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„Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch Kinder in der Schule

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Krumm & Eckste<strong>in</strong>: Geht <strong>es</strong> <strong>Ihnen</strong> <strong>gut</strong> <strong>o<strong>der</strong></strong> <strong>haben</strong> <strong>Sie</strong> <strong>noch</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

Und <strong>der</strong> Physikprof<strong>es</strong>sor, <strong>der</strong> ist schon e<strong>in</strong>mal von <strong>der</strong> Schulleitung gemaßregelt worden, weil er so viele<br />

Schimpfwörter wie „Arschloch“ „Trottel“ verwendet. Er darf sie jetzt nicht mehr verwenden. Mittlerweile<br />

verwendet er allerd<strong>in</strong>gs Cod<strong>es</strong> – Namen <strong>o<strong>der</strong></strong> irgendwelche Zahlen, aber die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong></strong> wissen ganz genau, was die<br />

bedeuten. Z.B. E<strong>in</strong> 99-er ist e<strong>in</strong> Arschloch. Er sagt halt jetzt nicht mehr „Arschloch“ zu e<strong>in</strong>em Schüler, son<strong>der</strong>n<br />

er wäre e<strong>in</strong> 99-er. (37310 HS/ Stufe 6)<br />

Fall 8<br />

Me<strong>in</strong>e Tochter hat e<strong>in</strong>en Fünfer auf die Mathematikschularbeit gehabt. Das war <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2. Klasse AHS. Worauf<br />

die Lehrer<strong>in</strong> sie gefragt hat, ob sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> richtigen <strong>Schule</strong> ist und gefragt, was sie <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Fächern<br />

g<strong>es</strong>chrieben hat. (50510 AHS/ Stufe 6)<br />

Fall 9<br />

Me<strong>in</strong>e Tochter wusste e<strong>in</strong>mal als E<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse e<strong>in</strong>e Antwort. Die Biologielehrer<strong>in</strong> lobte sie, dass sie<br />

ansche<strong>in</strong>end als E<strong>in</strong>zige das <strong>gut</strong> gelernt hatte. Me<strong>in</strong>e Tochter sagte darauf wahrheitsgemäß, dass sie <strong>es</strong> nicht<br />

gelernt habe, son<strong>der</strong>n die richtige Antwort e<strong>in</strong>fach so durch Nachdenken gewusst habe. Da sagte sie darauf böse:<br />

„Du sollst nicht denken, du sollst lernen.“ (59610 AHS/ Stufe 6)<br />

Fall 10<br />

"Me<strong>in</strong> Sohn Stefan hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten <strong>o<strong>der</strong></strong> zweiten Klasse Gymnasium den Klassenvorstand gebeten, etwas <strong>noch</strong><br />

e<strong>in</strong>mal zu erklären. Darauf hat <strong>der</strong> Klassenvorstand geme<strong>in</strong>t, wenn Stefan zu blöd ist, und wenn auch se<strong>in</strong>e<br />

Eltern zu blöd s<strong>in</strong>d, um ihm zu helfen, dann braucht er ja nicht <strong>in</strong>s Gymnasium zu gehen. Das sei e<strong>in</strong>e freiwillige<br />

<strong>Schule</strong> und man habe nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nachzufragen; dazu sei er nicht da. Ich habe das schlimm gefunden,<br />

und das hat Stefan auch sehr gekränkt." (54310 AHS/ Stufe 5 <strong>o<strong>der</strong></strong> 6)<br />

Fälle aus Oberstufe AHS und BHS: Schulstufe 10-12/13<br />

Fall 11<br />

E<strong>in</strong> Lehrer hat me<strong>in</strong>e Tochter <strong>in</strong> ihrem Drang, etwas aus dem Unterricht herausholen zu wollen, gebremst. Er hat<br />

sie quasi nie<strong>der</strong>gemacht, sie bräuchte sich nicht darum zu kümmern – er würde das schon machen. Zum Beispiel<br />

bei <strong>der</strong> Wien-Woche: Gemacht hat er dann nichts.<br />

Interviewer<strong>in</strong>: "Was wollte de<strong>in</strong>e Tochter denn <strong>in</strong> Bezug auf die Wien-Woche machen?" <strong>Sie</strong> wollte mitg<strong>es</strong>talten<br />

und vorausplanen, was sie sich <strong>in</strong> Wien anschauen, um Vorfreude dabei zu <strong>haben</strong>. Er hat das e<strong>in</strong>er Agentur<br />

überlassen und sich durch ihre Vorschläge g<strong>es</strong>tört gefühlt. Er hat sie <strong>in</strong> ihrem Tatendrang ausgebremst. (54210<br />

AHS/ Stufe 10)<br />

Fall 12<br />

Me<strong>in</strong>e Tochter schrieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik Schularbeit e<strong>in</strong> „Sehr <strong>gut</strong>“. Der Lehrer sprach sie daraufh<strong>in</strong> nur mehr<br />

mit Herr Brunner an. Da Frauen ja <strong>in</strong> Mathematik nicht <strong>gut</strong> se<strong>in</strong> können. Als sie nun kürzlich ke<strong>in</strong> „Sehr <strong>gut</strong>“<br />

schrieb, sagte <strong>der</strong> Lehrer, dass di<strong>es</strong> ja zu erwarten war, dass <strong>es</strong> selbstverständlich ist, dass Mädchen schlecht <strong>in</strong><br />

Mathematik s<strong>in</strong>d, und dass das "Sehr <strong>gut</strong>" sicher nur e<strong>in</strong> Ausrutscher war. (5310 AHS/ Stufe 11)<br />

Fall 13<br />

Me<strong>in</strong>e ältere Tochter b<strong>es</strong>uchte die Holzfachschule, die hauptsächlich <strong>noch</strong> von Burschen b<strong>es</strong>ucht und von<br />

männlichen Lehrern geführt wird, also e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Männerdomäne herrscht vor. Ganz egal, was für Leistungen sie<br />

erbracht hat, sie wurde aufgrund ihr<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chlecht<strong>es</strong> beurteilt. Die gängige Auffassung an di<strong>es</strong>er <strong>Schule</strong> ist <strong>noch</strong>,<br />

dass Mädchen <strong>in</strong> di<strong>es</strong>er Branche nichts verloren <strong>haben</strong> und di<strong>es</strong> wurde ihr verbal und nonverbal zu verstehen<br />

gegeben. Me<strong>in</strong>e Tochter verbrachte e<strong>in</strong>e schlimme Zeit. Am Ende hat sie sich <strong>in</strong> den Mittagspausen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Toilette e<strong>in</strong>g<strong>es</strong>perrt, um dem Mobb<strong>in</strong>g zu entfliehen. Nach 2 Jahren hat sie die <strong>Schule</strong> abgebrochen. G<strong>in</strong>g das<br />

Mobb<strong>in</strong>g von allen Lehrern aus? Von allen nicht – aber von <strong>gut</strong> 2/3 <strong>der</strong> Lehrer kamen e<strong>in</strong>deutige<br />

diskrim<strong>in</strong>ierende Aussagen. Hilfe konnten wir uns aber von niemand erwarten. (13810 BHS/ Stufe 11)<br />

Fall 14<br />

Me<strong>in</strong>e Tochter hatte <strong>in</strong> Chemie auf zwei T<strong>es</strong>ts die Noten 1 und 2. <strong>Sie</strong> ließ sich kurz nach dem zweiten T<strong>es</strong>t<br />

prüfen, um sich auf e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>ser zu verb<strong>es</strong>sern, denn sie wollte ihre Note aus dem Sem<strong>es</strong>terzeugnis beibehalten.<br />

Nach <strong>der</strong> Prüfung sagte <strong>der</strong> Lehrer: „Ja, das geht jetzt <strong>in</strong> Ordnung.“ Ca. zwei Wochen vor <strong>der</strong> Zeugnisvergabe<br />

wurden <strong>in</strong> Chemie die Noten verl<strong>es</strong>en, da sagte <strong>der</strong> Lehrer, sie bekäme e<strong>in</strong>en Zweier. E<strong>in</strong>ige von ihren Klassenkolleg<strong>in</strong>nen<br />

ließen sich <strong>noch</strong> auf e<strong>in</strong>e b<strong>es</strong>sere Note prüfen, sie wollte sich auch <strong>noch</strong> e<strong>in</strong>mal prüfen lassen, aber<br />

sie durfte nicht. (311010 BHS/ Stufe 12)<br />

Was die Eltern <strong>in</strong> den Interviews aussagten, deckt sich mit den schriftlichen Berichten <strong>der</strong><br />

Studenten: Es f<strong>in</strong>den sich alle Ersche<strong>in</strong>ungsformen d<strong>es</strong> Mobb<strong>in</strong>gs, die <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt <strong>der</strong> Erwachsenen b<strong>es</strong>chrieben wurden:<br />

• Zuschreibungen unerwünschter Eigenschaften / Vorurteile<br />

„Schaut andauernd <strong>in</strong> die Luft“ (1), „blöd“ (4), „ist fürchterlich“ (7); „bist du an <strong>der</strong> richtigen<br />

<strong>Schule</strong>?“ (8); „als Mädchen fehl am Platz“ (13).<br />

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