Jahresbericht 2008 - pioniere - der verein
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Aktuelle Publikationen<br />
lebenden Arbeitern immer wie<strong>der</strong> zu Schlägereien<br />
und an<strong>der</strong>en Unruhen. Diese eskalierten<br />
im Juli 1875 in Göschenen zum Streik.<br />
Beim Versuch, diesen nie<strong>der</strong>zuschlagen,<br />
erschossen die überfor<strong>der</strong>ten Ordnungskräfte<br />
vier Arbeiter. Gleichzeitig geriet Favre<br />
in Geld- und Zeitnot. Den überhöhten<br />
Vorgaben seiner Auftraggeber vermochte<br />
er nicht nachzukommen – auch, weil das<br />
Gestein des Gotthard sich als tückisch erwies<br />
und ihm immer wie<strong>der</strong> böse Überraschungen<br />
bereitete.<br />
Trotzdem blieb Louis Favre Optimist und<br />
kämpfte weiter. Wenn erst einmal <strong>der</strong> Durchstich<br />
erreicht wäre, würde sich schon alles<br />
richten, so hoffte er. Doch <strong>der</strong> immense<br />
Druck belastete auch den lebensfrohen Selfmademan:<br />
Immer häufiger klagte er über<br />
Schwindel o<strong>der</strong> Schwäche. Am 19. Juli 1879<br />
schliesslich führte er einen befreundeten<br />
Ingenieur in den Tunnel. Nach einiger Zeit<br />
bat er diesen, ein Stück vorzugehen, er<br />
werde folgen. Als Favre auf die Rufe seines<br />
Freundes nicht antwortete, lief dieser zurück<br />
und fand den Ingenieur sitzend im Tunnel,<br />
den Kopf nach vorne gelehnt: Ein plötzlicher<br />
Herzanfall hatte ihn im Alter von nur<br />
53 Jahren getötet. Den ersehnten Durchschlag<br />
am 28. Februar 1880 erlebte Louis<br />
Favre also nicht mehr.<br />
Eingang des Gotthardtunnels in Göschenen.<br />
Favre: Strahlen<strong>der</strong> Held<br />
o<strong>der</strong> skrupelloser Glücksritter?<br />
Hans G. Wägli führt die Leser in <strong>der</strong> reich<br />
bebil<strong>der</strong>ten Publikation auf die Spuren des<br />
charmanten Genfers, von seinen Anfängen<br />
als Lehrbub bis hin zur Leitung eines <strong>der</strong><br />
grössten europäischen Tiefbauprojekte. Die<br />
immensen Leistungen Louis Favres werden<br />
ebenso offengelegt wie seine Defizite,<br />
die letztlich auch zu seinem Scheitern führten.<br />
Denn er war we<strong>der</strong> ein strahlen<strong>der</strong><br />
Held noch ein skrupelloser Glücksritter.<br />
Trotzdem hat er letztlich triumphiert – als<br />
Mann, <strong>der</strong> europäische Verkehrsgeschichte<br />
geschrieben hat.