Allergien - PAAN Bundesverband - Patientenorganisationen, Allergie
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Hyposensibilisierung<br />
8<br />
Die Immuntherapie gliedert sich in<br />
zwei Phasen: Die erste Therapiephase<br />
bezeichnet man als Aufbauphase,<br />
in der das Allergen bis zur<br />
individuellen Höchstdosis gesteigert<br />
wird (i.d.R. wöchentliche<br />
Gaben). In der zweiten, der Erhaltungsphase,<br />
wird das Allergen in<br />
größeren Abständen appliziert.<br />
Jetzt soll sich das Immunsystem<br />
an das Allergen gewöhnen und die<br />
allergische Reaktion ausbleiben.<br />
Bei der Rush-Therapie handelt es<br />
sich um eine effektive, besonders<br />
schnell wirksame Form der Hyposensibilisierung,<br />
bei der die Dosissteigerungsphase<br />
auf lediglich drei<br />
bis fünf Tage begrenzt ist. In Wirksamkeit<br />
und Verträglichkeit ist diese<br />
Form mit der Standardhyposensibilisierung<br />
vergleichbar.<br />
Auch bei der Dosiserhaltungsphase<br />
sind Injektionen nur in größeren<br />
Zeitabständen erforderlich,<br />
sodass diese Therapie hinsichtlich<br />
der Patientencompliance den<br />
aufwändigeren Behandlungsformen<br />
überlegen ist. Während der<br />
gesamten Behandlungszeit muss<br />
der Patient - soweit möglich - darum<br />
bemüht sein, das Allergen zu<br />
meiden. Bei Patienten mit schweren<br />
Allgemeinerkrankungen ist<br />
von einer Hyposensibilisierung<br />
grundsätzlich abzuraten. Für die<br />
erfolgreiche Behandlung ist die<br />
hohe Qualität der Allergenextrakte<br />
unerlässlich, gleich ob nun als<br />
Injektionslösung oder in Tropfenform<br />
appliziert. In Deutschland ist<br />
die allergologische Abteilung des<br />
Paul-Ehrlich-Instituts für die Zulassung<br />
und Chargenprüfung von<br />
Allergenextrakten zuständig. Innerhalb<br />
der EU wird seit 1998 die<br />
Zulassung von Allergenextrakten<br />
vom Gesetzgeber verlangt. Beim<br />
Paul-Ehrlich-Institut sind Präparate<br />
aller bekannten europäischen<br />
Hersteller registriert.<br />
Welche Nebenwirkungen<br />
und was tun?<br />
Rötungen und leichte Schwellungen<br />
sind häufiger an der Injektionsstelle<br />
zu beobachten; diese<br />
Reaktionen sind jedoch meist<br />
harmlos. Seltener treten Juckreiz<br />
und Hautveränderungen, sowie<br />
Atemnot und Husten auf. Manche<br />
Patienten klagen über Hitzegefühl<br />
oder Störungen des Allgemeinbefindens<br />
wie Kopfschmerzen,<br />
Kreislaufstörungen und Schwindel.<br />
Gelegentlich kommt es auch<br />
zur Bildung von Quaddeln. Bei<br />
Bedarf kann die erreichte Dosis<br />
vom Arzt zunächst wieder geringfügig<br />
reduziert werden, denn jeder<br />
Patient benötigt seine individuelle<br />
Gewöhnungszeit. Sollten -<br />
wie in sehr seltenen Fällen -<br />
schwer wiegende Reaktionen und<br />
erhebliches Krankheitsgefühl<br />
noch während des Aufenthaltes in<br />
der Arztpraxis oder später auftreten,<br />
ist sofort ein Arzt zu verständigen.<br />
Wie bereits erwähnt, gehört<br />
zu einer verantwortungsvollen<br />
Behandlung auch die sorgfältige<br />
Überwachung durch den betreuenden<br />
Facharzt, damit unerwünschte<br />
Wirkungen weitestgehend ausgeschlossen<br />
bzw. im Notfall umgehend<br />
behandelt werden können.<br />
Hierzu zählt auch der regelmäßige<br />
Austausch mit dem Arzt über<br />
aktuelle Erkrankungen, unspezifische<br />
Krankheitssymptome und /<br />
oder eventuell einzunehmende<br />
oder selbstverordnete Medikamente<br />
vor jedem einzelnen Behandlungstermin.<br />
Am Tag der Injektion<br />
sollten sich die Patienten<br />
etwas schonen, d.h. insbesondere<br />
auf sportliche Aktivitäten verzichten<br />
oder starke körperliche<br />
Belastungen meiden. Wer z.B. aus<br />
beruflichen Gründen Probleme<br />
hat, dieser Empfehlung nachzukommen,<br />
sollte bereits im Vorgespräch<br />
seinen Arzt darauf hinweisen.<br />
Hohe Kosten und wer<br />
bezahlt?<br />
In der Regel werden bei entsprechender<br />
Indikation die Kosten für<br />
die Behandlung von den Krankenkassen<br />
übernommen. Auf Grund<br />
der mehrjährigen Therapiedauer<br />
könnte man oberflächlich betrachtet<br />
vermuten, es handele sich um<br />
eine sehr kostenintensive Behandlungsmethode.<br />
Eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
(Märtens u. Lobermeyer,<br />
2001) errechnete jedoch<br />
langfristig eine erhebliche Kostenersparnis<br />
bei der Behandlung von<br />
Patienten mit leichtem und mittelschwerem<br />
allergischem Asthma.<br />
Über einen Zeitraum von zehn<br />
Jahren ergibt sich durch die Standardbehandlung<br />
von leichtem oder<br />
mittelschwerem allergischem<br />
Asthma pro Patient eine Anhäufung<br />
der Kosten auf € 7 695. Diese<br />
Kosten können durch Behandlung<br />
mit der spezifischen Immuntherapie<br />
auf € 3 342 reduziert werden.<br />
Das ergibt eine Kostenersparnis<br />
von insgesamt 57% (errechnet<br />
aus direkten und indirekten Kosten).<br />
Darüber hinaus kam die<br />
Analyse zu dem Ergebnis, dass der<br />
Bedarf an Medikamenten zur symptomatischen<br />
Behandlung bis zu<br />
95% sinkt. Drei Jahre nach der<br />
Behandlung benötigen Asthmatiker<br />
noch eine Medikation zur Behandlung<br />
ihrer Symptome von lediglich<br />
5%. Laut Ergebnis der Studie<br />
könnten von den ca. 1,82 Mio.<br />
Asthmakranken in Deutschland<br />
1,05 Mio. von einer spezifischen<br />
Immuntherapie profitieren.<br />
Sind Neuentwicklungen<br />
und Alternativen in Sicht?<br />
Neben der bereits erwähnten, im<br />
Journal of Allergy and Clinical<br />
Immunology (JACI) veröffentlichten<br />
PAT-Studie gibt es vielfältiges<br />
Studienmaterial zur spezifischen<br />
Immuntherapie oder Hyposensibilisierung.<br />
Die Weltgesundheitsor-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL