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Allergien - PAAN Bundesverband - Patientenorganisationen, Allergie

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<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Z e i t s c h r i f t für<br />

Allergiker,<br />

Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen<br />

Neurodermitiker<br />

<strong>PAAN</strong><br />

Y<br />

Hyposensibilisierung oder SIT<br />

Überlegene Behandlungsmethode bei der<br />

Pollen- oder Insektengiftallergie?<br />

Chronischen Erkrankungen entgegen wirken<br />

Möglichkeiten der medizinischen und<br />

beruflichen Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Das Interview<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in öffentlichen<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

Netzwerke<br />

abap, pina und Kinderärzte gemeinsam<br />

im Kampf gegen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Atemnot nachts und Müdigkeit am Tag<br />

Manchmal kann es ein obstruktives<br />

Schlafapnoe-Syndrom sein<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

J O U R N A L<br />

3. Jahrgang, Heft 1<br />

Februar 2004<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

1


Inhalt<br />

2<br />

I N H A L T<br />

4<br />

14<br />

20<br />

24<br />

26<br />

32<br />

34<br />

37<br />

Hyposensibilisierung oder SIT<br />

Überlegene Behandlungsmethode bei der<br />

Pollen- oder Insektengiftallergie?<br />

Chronischen Erkrankungen entgegen wirken<br />

Möglichkeiten der medizinischen und<br />

beruflichen Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Das Interview<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in öffentlichen<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

Netzwerke<br />

abap, pina und Kinderärzte gemeinsam im<br />

Kampf gegen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Atemnot nachts und Müdigkeit am Tag<br />

Manchmal kann es ein obstruktives<br />

Schlafapnoe-Syndrom sein<br />

<strong>Allergie</strong>test<br />

Wirklich allergisch?<br />

Ergebnisse einer Kinderstudie<br />

Babypflege mit Erdnussöl allergieauslösend?<br />

<strong>Allergie</strong>klinik Davos/Schweiz<br />

Zentrum für Kinder und Jugendliche an der<br />

Hochgebirgsklinik Davos<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

E d i t o r i a l<br />

Immer mehr Menschen engagieren sich in sozialen und<br />

gesundheitsorientierten Selbsthilfegruppen. Alle leisten regional<br />

oder auch überregional hervorragende Arbeit und ihr Stellenwert<br />

in unserer Gesellschaft – vor allem im Gesundheitswesen<br />

– kann nicht hochrangig genug eingeschätzt werden.<br />

Trotzdem können wir feststellen, dass jede Selbsthilfeorganisation<br />

oder -gruppe zum größten Teil für sich selbst arbeitet.<br />

Eine Vernetzung von Organisationen untereinander findet nur rudimentär statt und<br />

so können wichtige Synergieeffekte, die sich aus einer Vernetzung ergeben würden,<br />

nicht genutzt werden. Jede einzelne Organisation muss ja alle relevanten und<br />

wichtigen Informationen und Neuigkeiten aus Medizin, Politik, Umwelt und Gesellschaft<br />

neu erkunden, analysieren, auswerten und dann gezielt an alle Interessierten<br />

weiter geben. Dies kostet nicht nur wertvolle Zeit, sondern durch diese Form<br />

der „Bearbeitung“ können auch wichtige Informationen untergehen oder nicht rechtzeitig<br />

weiter gegeben werden. Und letztendlich hat es gravierende negative Folgen<br />

auf die gesamte Lebenssituation für die Adressaten der Selbsthilfe.<br />

Doch wie können wir diesem nachteiligen umstand Rechnung tragen und das „System<br />

Selbsthilfeorganisation“ verbessern? Bisher fehlte eine unabhängige und übergeordnete<br />

Organisation, die z.B. wissenschaftliche Studien, neue Erkenntnisse,<br />

Veränderungen im gesundheitspolitischen Bereich und die Auswirkungen im gesamtgesellschaftlichen<br />

Kontext sammelt, ordnet und dann an alle Interessierten weiter<br />

gibt.<br />

Aus diesem Grunde wurde unser Dachverband <strong>PAAN</strong> (<strong>Patientenorganisationen</strong><br />

<strong>Allergie</strong>, Atemwegs-/Lungenerkrankungen, Neurodermitis) gegründet. Die Gründung<br />

eines Dachverbandes, der sich neben der Beratung der Mitgliederorganisationen,<br />

der Patienten und allen Interessierten auch die Vernetzung der einzelnen<br />

Gruppen zur Aufgabe machen wird, ist nicht nur eine sinnvolle und lang<br />

erwartete Bereicherung innerhalb der gesamten bundesdeutschen Selbsthilfe, sondern<br />

auch eine Notwendigkeit.<br />

An dieser Stelle wünsche ich dem neu gegründeten Dachverband <strong>PAAN</strong> viel Erfolg<br />

und gutes Gelingen, vor allem im Interesse der erkrankten Menschen und ihren<br />

Angehörigen.<br />

Christa Buse<br />

Vorstand DHAA (Deutsche Hilfsorganisation <strong>Allergie</strong> und Asthma)<br />

Gründungsmitglied von <strong>PAAN</strong><br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

3<br />

Editorial


Hyposensibilisierung<br />

4<br />

H y p o s e n s i b i l i s i e r u n g o d e r S I T<br />

Überlegene<br />

Behandlungsmethode bei der<br />

Pollen- und Insektengiftallergie?<br />

Eine der häufigsten allergischen<br />

Erkrankungen ist die<br />

Pollenallergie oder Rhinitis<br />

allergica - besser bekannt unter<br />

dem volkstümlicheren Namen<br />

Heuschnupfen oder Heufieber.<br />

Die Zahl der Betroffenen<br />

nimmt ständig zu. Bei der Behandlung<br />

dieser und anderer<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>, insbesondere der<br />

Insektengiftallergie, hat sich die<br />

Hyposensibilisierung oder spezifische<br />

Immuntherapie als einzige<br />

ursächliche Behandlungsmethode<br />

bewährt. Patienten<br />

sollten jedoch gut informiert<br />

sein, bevor sie sich zu einer Behandlung<br />

entschließen. Das<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL gibt einen umfassenden<br />

Überblick über Therapiemöglichkeiten,Erfolgsquote<br />

und Risiken.<br />

Warum eine<br />

Hyposensibilisierung?<br />

Als besonders aggressiver <strong>Allergie</strong>auslöser<br />

gelten die stark verbreiteten<br />

Birkenpollen, die durch<br />

den Wind kilometerweit fortgetragen<br />

werden, sodass der <strong>Allergie</strong>kranke<br />

kaum eine Chance hat, ihnen<br />

zu entgehen. Dies trifft ebenso<br />

auf Gräser- und Blütenpollen<br />

zu, die Betroffene zur schönsten<br />

Zeit des Jahres, wenn die Natur zu<br />

neuem Leben erwacht, plagen, und<br />

ihnen den Aufenthalt im Freien<br />

vergällen. Der Mediziner bezeichnet<br />

sie als Allergene mit ubiquitärem<br />

Vorkommen, d.h. sie breiten<br />

sich zwar nur saisonal, dafür aber<br />

überall aus. Im Gegensatz zu manchen<br />

anderen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> wie z. B.<br />

gegen Nahrungsmittel, gelingt<br />

eine Allergenkarenz bei der Pollenallergie<br />

kaum, d.h. es ist im<br />

Alltag nicht möglich, den <strong>Allergie</strong><br />

auslösenden Stoff zu meiden.<br />

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Verfahren<br />

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Hyposensibi<br />

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Spezifische<br />

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Spezifische<br />

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Unspezifi<br />

sche<br />

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( UIT)<br />

Ähnliches gilt für die gefährliche<br />

Bienen- und Wespengiftallergie,<br />

bei der es vielfach zu sehr heftigen<br />

allergischen Reaktionen bis<br />

hin zum anaphylaktischen Schock,<br />

der schwersten Erscheinungsform<br />

der <strong>Allergie</strong>, kommen kann. Auch<br />

durchaus sinnvolle Schutzmaßnahmen<br />

werden Insektenstiche<br />

niemals absolut zuverlässig abwehren<br />

können. Nicht nur in der<br />

Natur, sondern auch in Wohnräumen<br />

kann die Gefahr jederzeit lauern.<br />

Für Personen, bei denen tatsächlich<br />

eine <strong>Allergie</strong> gegen<br />

Insektengifte nachweisbar ist (eine<br />

sichtbare Reaktion mit Rötung und<br />

veralteter<br />

Begriff<br />

für<br />

Hyposensibi<br />

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Allergene<br />

Quaddel an der Stelle des Stiches<br />

ist bis zu einem gewissen Maße<br />

normal) musste ebenso wie für<br />

Pollenallergiker eine Therapie gefunden<br />

werden, die die Patienten<br />

von Angst und Beschwerden befreit<br />

sowie Isolation durch die<br />

Krankheit verhindert.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


Welche Behandlungen gibt<br />

es?<br />

Wenn das Allergen nicht ge- und<br />

<strong>Allergie</strong>symptome somit nicht<br />

vermieden werden können, ist eine<br />

mögliche Behandlungsform die<br />

Therapie mit antiallergisch wirkenden<br />

Medikamenten wie Antihistaminika<br />

oder Entzündungshemmern<br />

wie Kortison, wodurch<br />

lediglich die Symptome bekämpft<br />

werden. Besser als die rein symptomatische<br />

Behandlung einer Erkrankung<br />

ist jedoch in der Regel<br />

die Behandlung der Ursache. Als<br />

kausale (ursächliche) Therapie<br />

kommt insbesondere bei der Pollen-<br />

und Wespen-/Bienengiftallergie<br />

die Hyposensibilisierung<br />

in Frage. Mit einer Erfolgsquote<br />

von 90 bis nahezu 100% hat man<br />

hiermit beste Ergebnisse bei der<br />

Therapie der Insektengiftallergie<br />

erzielt.<br />

Aber auch bei der Pollenallergie<br />

(bis ca. 80%) und neuerdings auch<br />

zunehmend bei der Hausstaubmilbenallergie<br />

(bis ca. 70%) ist<br />

dieses Verfahren erfolgversprechend.<br />

Gelegentlich wird auch von<br />

positiven Erfahrungen bei der Behandlung<br />

von Nahrungsmittelallergien<br />

berichtet, wenn eine konsequente<br />

Allergenkarenz bei Nahrungsmitteln<br />

mit hohem Allergenpotenzial<br />

nicht möglich ist. Eine<br />

allergische Erkrankung mittels<br />

Hyposensibilisierung mit Erfolg<br />

behandelt zu haben, bedeutet, dass<br />

der Patient ganz oder nahezu<br />

symptomfrei ist, dies langfristig<br />

auch bleibt, und folglich in Zukunft<br />

Medikamente zur Linderung<br />

der allergischen Symptomatik<br />

nicht mehr, oder nur noch in geringer<br />

Menge benötigt. Eine<br />

Hyposensibilisierung - früher auch<br />

Desensibilisierung genannt -<br />

durchzuführen, heißt, ganz allgemein<br />

ausgedrückt, den Patienten<br />

weniger empfindlich gegen den<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

<strong>Allergie</strong> auslösenden Faktor zu<br />

machen. Das Prinzip der Desensibilisierung<br />

ist nicht neu - erste<br />

Immunisierungsversuche gehen<br />

bereits auf das 19. Jahrhundert zurück<br />

und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

wurde sie erstmals er-<br />

folgreich bei der Behandlung von<br />

Heuschnupfen eingesetzt. Das<br />

Therapieverfahren konnte im Laufe<br />

der jahrzehntelangen Erfahrung<br />

immer weiter entwickelt werden,<br />

sodass heute eine therapeutische<br />

Anwendung mit der größtmöglichen<br />

Sicherheit für den Patienten<br />

zur Verfügung steht. Umso erstaunlicher<br />

ist es, dass der Wirkmechanismus<br />

bis zum jetzigen<br />

Zeitpunkt letztlich nicht vollständig<br />

geklärt werden konnte.<br />

Das Ziel jeder Hyposensibilisierung<br />

ist die schrittweise Gewöhnung<br />

an das Allergen und damit<br />

Linderung der Beschwerden bis<br />

hin zur völligen Beseitigung der<br />

allergischen Reaktion. Wie wird<br />

dieses Ziel erreicht? Dies geschieht<br />

durch Verabreichung des<br />

Allergens mit allmählicher Dosissteigerung<br />

bis zur optimalen<br />

Höchstdosis, die individuell für<br />

den Patienten ermittelt werden<br />

muss. Die Therapie sollte nur von<br />

ausgebildeten Allergologen durchgeführt<br />

werden. Bei der Behandlung<br />

der gefährlicheren Insektengiftallergie<br />

kann möglicherweise<br />

in der Anfangsphase auch eine sta-<br />

Bei der Insektengiftallergie hat sich die spezifische Immuntherapie als besonders<br />

wirksam erwiesen<br />

ALK Scherax<br />

tionäre Aufnahme in eine Fachklinik<br />

erforderlich sein, um eine ständige<br />

Beobachtung des Patienten zu<br />

gewährleisten. Für den Laien recht<br />

verwirrend ist die derzeit noch uneinheitliche<br />

Bezeichnung dieser<br />

Therapieform; zumal die Hyposensibilisierung<br />

gelegentlich auch<br />

Hypersensibilisierung genannt<br />

wird, wobei hiermit im Unterschied<br />

zur Hyposensibilisierung<br />

der Vorgang beschrieben ist und<br />

nicht das Ergebnis.<br />

Hinter verschiedenen Begriffen<br />

verbirgt sich also eine Methode,<br />

mit der man jeweils dasselbe erreichen<br />

will: die Reduktion einer<br />

überschießenden Immunreaktion<br />

auf ein normales Niveau. Inzwischen<br />

hat sich mehr und mehr der<br />

Begriff der spezifischen Immuntherapie,<br />

abgekürzt SIT, durchgesetzt,<br />

und neuerdings findet auch<br />

das als sublinguale spezifische<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Hyposensibilisierung<br />

5


Hyposensibilisierung<br />

6<br />

Immuntherapie (SLIT) bezeichnete<br />

Alternativverfahren zunehmend<br />

Anwendung. Bei der spezifischen<br />

Immuntherapie (SIT) wird das diagnostizierte<br />

Allergen in Form von<br />

industriell hergestellten Extrakten<br />

subkutan injiziert, d.h. unter die<br />

Haut gespritzt; bei der sublingualen<br />

spezifischen Immuntherapie<br />

(SLIT) hingegen in Tropfenform<br />

unter die Zunge gegeben. Mit der<br />

SLIT kann die Spritze vermieden<br />

werden, was insbesondere für Kinder<br />

und sehr empfindliche Patienten,<br />

die sich vor Injektionen fürchten,<br />

von Vorteil sein kann. Der<br />

Hyposensibilisierung oder spezifischen<br />

Immuntherapie liegt das<br />

Prinzip zugrunde, das Immunsystem<br />

allmählich an ein Allergen<br />

zu gewöhnen. Deshalb spricht man<br />

inzwischen auch von <strong>Allergie</strong>impfung.<br />

Diese Bezeichnung wird von<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO als exakteste Definition<br />

empfohlen. (Zur Verdeutlichung<br />

der unterschiedlichen Begriffe s.<br />

Kasten „Von der Desensibilisierung<br />

zur <strong>Allergie</strong>impfung“).<br />

Für welche Patienten ist<br />

die SIT geeignet?<br />

Die SIT ist angezeigt bei Patienten<br />

mit einer <strong>Allergie</strong> des Sofort-<br />

typs (Typ I – <strong>Allergie</strong>), bei der unmittelbar<br />

oder kurze Zeit nach<br />

Kontakt mit dem Allergen eine<br />

überschießende Immunantwort zu<br />

beobachten ist. Eine Soforttypallergie<br />

ist eine durch das Immunglobulin<br />

E (IgE) vermittelte <strong>Allergie</strong>;<br />

zu dieser Gruppe zählen<br />

auch die Pollen- und Insektengiftallergie.<br />

Der positive Effekt einer<br />

Hyposensibilisierung ist bislang<br />

nur für IgE-vermittelte <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

nachgewiesen worden. Das Verdachtsallergen<br />

muss zuvor unbedingt<br />

im <strong>Allergie</strong>test als Auslöser<br />

der Beschwerden nachgewiesen<br />

werden. Da viele Patienten mehrfach<br />

sensibilisiert sind, ist es auch<br />

möglich eine <strong>Allergie</strong>impfung<br />

durch Injektion mehrerer Allergene<br />

vorzunehmen. Ihre Anzahl sollte<br />

jedoch drei nicht übersteigen.<br />

Zur Sicherheit des Patienten sollten<br />

sowohl der <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>achweis<br />

als auch die Auswahl der Allergenextrakte<br />

zur Injektion oder sublingualen<br />

Anwendung dem Experten,<br />

also dem Facharzt oder der<br />

Fachärztin für Allergologie, überlassen<br />

werden. Allergologen sind<br />

meist Dermatologen (Hautärzte),<br />

Pneumologen (Lungenfachärzte)<br />

oder Hals-, Nasen-, Ohrenärzte mit<br />

spezieller Zusatzausbildung. Kon-<br />

taktadressen niedergelassener Allergologen<br />

sind z. B. im Internet<br />

über Verbände wie den Ärzteverband<br />

Deutscher Allergologen<br />

(ÄDA) unter www.aeda.de in Erfahrung<br />

zu bringen.<br />

Wer profitiert besonders von einer<br />

SIT? Für Patienten mit deutlicher<br />

Einschränkung der Lebensqualität<br />

und / oder einem erhöhten Risiko<br />

durch unbehandelte oder nicht<br />

ausreichend behandelte Pollenallergie<br />

langfristig eine Ausweitung<br />

der Erkrankung auf andere<br />

Organe zu erleiden (Etagenwechsel),<br />

erscheint die Hyposensibilisierung<br />

die Behandlungsmethode<br />

der Wahl zu sein. Gleiches gilt für<br />

Insektengiftallergiker auf Grund<br />

der Gefährlichkeit der zu erwartenden<br />

Immunreaktion.<br />

Dauer und Bedingungen<br />

für eine SIT<br />

Die spezifische Immuntherapie ist<br />

eine mehrjährige Therapie. Hierauf<br />

sollte man sich als Patient vor<br />

Behandlungsbeginn einstellen und<br />

Bereitschaft zur Mitarbeit und<br />

Therapietreue (Compliance) mitbringen.<br />

Der Patient sollte überdies<br />

in der Lage sein, sich langfristig<br />

an einen Arzt zu binden. Geduld,<br />

Ausdauer und ein vertrauensvolles<br />

Arzt-Patient-Verhältnis sind<br />

also wichtige Grundvoraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Durchführung.<br />

Je nach Ausprägung der<br />

Erkrankung und Erfolg der Behandlung<br />

kann sie bis zu fünf Jahren<br />

dauern, im Allgemeinen sind<br />

jedoch zwei bis drei Jahre ausreichend.<br />

Meist erfährt der Patient<br />

schon im 1. Behandlungsjahr eine<br />

spürbare Besserung seiner Symptome,<br />

sodass sich die Motivation<br />

erhöht. Dennoch sollte man<br />

durch diese positive Entwicklung<br />

nicht glauben, die Behandlung nun<br />

vorschnell beenden zu können, da<br />

für einen langfristigen Erfolg die<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Und so kann man den Frühling als Allergiker und nach erfolgreich durchgeführter spezifischer Immuntherapie wieder<br />

genießen...<br />

Dauer der Therapie entscheidend<br />

ist. Auch Kinder können bereits<br />

therapiert werden, sie sollten bei<br />

Behandlungsbeginn aber mindestens<br />

fünf Jahre alt sein. Grundsätzlich<br />

ist jedoch eine Hyposensibilisierung<br />

in jüngeren Lebensjahren<br />

in der Frühphase der<br />

Erkrankung wünschenswert, da<br />

sich in Studien gezeigt hat, dass<br />

bei frühzeitiger Behandlung der<br />

Pollenallergie langfristig eine Ausweitung<br />

auf andere Organe verhindert<br />

werden kann. Besonders hervorzuheben<br />

ist in diesem Zusammenhang<br />

eine internationale<br />

Langzeitstudie, die sogenannte<br />

PAT-Studie zur Präventiven <strong>Allergie</strong>-Therapie.<br />

Mit ihr konnte eindeutig<br />

die vorbeugende Wirkung<br />

der SIT gegenüber der Entwicklung<br />

eines Asthma bronchiale bei<br />

Kindern mit Pollenallergie nachgewiesen<br />

werden.<br />

Tritt die <strong>Allergie</strong> initial im Erwachsenenalter<br />

auf, sollte ebenfalls<br />

vorzugsweise im Frühstadium<br />

der Erkrankung behandelt werden.<br />

Die Applikation des Allergenextrakts<br />

geschieht meist wöchentlich<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

hinweg, wobei man bei Pollenallergien<br />

auch Kurzzeitbehandlungen<br />

noch kurz vor Beginn des<br />

Pollenfluges (sechs Wochen lang)<br />

durchführen kann. Die ganzjährige<br />

Langzeittherapie ist jedoch die<br />

effektivste. Günstigste Zeit für den<br />

Behandlungsbeginn ist der Frühherbst.<br />

Es versteht sich von selbst,<br />

dass bei der SIT Injektionen nur<br />

in der Facharztpraxis durchgeführt<br />

werden können. Der Patient sollte<br />

auch nach der Behandlung noch<br />

einige Zeit (mind. 30 Min.) zur Beobachtung<br />

möglicher Reaktionen<br />

in der Praxis bleiben.<br />

Bei der SLIT, bei der die Allergenextrakte<br />

in Tropfenform verabreicht<br />

werden, kann dem zuverlässigen<br />

und disziplinierten Patienten<br />

die Verantwortung für die regelmäßige<br />

und exakt dosierte Einnahme<br />

weitgehend selbst übertragen<br />

werden. Für welchen Patienten<br />

eher die SIT oder alternativ die<br />

SLIT geeignet ist, muss im Einzelfall<br />

vom behandelnden Arzt<br />

entschieden werden. Selbstverständlich<br />

liegt bei der Behandlung<br />

von Kindern mit der SLIT die<br />

Kontrolle in erster Linie bei den<br />

Eltern, die die Kooperationsbereitschaft<br />

ihres Kindes realistisch einschätzen<br />

und absolut verlässlich<br />

sein müssen. Inzwischen stehen<br />

auch Allergenextrakte zur Applikation<br />

mittels Dosierpumpe zur<br />

Verfügung, die dem Patienten nach<br />

entsprechender Anleitung die Einnahme<br />

erleichtern.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Ratiopharm<br />

Hyposensibilisierung<br />

7


Hyposensibilisierung<br />

8<br />

Die Immuntherapie gliedert sich in<br />

zwei Phasen: Die erste Therapiephase<br />

bezeichnet man als Aufbauphase,<br />

in der das Allergen bis zur<br />

individuellen Höchstdosis gesteigert<br />

wird (i.d.R. wöchentliche<br />

Gaben). In der zweiten, der Erhaltungsphase,<br />

wird das Allergen in<br />

größeren Abständen appliziert.<br />

Jetzt soll sich das Immunsystem<br />

an das Allergen gewöhnen und die<br />

allergische Reaktion ausbleiben.<br />

Bei der Rush-Therapie handelt es<br />

sich um eine effektive, besonders<br />

schnell wirksame Form der Hyposensibilisierung,<br />

bei der die Dosissteigerungsphase<br />

auf lediglich drei<br />

bis fünf Tage begrenzt ist. In Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit ist diese<br />

Form mit der Standardhyposensibilisierung<br />

vergleichbar.<br />

Auch bei der Dosiserhaltungsphase<br />

sind Injektionen nur in größeren<br />

Zeitabständen erforderlich,<br />

sodass diese Therapie hinsichtlich<br />

der Patientencompliance den<br />

aufwändigeren Behandlungsformen<br />

überlegen ist. Während der<br />

gesamten Behandlungszeit muss<br />

der Patient - soweit möglich - darum<br />

bemüht sein, das Allergen zu<br />

meiden. Bei Patienten mit schweren<br />

Allgemeinerkrankungen ist<br />

von einer Hyposensibilisierung<br />

grundsätzlich abzuraten. Für die<br />

erfolgreiche Behandlung ist die<br />

hohe Qualität der Allergenextrakte<br />

unerlässlich, gleich ob nun als<br />

Injektionslösung oder in Tropfenform<br />

appliziert. In Deutschland ist<br />

die allergologische Abteilung des<br />

Paul-Ehrlich-Instituts für die Zulassung<br />

und Chargenprüfung von<br />

Allergenextrakten zuständig. Innerhalb<br />

der EU wird seit 1998 die<br />

Zulassung von Allergenextrakten<br />

vom Gesetzgeber verlangt. Beim<br />

Paul-Ehrlich-Institut sind Präparate<br />

aller bekannten europäischen<br />

Hersteller registriert.<br />

Welche Nebenwirkungen<br />

und was tun?<br />

Rötungen und leichte Schwellungen<br />

sind häufiger an der Injektionsstelle<br />

zu beobachten; diese<br />

Reaktionen sind jedoch meist<br />

harmlos. Seltener treten Juckreiz<br />

und Hautveränderungen, sowie<br />

Atemnot und Husten auf. Manche<br />

Patienten klagen über Hitzegefühl<br />

oder Störungen des Allgemeinbefindens<br />

wie Kopfschmerzen,<br />

Kreislaufstörungen und Schwindel.<br />

Gelegentlich kommt es auch<br />

zur Bildung von Quaddeln. Bei<br />

Bedarf kann die erreichte Dosis<br />

vom Arzt zunächst wieder geringfügig<br />

reduziert werden, denn jeder<br />

Patient benötigt seine individuelle<br />

Gewöhnungszeit. Sollten -<br />

wie in sehr seltenen Fällen -<br />

schwer wiegende Reaktionen und<br />

erhebliches Krankheitsgefühl<br />

noch während des Aufenthaltes in<br />

der Arztpraxis oder später auftreten,<br />

ist sofort ein Arzt zu verständigen.<br />

Wie bereits erwähnt, gehört<br />

zu einer verantwortungsvollen<br />

Behandlung auch die sorgfältige<br />

Überwachung durch den betreuenden<br />

Facharzt, damit unerwünschte<br />

Wirkungen weitestgehend ausgeschlossen<br />

bzw. im Notfall umgehend<br />

behandelt werden können.<br />

Hierzu zählt auch der regelmäßige<br />

Austausch mit dem Arzt über<br />

aktuelle Erkrankungen, unspezifische<br />

Krankheitssymptome und /<br />

oder eventuell einzunehmende<br />

oder selbstverordnete Medikamente<br />

vor jedem einzelnen Behandlungstermin.<br />

Am Tag der Injektion<br />

sollten sich die Patienten<br />

etwas schonen, d.h. insbesondere<br />

auf sportliche Aktivitäten verzichten<br />

oder starke körperliche<br />

Belastungen meiden. Wer z.B. aus<br />

beruflichen Gründen Probleme<br />

hat, dieser Empfehlung nachzukommen,<br />

sollte bereits im Vorgespräch<br />

seinen Arzt darauf hinweisen.<br />

Hohe Kosten und wer<br />

bezahlt?<br />

In der Regel werden bei entsprechender<br />

Indikation die Kosten für<br />

die Behandlung von den Krankenkassen<br />

übernommen. Auf Grund<br />

der mehrjährigen Therapiedauer<br />

könnte man oberflächlich betrachtet<br />

vermuten, es handele sich um<br />

eine sehr kostenintensive Behandlungsmethode.<br />

Eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />

(Märtens u. Lobermeyer,<br />

2001) errechnete jedoch<br />

langfristig eine erhebliche Kostenersparnis<br />

bei der Behandlung von<br />

Patienten mit leichtem und mittelschwerem<br />

allergischem Asthma.<br />

Über einen Zeitraum von zehn<br />

Jahren ergibt sich durch die Standardbehandlung<br />

von leichtem oder<br />

mittelschwerem allergischem<br />

Asthma pro Patient eine Anhäufung<br />

der Kosten auf € 7 695. Diese<br />

Kosten können durch Behandlung<br />

mit der spezifischen Immuntherapie<br />

auf € 3 342 reduziert werden.<br />

Das ergibt eine Kostenersparnis<br />

von insgesamt 57% (errechnet<br />

aus direkten und indirekten Kosten).<br />

Darüber hinaus kam die<br />

Analyse zu dem Ergebnis, dass der<br />

Bedarf an Medikamenten zur symptomatischen<br />

Behandlung bis zu<br />

95% sinkt. Drei Jahre nach der<br />

Behandlung benötigen Asthmatiker<br />

noch eine Medikation zur Behandlung<br />

ihrer Symptome von lediglich<br />

5%. Laut Ergebnis der Studie<br />

könnten von den ca. 1,82 Mio.<br />

Asthmakranken in Deutschland<br />

1,05 Mio. von einer spezifischen<br />

Immuntherapie profitieren.<br />

Sind Neuentwicklungen<br />

und Alternativen in Sicht?<br />

Neben der bereits erwähnten, im<br />

Journal of Allergy and Clinical<br />

Immunology (JACI) veröffentlichten<br />

PAT-Studie gibt es vielfältiges<br />

Studienmaterial zur spezifischen<br />

Immuntherapie oder Hyposensibilisierung.<br />

Die Weltgesundheitsor-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


ganisation (WHO) ist der Auffassung,<br />

dass es sich bei der <strong>Allergie</strong>impfung<br />

bzw. SIT derzeit um die<br />

einzige verfügbare <strong>Allergie</strong>therapie<br />

handelt, die den natürlichen<br />

Ablauf einer allergischen Erkrankung<br />

positiv beeinflussen kann.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie<br />

und Klinische Immunologie<br />

(DGAI) unterhält eine ArbeitsgemeinschaftHyposensibilisierung,<br />

die sich aus einer Gruppe<br />

namhafter Wissenschaftler zusammensetzt,<br />

die sich mit der Erforschung<br />

und Weiterentwicklung der<br />

SIT beschäftigt. Forscherteams<br />

arbeiten ständig an der Fortentwicklung<br />

hyposensibilisierender<br />

Therapiemaßnahmen, so z. B. an<br />

der Peptid-Therapie und der gentherapeutischenHyposensibilisierung.<br />

Des weiteren wird bereits die Behandlung<br />

mit einem umfassend<br />

wirksamen Antiallergikum propagiert,<br />

um speziell Patienten mit<br />

Mehrfachsensibilisierung (allergische<br />

Reaktionen durch mehr als<br />

drei auslösende Faktoren) zu helfen.<br />

Bei dieser unspezifischen<br />

Immuntherapie (UIT) lässt man<br />

ganz im Gegensatz zur SIT die<br />

exakte Definition des Allergens<br />

außer Acht und konzentriert sich<br />

statt dessen ausschließlich auf die<br />

Reduktion von Entzündungsprozessen<br />

beim allergischen Geschehen<br />

allgemein durch Gabe des<br />

unspezifischen Antiallergikums.<br />

Diese Behandlungsmethode soll<br />

auch bei Autoimmunkrankheiten<br />

erfolgreich eingesetzt werden können.<br />

Befürworter heben das geringere<br />

Risiko von Nebenwirkungen<br />

hervor. (BG) �<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Das überwiegend in den USA und<br />

Kanada vorkommende Traubenkraut<br />

(bot. Ambrosia) wächst an<br />

Straßen, auf Weiden, Feldern und<br />

kargen Flächen. Der Pollenflug<br />

beginnt im Spätsommer und zieht<br />

sich bis in den Herbst hinein. Die<br />

schnell wachsende Pflanze produziert<br />

Pollen in großer Menge. Das<br />

gemeine Traubenkraut wird auch<br />

bitterweed oder hogweed genannt.<br />

Man differenziert unterschiedlich<br />

hoch wachsende ein- und mehrjährige<br />

Frucht tragende Pflanzen. Die<br />

Blätter sind verzweigt, die kleinen<br />

harten Früchte des gemeinen Traubenkrauts<br />

tragen am Ende mehrere<br />

kurze, spitze Nadeln.<br />

Ihr hohes <strong>Allergie</strong>potenzial ist in<br />

den USA seit langem bekannt.<br />

Dort ist das zur Familie der Korbblütler<br />

(Compositae) zählende<br />

R a g w e e d - A l l e r g i e<br />

Gefahr durch<br />

Pollen aus den USA<br />

Deutschland in den Fußstapfen<br />

der USA: Auch Ragweed-Kraut bei<br />

uns jetzt heimisch.<br />

Alk-Scherax<br />

Traubenkraut häufigster <strong>Allergie</strong>auslöser.<br />

Die allergischen Reaktionen<br />

sind meist erheblich und äußern<br />

sich in einer schweren Rhinokonjunktivitis<br />

und häufig akuten<br />

Asthmaanfällen. Mit zunehmender<br />

Ausbreitung wächst die Zahl<br />

der möglichen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> gegen das<br />

Traubenkraut auch in Europa. Inzwischen<br />

wurde seine Ansiedelung<br />

im französischen Rhône-Tal<br />

beobachtet. Professor Karl-Christian<br />

Bergmann (Ärzteverband<br />

Deutscher Allergologen) 1 fordert<br />

daher dazu auf, bei entsprechender<br />

Symptomatik einer Pollenallergie<br />

ohne nachgewiesenen<br />

Auslöser auch an die Möglichkeit<br />

einer Ragweed-<strong>Allergie</strong> zu denken.<br />

Eine Untersuchung zur Prävalenz<br />

der spezifischen Allergenreaktivität<br />

bei ungarischen Kindern mit allergischenAtemwegserkrankungen<br />

ergab, dass die <strong>Allergie</strong> gegen<br />

Traubenkraut mit einer durchschnittlichen<br />

Prävalenz von 24%<br />

dort bereits stärker verbreitet ist,<br />

wobei die Häufigkeit in den verschiedenen<br />

Jahren (Beobachtungszeitraum<br />

1992 – 2000, 2 124 Kinder)<br />

erheblich variierte. So waren<br />

1993 nur 19% betroffen, während<br />

es 1999 36% waren. 2<br />

Quellen:<br />

1 ÄDA-Informationsdienst<br />

2 Prevalence of Specific Allergen Reactivity in<br />

Hungarian Children with Respiratory<br />

Allergic Diseases, Endre, Sóti, Du Buske,<br />

Budapest/Hungary; Fitchburg, USA<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Allergische<br />

Erkrankungen<br />

9


Wohnraumsanierung<br />

10<br />

S e l b s t h i l f e m a ß n a h m e n<br />

<strong>Allergie</strong>prävention durch<br />

Wohnraumsanierung<br />

Bei einigen nachgewiesenen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> ist die Karenz, d.h. striktes<br />

Vermeiden von Allergenkontakt, die erste, erfolgversprechendste<br />

Option zur Reduzierung der allergischen Beschwerden. Anders<br />

als bei jeder eventuell später erforderlichen medikamentösen<br />

Behandlung sind bei der Allergenkarenz neben dem gewünschten<br />

positiven Effekt keine Nebenwirkungen zu befürchten. Erfolgreich<br />

ist die Vermeidung bzw. Reduzierung von Allergenen insbesondere<br />

bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> gegen Hausstaubmilben, Schimmelpilze und<br />

Tierhaare und bedingt auch Innenraumallergene durchführbar.<br />

Dies geschieht vornehmlich durch Wohnraumsanierung. Was zunächst<br />

in vielen Fällen aufwändig wirken mag, zahlt sich langfristig<br />

aus und schützt die Gesundheit aller Mitbewohner. So kann<br />

eine Wohnraumsanierung auch als Präventivmaßnahme sinnvoll<br />

sein, wenn einer oder mehrere Wohnungsnutzer besonders<br />

allergiegefährdet sind bzw. ein Kind mit erhöhtem <strong>Allergie</strong>risiko<br />

in eine Allergikerfamilie hineingeboren wird.<br />

Das Bett – Lebensraum<br />

der Milbe<br />

Selbst bei größtmöglicher Hygiene<br />

ist Staub und damit die Anwesenheit<br />

von Hausstaubmilben in<br />

keinem Haushalt zu vermeiden.<br />

Kennt man jedoch die Lebensbedingungen<br />

und bevorzugten Lebensräume<br />

dieser nur unter dem<br />

Mikroskop erkennbaren Tierchen,<br />

kann man ihre verstärkte Ausbreitung<br />

zumindest eindämmen und<br />

damit das Milbenallergen (der<br />

Milbenkot, nicht die Milbe selbst<br />

ist <strong>Allergie</strong>auslöser) reduzieren.<br />

Bekanntermaßen fühlen sich Milben<br />

in feucht-warmer Umgebung<br />

am wohlsten. So bevorzugen sie<br />

Bettmatratzen als Aufenthaltsort<br />

mit den besten Bedingungen für<br />

eine stetige Vermehrung. Wurde<br />

eine Milbenallergie nachgewiesen,<br />

ist die Minimalmaßnahme die Benutzung<br />

so genannter Encasings.<br />

Das sind milbendichte Bett- und<br />

Matratzenbezüge, deren Wirksamkeit<br />

als effiziente Hilfe zur Vorbeugung<br />

gegen die Ausbreitung einer<br />

Milbenpopulation bestätigt<br />

werden konnte. Durch diese Maßnahme<br />

werden die Milben in ihrem<br />

Hauptlebensraum isoliert und<br />

das Milbenallergen kann nicht<br />

nach außen dringen. Zusätzlichen<br />

Schutz bieten synthetische Pestizide<br />

(Akarizide) oder alternativ<br />

Produkte aus Niembaumöl, das<br />

den Milben durch die enthaltenen<br />

Bitterstoffe die Nahrung vergällt<br />

und somit eine weitere Ausbreitung<br />

verhindert (beides erhältlich<br />

in Apotheken). Damit können Matratzen,<br />

Polstermöbel etc. besprüht<br />

werden. Beim Kauf von Encasings<br />

ist darauf zu achten, dass diese neben<br />

milben- und allergendicht<br />

auch wasserdampf- und luftdurchlässig<br />

sind. Sie blocken das Allergen<br />

nur dann zuverlässig ab, wenn<br />

die Poren so beschaffen sind, dass<br />

Allergene nicht durch sie hindurchdringen<br />

können. Encasings<br />

sollten häufig gewaschen werden.<br />

Es besteht bei nachgewiesener<br />

<strong>Allergie</strong> die Möglichkeit der Kostenübernahme<br />

durch die Krankenkassen.<br />

Werden keine Encasings<br />

für die Bettüberzüge verwendet,<br />

muss die Bettwäsche häufig,<br />

am besten einmal wöchentlich<br />

bei hohen Temperaturen (95%) gewaschen<br />

werden. Matratzen sollten<br />

gründlich gereinigt werden, ältere<br />

Matratzen ausgewechselt und<br />

die neuen am besten gleich vor<br />

Erstbenutzung mit den genannten<br />

milbenabtötenden Mitteln behandelt<br />

und mit Encasings versehen<br />

werden.<br />

Wer zusätzlich Pollenallergiker ist<br />

oder an allergischem Asthma leidet,<br />

sollte insbesondere in der<br />

Pollenflugzeit die Kleidung außerhalb<br />

des Schlafraumes ablegen<br />

und auslüften, die Haare möglichst<br />

täglich waschen und sich nicht im<br />

Schlafzimmer kämmen, da zum<br />

einen mit dem Haar Pollen ins Bett<br />

gebracht werden und zum anderen<br />

Haare und abgeschilferte Hautschuppen<br />

eine gute Nahrungsquelle<br />

für Hausstaubmilben darstellen.<br />

Die Kuscheltiere von allergischen<br />

oder auch allergiegefährdeten Kindern<br />

müssen häufig gewaschen<br />

werden. Bekannt ist die Abtötung<br />

der Milben durch Erfrieren, indem<br />

man die Stofftiere mindestens 24<br />

Std. lang ins Tiefkühlgefach legt.<br />

Wer ganz sicher gehen will, sollte<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


ei Kindern mit hohem <strong>Allergie</strong>risiko<br />

allergikergerechte Kuscheltiere<br />

im Fachhandel erwerben, die<br />

aus speziellen milben- und allergendichten<br />

Stoffen und Materialien<br />

gefertigt sind.<br />

Ausstattung und Pflege von<br />

Wohn- und Schlafräumen<br />

Heizlüfter und andere Heizgeräte,<br />

die mit Gebläse betrieben werden,<br />

sind zu vermeiden. Heizdecken im<br />

Bett können dagegen bei Hausstaubmilbenallergie<br />

durchaus<br />

sinnvoll sein, da sie das Bett trocken<br />

halten. Vor Inbetriebnahme<br />

der Heizung in der Herbst-/Wintersaison<br />

sollte Staub auf Heizkörpern<br />

entfernt und diese sollten<br />

sorgfältig gereinigt werden, um<br />

Staubaufwirbelung durch Wärme<br />

zu vermeiden. Bei der Wohnungseinrichtung<br />

sind Polstermöbel ungünstig,<br />

ebenso Textil- und Strukturtapeten.<br />

Lederbezüge sind<br />

Stoffbezügen vorzuziehen. Vorhandene<br />

Teppichböden sollte man<br />

möglichst durch feucht wischbare<br />

Fußbodenbeläge ersetzen oder –<br />

wo dies nicht möglich ist – allergenreduzierend<br />

behandeln. Glatte<br />

Böden sind regelmäßig mit dem<br />

Staubsauger abzusaugen. Trockene<br />

Tücher, Besen und Bürsten sind<br />

zu vermeiden, da sie den Staub<br />

lediglich verteilen und für weitere<br />

Verbreitung im Raum sorgen. Der<br />

Staubsauger sollte über einen<br />

Feinstaubfilter verfügen und die<br />

Beutel sollten in kurzen Abständen<br />

und die Filter sachgemäß gewechselt<br />

werden. Putzarbeiten mit<br />

starker Staubverteilung sollten<br />

möglichst nicht vom allergischen<br />

Patienten selbst bzw. in Gegenwart<br />

eines stark allergiegefährdeten<br />

Kindes durchgeführt werden.<br />

Wenn die Übernahme dieser Arbeiten<br />

durch andere jedoch nicht<br />

möglich ist, kann beim Staubsaugen<br />

und Staubwischen eine Staubschutzmaske<br />

von Nutzen sein, die<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

es preisgünstig im Fachhandel<br />

gibt. Man sollte überlegen, ob Gardinen<br />

unbedingt nötig sind oder,<br />

wenn man sich für Vorhänge entscheidet,<br />

waschbare leichte Stoffe<br />

wählen. Kleidung und Bücher<br />

sind vorzugsweise nur in geschlossenen<br />

Schränken aufzubewahren,<br />

also nicht in offenen Regalen. Bei<br />

der Dekoration ist es ratsam auf<br />

typische Staubfänger wie beispielsweiseDekorationsgegenstände<br />

aus Trockenblumen zu verzichten.<br />

Regelmäßig lüften und<br />

Luftschadstoffe reduzieren<br />

Wichtig ist regelmäßiges kurzzeitiges<br />

Lüften, um die Luftfeuchtigkeit<br />

möglichst niedrig zu halten.<br />

Kurzes intensives Durchlüften des<br />

Wohnraums, so genanntes Querlüften,<br />

ist viel effektiver als ständiges<br />

Lüften durch gekippte Fenster.<br />

Hierbei kommt es lediglich<br />

zur Abkühlung im Raum, weil ein<br />

kräftiger Luftaustausch ausbleibt.<br />

Gelüftet werden sollte mehrmals<br />

täglich – besonders in den Morgen-<br />

und Abendstunden. Insbesondere<br />

in Gebieten mit hoch-<br />

Dr. Beckmann<br />

Encasings sind eine effektive<br />

Methode zum Schutz gegen<br />

Hausstaubmilben<br />

belasteter Luft ist jedoch im Sommer<br />

bei erhöhten Ozonwerten und<br />

im Winter bei Smog Vorsicht geboten.<br />

Luftreiniger und Luftfilter<br />

zur Reduzierung von Innenraumallergenen,<br />

insbesondere Zigaret-<br />

tenrauch, sind oftmals sehr teuer<br />

und ihr Nutzen wird unterschiedlich<br />

bewertet. Besser ist in jedem<br />

Falle - nicht nur zur Verringerung<br />

der Wohnraumbelastung sondern<br />

vor allem zum Schutze des eigenen<br />

Organismus und damit der eigenen<br />

Gesundheit - das Rauchen<br />

aufzugeben und auch Besucher zu<br />

bitten, die Wohnung als rauchfreie<br />

Zone zu akzeptieren. Außerhalb<br />

des Wohnbereiches sollten Familien<br />

mit Allergikern oder allergiegefährdeten<br />

Kindern im Übrigen<br />

auch im Auto nicht rauchen.<br />

Die Belastung durch andere<br />

Innenraumschadstoffe als den<br />

Tabakrauch sollte soweit wie möglich<br />

reduziert werden. Die toxische<br />

Wirkung von bestimmten Umweltchemikalien<br />

ist weitgehend<br />

erforscht, während die allergene<br />

Wirkung dieser Stoffe bzw. ihr<br />

zusätzlicher Einfluss auf bereits<br />

bestehende allergische Erkrankungen<br />

noch größtenteils unbekannt<br />

ist. Mit der Luft werden eine Menge<br />

Allergene transportiert, die<br />

schwer zu „greifen“ sind. Im häuslichen<br />

Bereich sind es neben den<br />

Allergenen natürlicher Herkunft<br />

wie Milbenkot, Tierhaare oder<br />

Schimmelpilze auch Innenraumschadstoffe<br />

chemischer Herkunft,<br />

die z. B. in Baumaterialien (Wandfarbe<br />

etc.), Einrichtungsgegenständen<br />

(z. B. behandeltes Möbelholz),<br />

in der Raumausstattung<br />

(Teppichböden etc.) enthalten<br />

sind. Innenraumschadstoffe zählen<br />

zu den Inhalationsallergenen; sie<br />

wirken auf die Atemwege und äußern<br />

sich in ständigem Niesreiz,<br />

tränenden Augen oder Luftmangel.<br />

Durch die Vielfalt der bei Bau<br />

und Ausstattung der Wohnung verwendeten<br />

Materialien in Verbindung<br />

mit den naturgemäß vorhandenen<br />

Innenraumschadstoffen ist<br />

es oft extrem schwierig, den eine<br />

<strong>Allergie</strong> auslösenden oder zumin-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Wohnraumsanierung<br />

11


Wohnraumsanierung<br />

12<br />

dest fördernden Stoff zu identifizieren.<br />

Als wichtige Innenraumschadstoffe<br />

mit hohem <strong>Allergie</strong>potenzial<br />

gelten Formaldehyd und<br />

Isocyanate. Mittel zum Konservieren<br />

und Härten in Kunststoffen<br />

sowie Lösungsmittel in Lacken<br />

und Farben, deren Anteile im Endprodukt<br />

für den Verbraucher oft<br />

nicht mehr ersichtlich sind, können<br />

ebenfalls zu Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

führen. Inzwischen<br />

wurde der Begriff des Sick-<br />

Building-Syndroms (SBS) geprägt,<br />

das sich in einem vielfältigen<br />

Krankheitsbild mit Kopfschmerzen,<br />

Depressionen, allergischen<br />

Symptomen, Müdigkeit und<br />

Leistungsminderung äußert, jedoch<br />

vorwiegend Menschen an<br />

Arbeitsplätzen mit hoher Schadstoffbelastung<br />

betrifft. Ist eine Familie<br />

allergiegefährdet oder sind<br />

bereits ein oder mehrere Familienmitglieder<br />

an einer <strong>Allergie</strong> erkrankt,<br />

empfiehlt sich eine umfassende<br />

umweltmedizinische Beratung<br />

durch entsprechende Fachstellen.<br />

An Renovierungsarbeiten<br />

sollten sich Betroffene nicht selbst<br />

beteiligen. Umweltmedizinische<br />

Fachberatung bieten einige Gesundheitsämter<br />

größerer Städte<br />

oder umweltmedizinische Zentren<br />

an Universitäten. Solche Stellen<br />

können auch über Raumluftmessungen<br />

informieren bzw. mitteilen,<br />

wer für die Durchführung<br />

dieser an Ihrem Wohnort qualifiziert<br />

ist.<br />

Schimmelpilze lieben es<br />

feucht<br />

Ähnliche Maßnahmen zur Reduzierung<br />

von Allergenen innerhalb<br />

des Wohnbereiches gelten für die<br />

Schimmelpilzallergie. Feuchtigkeit<br />

ist der beste Nährboden für<br />

das Wachstum von Schimmelpilzen.<br />

Deshalb liegt der Schwerpunkt<br />

bei der Allergenkarenz in<br />

der Reduktion von Feuchtigkeit im<br />

Umfeld des Allergikers. Die Zimmertemperatur<br />

im Schlafzimmer<br />

sollte nachts niedrig gehalten, die<br />

Heizung jedoch nicht abgedreht<br />

sondern nur gedrosselt werden,<br />

denn ein vollständiges Abkühlen<br />

der Räume ist wegen Gefahr der<br />

erhöhten Feuchtigkeitsbildung zu<br />

vermeiden. Dies gilt auch bei vorübergehender<br />

Nichtbenutzung von<br />

Räumen. Wohnungen und Häuser<br />

mit Tageslichtbädern sind vorzuziehen,<br />

da durch regelmäßiges<br />

Öffnen der Fenster für ausreichenden<br />

Luftaustausch gesorgt werden<br />

kann und damit erhöhte Konzentration<br />

von Feuchtigkeit im Badezimmer<br />

vermieden wird. Ungünstig<br />

sind von der Decke bis zum<br />

Boden geflieste Bäder. Durch die<br />

Kompletttäfelung mit Wandkacheln<br />

und darüber hinaus meist<br />

noch Wand-zu-Wand-Belag mit<br />

Fußbodenfliesen kann die Nässe<br />

im Bad nicht mehr entweichen, da<br />

es nirgendwo zur Feuchtigkeitsaufnahme<br />

kommen kann. Luftfilter<br />

und Luftbefeuchter sollte man<br />

nicht verwenden, da sie meist von<br />

Schimmelpilzen besiedelt werden<br />

und bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Asthma<br />

hohe Luftfeuchtigkeit nicht noch<br />

verstärkt sondern verringert werden<br />

muss. Luftbefeuchter sind im<br />

Allgemeinen in Deutschland auch<br />

nicht notwendig, da die Luftfeuchtigkeit<br />

ohnehin eher zu hoch ist,<br />

sodass eine zusätzliche Befeuchtung<br />

der Luft überflüssig erscheint.<br />

Als erstrebenswert gelten<br />

ca. 40 – 55% Luftfeuchtigkeit in<br />

Innenräumen, bis maximal 65%<br />

kann toleriert werden, ab 50% ist<br />

die Entwicklung von Milben begünstigt<br />

und zu Schimmelpilzbefall<br />

kommt es ab ca. 80% relative<br />

Luftfeuchte. Ein Hygrometer<br />

zur regelmäßigen Überprüfung der<br />

Luftfeuchtigkeit im häuslichen<br />

Umfeld ist nicht nur für Allergiker<br />

sondern auch gesunde Menschen<br />

empfehlenswert. Das Auf-<br />

stellen von Topfpflanzen - zumindest<br />

im Schlafbereich - sollte besser<br />

unterbleiben, da die feuchte<br />

Erde ideale Voraussetzungen für<br />

die Bildung von Schimmelpilz<br />

bietet. Darüber hinaus ziehen<br />

Topfpflanzen Staub an und sind<br />

daher auch für Hausstaubmilbenallergiker<br />

ungünstig. Möbel sollten<br />

zur besseren Luftzirkulation<br />

immer in gewissem Abstand von<br />

der Wand aufgestellt werden und<br />

nicht direkt auf dem Boden stehen.<br />

Vorteilhafter sind Schränke und<br />

Betten auf Füßen, um Abstand<br />

zum Fußboden zu wahren, ebenso<br />

ist auf ausreichenden Abstand<br />

zur Decke zu achten. Gartenarbeit<br />

ist keine geeignete Aktivität für<br />

Betroffene, da sich in verrottenden<br />

Blättern und Pflanzenteilen (Kompost)<br />

immer Schimmelpilze befinden.<br />

Man sollte sie also vorzugsweise<br />

anderen Hausbewohnern<br />

überlassen oder in Auftrag geben.<br />

Schimmelpilzallergiker müssen<br />

auf absolut frische Nahrungsmittel<br />

und peinliche Sauberkeit im<br />

Kühlschrank achten. Nahrungsmittelreste<br />

müssen in geeigneten<br />

geschlossenen Behältern aufbewahrt<br />

werden. Obst und Gemüse<br />

sollte sicherheitshalber nur geschält<br />

verzehrt und Obst- und<br />

Gemüseabfälle zur Vermeidung<br />

von Schimmelpilzbildung im Abfalleimer<br />

sofort außerhalb der<br />

Wohnung entsorgt werden.<br />

Sanierung bei<br />

Schimmelbefall<br />

Sind bereits feuchte Flecken mit<br />

oder ohne sichtbare Schimmelpilzbildung<br />

in den Wohnräumen vorhanden,<br />

müssen Fachleute zwecks<br />

gründlicher Sanierung zu Rate<br />

gezogen werden, um eine weitere<br />

Ausbreitung und damit verstärkte<br />

gesundheitliche Gefährdung der<br />

Hausbewohner zu verhindern.<br />

Fälschlicher Weise wird davon<br />

ausgegangen, dass eine Schimmel-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


pilzbildung schon alleine durch<br />

muffigen Geruch in der Wohnung<br />

zu erkennen sei. Dies ist jedoch<br />

nicht immer der Fall. Häufig sind<br />

dann umfangreiche Renovierungsmaßnahmen<br />

die Folge. Meist müssen<br />

befallene Baumaterialien ausgetauscht<br />

werden, da der Pilz<br />

kaum durch geeignete Mittel wirksam<br />

bekämpft und tatsächlich entfernt<br />

werden kann. Bei dieser Gelegenheit<br />

sollte man zur Verwendung<br />

möglichst schadstoffarmer<br />

Materialien übergehen und die erforderliche<br />

Maßnahme als Chance<br />

für die Gesundung von Mensch<br />

und Lebensumfeld betrachten.<br />

<strong>Allergie</strong>prävention durch<br />

Haustierhaltung?<br />

Bei der Tierhaarallergie besteht die<br />

Karenz im Wesentlichen in der<br />

Kontaktvermeidung mit dem Tier,<br />

durch das die <strong>Allergie</strong> ausgelöst<br />

wird. Dies bedeutet gerade für<br />

Kinder ein schwerer Schritt und<br />

bedarf der einfühlsamen Erklärung<br />

durch Eltern und Betreuer. Ist eine<br />

<strong>Allergie</strong> so ausgeprägt, dass zur<br />

Sicherheit des Kindes ein vorhandenes<br />

Haustier aus der Familie<br />

gänzlich entfernt werden muss und<br />

auch ein weiterer Kontakt nicht<br />

aufrecht erhalten werden kann,<br />

muss im Interesse des Tieres ebenso<br />

wie des Kindes und eventuell<br />

vorhandener Geschwisterkinder,<br />

die ebenfalls Verzicht üben müssen,<br />

sicher gestellt sein, dass Katze,<br />

Hund oder anderer fell- oder<br />

federtragender Hausgenosse in liebevolle<br />

Hände gegeben werden.<br />

Nicht das Haarkleid des Tieres<br />

selbst sondern Körperflüssigkeiten<br />

wie Schweiß, Speichel oder Urin<br />

des Tieres, die sich an das Haar<br />

anlagern, sind das eigentliche Allergen.<br />

Die Haltung von Haustieren<br />

in Familien mit Kleinkindern<br />

wird unter Allergologen derzeit<br />

kontrovers diskutiert. Ob von Anfang<br />

an ein konsequenter Verzicht<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

auf Haustierhaltung bei Kindern<br />

mit eventuell erhöhtem <strong>Allergie</strong>risiko<br />

tatsächlich die beste <strong>Allergie</strong>prävention<br />

ist, wird zurzeit in<br />

Fachkreisen zunehmend angezweifelt,<br />

da Studien ergaben, dass<br />

eine frühzeitige Exposition gegenüber<br />

Tierfell und Federn auch eine<br />

vorbeugende Wirkung haben kann<br />

und möglicherweise die Neigung<br />

zu <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> reduziert. Bevor jedoch<br />

eine klare Aussage hierzu<br />

gemacht und eine entsprechende<br />

Empfehlung ausgesprochen werden<br />

kann, sind noch weitere umfangreiche<br />

Studien zur Erforschung<br />

dieser These notwendig<br />

und insbesondere Fell aber auch<br />

Feder tragende Haustiere sollten<br />

lieber nicht in Familien mit Allergikern<br />

oder allergiegefährdeten<br />

Kindern leben. Auch Fische sind<br />

nicht unbedingt eine sichere Alternative,<br />

da sich eine Überempfindlichkeit<br />

gegen das Fischfutter entwickeln<br />

kann. Zudem kann ein<br />

Aquarium zur unerwünschten Erhöhung<br />

der Luftfeuchte in der<br />

Wohnung beitragen. Bei den Tierhaarallergien,<br />

die durch Haustiere<br />

ausgelöst werden, ist besonders<br />

die Katzenhaarallergie zu nennen.<br />

Das Hauptallergen unter den im<br />

Fell der Katze bekannten Allergenen<br />

ist das Fel d1. Dieses luftgetragene<br />

Allergen besitzt durch<br />

seine Schwebfähigkeit die Eigenschaft<br />

sich weit zu verbreiten und<br />

auch nach dem Auszug der Katze<br />

aus der Wohnung und aufwändigen<br />

Reinigungsmaßnahmen ist<br />

Fel d1 noch lange nachweisbar.<br />

Deshalb ist bei bekannten heftigen<br />

Reaktionen auf Katzenhaare auch<br />

sorgfältig abzuwägen, ob man eine<br />

Wohnung bezieht, in der zuvor<br />

Katzen gelebt haben – dies gilt<br />

natürlich ganz besonders für volloder<br />

teilmöblierte Studenten- oder<br />

Wochenendwohnungen. Ähnliches<br />

kann über die Hundehaarallergie<br />

ausgesagt werden. Da<br />

Tierhaare sich leicht überall verteilen,<br />

ist eine vollständige Karenz<br />

selbstverständlich (auch im eigenen<br />

Wohnbereich) nicht möglich.<br />

Durch Tierhaare an den Kleidungsstücken<br />

von Haustierbesitzern,<br />

die zu Besuch kommen, werden<br />

beispielsweise Allergene in<br />

die Wohnung transportiert. Dasselbe<br />

gilt für Kindergärten, Schulen,<br />

öffentliche Verkehrsmittel und alle<br />

Orte, an denen es zu Begegnungen<br />

mit Tierhaltern und Tieren<br />

kommt.<br />

Verantwortung für’s eigene<br />

Wohlbefinden übernehmen<br />

Da eine Exposition gegenüber<br />

Hausstaubmilben, Schimmelpilzen<br />

oder Tierhaaren in unserer natürlichen<br />

Umwelt niemals hundertprozentig<br />

ausgeschlossen werden<br />

kann, ist absolute Karenz bei<br />

diesen allergischen Erkrankungen<br />

nicht möglich, jedoch wesentlich<br />

leichter durchführbar als beispielsweise<br />

bei der Pollenallergie, wo<br />

dem Selbstschutz erhebliche Grenzen<br />

gesetzt sind. In vielen Fällen<br />

kommt es bereits durch die genannten<br />

Maßnahmen zur größtmöglichen<br />

Vermeidung des bekannten<br />

Allergens zu einer deutlichen<br />

Linderung der Beschwerden.<br />

Patienten sollten diese Chance der<br />

positiven Einflussnahme unbedingt<br />

nutzen, bevor es zu Verschlechterungen<br />

des Krankheitsbildes<br />

kommt und möglicherweise<br />

eine Dauerbehandlung mit antiallergisch<br />

wirkenden Medikamenten<br />

unabdingbar wird. (BG)<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Wohnraumsanierung<br />

13


Rehabilitation<br />

14<br />

Der chronischen Erkrankung rechtzeitig entgegen wirken<br />

Möglichkeiten der<br />

medizinischen und beruflichen<br />

Rehabilitation bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen will mit einem breiten<br />

Spektrum geeigneter Therapiemaßnahmen durch ein Team<br />

professioneller Behandler aller eingebundenen Berufsgruppen<br />

eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten bewirken.<br />

Dazu gehören: Langfristig Lebensqualität sichern, Folgeerkrankungen<br />

vorbeugen und durch Information und Verhaltenstraining<br />

das Leben mit der Krankheit erleichtern. Menschen mit<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Atemwegserkrankungen sollten bei entsprechender<br />

Indikation das Angebot der medizinischen Rehabilitation nutzen,<br />

die inzwischen auch vom Gesetzgeber als wichtiger Teil der<br />

medizinischen Gesamtversorgung chronisch Kranker anerkannt<br />

wurde. Neben der stationären Aufnahme in einer auf das Krankheitsbild<br />

spezialisierten Klinik gibt es Möglichkeiten der teilstationären<br />

oder ambulanten Rehabilitation.<br />

Verbesserte<br />

Gesamtversorgung<br />

Eine <strong>Allergie</strong> ist eine chronische<br />

Erkrankung, die vielfach durch<br />

entsprechende Maßnahmen zur<br />

Allergenvermeidung und gegebenenfalls<br />

ergänzende Akut- oder<br />

Dauerbehandlung mit anti-allergisch<br />

wirkenden Medikamenten<br />

heute gut behandelbar ist. Chronisch<br />

Kranke müssen lernen, dass<br />

die Krankheit evtl. langsam verläuft,<br />

aber auf jeden Fall eine lange<br />

Zeit Begleiter sein wird. Fast<br />

jeder <strong>Allergie</strong>kranke kennt diese<br />

schleichende Entwicklung: was<br />

einmal mit einer erhöhten <strong>Allergie</strong>bereitschaft<br />

begann, hat sich<br />

über Jahre hinweg zu einem ausgedehnten<br />

Krankheitsbild mit vielfältigen<br />

<strong>Allergie</strong>symptomen und<br />

einer zunehmenden Hyperreagibilität<br />

(erhöhte Reaktionsfähigkeit)<br />

und Hypersensibilität gegenüber<br />

einer immer größer werdenden<br />

Zahl allergieauslösender Stoffe<br />

ausgewachsen. Wo jedoch Mittel<br />

der Akutversorgung und Selbsthilfe<br />

durch geeignete Karenzmaßnahmen<br />

nicht mehr ausreichend<br />

sind, setzt medizinische Rehabilitation<br />

ein.<br />

In diesem Zusammenhang ist das<br />

zum 1. Juli 2001 in Kraft getretene<br />

Sozialgesetzbuch 9 (SGB IX)<br />

auch für allergiekranke Menschen<br />

von Interesse. Es sieht medizinische<br />

Rehabilitation als festen Be-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

iKOMM


standteil der Gesundheitssicherung<br />

vor. Es besteht erstmals in der<br />

Geschichte der Bundesrepublik<br />

ein Rechtsanspruch auf medizinische<br />

Rehabilitation für chronisch<br />

Kranke und Behinderte, wobei der<br />

Anspruch von der Ursache für die<br />

chronische Erkrankung bzw. Be-<br />

hinderung unbeeinflusst bleibt.<br />

Eine Krankheit ist laut Gesetzgeber<br />

als chronisch zu bezeichnen,<br />

wenn sie länger als sechs Monate<br />

besteht. Dies trifft bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

aller Art in der Regel immer zu und<br />

gilt ebenso für das allergische<br />

Asthma und das atopische Ekzem<br />

(Neurodermitis). Um den früher<br />

oft langwierigen Prozess von der<br />

Antragstellung bis hin zur Bewilligung<br />

einer Reha-Maßnahme zu<br />

vereinfachen, regelt das Gesetz<br />

schnelle Entscheidungswege. Innerhalb<br />

von zwei Wochen nach<br />

Eingang eines Reha-Antrages<br />

muss über die Zuständigkeit befunden<br />

werden, d.h. der Antragsteller<br />

muss schriftlich über Annahme<br />

bzw. Ablehnung oder ggf.<br />

Weiterleitung an einen anderen, in<br />

seinem Falle zuständigen, Leistungsträger<br />

informiert werden.<br />

Verzögerungen sind nur erlaubt,<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

wenn ein Gutachten veranlasst<br />

werden muss. Darüber hinaus regelt<br />

das Gesetz eine Qualitätssicherung<br />

durch die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Rehabilitation<br />

(BAR) und sieht ein enges Zusammenwirken<br />

von Rehaträgern vor.<br />

Seine Schaffung verdankt das<br />

SGB IX u.a. der verstärkten Bedeutung<br />

von Prävention – so<br />

kommt der Vermeidung von Folgeerkrankungen<br />

große Wichtigkeit<br />

zu, ebenso dem Management<br />

der chronischen Erkrankung in<br />

Alltag und Beruf. Dies gilt im Bereich<br />

der allergischen Erkrankungen<br />

insbesondere für die Rehabilitation<br />

von Kindern und Jugendlichen,<br />

die häufig davon betroffen<br />

sind. Der Gesetzgeber hat gerade<br />

hier erkannt, wie wichtig frühzeitige<br />

Diagnose und Förderung sind,<br />

damit rechtzeitig zu erwartende<br />

Verschlechterungen des Krankheitsbildes<br />

und Folgeerkrankungen<br />

abgewendet sowie Betroffenen<br />

beispielsweise bei der Wahl<br />

eines geeigneten Berufes Orientierungshilfe<br />

gegeben werden kann.<br />

Der Weg vom Antrag zur<br />

Bewilligung<br />

Eine Rehabilitationsmaßnahme ist<br />

allgemein bei chronischen Erkrankungen<br />

- so auch der <strong>Allergie</strong> - bei<br />

feststehender Diagnose angezeigt.<br />

Aber auch bereits bei drohender<br />

Entstehungsprozess von Behinderung und Ansatzpunkte für Intervention in der Rehabilitation (mod. nach Gerdes &<br />

Weiss 2000 und nach Kaiser, Hochgebirgsklinik Davos)<br />

Erkrankung (z. B. verstärkter <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>eigung)<br />

kann medizinische<br />

Rehabilitation genehmigt werden.<br />

Bei einer chronischen Manifestation<br />

muss der Betroffene insbesondere<br />

lernen, langfristig - mit dem<br />

Ziel des größtmöglichen Erhalts<br />

an Lebensqualität - mit der Krankheit<br />

zu leben, sich vor Exazerbationen<br />

(Verschlechterungen) und<br />

vor zusätzlichen Gefahrenquellen<br />

(z. B. weiteren potenziellen Allergenen)<br />

zu schützen und Therapiemöglichkeiten<br />

zur Linderung der<br />

allergischen Symptomatik kennen<br />

und nutzen können.<br />

Interessenten für eine stationäre<br />

Rehabilitationsmaßnahme sollten<br />

zunächst ihren behandelnden Arzt<br />

oder Kinderarzt darauf ansprechen<br />

und bei Befürwortung selbst einen<br />

Antrag auf medizinische Rehabilitation<br />

beim zuständigen Kosten-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Rehabilitation<br />

15


Rehabilitation<br />

16<br />

träger stellen, der durch ein Gutachten<br />

des behandelnden Arztes<br />

gestützt wird. In diesem Gutachten<br />

kann der Arzt in Absprache mit<br />

dem Patienten auch eine ihm besonders<br />

geeignet erscheinende<br />

Klinik vorschlagen. Ein Anspruch<br />

auf Bewilligung der Maßnahme in<br />

gerade dieser Einrichtung besteht<br />

jedoch nicht. Bei Zuständigkeit<br />

der Unfallversicherung (z. B. bei<br />

Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten)<br />

gelten gesonderte Bestimmungen.<br />

Die beiden wichtigsten<br />

Leistungsträger sind die gesetzliche<br />

Kranken- und Rentenversicherung.<br />

Für Erwerbstätige mit einer<br />

rentenversicherungspflichtigen<br />

Tätigkeit oder auch Arbeitslose<br />

und Sozialhilfeempfänger ist die<br />

Rentenversicherung zuständig.<br />

Für Kinder, Jugendliche, Haus-<br />

frauen und nicht mehr erwerbstätige<br />

ältere Menschen sind dies die<br />

gesetzlichen Krankenkassen. Darüber<br />

hinaus gibt es noch weitere<br />

Leistungsträger.<br />

Die Kostenträger prüfen die medizinische<br />

Notwendigkeit und die<br />

Zuständigkeit. Sollte ein ablehnender<br />

Bescheid ergehen, kann der<br />

Patient innerhalb von vier Wochen<br />

von seinem Widerspruchsrecht<br />

Gebrauch machen. Bei der Formulierung<br />

des Widerspruchs kann der<br />

behandelnde Arzt den Patienten<br />

unterstützen; der Antrag wird dann<br />

erneut vom Kostenträger geprüft.<br />

Wird eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme<br />

von Krankenoder<br />

Rentenversicherung bewilligt,<br />

müssen sich erwachsene Patienten<br />

ab Vollendung des 18. Lebensjahres<br />

mit einer Zuzahlung<br />

von € 10.- /Tag für die Dauer von<br />

28 Tagen an den Kosten beteiligen;<br />

in Härtefällen gelten Sonderregelungen<br />

wie verminderte Zuzahlung<br />

oder Befreiung. Einzelheiten<br />

sind bei den Leistungsträgern<br />

zu erfragen.<br />

Die Auswahl der richtigen Klinik trägt zum Erfolg der Reha-Maßnahme bei.<br />

Auf eine attraktive Umgebung muss dabei nicht verzichtet werden<br />

Wurde die Maßnahme zur medizinischen<br />

Rehabilitation bewilligt,<br />

sollte sich der Patient vertrauensvoll<br />

auf das Angebot „seiner“<br />

Reha-Einrichtung einlassen, wo<br />

ihn ein speziell für sein Krankheitsbild<br />

geschultes Team von Medizinern,<br />

Physiotherapeuten, Diät-<br />

assistenten etc. nach Erstellung<br />

eines individuellen Therapieplans<br />

behandelt, betreut und berät. Er hat<br />

sich mit seinem Antrag auf Rehabilitation<br />

dafür entschieden, bewusst<br />

etwas für die Verbesserung<br />

seines Gesundheitszustandes zu<br />

tun und aktiv den Heilungsprozess<br />

zu fördern. So wie der Rehabilitand<br />

höchsten Einsatz für seine<br />

Gesundheit seitens der Rehaeinrichtung<br />

erwarten kann, so erwartet<br />

auch die Klinik von ihm die<br />

Bereitschaft zu Mitarbeit und Kooperation<br />

sowie Eigenverantwortlichkeit<br />

bei der Umsetzung des<br />

Erlernten, denn nur so ist Rehabilitation<br />

von dauerhaftem Erfolg.<br />

Als gelungen gilt medizinische<br />

Rehabilitation, wenn die Gesundheit<br />

stabilisiert, eine Verbesserung<br />

der Lebensqualität erzielt, die Eingliederung<br />

in Berufs-, Privat- und<br />

Sozialleben gelungen und langfristig<br />

Pflegebedürftigkeit vorgebeugt,<br />

Arbeitsunfähigkeit reduziert<br />

und Berufsunfähigkeit abgewendet<br />

werden kann.<br />

Stationär, teilstationär oder<br />

ambulant?<br />

Medizinische Rehabilitation kann<br />

auch außerhalb von Kliniken<br />

durchgeführt werden. So gibt es<br />

alternativ die Möglichkeit in eine<br />

teilstationäre Maßnahme aufgenommen<br />

zu werden, bei der der<br />

Patient sich lediglich zur Teilnahme<br />

an Therapiemaßnahmen -<br />

meist tagsüber - in der Rehabilitationseinrichtung<br />

aufhält und die<br />

restliche Zeit zuhause verbringt.<br />

Bei der ambulanten, wohnortnahen<br />

Reha beschränkt sich die<br />

Rehabilitation auf die Verordnung<br />

von Maßnahmen, die der Patient<br />

regelmäßig an seinem Wohnort<br />

oder dessen Nähe in einer dafür<br />

geeigneten Einrichtung wahrnimmt.<br />

Welche Rehabilitationsart<br />

die richtige ist, hängt insbesondere<br />

vom Schweregrad der Erkran-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Mutter-Kind-Kuren


kung und der Dringlichkeit ab.<br />

Diese müssen vom behandelnden<br />

Arzt, dem Medizinischen Dienst<br />

oder einem Sozialdienst realistisch<br />

eingeschätzt werden.<br />

Auch wenn es verschiedene Möglichkeiten<br />

der Rehabilitation gibt,<br />

ist in den meisten Fällen die stationäre<br />

Aufnahme in einer Rehabilitationsklinik<br />

vorzuziehen. In<br />

der so genannten ESTAR-Studie<br />

zur Erfassung der Effektivität stationärerRehabilitationsmaßnahmen<br />

bei Kindern und Jugendlichen<br />

mit Bronchialasthma - eine<br />

auf mehrere Jahre angelegte Analyse,<br />

die insbesondere auch die<br />

Langzeiteffekte der sowohl ambulanten<br />

als auch stationär durchgeführtenRehabilitationsmaßnahmen<br />

berücksichtigt - konnte ein<br />

Vorsprung der stationären Rehabi-<br />

litation gegenüber der ambulanten,<br />

wohnortnahen Reha nachgewiesen<br />

werden. Zwei weitere Effektivitätsstudien<br />

zur Ergebnisqualität<br />

in der Behandlung von Neurodermitis<br />

und Asthma in der Kinder-<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

rehabilitation bestätigten darüber<br />

hinaus - ohne Heranziehung einer<br />

Vergleichsgruppe - die hohe Wirksamkeit<br />

und den langfristigen Erfolg<br />

von stationären Reha-Aufenthalten<br />

(Quelle: Zentrum für Klinische<br />

Psychologie und Rehabilitation).<br />

Dennoch gibt es große Befürworter<br />

der ambulanten Rehabilitation.<br />

Als Vorteil einer wohnortnahen<br />

Reha nennen sie, dass der Patient<br />

in seine Alltags- und Familien-<br />

Zur Rehabilitation gehört nach heutigen Erkenntnissen auch das<br />

Patiententraining. Es soll u.a. zur Verhaltensänderung beitragen. Es soll<br />

aber auch Klarheit in die Vielfalt der Medikamente bringen, wie sie<br />

beispielsweise oben abgebildet sind.<br />

situation eingebunden bleibt, denn<br />

gerade das soll er lernen: den Umgang<br />

mit der Erkrankung in Beruf<br />

und persönlichem Umfeld zu meistern.<br />

Die Kliniksituation ist eine<br />

Sondersituation, die durch ihr Her-<br />

ratiopharm<br />

ausgelöstsein aus den alltäglichen<br />

Anforderungen und Problemen<br />

zwar gute Regenerationsmöglichkeiten<br />

bietet, jedoch nicht realitätsnah<br />

ist. Sie bezweifeln, dass der<br />

Patient das beim stationären Aufenthalt<br />

erworbene Wissen und die<br />

erlernten Fähigkeiten später in seinen<br />

Alltag mühelos wird integrieren<br />

können. Befürworter des Aufenthaltes<br />

in einer Klinik sehen<br />

wiederum gerade im Abstand zum<br />

Alltag in Familie und Beruf und<br />

im Zusammensein mit ebenso Be-<br />

troffenen eine große Chance für<br />

den Rehabilitanden, sich in geschütztem<br />

Rahmen ohne Verpflichtungen<br />

gegenüber Familienmitgliedern<br />

oder Vorgesetzten mit<br />

der eigenen gesundheitlichen Situation<br />

und deren Verbesserung -<br />

auch in Gruppenprozessen - auseinandersetzen<br />

zu können.<br />

Ambulante Rehabilitation bedeutet<br />

sicherlich eine höhere Belastung<br />

für den Patienten, kann andererseits<br />

aber auch als Herausforderung<br />

betrachtet werden. Zudem<br />

ist ein höheres Maß an Motivation<br />

und Eigenverantwortlichkeit<br />

erforderlich, was viele Patienten<br />

sich erst in der Kliniksituation<br />

unter fachlicher Anleitung und in<br />

der Gemeinschaft mit anderen Patienten<br />

erwerben und erarbeiten<br />

müssen. Selbstverständlich kann<br />

W. Petro<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Rehabilitation<br />

17


Rehabilitation<br />

18<br />

Sport ist fester Bestandteil der Rehabilitation, wobei er nicht immer so extrem ausfallen muss. Krankheitsspezifische<br />

körperliche Betätigung wie Lungensport ist für alle machbar.<br />

nur individuell entschieden werden,<br />

welche Form der Rehabilitation<br />

am geeignetsten erscheint.<br />

Faktoren, die diese Entscheidung<br />

beeinflussen, sind z. B. die aktuelle<br />

Arbeits- und Familiensituation<br />

des Rehabilitanden. So mag für<br />

den einen ein im Regelfall sechswöchigerRehabilitationsaufenthalt<br />

aus beruflichen Gründen<br />

kaum durchführbar sein, sodass<br />

eine ambulante Reha eine gute<br />

Alternative ist, während man einer<br />

Mutter, die mehrere Kleinkinder<br />

zu versorgen hat, vorzugsweise<br />

einen stationären Aufenthalt<br />

empfehlen wird. In diesen können<br />

auch die Kinder mit einbezogen<br />

werden, wenn ihre angemessene<br />

Betreuung während des Reha-<br />

Aufenthaltes der Mutter anderenfalls<br />

nicht gewährleistet werden<br />

kann. Für alleinerziehende Väter<br />

kann diese Lösung ebenfalls von<br />

Interesse sein. In jedem Falle kann<br />

wohnortnahe - also ambulant<br />

durchgeführte - Rehabilitation im<br />

Anschluss an einen Klinikaufenthalt<br />

im Sinne einer Nachbetreuung<br />

zur Festigung des Rehabilitationserfolges<br />

beitragen.<br />

Allergologische<br />

Rehabilitation<br />

In der allergologischen Rehabilitation<br />

kann eine entsprechend eingerichtete<br />

Fachklinik dem Patienten<br />

ein breites Spektrum an Diagnose-<br />

und Behandlungsmöglichkeiten<br />

bieten, einschließlich Patiententraining<br />

zur Vorbereitung<br />

auf „die Zeit danach“. Das enge<br />

Zusammenwirken aller am Heilungsprozess<br />

beteiligten Behandler<br />

ist ein großer Vorteil und ermöglicht<br />

ein auf den Patienten individuell<br />

zugeschnittenes Therapieprogramm<br />

zu entwickeln. Rehabilitationsmaßnahmen<br />

in der<br />

Allergologie umfassen neben der<br />

naturgegebenen Klimatherapie<br />

(Lage der Klinik in allergenarmer<br />

Region wie Hochgebirge oder<br />

Meeresküste) Physiotherapie mit<br />

Bewegungs-, Atem-, Bäder- und<br />

evtl. Lichttherapie, Krankengymnastik,<br />

Massagen und sonstigen<br />

Heilanwendungen auch Ergotherapie,<br />

Patientenschulung (z. B.<br />

Hautbeschaffenheit und -behandlung<br />

/ Atem- und Inhalationstechniken)<br />

und Ernährungsberatung<br />

mit Nutzung der Lehrküche, sowie<br />

psychologische Betreuung in Einzel-<br />

und Gruppensitzungen, Autogenes<br />

Training, Entspannungstechniken<br />

und evtl. Musik- oder<br />

Kunsttherapie.<br />

In der Diagnostik stehen umfassendeUntersuchungsmöglichkeiten<br />

wie bildgebende Verfahren,<br />

Testverfahren wie <strong>Allergie</strong>- und<br />

Provokationstests zur weiteren<br />

Ausdifferenzierung potenzieller<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


Allergene, Lungenfunktionsprüfung,<br />

immunologische Laboranalysen<br />

sowie oecotrophologische<br />

Verfahren wie Ausschlussdiäten<br />

bei Nahrungsmittelallergien zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus besteht<br />

in der therapiefreien Zeit die Gelegenheit<br />

zu Sport und Spiel in gesunder<br />

Luft sowie Erkundung einer<br />

naturschönen Umgebung bei<br />

Wanderungen und Ausflügen.<br />

Allergologische Rehabilitation berücksichtigt<br />

auch den hohen und<br />

weiter zunehmenden Anteil von<br />

Kleinkindern unter den <strong>Allergie</strong>kranken.<br />

Für sie gibt es Rehabilitationsangebote<br />

(z. B. im Rahmen<br />

dreiwöchiger Mutter-/Vater-Kind-<br />

Kuren) unter Einbeziehung eines<br />

oder beider Elternteile bzw. eines<br />

Betreuers des erkrankten Kindes.<br />

Berufliche Rehabilitation<br />

Ist der Rehabilitand an seinem Arbeitsplatz<br />

Stoffen ausgesetzt, die<br />

bei ihm die <strong>Allergie</strong> ausgelöst oder<br />

verstärkt haben, ist eine eingehende<br />

Beratung zur beruflichen Rehabilitation<br />

erforderlich, denn was<br />

hilft jegliche noch so wirksame<br />

Reha-Maßnahme, wenn der Patient<br />

anschließend wieder mit den<br />

krankheitsverursachenden Allergenen<br />

in Berührung kommt. Hier<br />

muss gemeinsam nach Lösungen<br />

gesucht werden. Vorrangig ist der<br />

Versuch, den Arbeitsplatz durch<br />

entsprechende Schutzmaßnahmen<br />

und -ausrüstung zu erhalten. Der<br />

Arbeitgeber bzw. die Berufsgenossenschaft<br />

muss für die Bereitstellung<br />

dieser Arbeitsschutzmittel (z.<br />

B. Schutzhandschuhe) Sorge tragen<br />

und der Betroffene muss<br />

selbstverständlich ordnungsgemäß<br />

Gebrauch davon machen. Wird<br />

hierdurch keine Besserung erzielt,<br />

sollte geprüft werden, ob der allergiekranke<br />

Arbeitnehmer entsprechend<br />

den Kapazitäten des Arbeitgebers<br />

z. B. innerhalb des Betrie-<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

bes an einen anderen Arbeitsplatz<br />

versetzt werden kann. Ist dies nicht<br />

zu verwirklichen, weil z. B. kein<br />

allergenfreier (oder -reduzierter)<br />

Arbeitsplatz in diesem Betrieb zur<br />

Verfügung steht, bleibt häufig bei<br />

jüngeren Arbeitnehmern ohne<br />

Aussicht auf erfolgreiche Wiedereingliederung<br />

ins Berufsleben als<br />

Alternative nur eine Umschulung<br />

in einen anderen Beruf. Eine vorzeitige<br />

Berufsaufgabe wegen <strong>Allergie</strong><br />

muss unbedingt verhindert<br />

werden. Dann bleibt nur noch die<br />

Möglichkeit einer Frühberentung<br />

wegen Berufskrankheit. Um solchen<br />

Entwicklungen entgegen zu<br />

wirken, kann heute das persönliche<br />

<strong>Allergie</strong>risiko bei einer ärztlichen<br />

Untersuchung bereits vor<br />

Aufnahme einer betrieblichen Berufsausbildung<br />

laut Vorschrift des<br />

Jugendarbeitsschutzgesetzes geprüft<br />

werden, um vorzeitig eine<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>eigung oder bereits bestehende<br />

allergische Erkrankung<br />

zu erfassen und die Betroffenen<br />

ggf. bei der Berufswahl dahingehend<br />

zu beraten, dass langfristig<br />

gesundheitliche Schäden<br />

durch Berufsallergene, Frustrationen<br />

durch vorzeitigen Ausbildungsabbruch<br />

und nicht zuletzt<br />

hohe Kosten vermieden werden<br />

können.<br />

In Einrichtungen zur beruflichen<br />

und medizinischen Rehabilitation<br />

besteht darüber hinaus die Möglichkeit<br />

vor Eintritt ins Berufsleben<br />

oder vor einer geplanten Umschulung<br />

an berufsvorbereitenden<br />

Bildungsmaßnahmen teilzunehmen,<br />

das künftige Arbeitsfeld<br />

praktisch zu erproben und die Eignung<br />

für den angestrebten Beruf<br />

medizinisch und psychologisch<br />

abklären zu lassen. Angebote zur<br />

Berufsfindung sollten unbedingt<br />

wahrgenommen werden, um späteren<br />

leidvollen Erfahrungen im<br />

Berufsleben vorzubeugen.<br />

Allergiker aller Altersgruppen, ob<br />

beruflich, im häuslichen Bereich<br />

oder im natürlichen Umfeld durch<br />

Allergene gefährdet und beeinträchtigt,<br />

sollten die vielfältigen<br />

Möglichkeiten zu mehr Information,<br />

Prävention und Reduktion<br />

der allergischen Symptomatik<br />

durch frühzeitige Rehabilitation<br />

nutzen. (BG) �<br />

Inhalte<br />

pneumologischer<br />

Kinderreha<br />

München. Die Indikation für<br />

pneumologische Rehabilitation ist<br />

stets dann gegeben, wenn das therapeutische<br />

Ziel mit den verfügbaren<br />

ambulanten Therapiemöglichkeiten<br />

nicht erreicht werden<br />

kann. Ziele einer solchen Maßnahme<br />

sind vor allem eine Verbesserung<br />

der Krankheitsbewältigung<br />

und das Lernen eines guten Krankheitsmanagements.<br />

Patientenschulung für Kind und<br />

Eltern, Verbesserung der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit durch<br />

Sport sowie das Erstellen eines<br />

Rehabilitationsplanes gemeinsam<br />

mit dem Patienten und seinen Eltern<br />

sind nur einige Bausteine der<br />

Kinderrehabilitation, die Dr. Rainer<br />

Stachow, Ärztlicher Leiter der<br />

Fachklinik Sylt, Westerland während<br />

eines Symposiums anlässlich<br />

des 44. Pneumologenkongresses<br />

in München vorstellte. In Deutschland<br />

leiden eineinhalb Millionen<br />

Kinder an Asthma und anderen<br />

pulmonalen Erkrankungen. Obwohl<br />

2001 nur rund 11.600 Kinder<br />

und Jugendliche mit chronischen<br />

Erkrankungen der Atemwege<br />

an Rehabilitationsmaßnahmen<br />

teilgenommen haben, stellten sie<br />

Fortsetzung Seite 23<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Rehabilitation<br />

19


<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />

20<br />

a l l e r g i c a - W o r k s h o p: D a s I n t e r v i e w<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> bei Kindern in<br />

öffentlichen<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

In Deutschland ist bereits<br />

jedes dritte Kind Allergiker.<br />

Allergische Erkrankungen<br />

wie Asthma bronchiale,<br />

Neurodermitis, Pollen- und<br />

Nahrungsmittelallergie<br />

nehmen stetig zu. Viele<br />

Kinder sind mehrfach<br />

sensibilisiert. Erzieher und<br />

Lehrer in Kindergarten,<br />

Schule und anderen Betreuungseinrichtungen<br />

sind<br />

daher zunehmend gefordert,<br />

adäquat auf diese<br />

Situation zu reagieren. Der<br />

Informationsbedarf ist groß.<br />

Dies zeigte sich bei einem<br />

Workshop für BetreuerInnen<br />

von betroffenen<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

anlässlich der allergica, der<br />

Fach- und Publikumsmesse,<br />

die sich speziell<br />

dem Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und<br />

Atemwegserkrankungen<br />

widmet. Bettina A. Geßlein,<br />

Redakteurin des <strong>PAAN</strong><br />

JOURNALS fragte Andrea<br />

Schulze, Erzieherin in einer<br />

integrativen Einrichtung für<br />

Kinder mit und ohne Behinderungen<br />

in Frankfurt und<br />

Teilnehmerin an dem<br />

Workshop nach ihren Eindrücken.<br />

Unsere Interviewpartnerin, die Erzieherin Andrea Schulze plädiert eindeutig für<br />

mehr „<strong>Allergie</strong>-Fortbildung“ für ihren Berufszweig. Was sie hier an einer Puppe<br />

demonstriert, ist auch effektiv für Neurodermitisbabys: Massage zur Verbesserung<br />

der Mutter-Kind-Bindung<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


Frau<br />

?<br />

Schulze, gibt es in dem Kindergarten,<br />

in dem Sie arbeiten,<br />

Kinder mit <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und wenn ja,<br />

wie wurden Sie darauf aufmerksam?<br />

A.S.: Ja, wir haben allergische<br />

Kinder in unserer Einrichtung. Vor<br />

Aufnahme eines Kindes wird<br />

grundsätzlich ein Gespräch mit<br />

den Eltern geführt, in dem auch<br />

eventuelle Erkrankungen zur<br />

Sprache kommen. So werden wir<br />

im Allgemeinen auf eine bestehende<br />

<strong>Allergie</strong> bei einem Kind aufmerksam<br />

gemacht. Die andere<br />

Möglichkeit ist, dass wir selbst bei<br />

einem Kind Auffälligkeiten wie<br />

ungewöhnliche Hauterscheinungen,<br />

Juckreiz, ständig laufende<br />

Nase oder Verhaltensänderungen<br />

beobachten, die auf eine allergische<br />

Reaktion hinweisen könnten.<br />

?<br />

Welche <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> kommen am häufigsten<br />

vor?<br />

A.S.: Am häufigsten begegnet uns<br />

im Kindergarten die Pollenallergie<br />

mit den typischen Symptomen wie<br />

tränende Augen und rinnende Nase.<br />

Auch Asthma und Neurodermitis<br />

kommen vor.<br />

?<br />

Kennen Sie KollegInnen, die mit<br />

dem Problem <strong>Allergie</strong> im Berufsalltag<br />

konfrontiert sind?<br />

A.S.: Unsere Kindertagesstätte arbeitet<br />

offen, somit haben alle Bezugspersonen<br />

mit allen Kindern<br />

Kontakt und werden mit den vielfältigen<br />

Krankheiten (z. B. <strong><strong>Allergie</strong>n</strong>)<br />

konfrontiert.<br />

?<br />

Wurden in Ihrer sozialpädagogischen<br />

Ausbildung Grundkenntnisse<br />

über Kinderkrankheiten vermittelt<br />

und das Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> behandelt?<br />

Wenn ja, fanden Sie die<br />

Informationen ausreichend und<br />

für den Umgang in der praktischen<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Arbeit mit Kindern hilfreich?<br />

A.S.: Meine Ausbildung liegt erst<br />

einige Jahre zurück. Im Rahmen<br />

des Biologie-Unterrichts wurden<br />

Grundkenntnisse über Kinderkrankheiten<br />

vermittelt, <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

wurden dabei jedoch nicht angesprochen.<br />

Leider wird das Thema<br />

<strong>Allergie</strong> als häufige Erkrankung<br />

der Kindheit noch zu sehr vernachlässigt.<br />

Ich habe keinerlei Informationen<br />

aus der Berufsausbildung,<br />

auf die ich zurückgreifen könnte<br />

und muss mir selbst die erforderlichen<br />

Kenntnisse aneignen.<br />

?<br />

Beeinflusst die Anwesenheit allergischer<br />

Kinder den Gruppenprozess?<br />

Welche Konsequenzen ziehen<br />

Sie daraus für Ihre Gruppenarbeit?<br />

Versuchen Sie Angebote zu<br />

machen, die allen Kindern gerecht<br />

werden, sodass Allergiker sich<br />

nicht ausgeschlossen fühlen?<br />

A.S.: Zu dieser Frage muss ich sagen,<br />

dass die Integration in unserer<br />

Einrichtung für behinderte und<br />

nicht behinderte Kinder natürlich<br />

grundsätzlich im Vordergrund<br />

steht. Um dieses Ziel zu fördern,<br />

arbeiten wir in offenen Gruppen;<br />

die Kinder können frei entscheiden,<br />

welche Angebote sie annehmen<br />

wollen, sodass es eine kontinuierliche<br />

Arbeit mit einer festen<br />

Gruppe selten gibt. Wenn ein Kind<br />

Allergiker ist, fällt dies nicht besonders<br />

auf, da unsere Kinder auf<br />

Grund ihrer vielfältigen Behinderungen<br />

(von leicht bis schwerst<br />

mehrfach behindert) ohnehin sehr<br />

individuelle Bedürfnisse haben,<br />

auf die wir mit spezifischen Angeboten<br />

eingehen. Eine Ausgrenzung<br />

auf Grund einer <strong>Allergie</strong><br />

konnte ich noch nicht beobachten.<br />

?<br />

Greifen Sie das Thema <strong>Allergie</strong><br />

situationsbezogen auf und nutzen<br />

es als Chance (noch) nicht betrof-<br />

fene Kinder und deren Eltern darüber<br />

zu informieren?<br />

A.S.: Ja, das Thema kann dann aktuell<br />

werden, wenn beispielsweise<br />

ein Kind Geburtstag hat. Unsere<br />

Kinder dürfen sich immer eine<br />

besondere Aktivität zu ihrem Geburtstag<br />

wünschen. Dies kann ein<br />

Schwimmbad-, ein Zoobesuch,<br />

eine Rasierschaumparty etc. sein.<br />

Wenn ein allergisches Kind an der<br />

Feier auf Grund seiner Erkrankung<br />

nicht teilnehmen kann, besprechen<br />

wir gemeinsam mit dem einladenden<br />

Kind, ob es eventuell einen<br />

Kompromiss gibt oder wie wir das<br />

Problem lösen können, damit das<br />

allergische Kind auf jeden Fall<br />

teilnehmen kann. Bisher haben wir<br />

immer eine Möglichkeit gefunden,<br />

alle einzubeziehen. Kinder sind da<br />

oft wesentlich kooperativer, als<br />

wir Erwachsene manchmal denken.<br />

?<br />

Wie sollte eine sinnvolle Elternarbeit<br />

aussehen?<br />

A.S.: Im Rahmen eines Elternabends<br />

könnte das Thema <strong>Allergie</strong><br />

aufgegriffen werden. Man sollte<br />

dabei aber nicht so sehr die Einschränkungen,<br />

die mit der Erkrankung<br />

verbunden sind, herausstreichen,<br />

sondern Alternativen aufzeigen<br />

und vermitteln, dass ein Kind<br />

dennoch - unter Berücksichtigung<br />

seiner Krankheit - glücklich aufwachsen<br />

kann. Zum Beispiel muss<br />

der bei vielen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> erforderliche<br />

Verzicht nicht unbedingt<br />

ständig überbetont werden. Ein regelmäßiger<br />

Austausch mit den Eltern<br />

ist selbstverständlich. Vor allem<br />

sollte den Eltern eines allergischen<br />

Kindes das Gefühl gegeben<br />

werden, dass man sie ernst<br />

nimmt, denn sie kennen ihr Kind<br />

am besten. Dieses Vertrauen ist<br />

auch gerade dann wichtig, wenn<br />

man als Erzieherin selbst die All-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />

21


<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />

22<br />

ergie noch nicht wahrgenommen<br />

hat.<br />

?<br />

Wie können Sie bei Frühstück,<br />

Kindergeburtstag und anderen<br />

Feiern in Ihrer Einrichtung sicher<br />

sein, dass Kinder mit Nahrungsmittelallergien<br />

risikolos daran<br />

teilnehmen können? Wie können<br />

Sie z.B.den Austausch mitgebrachter<br />

Nahrungsmittel vermeiden,<br />

wobei ja ein gegenseitiges Anbieten<br />

und Miteinander teilen im Rahmen<br />

der Erziehung zum sozialen<br />

Verhalten durchaus wünschenswert<br />

sein kann?<br />

A.S.: Jedes Kind bringt sein eigenes<br />

Frühstück von zuhause mit. Da<br />

wir ein so genanntes offenes Frühstück<br />

anbieten, d.h. es gibt keine<br />

feste Zeit, zu der sich alle zum gemeinsamen<br />

Frühstück am Tisch<br />

einfinden - ist eine absolute Kontrolle<br />

niemals möglich und es kann<br />

durchaus vorkommen, dass Kinder<br />

die mitgebrachten Nahrungsmittel<br />

untereinander austauschen.<br />

Die Hauptverantwortung liegt hier<br />

bei den Eltern, die ihrem allergischen<br />

Kind genau vermitteln müssen,<br />

was es zu sich nehmen darf<br />

und was nicht. Die Kinder achten<br />

aber meist gut auf sich selbst, da<br />

sie ihre Auslöser bereits kennen<br />

und wissen, welche Folgen es hat,<br />

wenn sie sich nicht an ihre Diätvorschriften<br />

halten. Sollte es doch<br />

einmal zum Austausch von Nahrungsmitteln<br />

mit unangenehmen<br />

Folgen für das allergische Kind<br />

kommen, könnte z. B. eine Lösung<br />

sein, dass das betroffene Kind einmal<br />

ein größeres Frühstück mitbringt<br />

und von seinen erlaubten<br />

Nahrungsmitteln an die besten<br />

Freunde abgibt oder dass man zusammen<br />

entsprechend den Bedürfnissen<br />

des Allergikers kocht oder<br />

backt, und dann gemeinsam das<br />

Zubereitete isst. Wenn es einem<br />

Kind sehr schwer fällt zu verzich-<br />

ten, kann man auch eine Überraschungsalternative<br />

parat halten,<br />

z. B. eine erlaubte Süßigkeit.<br />

?<br />

Wird in Ihrer Einrichtung ein Mittagessen<br />

für die Kinder angeboten?<br />

Wenn ja, kochen Sie selbst<br />

oder wird es - wie wohl in den<br />

meisten Fällen - von einem Catering-Service<br />

geliefert? Können Sie<br />

zuverlässig nachvollziehen, welche<br />

Zutaten die Gerichte enthalten?<br />

A.S.: Ja. Die Mahlzeiten werden<br />

von der Stadtküche der Stadt<br />

Frankfurt geliefert und gemeinsam<br />

eingenommen. Die Zutaten sind<br />

für uns absolut nicht nachvollziehbar.<br />

Wir halten guten Kontakt zur<br />

Stadtküche Frankfurt, sodass man<br />

im Bedarfsfall nachfragen könnte.<br />

Dies wäre aber aus organisatorischen<br />

Gründen zu aufwändig, da<br />

das Essen jeweils eine Woche im<br />

Voraus bestellt werden muss und<br />

für jeden Tag neu erfragt werden<br />

müsste, ob das Speisenangebot<br />

geeignet ist oder nicht. Kinder mit<br />

Nahrungsmittelallergien bringen<br />

daher ihre eigenen Mahlzeiten mit,<br />

die von uns gewärmt werden.<br />

?<br />

Sie waren Teilnehmerin am allergica-Workshop<br />

für ErzieherInnen<br />

und BetreuerInnen. Was hat sie zur<br />

Teilnahme motiviert? Wie hoch<br />

schätzen Sie den Informationsbedarf<br />

innerhalb Ihrer Berufsgruppe<br />

ein?<br />

A.S.: Motiviert zur Teilnahme<br />

wurde ich insbesondere durch die<br />

bevorstehende Aufnahme eines<br />

hochallergischen Kindes, das<br />

durch seine Erkrankung erheblich<br />

beeinträchtigt ist. Ich fand es daher<br />

nicht zu verantworten, ein solches<br />

Kind zur Betreuung anvertraut<br />

zu bekommen und gleichzeitig<br />

so wenig über <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> zu wissen.<br />

Die Teilnehmer des Work-<br />

shops hatten unterschiedliche Vorkenntnisse.<br />

Es nahmen auch Sozialpädagogen,<br />

Oecotrophologen<br />

und Ärzte teil, leider jedoch wenige<br />

ErzieherInnen. Dabei wäre<br />

gerade innerhalb meiner Berufsgruppe<br />

mehr Resonanz wünschenswert,<br />

denn das Bewusstsein<br />

für allergische Erkrankungen bei<br />

Kindern muss geschärft werden.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

?<br />

Welche Basiskenntnisse sollten<br />

Betreuer von allergischen Kindern<br />

Ihrer Meinung nach unbedingt<br />

haben?<br />

A.S.: Die Risiken müssen bekannt<br />

sein. Vor allem müssen <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

ernst genommen und nicht als<br />

„Modekrankheit“ abgetan werden.<br />

In jeder Einrichtung sollten möglichst<br />

mehrere Kräfte gewisse<br />

Grundkenntnisse haben, um beispielsweise<br />

bei hochallergischen<br />

Kindern Gefahrensituationen<br />

wahr zu nehmen. Wichtig wäre<br />

auch, einen Blick für offensichtliche<br />

allergische Reaktionen zu entwickeln,<br />

z. B. eine Hautreaktion<br />

als <strong>Allergie</strong> identifizieren oder<br />

auch einen möglichen Zusammenhang<br />

zwischen Verhaltensauffälligkeiten<br />

wie Hyperaktivität<br />

und <strong>Allergie</strong> erkennen zu können.<br />

?<br />

Können Sie sich an Vorfälle erinnern,<br />

in denen sich Kinder durch<br />

ihre <strong>Allergie</strong>, z. B. durch auffällige<br />

Hautveränderungen wie Ekzeme,<br />

bloßgestellt oder benachteiligt<br />

fühlten? Wie können Sie als pädagogische<br />

Fachkraft solchen Situationen<br />

begegnen?<br />

A.S.: Durch ihre vielfältigen Behinderungen<br />

sind Kinder, die in ihrem<br />

äußeren Erscheinungsbild und<br />

ihrem Verhalten beeinträchtigt<br />

sind, in der integrativen Einrichtung<br />

die Regel. Ab einem bestimmten<br />

Alter, wenn Kinder ihr<br />

Anderssein bewusster wahrneh-


men, kann es vorkommen, dass sie<br />

z. B. unter einem auffälligen Äußeren<br />

leiden; das ist jedoch abhängig<br />

vom Wesen, dem Elternhaus<br />

und anderen Faktoren. Wenn ein<br />

Kind aus solchen Gründen abgelehnt<br />

wird oder befürchtet, abgelehnt<br />

zu werden, ist eine rasche<br />

Kontaktaufnahme mit anderen<br />

zum Abbau von Ängsten einerseits<br />

und Verhütung von Vorurteilen andererseits<br />

das beste Gegenmittel.<br />

Durch Interaktion und Kommunikation<br />

wird einer ablehnenden<br />

Haltung unter den Kindern am<br />

ehesten vorgebeugt. Das nicht von<br />

der <strong>Allergie</strong> betroffene Kind lernt<br />

schnell, dass das allergische Kind<br />

vielleicht keine schöne Haut, aber<br />

- äußerlich wie innerlich - viele<br />

andere positive Seiten hat.<br />

?<br />

Fühlen Sie sich Notfallsituationen<br />

gewachsen? Wissen Sie z. B. was<br />

ein anaphylaktischer Schock ist,<br />

wie er sich äußert, und wie Sie<br />

darauf reagieren müssen?<br />

A.S.: Durch die Schulung habe ich<br />

eine gewisse Einsicht in das<br />

Krankheitsbild bei <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> erlangt.<br />

Vor allem ist mir das Risiko<br />

bewusst geworden, dass es auch<br />

zu schwerwiegenden Reaktionen<br />

kommen kann. Bei Ausflügen haben<br />

wir grundsätzlich ein Medikamentenset<br />

für Notfälle dabei. Die<br />

Symptome eines anaphylaktischen<br />

Schocks kenne ich nun, aber bestimmt<br />

wäre ich noch überfordert,<br />

in angemessener Weise erste Hilfe<br />

zu leisten und auf die Situation<br />

sicher zu reagieren. Praktische<br />

Übungen zur Vertiefung der<br />

Kenntnisse wären daher sicherlich<br />

angebracht und sollten dem Workshop<br />

folgen. Zur Unterstützung<br />

würde ich mir reiches Bildmaterial<br />

wünschen - das ist plastischer<br />

und bleibt besser in Erinnerung als<br />

das gesprochene Wort.<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

?<br />

Sind Sie darüber informiert, wenn<br />

beispielsweise asthmakranke Kinder<br />

regelmäßig Medikamente mit<br />

sich führen müssen und wissen Sie,<br />

wann diese Kinder solche Arzneimittel<br />

benötigen?<br />

A.S.: Ja, die Information ist vorhanden.<br />

Die Kinder bringen eigene<br />

Medikamente mit. In Absprache<br />

mit den Eltern sind wir für die<br />

Einnahme verantwortlich.<br />

?<br />

Sind Sie der Meinung, dass sich<br />

Ihre Erfahrungen auch auf andere<br />

Betreuungseinrichtungen mit<br />

ausschließlich nicht behinderten<br />

Kindern übertragen lassen?<br />

A.S.: Ich denke, dass meine Erfahrungen<br />

nicht auf Einrichtungen für<br />

Kinder ohne Behinderungen übertragbar<br />

sind. Da körperliche Beeinträchtigungen<br />

in Kindergärten<br />

und Heimen für Kinder ohne Behinderung<br />

nicht so sehr die Regel,<br />

sondern eher die Ausnahme darstellen,<br />

könnte dort auch ein allergiekrankes<br />

Kind stärker auffallen<br />

und möglicherweise eher eine<br />

Sonderstellung einnehmen. Kinder,<br />

die es nicht gewohnt sind, mit<br />

behinderten oder kranken Kindern<br />

zu spielen und zu leben, werden<br />

wahrscheinlich anders reagieren.<br />

?<br />

Würden Sie KollegInnen empfehlen,<br />

sich zum Thema allergiekrankes<br />

Kind fortzubilden?<br />

A.S.: Auf jeden Fall. An der Fortbildung<br />

sollten diejenigen Kolleginnen<br />

teilnehmen, die schwerpunktmäßig<br />

an Zusatzkenntnissen<br />

im Gesundheitsbereich interessiert<br />

sind. Dies können z. B. die Sicherheitsbeauftragten<br />

eines Kindergartens<br />

sein, die bereits in Erste Hilfe<br />

ausgebildet wurden. In Fortbildungsangebote<br />

sollte das Thema<br />

<strong>Allergie</strong> verstärkt eingebunden<br />

werden, da eine erhebliche Zunah-<br />

me der Erkrankungen bei Kindern<br />

in unserem Berufsalltag deutlich<br />

sichtbar ist.<br />

?<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch,<br />

Frau Schulze. �<br />

Fortsetzung von Seite 19<br />

jede dritte Indikation für Kinderrehabilitation.<br />

Anders als bei ambulanter<br />

Schulung werden in der<br />

Rehabilitation durch kontinuierliches<br />

Anwenden des Erlernten<br />

krankheitsspezifische Fertigkeiten<br />

und Verhaltensweisen verfestigt,<br />

die nachhaltig zu einer Besserung<br />

der Erkrankung führen. Ziel der<br />

Rehabilitation ist es unter anderem,<br />

das Selbstbewusstsein und<br />

die Selbständigkeit der Kinder und<br />

Jugendlichen im Umgang mit ihrer<br />

Erkrankung zu stärken. So vermitteln<br />

altersgerechte Schulungen<br />

Ich-Botschaften (z. B. „Ich weiß<br />

– ich merke – ich kann – es<br />

wirkt“), die den jungen Patienten<br />

beim Begreifen des vermittelten<br />

handlungsrelevanten Wissens und<br />

bei dessen Umsetzung helfen. Wie<br />

effektiv z. B. eine stationäre Asthmarehabilitation<br />

ist, zeigte eine<br />

multizentrische Studie mit 300<br />

Kindern und Jugendlichen zwischen<br />

9 und 16 Jahren. Mit Hilfe<br />

der Rehabilitation wiesen die Kinder<br />

und Jugendlichen auch noch<br />

ein Jahr danach gegenüber der<br />

Kontrollgruppe ein signifikant<br />

besseres asthmaspezifisches Wissen<br />

und signifikant bessere Verhaltensweisen<br />

auf. Gleiches gilt für<br />

die Beurteilung der Lebensqualität.<br />

Darüber hinaus konnten bei<br />

Reha-Patienten im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe die Schulfehltage,<br />

die Krankenhaustage und die Notarztbesuche<br />

deutlich reduziert<br />

werden. (kn) �<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

<strong>Allergie</strong> und Beruf<br />

23


<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>etzwerke<br />

24<br />

abap, pina und Kinderärzte<br />

gemeinsam aktiv im Kampf gegen<br />

Dresden. Die erschreckende<br />

Zunahme allergischer Erkrankungen,<br />

deren Ursache noch<br />

nicht vollständig geklärt ist, hat<br />

in den vergangenen Jahren zur<br />

Bildung sehr aktiver Netzwerke<br />

und Bündnisse geführt, die nun<br />

ihr Potenzial gemeinsam nutzen,<br />

um die Aufklärung über<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> - insbesondere bei<br />

Kindern - bundesweit voranzutreiben.<br />

Die 6. Jahrestagung der<br />

Gesellschaft für Pädiatrische<br />

Allergologie und Umweltmedizin<br />

(GPA) in Dresden versammelte<br />

<strong>Allergie</strong>experten, um aktuelle<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zu diskutieren und<br />

gemeinsame Strategien zur<br />

<strong>Allergie</strong>prävention zu entwickeln.<br />

Von hier aus startete das<br />

„abap-mobil“ zu einer Aufklärungskampagne<br />

mit Beratungsservice<br />

in mehreren deutschen<br />

Großstädten.<br />

N e t z w e r k e<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

Was wollen<br />

pina und<br />

abap<br />

bewirken?<br />

Nach Angaben<br />

des Vorsitzenden<br />

von pina (Präventions-<br />

und Informationsnetzwerk<br />

<strong>Allergie</strong><br />

und Asthma) Professor Dr. Ulrich<br />

Wahn, Berlin, steht im Mittelpunkt<br />

der Präventionsgedanke, der durch<br />

Kommunikation mit Kinderärzten<br />

Die abap-Bustour führte durch 8 deutsche Städte und war<br />

als Öffentlichkeitskampagne zu verstehen, mit der auf die<br />

zunehmende Problematik allergischer Erkrankungen und<br />

auf Möglichkeiten der Vorbeugung und Frühdiagnostik<br />

aufmerksam gemacht werden sollte. Unsere Bilder zeigen<br />

die Aktionen in Köln (Mitte) und Berlin.<br />

sowie allen im Gesundheitssystem<br />

Verantwortlichen bundesweit gefördert<br />

werden soll. Neben der<br />

Frühdiagnostik kommt allgemei-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

abap/DGK


nen Präventivmaßnahmen wie<br />

Vermeiden von Nikotinkonsum<br />

und anderen Empfehlungen zur<br />

Gesundheitserziehung wie z. B.<br />

zur Säuglingsernährung oder<br />

allergikergerechten Wohnraumgestaltung<br />

große Bedeutung zu.<br />

Einiges spricht dafür, dass neben<br />

diesen Maßnahmen zur Minimierung<br />

von Risikofaktoren künftig<br />

auch andere Präventionsansätze<br />

möglich sind. Wie Wahn berichtete,<br />

lassen Ergebnisse aus der allergologischen<br />

Forschung, die<br />

noch weiterer Prüfung bedürfen,<br />

auf einen allergiepräventiven Effekt<br />

durch den frühkindlichen<br />

Kontakt mit bakteriellen Zellwandbestandteilen<br />

bzw. den gezielten<br />

Einsatz von Probiotika<br />

schließen.<br />

Einmal im Jahr veranstaltet pina<br />

einen Projekttag zur Aufklärung<br />

über allergische Erkrankungen für<br />

Kinder und Jugendliche, die durch<br />

Erkennen und Vermeiden potenzieller<br />

Allergene einen besseren<br />

Umgang mit ihrer Krankheit erlernen<br />

sollen. Im vergangenen Jahr<br />

konnte die junge Zielgruppe beim<br />

Projekttag in Dresden darüber hinaus<br />

kostenlos an <strong>Allergie</strong>- und<br />

Lungenfunktionstests teilnehmen.<br />

Das abap-Mobil ging auf<br />

Tour<br />

Das abap-Mobil hingegen kam<br />

2003 zum ersten Mal zu den Betroffenen<br />

in ihre Stadt, um dort vor<br />

Ort zu beraten. Unter dem Motto<br />

„<strong>Allergie</strong>? Risikofaktoren erkennen,<br />

vermeiden - früh behandeln“<br />

war das Fahrzeug des vom Bundesministerium<br />

für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung initiierten<br />

Aktionsbündnisses <strong>Allergie</strong>prävention<br />

- kurz abap - von Ende<br />

August bis Mitte September in<br />

mehreren deutschen Großstädten<br />

unterwegs. Zielgruppe waren nach<br />

den Worten des Koordinators Pro-<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

fessor Dr. Uwe Gieler, Gießen, insbesondere<br />

junge Familien oder<br />

Paare mit Kinderwunsch, da ein<br />

großer Teil der Empfehlungen zur<br />

<strong>Allergie</strong>prävention bereits in den<br />

ersten Lebensmonaten bzw. Lebensjahren<br />

ansetzt. Aber auch alle,<br />

die Betreuungs- und Erziehungsarbeit<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

leisten, wie ErzieherInnen<br />

und LehrerInnen, sollten angesprochen<br />

werden, da diesen Berufsgruppen<br />

das Problem <strong>Allergie</strong><br />

im Arbeitsalltag zunehmend begegnet.<br />

An Bord der mobilen Beratungsstelle<br />

befanden sich Ärzte und Ernährungswissenschaftler,<br />

die über<br />

die Symptome allergischer Erkrankungen<br />

sowie über Vermeidungsstrategien<br />

informierten und<br />

auf die individuellen Fragen der<br />

Besucher eingingen. Die Besucher<br />

konnten das persönliche <strong>Allergie</strong>risiko<br />

und die Lungenfunktion testen<br />

lassen.<br />

abap wurde 2001 auf Initiative und<br />

mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Gesundheit<br />

gegründet. Zu den derzeit sechzig<br />

Mitgliedern zählen u.a. Facharztverbände,<br />

Berufsverbände der<br />

Oecotrophologen, <strong>Allergie</strong>-Selbsthilfeorganisationen,Spitzenverbände<br />

von Ärzten und Krankenkassen<br />

sowie der öffentliche Gesundheitsdienst<br />

oder Informationsnetzwerke<br />

wie pina. Zu den<br />

Aufgaben des Bündnisses gehört<br />

auch die Erarbeitung von Empfehlungsstandards.<br />

abap hat bereits<br />

ein Thesenpapier zur <strong>Allergie</strong>prävention<br />

und Behandlung allergischer<br />

Kinder und Jugendlicher<br />

vorgelegt, das vorläufige Empfehlungen<br />

enthält. Durch Aktualisierung<br />

und Vereinheitlichung der<br />

bisher teilweise widersprüchlichen<br />

Ratschläge zur <strong>Allergie</strong>prävention<br />

durch abap steht Betroffenen und<br />

Interessierten jetzt zumindest ein<br />

Leitfaden zur Orientierung zur<br />

Verfügung. Langfristiges Ziel sind<br />

jedoch Evidenz basierte Empfehlungen<br />

zur Prävention. Das Institut<br />

für Sozialmedizin der Universität<br />

Lübeck wurde mit der Auswertung<br />

wissenschaftlicher Daten<br />

aus relevanten Studien beauftragt.<br />

Sobald die Ergebnisse vorliegen,<br />

kann mit der Erarbeitung Evidenz<br />

basierter Empfehlungen gerechnet<br />

werden, die sich auf wissenschaftlich<br />

geprüfte Erkenntnisse stützen.<br />

Kalender für Erzieherinnen<br />

als Hilfestellung<br />

Ein Projekt, das bereits abgeschlossen<br />

werden konnte, ist ein<br />

Geburtstags- und Terminkalender<br />

für Kindergärten und ähnliche<br />

Einrichtungen. Der Kalender enthält<br />

neben einem jahresunabhängigen<br />

Kalendarium ausführliche<br />

Informationen zum Thema <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

im Kindergarten und soll Erzieherinnen<br />

und Erzieher eine Hilfe<br />

im Umgang mit allergischen<br />

Kindern sein. Die abap-Bustour<br />

für 2004 ist auch bereits wieder in<br />

Planung. Über Kalender und Tour<br />

bzw. andere Informationen können<br />

sich Interessierte auf der homepage<br />

allergiepraevention.de informieren.<br />

Einige Exemplare des Kalenders<br />

sind auch über den Verlag<br />

- als Mitglied von abap - zu erhalten.<br />

(BG) �<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong>etzwerke<br />

25


Nächtliche<br />

Atmungsstörungen<br />

26<br />

A t e m n o t u n d H e r z r a s e n i n d e r N a c h t<br />

c h r o n i s c h e M ü d i g k e i t a m T a g e<br />

Manchmal kann es<br />

ein obstruktives<br />

Schlafapnoe-Syndrom<br />

sein<br />

Wer kennt nicht gelegentlich eine durchwachte Nacht mit den entsprechenden<br />

Folgen wie Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden,<br />

Übellaunigkeit am nächsten Morgen? Wenn diese Symptome von<br />

Zeit zu Zeit wegen Überarbeitung oder ungesunden Lebenswandels<br />

auftreten, haben sie noch keinen Krankheitswert. Viele Menschen<br />

leiden jedoch ständig an Schlafstörungen, sodass sich ihr<br />

Körper nicht ausreichend regeneriert und sie den täglichen Anforderungen<br />

in Beruf, Familie und Freizeit durch Dauerübermüdung<br />

nicht mehr gewachsen sind. Übersteigt der Leidensdruck<br />

das erträgliche Maß sollten diese Patienten einen Schlafmediziner<br />

(Somnologen) aufsuchen. Durch umfangreiche Untersuchungen<br />

in einem Schlaflabor kann festgestellt werden, ob ein Verschluss<br />

der Atemwege (Obstruktion) vorliegt. Ist dies der Fall, handelt es<br />

sich um eine behandlungsbedürftige Erkrankung.<br />

Ungenügender und schlechter Schlaf führt zu Unkonzentriertheit und<br />

Gereiztheit am Tag<br />

Dr. Karl-Otto Steinmetz und Horst<br />

Fleck sind Fachärzte für Pneumologie,<br />

Schlaf- und Umweltmedizin<br />

und sind demzufolge Ansprechpartner,<br />

wenn es um Schlaf bezogene<br />

Atmungsstörungen geht. Beide<br />

arbeiten mit schlafgestörten Patienten<br />

und den dazu gehörigen<br />

diagnostischen Möglichkeiten in<br />

ihrer Praxis mit angegliedertem<br />

Schlaflabor. Das Schlaflabor am<br />

Darmstädter Elisabethenstift wurde<br />

bewusst in ein Krankenhaus mit<br />

internistischer und neurologischer<br />

Abteilung integriert, da eine<br />

gründliche Anamnese (Krankengeschichte)<br />

bei Patienten mit<br />

Schlafproblemen die Einbindung<br />

anderer Fachbereiche wie Kardiologie<br />

und Neurologie erfordert.<br />

Die Tatsache, dass zwei Jahre nach<br />

Inbetriebnahme des Schlaflabors<br />

mit vier Schlafplätzen zur stationären<br />

Aufnahme die Kapazitäten<br />

der Einrichtung nicht mehr ausreichen<br />

(inzwischen gibt es Wartezeiten<br />

bis zu acht Monaten) zeigt, wie<br />

viele Menschen unter erheblichen<br />

Schlafstörungen leiden und bisher<br />

nicht befriedigend untersucht und<br />

behandelt werden konnten. Die<br />

Mediziner nennen einige Zahlen:<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

ratiopharm


Im Jahr 2000 litten ca. 15% aller<br />

Deutschen an behandlungsbedürftigen<br />

Schlafstörungen. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass mindestens<br />

eine ebenso große Zahl kurz<br />

vor der Behandlungsbedürftigkeit<br />

steht, d.h. Leidensdruck und Folgeerscheinungen<br />

sind noch nicht<br />

so ausgeprägt, dass eine gründliche<br />

Diagnose und Therapie bereits<br />

eingeleitet worden wären.<br />

Zur Qualität des Schlafes gibt es<br />

verschiedene Untersuchungen.<br />

Eine Münchner Studie kam zu<br />

dem Ergebnis, dass Stadtbewohner<br />

schlechter schlafen als Landbewohner,<br />

Frauen schlechter als<br />

Männer, Getrennt lebende nicht so<br />

gut wie Verheiratete und Nichtberufstätige<br />

schlechter als Berufstätige.<br />

Schlaflosigkeit ist in den meisten<br />

Fällen jedoch kein unabwendbares<br />

Schicksal, sondern ist nach<br />

Kenntnis der Ursachen vielfach<br />

gut therapierbar.<br />

Viele unruhige Schläfer sind<br />

Schnarcher, wobei die Ergebnisse<br />

von Studien zur Häufigkeit des<br />

Schnarchens sehr unterschiedlich<br />

sind. Eine Prävalenz (das Vorkommen<br />

einer Erkrankung in der Gesamtbevölkerung)<br />

von 30 - 40%<br />

bei Männern und 25% bei Frauen<br />

dürfte realistisch sein. Eine Analyse<br />

zum kindlichen Schnarchen<br />

spricht von rund 7% bei Schulkindern.<br />

Schnarchen ist häufig mit<br />

Schlafstörungen assoziiert, jedoch<br />

haben nicht alle, die schnarchen<br />

Schlafprobleme. Umgekehrt sind<br />

nicht alle Schlafgestörten auch automatisch<br />

Schnarcher. 20% der<br />

Männer und 10% der Frauen<br />

schnarchen in der Mehrzahl der<br />

Nächte. Schnarchen an sich hat<br />

ohne Obstruktion noch keinen<br />

Krankheitswert. Intensität und<br />

Rhythmus des Schnarchens werden<br />

ebenfalls als Hinweise auf<br />

eine mögliche Erkrankung ange-<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

sehen. Fällt der Schnarcher durch<br />

lautes und unregelmäßiges<br />

Schnarchen auf, könnte dies den<br />

Verdacht auf eine obstruktive<br />

Atmungsstörung nahe legen. Dann<br />

sollte unbedingt diagnostisch ermittelt<br />

werden, ob ein obstruktives<br />

Schlafapnoesyndrom (OSAS)<br />

vorliegt. Beim obstruktiven<br />

Schlafapnoesyndrom handelt es<br />

sich um eine Form der schlafbezogenen<br />

Atmungsstörungen mit ausschließlich<br />

im Schlaf auftretenden<br />

kurzzeitigen Atemstillständen<br />

(Apnoen) bei Verschluss der oberen<br />

Atemwege. Neben dieser obstruktiven<br />

Form der Apnoe existiert<br />

noch die zentrale Apnoe<br />

ohne Obstruktion der oberen<br />

Atemwege, bei der sämtliche für<br />

die Atmung wichtigen Muskelgruppen<br />

nicht mehr aktiviert werden.<br />

Außerdem ist die gemischtzentral<br />

obstruktive Form bekannt.<br />

Gründe für die Obstruktion<br />

der oberen Atemwege<br />

Im Schlaf erschlafft die Muskulatur<br />

des Schlunds, sodass der<br />

Zungengrund nach hinten fällt und<br />

den Luftröhreneingang verschließt.<br />

Ursachen können beispielsweise<br />

die anatomische<br />

Struktur (muskulöser Hals) ebenso<br />

sein wie die nachlassende Aktivität<br />

der oberen Atemmuskulatur.<br />

Ab 65 Jahren kommt die obstruktive<br />

Atmungsstörung deutlich häufiger<br />

vor. Laufende Studien untersuchen,<br />

was als rein altersbedingt<br />

und was als pathologisch zu bewerten<br />

ist. Wichtig ist die exakte<br />

Diagnose der Schlafapnoe und<br />

Abgrenzung von anderen Schlafstörungen(Differenzialdiagnostik).<br />

Abgesehen von Alter und<br />

Schnarchen kann auch das äußere<br />

Erscheinungsbild des Patienten<br />

wertvolle Hinweise geben. Häufig<br />

kommt eine Obstruktion der oberen<br />

Atemwege bei Übergewichtigen<br />

vor und ein fliehendes Kinn<br />

z.B. lässt an eine Verlagerung des<br />

Zungengrundes nach hinten denken.<br />

Alkohol und Nikotin können<br />

ebenso wie dauerhaft einzunehmende<br />

Medikamente zusätzlich<br />

einen Einfluss auf die Erschlaffung<br />

der Mukulatur ausüben.<br />

Typische Symptome der<br />

Schlafapnoe<br />

Neben dem lauten und unregelmäßigen<br />

Schnarchen, das oft durch<br />

Pausen (Apnoen) unterbrochen<br />

wird, die durch ein explosionsartiges<br />

Schnarchen abgeschlossen<br />

werden, ist ein sehr unruhiges<br />

Schlafverhalten (Hin- und Herwälzen,<br />

Rudern mit den Armen)<br />

der Betroffenen auffällig. Es<br />

kommt zu häufig unbewussten<br />

Weckreaktionen (sog. Arousals),<br />

wodurch die natürliche Schlafstruktur<br />

gestört wird. Erklären<br />

lässt sich dieses Phänomen mit<br />

dem erheblichen Abfall der Sauerstoffsättigung<br />

von einem Normalwert<br />

von ca. 95 bis 97% auf 80%<br />

oder weniger. Die massiven Atempausen<br />

sind ein wichtiger Stressfaktor<br />

für das Herz-/Kreislaufsystem<br />

und bringen den gesamten<br />

Organismus aus dem Takt. Ausdruck<br />

dieser Stressreaktion können<br />

Herzrhythmusstörungen,<br />

Luftnot, Panikträume, Erstickungsgefühle<br />

und Mundtrockenheit<br />

sein. Zur weiteren Symptomatik<br />

gehören morgendlicher Kopfschmerz<br />

und Abgeschlagenheit,<br />

Tagesmüdigkeit mit plötzlichem<br />

Einschlafen (Sekundenschlaf),<br />

Gereiztheit und Konzentrationsund<br />

Aufmerksamkeitsstörungen<br />

durch die nächtlichen Attacken,<br />

sowie allgemein nachlassende körperliche<br />

Leistungsfähigkeit, sexuelle<br />

Funktionsstörungen bis hin<br />

zur Persönlichkeitsveränderung.<br />

Es ist nachvollziehbar, dass der<br />

Schlafapnoiker auf Grund dieser<br />

Symptomatik in seiner Lebensqualität<br />

stark eingeschränkt ist.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Nächtliche<br />

Atmungsstörungen<br />

27


Nächtliche<br />

Atmungsstörungen<br />

28<br />

Begleit- und<br />

Folgeerkrankungen<br />

Überdies besteht eine enge Verknüpfung<br />

zwischen der Schlafapnoe<br />

und Herz-/Kreislauferkrankungen,<br />

Bluthochdruck, pulmonaler<br />

Hypertonie (Erhöhung des<br />

Mitteldrucks der Lungenarterie),<br />

Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen,<br />

die kennzeichnend für<br />

die Erkrankung sind. Die arterielle<br />

Hypertonie erreicht bisweilen<br />

Spitzenwerte bis 300mmHg in den<br />

Atempausen. Bei genauerer Diagnose<br />

von Bluthochdruckpatienten<br />

fällt auf, dass ein Viertel bis<br />

fast die Hälfte der Betroffenen<br />

Schlafapnoiker sind. Deshalb gehört<br />

insbesondere zur Anamnese<br />

bei Patienten mit Bluthochdruck<br />

ungeklärter Ursache und womöglich<br />

unbefriedigendem Ansprechen<br />

auf Medikamente die Abklärung<br />

der Schlafqualität. Nächtliche<br />

Herzrhythmusstörungen auf<br />

Grund des erheblichen Sauerstoffabfalls<br />

in dem Moment, wenn die<br />

Atmung aussetzt, sind für die<br />

Schlafapnoe typisch und bedürfen<br />

der kardiologischen Untersuchung<br />

mittels Langzeit-EKG, um andere<br />

Erkrankungen als Ursache ausschließen<br />

zu können.<br />

Fallen Aktionspausen des Herzens<br />

während des Nachtschlafs auf,<br />

liegt der Verdacht auf eine Schlafapnoe<br />

jedoch nahe. Die Sauerstoffnot<br />

bei der Schlafapnoe hat<br />

aber nicht nur für das Herz, sondern<br />

auch das Gehirn Konsequenzen.<br />

Es gibt eine deutliche Verbindung<br />

zwischen der obstruktiven<br />

Schlafapnoe (und der Hypopnoe,<br />

bei der es nicht zum völligen Anhalten<br />

des Atemflusses, jedoch zu<br />

einer Reduzierung des Atemzug-<br />

Sind die nächtlichen Atmungssörungen nicht erklärbar, kann die<br />

Untersuchung im Schlaflabor Aufschluss geben<br />

volumens kommt) und dem<br />

Schlaganfall. Dies fiel bei der neurologischen<br />

Rehabilitation von<br />

Schlaganfallpatienten auf. Schnarchen<br />

erhöht auch die Infarktgefahr;<br />

insbesondere bei Frauen<br />

kann eine Zunahme der koronaren<br />

Herzerkrankungen (KHK) beobachtet<br />

werden. Nicht zu unterschätzen<br />

ist auch die erhöhte Unfallgefahr<br />

im Straßenverkehr als<br />

Folgeerscheinung unbehandelter<br />

Apnoen. Mehr als dreimal so häu-<br />

fig wie Gesunde fallen Patienten<br />

mit Schlafapnoe am Steuer dem so<br />

genannten Sekundenschlaf zum<br />

Opfer, dessen Gefährlichkeit weithin<br />

unterschätzt wird. Sie verursachen<br />

dreimal so häufig schwere<br />

Verkehrsunfälle. Man geht davon<br />

aus, dass 25% aller schweren Verkehrsunfälle<br />

auf öffentlichen Straßen<br />

auf Einschlafen am Steuer zurückzuführen<br />

sind.<br />

Kinder, die schnarchen, fallen häufig<br />

durch Verhaltensänderungen<br />

wie Hypermobilität, Konzentrationsschwäche<br />

und Tagesmüdigkeit<br />

auf; ebenso leiden sie vermehrt<br />

unter Infekten. Wird es versäumt<br />

diese Kinder rechtzeitig einer adäquaten<br />

Behandlung zuzuführen,<br />

sind erhebliche Probleme bei der<br />

Sozialisation, d.h. der gelungenen<br />

Einbindung in die Gesellschaft,<br />

vorhersehbar.<br />

Der Schlafmediziner berechnet<br />

den Schweregrad der obstruktiven<br />

Schlafapnoe anhand der Atempausen<br />

pro Stunde. Ein Index von 10<br />

ist gleichbedeutend mit 10 Atempausen<br />

pro Stunde. Hier ist die<br />

absolute Grenze für „normale<br />

Atempausen“ erreicht. Bei einem<br />

Index >10 besteht Behandlungsbedarf,<br />

denn Folgeerkrankungen<br />

und möglicherweise Unfälle sind<br />

gravierende Bedrohungen, denen<br />

vorgebeugt werden muss. Neben<br />

dem Indexwert ist auch das subjektive<br />

Empfinden des Patienten<br />

von großer Bedeutung.<br />

Schlafapnoe verkürzt das Leben<br />

der Betroffenen. 50% der nicht behandelten<br />

Patienten mit einem Index<br />

>20 - also mit mehr als 20<br />

Atempausen pro Stunde - versterben<br />

nach neun Jahren, wobei es<br />

sich bei einem Index >20 „lediglich“<br />

um eine mittelgradige Ausprägung<br />

handelt.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

FZI, Karlsruhe


Schlafhygiene - hilfreich für<br />

besseren Schlaf<br />

Wie bei allen mehr oder weniger<br />

stark belastenden Beschwerden<br />

gilt auch beim gestörten Schlaf die<br />

eigene Lebensweise zu überprüfen<br />

und zunächst nicht förderliches<br />

Verhalten - soweit möglich - auszuschalten.<br />

Fleck, der an einer<br />

Dissertation zu den klinischen<br />

Problemen des Schlafes arbeitet,<br />

fordert seine Patienten dazu auf,<br />

eine angemessene Schlafhygiene<br />

zu betreiben, d.h. beste Bedingungen<br />

zu schaffen, um einen soliden<br />

Ablauf des Nachtschlafes zu gewährleisten.<br />

Hierzu zählen:<br />

� ausreichende Schlafdauer,<br />

die für jeden individuell verschieden<br />

sein kann<br />

� möglichst regelmäßige<br />

Schlafzeiten einhalten<br />

� kein Alkohol, Nikotin, Koffein<br />

oder schwere Mahlzeiten vor<br />

dem Zubettgehen zu sich nehmen<br />

� Medikamente, die den<br />

Schlaf negativ beeinflussen eventuell<br />

(in Absprache mit dem verschreibenden<br />

Arzt) zu einem früheren<br />

Tageszeitpunkt einnehmen<br />

bzw. ihre Notwendigkeit überprüfen<br />

� Übergewicht reduzieren ( 3<br />

bis 5 kg Gewichtsverlust können<br />

bereits zu einer Reduktion des<br />

Schnarchens führen)<br />

� so genannte Vorbereitungsrituale:<br />

den Tag langsam ausklingen<br />

lassen, damit sich der Organismus<br />

allmählich auf den Schlaf<br />

einstellen kann. Ein abrupter Abbruch<br />

der Tagesaktivität ist immer<br />

ungünstig. Bei Kindern sind Gute-<br />

Nacht-Geschichten hilfreich<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

� angenehme Schlaf- und<br />

Raumbedingungen schaffen: Umgebungslärm<br />

soweit möglich ausschalten,<br />

für eine angemessene<br />

Raumtemperatur sorgen (nicht zu<br />

warm, nicht zu kalt), Schlafzimmer<br />

sollte seinem Zweck dienen<br />

und nicht als Arbeitsplatz benutzt<br />

und mit vielen elektronischen Geräten<br />

bestückt werden<br />

� günstige Schlafposition finden<br />

(ist individuell verschieden).<br />

Für Schnarcher ist die Seitenlage<br />

günstig, da hierbei die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass der Kopf nach<br />

hinten fällt, sehr gering ist<br />

� in Absprache mit Arbeitgeber<br />

und Kollegen sich für sinnvolle<br />

Wechsel bei Schichtarbeit einsetzen.<br />

Wann sollte man zum<br />

Somnologen?<br />

Sollten alle diese Selbsthilfemaßnahmen<br />

zur Schlafhygiene nicht<br />

den gewünschten Erfolg bringen,<br />

raten die beiden Somnologen zunächst<br />

den Hausarzt aufzusuchen,<br />

um festzustellen, ob tatsächlich<br />

eine behandlungsbedürftige<br />

Schlafstörung vorliegt. Bei manchen<br />

Menschen ist der Biorhythmus<br />

- unsere innere Uhr - so angelegt,<br />

dass sie am liebsten die<br />

Nacht zum Tag machen. Falls der<br />

Biorhythmus mit den Anforderungen<br />

des Alltags (Arbeitszeit, soziales<br />

Leben) in Einklang zu bringen<br />

ist und der Betroffene sich gut<br />

fühlt, liegt hier keine Gesundheitsstörung<br />

vor. Bei belastenden chronischen<br />

Schlafstörungen besteht<br />

hingegen die Gefahr, dass man sie<br />

irgendwann als unabwendbar akzeptiert<br />

und versäumt, das Problem<br />

mit dem Hausarzt zu erörtern.<br />

Bei potenziellen Schlafapnoepatienten<br />

sind es häufig die<br />

Lebenspartner, die die Betroffenen<br />

zum Arztbesuch drängen, nicht<br />

nur, weil sie sich durch Schnarchen<br />

und nächtliche Unruhe des<br />

Schlafgestörten beeinträchtigt fühlen<br />

und besorgt sind, sondern weil<br />

sie oft besser als die Betroffenen<br />

selbst Stimmungsschwankungen,<br />

Leistungsabfall und Veränderungen<br />

in der Persönlichkeit wahrnehmen.<br />

Auch Arbeitgeber und Kollegen<br />

können aufmerksame Beobachter<br />

sein, wenn ansonsten zuverlässige<br />

Mitarbeiter durch Schläfrigkeit<br />

am Arbeitsplatz auffallen.<br />

Die gründliche Befragung als erste<br />

Stufe der Abklärung einer<br />

Schlafstörung kann schon sehr<br />

wertvolle Hinweise liefern. Ergibt<br />

sich der Verdacht auf eine neurologisch-psychiatrischeGesundheitsstörung,<br />

erfolgt i.d.R. eine<br />

Überweisung an einen Facharzt<br />

für Neurologie und Psychiatrie.<br />

Welche Diagnostik im<br />

Schlaflabor?<br />

Gibt es keinen ausreichenden Anhalt<br />

für eine exakte Diagnose bzw.<br />

besteht ein Verdacht auf eine behandlungsbedürftigeSchlafregulationsstörung<br />

wie die Schlafapnoe,<br />

sollte ein Lungenfacharzt und<br />

Schlafmediziner konsultiert werden.<br />

In der pneumologisch-somnologischen<br />

Praxis werden bei der<br />

ausführlichen Anamnese meist<br />

auch die Lebenspartner in die Befragung<br />

einbezogen, um das Bild<br />

des schlafgestörten Patienten weiter<br />

zu entwickeln.<br />

Die stationäre Aufnahme in ein<br />

Schlaflabor ist erst die letzte Instanz<br />

- zunächst erfolgen bei der<br />

vorstationären Untersuchung verschiedene<br />

schmerzlose Tests mittels<br />

spezifischer Geräte. Der Patient<br />

wird sozusagen an ein tragbares<br />

„Mini-Schlaflabor“ angeschlossen,<br />

das ihm zur Aufzeichnung<br />

verschiedener Messungen<br />

mit nach Hause gegeben wird. Die<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Nächtliche<br />

Atmungsstörungen<br />

29


Nächtliche<br />

Atmungsstörungen<br />

30<br />

Daten werden dann i.d.R. nach<br />

Abnahme des Aufzeichnungsgerätes<br />

am Folgetag in der Praxis<br />

ausgewertet.<br />

Das Bild des verkabelten, ständig<br />

überwachten Patienten bei stationärer<br />

Aufnahme in einem Schlaflabor<br />

mag manchen zunächst erschrecken<br />

und viele Patienten können<br />

sich nicht vorstellen, wie man<br />

bei Daueranschluss an verschiedene<br />

Geräte wie Schlaf-EEG etc.<br />

(Polysomnografie) in einer solchen<br />

Laboratmosphäre überhaupt<br />

Schlaf finden kann. Steinmetz und<br />

Fleck können hier aber beruhigen.<br />

Die erste Nacht ist - zumindest in<br />

ihrem Schlaflabor - zur Eingewöhnung<br />

bestimmt. Zwar werden Auswertungen<br />

gemacht, jedoch noch<br />

vorsichtig interpretiert. In der<br />

zweiten Nacht hat man sich bereits<br />

an die ungewohnte Umgebung und<br />

ungewöhnliche Situation angepasst.<br />

Die technischen Geräte sind<br />

so konstruiert, dass die Patienten<br />

trotz Verkabelung die größtmögliche<br />

Bewegungsfreiheit haben.<br />

Die höchste Exaktheit der Messungen<br />

wird erzielt, indem der<br />

Schlafende eine für ihn übliche<br />

Schlafhaltung einnimmt. Zwar<br />

können sich beim Drehen und<br />

durch Bewegungen im Schlaf<br />

Elektroden auch mal lösen, besorgniserregend<br />

ist das aber nicht,<br />

da alle Patienten per Monitor<br />

durch geschulte Fachkräfte unter<br />

Dauerbeobachtung stehen. Der<br />

„Wiederanschluss“ an das Gerät<br />

kann also umgehend erfolgen.<br />

Mehrmaliges Wenden des Körpers<br />

(pro Nacht ca. acht- bis zehnmal)<br />

ist im Übrigen völlig normal und<br />

verkrampft still zu liegen wäre<br />

eher unnatürlich und würde die<br />

Messergebnisse verfälschen. Es<br />

versteht sich von selbst, dass es<br />

nicht möglich ist, den Alltag des<br />

Patienten vollständig zu kopieren,<br />

jedoch soll ein relativ normaler<br />

Tagesablauf während des Aufenthaltes<br />

im Schlaflabor simuliert<br />

werden. Am Tag kann sich der<br />

Patient im Bereich des Schlaflabors<br />

ohne Daueranschluss an<br />

Geräte frei bewegen.<br />

Therapie der manifesten<br />

Schlafapnoe<br />

Theophyllin ist das bisher einzige<br />

in seiner Wirksamkeit belegte Medikament<br />

zur Behandlung des obstruktiven<br />

Schnarchens. Theophyllin<br />

ist dem Koffein verwandt und<br />

aktiviert das Atemzentrum bei<br />

gleichzeitig leichter Erhöhung der<br />

Muskelspannung im Gaumen. Einige<br />

Patienten sprechen jedoch<br />

nicht darauf an; bei ausgeprägter<br />

Schlafapnoe ist es meist nicht<br />

wirksam.<br />

Weitere Therapiemaßnahmen können<br />

Protrusionsschienen sein, womit<br />

versucht wird, den Unterkiefer<br />

nach vorne zu verlagern. Unangenehme<br />

Nebenwirkung für den<br />

Patienten ist dabei ein Fremdkörpergefühl.<br />

Einen ähnlichen Effekt<br />

versucht man über Elektrostimulation<br />

zwecks Verlagerung des<br />

Zungengrundes nach vorne zu erzielen.<br />

Diese Behandlung findet<br />

zwar hohe Akzeptanz bei den Patienten,<br />

funktioniert jedoch in<br />

manchen Fällen nicht. Operative<br />

Eingriffe im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich<br />

(z. B. Entfernung des weichen<br />

Gaumens) sollten sehr sorgfältig<br />

abgewogen werden, da beim<br />

obstruktiven Schnarchen mit Apnoe<br />

häufig nur das Schnarchen,<br />

nicht jedoch die Apnoe durch eine<br />

Operation positiv beeinflusst werden<br />

kann.<br />

Die Beseitigung oder Linderung<br />

des Schnarchens darf nicht fälschlicherweise<br />

mit der Beseitigung<br />

der Erkrankung gleichgesetzt werden.<br />

Auch hier zeigt sich wieder<br />

die Notwendigkeit einer interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit des<br />

HNO-Arztes mit der Schlafmedizin.<br />

Das Mittel der Wahl zur Behandlung<br />

des obstruktiven Schlafapnoesyndroms<br />

ist daher bei gegenwärtigem<br />

Kenntnisstand die<br />

Kompressortherapie. Dazu bedarf<br />

es eines Gerätes zur nasalen Überdruckbeatmung.<br />

Hierbei wird dem<br />

Patienten während des Schlafes<br />

über eine Nasenmaske ein kontinuierlicher<br />

Luftstrom aus einem<br />

Druckgenerator mit Elektroantrieb<br />

zugeführt. Dadurch wird im Nasen-/Rachenraum<br />

ein kontinuierlicher<br />

Überdruck erzeugt. Man<br />

spricht auch von „pneumatischer<br />

Schienung der Atemwege“. Der<br />

Zungengrund kann jetzt nicht<br />

mehr vor den Luftröhreneingang<br />

zurücksinken.<br />

CPAP und nCPAP als<br />

Therapie der Wahl<br />

Die Behandlung mit dem Gerät<br />

wird als CPAP (continuous positive<br />

airway pressure) oder auch<br />

nCPAP (nasal continuous positive<br />

airway pressure)-Therapie bezeichnet.<br />

Eine Besonderheit stellt<br />

die BiPAP (bilevel positive airway<br />

pressure)-Kompressortherapie dar.<br />

Mit diesem Gerät können der inspiratorische<br />

(beim Einatmen) und<br />

der exspiratorische (beim Ausatmen)<br />

Atemwegsdruck getrennt geregelt<br />

werden. Da eine Besserung<br />

des Nachtschlafes durch die Kompressortherapie<br />

meist schon nach<br />

kurzer Zeit erreicht werden kann<br />

und sich die Behandelten allgemein<br />

deutlich besser fühlen, ist die<br />

Akzeptanz bei den Patienten außerordentlich<br />

hoch.<br />

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom<br />

ist jedoch nur eine mögliche<br />

Ursache für gestörten Schlaf. Weiter<br />

verbreitet ist die Insomnie, die<br />

Unfähigkeit Schlaf zu finden und<br />

zu behalten. Durch häufigen Ge-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


auch von Schlafmitteln wird die<br />

Schlafarchitektur zunehmend zerstört.<br />

Eine langfristige Anwendung<br />

ist daher nicht vertretbar und<br />

wird heute i. d. R. auf Grund verbesserter<br />

diagnostischer Möglichkeiten<br />

zur Abklärung der Ursache<br />

für die Schlaflosigkeit auch glücklicherweise<br />

in geringerem Maße<br />

und nur kurzfristig praktiziert.<br />

Trotz modernster Technik zur<br />

Schlafüberwachung ist der Schleier<br />

des Mysteriums, der über dem<br />

Schlaf liegt, immer noch nicht gelüftet.<br />

Die Vorstellungen über den<br />

Schlaf haben sich im Laufe der<br />

Geschichte deutlich gewandelt.<br />

Noch vor einhundert Jahren herrschte<br />

die Vorstellung: Im Schlaf<br />

gehen nachts die Lichter im Gehirn<br />

aus. „Heute weiß man, dass<br />

der Schlaf ein völlig eigener Daseinszustand<br />

mit einem hochkomplizierten<br />

Ablauf ist, den man<br />

noch längst nicht in allen Teilen<br />

verstanden hat“ sagt Steinmetz,<br />

der inzwischen auch an der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

über die Physiologie des Schlafes<br />

referiert. (BG)<br />

Quelle: Veranstaltung der Barmer Ersatzkasse<br />

Darmstadt<br />

Neue Textilien:<br />

„Arzneimittel<br />

zum Anziehen“<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

�<br />

Durch ein neuartiges Beschichtungsverfahren<br />

sollen medizinisch<br />

und kosmetisch wirksame Substanzen<br />

in Textilien eingebracht<br />

werden und durch kontinuierliche<br />

Abgabe an die Haut heilen. Für<br />

Millionen Neurodermitiker, Berufsallergiker<br />

und Patienten mit<br />

Haut- und anderen Erkrankungen<br />

würde dies eine erhebliche Erleichterung<br />

ihrer Therapie bedeuten.<br />

Ziel des Forschungsteams um Professor<br />

Dr. Peter Elsner, Direktor<br />

der Klinik für Dermatologie und<br />

dermatologische Allergologie an<br />

der Universität Jena ist es, durch<br />

Tragen der entsprechend bearbeiteten<br />

Textilien eine der Cremebehandlung<br />

gleichwertige Wirkung<br />

zu erreichen. Das wäre dann<br />

sozusagen eine „Creme zum Anziehen“,<br />

so der Mediziner. Anstelle<br />

des sonst üblichen Eincremens<br />

bei Neurodermitis könnten Textilien<br />

wie Unterwäsche verordnet<br />

werden, die auf Grund der Spezialbeschichtung<br />

für eine regelmäßige,<br />

allmähliche Abgabe des Wirkstoffs<br />

an die Haut sorgen. Es kann<br />

sich dabei um pharmazeutische<br />

Substanzen mit beispielsweise<br />

antientzündlicher Wirkung wie<br />

Kortison ebenso handeln wie um<br />

kosmetische Wirkstoffe als Feuchtigkeitsspender.<br />

Ein großer Vorteil<br />

dieser neuartigen Behandlung ist<br />

sicherlich, dass das ständige - besonders<br />

Kindern oft sehr lästige -<br />

Eincremen entfallen würde; darüber<br />

hinaus wäre ein exakteres<br />

Dosieren möglich und es wird davon<br />

ausgegangen, dass die Dosis<br />

verringert werden könnte.<br />

Die Abgabe vom Textilmaterial an<br />

die Haut geschieht durch so genannte<br />

Cyclodextrine. Das sind<br />

Moleküle, die man sich als „Käfige“<br />

vorstellen muss. Diese „Käfige“<br />

werden mit Wirksubstanzen<br />

beladen, die sie zunächst festhalten,<br />

und erst bei Kontakt mit der<br />

Haut und der Körperwärme des<br />

Trägers nach und nach freigeben.<br />

Diese so genannten „Intelligenten<br />

Textilien“ werden in Zusammenarbeit<br />

mit der internationalen<br />

Forschungseinrichtung Hohensteiner<br />

Institute in Bönnigheim,<br />

Baden-Württemberg und dem<br />

Deutschen Textilforschungszentrum<br />

Nord-West in Krefeld entwickelt.<br />

Zu diesem Zweck wurde<br />

extra ein Kompetenzzentrum<br />

„Textil und Haut“ an der Universität<br />

Jena gegründet. An dem Projekt<br />

sind Textilingenieure und Dermatologen<br />

beteiligt. Während des<br />

1. gemeinsamen internationalen<br />

Kongresses European Conferences<br />

on Textiles and Skin, der 2003<br />

in Apolda, Thüringen, stattfand,<br />

wurde das innovative Projekt jetzt<br />

von namhaften Wissenschaftlern<br />

diskutiert. Nach Aussage der Experten<br />

ist es möglich, jedes Textilmaterial<br />

so zu beschichten. Bevor<br />

allerdings das fertige Produkt im<br />

Markt eingeführt werden kann,<br />

sind noch ca. drei bis fünf Jahre<br />

der intensiven Forschung notwendig.<br />

(BG)<br />

Impressum<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Veramed Verlag für<br />

Prävention und Rehabilitation<br />

Verena B. Nau<br />

Am Alten Berg 13<br />

64342 Seeheim-Jugenheim<br />

Telefon 0 61 51/2 78 95 60<br />

Chefredaktion: Verena B. Nau<br />

Redaktion: Brigitte Niepoth,<br />

Marcia D. Popaja<br />

An dieser Ausgabe haben<br />

ferner mit gearbeitet:<br />

Bettina A. Geßlein<br />

�<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Allergische<br />

Hauterkrankungen<br />

31


<strong>Allergie</strong>test<br />

32<br />

Oftmals werden allergische<br />

Symptome vorschnell interpretiert<br />

und in Zusammenhang mit<br />

bekannten Allergenen (<strong>Allergie</strong>auslöser)<br />

gebracht, die letztlich<br />

jedoch nicht die Ursache sind.<br />

Sicherheit gibt nur eine Abklärung<br />

durch den erfahrenen Allergologen,<br />

der über vielfältige<br />

Diagnosemöglichkeiten verfügt.<br />

Anamnese und <strong>Allergie</strong>test<br />

helfen ihm dabei, zu prüfen, ob<br />

es sich „nur“ um eine Unverträglichkeit<br />

handelt.<br />

Manchmal ist ein Hilfsstoff<br />

Schuld<br />

Vielfach berichten Patienten von<br />

einer <strong>Allergie</strong> gegen bestimmte<br />

Arzneimittel wie beispielsweise<br />

Penicillin, wenn im Zusammenhang<br />

mit der Medikamenteneinnahme<br />

zu einem früheren Zeitpunkt<br />

Beschwerden auftraten, die<br />

eine allergische Reaktion vermuten<br />

ließen. Patienten entwickeln<br />

dann verständlicherweise Angst<br />

vor dem Wirkstoff und Abwehr<br />

gegen eine erneute Behandlung<br />

damit.<br />

Ärzte sollten diese Aussagen jedoch<br />

allergologisch abklären lassen,<br />

bevor sie tatsächlich die eigentlich<br />

erforderliche Behandlung<br />

ausschließen, denn vielfach wurden<br />

Betroffene vorschnell als allergisch<br />

gegen einen bestimmten<br />

Arzneistoff wie Penicillin abgestempelt.<br />

Eine Festlegung, die sie<br />

fortan unüberprüft begleitet. Mög-<br />

Wirklich<br />

allergisch?<br />

licherweise handelte es sich auch<br />

um eine allergische oder Unverträglichkeitsreaktion<br />

auf einen der<br />

Hilfsstoffe in dem Präparat, die in<br />

einem anderen Medikament mit<br />

dem vermeintlich <strong>Allergie</strong> auslösenden<br />

Wirkstoff, jedoch anderer<br />

Galenik, nicht vorkommen und<br />

welches daher problemlos vertragen<br />

werden würde. Wer jedoch<br />

nachweislich unter einer Medikamentenallergie<br />

leidet, sollte unbedingt<br />

ständig einen <strong>Allergie</strong>pass<br />

mit dem entsprechenden Eintrag<br />

durch den behandelnden Facharzt<br />

mit sich führen.<br />

Milchallergie oder<br />

Milchzuckerunverträglichkeit?<br />

Ähnliches gilt für Nahrungsmittel.<br />

Personen mit gastro-intestinalen<br />

Beschwerden nach der Nahrungsaufnahme<br />

meiden häufig angster-<br />

füllt bestimmte Nahrungsmittel,<br />

von denen sie glauben und behaupten,<br />

sie reagierten allergisch<br />

darauf. Mit diesem Verhalten riskieren<br />

sie unter Umständen langfristig<br />

erhebliche Nährstoffmängel.<br />

Vielfach handelt es sich jedoch<br />

gar nicht um eine „echte“<br />

<strong>Allergie</strong> sondern um eine Unverträglichkeitsreaktion<br />

wie bei der<br />

Laktose-Intoleranz, der Unverträglichkeit<br />

des in der Milch von<br />

Säugetieren enthaltenen Milchzuckers.<br />

Von diesem Mangel an<br />

dem Enzym Laktase sind in Europa<br />

etwa 5 bis 15% der Menschen<br />

betroffen. Nur eine entsprechende<br />

<strong>Allergie</strong>diagnostik kann zunächst<br />

klären, ob es sich um eine<br />

Kuhmilchallergie etc. handelt, die<br />

allergologisch zu behandeln ist,<br />

oder eine Unverträglichkeit, die in<br />

die Hände des Gastroenterologen<br />

oder Internisten gehört.<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

ALK Scherax


Gesicherte<br />

<strong>Allergie</strong>diagnostik<br />

Eine gesicherte Diagnose ist nur<br />

durch eine umfangreiche <strong>Allergie</strong>diagnostik<br />

beim Facharzt zu erzielen,<br />

der trotz vielfältiger Testungsmöglichkeiten<br />

sehr erfahren in der<br />

Interpretation der Ergebnisse sein<br />

muss. Norbert Mülleneisen vom<br />

Ärzteverband Deutscher Allergologen<br />

(ÄDA) berichtet von dem<br />

„detektivischen Spürsinn“, der<br />

häufig notwendig ist, um die wahre<br />

Ursache für die allergischen<br />

Symptome aufzudecken. Nach<br />

Aussage des Allergologen sollte<br />

eine umfassende allergologische<br />

Diagnostik Anamnese, Hauttests,<br />

Bestimmung von spezifischem<br />

IgE und Provokationstests einschließen.<br />

Quelle: u.a. ÄDA-/DGAI-Pressenotizen<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

�<br />

Studie entdeckt<br />

Mangelversorgung<br />

von Allergikern<br />

Eine Studie an über 6000 Patienten<br />

zur Versorgung allergiekranker<br />

Menschen in Deutschland belegt,<br />

dass Betroffene vielfach zu spät<br />

oder gar nicht die erforderliche<br />

fachärztliche Betreuung erhalten.<br />

Patienten mit allergischer Reaktion<br />

auf Inhalationsallergene werden<br />

zu lange symptomatisch behandelt,<br />

bis sie endlich - oft auf<br />

Eigeninitiative - einer adäquaten<br />

kausalen Therapie zugeführt werden.<br />

An der Studie zur Versorgung<br />

allergiekranker Menschen (VAM),<br />

die vom Institut für Gesundheitsund<br />

Sozialforschung (IGES)<br />

durchgeführt wurde, waren 6791<br />

Patienten beteiligt. Es handelte<br />

sich um Allergiker mit mäßiggradiger<br />

bis schwerer <strong>Allergie</strong> auf die<br />

üblichen Inhalationsallergene wie<br />

Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze<br />

und Tierhaare. Etwa ein<br />

Drittel der Teilnehmer hatte vor<br />

Aufnahme in die Studie und Beginn<br />

einer spezifischen Immuntherapie<br />

(SIT) wegen der Beschwerden<br />

bereits einen oder mehrere<br />

andere Ärzte konsultiert, die<br />

eine symptomatische Therapie<br />

eingeleitet hatten. Diese wurde bei<br />

der Studienbefragung jedoch von<br />

74% der Patienten als unwirksam<br />

oder wenig wirksam beurteilt, sodass<br />

ein Großteil der Betroffenen<br />

auf eigene Initiative den Arzt<br />

wechselte. Lediglich ein Drittel<br />

wurde nach erfolgloser oder unzureichender<br />

Therapie auf Initiative<br />

des erst behandelnden Arztes weiter<br />

an einen Fachkollegen überwiesen.<br />

Manche hatten bereits eine<br />

zehnjährige kaum erfolgreiche<br />

Therapie hinter sich.<br />

Beim Allergologen wurde zunächst<br />

von den umfangreichen<br />

Diagnosemöglichkeiten in einer<br />

allergologischen Facharztpraxis<br />

Gebrauch gemacht, bevor die Behandlung<br />

der VAM-Patienten mit<br />

der SIT begann. Die bisher einzige<br />

verfügbare Kausaltherapie der<br />

allergischen Atemwegserkrankung<br />

wurde mit standardisierten<br />

Allergenpräparaten durchgeführt.<br />

Noch vor Abschluss der Behandlung<br />

konnte bei 76% der Teilnehmer<br />

eine deutliche Besserung der<br />

<strong>Allergie</strong>symptome verzeichnet<br />

werden, und damit ein Gewinn an<br />

Lebensqualität. Nach ihrer persönlichen<br />

Bewertung befragt, gaben<br />

über 80% ihrem Bedauern Ausdruck,<br />

nicht früher mit der SIT begonnen<br />

zu haben. 60% beklagten<br />

ein Informationsdefizit in Bezug<br />

auf die SIT als alternative Behandlungsmöglichkeit.<br />

Die Ergebnisse bestätigen mit großer<br />

Deutlichkeit die bestehende<br />

Fehl- oder Unterversorgung von<br />

<strong>Allergie</strong>kranken in Deutschland.<br />

Ein gravierender Fehler ist, dass<br />

der Schwerpunkt vielfach auf eine<br />

symptomatische Behandlung gelegt<br />

wird, die dann jahrelang ohne<br />

nennenswerte Besserung der Beschwerden<br />

verfolgt wird. Hierdurch<br />

wird kostbare Zeit verschenkt,<br />

denn im Laufe dieser<br />

„Patientenkarriere“ kann es bei<br />

den Betroffenen zum gefürchteten<br />

„Etagenwechsel“ - einer Verstärkung<br />

der <strong>Allergie</strong> bis zur Entwicklung<br />

eines Asthma bronchiale -<br />

kommen. Auf diese unbefriedigende<br />

Behandlungssituation hat bereits<br />

vor drei Jahren der Sachverständigenrat<br />

für die Konzertierte<br />

Aktion im Gesundheitswesen in<br />

seinem Gutachten hingewiesen.<br />

Gleichzeitig wird die SIT von<br />

Fachgesellschaften als wirksame<br />

Kausaltherapie empfohlen.<br />

Eine weitere Erkenntnis aus der<br />

VAM-Studie ist, dass die Wahrscheinlichkeit<br />

einer adäquaten<br />

Therapie mit dem Informationsstand<br />

des Patienten zusammen<br />

hängt. Je mehr Informationen dem<br />

Patienten über sein Krankheitsbild<br />

zur Verfügung stehen, umso eher<br />

ergreift er selbst die Initiative und<br />

beendet unwirksame oder wenig<br />

erfolgversprechende Therapien,<br />

um an deren Statt nach angemessenen<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

aktiv zu suchen. Dies kann und<br />

darf aber nicht gängige Praxis<br />

werden. Daher ist eine wesentliche<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

zwischen Hausarzt und allergologisch<br />

tätigem Facharzt dringend<br />

notwendig.<br />

Quelle: Pressegespräch „Versorgung<br />

allergiekranker Menschen...“, Berlin,<br />

08.10.03<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Allergologie<br />

33


Allergologie<br />

34<br />

Ü b e r r a s c h e n d e E r g e b n i s s e e i n e r K i n d e r s t u d i e<br />

Babypflege mit Erdnussöl<br />

allergieauslösend?<br />

Die Erdnuss gilt als Nahrungsmittel<br />

mit hohem <strong>Allergie</strong>potenzial.<br />

Nach dem Genuss von Erdnüssen<br />

werden zuweilen heftige<br />

allergische Reaktionen bis<br />

hin zu einem anaphylaktischen<br />

Schock beobachtet. Ungeklärt<br />

ist bisher, wie es zu der Entwicklung<br />

einer Erdnussallergie<br />

kommt. Eine britische Studie<br />

mit Kindern ging dieser Frage<br />

nach und könnte möglicherweise<br />

wichtige Hinweise zur Beantwortung<br />

liefern.<br />

Von den untersuchten Kindern litten<br />

49 an einer Erdnussallergie.<br />

Auffallend war, dass 84% dieser<br />

Kinder als Babys eine Pflegecreme<br />

bekommen hatten, die<br />

Erdnussöl enthielt. Keines der betroffenen<br />

Kinder hatte Erdnüsse in<br />

besonders großen Mengen verzehrt,<br />

was als Auslöser für die <strong>Allergie</strong><br />

in Frage gekommen wäre.<br />

Die Studie konnte als weitere Risikofaktoren<br />

eine familiäre Veranlagung<br />

zur Atopie und die Ernährung<br />

mit Sojamilch feststellen.<br />

Soja und Erdnuss gehören zu derselben<br />

Pflanzenfamilie. Auch<br />

wenn noch nicht exakt geklärt ist,<br />

wie die Entwicklung von <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

bei Kindern verhindert werden<br />

kann, empfiehlt der Ärzteverband<br />

Deutscher Allergologen (ÄDA)<br />

Säuglinge möglichst lange (mindestens<br />

sechs Monate) zu stillen<br />

und nicht zu früh mit der Einführung<br />

von Nahrungsmitteln zu beginnen,<br />

für die ein hohes <strong>Allergie</strong>potenzial<br />

bekannt ist. Zu diesen<br />

zählen u.a. Erdnüsse, Hühnerei<br />

und Sellerie. Etwa vier Prozent der<br />

Kinder sind von Nahrungsmittelallergien<br />

betroffen. Hauptauslöser<br />

sind neben Erdnuss Kuhmilch,<br />

Hühnereiweiß, Soja und Weizen.<br />

Während sich bei etwa drei Viertel<br />

der Betroffenen die <strong>Allergie</strong> in<br />

den ersten Lebensjahren wieder<br />

verliert, leiden dieselben Kinder<br />

jedoch häufig später an Neurodermitis,<br />

Heuschnupfen oder Asthma.<br />

Bei Erwachsenen sind Nahrungsmittelallergien<br />

mit 2% eher selten.<br />

Zunehmende Bedeutung gewinnen<br />

jedoch die Kreuzallergene im<br />

Zusammenhang mit einer Pollenallergie.<br />

Sellerie, Nüsse oder<br />

Früchte aus der Familie der Rosengewächse<br />

sind hier zu nennen.<br />

Aktuelle Therapiesituation<br />

Personen mit nachgewiesener<br />

Nahrungsmittelallergie und bekannten<br />

heftigen allergischen Reaktionen<br />

auf Erdnuss, Sellerie o.a.<br />

sollten laut Empfehlung von<br />

ÄDA-Präsident Professor Dr. Tho-<br />

mas Fuchs Notfallmedikamente<br />

zur Selbstbehandlung verordnet<br />

bekommen, die die Betroffenen<br />

ständig mit sich führen müssen.<br />

Die bei anderen allergischen Erkrankungen<br />

bereits erfolgreich<br />

eingesetzte spezifische Immuntherapie<br />

(früher Hyposensibilisierung)<br />

steht Nahrungsmittelallergikern<br />

als Behandlungsoption<br />

noch nicht zur Verfügung. Zurzeit<br />

arbeiten jedoch Experten an der<br />

Entwicklung rekombinanter Erdnussallergene.<br />

Ziel ist es schließlich zu prüfen,<br />

ob diese Allergene für eine spezifische<br />

Immuntherapie (SIT) geeignet<br />

sind. Bekannt ist, dass es bei<br />

einer SIT zur Behandlung der allergischen<br />

Rhinitis gleichzeitig zu<br />

einer Besserung allergischer Symptome<br />

auf Nahrungsmittel kommen<br />

kann, wenn es sich um Pollen<br />

assozierte Kreuzallergien auf<br />

hierfür bekannte Nahrungsmittel<br />

wie Äpfel und Birnen oder Gewürze<br />

handelt.<br />

Karenz schwierig<br />

Häufig ist eine absolute Karenz<br />

nicht durchführbar, auch wenn der<br />

Patient ausreichend über seine <strong>Allergie</strong><br />

informiert ist und sich entsprechend<br />

vorsichtig verhält. Dies<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


liegt daran, dass sich selbst kleinste<br />

Spuren des Allergens in Nahrungsmitteln<br />

verbergen können,<br />

wo sie für den Verbraucher nicht<br />

erkennbar sind. Dies trifft z. B. bei<br />

Schokoladen zu, auf denen bei<br />

deutschen Marken bereits häufig<br />

der Hinweis zu lesen ist, dass Spuren<br />

von (Erd)nüssen, Milchanteile<br />

etc. enthalten sein können, da die<br />

Maschinen zur Herstellung auch<br />

für Schokoladen mit eben diesen<br />

Zutaten verwendet werden. ÄDA<br />

und DGAI (Deutsche Gesellschaft<br />

für Allergologie und klinische Immunologie)<br />

fordern daher auf EU-<br />

Ebene eine genauere Kennzeichnung<br />

von Allergenen in Nahrungsmitteln.<br />

Wie Professor Dr. Stefan Vieths,<br />

Paul-Ehrlich-Institut, Langen erklärt,<br />

wird für die EU mit einer<br />

Änderung der Deklarationsrichtlinie<br />

für 2004 gerechnet. „Nach<br />

einer Übergangsfrist muss diese<br />

dann in den Mitgliedsstaaten in<br />

nationales Recht umgesetzt werden“,<br />

so Vieths. Die Schweiz ist<br />

schon mit gutem Beispiel vorangegangen.<br />

Sie ist nach Aussage<br />

von Vieths das einzige europäische<br />

Land, in dem bereits eine Änderung<br />

der Deklarationsbestimmungen<br />

durchgeführt wurde. Die Änderung<br />

der EU-Deklarationsrichtlinie<br />

gilt für Zutaten, nicht jedoch<br />

für ungewollte minimale Kontaminationen.<br />

Quelle: Presseinformation ÄDA / DGAI<br />

�<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

F r ü h e r e E m p f e h l u n g u n g ü l t i g<br />

Federbetten für<br />

Allergiker<br />

unbedenklich?<br />

Dresden. Entgegen früheren<br />

Auffassungen, die nachhaltig<br />

das Karenzverhalten von Betroffenen<br />

beeinflussen, geht<br />

von Daunen und Federn gefüllten<br />

Bettwaren keinerlei Gefahr<br />

für Patienten mit allergischen<br />

Atemwegserkrankungen aus.<br />

Früher wurde Hausstaubmilbenallergikern<br />

meist dazu geraten,<br />

derartige Kissen und Zudecken<br />

umgehend aus dem<br />

Bett und möglicherweise gesamten<br />

Haushalt zu eliminieren,<br />

da sie als Standort und Nahrungsquelle<br />

für Hausstaubmilben<br />

galten. Auch wurde dem in<br />

Daunen und Federn enthaltenen<br />

Keratin ein hohes Allergenpotenzial<br />

zugeschrieben.<br />

Beide weithin akzeptierte Annahmen<br />

konnten inzwischen in Studien<br />

widerlegt werden, die eindeutig<br />

ergaben, dass Daunen und Federbetten<br />

ganz im Gegenteil ein<br />

ungünstiger Ort zur Milbenvermehrung<br />

sind, da diese spinnenartigen<br />

Tiere ein feuchtes Milieu<br />

bevorzugen, die für Milben ideale<br />

Luftfeuchte von 60 - 75% in Daunendecken<br />

jedoch unter diesem<br />

Niveau liegt. Die Wärme- und Klimaverhältnisse<br />

der Daunendecken<br />

mit einem schnellen Wärmeaufbau<br />

während des Schlafes und raschem<br />

Feuchtigkeitsabbau bei<br />

Lüftung sind für die Vermehrung<br />

also keine günstigen Bedingungen,<br />

sodass sie als Besiedlungsort<br />

für die Milbe uninteressant sind.<br />

Auch konnte die angenommene<br />

allergene Potenz des Bettfedernantigens<br />

Keratin nicht bestätigt<br />

werden; sie ist entgegen den bisherigen<br />

Vermutungen als äußerst<br />

gering einzustufen, sodass Allergiker<br />

nun nicht mehr auf die Vorzüge<br />

einer natürlichen Kissenfüllung<br />

verzichten müssen. Tatsächlich<br />

konnte bei Vergleichsstudien<br />

zwischen Federn gefüllten und<br />

synthetischen Bettwaren teilweise<br />

eine höhere Konzentration von<br />

Hausstaubmilben in synthetischen<br />

Materialien festgestellt werden.<br />

Man geht davon aus, dass hierfür<br />

die geringere Milbendichtigkeit<br />

der Bezüge verantwortlich ist.<br />

In einer umfangreichen Studie, für<br />

die Hunderte von Wohnungen in<br />

Deutschland und Österreich untersucht<br />

wurden, gelang es Professor<br />

Dr. Dr. Hans W. Jürgens von der<br />

Forschungsgruppe Industrieanthropologie<br />

an der Neuen Universität<br />

Kiel, zu belegen, dass Federnund<br />

Daunendecken weder als<br />

Standort noch als Nahrungsquelle<br />

für Hausstaubmilben gelten können.<br />

Das dichte Hüllengewebe von<br />

Federn und Daunen gefüllten Bettwaren<br />

wie Kopfkissen und Bettdecken<br />

ist für die Milbe praktisch<br />

undurchdringlich, sodass es laut<br />

Jürgens weder wissenschaftliche<br />

noch praktische Gründe gibt, einem<br />

Hausstaubmilbenallergiker<br />

von der Benutzung von Federn-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Allergologie<br />

35


Allergologie<br />

36<br />

und Daunendecken abzuraten. Die<br />

Ergebnisse der Untersuchung haben<br />

inzwischen auch in der PAS<br />

1008 (Publicly Available Specification)<br />

des Deutschen Instituts für<br />

Normung, Berlin, Berücksichtigung<br />

gefunden.<br />

Bettfedern spielen bei der Entstehung<br />

von <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Asthma<br />

praktisch keine Rolle. Dennoch ist<br />

die Hausstaubmilbe bzw. deren<br />

Ausscheidungen, der als Allergen<br />

DerP1 bezeichnete Milbenkot mit<br />

Abstand das wichtigste Innenraumallergen<br />

im zentralen Mitteleuropa.<br />

Man geht davon aus, dass<br />

sie auf Grund ihrer Verbreitung<br />

und ihrer immunologischen Wirkart<br />

den höchsten Stellenwert für<br />

allergische Atemwegserkrankungen<br />

hat. Nachgewiesenermaßen<br />

sind das Bett und hier fast ausschließlich<br />

die Matratze gefolgt<br />

vom Fußbodenbelag in Schlafräumen<br />

die Hauptstandorte der Hausstaubmilbe<br />

im Wohnbereich. Ihre<br />

wichtigste Nahrungsquelle sind<br />

Hautschuppen des Menschen.<br />

Allergenkarenz steht im Therapieplan<br />

an erster Stelle und hat ihren<br />

Platz noch vor Pharmakotherapie,<br />

Hyposensibilisierung und Patientenschulung.<br />

So gehört zur Schlafraumsanierung<br />

insbesondere das<br />

Auswechseln älterer Matratzen sowie<br />

die Umhüllung der Matratze<br />

mit den speziell beschichteten,<br />

milbendichten Encasings. Für<br />

Bettdecke und Kissen sind solche<br />

Schutzhüllen nicht erforderlich,<br />

vorausgesetzt es handelt sich um<br />

Federn und Daunen dichte Bettwaren.<br />

Weitere Karenzmaßnahmen,<br />

die nach wie vor empfohlen<br />

werden, sind häufiger Luftaustausch<br />

zur Vermeidung einer zu<br />

hohen Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen<br />

und insbesondere Schlafzimmern,<br />

wischbare Fußbodenbeläge,<br />

intensives Lüften, regelmä-<br />

ßiges Waschen und Reinigen des<br />

Bettzeugs, sowie frühzeitiges Auswechseln<br />

älterer Bettwaren. Auf<br />

Tagesdecken sollte verzichtet werden,<br />

da sie eine Sperrschicht bilden.<br />

Hausstaubmilbenallergiker<br />

sollten beim Kauf von Bettwaren<br />

auf das NOMITE-Zeichen achten.<br />

Dieses weist auf die Unbedenklichkeit<br />

eines Produktes für Hausstaubmilbenallergiker<br />

hin und<br />

wird als Kennzeichnung von den<br />

Unternehmen verwendet, die Mitglied<br />

im Verband der Deutschen<br />

Daunen- und Federnindustrie<br />

(VDFI) sind. (BG)<br />

Montelukast:<br />

Alternative oder<br />

Additivtherapie<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

�<br />

Dresden. Mit einer Prävalenz von<br />

20-30% weltweit stellt die allergische<br />

Rhinitis ein erhebliches gesundheitliches<br />

Problem dar. Darüber<br />

hinaus leiden betroffene Patienten<br />

häufig zusätzlich an Asthma.<br />

Die Kobormiditätsrate ist<br />

hoch - so sind etwa 80% der Asthmatiker<br />

gleichzeitig Rhinitispatienten<br />

und ca. 30% der Rhinitiker<br />

zeigen Asthmasymptome. Darauf<br />

wies Professor Dr. Ludger Klimek,<br />

Wiesbaden, auf einer Tagung in<br />

Dresden hin.<br />

Die allergische Entzündung in den<br />

oberen und unteren Atemwegen ist<br />

durch ähnliche Abläufe gekennzeichnet,<br />

bei denen die gleichen<br />

Entzündungszellen (z.B. eosinophile<br />

Granulozyten) bedeutsam<br />

sind. Hauptverantwortlich für große<br />

Ansammlungen von Eosinophilen<br />

im Gewebe sind Leukotriene<br />

und das Interleukin-5, erklärte Dr.<br />

Uta Rabe, Johanniter-Krankenhaus<br />

im Fläming, Treuenbrietzen.<br />

In der Behandlung von Asthma-<br />

kranken werden Leukotrien-Antagonisten<br />

(Montelukast) neben<br />

inhalativen Glukokortikoiden inzwischen<br />

erfolgreich eingesetzt,<br />

wobei sie nicht nur beim allergischen<br />

(extrinsischen) sondern<br />

auch beim intrinsischen Asthma<br />

wie beispielsweise dem Analgetikaasthma<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Auch beim Analgetikaasthma, das<br />

bisher lediglich mit Kortisontabletten<br />

behandelt wurde, kann<br />

Montelukast nach Aussage Rabes<br />

zusätzlich zur Entzündungshemmung<br />

eingesetzt werden, was<br />

eine erhebliche Reduzierung der<br />

Steoriddosis zur Folge hat. Die<br />

Vorstellung des „one airway - one<br />

disease“ zur Bezeichnung der Ko-<br />

Existenz von Asthma und Rhinitis<br />

gab Anlass zu der Hoffnung,<br />

dass auch Rhinitispatienten von<br />

der Behandlung mit Montelukast<br />

profitieren würden. Tatsächlich<br />

zeigte sich in klinischen Studien<br />

ein Nutzen ebenso in der Behandlung<br />

von Rhinitis, Sinusitis und<br />

Polyposis nasi. Ähnliches gilt für<br />

die Wirksamkeit beim atopischen<br />

Ekzem und verschiedenen Formen<br />

der Urtikaria, die mehrfach in kontrollierten<br />

Studien nachgewiesen<br />

wurde, wie Professor Dr. Torsten<br />

Zuberbier, Charité Berlin, erwähnte.<br />

Eine Vergleichsstudie zur chronischen<br />

Urtikaria bescheinigte bei<br />

Gabe von 10 mg Montelukast gegenüber<br />

10 mg Ceterizin Montelukast<br />

eine geringere Nebenwirkungsrate<br />

bei gleicher Wirksamkeit.<br />

In der Neurodermitisbehandlung<br />

findet Montelukast auch als<br />

additiveTherapie Anwendung.<br />

Somit ist der Wirkstoff eine reale<br />

Alternative zur klassischen Therapie<br />

allergischer und nicht-allergischer<br />

Entzündungen bzw. ergänzt<br />

diese sinnvoll, wo eine Dosisreduktion<br />

der herkömmlichen<br />

Therapie angestrebt wird. �


Höchst gelegene deutsche Kinderklinik Europas in Davos:<br />

<strong>Allergie</strong>klinik Davos -<br />

Zentrum für Kinder und Jugendliche<br />

an der Hochgebirgsklinik<br />

Asthma und <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> haben<br />

sich zu Volkskrankheiten entwickelt<br />

- vor allem Kinder und<br />

Jugendliche sind betroffen. Inzwischen<br />

leidet eines von zehn<br />

Kindern in Deutschland unter<br />

Asthma. <strong><strong>Allergie</strong>n</strong> der oberen<br />

Atemwege und der Haut werden<br />

altersabhängig in 10-15% beobachtet.<br />

Die neu gegründete <strong>Allergie</strong>klinik<br />

Davos - Zentrum für Kinder und<br />

Jugendliche - bietet optimale Voraussetzungen<br />

für eine langfristig<br />

günstige Beeinflussung erwähnter<br />

Symptome mit dem Ziel anhaltender<br />

Beschwerdefreiheit - bei Kindern<br />

und Jugendlichen erweist<br />

sich oft eine dauerhafte Ausheilung<br />

als möglich. Wesentlicher<br />

Aspekt ist die einzigartige Höhenlage<br />

der Klinik in 1.600 m mit einer<br />

nahezu vollständigen Allergen-,<br />

Keim- und Schadstoffarmut<br />

- in Deutschland existiert keine<br />

Fachklinik unter vergleichbar günstigen<br />

klimatischen Bedingungen.<br />

Dazu kommen die professionelle<br />

Betreuung, optimale Behandlungsmöglichkeiten<br />

durch ein interdisziplinäres<br />

Team, die langjährige<br />

Erfahrung und nicht zuletzt<br />

die umfassenden Angebote - von<br />

der Möglichkeit gemeinsamer Eltern-Kind-Betreuung<br />

bis hin zum<br />

gezielten Förderunterricht in der<br />

Klinikschule.<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Die Kombination der Hochgebirgslage<br />

mit dem umfassenden<br />

therapeutischen, pädagogischen<br />

und schulischen Angebot bringt<br />

den Erfolg. Häufig wird eine Neubeurteilung<br />

der bisherigen Behandlung<br />

mit Reduzierung des<br />

Therapieplanes, vor allem hinsichtlich<br />

inhalativer Kortikoidpräparate,<br />

möglich. Das Angebot wird<br />

abgerundet durch Physio- und<br />

Sporttherapie, Bewegungs- und<br />

Balneotherapie, Ernährungsberatung<br />

und psychosoziale Rehabilitation.<br />

Besonders wichtig sind<br />

auch die Asthma- und Neurodermitisschulungen<br />

für Kinder und<br />

Eltern, die bis hin zur Berufsberatung<br />

ergänzt werden können. Die<br />

hohe Nachfrage hat zu weiteren<br />

Ausbaumaßnahmen geführt, welche<br />

vor allem der familiengerechten<br />

Unterbringung kranker und gesunder<br />

Eltern mit ihren kranken<br />

Kindern sowie gesunden Begleitkindern<br />

dienen.<br />

Die Klinik steht unter deutscher<br />

Leitung und es bestehen Vereinbarungen<br />

mit allen deutschen<br />

Kostenträgern, welche der Klinik<br />

den versicherungsrechtlichen Status<br />

einer deutschen Institution sichern.<br />

Es werden nahezu ausschließlich<br />

Patienten aus Deutschland<br />

betreut.<br />

Die neue Broschüre Die höchstgelegene<br />

deutsche Kinderklinik in<br />

Europa kann kostenlos angefordert<br />

werden bei<br />

<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />

Zentrum für Kinder und<br />

Jugendliche<br />

CH-7265 Davos-Wolfgang<br />

www.allergieklinik.ch<br />

Hochgebirgsklinik Service,<br />

Höhenstraße 27<br />

D-54655 Malberg.<br />

Weitere Infos unter der Servicenummer<br />

0180 1463644 (Ortstarif) oder unter<br />

www.hgk.ch. (eb)<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Rehabilitation<br />

37


Literatur<br />

38<br />

Buchrezension:<br />

„Ohne Milch und<br />

ohne Ei“<br />

Im ersten Teil dieses Ratgebers<br />

vermittelt die als <strong>Allergie</strong>beraterin<br />

tätige Autorin in allgemein verständlicher<br />

Form Basiswissen zum<br />

Thema <strong>Allergie</strong>. Lobenswert ist<br />

die Differenzierung zwischen <strong>Allergie</strong><br />

/ Pseudoallergie und Intoleranz,<br />

die dem interessierten Laien<br />

zunächst verdeutlicht, dass beiden<br />

Erkrankungen ganz unterschiedliche<br />

krankheitsauslösende Prozesse<br />

zugrunde liegen, auch wenn das<br />

Beschwerdebild manchmal Ähnlichkeiten<br />

aufweist. Des weiteren<br />

erklärt sie gängige Testverfahren<br />

zur Diagnose, geht dann auf die<br />

besonderen Probleme ein, mit denen<br />

allergiekranke Kinder konfrontiert<br />

sind, und gibt praktische<br />

Tipps für den Alltag, wobei sie aus<br />

ihrer Erfahrung als Mutter eines<br />

hoch allergischen Kindes alle<br />

Eventualitäten einschließt, auch<br />

mehrfach auf versteckte Gefahren<br />

hinweist, um betroffene Familien<br />

vor dem allzu sorglosen Umgang<br />

mit der <strong>Allergie</strong> zu warnen. Das<br />

Buch eignet sich jedoch ebenso für<br />

erwachsene allergiekranke Menschen.<br />

Die kurzen zwischen geschalteten<br />

Erfahrungsberichte machen sehr<br />

deutlich, dass <strong>Allergie</strong> und Unverträglichkeit<br />

den Erkrankten und<br />

sein soziales Umfeld immer wieder<br />

vor Herausforderungen stellen.<br />

Die Autorin versucht, diesen positiv<br />

zu begegnen, indem sie beschreibt,<br />

wie man sich trotz aller<br />

Einschränkungen beispielsweise<br />

bei Einladungen zum Kindergeburtstag,<br />

auf Reisen usw. richtig,<br />

d.h. Allergiker und dennoch<br />

Kind gerecht verhält.<br />

Wie der Leser erwarten darf, enthält<br />

dieses Buch Informationen zu<br />

Milch- und Eiersatzprodukten, die<br />

teilweise auch selbst hergestellt<br />

werden können und beschreibt wie<br />

der Nährstoffbedarf auch ohne<br />

diese Nahrungsmittel ausreichend<br />

gedeckt werden kann. Ergänzt<br />

wird es durch einen umfangreichen,<br />

übersichtlich gestalteten<br />

Rezeptteil mit ansprechenden Rezepten<br />

aus Zutaten, die ohne großen<br />

Aufwand im Naturkosthandel<br />

oder Reformhaus zu besorgen sind<br />

und sich überwiegend an der Vollwertküche<br />

orientieren. Dieses Kapitel<br />

zeigt, dass es eine scharfe<br />

Trennung zwischen „Normalkost“<br />

für Gesunde und „Diätküche“ für<br />

Kranke nicht wirklich gibt und<br />

nicht jeder zwangsläufig an einer<br />

Milch- oder Eiweißallergie leiden<br />

muss, der dieses Buch zur Hand<br />

nimmt. Die Koch- und Backrezepte<br />

sind nämlich so verlockend,<br />

dass ihnen nichts von „Verzicht“<br />

anhängt und sie auch für Veganer<br />

und solche Leser von Interesse<br />

sind, die einfach Lust haben, mal<br />

etwas anderes zu probieren.<br />

Schade nur, dass die Autorin von<br />

so vielen Negativbeispielen im<br />

Umgang mit Nichtbetroffenen zu<br />

berichten weiß. Freundliches und<br />

entgegen kommendes Service-, ja<br />

selbst Krankenhauspersonal mit<br />

Verständnis für Allergiker ist ihr<br />

unverständlicherweise wohl niemals<br />

begegnet. Ihre eigentlich gut<br />

gemeinte Intention Mut zu machen,<br />

wird dadurch im Gesamtbild<br />

etwas geschmälert. (BG)<br />

Beate Schmitt<br />

Ohne Milch und ohne Ei<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und Laktose-Intoleranz<br />

Rezepte und Praxistipps für den<br />

Familienalltag<br />

pala-verlag, Darmstadt<br />

€ 12,80 / sFr 22,80<br />

160 Seiten, ISBN: 3-89566-179-1<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

�<br />

Lunge – ein<br />

ideales<br />

Eingangsorgan<br />

München. Heute haben inhalierbare<br />

Wirkstoffe ihre Bedeutung in<br />

erster Linie in der Behandlung des<br />

Asthma bronchiale sowie anderer<br />

Lungenerkrankungen. In naher<br />

Zukunft sollen auch Medikamente<br />

über das Organ Lunge appliziert<br />

werden, die im gesamten Organismus<br />

wirken. Dass dies möglich ist,<br />

zeigt die lange Liste der in der<br />

Pipeline stehenden Substanzen<br />

wie das inhalierbare Insulin.<br />

Dr. Gerhard Scheuch aus München-Gauting<br />

sagt, die Wirkung<br />

einer inhalativ eingebrachten Substanz<br />

hängt stark vom Depositionsort<br />

ab. β 2 -Mimetika wirken<br />

am effektivsten, wenn sie im Bronchialtrakt<br />

abgelagert werden. Für<br />

systemisch wirksame Medikamente<br />

ist die Deposition in der<br />

Lungenperipherie, d. h. im Alveolarbereich<br />

wichtig. Nur hier sind<br />

die Kontaktstellen zwischen den<br />

feinen Alveolen (Lungenbläschen)<br />

und den Blutkapillaren mit 1 bis 2<br />

µm so eng, dass eine Diffusion<br />

möglich ist.<br />

Die Liste neuer inhalativer Wirkstoffe<br />

ist lang. Sie umfasst nicht<br />

nur neue Präparate zur Behandlung<br />

bronchialer Erkrankungen<br />

wie Mukoviszidose, Asthma,<br />

COPD oder Emphyseme, sondern<br />

auch Substanzen, die in der<br />

Schmerz- oder Hormontherapie<br />

eingesetzt werden sollen. Auch<br />

Bronchialtumore könnten zukünftig<br />

inhalativ behandelt werden;<br />

erste Studien haben bereits begonnen,<br />

sagt Dr. Scheuch zuversichtlich<br />

im Hinblick auf die zukünftige<br />

Bedeutung der inhalativen<br />

Wirkstoffapplikation. (kn) �


Flexible<br />

Anpassung und<br />

richtiger Inhalator<br />

sind gefragt<br />

Ismaning - Kalte und feuchte Winterluft,<br />

aber auch trockene Heizungsluft<br />

sowie der Wechsel zwischen<br />

beidem reizen die empfindlichen<br />

Bronchien von Asthmatikern<br />

zusätzlich. Um auf diesen<br />

Stress für das Bronchialsystem<br />

therapeutisch individuell und flexibel<br />

reagieren zu können, plädiert<br />

der niedergelassene Lungenfacharzt<br />

Dr. Rainer Gebhardt für die<br />

regelmäßige Medikation mit einfach<br />

inhalierbaren und damit die<br />

Compliance (Therapietreue) fördernden<br />

Arzneimitteln. Inhalative<br />

Kortikosteroide (ICS) werden für<br />

die regelmäßige Basistherapie verwendet,<br />

β2-Mimetika (Bronchialerweiterer)<br />

sollten situationsabhängig<br />

bei Bedarf inhaliert werden.<br />

Die dafür bestens geeigneten<br />

und erst vor kurzem im Markt eingeführten<br />

Präparate Salbubreathe<br />

Sandoz ® und Beclobreathe Sandoz<br />

® zeichnen sich durch eine besonders<br />

leichte Handhabung und<br />

durch ein geringes Atemzugvolumen<br />

zur Sprühauslösung aus, so<br />

dass sie auch in Notsituationen<br />

optimal einsetzbar sind.<br />

Kalte Luft, wenn sie ungeschützt<br />

und schnell eingeatmet wird, reizt<br />

die vorgeschädigten Bronchien<br />

von Asthmatikern zusätzlich.<br />

Ebenso stellt ein hoher Feuchtigkeitsgehalt<br />

der Luft, wie z.B. bei<br />

Nebel, einen „osmotischen Reiz“<br />

dar und verstärkt die Belastung für<br />

Asthmatiker. Normalerweise wird<br />

der Wassergehalt in den Atemwegen<br />

durch den Wassertransport<br />

von der Bronchialschleimhaut ins<br />

Lumen und der Verdunstung durch<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

die Atmung ausgeglichen. Bei<br />

Asthmapatienten ist dieses Gleichgewicht<br />

jedoch gestört, weil mehr<br />

Wasser bei Anstrengung verdunstet.<br />

Die Osmolarität der verbleibenden<br />

Flüssigkeit steigt an und<br />

verursacht die Freisetzung von<br />

Mediatorsubstanzen, die dann zur<br />

typischen asthmatischen Reaktion<br />

führt. Diese Mediatorausschüttung<br />

ist umso stärker, je länger die Kälte-<br />

oder Anstrengungsbelastung<br />

dauert und je höher ihre Intensität<br />

ist.<br />

Bei kalter oder feuchter Winterluft,<br />

beim Wechsel von warmer<br />

trockener Zimmerluft hinaus in die<br />

Kälte sollte der Asthmatiker seine<br />

medikamentöse Therapie also flexibel<br />

und individuell anpassen<br />

können. In der Asthma-Basistherapie<br />

haben sich die Einzeltherapeutika<br />

bewährt, so Gebhardt:<br />

„Die Dosierung eines antiinflammatorischen<br />

(antientzündlichen)<br />

Kortikosteroids sollte der saisonalen<br />

Belastung angepasst werden.<br />

Bronchodilatatoren (bronchialerweiternde<br />

Präparate) können insbesondere<br />

im Winter nicht nur im<br />

Bedarfsfall, sondern auch vorbeugend<br />

zur Vermeidung einer anstrengungs-<br />

als auch einer kälteinduzierten<br />

Bronchokonstriktion inhaliert<br />

werden.“<br />

Gebhardt empfiehlt die vor kurzem<br />

eingeführten Präparate Salbubreathe<br />

Sandoz ® und Beclobreathe<br />

Sandoz ® zur inhalativen Therapie<br />

bei Asthma bronchiale. Beide Medikamente<br />

werden in dem Einzeldevice<br />

Easybreathe angeboten.<br />

Die unterschiedlichen Dosierungsmöglichkeiten<br />

erlauben eine individuelle<br />

Anpassung an den Schweregrad.<br />

Damit die Substanzen gut<br />

wirken können, muss der Inhalator<br />

einfach und effektiv in der<br />

Anwendung sein. In einer Vergleichsstudie<br />

erzielten atemzug-<br />

ausgelöste Inhalatoren wie Easybreathe<br />

Sandoz ® die besten Inhalationsergebnisse.<br />

Im Gegensatz zu<br />

den am häufigsten verordneten<br />

Dosieraerosolen erfordern sie keine<br />

Koordination von Atmung und<br />

Auslösung und erleichtern dem<br />

Patienten dadurch die Inhalation.<br />

(eb) �<br />

Milbenallergie:<br />

Niembaumöl<br />

packt das Übel an<br />

der Wurzel<br />

Niembaumöl gegen Hausstaubmilben<br />

- das wirkt, sagte zumindest<br />

Professor Dr. rer. nat. Heinz<br />

Rembold, München, während einer<br />

Pressekonferenz von Hexal/<br />

Biocur, die ihr neues Produkt vorstellten.<br />

Milbiol ® aus den Samen<br />

des tropischen Niembaums (botanisch:<br />

Azadirachta indica) gewonnen.<br />

Die darin enthaltenen Bitterstoffe<br />

(Limonoide, die sich z. B.<br />

auch in der Zitronenschale befinden)<br />

machen die Nahrung für die<br />

Milben ungenießbar, sodass sie<br />

schließlich verhungern und sich<br />

nicht mehr vermehren können.<br />

Darüber hinaus wird durch bestimmte<br />

im Niemöl enthaltene<br />

Stoffe (sog. Azadirachtine) das<br />

Enzym Ecdyson gehemmt. Dieses<br />

ist jedoch unbedingt erforderlich,<br />

damit sich die Milben entwickeln<br />

können. In einem Feldversuch<br />

konnte nach Behandlung mit<br />

Niemöl innerhalb weniger Wochen<br />

eine erhebliche Dezimierung<br />

bzw. Ausrottung der Population in<br />

stark befallenen Matratzen nachgewiesen<br />

werden. Milbiol ® ist freiverkäuflich<br />

als Spray im Handel,<br />

bequem in der Anwendung (Besprühen<br />

der betroffenen Flächen)<br />

und lang anhaltend (bis zu 12<br />

Mon.) in der Wirkung. �<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

Medizin und Markt<br />

39


K o m m e n t a r<br />

40<br />

Alle reden vom Geld – wir auch.<br />

Weil es einfach sein muss! Gerade<br />

im Gesundheitsbereich hat<br />

sich das Thema Finanzen durch<br />

die neuen Änderungen des<br />

GMG zu einem Dauerbrenner<br />

entwickelt. Zu den entscheidenden<br />

Änderungen gehören die<br />

veränderten Rezeptgebühren<br />

und die Herausnahme bestimmter<br />

Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit.<br />

Da wir uns<br />

gerade in der Heuschnupfen-<br />

Hochsaison befinden, sollen die<br />

neuen Änderungen am Beispiel<br />

der Antihistaminika verdeutlicht<br />

werden.<br />

Am 16.3.2004 hat der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss Ärzte und<br />

Krankenkassen die Erstattungsfähigkeit<br />

rezeptfreier Wirkstoffe<br />

neu festgelegt (§ 34 Abs. 1 Satz 2<br />

SGB V). Die Entscheidung besagt:<br />

Rezeptfreie Arzneimittel sind von<br />

der Erstattung der Gesetzlichen<br />

Krankenkassen (GKV) ausgeschlossen.<br />

Ausnahmen bestehen<br />

für Kinder bis zum vollendeten 12.<br />

Lebensjahr und für Jugendliche<br />

mit Entwicklungsstörungen bis<br />

zum vollendeten 18. Lebensjahr<br />

sowie bei Patienten mit schwerwiegenden<br />

Erkrankungen.<br />

Nun erfordert der Begriff „schwerwiegende<br />

Erkrankung“ natürlich<br />

eine Definition. Die Definition des<br />

Bundesausschusses sieht so aus:<br />

Eine Krankheit ist schwerwiegend,<br />

wenn sie lebensbedrohlich<br />

ist oder wenn sie aufgrund der<br />

G e s u n d h e i t s r e f o r m<br />

Warum der Gang zum Arzt<br />

Geld sparen kann<br />

Kommentar von Verena B. Nau<br />

Schwere der durch sie verursachten<br />

Gesundheitsstörung die Lebensqualität<br />

auf Dauer nachhaltig<br />

beeinträchtigt. Für solche schwerwiegenden<br />

Erkrankungen werden<br />

außerdem nur Arzneimittel weiterhin<br />

erstattet, die als Therapiestandard<br />

anerkannt sind.<br />

Studien der vergangenen Jahr haben<br />

gezeigt, dass Patienten mit<br />

schwerstem ganzjährigem allergischen<br />

Heuschnupfen (perenniale<br />

allergische Rhinitis) in ihrer Lebensqualität<br />

so stark eingeschränkt<br />

sind, dass sie mit Krebspatienten<br />

verglichen wurden (Mösges<br />

1999). Vor diesem Hintergrund<br />

sollte man annehmen, dass es sich<br />

dabei um eine schwerwiegende<br />

Erkrankung handelt, die die Lebensqualität<br />

in der Tat dauerhaft<br />

einschränkt. Der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss sieht dies nicht<br />

so. In den Arzneimittel-Richtlinien<br />

hat der Ausschuss für Antihistaminika<br />

nur folgende Indikationen<br />

als erstattungsfähige Ausnahmen<br />

definiert:<br />

� nur in Notfallsets zur Behandlung<br />

bei Bienen-, Wespen-,<br />

Hornissengift-<strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

� nur zur Behandlung schwerer,<br />

rezidivierender Urticarien<br />

(Nesselsucht)<br />

� nur bei schwerwiegendem,<br />

anhaltendem Pruritus<br />

Das bedeutet konkret, dass die<br />

Patienten seit dem 1. April 2004<br />

Antihistaminika der Wirkstoffgruppen<br />

� Cetirizin<br />

� Loratadin<br />

� Levocabastin und<br />

� Azelastin (lokal wirkend)<br />

selbst bezahlen müssen.<br />

Erstattungsfähig sind hingegen<br />

weiterhin folgende verschreibungspflichtige<br />

Antihistaminika:<br />

� Levocetirizin<br />

� Fexofenadin<br />

� Mizolastin<br />

� Ebastin<br />

� Desloratadin und<br />

� Azelastin (systemisch)<br />

Die Arzneimittel-Richtlinien besagen<br />

weiterhin: „Die Verpflichtung<br />

des Vertragsarztes zur wirtschaftlichen<br />

Verordnungsweise von<br />

nicht verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln bleibt von diesen<br />

Regelungen unberührt. Der Vertragsarzt<br />

soll nicht verschreibungspflichtige<br />

Arzneimittel zu<br />

Lasten des Versicherten verordnen,<br />

wenn sie zur Behandlung einer<br />

Erkrankung medizinisch notwendig,<br />

zweckmäßig und ausreichend<br />

sind. In diesen Fällen kann<br />

die Verordnung eines verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimittels<br />

unwirtschaftlich sein.“ Der Arzt<br />

wird damit angehalten, immer zu<br />

Lasten der Patienten zu verordnen<br />

und sich bei der Verordnung erstattungsfähiger<br />

Präparate zurückzuhalten.<br />

Eine äußerst bedenklich<br />

stimmende Anweisung, ja geradezu<br />

gefährlich. Denn in einer Zeit,<br />

in der jeder arbeitet und mit sei-<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL


ner Freizeit haushalten muss, stellt<br />

sich natürlich die Frage: „Warum<br />

soll ein Patient mit schwerem Heuschnupfen,<br />

der sein Medikament<br />

kennt und es sowieso selbst bezahlen<br />

muss, überhaupt noch zum<br />

Arzt gehen, wenn er zusätzlich<br />

auch noch 10 Euro Praxisgebühr<br />

zahlen muss?“ Eine berechtigte<br />

Frage und eine verständliche Kritik!<br />

Und das Risiko, das aus einem<br />

solchen Denkansatz und dem daraus<br />

resultierenden Verhalten entsteht<br />

(siehe dazu auch Kastentext),<br />

hat der Bundesausschuss offensichtlich<br />

problemlos in Kauf genommen.<br />

Haushaltssanierungen und Sicherung<br />

von Ressourcen in der Politik<br />

sind selten langfristig ausgelegt.<br />

So auch hier! Die Mitglieder<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

des Bundesausschusses wissen es<br />

und auch die Ärzte wissen es: Eine<br />

Leitlinien gerechte Therapie hilft<br />

langfristig Kosten einsparen, da<br />

sie Folgekrankheiten oder höhere<br />

Schweregrade verhindern kann.<br />

Die Gesamtkosten allergischer<br />

Erkrankungen werden in Europa<br />

auf 29 Milliarden Euro pro Jahr<br />

geschätzt, hiervon 10 Milliarden<br />

Euro direkte Kosten (siehe Kasten).<br />

Von besonderer Bedeutung<br />

ist, dass die Kosten der allergischen<br />

Rhinitis zwar „nur“ 3 Milliarden<br />

Euro betragen, die ihrer<br />

Folgeerkrankungen jedoch mindestens<br />

22 Milliarden Euro (European<br />

Allergy White Paper). Das<br />

„Weißbuch <strong>Allergie</strong>“ hat in seiner<br />

Neuauflage von diesem Jahr publiziert,<br />

dass ohnehin nur 7 bis 10<br />

Prozent aller Patienten mit aller-<br />

PJ: Wenn frei verkäufliche Antihistaminika nicht mehr erstattungsfähig sind,<br />

sehe ich die Gefahr, dass Patienten auch nicht mehr zum Arzt gehen. Welche<br />

möglichen Konsequenzen könnte dies für den Krankheitsverlauf haben?<br />

Prof. Klimek: Diese Gefahr ist tatsächlich sehr groß<br />

und hat sich bereits in den ersten Monaten der<br />

Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben leider<br />

deutlich in den Praxen der Allergologen gezeigt. Viele<br />

Patienten versuchen durch Selbstmedikation die<br />

Zahlung der Praxisgebühr zu umgehen. Die Gefahr<br />

besteht in einer möglichen Chronifizierung der<br />

Erkrankung. Im Bereich der oberen Atemwege sehen<br />

wir schon heute viele Patienten, denen durch eine<br />

frühzeitige konsequente antiallergische Therapie recht<br />

einfach hätte geholfen werden können. Vielfach<br />

kommen diese Patienten jedoch so spät, daß nur noch<br />

ausgedehnte operative Maßnahmen helfen, bzw. eine ursächliche Therapie<br />

überhaupt nicht mehr möglich ist. Hinzu kommt natürlich die bekannte Gefahr<br />

desEtagenwechsels. Insgesamt leider keine sehr positiven Aussichten: Wie<br />

so auf lange Sicht Kosten eingespart werden sollen, wird wohl das Geheimnis<br />

der jetzigen Gesundheitspolitik bleiben<br />

PJ: Sollte man den Patienten immer empfehlen, zum Arzt zu gehen oder<br />

erst ab einem gewissen Krankheitsschweregrad?<br />

Prof. Klimek: Natürlich muß nicht jeder „leichte“ Heuschnupfenpatient wegen<br />

leichter Beschwerden an Nasenschleimhaut oder Konjunktiven sofort in<br />

ärztliche Behandlung. Allerdings sollte jede <strong>Allergie</strong> einmal abgeklärt werden<br />

und bei stärkerer Ausprägung natürlich auch ärztlich überwacht und therapiert<br />

werden. Ich empfehle grundsätzlich regelmäßige Befundkontrollen auch bei<br />

leicht betroffenen Patienten (d.h. beispielsweise einmal jährlich), um<br />

Chronifizierungstendenzen frühzeitig zu erkennen.<br />

(Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie, Schöne<br />

Aussicht 38, 65193 Wiesbaden)<br />

gischer Rhinitis eine Leitlinien<br />

konforme Behandlung erhalten.<br />

Die Folgeerkrankungen einer<br />

nicht oder nicht ausreichend behandelten<br />

allergischen Rhinitis<br />

können u.a. Sinusitis und Asthma<br />

sein. Wäre es angesichts solcher<br />

Zahlen nicht sehr viel sinnvoller,<br />

die allergologische Versorgung der<br />

Patienten zu verbessern, anstatt sie<br />

durch folgenschwere Erstattungsänderungen<br />

noch zusätzlich zu erschweren?<br />

Rezeptpflichtige Arzneimittel werden<br />

weiterhin bei allen allergischen<br />

Erkrankungen – auch beim<br />

– Heuschnupfen – voll erstattet.<br />

Der Ärzteverband Deutscher Allergologen<br />

(ÄDA) empfiehlt daher<br />

aus Sicherheitsgründen, sich besonders<br />

auf verschreibungspflichtige<br />

und somit erstattungsfähige<br />

Wirkstoffe bei der Indikation Heuschnupfen<br />

zurückzugreifen, da nur<br />

auf diesem Wege die ärztliche<br />

Kontrolle der <strong>Allergie</strong>patienten<br />

gewahrt bleibt. Auch der ÄDA<br />

sieht die Gefahr, dass zahlreiche<br />

Patienten zur Selbstmedikation<br />

übergehen, was zur falschen<br />

Selbsteinschätzung führt und so<br />

das Risiko der Krankheitsverschlechterung<br />

mit Etagenwechsel<br />

zum Asthma erhöht.<br />

Ein Rechenbeispiel macht deutlich,<br />

dass neben der erhöhten Sicherheit<br />

durch die Betreuung des<br />

Arztes, auch der wirtschaftliche<br />

Aspekt für Patienten eine Rolle<br />

spielen wird. Dabei gehen wir von<br />

einem Patienten mit Heuschnupfen<br />

aufgrund einer <strong>Allergie</strong> gegen<br />

Frühblühern, Birke und Gräser<br />

aus, d.h. mit Beschwerden von<br />

Anfang Februar bis Ende Juni. Bei<br />

durchgehender Behandlung benötigt<br />

dieser Patient ein Antihistaminikum<br />

für die Dauer von 5 Monaten<br />

und rund 150 Tabletten. Pakkungsgrößen<br />

umfassen entweder<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

K o m m e n t a r<br />

41


K o m m e n t a r<br />

42<br />

100 oder 50 Tabletten. Für diese<br />

Menge eines Antihistaminikums<br />

der Wirkstoffgruppe Cetirizin bezahlt<br />

der Patient im Schnitt 38,23<br />

Euro (aktuelle info einer Internetapotheke).<br />

Entscheidet sich der<br />

Patient für den Besuch bei seinem<br />

Arzt, bezahlt er auf der Grundlage<br />

der neuen Rezept-Zuzahlungsgebühren<br />

für beispielsweise ein<br />

Präparat mit dem Wirkstoff Levocetirizin<br />

(eine Weiterentwicklung<br />

des Cetirizin) lediglich 11 Euro.<br />

Hier können wir jetzt die zuvor<br />

gestellte Frage umkehren: „Warum<br />

soll ein Patient rund 75% mehr<br />

bezahlen, wenn er im Vergleich<br />

dazu für das rezeptpflichtige, erstattungsfähige<br />

Präparat ein Viertel<br />

des Preises zahlt und zusätzlich<br />

mehr Therapiesicherheit durch die<br />

ärztliche Betreuung bekommt?“<br />

Langfristig gedacht, auch im Sinne<br />

der indirekten Kosten und der<br />

Folgeerkrankungen, ist der Gang<br />

zum Arzt und die Empfehlung<br />

dazu sicher der bessere Weg.<br />

Verlagsimpressum<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Veramed Verlag für<br />

Prävention und Rehabilitation<br />

Anzeigenleitung/Vertrieb:<br />

Gerald Schwartz<br />

Telefon 06151/420475<br />

Telefax 06151/420432<br />

E-Mail:<br />

info@GKL-Management.de<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL ist das<br />

Organ von<br />

„<strong>PAAN</strong> - Dachverband<br />

<strong>Patientenorganisationen</strong><br />

<strong>Allergie</strong>, Atemwegs-/<br />

Lungenerkrankungen und<br />

Neurodermitis“.<br />

Erscheinungsweise:<br />

6 Ausgaben pro Jahr<br />

Einzelheftpreis: 3,50 Euro<br />

Abonnementpreis: 18 Euro<br />

�<br />

Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang mit<br />

<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />

Deutsche Patienten<br />

profitieren vom<br />

Hochgebirgsklima<br />

Gegründet 1901 als „Deutsche<br />

Heilstätte in Davos“ ist die Hochgebirgsklinik<br />

heute ein Kompetenzzentrum<br />

für die Akutbehandlung<br />

und Rehabilitation von Atemwegs-<br />

und Lungenkrankheiten und<br />

<strong><strong>Allergie</strong>n</strong> und den damit verbundenen<br />

Erkrankungen der Haut und<br />

der Augen. Träger ist die gemeinnützige<br />

Stiftung „Deutsche Hochgebirgsklinik<br />

Davos-Wolfgang“.<br />

1.600 m hoch liegt keine andere<br />

Fachklinik für deutsche Patienten!<br />

Hieraus resultiert eine einzigartige,<br />

sonst nirgendwo erreichte Reduktion<br />

der Allergenbelastung,<br />

Schadstoff- und Keimarmut. Wissenschaftliche<br />

Untersuchungen<br />

aus jüngster Zeit rücken diese Faktoren<br />

wieder mehr in den Mittelpunkt<br />

der Diskussion im Lichte<br />

evidenzbasierter Ergebnisse.<br />

Zwei kompetente Partner in<br />

einer einzigartigen Lage!<br />

Im Januar 2003 wurde die Deutsche<br />

Hochgebirgsklinik Davos-<br />

Wolfgang, eine Akut- und Rehabilitationsklinik<br />

um die <strong>Allergie</strong>klinik<br />

Davos erweitert, dem Zentrum<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

und deren Begleitpersonen zur<br />

medizinischen Behandlung auf<br />

dem Gebiet der Pneumologie, Dermatologie<br />

und Allergologie. (Einzelheiten<br />

über die <strong>Allergie</strong>klinik<br />

auf Seite 37 dieses Heftes). Beide<br />

profitieren von einer einzigartigen<br />

Lage, wie sie in Deutschland nicht<br />

vorzufinden ist. Hausstaubmilben<br />

als wichtige Verursacher des allergischen<br />

Asthmas sind in einer<br />

Höhe ab 1.500 m über dem Meeresspiegel<br />

aufgrund der hier vorherrschenden<br />

besonderen meteorologischen<br />

Gegebenheiten wie<br />

z.B. einer niedrigen Jahresdurchschnittstemperatur<br />

und der trockenen<br />

Luft nicht existent. Die Pollenflugzeit<br />

ist sehr kurz und es werden<br />

nur geringste Pollenmengen<br />

freigesetzt, beschränkt auf Gräserund<br />

Baumpollen - kein Vergleich<br />

mit den Verhältnissen des Flachlandes.<br />

Sehr selten findet man<br />

Beifuss- und Nesselpollen, alle<br />

übrigen Pollenallergene kommen<br />

in der Davoser Luft überhaupt<br />

nicht vor.<br />

Auch enthalten die durch Schadstoffe<br />

kaum belasteten Pollen<br />

deutlich weniger aggressive Allergene<br />

als im Flachland, und die<br />

Konzentrationen an Schimmelpilzsporen<br />

erreichen nur Bruchteile<br />

der dortigen Vergleichswerte.<br />

Die Luftschadstoffbelastungen<br />

(Stickstoffdioxid NO 2 , Stickoxid<br />

NO x , Schwefeldioxid SO 2 , Ozon<br />

O 3 und Staub), die erwiesenermaßen<br />

bereits in geringen Konzentrationen<br />

zu Lungenfunktionseinschränkungen<br />

führen, sind im Davoser<br />

Hochgebirgstal extrem niedrig,<br />

was entscheidend zu der bekannten<br />

und durch direkte und indirekte<br />

Methoden gut belegten<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Akutbehandlung und<br />

Rehabilitation


Rückbildung der bronchialen Hyperreagibilität<br />

(= Überempfindlichkeit)<br />

bei Asthma bronchiale<br />

beiträgt. Dies führt für den Patienten<br />

zu einer langanhaltenden<br />

Besserung.<br />

Einer drohenden<br />

Verschlechterung muss<br />

vorgebeugt werden!<br />

Einen entscheidenden Baustein<br />

bildet die fachklinische Diagnostik<br />

und Behandlung. Sie erfolgt nach<br />

einem gezielten ärztlichen Untersuchungs-<br />

und Behandlungsplan,<br />

um der drohenden Verschlechterung<br />

einer Krankheit vorzubeugen,<br />

die bereits eingetretene<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

Krankheit zu bessern bzw. die<br />

Symptomatik zu mindern. Dazu<br />

gilt es, eine normale bzw. bestmöglicheLungenfunktion<br />

wieder herzustellen<br />

bzw. zu erhalten<br />

sowie die krankheitsbedingteBeeinträchtigungkörperlicher<br />

Aktivitäten zu<br />

verhindern. Für die<br />

Behandlung von Erwachsenen<br />

mit Atemwegs-<br />

und Lungenerkrankungen<br />

und <strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />

lassen sich folgende<br />

weitere indikationsspezifische<br />

Ziele<br />

nennen:<br />

€ Möglichst weitgehende<br />

Besserung der Atemfunktion<br />

und Belastbarkeit<br />

€ Beurteilung<br />

des Schweregrades<br />

der Erkrankung<br />

€ Training<br />

bedarfsorientierterTherapieintensivierung<br />

bei<br />

infekt- oder allergiebedingterVerschlechterung<br />

der Erkrankung<br />

(Self-Management)<br />

€ Nach umfassender, vor allem<br />

allergologischer und lungenfunktioneller<br />

Diagnostik Formulierung<br />

langfristiger Therapieziele<br />

sowie Erarbeitung und Erprobung<br />

eines individuellen langzeitigen<br />

Behandlungskonzeptes.<br />

Die ärztliche Versorgung wird<br />

durch Ärzte mit entsprechender<br />

Spezialisierung und Gebietsanerkennung<br />

in Bereichen der Inneren<br />

Medizin, Pneumologie, Allergologie,<br />

Dermatologie, Sozialmedizin<br />

und Pädiatrie sicher ge-<br />

stellt. Die weitere medizinische<br />

wie auch psychologische Betreuung<br />

der erkrankten Patienten wird<br />

durch in angemessener Zahl verfügbares<br />

und qualifiziertes Fachpersonal<br />

gewährleistet.<br />

Status einer deutschen<br />

Klinik für Akutbehandlung<br />

und Rehabilitation<br />

Trotz der Lage in der Schweiz liegt<br />

der Status einer deutschen Klinik<br />

vor. So bestehen Vereinbarungen<br />

mit den deutschen Kostenträgern<br />

wie Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern<br />

sowohl zur<br />

Akutbehandlung als auch zur Rehabilitation.<br />

Auch ist die Klinik<br />

beihilfeberechtigt nach BHV des<br />

Bundes und der Länder. Die Klinik<br />

steht unter deutscher ärztlicher<br />

Leitung.<br />

Detailinformationen zum Aufnahmeverfahren<br />

bei Akutbehandlung<br />

(Krankenhaus) und Rehabilitation<br />

finden Sie im Internet oder direkt<br />

bei der Klinik unter den angegebenen<br />

Kontaktmöglichkeiten.<br />

Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang<br />

CH-7265 Davos Wolfgang<br />

Telefon: 0041 (81) 417 44 44<br />

Telefax: 0041 (81) 417 30 30<br />

www.hochgebirgsklinik.ch<br />

hochgebirgsklinik@hgk.ch<br />

Servicerufnummer 0180 1463644<br />

(Ortstarif aus Deutschland) (eb)<br />

�<br />

Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004<br />

alle Fotos: HGK<br />

Akutbehandlung und<br />

Rehabilitation<br />

43


Wo Patienten auch Gäste sind<br />

Die Klinik<br />

Die Deutsche Hochgebirgsklinik Dav os-Wolf gang ist ein modernes Akutkrankenhaus und eine<br />

Rehabilitationsklinik f ür Lungen- und Atemwegserkrankungen und der damit v erbundenen<br />

Begleiterkrankungen, sowie Erkrankungen der Augen und der Haut. Die Klinik v erf ügt über ein<br />

international renommiertes und hochstehendes Angebot, das in Kombination mit dem einzigartigen<br />

Hochgebirgsklima (hautstaubmilbenf rei, allergen-, schadstoff - und keimarm) zu einer erf olgreichen<br />

Akutbehandlung und Rehabilitation beiträgt.<br />

Die Lage<br />

Dav os-Wolf gang bef indet sich auf 1600 m Höhe in einem geschützten Hochtal. Die Klinik selbst liegt<br />

landschaftlich reizv oll in der Nähe des Dav oser Sees nur wenige Autominuten v on Dav os entf ernt.<br />

Akutkrankenhaus und Rehabilitationsklinik<br />

Akutkrankenhaus und Rehabilitationsklinik f ür Asthma bronchiale jeder Genese, chronische<br />

Atemwegsleiden des bronchitischen Formenkreises, assoziierten Allgerien (obere Atemwege, Haut,<br />

Magen-Darm-Trakt), allergische Lungenerkrankungen, Augenallergien.<br />

Ganzheitliches Therapiekonzept<br />

Erwachsene, Jugendliche, Kinder und betroffene Eltern finden in der Hochgebirgsklinik Dav os-<br />

Wolf gang mit <strong>Allergie</strong>klinik Dav os ein umf angreiches Therapieangebot:<br />

Pharmakotherapie, Inhalationstherapie, Phy sio-, Sport-, Bewegungs-, Hy dro-, Balneotherapie,<br />

Dermatologische Therapie, Patientenschulung, Psy chologische Beratung/Psy chotherapie,<br />

Ernährungsberatung, Diätetik, Klimatherapie, Rehabilitationspsy chologie, Sozialmedizin<br />

Gut zu wissen<br />

Die Hochgebirgsklinik Dav os-Wolf gang mit <strong>Allergie</strong>klinik Dav os hat Vereinbarungen mit allen<br />

gesetzlichen deutschen Kostenträgern (Krankenv ersicherungen und Rentenv ersicherungsträgern). Die<br />

Klinik ist beihilfeberechtigt als Akut- und Rehabilitationsklinik. BhV-Beihilf ev orschrif ten, bzw.<br />

gleichgestelle Vereinbarungen der B undesrepublik Deutschland (Bund und Länder).<br />

Der Klinikauf enthalt gilt nicht als Auslandsbehandlung, sondern wird v on den Kostenträgern wie eine<br />

Behandlung in Deutschland angesehen.<br />

Deutsche Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang<br />

CH – 7265 Davos-Wolfgang<br />

Tel. 41-(0)81-417 44 44 Fax ++41-(0)81-417 30 30<br />

e-mail: hochgebirgsklinik@hgk.ch<br />

www.hochgebirksklinik.ch<br />

44<br />

Jahrgang 3, Ausgabe Service-Nummer 1/2004 zum Ortstarif 0 180 146 36 44<br />

<strong>PAAN</strong> JOURNAL<br />

mit<br />

<strong>Allergie</strong>klinik Davos<br />

CH – 7265 Davos-Wolfgang<br />

Tel. 41-(0)81-417 19 19 Fax ++41-(0)81-417 30 30<br />

e-mail: info@allergieklinik.ch<br />

www.allergieklinik.ch

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