Verdeutlichung des Anliegens - von Tristan Abromeit
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sellschaftliche Nest der Geborgenheit selbst zu bauen. Und die Einquartierung in eine staatlich<br />
verordnete Geborgenheit erzeugt in uns das Gefühl der Unfreiheit. Und für diese Unfreiheit<br />
rächen wir uns dann mit einer Gleichgültigkeit gegenüber der Institution, die Geborgenheit<br />
liefern soll oder durch ihre Ausnutzung über Gebühr. Die Gleichgültigkeit gegenüber<br />
oder die Überstrapazierung <strong>von</strong> Institutionen und ihre Regeln tritt dann ein, wenn sie zu zentralistisch,<br />
zu groß und außerhalb der Gestaltungsmöglichkeit durch ihre Nutzer gestaltet wurden.<br />
Die Grünen in der Gründungszeit waren insofern eine Freiheitsbewegung, weil der zunehmenden<br />
Zentralisierung, der zunehmenden Konzentration wirtschaftlicher Macht und der<br />
damit einhergehenden Fremdbestimmung die Dezentralisation, die Parlamente der Betroffenen<br />
8 und - angeregt <strong>von</strong> dem Buch „Small is beautiful“ <strong>von</strong> Ernst Friedrich Schumacher - die<br />
Idee der überschaubaren gesellschaftlichen Einheiten entgegengesetzt werden sollte. Dass<br />
dann unter dem Zustrom <strong>von</strong> marxistisch und sozialdemokratisch geprägten Mitgliedern 9 die<br />
grüne Partei diese Impulse verloren hat, ist logisch 10 und tragisch, ist aber eine andere Geschichte.<br />
Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, wenn sie nicht zur Narrenfreiheit verkommt und damit<br />
ein Zeichen unterdrückender Herrschaft ist. Ergänzt werden muss diese dMeinungsfreiheit<br />
aber durch die haftende Gestaltungsfreiheit. Und diese Freiheit gibt es nicht im Bildungssystem,<br />
nicht im Netz der sozialen Absicherung, nur ganz eingeschränkt im politischen System<br />
und wo Kinder noch Eltern als Unternehmer erleben, erzeugt dies selten ein Hochgefühl, aber<br />
öfter einen Albtraum. Es folgt die Flucht in den Statuts <strong>des</strong> unselbständigen Arbeitnehmers<br />
und Beamten. Die Fremdbestimmung und nicht die Selbstbestimmung ist dann die Folge.<br />
Joachim Gauck schreibt in „Freiheit“, dass die Gedankenfreiheit eine weile wärmte, dass sie<br />
aber politisch nicht satt machte:<br />
> Und so war das Besondere eigentlich die zweite Etappe nach 1989, als die<br />
Freiheit gekommen war und die Frage entstand: Und du, wozu bist du imstande,<br />
wofür willst du dich einsetzen? Wie willst du Freiheit gestalten? <<br />
(S.22)<br />
8 Parlamente der Betroffenen können aber nur privatrechtliche Vereinigungen z.B. im Sinne <strong>von</strong> Proudhons<br />
Föderationen bilden.<br />
9 Das ist keine Aussage zu Personen, sondern zu politischen Programmen.<br />
10 Logisch, weil der politisch agierende Mensch versucht, das umzusetzen, was er im Kopf hat. Und zu wenig<br />
Menschen in unserer Gesellschaft haben ausgeprägte freiheitliche Ideen im Kopf. Hinzu kommt, dass viele<br />
Gründungsmitglieder keine politische Erfahrung hatten und jenen Mitgliedern unterlegen waren, die<br />
kampferprobt aus den K-Gruppen kamen. Die totale Öffnung der GRÜNEN war aber der Hürde der 5%-<br />
Klausel, dem Kartellsicherungsinstrument der etablierten Parteien, geschuldet.<br />
<strong>Verdeutlichung</strong> / TA - 22 - Text 210.2 / Feb. 2013