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Mitteilungen 64 - Nassauischer Verein für Naturkunde

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<strong>Verein</strong>snachrichten<br />

von verschiedenen Forschungseinrichtungen<br />

und den Geologischen Diensten der<br />

angrenzenden Bundesländer werden sie<br />

untersucht und ausgewertet.<br />

Als erster Aufschluss der Exkursion wurde<br />

der große Steinbruch in Merdingen am<br />

Tuniberg angesteuert. Morphologisch zeichnet<br />

die steile Westkante des Tunibergs eine<br />

ungefähr Nord-Süd verlaufend Störung<br />

nach. Die Sprunghöhe beträgt etwa 2000 m.<br />

Durch Schleppung im Bereich einer Störung<br />

treten dort Gesteine des Jura an die<br />

Erdoberfläche. Aufgeschlossen sind die<br />

massigen Kalksteine des Hauptrogensteins<br />

(Braunjura/Dogger). Deutlich erkennbar ist<br />

der Aufbau des Gesteins aus millimetergroßen<br />

Kügelchen, die in einem flachen Meer<br />

entstanden sind. Weiterhin war eine große<br />

Doline zu besichtigen. Ausgehend von der<br />

tertiären Landoberfläche entstand sie durch<br />

Verwitterungs- und Erosionsvorgänge als<br />

trichterförmige Hohlform, die heute mit<br />

braunem Lehm gefüllt ist.<br />

Als nächster Exkursionspunkt wurde der<br />

ehemalige Phonolith-Steinbruch in Niederrotweil<br />

besucht. Subvulkanisches Gestein<br />

des Kaiserstuhls ist dort aufgeschlossen,<br />

bezeichnend <strong>für</strong> den Phonolith sind bläuliche<br />

Feldspäte mit dem Namen Hauyn. Beeindruckend<br />

war der Klang beim Anschlagen<br />

der Felsen mit dem Hammer – das ist<br />

wirklich ein „Klingstein“. Neben den Felsen<br />

in dem großen, ehemaligen Steinbruch<br />

gab es eine seltene Heuschreckenart mit<br />

roten Flügelunterseiten zu bewundern.<br />

Am Nachmittag stand die Besichtigung<br />

der Kalkvorkommen des Isteiner Klotzes<br />

auf dem Programm. Helle Korallenkalke<br />

des Oberen Jura (Malm) sind in mehreren<br />

Steinbrüchen und Felsen aufgeschlossen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit verdienen knollenförmige<br />

Einlagerungen aus Jaspis, die<br />

von den Jägern der Steinzeit zur Herstellung<br />

von Jagdwaffen und Schabern verwendet<br />

wurden. Unter anderem wurden<br />

Bruchstücke von diesem Jaspisvorkommen<br />

an einem steinzeitlichen Lagerplatz bei<br />

Dreieich-Götzenhain gefunden(vgl. Mitt.<br />

Nr. 62).<br />

Der zweite Exkursionstag begann am zeitigen<br />

Vormittag mit einem Aufenthalt auf<br />

dem Aussichtsberg „Blauen“. Den Exkursionsteilnehmern<br />

bot sich ein weiter Blick<br />

bis zu den Alpen, in die Rheinebene und<br />

hinüber zu den Vogesen. Anhand geologischer<br />

Karten erläuterte Herr Dr. Greiner<br />

die geologischen Strukturen des Rheingrabens<br />

mit Bezug auf die bereits besuchten<br />

und noch vorgesehenen Besichtigungspunkte.<br />

Anschließend ging es zu einer ehemaligen<br />

Bergwerkshalde oberhalb von Badenweiler.<br />

Hier ist Gneis neben Muschelkalk<br />

aufgeschlossen und belegt eindrucksvoll<br />

den Versatz an der Störung. Weniger gut<br />

aufgeschlossen waren die Gesteinsvorkommen<br />

am nächsten Exkursionspunkt im Bereich<br />

der Badenweiler-Lenzkirch-Zone, da<strong>für</strong><br />

umso spektakulärer die geologische Interpretation:<br />

Devonische und karbonische<br />

Sedimente liegen hier in einer grabenähnlichen<br />

Struktur zwischen den Gneis- und<br />

Granitvorkommen des Nord- und Südschwarzwaldes<br />

und zeichnen eine variszische<br />

Plattengrenze nach.<br />

Nach einem kleinen Abstecher in den<br />

Bereich ehemaliger Bergwerkspingen ging<br />

es noch nach Staufen. Die kleine Stadt war<br />

2008 in die Schlagzeilen geraten, als nach<br />

Bohrungen <strong>für</strong> eine Geothermieanlage zahlreiche<br />

Risse und große Schäden an den Gebäuden<br />

des mittelalterlichen Stadtkerns entstanden<br />

waren. Ursache waren Hebungsvorgänge<br />

im Untergrund infolge der Volumenzunahme<br />

bei der Reaktion von Wasser<br />

mit Anhydrit. Bei Kaffee und Kuchen<br />

auf dem Marktplatz von Staufen fand die<br />

Exkursion ihren Abschluss.<br />

Christa Merlot<br />

14 <strong>Mitteilungen</strong> Nr. <strong>64</strong> September 2012

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