Jahresbericht 2008 - pioniere - der verein

Aktuelle Publikationen
neu ernannten Kaiserlichen Gouverneur von
Süddeutschland – und Chef der Reichsfestung
Ulm – um eine Audienz. Dieser war
schockiert, zu erfahren, dass ein ausländischer
Unternehmer über die Geheimpläne
des Reichsfestungswerks, der Kasematten
und der gelegten Minen verfügte. Indes
gelang es Kummler, den Gouverneur von
seiner Vertrauenswürdigkeit zu überzeugen,
so dass er nach Abgabe einer Ehrenerklärung
die Leitungsbauarbeiten abschliessen durfte.
Die Arbeit in Kriegszeiten blieb ein heikler
diplomatischer Balanceakt – war Kummler &
Sauerländer doch auch in Frankreich, dem
Kriegsgegner Deutschlands, aktiv. Auf Druck
der Franzosen war er 1916 gezwungen, die
Stuttgarter Filiale zur «Gesellschaft für Elektrische
Anlagen mbH» umzugründen und
damit in eine unabhängige Firma umzuwandeln.
Faktisch blieb das neue Unternehmen
dem Aarauer Mutterhaus jedoch eng verbunden.
Nach dem Ende des Krieges konnte
dies auch wieder offen dargestellt werden –
in Form eines Gesellschaftervertrags.
Bitteres Ende – aus dem
eigenen Unternehmen gedrängt
Trotz seinem immensen Engagement, seinem
diplomatischen Geschick und seinem grossen
Fachwissen nahm die Ära Kummler ein bitteres
Ende: Der Firmengründer wurde im Laufe
der 20er-Jahre zunehmend aus dem Unternehmen
gedrängt, 1928 schliesslich durch
Intrigen komplett kaltgestellt. Er verlor seine
Stellung und sein Vermögen.
Doch sein Lebenswerk wurde weitergeführt:
Der Leitungsbau wurde sowohl im
Schweizer Stammhaus als auch in der ehemaligen
deutschen Filiale weiter betrieben,
die später zur GAH Heidelberg wurde. Beide
Unternehmungen sind nun unter dem Dach
der Schweizer Atel wiedervereinigt.
Gittermastenleitung Ulm-Trochtelfingen
1915 durch Kummler & Matter, Stuttgart,
für den Bezirksverband Oberschwäbischer
Elektrizitätswerke Biberach (O.E.W.) erstellt.