Opticup-Duisburg - Yacht-Club Lister am Biggesee eV
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segelten nicht hoch <strong>am</strong> Wind, sondern lieber mit einem Schrick in den Schoten. D<strong>am</strong>it erreichen<br />
wir eine höhere Geschwindigkeit bei gleichzeitig besserem Anstellwinkel zur rauen See. Also<br />
maximale Geschwindigkeit über Grund. Der Start verlief reibungslos und nach umrunden der<br />
ersten Tonne ging es auf Westkurs. Noch waren alle Mannschaften im Regattafieber und es<br />
wurde hart um die Plätze gekämpft. Eine Langstrecke gewinnt man aber nicht mit aufreibenden<br />
Zweikämpfen, sondern mit einer nachhaltig guten Performance. Unser Boot war gut getrimmt<br />
und schnell merkten wir, dass die sonst so überlegenen light displacement <strong>Yacht</strong>en bei<br />
zunehmendem Wind und starker Welle an Ihre Grenzen k<strong>am</strong>en. Als es in die erste Nacht ging,<br />
lagen alle Schiffe noch dicht beieinander. Die Toplichter waren ringsum <strong>am</strong> Horizont zu sehen.<br />
Irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Nicht desto trotz wurden wir nicht müde, die Segel<br />
permanent neu zu trimmen um den Bootspeed zu erhöhen. Eine Langfahrt geht nur mit<br />
mehreren Wachen. Wir entschieden uns für 3 Wachen a 3 Mann. Wachzeit Tagsüber 4 Stunden<br />
und Nachts 3 Stunden. Wird beim Segelwechsel eine größere Mannstärke benötigt, wird die<br />
Folgewache aus Ihren Träumen gerissen. Es ist also wichtig, wann immer es geht, zu Schlafen.<br />
Die erste Nacht durchsegeln wir reibungslos. Nur die ruppige See fordert die ersten Opfer<br />
(Seekrankheit). Am folgenden Tag machen wir zwei Boote in Luv und zwei Boote in Lee aus.<br />
Die Peilung verändert sich nicht. Wir sind alle gleich schnell. Unser Boot ist das „Round call“<br />
Boot. Das heißt wir erfragen zweimal <strong>am</strong> Tag die Position der in unserer Gruppe segelnden<br />
Boote ab und melden dies über Sattelitentelefon an die Wettfahrtleitung. Ein Boot hat wegen<br />
Seekrankheit aufgegeben und läuft zurück nach Helgoland. Alle Anderen sind noch im Rennen.<br />
Im Laufe des Tages gelingt es keinem Boot sich von den anderen abzusetzen. So wie wir in den<br />
Tag gestartet sind fahren wir auch in die nächste Nacht. Die Seekrankheit hat sich inzwischen<br />
auf mehrere Crewmitglieder ausgeweitet, so dass wir die Wachen neu zus<strong>am</strong>menstellen. Beim<br />
„Round call“ <strong>am</strong> Abend melden sich nicht mehr Alle. Ein Boot ist mit Ruderschaden ausgefallen,<br />
andere sind nicht mehr über UKW erreichbar. Anscheinend hat sich das Feld weit<br />
auseinander gezogen. Anhand der Positionsmeldungen sehen wir, dass wir in der führenden<br />
Gruppe liegen. Die Nacht beginnt genau wie die letzte. Zwei Boote in Luv und zwei Boote in<br />
Lee. Peilung unverändert. Bedingt durch den Wachrhythmus wird man mehrfach <strong>am</strong> Tag<br />
geweckt. Die erste Frage ist immer „Wo sind wir und wo sind unsere Gegner ?“. Beim Anblick<br />
der anderen Boote, deren Position sich seit 36 Stunden nicht verändert hat, entfährt es einem<br />
Segler: Bin ich den hier bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“? Bei Sonnenaufgang hat sich<br />
die Situation zu unserem Vorteil geändert. Mit nochmals zunehmendem Wind konnten wir<br />
unsere Begleiter abhängen. Es ist nur noch je ein Segler in Luv und einer In Lee weit achteraus<br />
zu sehen. Die Schottische Küste kommt in Sichtweite und die Stimmung steigt. Die ersten<br />
Hochrechnungen über die Einlaufzeit werden bekannt gegeben. Nur noch bis zum „Bass<br />
Rock“, dann noch 30 Seemeilen in den „Firth of Forth“ bis Edinburg. Alles eine Sache von<br />
wenigen Stunden. Doch so einfach kann man beim Segeln nicht Rechnen. Als wir in den „Firth<br />
of Forth“ einbiegen stehen wir in einer Flaute. Nichts geht mehr. Stundenlang stehen wir auf<br />
der Stelle und werden von der nachlaufenden Dünung durchgeschüttelt. Doch d<strong>am</strong>it nicht<br />
genug. Der Alptraum eines jeden Regattaseglers wird wahr und <strong>am</strong> Horizont tauchen unsere<br />
Verfolger mit Spinnacker auf. Wir versuchen alles, aber es hilft nichts. Erst mit Eintreffen der<br />
Verfolger kommt der Wind zurück. Die letzten 30 Seemeilen werden unter Spinnacker<br />
zurückgelegt. Um Mitternacht erreichen wir die Ziellinie in Edinburg. Unser erster Weg führt<br />
uns ins <strong>Club</strong>haus des „Royal Forth <strong>Yacht</strong> <strong>Club</strong>“ in dem die Einlaufzeiten der einzelnen <strong>Yacht</strong>en<br />
protokolliert werden. Die Freude kennt keine Grenzen als wir erfahren, dass wir das Edinburg<br />
Race in der Gruppe ORCC2 gewonnen haben.<br />
Bis zum Einlaufen der letzten Regattateilnehmer vergingen weitere zwei Tage, die wir für<br />
ausgiebige Landausflüge nutzten. Nach der Siegerehrung segelten wir im Morgengrauen weiter<br />
nach Norden bis zum Kaledonienkanal, der uns quer durch die schottischen Highlands bis an