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„Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch Kinder in der Schule

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Krumm & Eckste<strong>in</strong>: Geht <strong>es</strong> <strong>Ihnen</strong> <strong>gut</strong> <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>haben</strong> <strong>Sie</strong> <strong>noch</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

• Schließlich wissen wir aus <strong>der</strong> Str<strong>es</strong>sforschung und den damit nah verwandten<br />

Forschungen über Arbeitsbelastung, dass Str<strong>es</strong>s und Überlastung physisch und psychisch<br />

krank machen (Schwarzer 1987, Jerusalem 1990, Lazarus & Folkman 1994; Projektgruppe<br />

Belastung 1998, Grob 1997, Schaarschmidt & Fischer 2001).<br />

Im Blick auf die R<strong>es</strong>ultate di<strong>es</strong>er Forschungszweige s<strong>in</strong>d die Aussagen <strong>der</strong> Eltern über die<br />

Reaktionen ihrer <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> auf das berichtete Lehrerverhalten typische Wirkungen von Gewalt<br />

und Zwang, Misshandlung, Mobb<strong>in</strong>g, Überlastung <strong>o<strong>der</strong></strong> Str<strong>es</strong>s.<br />

Es s<strong>in</strong>d Reaktionen auf Belastungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>, unter denen auch viele Lehrer leiden<br />

(Schaarschmidt & Fischer 2001). Lehrer, die den Unterrichtsstr<strong>es</strong>s nicht bewältigen, werden<br />

krank. Die wohl schlimmste Str<strong>es</strong>sfolge ist „Burnout“. Es zeigt sich bei Lehrern <strong>in</strong><br />

„Hilflosigkeit“ und „Entmutigung“ (= Emotionale Erschöpfung), „Gefühl <strong>der</strong> Unlust“,<br />

„Inter<strong>es</strong>selosigkeit“, „reduziert<strong>es</strong> Engagement“ (= Demotivation), „Unzufriedenheit mit <strong>der</strong><br />

Arbeit“ und „Gefühle <strong>der</strong> Reizbarkeit, <strong>der</strong> Sättigung, D<strong>es</strong><strong>in</strong>ter<strong>es</strong>se und Aversion gegen<br />

Schüler “ (Schaarschmidt & Fischer 2001; Schaarschmidt, Arold & Ki<strong>es</strong>chke 2000).<br />

Alle di<strong>es</strong>e Str<strong>es</strong>sreaktionen f<strong>in</strong>den sich nach den Aussagen <strong>der</strong> Eltern und Studenten auch<br />

als Auswirkungen d<strong>es</strong> berichteten Lehrerverhaltens auf Schüler. Die Str<strong>es</strong>sreaktionen <strong>der</strong><br />

Schüler dürften vor allem von jenen Lehrern ausgelöst werden, die ihre pädagogischen und<br />

didaktischen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht str<strong>es</strong>sfrei bewältigen können. (Lamude et al. 1992)<br />

In di<strong>es</strong>em Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Str<strong>es</strong>s und Überlastung von Lehrern seit<br />

vielen Jahren erforscht und öffentlich erörtert wird. Str<strong>es</strong>s und Überlastung von Schülern<br />

spielt im Vergleich dazu e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Rolle, und e<strong>in</strong>e Diskussion über die Opfer jener Lehrer,<br />

die ihren pädagogischen Berufsaufgaben nicht gewachsen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det kaum statt. 19 Das<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>er simplen Computerrecherche (Tabelle 8) illustriert das:<br />

Tabelle 8: Häufigkeit von Wortverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Google (8.11.01)<br />

„Lehrer +... „Schüler +...<br />

...krank“ 262 73<br />

...Belastung“ 117 14<br />

...Str<strong>es</strong>s“ 79 „Lehrerstr<strong>es</strong>s“ = 93 22 „Schülerstr<strong>es</strong>s“ = 57<br />

...Burnout“ 14 0<br />

...Ärger“ 15 1<br />

„...+ Mobb<strong>in</strong>g“ 0 122<br />

„...+ Gewalt“ 23 126<br />

27 = „Lehrergewalt“ 235 = „Schülergewalt“<br />

Tabelle 8 zeigt: Lehrer ersche<strong>in</strong>en vor allem als „g<strong>es</strong>tr<strong>es</strong>st“ <strong>o<strong>der</strong></strong> als „Str<strong>es</strong>sopfer“, Schüler<br />

vor allem als „soziale Str<strong>es</strong>soren“. 20<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> werden manche Lehrer und manche Schüler krank. Was krank macht, ist<br />

aber nicht „die <strong>Schule</strong>“. Was Lehrer krank macht, ist vor allem die Belastung durch<br />

19<br />

20<br />

<strong>Sie</strong> f<strong>in</strong>det immer erst dann statt, wenn Eltern <strong>es</strong> wagen, sich an die Medien zu wenden. E<strong>in</strong> Beispiel aus<br />

Salzburgs jüngster Vergangenheit ist <strong>der</strong> <strong>in</strong> Anm. 15 erwähnte Fall. Erst nachdem die Eltern aktiv wurden<br />

und ihre <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> veranlassten, den Unterricht zu b<strong>es</strong>treiken, hat die Schulaufsicht für die Schüler und Eltern<br />

e<strong>in</strong>e befriedigende Lösung gefunden.<br />

Hoos me<strong>in</strong>t: <strong>der</strong> Lehrer werde heute „auch von <strong>der</strong> G<strong>es</strong>ellschaft viel eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle d<strong>es</strong> Opfers g<strong>es</strong>ehen,<br />

als dass man ihm die Rolle e<strong>in</strong><strong>es</strong> potentiellen Täters zuschreibt. Das Problem <strong>der</strong> Lehrer s<strong>in</strong>d die Schüler;<br />

dass aber auch umgekehrt Lehrer zum Albtraum für Heranwachsende werden können, darüber redet man<br />

nicht gerne. Das Burnout-Syndrom ist e<strong>in</strong> „Privileg“ für ausgebrannte Erzieher, nicht aber für frustrierte<br />

Schüler“ (Hoos 1999, S. 32).<br />

37

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