
eine erhebliche Reduzierung der<br />
Steoriddosis zur Folge hat. Die<br />
Vorstellung des „one airway - one<br />
disease“ zur Bezeichnung der Ko-<br />
Existenz von Asthma und Rhinitis<br />
gab Anlass zu der Hoffnung,<br />
dass auch Rhinitispatienten von<br />
der Behandlung mit Montelukast<br />
profitieren würden. Tatsächlich<br />
zeigte sich in klinischen Studien<br />
ein Nutzen ebenso in der Behandlung<br />
von Rhinitis, Sinusitis und<br />
Polyposis nasi. Ähnliches gilt für<br />
die Wirksamkeit beim atopischen<br />
Ekzem und verschiedenen Formen<br />
der Urtikaria, die mehrfach in kontrollierten<br />
Studien nachgewiesen<br />
wurde, wie Professor Dr. Torsten<br />
Zuberbier, Charité Berlin, erwähnte.<br />
Eine Vergleichsstudie zur chronischen<br />
Urtikaria bescheinigte bei<br />
Gabe von 10 mg Montelukast gegenüber<br />
10 mg Ceterizin Montelukast<br />
eine geringere Nebenwirkungsrate<br />
bei gleicher Wirksamkeit.<br />
In der Neurodermitisbehandlung<br />
findet Montelukast auch als<br />
additiveTherapie Anwendung.<br />
Somit ist der Wirkstoff eine reale<br />
Alternative zur klassischen Therapie<br />
allergischer und nicht-allergischer<br />
Entzündungen bzw. ergänzt<br />
diese sinnvoll, wo eine Dosisreduktion<br />
der herkömmlichen<br />
Therapie angestrebt wird. �
Höchst gelegene deutsche Kinderklinik Europas in Davos:<br />
<strong>Allergie</strong>klinik Davos -<br />
Zentrum für Kinder und Jugendliche<br />
an der Hochgebirgsklinik<br />
Asthma und <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> haben<br />
sich zu Volkskrankheiten entwickelt<br />
- vor allem Kinder und<br />
Jugendliche sind betroffen. Inzwischen<br />
leidet eines von zehn<br />
Kindern in Deutschland unter<br />
Asthma. <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> der oberen<br />
Atemwege und der Haut werden<br />
altersabhängig in 10-15% beobachtet.<br />
Die neu gegründete <strong>Allergie</strong>klinik<br />
Davos - Zentrum für Kinder und<br />
Jugendliche - bietet optimale Voraussetzungen<br />
für eine langfristig<br />
günstige Beeinflussung erwähnter<br />
Symptome mit dem Ziel anhaltender<br />
Beschwerdefreiheit - bei Kindern<br />
und Jugendlichen erweist<br />
sich oft eine dauerhafte Ausheilung<br />
als möglich. Wesentlicher<br />
Aspekt ist die einzigartige Höhenlage<br />
der Klinik in 1.600 m mit einer<br />
nahezu vollständigen Allergen-,<br />
Keim- und Schadstoffarmut<br />
- in Deutschland existiert keine<br />
Fachklinik unter vergleichbar günstigen<br />
klimatischen Bedingungen.<br />
Dazu kommen die professionelle<br />
Betreuung, optimale Behandlungsmöglichkeiten<br />
durch ein interdisziplinäres<br />
Team, die langjährige<br />
Erfahrung und nicht zuletzt<br />
die umfassenden Angebote - von<br />
der Möglichkeit gemeinsamer Eltern-Kind-Betreuung<br />
bis hin zum<br />
gezielten Förderunterricht in der<br />
Klinikschule.<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Die Kombination der Hochgebirgslage<br />
mit dem umfassenden<br />
therapeutischen, pädagogischen<br />
und schulischen Angebot bringt<br />
den Erfolg. Häufig wird eine Neubeurteilung<br />
der bisherigen Behandlung<br />
mit Reduzierung des<br />
Therapieplanes, vor allem hinsichtlich<br />
inhalativer Kortikoidpräparate,<br />
möglich. Das Angebot wird<br />
abgerundet durch Physio- und<br />
Sporttherapie, Bewegungs- und<br />
Balneotherapie, Ernährungsberatung<br />
und psychosoziale Rehabilitation.<br />
Besonders wichtig sind<br />
auch die Asthma- und Neurodermitisschulungen<br />
für Kinder und<br />
Eltern, die bis hin zur Berufsberatung<br />
ergänzt werden können. Die<br />
hohe Nachfrage hat zu weiteren<br />
Ausbaumaßnahmen geführt, welche<br />
vor allem der familiengerechten<br />
Unterbringung kranker und gesunder<br />
Eltern mit ihren kranken<br />
Kindern sowie gesunden Begleitkindern<br />
dienen.<br />
Die Klinik steht unter deutscher<br />
Leitung und es bestehen Vereinbarungen<br />
mit allen deutschen<br />
Kostenträgern, welche der Klinik<br />
den versicherungsrechtlichen Status<br />
einer deutschen Institution sichern.<br />
Es werden nahezu ausschließlich<br />
Patienten aus Deutschland<br />
betreut.<br />
Die neue Broschüre Die höchstgelegene<br />
deutsche Kinderklinik in<br />
Europa kann kostenlos angefordert<br />
werden bei<br />
<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />
Zentrum für Kinder und<br />
Jugendliche<br />
CH-7265 Davos-Wolfgang<br />
www.allergieklinik.ch<br />
Hochgebirgsklinik Service,<br />
Höhenstraße 27<br />
D-54655 Malberg.<br />
Weitere Infos unter der Servicenummer<br />
0180 1463644 (Ortstarif) oder unter<br />
www.hgk.ch. (eb)<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Rehabilitation<br />
37
Literatur<br />
38<br />
Buchrezension:<br />
„Ohne Milch und<br />
ohne Ei“<br />
Im ersten Teil dieses Ratgebers<br />
vermittelt die als <strong>Allergie</strong>beraterin<br />
tätige Autorin in allgemein verständlicher<br />
Form Basiswissen zum<br />
Thema <strong>Allergie</strong>. Lobenswert ist<br />
die Differenzierung zwischen <strong>Allergie</strong><br />
/ Pseudoallergie und Intoleranz,<br />
die dem interessierten Laien<br />
zunächst verdeutlicht, dass beiden<br />
Erkrankungen ganz unterschiedliche<br />
krankheitsauslösende Prozesse<br />
zugrunde liegen, auch wenn das<br />
Beschwerdebild manchmal Ähnlichkeiten<br />
aufweist. Des weiteren<br />
erklärt sie gängige Testverfahren<br />
zur Diagnose, geht dann auf die<br />
besonderen Probleme ein, mit denen<br />
allergiekranke Kinder konfrontiert<br />
sind, und gibt praktische<br />
Tipps für den Alltag, wobei sie aus<br />
ihrer Erfahrung als Mutter eines<br />
hoch allergischen Kindes alle<br />
Eventualitäten einschließt, auch<br />
mehrfach auf versteckte Gefahren<br />
hinweist, um betroffene Familien<br />
vor dem allzu sorglosen Umgang<br />
mit der <strong>Allergie</strong> zu warnen. Das<br />
Buch eignet sich jedoch ebenso für<br />
erwachsene allergiekranke Menschen.<br />
Die kurzen zwischen geschalteten<br />
Erfahrungsberichte machen sehr<br />
deutlich, dass <strong>Allergie</strong> und Unverträglichkeit<br />
den Erkrankten und<br />
sein soziales Umfeld immer wieder<br />
vor Herausforderungen stellen.<br />
Die Autorin versucht, diesen positiv<br />
zu begegnen, indem sie beschreibt,<br />
wie man sich trotz aller<br />
Einschränkungen beispielsweise<br />
bei Einladungen zum Kindergeburtstag,<br />
auf Reisen usw. richtig,<br />
d.h. Allergiker und dennoch<br />
Kind gerecht verhält.<br />
Wie der Leser erwarten darf, enthält<br />
dieses Buch Informationen zu<br />
Milch- und Eiersatzprodukten, die<br />
teilweise auch selbst hergestellt<br />
werden können und beschreibt wie<br />
der Nährstoffbedarf auch ohne<br />
diese Nahrungsmittel ausreichend<br />
gedeckt werden kann. Ergänzt<br />
wird es durch einen umfangreichen,<br />
übersichtlich gestalteten<br />
Rezeptteil mit ansprechenden Rezepten<br />
aus Zutaten, die ohne großen<br />
Aufwand im Naturkosthandel<br />
oder Reformhaus zu besorgen sind<br />
und sich überwiegend an der Vollwertküche<br />
orientieren. Dieses Kapitel<br />
zeigt, dass es eine scharfe<br />
Trennung zwischen „Normalkost“<br />
für Gesunde und „Diätküche“ für<br />
Kranke nicht wirklich gibt und<br />
nicht jeder zwangsläufig an einer<br />
Milch- oder Eiweißallergie leiden<br />
muss, der dieses Buch zur Hand<br />
nimmt. Die Koch- und Backrezepte<br />
sind nämlich so verlockend,<br />
dass ihnen nichts von „Verzicht“<br />
anhängt und sie auch für Veganer<br />
und solche Leser von Interesse<br />
sind, die einfach Lust haben, mal<br />
etwas anderes zu probieren.<br />
Schade nur, dass die Autorin von<br />
so vielen Negativbeispielen im<br />
Umgang mit Nichtbetroffenen zu<br />
berichten weiß. Freundliches und<br />
entgegen kommendes Service-, ja<br />
selbst Krankenhauspersonal mit<br />
Verständnis für Allergiker ist ihr<br />
unverständlicherweise wohl niemals<br />
begegnet. Ihre eigentlich gut<br />
gemeinte Intention Mut zu machen,<br />
wird dadurch im Gesamtbild<br />
etwas geschmälert. (BG)<br />
Beate Schmitt<br />
Ohne Milch und ohne Ei<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Laktose-Intoleranz<br />
Rezepte und Praxistipps für den<br />
Familienalltag<br />
pala-verlag, Darmstadt<br />
€ 12,80 / sFr 22,80<br />
160 Seiten, ISBN: 3-89566-179-1<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
�<br />
Lunge – ein<br />
ideales<br />
Eingangsorgan<br />
München. Heute haben inhalierbare<br />
Wirkstoffe ihre Bedeutung in<br />
erster Linie in der Behandlung des<br />
Asthma bronchiale sowie anderer<br />
Lungenerkrankungen. In naher<br />
Zukunft sollen auch Medikamente<br />
über das Organ Lunge appliziert<br />
werden, die im gesamten Organismus<br />
wirken. Dass dies möglich ist,<br />
zeigt die lange Liste der in der<br />
Pipeline stehenden Substanzen<br />
wie das inhalierbare Insulin.<br />
Dr. Gerhard Scheuch aus München-Gauting<br />
sagt, die Wirkung<br />
einer inhalativ eingebrachten Substanz<br />
hängt stark vom Depositionsort<br />
ab. β 2 -Mimetika wirken<br />
am effektivsten, wenn sie im Bronchialtrakt<br />
abgelagert werden. Für<br />
systemisch wirksame Medikamente<br />
ist die Deposition in der<br />
Lungenperipherie, d. h. im Alveolarbereich<br />
wichtig. Nur hier sind<br />
die Kontaktstellen zwischen den<br />
feinen Alveolen (Lungenbläschen)<br />
und den Blutkapillaren mit 1 bis 2<br />
µm so eng, dass eine Diffusion<br />
möglich ist.<br />
Die Liste neuer inhalativer Wirkstoffe<br />
ist lang. Sie umfasst nicht<br />
nur neue Präparate zur Behandlung<br />
bronchialer Erkrankungen<br />
wie Mukoviszidose, Asthma,<br />
COPD oder Emphyseme, sondern<br />
auch Substanzen, die in der<br />
Schmerz- oder Hormontherapie<br />
eingesetzt werden sollen. Auch<br />
Bronchialtumore könnten zukünftig<br />
inhalativ behandelt werden;<br />
erste Studien haben bereits begonnen,<br />
sagt Dr. Scheuch zuversichtlich<br />
im Hinblick auf die zukünftige<br />
Bedeutung der inhalativen<br />
Wirkstoffapplikation. (kn) �
Flexible<br />
Anpassung und<br />
richtiger Inhalator<br />
sind gefragt<br />
Ismaning - Kalte und feuchte Winterluft,<br />
aber auch trockene Heizungsluft<br />
sowie der Wechsel zwischen<br />
beidem reizen die empfindlichen<br />
Bronchien von Asthmatikern<br />
zusätzlich. Um auf diesen<br />
Stress für das Bronchialsystem<br />
therapeutisch individuell und flexibel<br />
reagieren zu können, plädiert<br />
der niedergelassene Lungenfacharzt<br />
Dr. Rainer Gebhardt für die<br />
regelmäßige Medikation mit einfach<br />
inhalierbaren und damit die<br />
Compliance (Therapietreue) fördernden<br />
Arzneimitteln. Inhalative<br />
Kortikosteroide (ICS) werden für<br />
die regelmäßige Basistherapie verwendet,<br />
β2-Mimetika (Bronchialerweiterer)<br />
sollten situationsabhängig<br />
bei Bedarf inhaliert werden.<br />
Die dafür bestens geeigneten<br />
und erst vor kurzem im Markt eingeführten<br />
Präparate Salbubreathe<br />
Sandoz ® und Beclobreathe Sandoz<br />
® zeichnen sich durch eine besonders<br />
leichte Handhabung und<br />
durch ein geringes Atemzugvolumen<br />
zur Sprühauslösung aus, so<br />
dass sie auch in Notsituationen<br />
optimal einsetzbar sind.<br />
Kalte Luft, wenn sie ungeschützt<br />
und schnell eingeatmet wird, reizt<br />
die vorgeschädigten Bronchien<br />
von Asthmatikern zusätzlich.<br />
Ebenso stellt ein hoher Feuchtigkeitsgehalt<br />
der Luft, wie z.B. bei<br />
Nebel, einen „osmotischen Reiz“<br />
dar und verstärkt die Belastung für<br />
Asthmatiker. Normalerweise wird<br />
der Wassergehalt in den Atemwegen<br />
durch den Wassertransport<br />
von der Bronchialschleimhaut ins<br />
Lumen und der Verdunstung durch<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
die Atmung ausgeglichen. Bei<br />
Asthmapatienten ist dieses Gleichgewicht<br />
jedoch gestört, weil mehr<br />
Wasser bei Anstrengung verdunstet.<br />
Die Osmolarität der verbleibenden<br />
Flüssigkeit steigt an und<br />
verursacht die Freisetzung von<br />
Mediatorsubstanzen, die dann zur<br />
typischen asthmatischen Reaktion<br />
führt. Diese Mediatorausschüttung<br />
ist umso stärker, je länger die Kälte-<br />
oder Anstrengungsbelastung<br />
dauert und je höher ihre Intensität<br />
ist.<br />
Bei kalter oder feuchter Winterluft,<br />
beim Wechsel von warmer<br />
trockener Zimmerluft hinaus in die<br />
Kälte sollte der Asthmatiker seine<br />
medikamentöse Therapie also flexibel<br />
und individuell anpassen<br />
können. In der Asthma-Basistherapie<br />
haben sich die Einzeltherapeutika<br />
bewährt, so Gebhardt:<br />
„Die Dosierung eines antiinflammatorischen<br />
(antientzündlichen)<br />
Kortikosteroids sollte der saisonalen<br />
Belastung angepasst werden.<br />
Bronchodilatatoren (bronchialerweiternde<br />
Präparate) können insbesondere<br />
im Winter nicht nur im<br />
Bedarfsfall, sondern auch vorbeugend<br />
zur Vermeidung einer anstrengungs-<br />
als auch einer kälteinduzierten<br />
Bronchokonstriktion inhaliert<br />
werden.“<br />
Gebhardt empfiehlt die vor kurzem<br />
eingeführten Präparate Salbubreathe<br />
Sandoz ® und Beclobreathe<br />
Sandoz ® zur inhalativen Therapie<br />
bei Asthma bronchiale. Beide Medikamente<br />
werden in dem Einzeldevice<br />
Easybreathe angeboten.<br />
Die unterschiedlichen Dosierungsmöglichkeiten<br />
erlauben eine individuelle<br />
Anpassung an den Schweregrad.<br />
Damit die Substanzen gut<br />
wirken können, muss der Inhalator<br />
einfach und effektiv in der<br />
Anwendung sein. In einer Vergleichsstudie<br />
erzielten atemzug-<br />
ausgelöste Inhalatoren wie Easybreathe<br />
Sandoz ® die besten Inhalationsergebnisse.<br />
Im Gegensatz zu<br />
den am häufigsten verordneten<br />
Dosieraerosolen erfordern sie keine<br />
Koordination von Atmung und<br />
Auslösung und erleichtern dem<br />
Patienten dadurch die Inhalation.<br />
(eb) �<br />
Milbenallergie:<br />
Niembaumöl<br />
packt das Übel an<br />
der Wurzel<br />
Niembaumöl gegen Hausstaubmilben<br />
- das wirkt, sagte zumindest<br />
Professor Dr. rer. nat. Heinz<br />
Rembold, München, während einer<br />
Pressekonferenz von Hexal/<br />
Biocur, die ihr neues Produkt vorstellten.<br />
Milbiol ® aus den Samen<br />
des tropischen Niembaums (botanisch:<br />
Azadirachta indica) gewonnen.<br />
Die darin enthaltenen Bitterstoffe<br />
(Limonoide, die sich z. B.<br />
auch in der Zitronenschale befinden)<br />
machen die Nahrung für die<br />
Milben ungenießbar, sodass sie<br />
schließlich verhungern und sich<br />
nicht mehr vermehren können.<br />
Darüber hinaus wird durch bestimmte<br />
im Niemöl enthaltene<br />
Stoffe (sog. Azadirachtine) das<br />
Enzym Ecdyson gehemmt. Dieses<br />
ist jedoch unbedingt erforderlich,<br />
damit sich die Milben entwickeln<br />
können. In einem Feldversuch<br />
konnte nach Behandlung mit<br />
Niemöl innerhalb weniger Wochen<br />
eine erhebliche Dezimierung<br />
bzw. Ausrottung der Population in<br />
stark befallenen Matratzen nachgewiesen<br />
werden. Milbiol ® ist freiverkäuflich<br />
als Spray im Handel,<br />
bequem in der Anwendung (Besprühen<br />
der betroffenen Flächen)<br />
und lang anhaltend (bis zu 12<br />
Mon.) in der Wirkung. �<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
Medizin und Markt<br />
39
K o m m e n t a r<br />
40<br />
Alle reden vom Geld – wir auch.<br />
Weil es einfach sein muss! Gerade<br />
im Gesundheitsbereich hat<br />
sich das Thema Finanzen durch<br />
die neuen Änderungen des<br />
GMG zu einem Dauerbrenner<br />
entwickelt. Zu den entscheidenden<br />
Änderungen gehören die<br />
veränderten Rezeptgebühren<br />
und die Herausnahme bestimmter<br />
Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit.<br />
Da wir uns<br />
gerade in der Heuschnupfen-<br />
Hochsaison befinden, sollen die<br />
neuen Änderungen am Beispiel<br />
der Antihistaminika verdeutlicht<br />
werden.<br />
Am 16.3.2004 hat der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss Ärzte und<br />
Krankenkassen die Erstattungsfähigkeit<br />
rezeptfreier Wirkstoffe<br />
neu festgelegt (§ 34 Abs. 1 Satz 2<br />
SGB V). Die Entscheidung besagt:<br />
Rezeptfreie Arzneimittel sind von<br />
der Erstattung der Gesetzlichen<br />
Krankenkassen (GKV) ausgeschlossen.<br />
Ausnahmen bestehen<br />
für Kinder bis zum vollendeten 12.<br />
Lebensjahr und für Jugendliche<br />
mit Entwicklungsstörungen bis<br />
zum vollendeten 18. Lebensjahr<br />
sowie bei Patienten mit schwerwiegenden<br />
Erkrankungen.<br />
Nun erfordert der Begriff „schwerwiegende<br />
Erkrankung“ natürlich<br />
eine Definition. Die Definition des<br />
Bundesausschusses sieht so aus:<br />
Eine Krankheit ist schwerwiegend,<br />
wenn sie lebensbedrohlich<br />
ist oder wenn sie aufgrund der<br />
G e s u n d h e i t s r e f o r m<br />
Warum der Gang zum Arzt<br />
Geld sparen kann<br />
Kommentar von Verena B. Nau<br />
Schwere der durch sie verursachten<br />
Gesundheitsstörung die Lebensqualität<br />
auf Dauer nachhaltig<br />
beeinträchtigt. Für solche schwerwiegenden<br />
Erkrankungen werden<br />
außerdem nur Arzneimittel weiterhin<br />
erstattet, die als Therapiestandard<br />
anerkannt sind.<br />
Studien der vergangenen Jahr haben<br />
gezeigt, dass Patienten mit<br />
schwerstem ganzjährigem allergischen<br />
Heuschnupfen (perenniale<br />
allergische Rhinitis) in ihrer Lebensqualität<br />
so stark eingeschränkt<br />
sind, dass sie mit Krebspatienten<br />
verglichen wurden (Mösges<br />
1999). Vor diesem Hintergrund<br />
sollte man annehmen, dass es sich<br />
dabei um eine schwerwiegende<br />
Erkrankung handelt, die die Lebensqualität<br />
in der Tat dauerhaft<br />
einschränkt. Der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss sieht dies nicht<br />
so. In den Arzneimittel-Richtlinien<br />
hat der Ausschuss für Antihistaminika<br />
nur folgende Indikationen<br />
als erstattungsfähige Ausnahmen<br />
definiert:<br />
� nur in Notfallsets zur Behandlung<br />
bei Bienen-, Wespen-,<br />
Hornissengift-<strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
� nur zur Behandlung schwerer,<br />
rezidivierender Urticarien<br />
(Nesselsucht)<br />
� nur bei schwerwiegendem,<br />
anhaltendem Pruritus<br />
Das bedeutet konkret, dass die<br />
Patienten seit dem 1. April 2004<br />
Antihistaminika der Wirkstoffgruppen<br />
� Cetirizin<br />
� Loratadin<br />
� Levocabastin und<br />
� Azelastin (lokal wirkend)<br />
selbst bezahlen müssen.<br />
Erstattungsfähig sind hingegen<br />
weiterhin folgende verschreibungspflichtige<br />
Antihistaminika:<br />
� Levocetirizin<br />
� Fexofenadin<br />
� Mizolastin<br />
� Ebastin<br />
� Desloratadin und<br />
� Azelastin (systemisch)<br />
Die Arzneimittel-Richtlinien besagen<br />
weiterhin: „Die Verpflichtung<br />
des Vertragsarztes zur wirtschaftlichen<br />
Verordnungsweise von<br />
nicht verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln bleibt von diesen<br />
Regelungen unberührt. Der Vertragsarzt<br />
soll nicht verschreibungspflichtige<br />
Arzneimittel zu<br />
Lasten des Versicherten verordnen,<br />
wenn sie zur Behandlung einer<br />
Erkrankung medizinisch notwendig,<br />
zweckmäßig und ausreichend<br />
sind. In diesen Fällen kann<br />
die Verordnung eines verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimittels<br />
unwirtschaftlich sein.“ Der Arzt<br />
wird damit angehalten, immer zu<br />
Lasten der Patienten zu verordnen<br />
und sich bei der Verordnung erstattungsfähiger<br />
Präparate zurückzuhalten.<br />
Eine äußerst bedenklich<br />
stimmende Anweisung, ja geradezu<br />
gefährlich. Denn in einer Zeit,<br />
in der jeder arbeitet und mit sei-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL
ner Freizeit haushalten muss, stellt<br />
sich natürlich die Frage: „Warum<br />
soll ein Patient mit schwerem Heuschnupfen,<br />
der sein Medikament<br />
kennt und es sowieso selbst bezahlen<br />
muss, überhaupt noch zum<br />
Arzt gehen, wenn er zusätzlich<br />
auch noch 10 Euro Praxisgebühr<br />
zahlen muss?“ Eine berechtigte<br />
Frage und eine verständliche Kritik!<br />
Und das Risiko, das aus einem<br />
solchen Denkansatz und dem daraus<br />
resultierenden Verhalten entsteht<br />
(siehe dazu auch Kastentext),<br />
hat der Bundesausschuss offensichtlich<br />
problemlos in Kauf genommen.<br />
Haushaltssanierungen und Sicherung<br />
von Ressourcen in der Politik<br />
sind selten langfristig ausgelegt.<br />
So auch hier! Die Mitglieder<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
des Bundesausschusses wissen es<br />
und auch die Ärzte wissen es: Eine<br />
Leitlinien gerechte Therapie hilft<br />
langfristig Kosten einsparen, da<br />
sie Folgekrankheiten oder höhere<br />
Schweregrade verhindern kann.<br />
Die Gesamtkosten allergischer<br />
Erkrankungen werden in Europa<br />
auf 29 Milliarden Euro pro Jahr<br />
geschätzt, hiervon 10 Milliarden<br />
Euro direkte Kosten (siehe Kasten).<br />
Von besonderer Bedeutung<br />
ist, dass die Kosten der allergischen<br />
Rhinitis zwar „nur“ 3 Milliarden<br />
Euro betragen, die ihrer<br />
Folgeerkrankungen jedoch mindestens<br />
22 Milliarden Euro (European<br />
Allergy White Paper). Das<br />
„Weißbuch <strong>Allergie</strong>“ hat in seiner<br />
Neuauflage von diesem Jahr publiziert,<br />
dass ohnehin nur 7 bis 10<br />
Prozent aller Patienten mit aller-<br />
PJ: Wenn frei verkäufliche Antihistaminika nicht mehr erstattungsfähig sind,<br />
sehe ich die Gefahr, dass Patienten auch nicht mehr zum Arzt gehen. Welche<br />
möglichen Konsequenzen könnte dies für den Krankheitsverlauf haben?<br />
Prof. Klimek: Diese Gefahr ist tatsächlich sehr groß<br />
und hat sich bereits in den ersten Monaten der<br />
Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben leider<br />
deutlich in den Praxen der Allergologen gezeigt. Viele<br />
Patienten versuchen durch Selbstmedikation die<br />
Zahlung der Praxisgebühr zu umgehen. Die Gefahr<br />
besteht in einer möglichen Chronifizierung der<br />
Erkrankung. Im Bereich der oberen Atemwege sehen<br />
wir schon heute viele Patienten, denen durch eine<br />
frühzeitige konsequente antiallergische Therapie recht<br />
einfach hätte geholfen werden können. Vielfach<br />
kommen diese Patienten jedoch so spät, daß nur noch<br />
ausgedehnte operative Maßnahmen helfen, bzw. eine ursächliche Therapie<br />
überhaupt nicht mehr möglich ist. Hinzu kommt natürlich die bekannte Gefahr<br />
desEtagenwechsels. Insgesamt leider keine sehr positiven Aussichten: Wie<br />
so auf lange Sicht Kosten eingespart werden sollen, wird wohl das Geheimnis<br />
der jetzigen Gesundheitspolitik bleiben<br />
PJ: Sollte man den Patienten immer empfehlen, zum Arzt zu gehen oder<br />
erst ab einem gewissen Krankheitsschweregrad?<br />
Prof. Klimek: Natürlich muß nicht jeder „leichte“ Heuschnupfenpatient wegen<br />
leichter Beschwerden an Nasenschleimhaut oder Konjunktiven sofort in<br />
ärztliche Behandlung. Allerdings sollte jede <strong>Allergie</strong> einmal abgeklärt werden<br />
und bei stärkerer Ausprägung natürlich auch ärztlich überwacht und therapiert<br />
werden. Ich empfehle grundsätzlich regelmäßige Befundkontrollen auch bei<br />
leicht betroffenen Patienten (d.h. beispielsweise einmal jährlich), um<br />
Chronifizierungstendenzen frühzeitig zu erkennen.<br />
(Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie, Schöne<br />
Aussicht 38, 65193 Wiesbaden)<br />
gischer Rhinitis eine Leitlinien<br />
konforme Behandlung erhalten.<br />
Die Folgeerkrankungen einer<br />
nicht oder nicht ausreichend behandelten<br />
allergischen Rhinitis<br />
können u.a. Sinusitis und Asthma<br />
sein. Wäre es angesichts solcher<br />
Zahlen nicht sehr viel sinnvoller,<br />
die allergologische Versorgung der<br />
Patienten zu verbessern, anstatt sie<br />
durch folgenschwere Erstattungsänderungen<br />
noch zusätzlich zu erschweren?<br />
Rezeptpflichtige Arzneimittel werden<br />
weiterhin bei allen allergischen<br />
Erkrankungen – auch beim<br />
– Heuschnupfen – voll erstattet.<br />
Der Ärzteverband Deutscher Allergologen<br />
(ÄDA) empfiehlt daher<br />
aus Sicherheitsgründen, sich besonders<br />
auf verschreibungspflichtige<br />
und somit erstattungsfähige<br />
Wirkstoffe bei der Indikation Heuschnupfen<br />
zurückzugreifen, da nur<br />
auf diesem Wege die ärztliche<br />
Kontrolle der <strong>Allergie</strong>patienten<br />
gewahrt bleibt. Auch der ÄDA<br />
sieht die Gefahr, dass zahlreiche<br />
Patienten zur Selbstmedikation<br />
übergehen, was zur falschen<br />
Selbsteinschätzung führt und so<br />
das Risiko der Krankheitsverschlechterung<br />
mit Etagenwechsel<br />
zum Asthma erhöht.<br />
Ein Rechenbeispiel macht deutlich,<br />
dass neben der erhöhten Sicherheit<br />
durch die Betreuung des<br />
Arztes, auch der wirtschaftliche<br />
Aspekt für Patienten eine Rolle<br />
spielen wird. Dabei gehen wir von<br />
einem Patienten mit Heuschnupfen<br />
aufgrund einer <strong>Allergie</strong> gegen<br />
Frühblühern, Birke und Gräser<br />
aus, d.h. mit Beschwerden von<br />
Anfang Februar bis Ende Juni. Bei<br />
durchgehender Behandlung benötigt<br />
dieser Patient ein Antihistaminikum<br />
für die Dauer von 5 Monaten<br />
und rund 150 Tabletten. Pakkungsgrößen<br />
umfassen entweder<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
K o m m e n t a r<br />
41
K o m m e n t a r<br />
42<br />
100 oder 50 Tabletten. Für diese<br />
Menge eines Antihistaminikums<br />
der Wirkstoffgruppe Cetirizin bezahlt<br />
der Patient im Schnitt 38,23<br />
Euro (aktuelle info einer Internetapotheke).<br />
Entscheidet sich der<br />
Patient für den Besuch bei seinem<br />
Arzt, bezahlt er auf der Grundlage<br />
der neuen Rezept-Zuzahlungsgebühren<br />
für beispielsweise ein<br />
Präparat mit dem Wirkstoff Levocetirizin<br />
(eine Weiterentwicklung<br />
des Cetirizin) lediglich 11 Euro.<br />
Hier können wir jetzt die zuvor<br />
gestellte Frage umkehren: „Warum<br />
soll ein Patient rund 75% mehr<br />
bezahlen, wenn er im Vergleich<br />
dazu für das rezeptpflichtige, erstattungsfähige<br />
Präparat ein Viertel<br />
des Preises zahlt und zusätzlich<br />
mehr Therapiesicherheit durch die<br />
ärztliche Betreuung bekommt?“<br />
Langfristig gedacht, auch im Sinne<br />
der indirekten Kosten und der<br />
Folgeerkrankungen, ist der Gang<br />
zum Arzt und die Empfehlung<br />
dazu sicher der bessere Weg.<br />
Verlagsimpressum<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Veramed Verlag für<br />
Prävention und Rehabilitation<br />
Anzeigenleitung/Vertrieb:<br />
Gerald Schwartz<br />
Telefon 06151/420475<br />
Telefax 06151/420432<br />
E-Mail:<br />
info@GKL-Management.de<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL ist das<br />
Organ von<br />
„<strong>PAAN</strong> - Dachverband<br />
<strong>Patientenorganisationen</strong><br />
<strong>Allergie</strong>, Atemwegs-/<br />
Lungenerkrankungen und<br />
Neurodermitis“.<br />
Erscheinungsweise:<br />
6 Ausgaben pro Jahr<br />
Einzelheftpreis: 3,50 Euro<br />
Abonnementpreis: 18 Euro<br />
�<br />
Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang mit<br />
<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />
Deutsche Patienten<br />
profitieren vom<br />
Hochgebirgsklima<br />
Gegründet 1901 als „Deutsche<br />
Heilstätte in Davos“ ist die Hochgebirgsklinik<br />
heute ein Kompetenzzentrum<br />
für die Akutbehandlung<br />
und Rehabilitation von Atemwegs-<br />
und Lungenkrankheiten und<br />
<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und den damit verbundenen<br />
Erkrankungen der Haut und<br />
der Augen. Träger ist die gemeinnützige<br />
Stiftung „Deutsche Hochgebirgsklinik<br />
Davos-Wolfgang“.<br />
1.600 m hoch liegt keine andere<br />
Fachklinik für deutsche Patienten!<br />
Hieraus resultiert eine einzigartige,<br />
sonst nirgendwo erreichte Reduktion<br />
der Allergenbelastung,<br />
Schadstoff- und Keimarmut. Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen<br />
aus jüngster Zeit rücken diese Faktoren<br />
wieder mehr in den Mittelpunkt<br />
der Diskussion im Lichte<br />
evidenzbasierter Ergebnisse.<br />
Zwei kompetente Partner in<br />
einer einzigartigen Lage!<br />
Im Januar 2003 wurde die Deutsche<br />
Hochgebirgsklinik Davos-<br />
Wolfgang, eine Akut- und Rehabilitationsklinik<br />
um die <strong>Allergie</strong>klinik<br />
Davos erweitert, dem Zentrum<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
und deren Begleitpersonen zur<br />
medizinischen Behandlung auf<br />
dem Gebiet der Pneumologie, Dermatologie<br />
und Allergologie. (Einzelheiten<br />
über die <strong>Allergie</strong>klinik<br />
auf Seite 37 dieses Heftes). Beide<br />
profitieren von einer einzigartigen<br />
Lage, wie sie in Deutschland nicht<br />
vorzufinden ist. Hausstaubmilben<br />
als wichtige Verursacher des allergischen<br />
Asthmas sind in einer<br />
Höhe ab 1.500 m über dem Meeresspiegel<br />
aufgrund der hier vorherrschenden<br />
besonderen meteorologischen<br />
Gegebenheiten wie<br />
z.B. einer niedrigen Jahresdurchschnittstemperatur<br />
und der trockenen<br />
Luft nicht existent. Die Pollenflugzeit<br />
ist sehr kurz und es werden<br />
nur geringste Pollenmengen<br />
freigesetzt, beschränkt auf Gräserund<br />
Baumpollen - kein Vergleich<br />
mit den Verhältnissen des Flachlandes.<br />
Sehr selten findet man<br />
Beifuss- und Nesselpollen, alle<br />
übrigen Pollenallergene kommen<br />
in der Davoser Luft überhaupt<br />
nicht vor.<br />
Auch enthalten die durch Schadstoffe<br />
kaum belasteten Pollen<br />
deutlich weniger aggressive Allergene<br />
als im Flachland, und die<br />
Konzentrationen an Schimmelpilzsporen<br />
erreichen nur Bruchteile<br />
der dortigen Vergleichswerte.<br />
Die Luftschadstoffbelastungen<br />
(Stickstoffdioxid NO 2 , Stickoxid<br />
NO x , Schwefeldioxid SO 2 , Ozon<br />
O 3 und Staub), die erwiesenermaßen<br />
bereits in geringen Konzentrationen<br />
zu Lungenfunktionseinschränkungen<br />
führen, sind im Davoser<br />
Hochgebirgstal extrem niedrig,<br />
was entscheidend zu der bekannten<br />
und durch direkte und indirekte<br />
Methoden gut belegten<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Akutbehandlung und<br />
Rehabilitation
Rückbildung der bronchialen Hyperreagibilität<br />
(= Überempfindlichkeit)<br />
bei Asthma bronchiale<br />
beiträgt. Dies führt für den Patienten<br />
zu einer langanhaltenden<br />
Besserung.<br />
Einer drohenden<br />
Verschlechterung muss<br />
vorgebeugt werden!<br />
Einen entscheidenden Baustein<br />
bildet die fachklinische Diagnostik<br />
und Behandlung. Sie erfolgt nach<br />
einem gezielten ärztlichen Untersuchungs-<br />
und Behandlungsplan,<br />
um der drohenden Verschlechterung<br />
einer Krankheit vorzubeugen,<br />
die bereits eingetretene<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
Krankheit zu bessern bzw. die<br />
Symptomatik zu mindern. Dazu<br />
gilt es, eine normale bzw. bestmöglicheLungenfunktion<br />
wieder herzustellen<br />
bzw. zu erhalten<br />
sowie die krankheitsbedingteBeeinträchtigungkörperlicher<br />
Aktivitäten zu<br />
verhindern. Für die<br />
Behandlung von Erwachsenen<br />
mit Atemwegs-<br />
und Lungenerkrankungen<br />
und <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
lassen sich folgende<br />
weitere indikationsspezifische<br />
Ziele<br />
nennen:<br />
€ Möglichst weitgehende<br />
Besserung der Atemfunktion<br />
und Belastbarkeit<br />
€ Beurteilung<br />
des Schweregrades<br />
der Erkrankung<br />
€ Training<br />
bedarfsorientierterTherapieintensivierung<br />
bei<br />
infekt- oder allergiebedingterVerschlechterung<br />
der Erkrankung<br />
(Self-Management)<br />
€ Nach umfassender, vor allem<br />
allergologischer und lungenfunktioneller<br />
Diagnostik Formulierung<br />
langfristiger Therapieziele<br />
sowie Erarbeitung und Erprobung<br />
eines individuellen langzeitigen<br />
Behandlungskonzeptes.<br />
Die ärztliche Versorgung wird<br />
durch Ärzte mit entsprechender<br />
Spezialisierung und Gebietsanerkennung<br />
in Bereichen der Inneren<br />
Medizin, Pneumologie, Allergologie,<br />
Dermatologie, Sozialmedizin<br />
und Pädiatrie sicher ge-<br />
stellt. Die weitere medizinische<br />
wie auch psychologische Betreuung<br />
der erkrankten Patienten wird<br />
durch in angemessener Zahl verfügbares<br />
und qualifiziertes Fachpersonal<br />
gewährleistet.<br />
Status einer deutschen<br />
Klinik für Akutbehandlung<br />
und Rehabilitation<br />
Trotz der Lage in der Schweiz liegt<br />
der Status einer deutschen Klinik<br />
vor. So bestehen Vereinbarungen<br />
mit den deutschen Kostenträgern<br />
wie Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern<br />
sowohl zur<br />
Akutbehandlung als auch zur Rehabilitation.<br />
Auch ist die Klinik<br />
beihilfeberechtigt nach BHV des<br />
Bundes und der Länder. Die Klinik<br />
steht unter deutscher ärztlicher<br />
Leitung.<br />
Detailinformationen zum Aufnahmeverfahren<br />
bei Akutbehandlung<br />
(Krankenhaus) und Rehabilitation<br />
finden Sie im Internet oder direkt<br />
bei der Klinik unter den angegebenen<br />
Kontaktmöglichkeiten.<br />
Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang<br />
CH-7265 Davos Wolfgang<br />
Telefon: 0041 (81) 417 44 44<br />
Telefax: 0041 (81) 417 30 30<br />
www.hochgebirgsklinik.ch<br />
hochgebirgsklinik@hgk.ch<br />
Servicerufnummer 0180 1463644<br />
(Ortstarif aus Deutschland) (eb)<br />
�<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />
alle Fotos: HGK<br />
Akutbehandlung und<br />
Rehabilitation<br />
43
Wo Patienten auch Gäste sind<br />
Die Klinik<br />
Die Deutsche Hochgebirgsklinik Dav os-Wolf gang ist ein modernes Akutkrankenhaus und eine<br />
Rehabilitationsklinik f ür Lungen- und Atemwegserkrankungen und der damit v erbundenen<br />
Begleiterkrankungen, sowie Erkrankungen der Augen und der Haut. Die Klinik v erf ügt über ein<br />
international renommiertes und hochstehendes Angebot, das in Kombination mit dem einzigartigen<br />
Hochgebirgsklima (hautstaubmilbenf rei, allergen-, schadstoff - und keimarm) zu einer erf olgreichen<br />
Akutbehandlung und Rehabilitation beiträgt.<br />
Die Lage<br />
Dav os-Wolf gang bef indet sich auf 1600 m Höhe in einem geschützten Hochtal. Die Klinik selbst liegt<br />
landschaftlich reizv oll in der Nähe des Dav oser Sees nur wenige Autominuten v on Dav os entf ernt.<br />
Akutkrankenhaus und Rehabilitationsklinik<br />
Akutkrankenhaus und Rehabilitationsklinik f ür Asthma bronchiale jeder Genese, chronische<br />
Atemwegsleiden des bronchitischen Formenkreises, assoziierten Allgerien (obere Atemwege, Haut,<br />
Magen-Darm-Trakt), allergische Lungenerkrankungen, Augenallergien.<br />
Ganzheitliches Therapiekonzept<br />
Erwachsene, Jugendliche, Kinder und betroffene Eltern finden in der Hochgebirgsklinik Dav os-<br />
Wolf gang mit <strong>Allergie</strong>klinik Dav os ein umf angreiches Therapieangebot:<br />
Pharmakotherapie, Inhalationstherapie, Phy sio-, Sport-, Bewegungs-, Hy dro-, Balneotherapie,<br />
Dermatologische Therapie, Patientenschulung, Psy chologische Beratung/Psy chotherapie,<br />
Ernährungsberatung, Diätetik, Klimatherapie, Rehabilitationspsy chologie, Sozialmedizin<br />
Gut zu wissen<br />
Die Hochgebirgsklinik Dav os-Wolf gang mit <strong>Allergie</strong>klinik Dav os hat Vereinbarungen mit allen<br />
gesetzlichen deutschen Kostenträgern (Krankenv ersicherungen und Rentenv ersicherungsträgern). Die<br />
Klinik ist beihilfeberechtigt als Akut- und Rehabilitationsklinik. BhV-Beihilf ev orschrif ten, bzw.<br />
gleichgestelle Vereinbarungen der B undesrepublik Deutschland (Bund und Länder).<br />
Der Klinikauf enthalt gilt nicht als Auslandsbehandlung, sondern wird v on den Kostenträgern wie eine<br />
Behandlung in Deutschland angesehen.<br />
Deutsche Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang<br />
CH – 7265 Davos-Wolfgang<br />
Tel. 41-(0)81-417 44 44 Fax ++41-(0)81-417 30 30<br />
e-mail: hochgebirgsklinik@hgk.ch<br />
www.hochgebirksklinik.ch<br />
44<br />
Jahrgang 3, Ausgabe Service-Nummer 1/2004 zum Ortstarif 0 180 146 36 44<br />
<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />
mit<br />
<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />
CH – 7265 Davos-Wolfgang<br />
Tel. 41-(0)81-417 19 19 Fax ++41-(0)81-417 30 30<br />
e-mail: info@allergieklinik.ch<br />
www.allergieklinik.ch