Verdeutlichung des Anliegens - von Tristan Abromeit
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i Endnote zur Seite 25<br />
>> Schon während <strong>des</strong> ersten Weltkriegs hatte Gesell ein Konzept für einen föderativen Bund<br />
souverän bleibender europäischer Staaten entworfen und dieses 1924 nochmals veröffentlicht.<br />
(Fußnote)<br />
Als bald darauf in der Öffentlichkeit der Gedanke einer europäischen Zollunion als Mittel der Friedenssicherung<br />
diskutiert wurde, wandte Gesell ein, daß ein paneuropäischer Zollverein den Frieden<br />
gefährde, statt ihn zu sichern, weil er das ganze Europa in ein für die übrige Welt geschlossenes<br />
Wirtschaftsgebiet verwandle. Mit einer solchen Festung Europa werde die Saat zu neuem Imperalismus<br />
und Militarismus sowie zu Auseinandersetzungen zwischen Europa und amerikanischen, asiatischen<br />
und afrikanischen Wirtschaftsblöcken gelegt. Frieden setze einen Weltfreihandel ohne künstliche<br />
Zollgrenzen voraus. (Fußnote)<br />
Skeptisch war Gesell auch, ob der Völkerbund den Weltfrieden sichern könne, weil er kein<br />
„Menschheitsbund” sei, sondern nur ein Zusamenschluß <strong>von</strong> Staaten, denen es im Inneren um den<br />
Erhalt <strong>von</strong> Macht und Privilegien geht und die nach außen Grenzen errichten, Zölle erheben und<br />
nach einer Expansion ihrer Hoheitsgebiete streben. (Fußnote)<br />
Bevor Deutschland im Herbst 1926 im Rahmen <strong>von</strong> Stresemanns Locarno-Diplomatie dem Völkerbund<br />
beitrat und damit wieder in den Kreis der Großmächte zurückkehrte, entzündeten sich schwere<br />
innenpolitische Konflikte (vor allem mit den Deutschnationalen) an den Fragen nach der Schuld am<br />
ersten Weltkrieg und nach der endgültigen Festlegung der deutschen Grenzen zu Belgien und<br />
Frankreich, zur Tschechoslowakei und zu Polen. Während der Verzicht auf Elsaß-Lothringen und<br />
Eupen-Malmedy relativ unproblematisch war, blieben die “blutenden Grenzen im Osten” umstritten.<br />
(Fußnote) Dem wiederauflebenden Hegemonialstreben Deutschlands stellte Gesell seine Fundamentalkritik<br />
an jeglicher staatlichen Machtpolitik entgegen. “Das Elsaß und die polnischen Provinzen<br />
sollten die ‘Macht’ <strong>des</strong> Reiches mehren.” Statt<strong>des</strong>sen müßten künstliche Interessengegensätze<br />
wie Monopole und Zölle abgebaut und wirtschaftliche wie kulturelle Beziehungen zu den Nachbarn<br />
auf freiheitlicher Basis gepflegt werden. Staatliche Machtpolitik mit Gebietsannexionen und<br />
Kolonien müßten aufgegeben werden, “... sonst kommt der Tag, wo schöne Reden nichts mehr nützen<br />
und wo dann die Diskussion wieder ‘mit anderen Mitteln’ fortgesetzt wird”