Verdeutlichung des Anliegens - von Tristan Abromeit
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mag letztendlich ein „praktikables Englisch“ sein, aber die Entscheidung muss nach einem demokratischen<br />
– und nicht administrativen – Findungprozess fallen. Es ist hier gefährlich, einfach<br />
das sich Eingeschlichene, das Gewohnte oder durch die Macht <strong>des</strong> Faktischen oktroyierte<br />
als das Gültige zu akzeptieren. Die Muttersprache gibt dem Menschen – wenn er in seinem<br />
Vaterland kein Verfolgter ist – heimatliche Geborgenheit. Wenn er die Gelegenheit und die Fähigkeit<br />
hatte, sich eine Fremdsprache aus eigenem Willen anzueignen, wird ihm das eine Bereicherung<br />
sein. Ist er aber gezwungen, sich eine bestimmte Fremdsprache anzueignen und<br />
sich damit zu verständigen, wird er dazu neigen, dies als Unterwerfung zu empfinden. Solange<br />
seine ökonomische Lage und sonstigen Befindlichkeiten erträglich bis gut sind, wird er<br />
diese sprachliche Unterwerfung womöglich als nebensächlich betrachten. Kommt es aber zu<br />
Einschränkungen in seinen Lebensverhältnissen und zu undefinierbaren Bedrohungen, wird<br />
die aufgezwungene Fremdsprache leicht zur Sprache <strong>des</strong> Fein<strong>des</strong>.<br />
In einem Findungsprozess für eine gemeinsame Sprache der Europäer müsste man erst die<br />
möglichen Auswahlkriterien herausfinden. Sollte man <strong>von</strong> der <strong>von</strong> den meisten Europäern gesprochene<br />
Sprache ausgehen und die deutsche Sprache 11 ausschließen, weil die Deutschen<br />
einen Hitler gehabt haben, dann wäre das für das europäische Projekt Gift. In dem Findungsprozess<br />
sollten die vorhandenen und vielleicht neuen Kunstsprachen genauso eine Chance haben,<br />
wie gewachsene Sprachen. Und hat nicht auch das Schriftdeutsch und das Hochdeutsche<br />
in seiner Entwicklung etwas Künstliches?<br />
Wenn aber eine bestehende Nationalsprache als gemeinsame Sprache gewählt wird, dann hat<br />
das für die Länder, in der die gemeinsame Sprache die Muttersprache ist, erhebliche Vorteile,<br />
auch wirtschaftliche. Und es muss dann über einen Ausgleich gegenüber den Ländern beraten<br />
und beschlossen werden, die die gemeinsame Sprache nicht als Muttersprache haben. Eine<br />
Möglichkeit <strong>des</strong> Ausgleichs wäre, dass die sprachlich bevorzugten Länder, ein Teil der Kosten<br />
der Sprachaneignung der benachteiligten Länder übernehmen.<br />
Ich schließe mit einem Wort <strong>von</strong> Martin Buber und mit zusammengefassten Gedanken <strong>von</strong><br />
Pierre Josef Proudhon. Ich fand die Worte in der Zeitschrift für Sozialökonomie, in den Folgen<br />
44 vom März 1980 und Folge 49 vom Juni 1981.<br />
11 http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/deutsch.htm Die deutsche Sprache.<br />
<strong>Verdeutlichung</strong> / TA - 32 - Text 210.2 / Feb. 2013<br />
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