Allergien - PAAN Bundesverband - Patientenorganisationen, Allergie
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K o m m e n t a r<br />
40<br />
Alle reden vom Geld – wir auch.<br />
Weil es einfach sein muss! Gerade<br />
im Gesundheitsbereich hat<br />
sich das Thema Finanzen durch<br />
die neuen Änderungen des<br />
GMG zu einem Dauerbrenner<br />
entwickelt. Zu den entscheidenden<br />
Änderungen gehören die<br />
veränderten Rezeptgebühren<br />
und die Herausnahme bestimmter<br />
Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit.<br />
Da wir uns<br />
gerade in der Heuschnupfen-<br />
Hochsaison befinden, sollen die<br />
neuen Änderungen am Beispiel<br />
der Antihistaminika verdeutlicht<br />
werden.<br />
Am 16.3.2004 hat der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss Ärzte und<br />
Krankenkassen die Erstattungsfähigkeit<br />
rezeptfreier Wirkstoffe<br />
neu festgelegt (§ 34 Abs. 1 Satz 2<br />
SGB V). Die Entscheidung besagt:<br />
Rezeptfreie Arzneimittel sind von<br />
der Erstattung der Gesetzlichen<br />
Krankenkassen (GKV) ausgeschlossen.<br />
Ausnahmen bestehen<br />
für Kinder bis zum vollendeten 12.<br />
Lebensjahr und für Jugendliche<br />
mit Entwicklungsstörungen bis<br />
zum vollendeten 18. Lebensjahr<br />
sowie bei Patienten mit schwerwiegenden<br />
Erkrankungen.<br />
Nun erfordert der Begriff „schwerwiegende<br />
Erkrankung“ natürlich<br />
eine Definition. Die Definition des<br />
Bundesausschusses sieht so aus:<br />
Eine Krankheit ist schwerwiegend,<br />
wenn sie lebensbedrohlich<br />
ist oder wenn sie aufgrund der<br />
G e s u n d h e i t s r e f o r m<br />
Warum der Gang zum Arzt<br />
Geld sparen kann<br />
Kommentar von Verena B. Nau<br />
Schwere der durch sie verursachten<br />
Gesundheitsstörung die Lebensqualität<br />
auf Dauer nachhaltig<br />
beeinträchtigt. Für solche schwerwiegenden<br />
Erkrankungen werden<br />
außerdem nur Arzneimittel weiterhin<br />
erstattet, die als Therapiestandard<br />
anerkannt sind.<br />
Studien der vergangenen Jahr haben<br />
gezeigt, dass Patienten mit<br />
schwerstem ganzjährigem allergischen<br />
Heuschnupfen (perenniale<br />
allergische Rhinitis) in ihrer Lebensqualität<br />
so stark eingeschränkt<br />
sind, dass sie mit Krebspatienten<br />
verglichen wurden (Mösges<br />
1999). Vor diesem Hintergrund<br />
sollte man annehmen, dass es sich<br />
dabei um eine schwerwiegende<br />
Erkrankung handelt, die die Lebensqualität<br />
in der Tat dauerhaft<br />
einschränkt. Der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss sieht dies nicht<br />
so. In den Arzneimittel-Richtlinien<br />
hat der Ausschuss für Antihistaminika<br />
nur folgende Indikationen<br />
als erstattungsfähige Ausnahmen<br />
definiert:<br />
� nur in Notfallsets zur Behandlung<br />
bei Bienen-, Wespen-,<br />
Hornissengift-<strong><strong>Allergie</strong>n</strong><br />
� nur zur Behandlung schwerer,<br />
rezidivierender Urticarien<br />
(Nesselsucht)<br />
� nur bei schwerwiegendem,<br />
anhaltendem Pruritus<br />
Das bedeutet konkret, dass die<br />
Patienten seit dem 1. April 2004<br />
Antihistaminika der Wirkstoffgruppen<br />
� Cetirizin<br />
� Loratadin<br />
� Levocabastin und<br />
� Azelastin (lokal wirkend)<br />
selbst bezahlen müssen.<br />
Erstattungsfähig sind hingegen<br />
weiterhin folgende verschreibungspflichtige<br />
Antihistaminika:<br />
� Levocetirizin<br />
� Fexofenadin<br />
� Mizolastin<br />
� Ebastin<br />
� Desloratadin und<br />
� Azelastin (systemisch)<br />
Die Arzneimittel-Richtlinien besagen<br />
weiterhin: „Die Verpflichtung<br />
des Vertragsarztes zur wirtschaftlichen<br />
Verordnungsweise von<br />
nicht verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln bleibt von diesen<br />
Regelungen unberührt. Der Vertragsarzt<br />
soll nicht verschreibungspflichtige<br />
Arzneimittel zu<br />
Lasten des Versicherten verordnen,<br />
wenn sie zur Behandlung einer<br />
Erkrankung medizinisch notwendig,<br />
zweckmäßig und ausreichend<br />
sind. In diesen Fällen kann<br />
die Verordnung eines verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimittels<br />
unwirtschaftlich sein.“ Der Arzt<br />
wird damit angehalten, immer zu<br />
Lasten der Patienten zu verordnen<br />
und sich bei der Verordnung erstattungsfähiger<br />
Präparate zurückzuhalten.<br />
Eine äußerst bedenklich<br />
stimmende Anweisung, ja geradezu<br />
gefährlich. Denn in einer Zeit,<br />
in der jeder arbeitet und mit sei-<br />
Jahrgang 3, Ausgabe 1/2004 <strong>PAAN</strong> JOURNAL