Essay2_snt 1 - Theater Osnabrück
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Das Zentralmotiv in allen shakespearschen Stücken ist das der Täuschung des Menschen.<br />
Der Mensch wird getäuscht durch die Scheinhaftigkeit allen Seins: der Natur,<br />
der Sprache, des Begehrens, der Liebe, des menschlichen Verhaltens. Kein Mensch<br />
entkommt der Täuschung, jeder wird fortwährend gefoppt und genarrt. Die Narren<br />
bei Shakespeare haben diese Erkenntnis internalisiert, sie haben sie quasi zu ihrem<br />
Lebensprinzip gemacht, sie sind Reiter auf den Wogen von Täuschung und Wahn,<br />
die über den Menschen und selbst über den Narren immer wieder hereinbrechen.<br />
Nicht umsonst lässt Shakespeare ihnen in seinen Komödien häufig das letzte Wort.<br />
Und so spricht aus Shakespeares Werk auch die Warnung davor, die Dinge und sich<br />
selber allzu ernst zu nehmen. „O Klugheit, wenns Dein Wille ist, beschere mir ein<br />
gescheites Maß an Narrheit. Die da meinen, sie hätten die Vernunft mit Löffeln gefressen,<br />
stehn meist als die größten Narren da.“ Sagt der Narr in "Was Ihr wollt". Und<br />
den Narr Jaques in "Wie es Euch gefällt" lässt Shakespeare sagen:<br />
Die ganze Welt ist Bühne,<br />
Und alle Fraun und Männer bloße Spieler.<br />
Sie treten auf und treten wieder ab,<br />
Sein Leben lang spielt einer manche Rolle,<br />
Durch sieben Akte hin.<br />
Und so lassen Sie auch uns in dieser ersten Streitbar bei aller Leidenschaftlichkeit in<br />
der Auseinandersetzung über Anne Lenks Inszenierung nicht vergessen, dass alles<br />
nur <strong>Theater</strong> und die ganze Welt eine Bühne, dies alles nur ein Spiel ist.<br />
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